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2.2 Fahrerverhalten an Entscheidungspunkten<br />

Ergänzend zu den beschriebenen Modellvorstellungen existieren zahlreiche Studien zur<br />

Ermittlung der menschlichen Reiz-Reaktions-Zeit als Maß für die Dauer des menschlichen<br />

Informationsverarbeitungsprozesses. Die Reiz-Reaktions-Zeit beginnt mit dem<br />

Zeitpunkt, zu dem der Fahrer ein Objekt oder einen Zustand erstmalig wahrnimmt und<br />

endet mit der ersten erkennbaren Reaktion. Die in verschiedenen Studien ermittelte<br />

Reiz-Reaktions-Zeit variiert gemäß Olson und Farber 104 zwischen 0,5 s und 3,5 s und<br />

liegt in seltenen Fällen auch darüber. Green 105 nennt fünf Haupteinflussfaktoren auf die<br />

Reiz-Reaktionszeit. Dies sind die Erwartungshaltung (“expectation”), die Dringlichkeit<br />

(“urgency”), das Alter (“age”), das Geschlecht („sex“) und die kognitive Beanspruchung<br />

(„cognitive load“). Der bedeutendste dieser Einflussfaktoren ist gemäß Green 106 die<br />

Erwartungshaltung, die er in drei Kategorien einteilt. Demnach kann eine Situation für<br />

den Fahrer erwartet („expected”), unerwartet („unexpected“) oder überraschend<br />

(„surprised“) sein. Je nach Kategorie variiert die Reiz-Reaktions-Zeit in den von Green<br />

durchgeführten Studien zwischen 0,7 s und 1,5 s. Zudem ist zu beobachten, dass Fahrer<br />

die zur Verfügung stehende Zeit für die Entscheidungsfindung ausnutzen, auch wenn<br />

diese länger als 1,5 s ist.<br />

Diese Studien besitzen zunächst nur für die konventionelle Fahrzeugführung Gültigkeit<br />

und können demnach nicht ohne Weiteres auf das CbW-Konzept übertragen werden.<br />

Der Fokus dieser Studien liegt meist auf der Betrachtung von Einzelereignissen, wie<br />

beispielsweise der Reaktion auf ein plötzlich auftretendes Hindernis. Dies entspricht<br />

nicht der gesamten Informationsvielfalt, die während der Entscheidungsfindung bezüglich<br />

einer Passage von Entscheidungspunkten auftreten kann. Zudem kann angenommen<br />

werden, dass sich der Fahrer eines CbW-Fahrzeugs über die zu treffende Entscheidung<br />

während der Annäherung an einen Entscheidungspunkt bewusst ist. Diese Studien<br />

erlauben dennoch eine grobe Abschätzung des Zeitbedarfs eines menschlichen Fahrers<br />

für die Entscheidungsfindung.<br />

Im Rahmen dieser Arbeit wird der Entscheidungsprozess hinsichtlich der Ausführbarkeit<br />

von Manövern in unterschiedlichen Szenarien betrachtet. Dieser Prozess erfordert<br />

von dem menschlichen Fahrer und je nach Automationsgrad von der Automation die<br />

Verarbeitungsschritte der Perzeption (Wahrnehmung des Fahrzeugumfelds), der Kognition<br />

(Interpretation des Fahrzeugumfelds und Entscheidungsfindung) sowie der Ableitung<br />

und Ausführung einer Handlung (Kommunikation der Entscheidung über die<br />

Mensch-Maschine-Schnittstelle). Die für diese Prozessschritte erforderliche Zeit wird<br />

im Folgenden, gemäß der Aufgabe des Fahrers und der Automation, als Entscheidungsbeziehungsweise<br />

Reaktionszeit bezeichnet.<br />

104 Olson et al. (2003): Forensic aspects of driver perception and response, S. 315<br />

105 Green (2000): How Long Does It Take to Stop?<br />

106 Green (2000): How Long Does It Take to Stop?, S. 203<br />

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