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Theoretische Grundlage müssten die Probanden jedes einzelne Item in Gedanken durchgehen und mit dem dargebotenen vergleichen. Hierbei handelt es sich um eine kognitive Operation, die jedoch nur dann stattfindet, wenn die Erfolgsaussichten auf der sensomotorischen Ebene zu gering sind. Wie lassen sich die Befunde von Kotchoubey und Kollegen nun auf die beiden in der vorliegenden Studie verwendeten Untersuchungsparadigmen übertragen? Beim Flanker-Paradigma scheint die Zuordnung noch recht einfach. Der Proband erhält alle notwendigen Informationen, die er für die Reaktion braucht, durch den visuellen Reiz. Die Schwierigkeit besteht sozusagen darin, nur den reaktionsrelevanten Reiz, also den in der Mitte dargebotenen, zur Handlungsinitiierung zu verwenden. Dieser Prozess sollte nach Kotchoubey auf der sensomotorischen Ebene stattfinden. Beim Stroop-Paradigma ist die Aufgabe etwas komplexer. Hier sind prinzipiell ebenfalls alle für die Reaktion relevanten Informationen durch den Reiz gegeben. Das Problem beim Stroop-Paradigma besteht darin, dass die Information, die wir über das Lesen des Wortes erhalten, unser Informationsverarbeitungssystem schneller oder zumindest gleichschnell erreicht, wie die Information über die Wortfarbe. Die Differenzierung, welche dieser beiden Informationen relevant für die Einleitung der Handlung ist, ist eine Aufgabe, die auf sensomotorischer Ebene nicht mehr zu lösen ist. An dieser Stelle sind „höhere“ kognitive Prozesse notwendig, um dieses Problems zu lösen. Der Unterschied zwischen diesen beiden Paradigmen besteht demzufolge darin, welche Informationsverarbeitungsprozesse beteiligt sind. Das Flanker-Paradigma sollte nach Kotchoubey vor allem sensomotorische Prozesse beanspruchen, wohingegen das Stroop-Paradigma auch kognitive Prozesse beansprucht. Des Weiteren leitet sich aus der Annahme Kotchoubeys ab, dass Prozesse auf der sensomotorischen Ebene eher automatisch und unbewusst ablaufen, da die Aufmerksamkeitsablenkung beim Flanker- Paradigma implizit stattfindet. Die Prozesse auf der kognitiven bzw. exekutiven Ebenescheinen eher bewusst abzulaufen, da die Aufmerksamkeitsablenkung im Stroop- Paradigma explizit abläuft. Nachdem anhand der Theorie von Kotchoubey der Unterschied zwischen dem Stroop- und dem Flanker-Paradigma erläutert wurde, bleibt zuletzt zu klären, weswegen diese beiden Forschungsparadigmen zusammen mit ADHS bei Erwachsenen angewandt werden. In Kapitel 1.3 wurde bereits deutlich, dass Erwachsene mit einer ADHS offensichtlich ein Defizit im Bereich der selektiven Aufmerksamkeit haben. Anhand der Ergebnisse von Studien zu dem Thema Autofahren und ADHS wurde des Weiteren deutlich, dass die Patienten vor allem Schwierigkeit darin zu haben scheinen, irrelevante Reize auszublenden. Dieses Defizit zeichnet sich experimentalpsychologisch bei den Befunden zu Studien ab, die die Leistung von Erwachsenen mit einer ADHS bei Inkompatibilitätsaufgaben untersuchen. Diese Studien zeigen, dass der Inkongruenzeffekt bei ADHS-Patienten größer ist als bei Gesunden. Wie bei den Studien zum Autofahren, so ist auch die Herausforderung bei diesen Aufgaben, reaktionsrelevante Reize zu verarbeiten und diese Verarbeitung nicht von Störreizen 29
Theoretische Grundlage beeinflussen zu lassen. Dabei findet die Verarbeitung beim Flanker-Paradigma eher auf der sensomotorischen Ebene statt und die Verarbeitung beim Stroop-Paradigma auf der kognitiven bzw. exekutiven Ebene. Da es sich beim Autofahren um eine gut geübte Tätigkeit handelt und die meisten Informationen wie z.B. Abstand zum vorderen Fahrzeug oder Geschwindigkeitslimitierung automatisch wahrgenommen und verarbeitet werden, liegt die Annahme nahe, dass Autofahren zum größten Teil auf der sensomotorischen Ebene stattfindet. Es stellt sich die Frage, ob bei Erwachsenen mit einer ADHS die sensomotorische Verarbeitung bzw. Aufmerksamkeitslenkung stärker beeinträchtigt ist als die exekutive Verarbeitung bzw. Aufmerksamkeitslenkung. Dieser Frage soll in der vorliegenden Studie nachgegangen werden. 30
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Theoretische Grundlage<br />
müssten die Probanden jedes einzelne Item in Gedanken durchgehen und mit dem<br />
dargebotenen vergleichen. Hierbei handelt es sich um eine kognitive Operation, die<br />
jedoch nur dann stattfindet, wenn die Erfolgsaussichten auf der sensomotorischen<br />
Ebene zu gering sind.<br />
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der vorliegenden Studie verwendeten Untersuchungsparadigmen übertragen? Beim<br />
Flanker-Paradigma scheint die Zuordnung noch recht einfach. Der Proband erhält alle<br />
notwendigen Informationen, die er für die Reaktion braucht, durch den visuellen Reiz.<br />
Die Schwierigkeit besteht sozusagen darin, nur den reaktionsrelevanten Reiz, also den in<br />
der Mitte dargebotenen, zur Handlungsinitiierung zu verwenden. Dieser Prozess sollte<br />
nach Kotchoubey auf der sensomotorischen Ebene stattfinden. Beim Stroop-Paradigma<br />
ist die Aufgabe etwas komplexer. Hier sind prinzipiell ebenfalls alle für die Reaktion<br />
relevanten Informationen durch den Reiz gegeben. Das Problem beim Stroop-Paradigma<br />
besteht darin, dass die Information, die wir über das Lesen des Wortes erhalten, unser<br />
Informationsverarbeitungssystem schneller oder zumindest gleichschnell erreicht, wie<br />
die Information über die Wortfarbe. Die Differenzierung, welche dieser beiden<br />
Informationen relevant für die Einleitung der Handlung ist, ist eine Aufgabe, die auf<br />
sensomotorischer Ebene nicht mehr zu lösen ist. An dieser Stelle sind „höhere“ kognitive<br />
Prozesse notwendig, um dieses Problems zu lösen. Der Unterschied zwischen diesen<br />
beiden Paradigmen besteht demzufolge darin, welche<br />
Informationsverarbeitungsprozesse beteiligt sind. Das Flanker-Paradigma sollte nach<br />
Kotchoubey vor allem sensomotorische Prozesse beanspruchen, wohingegen das<br />
Stroop-Paradigma auch kognitive Prozesse beansprucht. Des Weiteren leitet sich aus der<br />
Annahme Kotchoubeys ab, dass Prozesse auf der sensomotorischen Ebene eher<br />
automatisch und unbewusst ablaufen, da die Aufmerksamkeitsablenkung beim Flanker-<br />
Paradigma implizit stattfindet. Die Prozesse auf der kognitiven bzw. exekutiven<br />
Ebenescheinen eher bewusst abzulaufen, da die Aufmerksamkeitsablenkung im Stroop-<br />
Paradigma explizit abläuft.<br />
Nachdem anhand der Theorie von Kotchoubey der Unterschied zwischen dem<br />
Stroop- und dem Flanker-Paradigma erläutert wurde, bleibt zuletzt zu klären, weswegen<br />
diese beiden Forschungsparadigmen zusammen mit ADHS bei Erwachsenen angewandt<br />
werden. In Kapitel 1.3 wurde bereits deutlich, dass Erwachsene mit einer ADHS<br />
offensichtlich ein Defizit im Bereich der selektiven Aufmerksamkeit haben. Anhand der<br />
Ergebnisse von Studien zu dem Thema Autofahren und ADHS wurde des Weiteren<br />
deutlich, dass die Patienten vor allem Schwierigkeit darin zu haben scheinen, irrelevante<br />
Reize auszublenden. Dieses Defizit zeichnet sich experimentalpsychologisch bei den<br />
Befunden zu Studien ab, die die Leistung von Erwachsenen mit einer ADHS bei<br />
Inkompatibilitätsaufgaben untersuchen. Diese Studien zeigen, dass der<br />
Inkongruenzeffekt bei ADHS-Patienten größer ist als bei Gesunden. Wie bei den Studien<br />
zum Autofahren, so ist auch die Herausforderung bei diesen Aufgaben,<br />
reaktionsrelevante Reize zu verarbeiten und diese Verarbeitung nicht von Störreizen<br />
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