PDF 5.373kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
PDF 5.373kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
PDF 5.373kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Psychophysiologie der Inkompatibilitätsaufgaben<br />
1.5 Psychophysiologie der Inkompatibilitätsaufgaben<br />
Die Störung der Aufmerksamkeit, wie sie bei Inkompatibilitätsaufgaben<br />
stattfindet, hat Korrelate auf der Verhaltens- als auch auf der Elektrophysiologischen-<br />
Ebenen. Die Korrelate auf der Verhaltensebene wie Reaktionszeit (RZ) oder Fehlerraten<br />
wurden bereits kurz beschrieben. Anhand dieser Korrelate ist es jedoch schwer,<br />
Aussagen über Informationsverarbeitungsprozesse zu treffen, die möglicherweise bei<br />
solchen Inkompatibilitätsaufgaben beteiligt sind. Das EEG hingegen kann bei dieser Art<br />
von Aufgaben unterschiedliche Aufmerksamkeitsmechanismen differenziert erfassen.<br />
Die kognitive Verarbeitung von aufgabenirrelevanten, störenden oder nicht beachteten<br />
Stimuli lässt sich anhand der verschiedenen Komponenten der ereigniskorrelierten<br />
Potentiale (EKP) abbilden (Kotchoubey, 2006). EKP können als Manifestationen der<br />
Gehirnaktivität betrachtet werden, die im Rahmen der Reaktion auf ein bestimmtes<br />
Ereignis oder in der Vorbereitung auf ein bestimmtes Ereignis auftreten (Coles, Gratton,<br />
& Fabiani, 1990). Ein besonderer Vorteil ist die hohe zeitliche Auflösung des EEG. Diese<br />
Potentiale werden annähernd im selben Augenblick erfasst, in dem die Person einen<br />
bestimmten Reiz wahrnimmt oder eine bestimmte Handlung vorbereitet macht. Für die<br />
vorliegende Studie sind drei EKP von zentraler Bedeutung und sollen daher im weiteren<br />
Verlauf separat dargestellt werden: Die P300-Latenz, das Lateralisierte<br />
Bereitschaftspotential (Lateralized Readiness Potential (LRP)) und die<br />
Fehlernegativierung (Error Related Negativity (ERN)).<br />
1.5.1 Die P300-Latenz<br />
Die P300 ist eine Komponente die ca. 300 ms nach der Darbietung eines<br />
Stimulus eine maximale Amplitude hat. Sie bildet den Prozess der Stimulusevaluation ab.<br />
Diese Komponente tritt mit größerer Amplitude auf, wenn ein Reiz nicht den<br />
Erwartungen entspricht und als Folge das gespeicherte Reizmuster korrigiert werden<br />
muss (Birbaumer & Schmidt, 2010). Die Zeit, die für den Prozess der Stimulusevaluation<br />
benötigt wird, manifestiert sich in der P300-Latenz(Duncan-Johnson, 1981; Magliero,<br />
Bashore, Coles, & Donchin, 1984). Diese Latenz ist stärker davon abhängig, wie leicht ein<br />
Reiz identifiziert werden kann und weniger davon, wie groß die Inkompatibilität<br />
zwischen Reiz und Reaktion ist (Magliero, et al., 1984).<br />
Der Befund von Magliero et al.(1984) lässt sich auf das Stroop-Paradigma<br />
übertragen. Die Schwierigkeit im Stroop-Paradigma besteht, wie bereits weiter oben<br />
beschrieben, in der Inkompatibilität zwischen Wortbedeutung und Wortfarbe und nicht<br />
in der Schwierigkeit, den Stimulus zu identifizieren (Ilan & Polich, 1999). Die P300-Latenz<br />
in einem manuellen Stroop-Task variiert nach Ilan und Polich (1999) daher auch nicht<br />
mit den Bedingungen (kongruent, inkongruent und neutral) trotz der Tatsache, dass die<br />
Autoren einen Stroop-Effekt fanden und die RZ in der kongruenten Bedingung signifikant<br />
kürzer als in der inkongruenten Bedigung war. Die Autoren gehen daher davon aus, dass<br />
der Unterschied der RZ zwischen den Bedingungen „kongruent“ und „inkongruent“ auf<br />
18