PDF 5.373kB - TOBIAS-lib - Universität Tübingen
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Diagnostik der ADHS im Erwachsenenalter<br />
Anstehen(Rösler & Retz, 2006). Als typisch für Erwachsene mit einer ADHS gelten ferner<br />
eine vermehrte Reizoffenheit, Konzentrationsstörungen, leichte Ablenkbarkeit,<br />
schlechtes Zeitmanagement. Folge dieser Symptome sind sekundäre Probleme wie<br />
häufige Wechsel des Arbeitsplatzes, Partnerschaftsprobleme und finanzielle<br />
Schwierigkeiten. Aus den unter diesem Punkt genannten Veränderungen des<br />
Erscheinungsbildes der ADHS ergeben sich zwei konkrete Schwierigkeiten. Die erste<br />
offensichtliche Schwierigkeit liegt darin, dass es bislang trotz zahlreicher diagnostischer<br />
Verfahren für die ADHS im Erwachsenenalter keinen diagnostischen Standard gibt. So<br />
kann die Diagnose beispielsweise nach den Wender-Utah-Kriterien vergeben werden<br />
oder nach den DSM-IV Kriterien (McGough & Barkley, 2004). Beide Verfahren finden in<br />
der Wissenschaft häufige Anwendung, unterscheiden sich jedoch in ihrem<br />
diagnostischen Ergebnis. So sind beispielsweise die Wender-Utah-Kriterien restriktiver,<br />
weil sie als notwendige Bedingung für die Vergabe der Diagnose das Vorhandensein von<br />
Symptomen der Unaufmerksamkeit und der Hyperaktivität/Impulsivität voraussetzen.<br />
Dies hat zur Folge, dass mit diesen Kriterien ausschließlich der kombinierte Typus<br />
diagnostiziert wird. Nach den DSM-IV Kriterien ist es jedoch auch möglich, den<br />
vorwiegend unaufmerksamen Typus zu diagnostizieren. Eine Aussage über die<br />
entwicklungsbezogene Veränderung von Symptomen ist dann nicht möglich(McGough &<br />
Barkley, 2004). Das DSM-IV betreffend ist darüber hinaus zu erwähnen, dass spezifische<br />
Diagnosekriterien für eine ADHS im Erwachsenenalter bislang fehlen. Dementsprechend<br />
wurde die Reliabilität und die Validität des diagnostischen Konzepts der ADHS im<br />
Erwachsenenalter durch die Expertengruppe der WHO und der American Psychiatric<br />
Association in Feldstudien bislang nicht gesichert (Rösler & Retz, 2006).Die zweite<br />
Schwierigkeit betrifft einen eher praktischen Aspekt. Im Erwachsenenalter scheinen sich<br />
mehr Symptome auf einer intrapsychischen Ebene abzuspielen. So weicht beispielsweise<br />
die Hyperaktivität einem Gefühl der inneren Unruhe. Dies ist im Vergleich zu<br />
beobachtbarem Verhalten wesentlich schwerer zu erfassen und zu beurteilen.<br />
Zu 3.) Der dritte und letzte Punkt bezieht sich wiederum mehr auf einen<br />
praktischen Anteil. Differentialdiagnostische Überlegungen müssen in jedem<br />
diagnostischen Prozess angestellt werden. Die konkrete Schwierigkeit, die sich bei der<br />
ADHS ergibt, liegt in der Ähnlichkeit der Symptome zu anderen psychischen<br />
Erkrankungen. So berichten depressive Patienten beispielsweise auch, unter<br />
Konzentrationsstörung, motorischer Unruhe oder Entscheidungsschwierigkeiten zu<br />
leiden. Patienten mit Angststörungen leiden ebenfalls unter Unruhe und Anspannung.<br />
Die Symptomatik von Patienten mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung hat<br />
sonders? viele Gemeinsamkeiten mit der einer ADHS: Konzentrationsstörungen,<br />
impulsives Verhalten, Wutausbrüche und Stimmungsschwankungen. Bei Patienten, die<br />
unter einer Substanzabhängigkeit leiden können in Phasen, in denen nicht konsumiert<br />
wird, ADHS-typische Symptome mit Entzugssymptomen vermischt, bzw. verwechselt<br />
werden. In Phasen in denen konsumiert wird, ist wiederum die dämpfende Wirkung des<br />
Alkohols zu berücksichtigen. Am Beispiel einer komorbiden Alkoholabhängigkeit, aber<br />
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