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Zur Entladungscharakteristik und Stoffwandlung im ...

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I Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1<br />

I<br />

Einleitung<br />

Die Möglichkeit chemischer <strong>Stoffwandlung</strong>en <strong>im</strong> nichtthermischen Plasma ist bereits seit<br />

dem 18. Jahrh<strong>und</strong>ert bekannt. Schon 1785 beschäftigte sich v. Marum mit dem bei elektrischen<br />

Entladungen in Luft auftretenden typischen Geruch. 1796 erhielten holländische<br />

Chemiker eine ölige Substanz als sie Ethylen einer Funkenentladung aussetzten [1]. Nachdem<br />

Schönbein um 1840 das Ozon entdeckte, begann Siemens 1857 mit der Produktion<br />

der ersten Plasmaanlage <strong>im</strong> technischen Maßstab - dem Ozonisator [2]. Weitere Anwendungsgebiete<br />

des nichtthermischen Plasmas eröffneten sich mit der Entwicklung von Gasentladungslampen,<br />

die bis heute für Beleuchtungszwecke eingesetzt werden. In jüngerer<br />

Zeit gewinnt die Plasmabehandlung von Oberflächen, mit deren Hilfe best<strong>im</strong>mte Eigenschaften<br />

wie etwa der Benetzungsgrad oder die Oberflächenrauhigkeit gezielt verändert<br />

werden können[3], zunehmend an Bedeutung.<br />

Obwohl in der Vergangenheit verschiedene plasmachemische Verfahren z. T. bis zur Produktionsreife<br />

gebracht wurden (NH 3 -Synthese [4], Acetylen-Synthese <strong>im</strong> Schoch-Prozeß<br />

[5], [6]), stellt bis heute die Produktion von Ozon, welches vorrangig zur Wasserentke<strong>im</strong>ung<br />

verwendet wird, die bedeutendste Plasmaanwendung dar. Dabei liegt der Gedanke<br />

der Nutzung des nichtthermischen Plasmas zur chemischen <strong>Stoffwandlung</strong> auf der Hand.<br />

Plasmaverfahren können technisch kompakt <strong>und</strong> einfach umgesetzt werden <strong>und</strong> benötigen<br />

keine Warmlaufphase. In der aktiven“ Zone eines Plasmareaktors entstehen infolge<br />

”<br />

von Elektron-Molekül-Wechselwirkungen reaktive Spezies, die befähigt sind, bereits unter<br />

Umgebungstemperatur Reaktionen zu initiieren, die normalerweise erst bei wesentlich<br />

höheren Temperaturen ablaufen. Allerdings steht diesem Vorteil entgegen, daß die <strong>im</strong><br />

Plasma gebildeten reaktiven Spezies aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Anregungsenergie in der Regel<br />

unselektiv reagieren. Diese Eigenschaft wirkt der Realisierung einer Stoffsynthese, bei<br />

der die ausschließliche Bildung eines Zielproduktes angestrebt wird, direkt entgegen. Eine<br />

Steigerung der Selektivität läßt sich nur durch meist empirische plasmakatalytische Maßnahmen,<br />

die den Einsatz eines Sensibilisators bedingen, realisieren [7].<br />

Seit einigen Jahren entsteht ein völlig neues Einsatzgebiet des nichtthermischen Plasmas<br />

auf dem Sektor der Abgasreinigung. Hervorgehoben sei hier die Beseitigung von Geruchsbelastungen,<br />

wie sie beispielsweise in der Lebensmittelindustrie oder in der Tierhaltung<br />

auftreten. Einige dieser geruchsverursachenden Stoffe werden vom Menschen in extrem<br />

kleinen Mengen wahrgenommen. Oft führt bereits eine geringe chemische Veränderung<br />

der betreffenden Substanzen zu einer deutlichen Geruchsabschwächung. Im Gegensatz<br />

zur Synthese, bei der man zur Produktgewinnung den Ablauf eines best<strong>im</strong>mten Reakti-


2. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .I Einleitung<br />

onspfades gewährleisten muß, kann die plasmachemische Deodorierung durch eine Vielzahl<br />

von Reaktionswegen bewirkt werden. Die geringe Selektivität der Umsetzungsprozesse <strong>im</strong><br />

Plasma stellt daher kein Problem dar.<br />

Gegenwärtig wird versucht, nichtthermische Plasmaverfahren als Alternative zu bestehenden<br />

Abgasreinigungstechniken in Bereichen der Abluftbehandlung zu etablieren:<br />

• Beseitigung von SO 2 <strong>und</strong> NO X aus Rauchgas [8]-[12]<br />

• Entstickung von Kfz-Abgasen [13],[14],[15]<br />

• Reinigung von mit organischen Stoffen beladenen Industrieabgasen [16]-[20]<br />

• Zerstörung von gasförmigen toxischen Substanzen [21]-[23]<br />

• Plasmaunterstützung biologischer Verfahren [24].<br />

Bislang wurde für derartige Anwendungen der Einsatz von Barrierenentladungs-, Korona-,<br />

Mikrowellen- <strong>und</strong> Elektronenstrahlverfahren untersucht, wobei zur Einschätzung der erreichten<br />

Umsatzleistung in der Regel folgende Größen verwendet werden.<br />

• Spezifischer Energieeintrag:<br />

w el = P W<br />

˙V<br />

• Umsatz (oder auch Abbau) des Schadstoffes:<br />

[ J<br />

l ; W h ]<br />

m 3<br />

(I.1)<br />

• Ausbeute an CO X :<br />

ν. . . Anzahl der Kohlenstoffatome <strong>im</strong> Molekül S<br />

U = ṅ0 S − ṅ S<br />

ṅ 0 S<br />

A COX = (ṅ CO − ṅ 0 CO) + ( ṅ CO2 − ṅ 0 CO 2<br />

)<br />

ν · ṅ 0 S<br />

Die Betriebskosten von Plasmaanlagen ergeben sich in erster Linie aus dem Verbrauch an<br />

Elektroenergie. Damit kommt der energetischen Verfahrensbewertung, für die bislang die<br />

folgenden Kenngrößen herangezogen werden, eine besondere Bedeutung zu.<br />

• G-Value:<br />

(I.2)<br />

(I.3)<br />

Dieser Wert gibt für eine betrachtete Reaktion einer Komponente die Anzahl der<br />

umgesetzten Moleküle je 100 eV dissipierter elektrischer Energie an [25].<br />

• Ethylacetat-Index [ ]<br />

kW h<br />

g :<br />

Der Ethylacetat-Index definiert die für den Abbau von 1 kg Ethylacetat bei 20 ◦ C<br />

<strong>und</strong> 50 % relative Luftfeuchte erforderliche elektrische Energie in kWh, beginnend<br />

bei einer Ausgangskonzentration von 1 g/m 3 bis zur Reduktion auf 0,5 g/m 3 [26].


I Einleitung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3<br />

• adiabates Temperaturäquivalent:<br />

Dieser Größe liegt zugr<strong>und</strong>e, daß die gesamte eingetragene elektrische Energie zur<br />

Erwärmung des Abgasstromes verwendet wird. Die erreichte Temperaturerhöhung<br />

entspricht dem adiabaten Temperaturäquivalent ∆T ad =w el /(ρ L·c pL ) 1 [27].<br />

Ob Plasmaverfahren langfristig in der Abluftreinigung Einsatz finden werden, hängt <strong>im</strong><br />

entscheidenden Maß von der Betriebszuverlässigkeit <strong>und</strong> der für den Schadstoffabbau aufzubringenden<br />

Energie ab. Als besonders robust haben sich in der Vergangenheit Barrierenreaktoren<br />

erwiesen, die derzeit als Ozongeneratoren über mehrere 10000 Betriebsst<strong>und</strong>en<br />

störungsfrei arbeiten <strong>und</strong> zudem kostengünstig hergestellt werden können. Im Hinblick<br />

auf die Betriebskosten gibt [26] einen Vergleich verschiedener Abluftreinigungsverfahren.<br />

Dieser zeigt, daß für eine wirtschaftliche Betriebsweise der spezifische Energiebedarf von<br />

Plasmaverfahren einen Betrag von 50 J nicht überschreiten darf. Gegenwärtig werden<br />

l<br />

jedoch auch bei geringen Schadstoffkonzentrationen für Umsätze >90 % oft noch spezifische<br />

Energieeinträge von >200 J benötigt. Die Forschung zielt daher darauf ab, Methoden<br />

l<br />

zur Erhöhung der Reaktoreffizienz zu entwickeln. Ein derzeit verfolgter Ansatz besteht<br />

in der Nutzung des meist noch <strong>im</strong> Reingas vorhandenen Ozons zur nachgeschalteten katalytischen<br />

Oxidation von Restschadstoffen ([29], [30]). Bekannt ist auch, daß best<strong>im</strong>mte<br />

Schadstoffe in Plasmen mit hohen mittleren Elektronenenergien (z. B. Elektronenstrahl-<br />

Plasmen) energetisch günstiger abgebaut werden können [31]. Dieser Ansatz stellt die<br />

Gr<strong>und</strong>idee der <strong>im</strong> folgenden dokumentierten Arbeit dar, in der der Einsatz eines ferroelektrischen<br />

Schüttungsreaktors zur Abluftreinigung untersucht wurde. Aufgr<strong>und</strong> der<br />

besonderen Geometrie herrschen <strong>im</strong> ferroelektrischen Schüttungsreaktor spezielle Entladungsbedingungen,<br />

die Anlaß zu der Annahme geben, daß in dieser Anordnung verstärkt<br />

Grenzflächenprozesse sowie höhere mittlere Elektronenenergien als in Barrierenreaktoren<br />

auftreten. Mehrere Quellen der Literatur belegen, daß der Schüttungsreaktor für den Abbau<br />

organischer Schadstoffe geeignet ist ([23], [32]-[36]). Genaue Untersuchungen zu den<br />

Entladungsvorgängen in einer ferroelektrischen Schüttung sowie ein energetischer Vergleich<br />

mit derzeit zur Abluftreinigung eingesetzten Barrierenreaktoren fehlen jedoch.<br />

Die <strong>im</strong> folgenden dokumentierte Arbeit widmete sich in diesem Zusammenhang dem Ziel,<br />

anhand vergleichender exper<strong>im</strong>enteller Laboruntersuchungen zu Teilentladungsprozessen<br />

sowie zur Umsetzung von Modellsubstanzen in Barrieren- <strong>und</strong> Schüttungsreaktoren Aussagen<br />

zu treffen, inwiefern durch den Einsatz ferroelektrischer Schüttungsreaktoren die<br />

energetische Effizienz von Plasmaverfahren zur Abluftreinigung erhöht werden kann.<br />

1 gilt für p=const.

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