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3 Urbane Böden

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Kap. 3 <strong>Urbane</strong> <strong>Böden</strong> S. 19<br />

folgen den unterschiedlichen, diffusen oder konzentrierten, direkten und indirekten Eintragspfaden<br />

(SAUERWEIN 2002):<br />

1. Deposition von Luftverschmutzungen aus Gewerbe, Industrie und Hausbrand (diffuse, eher<br />

großflächige Einträge). An „Massenschadstoffen“, die als trockene oder nasse Deposition letztendlich<br />

wieder in den <strong>Böden</strong> landen, sind zu nennen:<br />

• Schwefeldioxid, ca. 2,5 Mio. t/a, vorwiegend aus Kraftwerken;<br />

• Stickoxide, ca. 3,1 Mio. t/a, hoher Anteil Verkehrsemissionen;<br />

• Schwebstaub mit anorganischen und organischen Inhaltsstoffen.<br />

Während Schwefeldioxid und Stäube bundesweit seit Jahren deutlich rückläufig sind, ist die Tendenz<br />

bei Stickoxidimmissionen eher stagnierend bis leicht steigend. Über Luftverschmutzungen<br />

werden auch Spurenschadstoffe, hauptsächlich organische Verbindungen, in die <strong>Böden</strong> eingetragen.<br />

Sie sind ähnlich wie die Schwermetalle meist an Staubpartikel gebunden, werden aber auch<br />

durch Niederschläge aus der Atmosphäre gelöst. In der Bundesrepublik werden jährlich etwa 1,9<br />

Mio. Tonnen organischer Verbindungen an die Umwelt abgegeben. Es handelt sich um tausende<br />

Substanzen, die in unterschiedlichen Mengen freigesetzt werden. Viele dieser Verbindungen<br />

werden in der Atmosphäre abgebaut, stabilere Substanzen gelangen mit dem Staub und Niederschlägen<br />

in die <strong>Böden</strong>. Zu diesen Spurenschadstoffen gehört die umfangreiche und umweltrelevante<br />

Gruppe der Kohlenwasserstoffe, besonders halogenierte Kohlenwasserstoffe.<br />

2. Verkehrsspezifische Immissionen auf Straßenverkehrsflächen, Schienenverkehrsflächen (Einträge<br />

sowohl diffus als auch konzentriert auf Verkehrsflächen und deren Randbereiche). Die Verkehrsimmissionen<br />

betrugen 2000 bundesweit rd. 5,3 Mio. Tonnen Kohlenmonoxid, rd. 0,6 Mio.<br />

Tonnen Kohlenwasserstoffe, rd. 1,7 Mio. Tonnen Stickstoffoxide, rd. 0,1 Mio. Tonnen Schwefeldioxid,<br />

65800 Tonnen Staub und 1200 Tonnen Blei. Auf den Straßen wurden 2000 rd. 0,8 Mio. Tonnen<br />

Auftaumittel eingesetzt. Hinzuzurechnen ist noch der nicht näher quantifizierbare Einsatz von<br />

Herbiziden auf den Verkehrsflächen.<br />

3. Schadstoffe aus Leitungen/Infrastruktur wie Kanalisationssystemen und Gasleitungen (Einträge<br />

konzentriert und linear in tiefere Bodenschichten). Undichte Abwasserleitungen sind ein bisher<br />

unterschätztes Problem urbaner Boden- und Grundwasserbelastungen. Pro Jahr versickern in<br />

Großstädten Millionen von m 3 belasteter Abwässer, die aus den Haushalten und aus gewerblichen<br />

Verarbeitungsprozessen (Indirekteinleiter) stammen.<br />

4. Ablagerungen und Kontaminationen auf Betriebsflächen (konzentrierte Einträge nicht nur auf<br />

die Oberböden, sondern bis in Tiefen von mehreren Metern. Deponieren von produktionsspezifischen<br />

Abfällen; Tanks, betriebsinterne Leitungssysteme etc.). Bodenbelastungen dieser Art auf<br />

bestehenden und ehemaligen Standorten von Industrie und Gewerbe setzen sich aus einer Fülle<br />

branchenspezifische Stoffe zusammen. Je nach Produktionsverfahren muss mit unterschiedlichen<br />

Schadstoffen gerechnet werden.<br />

5. Deponien und "wilde" Ablagerungen (konzentrierte Einträge). Zu den als Altlasten erfassten<br />

ehemaligen Altablagerungen kommen die noch in Betrieb befindlichen Deponien und unzählige<br />

Kleinstablagerungen, Verfüllungen, Aufschüttungen, die in ihrer flächenhaften Ausdehnung in altindustrialisierten<br />

Gebieten die verbliebene Restfläche der weitgehend natürlich gelagerten <strong>Böden</strong><br />

übertreffen können.<br />

6. Aufbringen von "Bodenverbesserungsmitteln“ (konzentrierter, nutzungstypischer, durch den<br />

Menschen direkt gesteuerter Eintragspfad). Eine nicht unerhebliche Bedeutung für Schadstoffeinträge<br />

besonders für die bearbeitete Bodenschicht haben sogenannte Bodenverbesserungsmittel,<br />

die oftmals hohe Schwermetallkonzentrationen aufweisen.<br />

7. Bodenaustausch mit kontaminierten Substraten (konzentrierter Eintrag). Aufschüttungen und<br />

Verfüllungen als Gründungs- und Sicherungsmaßnahmen für Gebäude, Infrastruktureinrichtungen<br />

usw. waren in der Vergangenheit und sind es teilweise heute noch willkommene Verwendungsmöglichkeiten<br />

(Recycling) für Bodenaushub, Bauschutt und sonstige (Abfall- ) Substrate, die nicht<br />

selten mit Schadstoffen kontaminiert sind.<br />

8. Sedimentation in Gewässern (konzentrierter Eintrag). In den Sedimenten stehender und fließender<br />

Gewässer werden schon durch natürliche Prozesse Schadstoffe, insbesondere Schwermetalle,<br />

angereichert. Hinzu kommt ein sehr viel größerer anthropogener Anteil. Der Abfluss der<br />

angeschlossenen Gebiete konzentriert die diffuse Immissionsbelastung der Städte auf eine vergleichsweise<br />

kleinflächige Schadstoffsenke. Die Folge sind Faulschlammbildungen mit Schadstoffkonzentrationen,<br />

die den Kriterien einer Einstufung als Sondermüll genügen. Untersuchungen<br />

in Halle belegen (HECKNER 2003, WINDE 1996), dass eine Vielzahl der städtischen Gewässersedimente<br />

mit Schwermetallen belastet sind. Durch Überschwemmungen können insbesondere die<br />

<strong>Böden</strong> der Auenbereiche kontaminiert werden (WINDE & FRÜHAUF 2001).

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