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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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158<br />

Ficks Haus fällt durch die asymmetrische Eingangsseite auf, deren Öffnungen ungewöhnliche<br />

diagonale Kompositionsachsen bilden. Markant sind das hochformatige<br />

Treppenhausfenster und die Betonung der Wandflächen im Verbund mit den Begrenzungsmauern.<br />

Interessant wirkt die strenge Zweibündigkeit <strong>des</strong> länglichen und sehr<br />

schmalen Grundrisses. Wohn- und Funktionsräume sind konsequent auf ihre<br />

jeweilige Hausseite konzentriert, so dass eine ungewöhnliche Enfilade vom Vorplatz<br />

über <strong>Die</strong>le, Vorraum, Küche und Windfang ensteht.<br />

Der Einsatz geschlossener und glatt verputzter Wandflächen als ästhetische Qualität<br />

ist beiden Häusern gemein. In Gegenposition zum absoluten Paradigma der Öffnung<br />

der Wand bei der funktionalistischen Moderne scheint hier eine gezielte und Bedeutung<br />

signalisierende Schließung der Wand durch kompositionelle Konzentration der<br />

Fenster und Türen auf bestimmte Kernbereiche erfolgt zu sein. Damit einher geht ein<br />

Abrücken von der gleichmäßigen Befensterung der Fassade. Einerseits bestätigt sich<br />

damit die Tendenz, die Fassadenfläche als klare konstruktiv-gestalterische Einheit<br />

aufzufassen und nicht mehr, wie zu Beginn der Entwicklung, die Fläche in Teilbereiche<br />

zu zergliedern. Und andererseits übersteigt sie sogar die schmitthennersche<br />

Dimension, die Wandfläche als Feld gestalterischer Qualität zu behandeln.<br />

Eine analoge dialektische Auseinandersetzung mit den gleichen formalen Themen<br />

bewegt auch die konstruktivistische Moderne: Einerseits in der Zergliederung der<br />

Bauteile in voneinander isolierte Wände und Öffnungen, wie an Mies van der Rohes<br />

Barcelona-Pavillon, und andererseits in der Vereinheitlichung der Baukörper, für die<br />

die Vielzahl der weißverputzten Hauskuben steht.<br />

5.8. Nationalsozialismus<br />

Ein fester Bestandteil der Rezeption <strong>des</strong> Walmdachhauses, sofern er in der Architekturgeschichtsschreibung<br />

zum <strong>20.</strong> Jahrhundert auftaucht, ist seine Verbindung mit der<br />

Architektur während <strong>des</strong> Nationalsozialismus. Schmitthenner galt lange Zeit als der<br />

"Nazi-Architekt par excellence" 185 . Gleichwohl wird dieses Urteil in neueren Untersuchungen<br />

relativiert und revidiert. 186<br />

Tatsächlich engagierte sich Schmitthenner ab 1932 für die Nationalsozialistische Partei,<br />

hielt Vorträge im "Kampfbund für Deutsche Kultur" und publizierte Schriften, in<br />

denen sein integrativer, gemütlich-erzählerischer Stil plötzlich in teilweise dogmatische<br />

und diffamierende Polemik umschlug. 187 Anläßlich <strong>des</strong> Goethejahres 1932<br />

fanden das Weimarer Gartenhaus und im Vergleich Schmitthenners Wohnhäuser so<br />

viel Erwähnung, dass der Eindruck eines anerkannten zukünftigen Baustils entstand.

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