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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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Negativbeispiele illustrieren schlechte Lösungen. Weitere Zeichnungen spielen das<br />

Thema aber auch mit sämtlichen anderen Dachformen durch, bis hin zum Flachdach<br />

sowie einem eher als Parodie denn als ernsthafte Variation gemeinten Aufriss in der<br />

Formensprache <strong>des</strong> Funktionalismus. Sie stehen teilweise für bestimmte Stilphasen<br />

der Baugeschichte oder regional typische Hausformen, etwa für Spanien oder das<br />

Engadin. 160<br />

Ansatzweise zusammenfassen lässt sich Schmitthenners Lehrabsicht in der Wiedererweckung<br />

zeitloser und stilunabhängiger Gestaltungsgrundlagen, die nach<br />

Erlangung eines gesellschaftlich-kulturellen Konsenses der Ausgangspunkt für einen<br />

neuen Epochenstil sein könnten. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, daß der zur<br />

Stilbildung notwendige kulturelle Konsens im frühen 19. Jahrhundert noch vorhanden<br />

war, mit dem Historismus aber verloren ging und man dort wieder anknüpfen<br />

müsse, allerdings nicht am Stil <strong>des</strong> Klassizismus, sondern eben an der Alltagsarchitektur<br />

der Zeit "um 1800". Der Wunsch nach einem allgemeingültigen Bauausdruck<br />

erscheint damit als verbinden<strong>des</strong> Paradigma der Moderne, denn auch der Funktionalismus<br />

versuchte mit dem "internationalen Stil" einen kulturellen Konsens zu<br />

etablieren. Heute erkennen wir dagegen mehr und mehr die Normalität verschiedener<br />

gleichzeitiger Bauauffassungen als Phänomen, das sich weit in die Jahrhunderte<br />

zurückverfolgen lässt und unsere festgefügten Epochenbegriffe je nach Perspektive<br />

relativiert.<br />

Schmitthenner beanspruchte nie, einen eigenen Stil zu lancieren oder etwas Neues<br />

erfunden zu haben, sondern nur, die sachlichen Grundlagen für das Neue zu bereiten,<br />

auf denen eine kommende Generation aufbauen könnte. Dabei ging es ihm<br />

nicht um das Kopieren historischer Vorbilder, wie es bei Ostendorf aufscheint, sondern<br />

um das Anknüpfen an die Tradition einer allgemeinen unkonkreten Baugesinnung,<br />

der man ihre Entstehungszeit auch durchaus ansehen können soll und die<br />

sich in Einzelheiten neuer bewährter Materialien und Konstruktionen bedient, allerdings<br />

ohne diese ostentativ zur Schau zu stellen. Gestalterische Zelebration von<br />

Modernität war für ihn nur eine neue falschverstandene Mode.<br />

5.2.3. Bauten<br />

Schmitthenners eigenes bauliches Werk muss separat von seiner Typ-Theorie behandelt<br />

werden und nicht in einer argumentativ ineinandergreifenden Verkettung,<br />

denn er ging in seinem persönlichen Gestaltungsrepertoire deutlich über das hinaus,

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