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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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dieser Arbeit war der Elsässer Schmitthenner also schon aus heimatgeschichtlichem<br />

Interesse prä<strong>des</strong>tiniert. Und uns dient diese Tatsache als Beweis, dass er die spezifische<br />

Gestaltungsweise <strong>des</strong> Bautyps im 18. Jahrhundert kannte und verarbeitete.<br />

Über seine Jugendzeichnungen vermittelt sich bereits Schmitthenners intime Kenntnis<br />

der ländlichen Hausformen seiner Heimat, doch die Rezeption eines Walmdachhauses<br />

taucht in diesem Zusammenhang nicht auf. Und selbst in Staaken<br />

wandte er diese besondere Gestaltungsweise noch nicht an, obwohl er mit ihr an<br />

den Meisterhäusern <strong>des</strong> holländischen Viertels in Potsdam in Berührung gekommen<br />

sein muss. Konsequent tritt die Anwendung durchweg stehender Fensterformate bei<br />

liegenden Baukörpern erst in der Siedlung in Baden-Baden ab 1918 auf, und die<br />

freie Ausmittlung der Fenster ohne Anlehnung an Sohlbank- oder Dachgesimse<br />

erfolgt ebenfalls erst ab der Stuttgarter Zeit. Mit der Walmdachbauweise der Barockzeit<br />

setzte sich Schmitthenner auch weiterhin wissenschaftlich auseinander, wie<br />

seine wieder zusammen mit Fiechter erfolgte Betreuung einer Dissertation über<br />

Breisgauer Herrenhäuser belegt. 150<br />

5.2.1. "<strong>Das</strong> deutsche <strong>Wohnhaus</strong>"<br />

Während die ersten Häuser der Stuttgarter Schule – ab 1921 zugleich die ersten<br />

privaten Bauten, die nach dem ökonomischen Desaster der unmittelbaren Nachkriegszeit<br />

wieder realisiert werden konnten – in den generellen Bauformen und<br />

Dachausbildungen einerseits deutlich die durch Muthesius vermittelten englischen<br />

Vorbilder aufnahmen 151 , weisen die gleichzeitige Wandbehandlung durch punktuelle<br />

regelmäßige Fenstersetzung und weitere Details andererseits auf die Verarbeitung<br />

der vorindustriellen, also ebenso barocken wie frühklassizistischen ländlichen Bauweise<br />

<strong>des</strong> deutschsprachigen Raums hin. Damit entsprechen sie ansatzweise auch<br />

Muthesius' Forderung, nicht sklavisch das englische Haus zu kopieren, sondern eine<br />

eigenständige deutsche Bauart zu finden. Allerdings unterliegt die Charakteristik der<br />

in Deutschland üblichen Bauweisen <strong>des</strong> 18. und frühen 19. <strong>Jahrhunderts</strong> unverkennbar<br />

französischen Einflüssen. 152 Zeitgleich verfolgte Bonatz aber auch mit dem<br />

Haus Luz in Stuttgart seine Formensprache der Vorkriegszeit weiter und baute mit<br />

dem Haus Henkell in Berlin ein schematisch klassizisieren<strong>des</strong> Landhaus, das in<br />

einer dort wohl beliebten Analogie zu den erwähnten Häusern von Mies van der<br />

Rohe und Muthesius steht.<br />

Ab 1922-23 entwickelte Schmitthenner nun seinen Formenkanon der zweistöckigen<br />

Walmdachhäuser, die für ihn so sehr zum Markenzeichen wurden, daß sie in der<br />

Öffentlichkeit als unverwechselbare "Schmitthennerhäuser" 153 galten. In seinen

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