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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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verbreiteten Vorstellung begegnen, wonach die Funktionalisten durchweg die<br />

sozialere und demokratischere und die Traditionalisten die besitzstandswahrendere<br />

und autoritärere Architektur gebaut hätten. Riesige Villen mit feudalen Raumprogrammen<br />

im "Bauhaus-Design" und die Beteiligung führender Funktionalisten am<br />

NS-Wettbewerb zu einem "Haus der Arbeit" sowie die moderne Staatsarchitektur im<br />

faschistischen Italien im Vergleich zu monumentalklassizistischen Regierungsgebäuden<br />

in den USA belegen die Austauschbarkeit.<br />

Mit dieser Charakterisierung versuchen wir eine persönliche Deutung der großen<br />

Leitlinien der Entwicklung, die dem Einzelfall nicht immer gerecht werden kann. So<br />

gilt es klarzustellen, dass die individuellen Theorien und Leitsätze je<strong>des</strong> einzelnen<br />

Architekten im Rahmen dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden können, sondern<br />

nur einzelne besonders erwähnenswert erscheinende Aspekte herausgegriffen<br />

werden. Ein Grundsatz dieser Analyse ist, nicht von der inhaltlichen Theorie auszugehen,<br />

sondern von den Realia <strong>des</strong> tatsächlich gebauten Bestan<strong>des</strong>, ergänzt<br />

durch konkret geplante, wenn auch nicht verwirklichte Projekte. <strong>Die</strong> erschöpfende<br />

Darstellung der Personen der Architekten, ihrer Absichten und Äußerungen ist<br />

Aufgabe der Monographien, zumal das Gesagte und Gebaute oft nicht in Konsequenz<br />

übereinstimmen. In ihren kollektiven gesellschaftlichen Vorstellungen widersprechen<br />

die Architekten sich mit ihren Werken allzuoft selbst durch ihren gleichzeitigen<br />

Hang zum individuell-künstlerischen und unverwechselbaren Personalstil<br />

als einem sie von der Konkurrenz absetzenden Markenzeichen.<br />

5.2. Paul Schmitthenner<br />

Paul Schmitthenner erhielt Ende 1918 die letzte noch im Kaiserreich vergebene<br />

Professur für den Lehrstuhl für Baukonstruktionslehre an der Technischen Hochschule<br />

Stuttgart. Zusammen mit Paul Bonatz und wenig später dem Städtebauer<br />

Heinz Wetzel bildete er das Haupt der Stuttgarter Schule, die infolge einer Ausbildungsreform<br />

und dem charismatischen Ruf ihrer Lehrer zur tonangebenden Bauschule<br />

in Deutschland wurde. 147 Er traf hier auch auf den Kunsthistoriker und Architekten<br />

Ernst Fiechter, auf <strong>des</strong>sen Initiative es wahrscheinlich zurückging, dass<br />

Schmitthenner bereits 1919 Zweitgutachter einer von Fiechter betreuten Dissertation<br />

über einen Deutschordensbaumeister <strong>des</strong> 18. <strong>Jahrhunderts</strong>, Johann Kaspar<br />

Bagnato, wurde. 148 Der Bildteil dieser Doktorarbeit ist nicht erhalten, doch über eine<br />

jüngere Monographie ist dokumentiert, daß Bagnato ein ausgesprochener Protagonist<br />

<strong>des</strong> Walmdachbautyps war, insbesondere bei Pfarrhäusern <strong>des</strong> Deutschen<br />

Ordens im Elsass, in Südbaden und dem Bodenseeraum. 149 Zur Mitbewertung

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