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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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4.4. Paul Schmitthenner: Gartenstadt Staaken<br />

Paul Schmitthenner erlangte mit dem Bau der Gartenstadt Staaken am Stadtrand<br />

von Berlin nationale Bekanntheit. 138 In der ab 1913 geplanten und 1914-18 ausgeführten<br />

Kleinstadt errichtete er 793 Wohneinheiten. Während der ersten Bauphase<br />

von Hellerau hatte er im Büro von Riemerschmid gearbeitet und diesen Erfahrungsschatz<br />

bei seiner ersten kleinen Siedlung in Breslau noch ganz im Vokabular<br />

Riemerschmids angewandt. In Staaken setzte er systematisch die Bestrebungen<br />

<strong>des</strong> Werkbunds zur Typisierung um, indem er verschiedene seriell reproduzierbare<br />

Grundriss- und Aufrisstypen mit Variationen von Dachformen und Eingangstreppen<br />

so miteinander kombinierte, dass eine größtmögliche Vielfalt <strong>des</strong> Erscheinungsbil<strong>des</strong><br />

zum Eindruck einer nicht wild, aber planvoll gewachsenen Kleinstadt beitrug.<br />

So gestaltete er auch zahlreiche Walmdachbauten als Ein- und Mehrfamilienhäuser<br />

von zwei bis fünf Achsen, einzeln stehend oder in Gruppen, die durch einstöckige<br />

Flügel miteinander verbunden sind oder sich durch Vorsprünge aus längeren Baulinien<br />

absetzen. Während diese Bauten mit ihren wenigen Wohneinheiten pro Haus<br />

und ihrem <strong>bürgerliche</strong>n Habitus auch zur Hierarchisierung <strong>des</strong> sozialen Gefüges der<br />

Einwohnerschaft beitragen, so liegt der Haupteffekt der Einzelfallentscheidung für<br />

den Walmdachtyp in der Diversifikation der Straßenbilder. Es sollte nämlich kein<br />

organisch gewachsenes Dorfbild mit von Haus zu Haus unterschiedlichen Individuen<br />

entstehen. Vielmehr sollen homogene, ein Gemeinschaftsgefühl erzeugende<br />

Straßenbilder sich durch bestimmte Motivwiederholungen, serielle Typfolgen und<br />

gefasste oder geöffnete Raumbildungen von anderen Straßenzügen und Platzbildern<br />

klar unterscheiden, dadurch wiedererkennbar sein und zur Identifikation der<br />

Bewohner beitragen. Im Geflecht von Einheitlichkeit und Vielfalt wird bei allem<br />

Material- und Dachformenwechsel durch die unverkennbare Handschrift <strong>des</strong> Architekten<br />

die künstlerische Einheit gewahrt.<br />

138 Paul Schmitthenner: Gartenstadt Staaken, Berlin

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