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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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der Gliederungssysteme und Schmucklosigkeit der Wandflächen.<br />

Erste Gegenbewegungen entwickelten sich im Jugendstil mit klaren Baukörpern und<br />

dafür reichlicher Wanddekoration sowie in der Arts & Crafts-Architektur mit kunstvoll<br />

aufgegliederten Baugruppen und dafür materialbetont nüchterner Wandgestaltung.<br />

Erst langsam bewegten sich klare Baukörper und schlichte Wände wieder aufeinander<br />

zu. <strong>Das</strong> Streben zu einer immer stärkeren Reduktion und die Suche nach einem<br />

Urtyp, sei es im traditionellen Einfachsthaus oder im Grundmodul <strong>des</strong> weißen Würfels,<br />

kann als eine der formalen Entwicklungslinien der Moderne herausgefiltert<br />

werden, während eine andere Tendenz in der Differenzierung und Dynamisierung<br />

<strong>des</strong> Grundrisses zu fließenden, offenen und flexiblen Raumstrukturen liegt, die der<br />

Klarheit der Umrisslinie genau entgegenläuft. Ebenso führt die moderne Maxime von<br />

innen nach außen zu planen zu einer Individualisierung, die im Gegensatz zum<br />

Bestreben nach Vereinfachung steht, denn die Vereinfachung tendiert immer zur<br />

Vereinheitlichung. So präsent der Walmdachhaustyp zur Goethezeit noch an den<br />

Stadt-rändern war – der Bauboom der Industrialisierung und der Gründerzeit haben<br />

diese urbanen Vorfelder vollkommen überrannt. Unser Typ spielte im Historismus<br />

keine Rolle mehr. Seine Tradition riss in Deutschland ab.<br />

Eine verhaltene Ausnahme findet sich in Frankreich. <strong>Die</strong> Grundlage für die Adaptation<br />

historischer Stile, speziell in der jeweils nationalen Ausprägung, lieferte die<br />

kunsthistorische Erforschung der eigenen Baudenkmale. Für die zur Verbreitung der<br />

Stilmerkmale einflussreiche Publikation "Palais, châteaux, hôtels et maisons de<br />

France" 94 dokumentierte Claude Sauvageot das 1615 erbaute kleine Schloss La-<br />

Ferté-sous-Jouarre kurz vor seinem Abriss 1861 als ideales Beispiel für den Stil<br />

Louis X<strong>III</strong>. In seiner auf den idealen Grundkanon von zwei Stockwerken bei drei<br />

59-60 Schloss La-Ferté-sous-Jouarre

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