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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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<strong>Die</strong> betont gedehnte hangparallele Breitenlagerung mit identischer Wand- und Dachhöhe<br />

beim Haus Kopp oder einer doppelt so langen Firstlänge zur Wandhöhe beim<br />

Haus Bonatz, jeweils mit leicht die Steilheit betonender 55-Grad-Neigung <strong>des</strong><br />

Daches, sollte sich als ideale Anlage für die Stuttgarter Topographie mit ihren weitläufigen<br />

fast rings um das Zentrum führenden Aussichtslagen erweisen. <strong>Die</strong>se das<br />

Bauwesen der "Stuttgarter Schule" mitbestimmende Charakteristik wurde vielfach<br />

aufgenommen, denn im Gegensatz zur zentrierten hohen Anlage historistischer<br />

Villen bot sie den Bewohnern eine auf die lokalen Besonderheiten besser eingehende,<br />

viel eigenständigere Ausrichtung auf Garten und Fernblick. <strong>Die</strong> exponiert stehenden<br />

Häuser hinterließen für die entfernten Betrachter einen ebenso großzügigen wie<br />

gemütlichen Eindruck. Bonatz und Scholer hatten damit von ihren ersten, quer zum<br />

Hang stehenden eigenen Häusern von 1908, mit bereits angelegtem gleichartigem<br />

Gestaltungsrepertoire, hin zu den Häusern Bonatz II und Kopp den entscheidenden<br />

formalen Schritt zur signalhaft optimierten und konzentrierten Wirkung <strong>des</strong> Haustyps<br />

geleistet, welche von der breiten Öffentlichkeit wahrgenommen werden konnte.<br />

Bonatz' publikumswirksame Erfolge beim Hauptbahnhof Stuttgart, der Stadthalle<br />

Hannover, der Universitätsbibliothek Tübingen und zahlreichen anderen öffentlichen<br />

Bauten dürften die Aufmerksamkeit auch auf diese neuartigen Wohnhäuser gelenkt<br />

haben, die von den nicht so prägnanten und weniger beachteten Hanglagebauten<br />

seines Lehrers Theodor Fischer direkt vorbereitet wurden. Hinsichtlich der Öffentlichkeitswirksamkeit<br />

für die damalige Zeit dürfte auch nicht zu unterschätzen sein,<br />

daß das Häuserpaar Bonatz I und Scholer unmittelbar an der Bahnlinie Stuttgart -<br />

Zürich lag und das Häuserpaar Bonatz II und Kopp von verschiedenen Aussichtspunkten<br />

<strong>des</strong> Zentrums und der Höhenlagen aus sichtbar war.<br />

4.2. Ludwig Mies van der Rohe<br />

Regelmäßig schematisierte Walmdach-Landhäuser, nun fast ohne klassizisierenden<br />

Fassadenaufbau, baute Mies van der Rohe in Berlin mit den Häusern Perls 1910-11,<br />

Urbig 1915-17, Feldmann 1922 und Mosler 1924-26. Einen besonderen Beitrag zur<br />

reformistischen Architektur leistete er allerdings auch über die Grundrisse nicht. Aufgrund<br />

seiner Bedeutung für den prononciert avantgardistischen Anspruch von Bauhaus<br />

und Neuer Sachlichkeit können diese in älteren Biographien gern unterschlagenen<br />

Bauten dennoch als Beispiel für die Bedeutung <strong>des</strong> Bautyps in der ursprünglichen<br />

Baupraxis der später funktionalistischen und ebenso doktrinär gegen den<br />

Traditionalismus gerichteten Vordenker der Moderne dienen. <strong>Das</strong>s ausgerechnet<br />

Mies beide Richtungen eine Zeit lang parallel verfolgte, verdeutlicht die zeitgerechte

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