68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...
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105 Weitere Details sind erwähnenswert: Die gespreizte Wirkung der nach außen gerückten seitlichen Fensterachsen der Gartenseite wird durch die Breite der teilverglasten Veranda bedingt. Diese verbirgt eines der beiden schmalen Fenster, die der Gartenseite ihre Asymmetrie bescheren. Das kaum zu bezeichnende Etwas von einer Dachgaube zur Belichtung des Treppenflurs kann als weitere formale Zuspitzung verstanden werden. Vom Grundriss über die Kamine bis zum Verbindungsgang mit gemeinsamen Zeltdachschuppen sind beide Häuser exakt spiegelbildlich angelegt. Sie unterscheiden sich nur in den voneinander abgewandten Schmalseiten, was durch das über die ganze Haustiefe verlaufende Wohnzimmer des linken Hauses motiviert ist, jedoch für die Obergeschosse keine funktionale Begründung findet. Mit zwei weiteren, sonst nirgendwo verwendeten Fenstertypen entwickelt einzig diese Schmalseite das formale Thema der Breitenlagerung. An dem dreizonigen Grundriss mit Querflur fällt der Niveausprung für WC und Speisekammer auf, der durch den darunter befindlichen nur teilversenkten einzigen Kellerraum bedingt ist. Weiterhin wird viel Raum für die getrennten Flure von Eingang und Treppenhaus verwandt, während im Gegenzug eine extrem kleine Kammer in der prominenten Mitte des Obergeschosses abgeteilt ist. 112-113 Ober- und Erdgeschosse des Häuserpaars am Heideweg, Hellerau
106 Die mit geringsten Mitteln erzielte individuelle Ästhetisierung des Bautyps macht diese beiden Häuser im Kontext von Tessenows minimalistischen einstöckigen Satteldachhäusern in Hellerau und der benachbarten Interpretation eines Zeltdachhauses zu einem Markstein in der architektonischen Entwicklung der frühen Moderne, ebenso wie Behrens' Haus Schroeder mit seiner aufwendigen Wandinstrumentierung einen nicht weniger bedeutsamen Gegenpol darstellt. 1917 zeichnete Tessenow nochmals einen Beitrag zum Walmdachbautyp. So unwesentlich die Unterschiede sein mögen, sie veranschaulichen die akribische Aufmerksamkeit, die er der kunstvoll komponierten Variation dieses Hausthemas widmet: Beachtenswert ist der engere Achsenrhythmus mit breiteren Wandfeldern zu den Ecken, der mittige einzige Schornstein in Korrespondenz zur minimalistischen Verdachung der Eingangstür, weiterhin die schmale Backsteinrustizierung der Türwangen im Verhältnis zur Breite des Zugangsweges und der Antrittsstufen. Das aufstrebende wulstige Dachgesims trennt die Wandfläche vom überhanglosen Dach. Ein quadratisch eingefasster, blumenloser Vorgarten wird durch zwei in betontem Kontrast kleinteilig gegliederte Tore mit gequaderten Pfosten und dekorativer Bekrönung mit Pyramiden und Kugeln gefasst – ein pointierter Bauschmuck, dessen Intention mit den Hellerauer Putten vergleichbar ist. Tessenows markanter pointillistischer Zeichenstil verdeutlicht seine Absicht, glatte Flächen und strukturierte Texturen gegenüberzustellen. So sind die lamellenlosen glatten Klappläden ein nicht zu unterschätzender Bestandteil dieser Variation und belegen erneut die Aufmerksamkeit, die die anspruchsvollen unter den traditionalistischen Architekten jedem kleinsten Detail widmen. 114 Heinrich Tessenow: Wohnhausentwurf
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- Seite 5 und 6: 72 der Gliederungssysteme und Schmu
- Seite 7 und 8: 74 andererseits darstellten. 98 So
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- Seite 23 und 24: 90 das Treppenhaus bis in die Dachz
- Seite 25 und 26: 92 einen fünfachsigen Walmdachtyp,
- Seite 27 und 28: 94 anzubringen. Bei einer dekorativ
- Seite 29 und 30: 96 sowie zurückhaltend dekorativ p
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<strong>Die</strong> mit geringsten Mitteln erzielte individuelle Ästhetisierung <strong>des</strong> Bautyps macht<br />
diese beiden Häuser im Kontext von Tessenows minimalistischen einstöckigen<br />
Satteldachhäusern in Hellerau und der benachbarten Interpretation eines Zeltdachhauses<br />
zu einem Markstein in der architektonischen Entwicklung der frühen Moderne,<br />
ebenso wie Behrens' Haus Schroeder mit seiner aufwendigen Wandinstrumentierung<br />
einen nicht weniger bedeutsamen Gegenpol darstellt.<br />
1917 zeichnete Tessenow nochmals einen Beitrag zum Walmdachbautyp. So unwesentlich<br />
die Unterschiede sein mögen, sie veranschaulichen die akribische Aufmerksamkeit,<br />
die er der kunstvoll komponierten Variation dieses Hausthemas widmet:<br />
Beachtenswert ist der engere Achsenrhythmus mit breiteren Wandfeldern zu den<br />
Ecken, der mittige einzige Schornstein in Korrespondenz zur minimalistischen<br />
Verdachung der Eingangstür, weiterhin die schmale Backsteinrustizierung der Türwangen<br />
im Verhältnis zur Breite <strong>des</strong> Zugangsweges und der Antrittsstufen. <strong>Das</strong><br />
aufstrebende wulstige Dachgesims trennt die Wandfläche vom überhanglosen Dach.<br />
Ein quadratisch eingefasster, blumenloser Vorgarten wird durch zwei in betontem<br />
Kontrast kleinteilig gegliederte Tore mit gequaderten Pfosten und dekorativer Bekrönung<br />
mit Pyramiden und Kugeln gefasst – ein pointierter Bauschmuck, <strong>des</strong>sen<br />
Intention mit den Hellerauer Putten vergleichbar ist. Tessenows markanter pointillistischer<br />
Zeichenstil verdeutlicht seine Absicht, glatte Flächen und strukturierte Texturen<br />
gegenüberzustellen. So sind die lamellenlosen glatten Klappläden ein nicht zu<br />
unterschätzender Bestandteil dieser Variation und belegen erneut die Aufmerksamkeit,<br />
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kleinsten Detail widmen.<br />
114 Heinrich Tessenow: <strong>Wohnhaus</strong>entwurf