68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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zwischen unteren und oberen Fenstern ablesbar ist. Diese Gestaltungsabsicht wird
in der im Vergleich zum Baugesuch noch etwas angehobenen Trauflinie deutlich.
Wesentlichen Anteil daran hat auch die mit 83 Grad beispiellos steile Neigung der
Walmseiten, von denen sich die Gauben nur noch rudimentär absetzen können. Die
bei gleicher Sprossung etwas höheren Erdgeschossfenster und die auf gestreckte
Schlankheit hin gestaltete Sprossung der Eingangstür und ihrer Klappläden verstärken
diese Wirkung. Diese reduktionistische Ästhetik beschränkt sich ganz auf
wenige puristische Gestaltungssignale: Die Symmetrie wird nur durch die Schornsteine
gebrochen, die in der Vorzeichnung noch regelmäßig auf dem First sitzen. So
steil das Dach ist, so flach gibt sich die Andeutung einer subtil ausschwingenden
Verdachung über der Tür, die in der Vorzeichnung und im Baugesuch noch bis über
die Klappläden reicht. Mit dieser Konzentration der feinen linearen Strukturierung auf
die Eingangstür korrespondieren nur die aus Ziegeln gemauerte Terrasse und der
Zugangsweg, dessen unwesentlich höhere Bordüre ebenso wie die Gesimslinie am
Dach zu nichts mehr dient, als einen hauchdünnen Schatten zu werfen. Präzise
kontrastiert die Struktur der kniehohen Stützmauer zur Straße aus rohen Ziegeln mit
der verputzten Umfassungsmauer der Terrasse. Angesichts dieser asketischen
Attitude stellen die auf den Vorpodesten beider Häuser platzierten Putten einen
geradezu frappierenden Ausdruck von Luxus dar. Dass sie ausgerechnet Füllhörner
als Symbole des Überschwangs ausschütten, muss schon als ironischer, beinahe
spöttischer Fingerzeig des Architekten gedeutet werden.
109 Straßenseite 110 Vorzeichnung