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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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Weise verwendet und damit einen unakademischen Formenkanon hervorgebracht<br />

hatten.<br />

Ihren Anfang nahm diese Entwicklung in England mit der auf künstlerisches Handwerk<br />

setzenden Arts-and-Crafts-Bewegung und der Gartenstadtbewegung. Ebenezer<br />

Howards programmatische Schrift "To-morrow: a Peaceful Path to Real Reform"<br />

von 1898 wurde unter dem Titel ihrer zweiten Auflage "Garden Cities of To-morrow"<br />

von 1902 berühmt und 1907 auch auf deutsch publiziert. 90 <strong>Die</strong> Fortschrittlichkeit der<br />

englischen Bauweise fand allgemeine Anerkennung. Über die Publikationen von<br />

Hermann Muthesius entwickelte sich die angelsächsische Landhaustradition vorübergehend<br />

zur regelrechten Baumode in Deutschland. Doch sie war nicht auf alle<br />

Bedürfnisse übertragbar. Folgerichtig wurde daraufhin die eigene Tradition auf die<br />

Herleitung einer Bauform <strong>des</strong> "deutschen <strong>Wohnhaus</strong>es" abgesucht und verschiedene<br />

zeitgemäße Weiterentwicklungen vorgeschlagen. 91 Verwunderlich ist allerdings<br />

das Ausbleiben paralleler Alternativuntersuchungen über andere verwertbare<br />

europäische Bautraditionen. Vergleichbar publikumswirksame Darstellungen über<br />

das französische, holländische oder skandinavische Haus wurden nie verfasst,<br />

weder in Deutschland noch in den entsprechenden Ländern. Möglicherweise ließ<br />

man sich durch die Abwandlungen der Villenarchitektur <strong>des</strong> 19. <strong>Jahrhunderts</strong><br />

abschrecken, die von Italien eben die Villa, von Frankreich nur das Adelspalais oder<br />

von der Schweiz das Chalet erwarten ließen, zumal von diesen Ländern selbst keine<br />

eigenständigen Anstöße zu einer Reformarchitektur ausgingen.<br />

1.2. Historismus<br />

Ein kurzer Abriss der <strong>Wohnhaus</strong>entwicklung im deutschen Historismus kann die<br />

Grundlagen vergegenwärtigen, die die Avantgarden von 1900 einhellig ablehnten.<br />

Erste neogotische Elemente kamen bereits in der spätbarocken und zugleich frühklassizistischen<br />

zweiten Hälfte <strong>des</strong> 18. <strong>Jahrhunderts</strong> auf. 92 Zusammen mit antikisierenden<br />

Architekturstaffagen wurden den Exotismus bedienende ägyptische,<br />

maurische oder chinesische Pavillons in Parkanlagen errichtet. Sie entspringen einer<br />

dekorativen Motivation und weisen in ihrer parallelen Verwendung verschiedener<br />

Stile doch bereits historisierende Tendenzen auf. Während die Architektur <strong>des</strong><br />

Klassizismus durch die regelhafte Anwendung antiker Bauformen charakterisiert ist,<br />

findet sich in der Alltagsarchitektur auch eine Vereinfachung auf blockhafte stereometrische<br />

Baukörper mit weitgehender Schmucklosigkeit. Solche Bauten errichteten

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