68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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95 90-91 Theodor Fischer: Arbeiter-Vierfamilienhaus, Gmindersdorf 91 Erdgeschoss, rechtes keller- und Obergeschoss Nur über die Klappläden werden bandartige Fensterreihen erzeugt und Gruppen gebildet, die einmal die beiden Haushälften zu einer Einheit verbinden, ein andermal die Trennung hervorheben. Auf Anhieb spielt Fischer damit eloquent die formalen Themen der Zentrierung oder Rahmung in ausgewogener Verteilung aus, bedient sich der Regenrohre als Gestaltungsmittel und nutzt die Klappläden zur ausgleichenden Handhabung des Loch-Wand-Verhältnisses und zur formalen Stabilisierung der Eingangsfassaden mit ihren verschiedenen kleinen Fensterformaten der Nebenräume und Treppenhäuser. Dabei zeigen die hochformatigen Fenster mit Klappläden hier nicht durchweg Wohnräume an, sondern sind auch Treppenhaus und Badezimmern zugeordnet. Nach den gleichen formalen Gesichtspunkten baute Fischer zwischen 1905 und 1907 die Landhäuser Noack und Harries in Kiel in Ziegelmauerwerk und 1909 das verputzte Landhaus Siebeck in Tübingen mit hohen, durch ihre First- und Trauflinien die Horizontale hervorhebenden Walmdächern. Doch ihre querliegenden Anbauten

96 sowie zurückhaltend dekorativ plazierte Erker, Loggien, Balkone und Dachhäuschen offenbaren ein immer noch erhöhtes Ausgestaltungsbedürfnis der Zeit. 2.7. Paul Bonatz Ebenfalls ab 1906 baute Paul Bonatz sein erstes eigenes Wohnhaus in Stuttgart, sein zweites Wohnhaus überhaupt. Er war zu diesem Zeitpunkt Assistent Theodor Fischers an der Hochschule in Stuttgart und wurde mit der Übernahme von Fischers Professur ab 1908 der Mitbegründer der Stuttgarter Schule. 125 Das auf schmalem Grundstück quer zum Hang stehende Haus zeigt einen geschlossenen zweistöckigen Aufbau. Jedoch nur die frei sichtbare Straßenseite präsentiert ein orthogonales dreiachsiges Ordnungssystem mit breitem weißem Holzbalkon und breiten fünfflügeligen Fenstern der im Obergeschoss liegenden Wohnräume. Über seitliche Schmuckglieder an den Fenstern verbinden sich diese mit der Balkontür zu einem horizontalen Band. Die drei quadratischen Fenster des Büroraumes bilden durch überlappende Klappläden ebenfalls einen horizontalen Verband mit eigenem Rhythmus. Die Fenster aller übrigen Fassaden sind dem unregelmäßigen Grundriss entsprechend frei verteilt, haben unterschiedliche Formate und werden durch einen Dachgiebel ergänzt. 92-93 Paul Bonatz: Haus Bonatz I, Stuttgart 93 Erdgeschoss 94 Eugen Scholer: Haus Scholer I, Stuttgart Unmittelbar daneben baute Bonatz' Büropartner Friedrich Eugen Scholer etwa ein Jahr später sein eigenes, zur Straße hin ziemlich gleichartiges Wohnhaus. Runderker, Rankgerüst, Ornamentfries und Walmgaube sind die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale, die jedoch nur eine Variation des neuartigen gemeinsamen

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90-91 Theodor Fischer: Arbeiter-Vierfamilienhaus, Gmindersdorf<br />

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Nur über die Klappläden werden bandartige Fensterreihen erzeugt und Gruppen gebildet,<br />

die einmal die beiden Haushälften zu einer Einheit verbinden, ein andermal<br />

die Trennung hervorheben. Auf Anhieb spielt Fischer damit eloquent die formalen<br />

Themen der Zentrierung oder Rahmung in ausgewogener Verteilung aus, bedient<br />

sich der Regenrohre als Gestaltungsmittel und nutzt die Klappläden zur ausgleichenden<br />

Handhabung <strong>des</strong> Loch-Wand-Verhältnisses und zur formalen Stabilisierung der<br />

Eingangsfassaden mit ihren verschiedenen kleinen Fensterformaten der<br />

Nebenräume und Treppenhäuser. Dabei zeigen die hochformatigen Fenster mit<br />

Klappläden hier nicht durchweg Wohnräume an, sondern sind auch Treppenhaus<br />

und Badezimmern zugeordnet.<br />

Nach den gleichen formalen Gesichtspunkten baute Fischer zwischen 1905 und<br />

1907 die Landhäuser Noack und Harries in Kiel in Ziegelmauerwerk und 1909 das<br />

verputzte Landhaus Siebeck in Tübingen mit hohen, durch ihre First- und Trauflinien<br />

die Horizontale hervorhebenden Walmdächern. Doch ihre querliegenden Anbauten

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