68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...
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91 In seiner Kombination von kubisch vereinfachter Gesamterscheinung mit veruneinheitlichender rasterartiger Geometrisierung durch horizontal addierte Wandfelder und vertikal addierte Wandstreifen ist das Haus Schroeder ein absolutes Unikum. 119 Dabei mag sich die Farbwirkung der Oberflächen von unten nach oben, die helle Zentrierung auf drei Mittelachsen und die helle Betonung der Gesimse und Fenstergewände ebenso auf das Haus Winslow beziehen wie die Grundrissdisposition mit den Analogien des seitlichen Eingangs, der Enfilade in der Längsachse und den ineinander übergehenden Raumsequenzen in der Querachse. Auch die scheinbar voreinandergelegten Wandscheiben finden sich dort. Doch durch das Bestreben, die Achsenkonkordanz strikt einzuhalten und übergreifende Wandflächen zu negieren, wirken die Proportionen teilweise aber auch etwas ungelenk und engatmig. 2.4. Paul Schultze-Naumburg Die eigentliche konsequente Wiederaufnahme des Walmdachbautyps bei Wohnhäusern in Deutschland nach dem Historismus erfolgte durch Paul Schultze- Naumburg, dem Verfasser der "Kulturarbeiten" und ersten Vorsitzenden des Heimatschutz- bundes. Bereits bei seinem 1904 erbauten Haus Gill in Sebnitz wandte er die weitgehend schmucklose Wandgestaltung an, allerdings noch mit Zeltdach auf quadratischem Grundriss. Einzig ein Stockwerksgesims teilt den Baukörper in der Horizontalen. Die im Erd- und Obergeschoss unterschiedlich hochrechteckigen Fenster mit Klappläden "hängen" optisch mit ihrem oberen Sturz am Stockwerks- bzw. Dachgesims. Vier gleichmäßige Fensterachsen gliedern die talseitige Hauptansicht, während die Fenster der Seitenfassade unregelmäßig verteilt sind und am Obergeschoss vereinzelt paarweise zusammenrücken. 83 Paul Schultze-Naumburg: Haus Gill, Sebnitz 84 Paul Schultze-Naumburg: Pfarrhaus, Hilsbach 1906 realisierte Schultze-Naumburg nun schließlich mit dem Pfarrhaus von Hilsbach
92 einen fünfachsigen Walmdachtyp, als habe er einfach einen barocken Bauplan übernommen. 120 Eckquaderung, Fenstergewände und ein nur an der Straßenseite verlaufendes Gesims bestehen aus Werkstein, das Sockelgeschoss aus Bruchstein. Die Fensterachsen folgen dem Rhythmus 2-1-2 an den Längsseiten, während der Nebeneingang an der Schmalseite in eine eng zusammengezogene und von der Mitte abgerückte Drei-Achsen-Gruppe einbezogen ist. Dabei markiert die äußere rechte Achse dennoch die Mitte, und ein Rankgerüst umfängt exakt den befensterten Wandabschnitt. Ungewöhnlich führt die Eingangstreppe in ein offenes, in den Hauskörper eingeschnittenes Vestibül empor. Dieses wird durch ein dorisches Säulenpaar gerahmt, das lediglich den verputzten Sturz trägt. Eigentümliche Fledermausgauben, nach oben hin abgeflacht, überaus breit und niedrig, dienen der spärlichen Belichtung des Dachstuhls. 85-86 Paul Schultze-Naumburg: Haus Albrecht, Swinemünde 86 Erdgeschoss Die im selben Jahr gebauten Häuser Albrecht in Swinemünde, Morgenroth in Wernigerode und Kapf in Aachen variieren den Typ, wobei das letztere mit Schieferdach, Schieferverschindelung am Obergeschoss und applizierten Festons auf spätklassizistisch-biedermeierliche Vorbilder zurückgreift. Beachtenswert ist der Grundriss des Hauses Albrecht, da er auf die Bedürfnisse einer drei Generationen umfassenden Großfamilie eingeht. Neben einer der englischen "Hall" vergleichbaren Wohn-Ess- Diele mit seitlicher Erschließung, bietet das Erdgeschoss zwei separate Appartements, während weitere Wohn- und die Schlafzimmer der Familie des Bauherrn im Obergeschoss liegen. Dennoch basiert die Innenwandführung auf dem traditionellen Schema von einer Längs- und zwei Querwänden. Schultze-Naumburg führte den Typus in zahlreichen späteren Bauten parallel zu leicht klassizisierenden und barockisierenden Tendenzen weiter. Erst in einer 1926 erschienenen Beispielsammlung bürgerlicher Wohnhausentwürfe stellte Schultze-Naumburg eine bis zu Grund-
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- Seite 7 und 8: 74 andererseits darstellten. 98 So
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In seiner Kombination von kubisch vereinfachter Gesamterscheinung mit veruneinheitlichender<br />
rasterartiger Geometrisierung durch horizontal addierte Wandfelder<br />
und vertikal addierte Wandstreifen ist das Haus Schroeder ein absolutes Unikum. 119<br />
Dabei mag sich die Farbwirkung der Oberflächen von unten nach oben, die helle<br />
Zentrierung auf drei Mittelachsen und die helle Betonung der Gesimse und Fenstergewände<br />
ebenso auf das Haus Winslow beziehen wie die Grundrissdisposition mit<br />
den Analogien <strong>des</strong> seitlichen Eingangs, der Enfilade in der Längsachse und den<br />
ineinander übergehenden Raumsequenzen in der Querachse. Auch die scheinbar<br />
voreinandergelegten Wandscheiben finden sich dort. Doch durch das Bestreben, die<br />
Achsenkonkordanz strikt einzuhalten und übergreifende Wandflächen zu negieren,<br />
wirken die Proportionen teilweise aber auch etwas ungelenk und engatmig.<br />
2.4. Paul Schultze-Naumburg<br />
<strong>Die</strong> eigentliche konsequente Wiederaufnahme <strong>des</strong> Walmdachbautyps bei Wohnhäusern<br />
in Deutschland nach dem Historismus erfolgte durch Paul Schultze-<br />
Naumburg, dem Verfasser der "Kulturarbeiten" und ersten Vorsitzenden <strong>des</strong><br />
Heimatschutz- bun<strong>des</strong>. Bereits bei seinem 1904 erbauten Haus Gill in Sebnitz<br />
wandte er die weitgehend schmucklose Wandgestaltung an, allerdings noch mit<br />
Zeltdach auf quadratischem Grundriss. Einzig ein Stockwerksgesims teilt den Baukörper<br />
in der Horizontalen. <strong>Die</strong> im Erd- und Obergeschoss unterschiedlich hochrechteckigen<br />
Fenster mit Klappläden "hängen" optisch mit ihrem oberen Sturz am Stockwerks-<br />
bzw. Dachgesims. Vier gleichmäßige Fensterachsen gliedern die talseitige<br />
Hauptansicht, während die Fenster der Seitenfassade unregelmäßig verteilt sind und<br />
am Obergeschoss vereinzelt paarweise zusammenrücken.<br />
83 Paul Schultze-Naumburg: Haus Gill, Sebnitz 84 Paul Schultze-Naumburg: Pfarrhaus, Hilsbach<br />
1906 realisierte Schultze-Naumburg nun schließlich mit dem Pfarrhaus von Hilsbach