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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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das Treppenhaus bis in die Dachzone, dann asymmetrisch nach links weiter bis zur<br />

Höhe <strong>des</strong> Stockwerkgesimses und schließlich um die Hausecke herum bis zur Mitte<br />

der einen Schmalseite. Alle Wirtschafts- und Verkehrsflächen sind hier im Gegensatz<br />

zu den Wohnräumen durch engstehende Fensterreihen gekennzeichnet. Ein<br />

mächtiger Kamin führt die Rustikalität <strong>des</strong> Bruchsteins in die Dachzone. Er betont<br />

die Asymmetrie dieser Seite, ist jedoch so nieder ausgeführt, daß er an der Gartenseite<br />

nicht sichtbar wird.<br />

82 Erdgeschoss<br />

Hochgradigen Formalismus leistet sich Behrens im Innenraum, wo in der Längsachse<br />

zwei Enfiladen durch Fenster und Türen gezogen sind, während in der mittigen<br />

Querachse die breite Treppe (deren zweiter Lauf nach oben um die Hälfte auf<br />

ein funktionales Maß verschmälert ist) den Weg durch eine Pfeilerreihe hindurch in<br />

den Wohnraum führt. <strong>Die</strong>se Pfeilerstellung wiederholt sich zunächst in den Fenstern,<br />

dann nochmals in der Veranda. Bis zur Gartentreppe reicht diese spiegelsymmetrische<br />

Raumanordnung und bietet für das <strong>bürgerliche</strong> Landhaus eines Zahnarztes<br />

einen linearen Bewegungsmodus von geradezu palladianischem Pathos. Dabei hat<br />

kein einziges Raumkompartiment im Erdgeschoss die gleiche Größe wie die anderen,<br />

so dass sich vom Vestibül bis zur Speisekammer eine effektvolle Abfolge individueller<br />

Raumwirkungen eingestellt haben dürfte. Allein der Wandaufbau mit<br />

Bruchstein, weißem Kunststein, Schiefer und ockerfarbenem Verputz zeugt von der<br />

außergewöhnlichen Diversifikation dieses verkannten Bauwerks. Dabei ist die Schieferverkleidung<br />

am Obergeschoss im Gegensatz zur Dachdeckung mit ihren rautenförmigen<br />

Täfelchen sogar noch aus rechteckigen Platten in horizontalen Streifen<br />

ausgeführt. Allerdings führte die schlechte Qualität <strong>des</strong> Kunststeins und die gegen<br />

die handwerklichen Regeln der Baukunst vorgenommenen Rücksprünge bei zugleich<br />

nachlässiger Bauaufsicht zu einer Durchnässung der Wände. Zusammen mit<br />

Fehlplanungen am benachbarten Haus Cuno wuchs sich dies "zu einer düsteren<br />

Saga von Mängeln aus", die Behrens jahrelange Auseinandersetzungen und starke<br />

Animositäten einbrachten. 118

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