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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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Stileinheit erzielt werden, die nach einer Gewöhnungs- und Einfühlungsphase zu<br />

einer Geschmacksbildung und Identifikation bei den Konsumenten führen sollte.<br />

Nach evolutionärer Verfeinerung würde sich daraufhin ein neuer Zeitstil einleiten. 111<br />

Einige am ungebunden individuellen Künstlertum orientierte Werkbundmitglieder<br />

waren mit dieser Schwerpunktsetzung nicht einverstanden und opponierten im<br />

berühmten Werkbundstreit von 1914 gegen Muthesius' Lenkungsvorstellungen, so<br />

dass dieser Ansatz nicht offensiv weiterverfolgt wurde, doch unterschwellig in der<br />

traditionalistischen Reformarchitektur nach 1918 weiterlebte.<br />

<strong>Die</strong> Wurzeln für die Ausformulierung der Neuen Sachlichkeit mit strengen typisierten<br />

Grundformen in industrieller Ausrichtung und mit dem impliziten Anspruch, durch<br />

offensive Vorbildwirkung einen allgemeingültigen Stil zu lancieren sind auch in diesen<br />

frühen Werkbundtheorien zu suchen.<br />

1.8. <strong>Die</strong> deutsche Reformarchitektur<br />

Vergegenwärtigt man sich nochmals die Gründungsdaten der verschiedenen Reformgesellschaften,<br />

die Erscheinungsjahre der relevanten Publikationen und die<br />

Entstehungsjahre der erwähnten Bauten, dann wird zunächst deutlich, daß vor 1900<br />

einige vorausweisende Häuser realisiert wurden, die aber von der deutschen Fachwelt<br />

kaum wahrgenommen worden sein konnten. Weiterhin zeigt sich die Konzentration<br />

der vereinzelten Initialaktivitäten auf das erste Jahrzehnt nach 1900, die eine<br />

konkrete anknüpfbare Basis von zugänglichen Bauten und Schriften ab 1908/10<br />

bieten.<br />

Vor dem Hintergrund der propagierten Bautrends der englischen Landhausarchitektur,<br />

der weiterhin dominierenden Gründerzeitarchitektur und der langsamen und<br />

ungelenken, halb historisierenden, halb jugendstiligen Formrationalisierung im Frühwerk<br />

der zukünftigen deutschen Avantgarde-Architekten (z.B. Behrens, Poelzig,<br />

Olbrich, Riemerschmid oder Fischer) überraschen schließlich doch die frühen Zeitpunkte<br />

der ersten Formulierungen <strong>des</strong> Walmdachhaustyps in Deutschland. Sie<br />

erfolgen in einer Initialphase zwischen 1900 und 1907, deren Folgeentwicklung wir<br />

in drei Wellen einteilen: eine erste von 1908 bis 1910, die zweite von 1911 bis zum<br />

Ende <strong>des</strong> Ersten Weltkriegs und schließlich eine dritte ab 1918 über die 20er Jahre<br />

bis zum "Dritten Reich". Nachfolgende Erscheinungen der 50er Jahre bilden einen<br />

Nachklang, bevor die Tradition <strong>des</strong> Bautyps erneut abreißt.

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