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68 III. Das bürgerliche Wohnhaus des 20. Jahrhunderts Die ...

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Setzt man einen Schnitt im für die Entwicklung in Deutschland entscheidenden<br />

ersten Jahrzent <strong>des</strong> neuen <strong>Jahrhunderts</strong> an, so ist festzustellen, dass für einen<br />

Englandreisenden oder sehr aufmerksam die britischen Fachpublikationen konsultierenden<br />

Architekten die Wiederentdeckung <strong>des</strong> Walmdachhauses innerhalb der Tendenzen<br />

zu einer konsequenten formalen Reduktion prinzipiell erkennbar war. So<br />

unternahm der junge Hamburger Architekt Erich Elingius 1904 eine Studienreise<br />

dorthin und dokumentierte in seinen Skizzenbüchern auch erste noch klassizisierende<br />

Ansätze zu dieser Typausbildung in Hampstead, welche sich doch erst zwischen<br />

1905 und 1909 in Theorie und Praxis deutlich herauskristallisierte. 109 Doch<br />

innerhalb <strong>des</strong> populären Bil<strong>des</strong>, das vom englischen Landhaus auf dem Kontinent<br />

verbreitet wurde, ging dieser Ansatz tatsächlich vollkommen unter. Es wäre schon<br />

ein unwahrscheinlicher Zufall, wenn einer der entscheidenden Vertreter der deutschen<br />

Reformbewegung solche Anregungen aus England aufgenommen hätte. Eher<br />

ist von einer Gleichzeitigkeit der Entwicklung auszugehen, also vom vereinzelten<br />

Auffinden ähnlicher Lösungen für gleichartige Probleme.<br />

1.7. Hermann Muthesius: Der Deutsche Werkbund und "<strong>Das</strong> englische Landhaus"<br />

Von entscheidender Bedeutung für das prägende Bild der britischen Architektur in<br />

Deutschland war das 1904/05 erschienene dreibändige Werk "<strong>Das</strong> englische Haus"<br />

von Hermann Muthesius, insbesondere der zweite Band "<strong>Das</strong> englische Landhaus".<br />

Muthesius hatte von 1896 bis 1903 als Attaché für Architektur an der deutschen Botschaft<br />

in London die Aufgabe, die demnach sogar von Regierungsseite als vorbildlich,<br />

wirtschaftsfördernd und die sozialen Verhältnisse hebend eingeschätzte englische<br />

Architektur zu erkunden und in der Heimat zu vermitteln. Darin und bereits mit<br />

der weniger bekannten Veröffentlichung "<strong>Die</strong> englische Baukunst der Gegenwart"<br />

von 1900 verbreitete er die romantisch zergliederte viktorianische und Arts & Crafts-<br />

Architektur mit ihren großbürgerlich-aristokratischen Raumprogrammen. Der eher<br />

weniger reformistische Norman Shaw galt ihm als richtungsweisend. Parallel dazu<br />

verbreitete das 1906 erschienene "Houses and Gardens" von Baillie Scott über <strong>des</strong>sen<br />

eigene Werke, 1912 auch in deutscher Ausgabe vorliegend, die Vorstellung von<br />

dieser Bauweise. <strong>Die</strong> Aufnahme dieser Vorbilder reichte bis zum 1912-17 von Paul<br />

Schultze-Naumburg für den kaiserlichen Kronprinzen erbauten Schloss Cecilienhof<br />

in Potsdam. <strong>Die</strong>ses letzte Schloss der Hohenzollern wurde ein riesiges englisches<br />

Landhaus im fachwerkreichen Old English Style. Auch Muthesius' eigene Bauten<br />

waren in ihren an die deutschen Verhältnisse angepassten Formen und Dimensionen<br />

zumeist immer noch luxuriöse Villen und Herrensitze.

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