Feibes, Marcus, Hertz und Co.

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Bericht | Text: Michael Heß | Fotos: holocaust.cz, Franz Eschhaus Feibes, Marcus, Hertz und Co. Am 1. April jährt sich der nazistische Judenboykott zum achzigsten Mal Die Geschichte der Juden in Münster ist keine rühmliche. Dreimal wurde die Gemeinde vernichtet, zuletzt im Dritten Reich. Lange vor der Shoa wurden sie auch in der “Gauhauptstadt Münster” systematisch entrechtet. An das untergegangene jüdische Kaufmannsleben rund um den Prinzipalmarkt erinnert ~-Lokalredakteur Michael Heß. Die ab 1810 erlaubte Ansiedlung von Juden in Münster führte binnen weniger Jahrzehnte zu einem regen jüdischen Wirtschaftsleben. Besonders der Getreide- und Viehhandel waren fest in jüdischer Hand, darunter mit Hermann Flechtheim einer der bedeutendsten Getreidehändler des Kaiserreichs überhaupt (der Flechtheim-Speicher im Hafen erinnert daran). Aber auch im Einzelhandel hatten jüdische Geschäftsleute fest Fuß gefasst. Einige von ihnen bleiben bis heute im öffentlichen Bewusstsein. Am bekanntesten dürfte die Firma “J. M. Feibes” sein, die im Haus Salzstraße 3-4 mit Haushalts-, Kurz-, Spiel- und vor allem Textilwaren handelte. Die Inhaber Julius (Vater) und Fritz Heinrich (Sohn) Feibes waren zwar getauft, über ihre geschäftliche Zukunft gaben sie sich ab 1933 jedoch keinen Illusionen hin, bemühten sich aber auch, das gut situierte Handelsgeschäft solange wie nur irgend möglich weiter zu betreiben. Den Nazis musste das ein besonderes Ärgernis sein. Noch im Dezember 1937 stellt die NSDAP-Ortsgruppe Gutenberg verärgert fest, es gebe sehr viele Parteigenossen, die mit Abzeichen im Geschäft des getauften Juden Feibes handeln. Ja, selbst uniformierte Poltische Leiter und SA-Männer machen dort ihre Einkäufe. Die systematische Hetze zeigte die erwünschte Wirkung. Das Geschäft ging immer mehr zurück; 1938 mussten die Räume teilververmietet werden. In der Pogromnacht am 9. November 1938 drangen braune Horden in Geschäft und Wohnung ein, wobei Fritz Feibes Verletzungen erlitt. Das geschäftliche Ende kam drei Tage später mit der “Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftleben.” Zum 1. Januar 1939 hatten Vater und Sohn das seit 1854 in dritter Generation betriebene Geschäft aufzugeben. Allen jüdischen Mitarbeitern kündigte der Liquidator sofort, die nichtjüdischen folgten ein halbes Jahr später. Von 1939 bis 1941 diente es als sog. “Judenhaus”, d.h. als Zwangswohnsitz für jüdische Münsteraner. Der förmliche Verkauf des längst enteigneten Besitzes erfolgte am 24. Januar 1941 mit 325.000 Reichsmark deutlich unter Verkehrswert. Die Firma “J. M. Feibes” war das letzte “entjudete” Geschäft der Domstadt. Wenigstens gelang es Vater und Sohn, sich der Shoa zu entziehen: Julius Feibes verstarb noch kurz vor seiner Deportation im Januar 1942 in Münster. Fritz Feibes wanderte im August 1939 über England nach Australien aus, wo er im Juli 1970 verstarb. Seine Ehefrau Hedwig geb. Cohn wurde im Januar 1943 in Auschwitz ermordet. Heute nutzt die Textilhandelskette Sinn-Leffers das Haus in der Salzstraße. Geht man von der Salzstraße kommend nach links auf den Prinzipalmarkt, steht man nach wenigen Schritten vor dem Haus Nummer 5, in dem sich heute das Textilgeschäft Petzhold befindet. Bis in die 30er Jahre residierte in den Räumen mit dem Kaufhaus Hertz Münsters führendes Textilgeschäft. Im August 1921 von den aus Borghorst stammenden Brüdern Hermann und Julius Hertz gegründet, überstand die junge Firma die Inflationszeit unbeschadet und erfuhr einen rasanten geschäftlichen Aufschwung. Schon vor der Machtergreifung der Nazis war es wegen seines hervorragenden Rufes, der zwangsläufig viele deutsche Kunden anzog, subtilen Anfeindungen ausgesetzt. Am 1. April 1933 litt es wie alle anderen jüdischen Geschäfte unter dem ersten Boykott der Nazis. Als anerkannter Frontkämpfer des Ersten Weltkrieges mochte Hermann Hertz auf eine Ausnahmebehandlung gehofft haben. Eine vergebliche Hoffnung, denn das Kaufhaus Hertz war dafür 14

Bericht | Text: Michael Heß | Fotos: holocaust.cz, Franz Eschhaus<br />

<strong>Feibes</strong>, <strong>Marcus</strong>, <strong>Hertz</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong>.<br />

Am 1. April jährt sich der nazistische Judenboykott zum achzigsten Mal<br />

Die Geschichte der Juden in Münster<br />

ist keine rühmliche. Dreimal wurde die<br />

Gemeinde vernichtet, zuletzt im Dritten<br />

Reich. Lange vor der Shoa wurden sie<br />

auch in der “Gauhauptstadt Münster”<br />

systematisch entrechtet. An das untergegangene<br />

jüdische Kaufmannsleben<br />

r<strong>und</strong> um den Prinzipalmarkt erinnert<br />

~-Lokalredakteur Michael Heß.<br />

Die ab 1810 erlaubte Ansiedlung von<br />

Juden in Münster führte binnen weniger<br />

Jahrzehnte zu einem regen jüdischen<br />

Wirtschaftsleben. Besonders der Getreide-<br />

<strong>und</strong> Viehhandel waren fest in<br />

jüdischer Hand, darunter mit Hermann<br />

Flechtheim einer der bedeutendsten<br />

Getreidehändler des Kaiserreichs überhaupt<br />

(der Flechtheim-Speicher im Hafen<br />

erinnert daran). Aber auch im<br />

Einzelhandel hatten jüdische<br />

Geschäftsleute fest Fuß gefasst.<br />

Einige von ihnen bleiben bis<br />

heute im öffentlichen Bewusstsein.<br />

Am bekanntesten dürfte die<br />

Firma “J. M. <strong>Feibes</strong>” sein, die<br />

im Haus Salzstraße 3-4 mit<br />

Haushalts-, Kurz-, Spiel- <strong>und</strong><br />

vor allem Textilwaren handelte.<br />

Die Inhaber Julius (Vater) <strong>und</strong><br />

Fritz Heinrich (Sohn) <strong>Feibes</strong><br />

waren zwar getauft, über ihre<br />

geschäftliche Zukunft gaben<br />

sie sich ab 1933 jedoch keinen<br />

Illusionen hin, bemühten sich<br />

aber auch, das gut situierte<br />

Handelsgeschäft solange wie<br />

nur irgend möglich weiter zu<br />

betreiben. Den Nazis musste das<br />

ein besonderes Ärgernis sein.<br />

Noch im Dezember 1937 stellt die<br />

NSDAP-Ortsgruppe Gutenberg<br />

verärgert fest, es gebe sehr<br />

viele Parteigenossen, die mit<br />

Abzeichen im Geschäft des getauften<br />

Juden <strong>Feibes</strong> handeln.<br />

Ja, selbst uniformierte Poltische<br />

Leiter <strong>und</strong> SA-Männer machen dort ihre<br />

Einkäufe. Die systematische Hetze zeigte<br />

die erwünschte Wirkung. Das Geschäft<br />

ging immer mehr zurück; 1938 mussten<br />

die Räume teilververmietet werden. In<br />

der Pogromnacht am 9. November 1938<br />

drangen braune Horden in Geschäft <strong>und</strong><br />

Wohnung ein, wobei Fritz <strong>Feibes</strong> Verletzungen<br />

erlitt. Das geschäftliche Ende kam<br />

drei Tage später mit der “Verordnung zur<br />

Ausschaltung der Juden aus dem deutschen<br />

Wirtschaftleben.” Zum 1. Januar<br />

1939 hatten Vater <strong>und</strong> Sohn das seit 1854<br />

in dritter Generation betriebene Geschäft<br />

aufzugeben. Allen jüdischen Mitarbeitern<br />

kündigte der Liquidator sofort, die<br />

nichtjüdischen folgten ein halbes Jahr<br />

später. Von 1939 bis 1941 diente es als sog.<br />

“Judenhaus”, d.h. als Zwangswohnsitz<br />

für jüdische Münsteraner. Der förmliche<br />

Verkauf des längst enteigneten Besitzes<br />

erfolgte am 24. Januar 1941 mit 325.000<br />

Reichsmark deutlich unter Verkehrswert.<br />

Die Firma “J. M. <strong>Feibes</strong>” war das letzte<br />

“entjudete” Geschäft der Domstadt.<br />

Wenigstens gelang es Vater <strong>und</strong> Sohn,<br />

sich der Shoa zu entziehen: Julius <strong>Feibes</strong><br />

verstarb noch kurz vor seiner Deportation<br />

im Januar 1942 in Münster. Fritz <strong>Feibes</strong><br />

wanderte im August 1939 über England<br />

nach Australien aus, wo er im Juli 1970<br />

verstarb. Seine Ehefrau Hedwig geb.<br />

<strong>Co</strong>hn wurde im Januar 1943 in Auschwitz<br />

ermordet. Heute nutzt die Textilhandelskette<br />

Sinn-Leffers das Haus in der<br />

Salzstraße.<br />

Geht man von der Salzstraße kommend<br />

nach links auf den<br />

Prinzipalmarkt, steht man nach<br />

wenigen Schritten vor dem Haus<br />

Nummer 5, in dem sich heute das<br />

Textilgeschäft Petzhold befindet.<br />

Bis in die 30er Jahre residierte in<br />

den Räumen mit dem Kaufhaus<br />

<strong>Hertz</strong> Münsters führendes Textilgeschäft.<br />

Im August 1921 von<br />

den aus Borghorst stammenden<br />

Brüdern Hermann <strong>und</strong> Julius<br />

<strong>Hertz</strong> gegründet, überstand die<br />

junge Firma die Inflationszeit<br />

unbeschadet <strong>und</strong> erfuhr einen<br />

rasanten geschäftlichen<br />

Aufschwung. Schon vor der<br />

Machtergreifung der Nazis war<br />

es wegen seines hervorragenden<br />

Rufes, der zwangsläufig viele<br />

deutsche K<strong>und</strong>en anzog, subtilen<br />

Anfeindungen ausgesetzt. Am 1.<br />

April 1933 litt es wie alle anderen<br />

jüdischen Geschäfte unter<br />

dem ersten Boykott der Nazis.<br />

Als anerkannter Frontkämpfer<br />

des Ersten Weltkrieges mochte<br />

Hermann <strong>Hertz</strong> auf eine Ausnahmebehandlung<br />

gehofft haben.<br />

Eine vergebliche Hoffnung, denn<br />

das Kaufhaus <strong>Hertz</strong> war dafür<br />

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viel zu exponiert. Noch vor der Aufgabe<br />

von <strong>Feibes</strong> erlag <strong>Hertz</strong> dem faschistischen<br />

Druck, der seine K<strong>und</strong>schaft ausdrücklich<br />

einbezog. Zu Weihnachten 1936 monierte<br />

die NSDAP-Ortsgruppe Rathaus, es habe<br />

“den Anschein, als ob unsere ganze<br />

Propaganda in der Judenfrage nicht gehört<br />

worden ist.” Im Mai 1937 lancierten<br />

Münsteraner Nazis einen Leserbrief im<br />

“Stürmer”, dem von Julius Streicher als<br />

“Gauleiter Franken” herausgegebenen<br />

allerwiderlichsten Hetzblatt des Dritten<br />

Reiches (Streicher war Hauptangeklagter<br />

im Nürnberger Prozess <strong>und</strong> wurde dort<br />

im Oktober 1946 gehenkt). Im Leserbrief<br />

wurde die Veröffentlichung der Namen<br />

von <strong>Hertz</strong>’ K<strong>und</strong>schaft verlangt. Von da an<br />

mochte sich <strong>Hertz</strong> keine Illusionen mehr<br />

machen. Noch im August 1937 verkaufte<br />

er unter massiven Verlusten sein gerade<br />

16 Jahre altes Geschäft <strong>und</strong> emigrierte<br />

im Dezember via Niederlande in die USA.<br />

Seinem Bruder <strong>und</strong> Mitinhaber Julius<br />

gelang ebenso die Auswanderung nach<br />

Übersee.<br />

Schräg rechts gegenüber stehen die<br />

heute von der Lederwarenfirma Harenberg<br />

genutzten Häuser Prinzipalmarkt<br />

38/39. Von 1932 bis 1935 war in ihnen<br />

die Firma “Moritz Lesser Herren- <strong>und</strong><br />

Knabenbekleidung” untergebracht. Der<br />

Inhaber Moritz Lesser stammte aus Westpreußen,<br />

heiratete 1907 in Beckum in eine<br />

Textilfirma ein <strong>und</strong> zog 1915 nach Münster.<br />

Moritz Lesser war der Prototyp eines<br />

assimilierten Juden: der Weltkriegsteilnehmer<br />

(noch 1934 dafür ausgezeichnet)<br />

verband eine konservative Gesinnung<br />

mit kaufmännischem Geschick. “Durch<br />

unermüdliches Vorwärtsstreben, eisernen<br />

Fleiß <strong>und</strong> strenge Reellität brachte der<br />

rührige Kaufmann sein Unternehmen zu<br />

seiner heutigen Bedeutung, die ihm in<br />

Stadt <strong>und</strong> Land den besten Ruf sicherte”,<br />

würdigte die Kaufmannschaft Lesser noch<br />

1932. Helfen konnte das knapp ein Jahr<br />

später keinen Deut. Lessers Firma war genauso<br />

vom Boykott der SA am 1. April 1933<br />

betroffen. Aufnahmen vom Tag zeigen<br />

neben SA-Leuten vor dem Ladeneingang<br />

eine verwirrte K<strong>und</strong>schaft. Moritz Lessers<br />

reagierte mit einer damals noch möglichen<br />

Anzeige an seine deutschen K<strong>und</strong>en<br />

(siehe Bild, wenig später wurde jüdischen<br />

Geschäften das Annoncieren verboten).<br />

Aus heutiger Sicht war es ein naiver Appell,<br />

aber die kommende Shoa war dem<br />

deutschgesinnten Kaufmann gedanklich<br />

unvorstellbar. Bei Lessers zeigte das<br />

braune Kesseltreiben besonders schnell<br />

Wirkung: Schon 1934, ganze vier Jahre<br />

vor <strong>Feibes</strong>, musste Konkurs angemeldet<br />

werden. Für Lesser kam es knüppeldicke.<br />

Im Mai 1934 ging seine Ehefrau Adele,<br />

geb. Weinberg, in den Freitod, da sie die<br />

zunehmenden Anfeindungen nicht mehr<br />

aushielt. Lesser hielt sich in den kommenden<br />

Jahren mit Kleingewerbe über<br />

Wasser. Ein Fluchtversuch in die Niederlande<br />

misslang 1937 ebenso wie die legale<br />

Auswanderung in die USA 1940. Ein Jahr<br />

zuvor floh sein Sohn Herbert nach Riga,<br />

wo sich seine Spur im Spätherbst 1941<br />

verliert. Herbert Lesser wurde 1954 für tot<br />

erklärt. Moritz Lesser selbst fiel der Shoa<br />

zum Opfer. Nach mehreren Stationen in<br />

sog. “Judenhäusern” erfolgte im Juli 1942<br />

die Deportation nach Theresienstadt. Für<br />

den schwer zuckerkranken Lesser war es<br />

wegen des nicht beschaffbaren Insulins<br />

ein Todesurteil auf Raten. Er lebte nach<br />

Zeugenaussagen noch etwa sechs Monate;<br />

die Toterklärung erfolgte ebenfalls 1954.<br />

Sein zweites Kind Lieselotte, verh. David,<br />

überlebte das Dritte Reich in Palästina.<br />

Sie kehrte 1958 nach Münster zurück <strong>und</strong><br />

verstarb 72-jährig im Jahre 1983 während<br />

eines Aufenthaltes im Schwarzwald.<br />

Läuft man an der Lambertikirche nach<br />

rechts über den Drubbel zur Bogenstraße,<br />

kommt man bald zum Beginn der Neubrückenstraße.<br />

Das längst abgerissene<br />

Eckhaus Roggenmarkt 11/12, später Nr.<br />

9 (das damalige Nachbarhaus ist das<br />

heutige Eckhaus schräg gegenüber der<br />

Apostelkirche), beherbergte die “Schuhwarenhandlung<br />

S. <strong>Marcus</strong>”. Inhaber war<br />

lange Jahre Elias <strong>Marcus</strong>, ein aus dem<br />

Münsteraner Kulturleben nicht weg zu<br />

denkender Bonvivant, Kunstfre<strong>und</strong> <strong>und</strong><br />

-händler. Gut befre<strong>und</strong>et mit Augustin<br />

Wibbelt <strong>und</strong> Hermann Löns, engagierte<br />

er sich für den Zoologischen Garten <strong>und</strong><br />

den Karneval, schrieb plattdüske Theaterstücke<br />

sowie Lyrik (u.a “Schnippsel<br />

vom Wege des Lebens”, 1913) <strong>und</strong><br />

unterstützte aktiv Münsters legendäre<br />

Künstlergemeinschaft “Schanze”. Eli<br />

<strong>Marcus</strong> gehörte fest zum gesellschaftlichen<br />

Leben in Münster. Wie <strong>Feibes</strong>,<br />

<strong>Hertz</strong> <strong>und</strong> Lesser war die Familie <strong>Marcus</strong><br />

längst assimiliert. Vielen erfolgreichen<br />

Juden war als Folge ihres Integrationswillens<br />

ein ausgesprochen konservatives,<br />

deutschnationales Weltbild zu eigen. Mit<br />

der abgeschotteten Welt des osteuropäischen<br />

Schtetls hatten sie nichts mehr<br />

zu tun <strong>und</strong> mussten die Anfeindungen<br />

deshalb um so bedrückender empfinden.<br />

Die schon vor 1933 einsetzende rassische<br />

<strong>und</strong> kulturelle Ausgrenzung war ein<br />

ideologisches Konstrukt der Deutschnationalen<br />

<strong>und</strong> Nazis. Wenigstens blieb<br />

Elias <strong>Marcus</strong> das Schlimmste erspart. Die<br />

Der Autor dankt der Historikerin Rita<br />

Schlautmann-Overmeyer sowie Franz<br />

Eschhaus von StattReisen Münster für<br />

ihre Hinweise zum Thema.<br />

gleichgeschalteten Münsteraner Zeitungen<br />

schwiegen ihn zwar tot, obwohl sie<br />

ihn zuvor jahrzehntelang hofiert hatten,<br />

die dunkelsten Jahre erlebte der im September<br />

1935 Verstorbene aber nicht mehr.<br />

Seiner Familie blieb es durch frühen Tod<br />

oder Auswanderung gleichfalls erspart,<br />

die Judenverfolgung mitzuerleben. Nach<br />

dem Krieg erinnerte man sich wieder an<br />

Eli <strong>Marcus</strong>. Einige seiner Theaterstücke<br />

werden seitdem immer wieder einmal<br />

aufgeführt, <strong>und</strong> 1966 benannte man im<br />

fernen Kinderhaus eine Straße nach ihm.<br />

Sehr viel näher, am alten Schuhhaus,<br />

erinnert heute ein Teilstück des Aaseitenwegs<br />

an den Nazipropagandisten Willy<br />

Humborg. Für Elias <strong>Marcus</strong> hatte der, sich<br />

seinen mörderischen Herren andienend,<br />

absolut nichts übrig. #<br />

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