Bakterielle Tomatenwelke - Landwirtschaft in Sachsen
Bakterielle Tomatenwelke - Landwirtschaft in Sachsen
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<strong>Bakterielle</strong> <strong>Tomatenwelke</strong><br />
Pillnitzer Gewächshaustag 31.Mai 2013<br />
1 | 10. Juni 2013 | Dr. Gabriele Krieghoff
Bakteriosen an Tomaten<br />
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<strong>Tomatenwelke</strong> – Clavibacter michiganensis subsp. michiganense<br />
Stängelmarkbräune – Pseudomonas corrugata<br />
Bakterienfruchtflecke – Xanthomonas campestris pv. vesicatoria<br />
<strong>Bakterielle</strong> Tomaten-Fleckenkrankheit – Pseudomonas syr<strong>in</strong>gae pv. tomato<br />
2 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Bedeutung und Verbreitung<br />
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gefährlichste Bakteriose an Tomaten unter Glas; im Freiland unter unseren<br />
Bed<strong>in</strong>gungen selten<br />
Befall wird erst erkannt, wenn es zu spät ist (lange Latenzzeit)<br />
ke<strong>in</strong>e direkten Bekämpfungsmaßnahmen<br />
hohe Ertragsausfälle (10 bis 30 %, teilweise bis 70 % oder Totalausfälle)<br />
Verbreitung weltweit; Befall wird häufig nicht erkannt<br />
seit e<strong>in</strong>igen Jahren zunehmende Berichte von Befallsereignissen z.B. aus den<br />
Niederlanden, Österreich und der Schweiz<br />
3 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Quarantäneerkrankung<br />
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Rechtsgrundlage: Pflanzenbeschauverordnung <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit den<br />
Anhängen der EU-Richtl<strong>in</strong>ie 2000/29/EG<br />
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lt. Anhang II ist Cmm als Quarantäneschadorganismus für Tomatenpflanzen<br />
gelistet,<br />
Cmm ist meldepflichtig<br />
E<strong>in</strong>schleppen und Ausbreitung <strong>in</strong> die bzw. <strong>in</strong> den Mitgliedstaaten bei Befall<br />
bestimmter Pflanzen (befallene Tomatenpflanzen) oder Pflanzenerzeugnisse<br />
ist verboten (Anhang II AII, Teil A)<br />
Anforderungen an das Saatgut (Anhang IV, Teil A, Kapitel I):<br />
Saatgutproduzenten müssen registriert und kontrolliert werden. Saatgut darf<br />
nur mit e<strong>in</strong>em Pflanzenpass <strong>in</strong>nerhalb der EU verbracht werden. Importe von<br />
Saatgut benötigen Pflanzengesundheitszeugnis.<br />
4 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Schadbild<br />
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Bakterienwelke ist e<strong>in</strong>e Gefäßerkrankung (Tracheobakteriose)<br />
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erste Symptome, wenn der 1. Fruchtstand voll entwickelt ist; oftmals noch<br />
reversibel; nur bei höheren Temperaturen<br />
plötzliche e<strong>in</strong>seitige Welke e<strong>in</strong>zelner Fiederblättchen, die schlaff<br />
herabhängen, vertrocknen und sich braun verfärben<br />
beg<strong>in</strong>nende Welke an den Blattspitzen, braune Nekrosen zwischen den<br />
Blattadern, weißliche, nekrotische Flecken auf dem Blatt<br />
am Spross und an Blattstielen häufig braune Längsstreifen, im Querschnitt<br />
erkennt man Braunverfärbung und Zersetzung der Gefäßbündelzone, beim<br />
Zusammendrücken tritt gelber Bakterienschleim aus<br />
allmählich erkrankt die ganze Pflanze und geht e<strong>in</strong><br />
5 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Schadbild<br />
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E<strong>in</strong>seitige Welke<br />
6 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Schadbild<br />
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<strong>in</strong>fizierte Blüten fallen ab<br />
<strong>in</strong> der Frucht Glasigwerden und Gelbverfärbung der Gefäßbündel<br />
gelber Bakterienschleim <strong>in</strong> der Frucht<br />
auf der Fruchtoberfläche anfangs weißliche, später braune von e<strong>in</strong>em hellen<br />
Hof umgebene Flecken (Vogelaugenflecken)<br />
beim Schütteln der Pflanze fallen die meisten Früchte (auch grüne) ab<br />
Saatgutbefall meist äußerlich, nur ger<strong>in</strong>ger Prozentsatz des Saatguts aus<br />
befallenen Beständen ist verseucht; bei <strong>in</strong>nerer Infektion bef<strong>in</strong>det sich der<br />
Erreger zwischen Samenschale und Endosperm<br />
7 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Schadbild<br />
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Blütenfall<br />
8 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Schadbild<br />
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Bakterienschleim <strong>in</strong> der Frucht<br />
9 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Schadbild<br />
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Vogelaugenflecke<br />
10 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Schadbild<br />
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gesamte Bestand welkt<br />
11 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Stängelmarknekrose<br />
12 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Erreger<br />
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Gram-positives Bakterium<br />
leicht gebogene, keulenförmige Kurzstäbchen, unbegeißelt<br />
auf künstlichen Nährboden bildet er gelblich-weiße Kolonien = wichtiges<br />
Unterscheidungsmerkmal zu anderen pathogenen oder saprophytischen<br />
Bakterien<br />
Wirtspflanzen: Tomate, Paprika, Auberg<strong>in</strong>e, Solanum spp.<br />
13 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Biologie<br />
❙ Infektion: durch befallenes Saatgut (< 1 %) oder von außen (Spross,<br />
Wurzeln) über Wunden, Spaltöffnungen und Haarfollikel.<br />
Verseuchte Samen gelten als primäre Infektionsquelle.<br />
Nach Infektion längere Latenzphase.<br />
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Ausbreitung <strong>in</strong> der Pflanze:<br />
<strong>in</strong> den Tracheen des Xylems, die Gefäßwände werden<br />
allmählich aufgelöst, Besiedlung der Parenchymzellen und der<br />
Interzellularräume sowie des Phloems und verursacht die<br />
Auflösung des Gewebeverbandes (Bildung von toxischen<br />
Glycopeptiden)<br />
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Ausbreitung im Bestand:<br />
rasches Verbreitung entlang der Pflanzenreihe ausgehend von<br />
e<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong>fizierten Pflanzen durch Pflegemaßnahmen<br />
(Ausblatten, Ausgeizen, Wickeln, Ernte etc.), Wassertropfen<br />
(Beregnung) sowie Ane<strong>in</strong>anderreiben von Pflanzen;<br />
auch latent erkrankte Pflanzen fungieren als Überträger<br />
14 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Biologie<br />
❙ Intensität des Krankheitsverlaufes:<br />
Befalls begünstigende Faktoren:<br />
Temperaturen ab 18 bis 28°C<br />
hohe Luftfeuchtigkeit (> 80 %)<br />
gestresste, suboptimal kultivierte Pflanzen<br />
überdüngte (N) Pflanzen<br />
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Überdauern im Gewächshaus:<br />
Cmm überlebt mehrere Monate bis Jahre:<br />
an befallenen Pflanzenmaterial im Boden,<br />
an Unkräutern (Solanum nigrum; Solanum spp.)<br />
auf Gewächshauskonstruktionen, an Anb<strong>in</strong>defäden,<br />
an Geräten und E<strong>in</strong>richtungen,<br />
<strong>in</strong> Nährlösungen,<br />
an Saatgut (bis zu 8 Monaten).<br />
Cmm ist hoch resistent gegen Trockenheit<br />
15 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Bekämpfung<br />
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Vorbeugende Maßnahmen<br />
gesundes Saatgut, befallsfreie Jungpflanzen<br />
Des<strong>in</strong>fektion des Gewächshauses und Anbausubstrates<br />
Schulung der Mitarbeiter, Hygieneordnung<br />
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Bei Befallsverdacht<br />
objektbezogene Arbeit (Pflege, Ernte),<br />
Zugang Dritter ausschließen<br />
Des<strong>in</strong>fektionsmatten<br />
Arbeitskleidung und Schuhe im Objekt belassen<br />
E<strong>in</strong>weghandschuhe tragen, nach jeder Reihe wechseln<br />
m<strong>in</strong>destens für jede Reihe separates Werkzeug benutzen<br />
Werkzeuge nach Nutzung des<strong>in</strong>fizieren (70 %-iger Alkohol)<br />
ke<strong>in</strong>e Überkopfberegnung<br />
Des<strong>in</strong>fektion von rezierkulierender Nährlösung (UV, Hitze)<br />
16 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke
Bekämpfung<br />
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Bei Befall<br />
ke<strong>in</strong>e direkte Bekämpfung möglich<br />
Cuproz<strong>in</strong> flüssig ggf. mit ger<strong>in</strong>ger Nebenwirkung<br />
Meldepflicht<br />
Entscheidung nach Befallsgrad: Räumen des Bestandes oder<br />
Befallsherde liquidieren befallene Pflanzen + Nachbarpflanzen<br />
vernichten (im Plastiksack verbrennen)<br />
Befallsbereiche markieren, immer zuletzt bearbeiten<br />
objektbezogene Arbeitsweise, mit Extrageräten,<br />
Hygienevorschriften strikt e<strong>in</strong>halten<br />
am Kulturende Gewächshaus und alles Zubehör (z.B. Folien, Tropfer,<br />
Anb<strong>in</strong>defäden, Clipse etc.) gründlich des<strong>in</strong>fizieren (z.B. Menno Florades)<br />
oder vernichten<br />
Entscheidung über weiteres Vorgehen mit Pflanzenschutzspezialisten<br />
absprechen<br />
17 | 10. Juni 2013 | Dr. Gerald Lattauschke