Lehrbuch der Pharmakognosie
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Digitale Bibliothek Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00038692<br />
394 l>iuotyJedoneae. Campanulatae. Compositae. TuhuliflOl'ae.<br />
Herba Grindeliae. Grindeliakraut.<br />
])ie Blatter und blühenden Stengelspitzen von Grindelia robusta Nuttul und<br />
U. sq u arrosa Dunal, zweier längs <strong>der</strong> pazifischen Küste Nordamerikas heimisuhen<br />
Kräuter.<br />
Sie haben kreuzweise gegenständige, sitzende o<strong>der</strong> halbstengelumfassende, VOll<br />
<strong>der</strong> I::lpatel- bis zur Lanzettform übergehende, bis 5 cm lange, am Grunde herzförmige,<br />
gezähnte o<strong>der</strong> i'tachelspitzige, le<strong>der</strong>artig steife, leicht zerbrechliche und durchscheinend<br />
punktierte Blätter, die häufig von ausgeschiedenem Sekret firnisartig überzogen sind.<br />
Die Blütenköpfchen stehen einzeln an den Enden <strong>der</strong> dünnen, weißflaumigen Blütenzweige,<br />
sind in <strong>der</strong> Droge bis 1 cm, aufgeweicht bis 1,5 cm breit, gelblich, ebenfalls<br />
von Harz überzogen. Sie haben einen halbkugeligen Hüllkelch aus dachziegelig sich<br />
deckenden, lineallanzettlichen, ganzrandigen Blättchen mit zuriickgekrümmter Spitze,<br />
einen flach gewölbten, durch Vertiefungen grobwabigen Blütenboden, <strong>der</strong> die 1,5 um<br />
langen, weiblichen Strahlblüten und zahlreiche, 6-8 mm lange, zwitterige Scheibenblüten<br />
trägt. Beide Blütenformen sind gelb und besitzen einen Pappus.<br />
Der Blattbau ist isolateral. Beide Epi<strong>der</strong>men haben von Nebenzellen umgebene<br />
I::lpaltöffnungen, das Mesophyll besteht aus oberem Palisadengewebe, Schwamnlparenchym<br />
und unterem Palisadengewebe. Die Palisadensehichten sind locker und<br />
4-- 5 Lagen mächtig. In den Nerven werden die Gefaßbiindel bei<strong>der</strong>seits von beträchtlichen,<br />
bis zu den Epi<strong>der</strong>men rcichenden chlorophyllfreien Kollenchymbelägen begleitet.<br />
Dem außerdem vorhandenen Bastbelag dcs Siebteils liegt stets ein kleiner schizogener<br />
Sekretgang an. Die Behaarung besteht aus dem Blattrande ansitzenden, kleinen,<br />
dickwandigen, einzelligen, zahnförmigen Borstenhaaren, und eigenartigen, in die<br />
Epi<strong>der</strong>mis eingesenkten, hanfig auf den Nerven gelegenen Drüsenhaaren, welche in<br />
:~-4 Etagen bis 60 Sezernierungszellcn besitzen, die je eine kleine Oxalatdruse enthalten.<br />
Die Droge riccht, beson<strong>der</strong>s beim Zerreiben, aromatisch, schmeckt bitter und<br />
gewürzig und enthält rund 0,3 % ätherisches Öl, Harz, Gerbstoff, aber kcin Alkaloid<br />
o<strong>der</strong> Saponin. Sie findet als Fluidextrakt vielfache Verwendung.<br />
Flores Calendulae. Ringel bl urnen.<br />
ltingelblumen sind die völlig entfalteten und getrockneten Blütenkörbchen <strong>der</strong><br />
in Deutschland und Südeuropa kultivierten Calendula officinalis L. Sie sind ein<br />
Volksheilmittel. Die für sich getrockneten, zungenförmigen Strahlenblüten werden<br />
häufig dem Safran substituiert, wozu sie mit Anilinfarben gefärbt w(?rden. Sie bestehen<br />
aus zartwandigem, von feinen Gefäßbündeln durchzogenem Gewebe, nur die<br />
ubrigcns nicht papillös vorgewolbten Epi<strong>der</strong>miszellen <strong>der</strong> Zähnchen am oberen Ende<br />
sind <strong>der</strong>bwandig.<br />
Radix Carlinae. Eberwurzel.<br />
Dic im Herbst gesammelte Wurzel <strong>der</strong> in Mittel- und Siideuropa auf trockensandigen<br />
Stellen, beson<strong>der</strong>s auf Kalk verbreiteten Carlina acaulis L. Bis 30 cm<br />
lange, bis 2,5 cm dicke, einfachc, oft mehrköpfige, nur an <strong>der</strong> Spitze wenig ästige,<br />
oft gedrehte, und längs aufgerissene, außen schmutzig graubraune, längsrunzelige<br />
und höckerige. innen braune o<strong>der</strong> etwas hellere Hauptwurzeln von hornartigern, nicht<br />
faserigem Bruch. Durch das Aufreißen ist oft das netzig.wellige Holz freigelegt, das<br />
im Querschnitt deutlich strahlig ist. Die dunkle primäre Hinde ist verhältnismäßig<br />
schmal und führt an ihrem inneren Hande eine Anzahl Sekretbehälter mit braunem<br />
Inhalt. Die gleichen Sekretbehältcr finden sich in dem den größten Teil <strong>der</strong> \Vurzel ausmachenden<br />
Cambialzuwachs, <strong>der</strong> aus breiten Mark- und schmalen Holzrindenstrahlell<br />
besteht. Die H,indenstrahlen enthalten Siebröhrengruppen, Parenchym und dünnwandiges,<br />
langgestrecktes Prosenchym, aber keine typischen Fasern, die Holzstrahlen<br />
kleine Gruppen von Netzgefäßen, Parenchym und wenige, vereinzclte Fasern. Die<br />
Sekretbehälter finden sich häufig in den Markstrahlen. Das Parenchym enthält Inulin,<br />
hie und da kleine Einzel- o<strong>der</strong> Zwillingskristalle von Oxalat.<br />
Die Wurzel riecht unangenehm, durchdringend, schmeckt bittersüß, brennend<br />
aromatisch und enthält ätherisches Öl (bis 2 %).<br />
Verwechselungen mit Carlina vulgaris L. sind möglich. Diese Wurzel entbehrt<br />
jedoch <strong>der</strong> Sekretbehälter und ist daher nicht aromatisch. In Frankreich ist Carlina<br />
acanthifolia AU. gebräuchlich.