Lehrbuch der Pharmakognosie
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Digitale Bibliothek Braunschweig<br />
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00038692<br />
Dicotyledoneae. Tnbiflorae. Solanaceae.<br />
Epidclmü;"LLidwan. Diese uestehon allcl'meist aus dünnwandigen, in dcrFhielLcnansicht<br />
sehr stark wellig-buchtigen, reichlich Spaltöffnungen führenden, manchmal in Haare<br />
auslaufenden o<strong>der</strong> die Spuren <strong>der</strong> abgefallenen Haare zeigenden, ehlorophyllosen<br />
Zellen, die keine Cuticularstreifung zeigen; seltener sind die Epi<strong>der</strong>miszellen (übel'<br />
den Nerven) etwas <strong>der</strong>bwandig, in <strong>der</strong> Flächenansicht ansehnlich längsgestreckt,<br />
meist fein porös. Die an <strong>der</strong> Droge reichlich vorkommenden Haare sind im Pulver<br />
meist sehr stark zertrümmert, seltener sind größere Bruchstü9ke, sehr selten ganze<br />
Haare zu beobachten; sie kommen vor als dünnwandige, lange und an <strong>der</strong> Basis ziemlich<br />
dicke, stets glatte (ohne Cuticularkörnelung I), mehrzellige, spitz auslaufende<br />
Glie<strong>der</strong>haare o<strong>der</strong> als ähnlich gestaltete, mit einzelligem o<strong>der</strong> mehrzelligem Kopf versehene<br />
Drüsenhaare, seltener als kurze Drüsenhaare mit einzelligem Stiel und vielzelligem<br />
Kopf; die Haare selbst sind farblos, die Drüsenköpfe gelblich bis bräunlich.<br />
Die freiliegcnden o<strong>der</strong> in den Mesophyllfetzen zu beobachtenden Kristalle sind entwe<strong>der</strong><br />
Einzelkristalle in Form von Säulen, Würfeln, Oktae<strong>der</strong>n, o<strong>der</strong> Zwillingskristallen,~<br />
beson<strong>der</strong>s häufig in Form kreuzweiser Durchwachsungen; seltener sind endlich einfache,<br />
weniggliedrige Drusen. Sie sind gewöhnlich 10-16, selten bis 30 !t groß. Ziemlich<br />
regelmäßig sind in Pulverpräparaten zu beobachten spärliche, farblose bis gelbliche,<br />
große (40-60 !l große), kugelige, glatte o<strong>der</strong> äußerst schwach gekörnelte, mit 3 feinen<br />
Austrittsspalten versehene Pollenkörner.<br />
Beson<strong>der</strong>s charakteristisch für das Pulver sind die Mesophyllfetzen mit ihrem<br />
lockeren Zellgefüge und ihrem eigenartigen Kristallgehalt, die auf beiden Blattseiten<br />
stark welligbuchtige, Spaltöffnungen führenden Epi<strong>der</strong>misbruchstücke, die Haare<br />
und ihre Bruchstücke mit ihren dünnen, glatten Wänden.<br />
Man untersucht Bilsenkrautblattpulver in Glycerinwasser und in Chloralhydratlösung.<br />
Sollten die Mesophyllfetzen nicht bald genug entfärbt und durchsichtig werden,<br />
so empfiehlt es sich, das Chloralhydratpräparat unter dem Deckgl:ischen mehrfach<br />
sorgfältig zu erhitzen.<br />
Bestandteile. Die Droge enthält Hyoscyamin, Hyoscin, sowie eine<br />
Anzahl weiterer Alkaloide, ferner bis 2% Salpeter. Der unangenehme,<br />
betäubende Geruch des frischen Krautes geht beim Trocknen größtenteils<br />
verloren. Es schmeckt schwach bitter und etwas scharf.<br />
Prüfung. Die Blätter von Hyoscyamus albus L., welche <strong>der</strong> offizinellen<br />
Droge beigemengt sein können, sind kaum weniger wirksam; sie sind sämtlich<br />
gestielt.<br />
Reichliche Mengen von Pollenkörnern, weitlumigen Sekundärgefäßen<br />
mit netzförmiger o<strong>der</strong> stark poröser Wandverdickung, Sklerenchymfasern<br />
dürfen in dem Pulver nicht vorhanden sein (auR dem ganzen Kraut!).<br />
Das Arzneibuch verlangt 0,07% Alkaloid und läßt höchstens 24% Asche zu.<br />
Geschichte. Bilsenkraut wurde schon von den alten Griechen und<br />
Hörnern medizinisch verwendet und stand im Mittelalter in hohem Ansehen.<br />
Anwendung. Trockene Bilsenkrautblätter finden nur sehr selten innerlich<br />
gegen Hustenreiz, äußerlich zu schmerzstillenden Kataplasmen Verwendung.<br />
Häufiger wird das aus dem frischen Kraute zu bereitende Extr.<br />
Hyoscyami angewendet.<br />
" 'P<br />
... elld<br />
Abb. 333. Semen Hyoscyanü.<br />
1 natul'l. Gro,ße,<br />
2Längsschnlttj zehnfacll<br />
vergroßel't, t Salllcnsehale,<br />
end :I:!]ndospcnn t<br />
p Keimling, c Keitnblat.t.e,.,<br />
,. Würzelchen.<br />
Semen Hyoscyami. Bilsenkrautsamen.<br />
Sie sind die völlig ausgereiften Samen von Hyoscyamus<br />
niger L. (Abb. 333). Diese sind sehr klein, nur 1 mm lang,<br />
nierenförmig, netzgrubig und matt grau bräunlich bis hell gelbbraun,<br />
innen weiß. Ihre 8amenschale besteht aus einigen stark<br />
kollabierten, braunen, inneren Zellschichten und <strong>der</strong> eigenartigen<br />
Epi<strong>der</strong>mis, <strong>der</strong>en Zellen sehr groß, stark U-förmig verdickt<br />
und in Flächenansicht mäßig wellig sind. Das Endosperm<br />
besteht aus <strong>der</strong>bwandigen, Fett und Aleuronkörner mit Globoiden<br />
enthaltenden Zellen, das Gewebe des spiralig aufgerollten<br />
Keimlings ist sehr zartwandig. Die Samen enthalten neben fettem<br />
Öl Hyoscyamin und sind deshalb vorsichtig zu handhaben.