Lehrbuch der Pharmakognosie

Digitale Bibliothek Braunschweig
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300 Dicotyledoneae. Contortae. Gentianiaceae.
bilden kreuzgegenständige Paare; sie sind sitzend, 3-5-nervig, ganzrandig
und kahl wie die ganze Pflanze.
Der Blütenstand ist eine endständige Trugdolde mi1f, rosaroten Blüten,
deren fünflappiger Blumenkronensaum samt der in der Knospenlage gedrehten,
blaßfarbenen Blumenkronenröhre den fünfspaltigfm Kelchsaum
fast um die Hälfte der Röhrenlänge überragt. Durch das Trocknen schließen
sich die Zipfel des Blumenkronensaumes stets zusammen. Die Antheren
der 5 Staubgefäße sind nach dem Verblühen schraubig gedreht.
lUerkmale des Pulvers. Die Anatomie der Droge kann übergangen werden,
da das Kraut unverkennbar ist. - Das Pulver zeigt wenige charakterisierende
Merkmale: Parenchymfetzen ohne jegliche Haarbildung, massenhafte,
ziemlich große Pollenkörner (kugelig, glatt, goldgelb mit schwach
warziger Exine und drei deutlichen schlitzförmigen Austrittsspalten),
zahlreiche Papillen mit auffallender Cuticularstreifung (von den Kelchblättern).
Bestandteile. Tausendgüldenkraut ist ohne besonderen Geruch und
schmeckt bitter. Es enthält einen geschmacklosen Körper, Erythrocentaurin,
ferner den glykosidischen Bitterstoff Erytaurin, Harz und etwa
6 % MineralbeRtandteile. .
Prüfung. Verweehselungen mit anderen Erythraea-Arten, wie E. pulchella
und E. linariifolia Persoon sind nicht ausgeschlossen aber auch nicht
von großem Nachteil, da diese in Geschmack und Wirkung dem Tausendgüldenkraut
gleichkommen. Der ersteren fehlt die Blattrosette, die Blätter
der zweiten sind lineal. Hingegen darf das Kraut von Silene armeria L.
(Caryophyllaceae) nicht damit verwechselt werden, welches einen runden,
klebrigen und nebst den Blättern bläulichbereiften Stengel besitzt. Ihm
fehlt der bittere Geschmack vollständig. Da selbst konzentrierte Auszüge
der echten Droge nicht, verdünnte Auszüge von Silene armeria aber
noch im Verhältnis 1 : 2000 und mehr deutlich hämolytisch wirken, so
sind noch weniger Prozente dieser Verwechselung in echter Droge nachweisbar:
ein mit physiologischer Kochsalzlösung hergestelltes Infus 1 : 20
darf keine hämolytischen Eigenschaften haben (s. Einleitung).
Geschichte. Seit dem Alterum ist Tausendgüldenkraut ununterbrochen
im ·Gebrauch.
Anwendung. Es findet als magenstärkendes ~1ittel Anwendung und
dient zur Bereitung von Tinct. amara.
Radix Gentianae. Enzian wurzel.
(Auch häufig als Radix Gentianae rubra bezeichnet.)
Ahstammuug·. Die Droge besteht hauptsächlich aus den Rhizomen und
Wurzeln von Gentiana lutea L. einer in den Gebirgen Mittel- und Südeuropas
(in Deutschland: Vogesen, Schwarzwald, Schwäbische Alb) wildwachsenden,
prächtigen Staude. Daneben kommen, namentlich aus den
außerdeutschen Alpenländern, auch die dünneren Rhizome und Wurzeln
von G. pannonica Scop., G. purpurea L. und G. punctata L. in den
Handel. Das Trocknen der frisch gegrabenen und meist der Länge nach
gespaltenen Droge geschah früher häufig erst nach vorausgegangener, durch
haufenweises Aufschichten eingeleiteter Gärung, welche der Droge den
charakteristischen Geruch und die rötlichbraune Farbe rasch verleiht.