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Lehrbuch der Pharmakognosie

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Digitale Bibliothek Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00038692<br />

202 Dicotyledoneae. Geraniales. Rutaceae.<br />

zwischen den Fingern geriebenen Jaborandiblätter riechen aromatisch, und ihr Geruch<br />

erinnert deutlich an den Geruch getrockneter Pomeranzenschalen.<br />

l'riifung. Zu pharmazeutischer Verwendung sind hauptsächlich die im Handel<br />

als Pernam buco - Jaborandi bezeichneten Blätter üblich.<br />

Jaborandi ist übrigens<br />

ein vielen Pflanzen aus den Familien <strong>der</strong> Rutaceen, Piperaceen und Scrophulariaceen<br />

zukommen<strong>der</strong> Name und es liegt daher die Gefahr <strong>der</strong> Verwechselung vor. Doch ist<br />

bisher anscheinend nur PipeI' Jaborandi Vellozo in Europa beobachtet worden. Seinen<br />

Blättern fehlen die großen durchscheinenden Ölräume vollständig, vielmehr enthalten<br />

sie Ölzellen. Ferner wurden als Verfälschung die Blätter von Swartzia decipiens Holmes<br />

(Leguminosae) gefunden. Ihre Fie<strong>der</strong>blättchen llaben mehrzellige Haare mit langer<br />

Endzelle, 2 Palisadenschichten und schizogene Olräume, <strong>der</strong>en Epithelzellen mit in<br />

den Ölraum hineinragenden Ausstülpungen versehen sind. Auf gute Qualität wird<br />

durch die Alkaloidbestimmung geprüft. 15 g Pulver + 150 g Chloroform + 15 g Liq.<br />

Amm. caust. 1/2 Stunde mazerieren, möglichst rasch filtrieren, Filtrat mit 1 g Wasser<br />

zwecks Klärung schütteln, nach einstündigem Stehen 100 g Chloroformlösung abwägen,<br />

mit 1 % igel' Salzsäure erschöpfend ausziehen, diese mit Äther entfetten und entfärben,<br />

dann ammoniakalisch mit Chloroform erschöpfend ausziehen, Chloroform verdunsten,<br />

trocknen und wägen. Rückstand, mit 10 multipliziert, gibt Prozentgehalt an Gesamtalkaloid.<br />

Verlangt sollte 0,75% werden.<br />

Geschichte. Im Jahre 1874 kamen die Jaborandiblätter zum erstenmal nach Europa<br />

und wurden bald von sämtlichen Pharmakopöen aufgenommen.<br />

Anwendung. Jaborandiblätter werden als schweißtreibendes Mittel angewendet.<br />

Cortex Angosturae. Angosturarinde.<br />

Die Rinde des in Neu-Granada einheimischen Baumes Cusparia trifoliata<br />

(Willd.) Engler (= Galipea officinalis Hancock). Sie kommt in flachen, rinnenförmigen<br />

o<strong>der</strong> zurückgebogenen, starken Stücken von blaß ockergelber Farbe in den Handel.<br />

Sie trägt auf <strong>der</strong> Oberfläche einen blaßgelben, kleienartigen Kork, <strong>der</strong> sich leicht<br />

abreiben läßt, und ist stark uneben. Die Innenseite ist matt, glatt, rötlichgelb. Der<br />

Querschnitt ist rötlich-gelb, deutlich radial gestreift. Die Rinde ist leicht zerbrechlich,<br />

im Bruch eben. Der Kork ist entwe<strong>der</strong> dünnwandig, o<strong>der</strong> meist gleichmäßig verdickt<br />

o<strong>der</strong> nur an <strong>der</strong> Innen- o<strong>der</strong> Außenwand verdickt. Unter ihm liegt ein mehr o<strong>der</strong><br />

weniger breites, dünnwandiges Phello<strong>der</strong>m. Die primäre Rinde ist ein tangential<br />

etwas gedehntes Parenchym, an dessen Innenrande spärlich Gruppen stark verdickter,<br />

gelber Bastfasern, hie und da auch Stein. zellen in kleinen Gruppen liegen. Die sekundäre<br />

Rinde ist zum weitaus größten Teil dünnwandig und besteht aus abwechselnden<br />

Lagen Parenchym und obliterierter Siebstränge, durchschnitten von Markstrahlen<br />

von einer bis drei Zellen Breite. In dem Parenchym (auch <strong>der</strong> primären Rinde) liegen<br />

reichlich Sekretzellen und Zellen mit Oxalatraphiden, im übrigen ist es stärkehaltig.<br />

Hie und da sieht man in den Rindenstrahlen tangential gedehnte Gruppen kurzer,<br />

knorriger Fasern und Sklereiden von gelber Farbe. In den inneren Teilen <strong>der</strong> sekundären<br />

Rinde finden sich auch Oxalateinzelkristalle von beträchtlicher Länge in axial gestreckten<br />

Zellen.<br />

Das Pulver <strong>der</strong> Rinde ist charakterisiert durch den z T. <strong>der</strong>bwandigen und<br />

gelben, z. T. dünnwandigen Kork, das stärkeführende Parenchym, die spärlichen,<br />

gelben Fasern, die bis zum Verschwinden des Lumens verdickt sind, die sehr wenigen<br />

Steinzellen und die zahlreichen Raphiden und öligen Sekrettröpfchen.<br />

Bestandteile sind eine Anzahl Alkaloide: Cusparin, Cusparidin, Galipein usw. und<br />

ätherisches Öl.<br />

Verwechselungen z. T. bedenklicher Art gibt es eine ganze Reihe, nämlich dic<br />

Rinden von Strychnos nux vomica L. (Loganiaceae) die früher vielfach zu schweren<br />

Schäden gefuhrt hat, neuerdings aber, da ihre Heimat (Ostindien, Cochinchina, Tongking)<br />

weit von <strong>der</strong> <strong>der</strong> Angostura entfernt ist, nicht wie<strong>der</strong> beobachtet worden ist,<br />

ferner von Croton niveus (Copalehirinde, Euphorbiaeeae), Alstonia constricta F. v. M.<br />

(Apoeynaceae) Esenbeckia febrifugaJuss. (Rutaceae) Sama<strong>der</strong>a indica Gärtner (Simambaceae)<br />

und wohl noch einigen an<strong>der</strong>en. Strychnos, Esenbekia und Alstonia sind durch<br />

große Mengen von Steinzellen, letztere außerdem durch Milchröhren charakterisiert,<br />

Croton enthält reichlich Kristalldrusen, Sama<strong>der</strong>a reichlich Fasern, keine Steinzellen.<br />

keine Raphiden, wohl aber Einzelkristalle. Für das Pulver wird man Fehlen von<br />

Drusen und Milchröhren, geringe Mengen von Fasern, sehr geringe Mengen von Steinzellen<br />

for<strong>der</strong>n. Der Geruch ist unangenehm aromatisch, <strong>der</strong> Geschmack gewürzhaft<br />

bitter.

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