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Lehrbuch der Pharmakognosie

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Digitale Bibliothek Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00038692<br />

Herba Chelidonii. Flores Rhoeados. Fructus Papaveris immaturi. 139<br />

Herba Chelidonii. Schellkraut.<br />

Die in frischem Zustande in Gebrauch genommene blühende ganze Pflanze C hel i -<br />

don i um m a jus L. Sie besitzt ein walziges, mehrköpfiges, außen rotbraunes, innen<br />

orangegelbes, mehrere bis 10 cm langes, 2 cm dickes Rbizom, das mit vielen zylindrischen,<br />

fe<strong>der</strong>kieldicken Wurzeln besetzt ist, und mehrere 1/2-1 m hohe, ästige,<br />

stumpfkantige, hohle, an den Knoten verdickte, sonst ziemlich dünne, blaugrüne,<br />

behaarte Stengel mit wechselständigen, nebenblattlosen, oberseits matt hellgrünen<br />

und kahlen, unterseits blaugrünen und mit mehrzelligen Deckhaaren besetzten Blättern,<br />

von denen die grundständigen langgestielt und an dicht beieinan<strong>der</strong>stehenden Knoten<br />

rosettenartig gehauft, die oberen kurzgestielt bis sitzend sind. Die im Umriß ovalen<br />

Blätter sind fie<strong>der</strong>teilig bzw. fie<strong>der</strong>spaltig, fast leierförmig und haben eiförmige,<br />

stumpfe, ungleich eingeschnitten-gekerbte Abschnitte. Der Endlappen ist größer,<br />

meist dreilappig. Blüten in scheinbar seitenständigen, langgestielten, 3-8strahligen<br />

einfachen Trugdolden. Kelch zweiblättrig, hinfällig, Krone gelb, vierblättrig, viele<br />

Staubgefaße, ein Fruchtknoten aus 2 Karpellen mit vielen Samenanlagen. Geglie<strong>der</strong>te<br />

Milchröhren mit rotgelbem, reichlichem Inhalt durchziehen alle Teile <strong>der</strong> Pflanze<br />

in Begleitung <strong>der</strong> Gefäßbündel. Das Kraut riecht beim Zerreiben widrig, narkotisch,<br />

schmeckt brennend scharf und bitter und enthalt eine Anzahl Alkaloide, Chelerythrin,<br />

Chelidonin, Homochelidonin, Protopin, Berberin. Man bereitet Extrakt und Tinktur<br />

daraus.<br />

Flores Rhoeados. Klatschrosen. Fouerblumon.<br />

Klatschrosen sind die getrockneten Blumcnblätter von Papaver rhoeas L.,<br />

eines in Europa haufigen Unkrautes. Beim Trocknen geht die schön rote Farbe <strong>der</strong><br />

Blumenblätter verloren. und diese zarten Gebilde erscheinen dann braunviolett o<strong>der</strong><br />

schmutzig violett, am 'Grunde mit einem blauschwarzen Fleck versehen. Sie sind<br />

zerknittert, sehr zart, queroval, 4-6 cm breit und lang, am Grunde verschmälert,<br />

ganzrandig. Sie werden von zahlreichen, vom Blattgrunde fächerförmig ausstrahlenden,<br />

am Blattrande bogig verlaufenden Gefäßbündeln durchzogen. Ihre Epi<strong>der</strong>men<br />

bestehen aus länglichen, mit geschlängelten Seitenwänden versehenen Zellen und<br />

wenigen Spaltöffnungen, das Mesophyll ist ein Schwammgewebe. Rundliche Pollenkörner<br />

finden sich ziemlich reichlich in <strong>der</strong> Droge. Die Blätter besitzen kaum einen<br />

Geruch und schmecken bitter und schleimig. Sie enthalten das ungiftige Alkaloid<br />

Rhoeadin, ferner Rhoeadinsäure und Schleim und sollen ein beruhigendes Mittel für<br />

kleine Kin<strong>der</strong> sein. Sie werden hauptsächlich in Form von Sirupus Rhoeados gegeben.<br />

Fructus Papaveris immaturi. Mohnkapseln. Mohnköpfo.<br />

Abstammung. Mohnkapseln sind die vor <strong>der</strong> Reife möglichst bald nach dem Abfallen<br />

<strong>der</strong> Blumenblatter gesammelten, vor<br />

dem Trocknen <strong>der</strong> Länge nach halbierten<br />

und von den Samen befreiten Früchte von<br />

Papa ver somniferu m L.; diese Pflanz8<br />

ist im östlichen Mittelmeergehiet und in<br />

\Vestasien einheimisch und gedeiht, in Kultur<br />

genommen, in fast allen Gegenden <strong>der</strong><br />

warmen und gemäßigten Zonen (Abh. 144).<br />

Beschaffenheit. Die unreifen Mohnkapseln<br />

sind von graugrüner Farbe und annähernd<br />

kugeliger o<strong>der</strong> nur wenig länglicher<br />

Gestalt; sie solJen 3-3,5 cm im Querdurchmesser<br />

haben und ohne die t-iamen, welche<br />

zu arzneilicher Verwendung untauglich sind,<br />

3-4,0 g wiegen. Am Grunde befindet sich<br />

um Fruchtstiel ein Ring mit den Narben<br />

<strong>der</strong> abgefallenen Blütenteile und darüber<br />

eine wulstige, zum Fruchtknoten gehörige<br />

Anschwellung (Abb. 144 I). Auf dem Quer·<br />

schnitt zeigt die einfacherige Kapsel innen<br />

7 -15 Leisten, d. h. unvollkommene Scheidewände<br />

(IlI), an denen die Samen ansitzen.<br />

Gekrönt wird die Kapsel von <strong>der</strong> großen,<br />

1.<br />

m.<br />

Abb. 144. Fruetus Pa,paveris iInmatufl.<br />

I. Kapsel von <strong>der</strong> Seite gesehen. II. Narbe von<br />

oben gesehe.n, III .. Kapsel im Querschnitt, die<br />

unvollstan(llgen, InIt Salnen beRetztell Scheiue~<br />

wanne zeigend. Vergr. 2/3, (Gllg.)

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