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Lehrbuch der Pharmakognosie

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Digitale Bibliothek Braunschweig<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00038692<br />

Rhizoma Rhei. 103<br />

Grenzen schwanken!). Spärlicher werden im Pulver beobachtet farblose bis gelbliche<br />

Bruchstücke weiter, charakteristisch grob verdickter, oft eigenartig gebogener Ketzgefaße<br />

e<strong>der</strong> Treppengefäße, selten von Ring- o<strong>der</strong> Spiralgefaßen. Nur selten endlich<br />

treten auf Partien aus dem Siebgewebe, meist in <strong>der</strong> Form des sog. Keratenchyms,<br />

d. h. vollständig zusammengedrückter, weiß glänzen<strong>der</strong>, langgestreckter Elemente.<br />

Charakteristisch für das Pulver sind außer <strong>der</strong> freiliegenden kleinkörnio-en, oft<br />

dureh das Protoplasma ballenartig zusammengehaltenen Stärke die stärkeführenden<br />

Parenchymzellen, die Farbstoffschollen enthaltenden Farbstoffzellen, die mächtigen<br />

Drusen, resp. ihre massenhaften Trümmer und Trümmerchen (beson<strong>der</strong>s bei Beobachtung<br />

durch das Polarisationsmikroskop auffallend I), endlich die grob verdickten,<br />

meist auffallend weiten Gefaße.<br />

Rhabarberpulver wird untersucht in Glycerinwasser (Untersuchung <strong>der</strong> Stärke),<br />

in Chloralhydratlösung (nach Entfernung <strong>der</strong> Starke nach event. mehrfachem starkem<br />

Erwärmen des Präparats unter dem Deckglaschen treten Kristalle, Kristallbruchstücke<br />

und Gefaße sehr deutlich hervor I), in absolutem Alkohol (die Farbstoffzellen, ihre<br />

freiliegenden Schollen und Splitter, sowie die gelbe protopfasmatische Substanz <strong>der</strong><br />

Stärkezellen treten unverän<strong>der</strong>t (ohne Lösung) auf; nach Zusatz von etwas 'Vasser<br />

an den Rand des Alkoholpräparats erfolgt rasche Lösung des Farbstoffs und es entstehen<br />

kugelige, spater zerfließende, gelbe _Farbstoffzonen um die sich lösenden Schollen;<br />

sctzt man dem AJkoholpräparat am I-tande etwas Kalilauge zu, so lösen sich die Farbstoffschollen<br />

mit kirschroter Farbe), endlich in 'Vasser nach Zusatz von Jodjodkaliumlösung.<br />

Bestandteile. Guter Rhabarber z~igt einen zwar milden, aber immerhin<br />

urinartigen Geruch und eigenartigen, schwach aromatisch bitteren, nicht<br />

schleimigen Geschmack. Die wichtigsten Bestandteile sind Oxymethylanthrachinone,<br />

beson<strong>der</strong>s Chrysophansäure und Emodin, beide frei und<br />

in Glykosidform, ferner Tannoglykoside, sowie bis 20 % Mineralbestandteile,<br />

von dem hohen Calciumoxalatgehalt herrührend.<br />

Prüfung. Rhabarber ist beson<strong>der</strong>s als Pulvcr mancherlei Fälschungen<br />

ausgesetzt, und auch in min<strong>der</strong>wertigen Qualitäten im Handel. Was zunächst<br />

die Handelssorten angeht, so ist bei Kanton-Rhabarber die Maserung<br />

des Querschnittes verschwommener und blaßrötlich, <strong>der</strong> Geruch unangenehm<br />

räucherig und <strong>der</strong> Geschmack bitter, zusammenziehend. Auch knirscht<br />

er wenig beim Kauen. Bei Shanghai-Rhabarber ist die Maserung deutlicher,<br />

aber auch die weißliche Grundrnasse mehr hervortretend. Der<br />

Geruch ist ebenfalls räucherig (vom Trocknen an Kamelmist-Feuer) und<br />

<strong>der</strong> Geschmack bitter, zusammenziehend und schleimig. Beide Sorten<br />

sind wesentlich leichter. Europäischer Rhabarber, d. h. die Wurzeln des<br />

beson<strong>der</strong>s in Österreich und England angebauten Rheum rhaponticum L.<br />

und undulatum L., ist sofort an dem Fehlen <strong>der</strong> Masern festzustellen.<br />

In Schnittformen und als Pulver sind die Sorten an ihrem räucherigen<br />

Geruch bei genügend großer Übung zu erkennen, mikroskopisch aber<br />

ebenso wie europäischer Rhabarber schwer nachweisbar. Nur wenn eine<br />

Unterschiebung reinen Rhapontikpulvers o<strong>der</strong> ein 25 % übersteigen<strong>der</strong> Zusatz<br />

von Rhapontik zum Rhabarber versucht worden ist, ist <strong>der</strong> Nachweis<br />

dieser Unzulässigkeiten durch den Gehalt des Pulvers an Rhaponticin<br />

möglich. Man extrahiert 10 g Pulver mit 60 %igem Alkohol durch Perkolation,<br />

bis 26 g Filtrat gesammelt sind, dampft dieses bei einer 80° nicht übersteigenden<br />

Temperatur auf 7 g ein und schüttelt den erkalteten Rückstand<br />

in verschlossenem Kölbchen mit Äther durch. Aus <strong>der</strong> sich bald wie<strong>der</strong> abscheidenden<br />

dunklen Extraktschicht beginnen nach einigen Stunden bräunliche<br />

Nädelchen von Rhapontiein zu kristallisieren, wenn Rhapontik in<br />

den oben angegebenen Mengen vorlag. Die Kristallisation dauert bei<br />

Anwesenheit von 25 % Rhapontik etwa 4 Tage lang an. Rhaponticin<br />

löst sich rot in Alkalien und entwickelt mit Salpetersäure Benzaldehyd-

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