Lehrbuch der Pharmakognosie

Digitale Bibliothek Braunschweig
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88 Dicotyledoneae. Fagales. Fagaceae.
langsam lösen. W' eiter sind bezeichnend: Steinzellbrocken, Parenchym
fetzen, spärliche winzige Stärkekörner, Kristalle.
Bestandteile. Mit Eisenchloridlösung betupft, färbt sich die Bruch·
fläche der Gallen grünschwarz infolge des Gehaltes (70%) an Gallusger
bsä ure, welcher ihnen auch ihren stark herben, zusammenziehenden
Geschmack erteilt. Weitere Bestandteile sind Gallussäure, Ellagsäure,
Zucker, Harz und 1 bis 2 % Mineralbestandteile.
Prüfung'. Andere Gallen, von denen es noch eine große Anzahl Handelssorten
gibt, weichen von der oben gegebenen Beschreibung ab; sie sind
teilweise viel kleiner, teilweise heller und leichter, und sind nicht mit Aleppisehen
zu verwechseln.
Geschichte. Zur Zeit der alten Griechen wurden die Gallen schon tech·
nisch und medizinisch angewendet, und besonders seit der Zeit der Kreuzzüge
kamen sie in Menge aus Kleinasien nach Europa.
Anwendung. Gallen finden fast keine andere als technische Verwen.
dung und sind allein wegen ihres Gerbsäuregehaltes geschätzt.
Cortex Quereus, Eichenrinde.
Abstammung. Eichenrinde stammt von dem Eichbaum, Quercus
ro bur L. (= Qu. pedunculata Ehrh. und Qu. sessiliflora Sm.), welcher
in fast ganz Europa heimisch ist und speziell zur Rindengewinnung in Eichsz
·m 15-20 Jahre alter Bäume, besonders der
schälwaldungen gezogen wird. Sie ist die
..p sog. "Spiegelrinde" jüngerer, höchstens
'00 sog. Stockausschläge, welche noch keine
oder nur ganz wenig Borkenbildung zeigen.
Von diesen wird sie im Frühjahr gewonnen,
indem man am lebenden Baum meh·
n
rere Ringschnitte macht und die Rinde
Abb. 95. Cortex Quereu" , Querschnitt, von einem Schnitt zum andern in Längsstreifen
ablöst. In Deutschland liefern
10 fach vergrbßert. p Kork, 1" Außen·
rinde, i Innenrinde, sz Steinzell-, bb Bastfasergrnppen
des mechanischen Ringes,
n Schutzleisten.
Eichcnrinde namentlich der Taunus,
Schwarzwald und Odenwald.
Beschaffenheit. Die Droge bildet röhrenförmig eingerollte Stücke von
1-2, selten bis 4 mm Dicke und verschiedener Länge. Die Außenseite
ist bräunlich bis grau (silbergrau), an jüngeren Rinden glatt und glänzend,
mit spärlichen, schwach quergestreckten, weißlichen Lenticellen besetzt
(an älteren, unzulässigen Rinden uneben und rissig), selten Flechten tragend.
Die Innenseite ist hellbräunlich bis braunrot, matt und mit stark hervortretenden,
groben und unregelmäßigen Längsleisten (gänzlich unpassend
"Schutzleisten" genannt) versehen.
Der Querbruch ist hauptsächlich in der inneren Partie splitterig-faserig.
Ein glatter Querschnitt zeigt den dünnen Kork (Abb. 95p) als dunkle
Linie und in der bräunlichen Rinde, namentlich am inneren Rande, zarte
peripherische Strichelung. Betupft man den Querschnitt einer Rinde
von mittlerem Alter mit Phloroglucinlösung und einige Minuten später
mit Salzsäure, so erscheinen die peripherischen Linien als zahlreiche aneinandergereihte,
blutrote Punkte von Bastfaserbündeln (bb), abwechselnd
mit gröberen und unregelmäßig verteilten Punkten von Steinzell-