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TheaterCourier - Ausgabe 8 - 01. März 2014

Die Theaterzeitung für Dresden und das Umland.

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SEITE 6<br />

INTERVIEW<br />

WWW.THEATERCOURIER.DE<br />

ANDREAS KRIEGENBURG<br />

Eine sehr junge Aufführung mit viel Esprit.<br />

Der gebürtige Magdeburger inszeniert<br />

an der Semperoper Mozarts<br />

„Cosi fan tutte“.<br />

VITA<br />

derung bei der Komödie besteht. Hier<br />

die Spiellust und die Ausgelassenheit der<br />

Musik und Naivität der Menschen finde<br />

ich viel schwerer, als die dunkle Seite des<br />

Stückes auf die Bühne zu bringen.<br />

Herr Kriegenburg, „Così fan tutte“<br />

wurde bereits ein Jahr nach der Uraufführung<br />

am Wiener Burgtheater<br />

auch in Dresden gezeigt. Hat dieser<br />

historische Bogen eine Bedeutung<br />

für Ihre Inszenierung?<br />

Nein, eigentlich hat das für mich keinen<br />

Einfluss. Natürlich ist man immer<br />

in einer bestimmten Tradition, wenn<br />

man sich mit Mozart beschäftigt und<br />

man setzt sich mit Herangehensweisen,<br />

Interpretationen und der Aufführungstradition<br />

auseinander. Aber letztendlich<br />

muss man sich davon frei machen und<br />

für eine bestimmte Besetzung, für einen<br />

Ort, für ein Haus inszenieren. Ich habe<br />

während der Vorbereitungen nicht überlegt,<br />

wie ich Bezüge (Wiener Burgtheater/Dresden)<br />

herstellen kann, sondern<br />

ein eigenständiges Konzept entwickelt.<br />

Auch meine persönliche Verbindung<br />

zum Burgtheater hat keinen Einfluss.<br />

Ihr Ausgangspunkt ist eindeutig das<br />

Sprechtheater. Ist es zwangsläufig<br />

so, dass man als Regisseur irgendwann<br />

nicht mehr am Musiktheater<br />

vorbeikommt?<br />

Ich habe lange gezögert, Opern zu inszenieren.<br />

Zu meiner Überraschung hatte<br />

ich aber sehr viel Vergnügen an dieser<br />

Arbeit. Ich bin aber Schauspiel-Regisseur,<br />

der immer mal an der Oper gastiert<br />

und erlebe dabei, wie wenig die Metiers<br />

miteinander zu tun haben. Im Prinzip<br />

sind es zwei unterschiedliche Planeten.<br />

Aber ich mache es immer wieder sehr<br />

gern, von dem einen zum anderen zu<br />

wechseln. Das ist wie wenn man Urlaub<br />

macht von dem einen oder anderen. Es<br />

ist wie eine bigamistische Beziehung.<br />

1963 in Magdeburg geboren<br />

gelernter Modelltischler<br />

Tischler am Maxim-Gorki-Theaters<br />

in Magdeburg<br />

1984 - Regieassistent im Gerhart-<br />

Hauptmann-Theater in Zittau<br />

1988 - erste Regiearbeiten am<br />

Kleist-Theater Frankfurt (Oder)<br />

1991 - Wechsel zur Berliner<br />

Volksbühne als fester Regisseur<br />

1997 - 1999 als Regisseur am<br />

Niedersächsisches Staatstheater<br />

Hannover<br />

1999 - 2001 als Regisseur am<br />

Burgtheater Wien<br />

2001 - 2009 Oberspielleiter am<br />

Thalia-Theater in Hamburg<br />

2005 Nestroy-Theaterpreis für die<br />

Inszenierung „Die Nibelungen“<br />

an den Münchner Kammerspielen<br />

2006 - Debüt als Opernregisseur<br />

am Theater Magdeburg<br />

2008 Faust-Theaterpreis für die<br />

Inszenierung „Das letzte Feuer“<br />

am Hamburger Thalia Theater<br />

2009 - Wechsel ans Deutsche<br />

Theater Berlin<br />

Man findet in jedem Metier eine große<br />

Lust, dort zu arbeiten. Ich würde keines<br />

von beiden mehr missen wollen.<br />

Sie haben bisher weder Operette<br />

Andreas Kriegenburg<br />

Foto: Matthias Creutziger/Semperoper Dresden<br />

noch Musical inszeniert. Hat dies<br />

bzw. beide Genres nicht genug zu<br />

bieten oder beschädigen den künstlerischen<br />

Ruf ?<br />

Nein, mit dem künstlerischen Ruf habe<br />

ich da gar keine Probleme. Es ist immer<br />

die Frage dessen, was man Verlockendes<br />

für sich daran findet. Unsinnig wäre zu<br />

sagen, wenn man Operette macht, ist das<br />

Ruf schädigend. Mir wurde aber auch<br />

noch keine Operette angeboten. Zudem<br />

sind es aber Spezialbegabungen. Es gibt<br />

wenige Regisseure, die es handwerklich<br />

richtig gut können und ich weiß nicht,<br />

ob ich es mir zutrauen würde. Bei großen<br />

Musicals weiß ich genau, dass kann<br />

ich nicht. Das ist nicht meine Spielwiese.<br />

Ist der Ort einer Inszenierung für<br />

Sie bedeutend? Oder achtet man am<br />

ehesten auf den künstlerischen Ruf<br />

eines Hauses, das einen einlädt?<br />

Ich bin da relativ entspannt. Natürlich<br />

muss ich die Häuser mögen und natürlich<br />

freue ich mich, wenn ich in eine<br />

Inszenierung in Tokio machen kann,<br />

weil ich dadurch Zeit in der Stadt verbringe.<br />

Und genauso verbringe ich nun<br />

gern Zeit in Dresden - so wenig davon<br />

auch bleibt. Es ist aber nicht so, dass ich<br />

sage, unter Dresden, Madrid, Frankfurt,<br />

Berlin mache ich es nicht. So komisch es<br />

klingt, letztendlich gibt es oftmals praktische<br />

Zwänge: Die großen Opernhäuser<br />

haben einen viel, viel längeren Vorlauf<br />

an Planung. Das heißt, sie fragen daher<br />

einfach früher. So kommt es, dass ich<br />

viele Anfragen von kleineren Häusern<br />

leider ablehnen muss, obwohl mich die<br />

Projekte interessieren. Prinzipiell liegt es<br />

mir fern zu sagen, unter einem bestimmten<br />

Level arbeite ich nicht.<br />

Sie haben bereits mehrere Verdi-<br />

Opern inszeniert. Ist Mozart Ihnen<br />

ein besonderes Anliegen? Wenn ja,<br />

warum?<br />

Mozart ist Frohlocken als auch Panik,<br />

weil er solchen musikalischen Reichtum<br />

hat, als auch ein Genie der Zwischentöne<br />

ist. Bei „Così fan tutte“, wie bei Mozart<br />

generell, macht es den Reiz aus, die<br />

Balance zwischen der Komödie und der<br />

grausamen Seite, Tragödie, des Stückes<br />

zu finden, wobei die größte Herausfor-<br />

Worin besteht der Hauptunterschied<br />

zwischen Musiktheater und Sprechtheater<br />

für Sie?<br />

Ein wesentlicher Unterschied ist, dass<br />

Musiktheater komischerweise viel abstrakter<br />

ist, weil auf der Bühne gesungen<br />

und nicht geredet wird. Und trotzdem ist<br />

es emotionaler. Es geht viel direkter auf<br />

die Herzen der Zuschauer. Als Regisseur<br />

bin ich beim Musiktheater viel enger an<br />

die dramaturgische als auch psychologische<br />

Vorgabe des Komponisten gebunden.<br />

Beim Schauspiel hingegen bin ich<br />

selber der Komponist einer Aufführung.<br />

Worauf dürfen sich die Besucher Ihrer<br />

Inszenierung freuen? Möchten<br />

Sie unseren Lesern schon ein wenig<br />

den Mund wässrig machen?<br />

Wir versuchen, die Komödie zu erzählen.<br />

Wir versuchen, das Volkstheaterhafte<br />

wieder spürbar und erlebbar zu<br />

machen. Es nicht modern, es ist nicht<br />

realistisch . Es ist verspielt, sehr komödiantisch.<br />

Und ich hoffe, dass es eine sehr<br />

junge Aufführung mit viel Esprit wird.<br />

Wie würden Sie in Bezug auf „Cosi<br />

fan tutte“ Folgendes vervollständigen:<br />

Wetten, dass...<br />

Wetten, dass man überrascht wird und<br />

dass nicht nur einmal am Abend. Wie<br />

vergnüglich, heiter und verspielt aber<br />

auch grausam Mozart sein kann.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

COSÌ FAN TUTTE<br />

22.03.<strong>2014</strong>, 18:00 Uhr<br />

24.03.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

26.03.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

30.03.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

03.04.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

05.04.<strong>2014</strong> 11:00 Uhr<br />

06.04.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

08.04.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

06.05.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

11.05.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

16.05.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

02.06.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

12.06.<strong>2014</strong> 19:00 Uhr<br />

Informationen und Karten<br />

Telefon: 0351 - 4911705<br />

bestellung@semperoper.de<br />

Sächsische Staatsoper Dresden<br />

Semperoper<br />

Theaterplatz 2<br />

01067 Dresden<br />

www.semperoper.de

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