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Die Kindergruppe und Peer Interaktionen in der Kindertagespflege

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Tätigkeitsbegleitende Fortbildung für<br />

Tagespflegepersonen<br />

Qualifizierungsmodul:<br />

<strong>Die</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>und</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Interaktionen</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

September 2011<br />

1


Editorial<br />

Das Qualifizierungsmodul „<strong>Die</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>und</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Interaktionen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege“<br />

ist im Kontext des „Aktionsprogramms K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege“ im Auftrag des<br />

B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend (BMFSFJ) vom Deutschen<br />

Jugend<strong>in</strong>stitut (DJI) erarbeitet worden. Das Qualifizierungsmodul ist Bestandteil <strong>der</strong><br />

fachlichen Begleitung des Programms.<br />

Es bietet e<strong>in</strong>en praxisbezogenen <strong>und</strong> themenspezifischen Orientierungsrahmen zur<br />

Stabilisierung <strong>und</strong> Steigerung <strong>der</strong> Erfahrungskompetenz <strong>und</strong> des Fachwissens von Tagespflegepersonen.<br />

Auch soll es zur Stärkung des pädagogischen Handelns im Alltag<br />

<strong>der</strong> Tagespflegestelle beitragen. <strong>Die</strong> praktische Betreuungserfahrung <strong>der</strong> Tagespflegepersonen<br />

<strong>und</strong> aktuelle wissenschaftliche Kenntnisse fließen gleichermaßen <strong>in</strong> die tätigkeitsbegleitende<br />

Fortbildung e<strong>in</strong>, um die Nachhaltigkeit dieser Qualitätsentwicklung zu<br />

gewährleisten.<br />

Mit dem vorliegenden Material wird den Fortbildnern/Fortbildner<strong>in</strong>nen im Bereich K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

e<strong>in</strong> fachlich f<strong>und</strong>iertes <strong>und</strong> didaktisch aufbereitetes Qualifizierungsmodul<br />

an die Hand gegeben.<br />

Bearbeitet von Astrid Kerl-Wienecke<br />

Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut e.V.<br />

Abteilung Familie <strong>und</strong> Familienpolitik<br />

Projekt: Wissenschaftliche Begleitung<br />

Aktionsprogramm K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

Nockherstr. 2<br />

81541 München<br />

Telefon: +49 (0) 89 623 06 - 339<br />

Fax: +49 (0) 89 623 06 -162<br />

E-Mail: kerl@dji.de<br />

Projekthomepage: www.dji.de/aktionsprogramm-k<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege.de<br />

2


Qualifizierungsmodul:<br />

<strong>Die</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>und</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Interaktionen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das Qualifizierungsmodul<br />

Wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei Jahren <strong>in</strong> die Betreuung <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege kommen, ist dieses<br />

e<strong>in</strong>e große Verän<strong>der</strong>ung für sie. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sie meistens noch<br />

nicht sehr viel Zeit mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n verbracht. Sie müssen deshalb erst lernen, im<br />

Kontakt mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Gefühl für sie zu entwickeln. Dazu gehört, die an<strong>der</strong>en<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu erleben, mit ihnen <strong>in</strong>s Spiel zu kommen <strong>und</strong> sich mit ihnen zu vergleichen.<br />

Und sie müssen lernen, die eigenen Interessen von denen <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en zu unterscheiden.<br />

Das Zusammense<strong>in</strong> mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist e<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>dliche Entwicklungsaufgabe,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> das K<strong>in</strong>d emotionale, <strong>in</strong>tellektuelle <strong>und</strong> vor allem soziale Kompetenz entwickelt.<br />

Damit das K<strong>in</strong>d von den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n profitieren kann, se<strong>in</strong> Interesse an <strong>der</strong> sozialen<br />

Interaktion unterstützt wird <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Wunsch nach Anschluss, Geme<strong>in</strong>samkeit <strong>und</strong><br />

Verb<strong>und</strong>enheit erfüllt werden kann, braucht es e<strong>in</strong>e angemessene Betreuungsstruktur<br />

<strong>und</strong> Gruppenzusammensetzung. <strong>Die</strong>se zu schaffen <strong>und</strong> bereitzustellen ist die Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Tagespflegeperson. E<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e Anfor<strong>der</strong>ung für das Betreuungsangebot <strong>der</strong><br />

Tagespflegestelle ergibt sich zudem aus <strong>der</strong> sogenannten flexiblen Betreuung, die im<br />

Kontext <strong>der</strong> flexibilisierten Arbeitsverhältnisse zunehmend an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt.<br />

Das Qualifizierungsmodul „<strong>Die</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>und</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Interaktionen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege“<br />

vermittelt e<strong>in</strong>e fachlich f<strong>und</strong>ierte Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> sozial-emotionalen Entwicklung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren. <strong>Die</strong>ser Bereich <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung bezieht<br />

mit e<strong>in</strong>, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> nach <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong> Gefühl <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Vorstellung von sich<br />

selbst aufbauen. Dabei spielt das Erlangen von Autonomie <strong>und</strong> Kontrolle e<strong>in</strong>e entscheidende<br />

Rolle. Daran anschließend geht es <strong>in</strong> diesem Qualifizierungsmodul um die Themen<br />

des sozialen Austauschs zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> um ihre <strong>Peer</strong>-<strong>Interaktionen</strong>. Es<br />

wird aufgezeigt, wie Tagespflegepersonen darauf entwicklungsangemessen reagierten<br />

<strong>und</strong> welche för<strong>der</strong>lichen Bed<strong>in</strong>gungen dazu bereitgestellt werden können. Das erworbene<br />

Wissen kann <strong>in</strong> das eigene pädagogische Konzept <strong>und</strong> die Zusammenstellung <strong>der</strong><br />

<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> überführt werden.<br />

In <strong>der</strong> Fortbildungsgruppe werden die Kompetenzen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen Teilnehmer/<strong>in</strong>nen,<br />

ihr Vorwissen <strong>und</strong> ihre Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit mit den <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>n <strong>und</strong> den Betreuungssett<strong>in</strong>gs<br />

e<strong>in</strong>bezogen. <strong>Die</strong> Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>und</strong> Unterschiede <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

haben e<strong>in</strong>en gleichberechtigten Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe.<br />

Aufbau des Qualifizierungsmoduls – Ziele <strong>und</strong> Inhalte<br />

Ziel <strong>der</strong> tätigkeitsbegleitenden Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung ist, die berufliche Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Tagespflegepersonen im Bereich <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege zu unterstützen, ihre Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> Kompetenzen zu för<strong>der</strong>n sowie ihre Ressourcen zu erkennen <strong>und</strong> zu nutzen.<br />

Der Aufbau des Qualifizierungsmoduls gibt die Struktur, den Ablauf <strong>und</strong> die Lernziele<br />

vor. Es glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> fünf Blöcke à fünf Unterrichtse<strong>in</strong>heiten 1 (UE) <strong>und</strong> hat e<strong>in</strong>en Umfang<br />

von 25 UE. Für die praktischen Übungen gibt es e<strong>in</strong>e Zeitvorgabe, die e<strong>in</strong>geplant<br />

werden sollte. <strong>Die</strong> Zeitangaben s<strong>in</strong>d als Empfehlungen für e<strong>in</strong>e Gruppengröße von vierzehn<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong>nen zu verstehen <strong>und</strong> können je nach Interessenslage <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Gruppengröße etc. variieren. Aus diesem Gr<strong>und</strong> gibt es auch ke<strong>in</strong>e Vorgaben<br />

für die Pausen, die <strong>in</strong>dividuell von dem Fortbildner/<strong>der</strong> Fortbildner<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gepasst<br />

werden können.<br />

1 5 UE entsprechen 3 Std. 45 M<strong>in</strong>uten (225 M<strong>in</strong>uten)<br />

3


<strong>Die</strong> Sem<strong>in</strong>arblöcke s<strong>in</strong>d so aufgebaut, dass genügend Zeit <strong>und</strong> Gelegenheit für Fragen,<br />

Alltagserfahrungen sowie Praxisreflexion gegeben s<strong>in</strong>d, damit Impulse zu Verän<strong>der</strong>ungen<br />

im beruflichen <strong>und</strong> privaten Alltag bei den Teilnehmern/Teilnehmer<strong>in</strong>nen „ankommen“.<br />

Neben den Vorschlägen zur methodischen Umsetzung <strong>der</strong> Inhalte ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>satz eigener/an<strong>der</strong>er<br />

Materialien ausdrücklich gewünscht. Gr<strong>und</strong>sätzlich sollte während <strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>arblöcke<br />

e<strong>in</strong> DVD-Gerät, Beamer bzw. TV-Gerät zur Verfügung stehen.<br />

Qualifikationsziele <strong>der</strong> tätigkeitsbegleitenden Fortbildung s<strong>in</strong>d die Erweiterung <strong>der</strong><br />

eigenen Fachkompetenz <strong>und</strong> personalen Kompetenz 2 :<br />

1) <strong>Die</strong> Tagespflegeperson kennt die Meilenste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> sozio-emotionalen Entwicklung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n (unter 3 Jahren) <strong>und</strong> kann diese bei „ihren“ K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wahrnehmen.<br />

2) <strong>Die</strong> Tagespflegeperson verfügt über Wissen um <strong>Peer</strong>s als wichtige Entwicklungsressource,<br />

kennt die Bedürfnisse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> nach <strong>Peer</strong>-Kontakten.<br />

3) Sie kann mit <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen <strong>und</strong> entwicklungsbed<strong>in</strong>gten Gewichtung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> Bezug auf Autonomie, Selbständigkeit <strong>und</strong> B<strong>in</strong>dung, Nähe, Unterstützung angemessen<br />

umgehen.<br />

4) Sie kennt die Themen des sozialen Austauschs <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>.<br />

5) Sie kann die Konfliktdynamiken <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Emotionen<br />

erklären.<br />

6) Sie kann Konflikte beobachten <strong>und</strong> bei <strong>der</strong> Entscheidung für o<strong>der</strong> gegen Interventionen<br />

zwischen wichtigen sozialen Erfahrungen (eigenständige Konfliktlösung)<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Notwendigkeit von Unterstützung abwägen.<br />

7) Sie ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage negativ beurteilte Ausdrucks- bzw. Verhaltensweisen, wie z.B.<br />

Konflikte o<strong>der</strong> Trotz im Zusammenhang mit den jeweiligen Entwicklungsabschnitt<br />

des K<strong>in</strong>des zu sehen <strong>und</strong> reagiert angemessen darauf.<br />

8) <strong>Die</strong> Tagespflegeperson kann das eigene Konfliktverhalten <strong>und</strong> eigene Emotionen<br />

reflektieren <strong>und</strong> fachlich angemessen steuern.<br />

9) <strong>Die</strong> Tagespflegeperson kann die Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> entsprechend<br />

den sozialen Bedürfnissen <strong>und</strong> Vorlieben <strong>der</strong> Jungen <strong>und</strong> Mädchen planen.<br />

10) Sie kann die Praxis ihrer Betreuung entsprechend <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Entwicklung<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> gestalten.<br />

11) Sie ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage die Alltagsstrukturen <strong>und</strong> Rituale an den Bedürfnissen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

auszurichten.<br />

12) Sie kann die Gruppensituation so gestalten, dass bei allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Gefühl <strong>der</strong><br />

Zugehörigkeit entsteht.<br />

13) Sie hat Wissen über den Zusammenhang von eigenen biografischen Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> pädagogischem Handeln, kann ihn reflektieren <strong>und</strong> das eigene Verhalten angemessen<br />

steuern.<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Fortbildner/<strong>in</strong>nen<br />

2 <strong>Die</strong> Begrifflichkeiten folgen den Def<strong>in</strong>itionen des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR). Er unterscheidet<br />

zwischen Fachkompetenz <strong>und</strong> Personaler Kompetenz. <strong>Die</strong> Fachkompetenz teilt sich <strong>in</strong> Wissen<br />

<strong>und</strong> Fertigkeiten; die Personale Kompetenz <strong>in</strong> Sozialkompetenz <strong>und</strong> Selbstkompetenz.<br />

4


E<strong>in</strong>e gelungene <strong>und</strong> nachhaltige tätigkeitsbegleitende Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung ist daran<br />

geknüpft, das die Fortbildner/<strong>in</strong>nen sich durch Fachkompetenz sowie Sozial- <strong>und</strong> Personalkompetenz<br />

auszeichnen. Erfahrungen mit <strong>der</strong> Methodik <strong>und</strong> Didaktik <strong>der</strong> Erwachsenenbildung<br />

sowie <strong>der</strong> Umgang mit gruppendynamischen Prozessen s<strong>in</strong>d die Voraussetzung,<br />

das Qualifizierungsmodul zielgruppenorientiert durchzuführen. Im Rahmen des<br />

Aktionsprogramms K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege wurde e<strong>in</strong> Gütesiegel für Bildungsträger 3 im Bereich<br />

<strong>der</strong> Qualifizierung K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege entwickelt. In dem Qualitätsbereich „Fortbildner/<strong>in</strong>nen“<br />

des Gütesiegels wurden Qualitätskriterien formuliert, die auch auf die<br />

tätigkeitsbegleitende Fort- <strong>und</strong> Weiterbildung übertragbar s<strong>in</strong>d.<br />

Um das erlernte Wissen <strong>und</strong> die neuen Erfahrungen festzuhalten, ist es e<strong>in</strong> Bestandteil<br />

<strong>der</strong> tätigkeitsbegleitenden Fortbildung, dass die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen ihr <strong>in</strong>dividuelles Ler n-<br />

tagebuch führen. 4 Damit soll erreicht werden, dass sich die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen bedarfs<strong>und</strong><br />

bedürfnisorientiert mit den eigenen Lerngegenständen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen.<br />

H<strong>in</strong>weise zu den Symbolen des Qualifizierungsmoduls:<br />

E<strong>in</strong>leitende Worte für den/die Fortbildner/<strong>in</strong>, Input *<br />

Übung<br />

Empfehlung, Anmerkung, H<strong>in</strong>weis<br />

* Bei Bedarf können Textteile mit eigenen Beiträgen des/<strong>der</strong> Fortbildner/Fortbildner<strong>in</strong> angereichert bzw.<br />

vertieft werden. Inwieweit ggfs. e<strong>in</strong>zelne Textteile des Qualifizierungsmoduls den Teilne h-<br />

mern/Teilnehmer<strong>in</strong>nen überlassen werden, entscheidet <strong>der</strong>/die Fortbildner/<strong>in</strong> <strong>in</strong>dividuell.<br />

<strong>Die</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>und</strong> <strong>Peer</strong>-<strong>Interaktionen</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

3 http://www.<strong>in</strong>tern.dji.de/aktionsprogrammk<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege/Erlaeuterung_Guetesiegel_06_08_2010.pdf<br />

4 Zur E<strong>in</strong>führung siehe 1. Sem<strong>in</strong>arblock<br />

5


Inhalt:<br />

1. Sem<strong>in</strong>arblock (5 UE) S. 7<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

Das K<strong>in</strong>d als soziales Wesen – Gr<strong>und</strong>lagen des k<strong>in</strong>dlichen<br />

Sozialverhaltens<br />

2. Sem<strong>in</strong>arblock (5 UE) S. 17<br />

In <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>: Soziale Kontakte <strong>und</strong> Beziehungen<br />

zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren<br />

Das Beziehungsgefüge <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong><br />

Mehrere K<strong>in</strong><strong>der</strong> = e<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>?<br />

3. Sem<strong>in</strong>arblock (5 UE) S. 26<br />

<strong>Die</strong> Themen des sozialen Austauschs von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter<br />

drei Jahren: Spiel – Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung – Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

Konflikte zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

Altersmischung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> – Von den Großen<br />

lernen!?<br />

4. Sem<strong>in</strong>arblock (5 UE) S. 37<br />

Kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d Jungen <strong>und</strong> Mädchen – e<strong>in</strong> Thema <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege?<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung Mädchen-<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> bzw. Jungen-<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong><br />

5. Sem<strong>in</strong>arblock (5 UE) S. 42<br />

Flexible Betreuung <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> im Wochenverlauf<br />

Abschied von Fre<strong>und</strong>en<br />

6


1. Sem<strong>in</strong>arblock<br />

Begrüßung<br />

Erläuterungen zum Ablauf <strong>der</strong> Fortbildung<br />

Kennenlernen <strong>und</strong> Zusammenkommen<br />

Zeit: 15 M<strong>in</strong>uten<br />

Übung: Vorstellungsr<strong>und</strong>e „Party feiern“<br />

Jede/r Teilnehmer/<strong>in</strong> stellt sich vor, er/sie würde e<strong>in</strong>e Party feiern. Nur er/sie kennt die<br />

Namen aller E<strong>in</strong>geladenen. Deshalb muss er/sie nun alle an<strong>der</strong>en Gäste (Teilnehmer/<strong>in</strong>nen)<br />

mit e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bekannt machen. <strong>Die</strong>s geschieht auf folgende Weise:<br />

Jede/r e<strong>in</strong>zelne Teilnehmer/<strong>in</strong> geht auf jemanden zu, stellt sich aber nicht selbst vor,<br />

son<strong>der</strong>n sagt:<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong> A:<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong> B:<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong> A:<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong> A:<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong> C:<br />

„Hallo, wie heißt du?“<br />

“Monika“<br />

„Hallo Monika! Ich möchte dich jemandem vorstellen.“<br />

„Hallo, wie heißt du?“<br />

„Susanne“<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong> A zu Teilnehmer<strong>in</strong> C <strong>und</strong> B: „Hallo Susanne. Das ist Monika. Monika, das<br />

ist Susanne.“<br />

Bei <strong>der</strong> Vorstellung schauen sich die beiden Vorgestellten fre<strong>und</strong>lich an <strong>und</strong> geben e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

die Hand.<br />

Danach gehen die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen wie<strong>der</strong> kreuz <strong>und</strong> quer durch den Raum <strong>und</strong> stellen<br />

vor bzw. werden vorgestellt.<br />

Arbeitsform: bewegtes Kennerlernspiel im Plenum<br />

Zeit: 20 M<strong>in</strong>uten<br />

Input: K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

Geht es darum, e<strong>in</strong> Profil <strong>der</strong> Betreuungsform K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege zu zeichnen, werden <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

die familiennahe <strong>und</strong> <strong>in</strong>tensive Betreuung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en, überschaubaren <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong><br />

<strong>und</strong> die Individualität des Betreuungsangebotes hervorgehoben. Es liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hand<br />

je<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen überprüften <strong>und</strong> geeigneten Tagespflegeperson, welche Formen <strong>und</strong> Zeiten<br />

<strong>der</strong> Betreuung sie anbieten möchte. Sie entscheidet, – unter Berücksichtigung <strong>der</strong> gesetzli-<br />

7


chen Gr<strong>und</strong>lagen 5 - wie viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> welcher Altersgruppe sie för<strong>der</strong>n möchte <strong>und</strong> ob sie<br />

e<strong>in</strong>e Auswahl <strong>in</strong> Bezug auf das Geschlecht o<strong>der</strong> den kulturellen, religiösen o<strong>der</strong> sozialen<br />

H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> treffen möchte.<br />

Hier schließt sich die Frage an, nach welchen Aspekten sich die Tagespflegeperson bei ihrer<br />

Arbeit <strong>und</strong> Konzeption leiten lassen sollte, wenn sie e<strong>in</strong> auf <strong>der</strong> <strong>in</strong>haltlich-fachlichen <strong>und</strong><br />

strukturell-organisatorischen Ebene ausgerichtetes <strong>und</strong> geplantes Betreuungsangebot schaffen<br />

will, das die Qualität <strong>der</strong> Tagespflegestelle steigert.<br />

Will man die Bedürfnisse von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren <strong>und</strong> die Sozialisationsprozesse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege im Blick behalten, so ist<br />

es wichtig, über entsprechende gr<strong>und</strong>legende Kenntnisse zu verfügen. Für e<strong>in</strong>e an den Entwicklungs-<br />

<strong>und</strong> Bildungsprozessen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> orientierte pädagogische Konzeption ist es<br />

von gr<strong>und</strong>sätzlicher Bedeutung zu wissen, wie sich K<strong>in</strong><strong>der</strong> sozial entwickeln, was sie für ihre<br />

soziale Entwicklung benötigen <strong>und</strong> welche Möglichkeiten <strong>und</strong> Chancen das regelmäßige <strong>und</strong><br />

kont<strong>in</strong>uierliche Zusammense<strong>in</strong> mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bietet. Ausgangspunkt ist dabei, dass<br />

je<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en bzw. überschaubaren <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> e<strong>in</strong> F<strong>und</strong>us an möglichen sozialen Kontakten<br />

<strong>in</strong>newohnt. <strong>Die</strong>se ermöglichen dem K<strong>in</strong>d, se<strong>in</strong>em Wunsch nach Anschluss, Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

<strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit zu erfüllen. Hier werden beson<strong>der</strong>s E<strong>in</strong>zelk<strong>in</strong><strong>der</strong> angesprochen, die<br />

zu den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle e<strong>in</strong>e geschwisterähnliche Beziehung aufbauen<br />

können <strong>und</strong> so von den sozialen Erfahrungen profitieren. <strong>Die</strong> Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>er<br />

<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>und</strong> dem sozialen Gefüge e<strong>in</strong>er Tagespflegestelle erweitert die Familien- <strong>und</strong><br />

Lebensform aller K<strong>in</strong><strong>der</strong> über Mutter, Vater <strong>und</strong> Geschwister h<strong>in</strong>aus.<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> die Tagespflegestelle aufzunehmen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> zusammenzufügen<br />

<strong>und</strong> sorgfältig aufzubauen, „passiert“ nicht e<strong>in</strong>fach, son<strong>der</strong>n ist e<strong>in</strong>e sensible <strong>und</strong> anspruchsvolle<br />

Aufgabe für jede Tagesmutter <strong>und</strong> jeden Tagesvater. <strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> verbr<strong>in</strong>gen mit<br />

dem Start <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege - oft erstmals - e<strong>in</strong>e lange Zeit während des Tages mit<br />

an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n. <strong>Die</strong>se Verän<strong>der</strong>ung im Leben <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, wird sich, wie jede an<strong>der</strong>e außerfamiliale<br />

Betreuungserfahrung auch, auf ihren Entwicklungsverlauf auswirken. Sie agieren<br />

nun <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geteilten Betreuungsfeld, bei <strong>der</strong> die Familie allerd<strong>in</strong>gs nach wie vor e<strong>in</strong>e –<br />

wenn nicht die – zentrale Rolle spielt.<br />

Damit die Betreuung <strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege nicht zu e<strong>in</strong>er großen Belastung für das K<strong>in</strong>d wird,<br />

sollte es das Betreuungssett<strong>in</strong>g den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ermöglichen, ihre B<strong>in</strong>dungsbedürfnisse an die<br />

Tagespflegeperson <strong>und</strong> ihr gleichzeitiges Bedürfnis nach Kontakten, Fre<strong>und</strong>schaften <strong>und</strong><br />

Spielbeziehungen zu an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu verwirklichen. Begünstigend für das K<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>d hier<br />

Beständigkeit, Verlässlichkeit, Kont<strong>in</strong>uität, Voraussehbarkeit <strong>und</strong> Harmonie im Lebensrhythmus,<br />

also auch im Betreuungsrhythmus. Doch gibt es auf Seiten <strong>der</strong> Eltern Flexibilitätsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

des Arbeitsmarktes, die diese Aufgabe dann erschweren, wenn beispielsweise die<br />

Betreuungszeiten e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des von Woche zu Woche unterschiedlich s<strong>in</strong>d. Davon s<strong>in</strong>d auch<br />

die Arbeitsstrukturen <strong>und</strong> Arbeits<strong>in</strong>halte <strong>der</strong> „klassischen“ Aufgabenfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle<br />

wie E<strong>in</strong>gewöhnung, Tagesstruktur, För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> die Zusammenarbeit mit Eltern betroffen.<br />

Weitere Herausfor<strong>der</strong>ungen können auftreten, wenn die Tagespflegeperson sich bei<br />

Neubelegungen eher von f<strong>in</strong>anziellen, als von pädagogischen Gesichtspunkten leiten lässt<br />

<strong>und</strong> frei werdende Plätze u. U. zu schnell o<strong>der</strong> nicht adäquat neu besetzt. Qualitative E<strong>in</strong>bußen<br />

bergen hier die Gefahr, <strong>der</strong> Me<strong>in</strong>ung Vorschub zu leisten, außerfamiliäre Betreuungserfahrungen<br />

bergen negative Entwicklungsvoraussetzungen für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> diese gehören<br />

<strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im ersten Lebensjahr, zwangsläufig zur Mutter.<br />

5 Erlaubnispflicht gem. § 43 SGB VIII gilt für öffentlich geför<strong>der</strong>te Formen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong> o<strong>der</strong><br />

mehrere K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> dabei bis zu fünf fremden K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gleichzeitig, betreut werden.<br />

8


Frage an das Plenum:<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen werden gebeten, assoziativ den Satz „Zugehörigkeit<br />

zu e<strong>in</strong>er Gruppe ist wie … „ zu ergänzen. Evtl. kann es hilfreich se<strong>in</strong>, über<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres Bild den Satz zu ergänzen; z.B. „Zugehörigkeit zu e<strong>in</strong>er Gruppe<br />

ist für mich, wie an e<strong>in</strong>em warmen Lagerfeuer zu sitzen.“<br />

<strong>Die</strong>se Satzergänzung soll den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen als E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> das Thema <strong>der</strong> Fortbildung<br />

dienen.<br />

Zeit: 30 M<strong>in</strong>uten<br />

Input: Das K<strong>in</strong>d als soziales Wesen – Gr<strong>und</strong>lagen des k<strong>in</strong>dlichen Sozialverhaltens<br />

<strong>Die</strong> Fähigkeit des K<strong>in</strong>des, sich sozial <strong>und</strong> emotional auf an<strong>der</strong>e Erwachsene <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>zulassen, entwickelt sich beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren geradezu rasant.<br />

<strong>Die</strong> k<strong>in</strong>dliche Entwicklung f<strong>in</strong>det immer auch im sozialen Zusammenhang statt.<br />

Bereits seit se<strong>in</strong>er Geburt verfügt das Baby über Verhaltensmuster, die zur Entwicklung<br />

sozialer Kompetenzen notwendig <strong>und</strong> för<strong>der</strong>lich s<strong>in</strong>d. Neugeborene zeigen vom ersten<br />

Tag an soziale Ansprechbarkeit <strong>und</strong> Reaktionsfähigkeit. Sie haben e<strong>in</strong>e Vorliebe für<br />

menschliche Gesichter <strong>und</strong> sie können sogar mimische Gesten nachahmen, wenn sie<br />

wach, entspannt <strong>und</strong> aufnahmefähig s<strong>in</strong>d. Fühlen sich Neugeborene wohl o<strong>der</strong> unwohl,<br />

dann signalisieren sie dies auch <strong>und</strong> treten so <strong>in</strong> Interaktion mit ihrer Bezugsperson.<br />

Sie zeigen, dass sie auf <strong>der</strong>en liebevolle Unterstützung angewiesen s<strong>in</strong>d. Für die gesamte<br />

soziale Entwicklung ist es günstig <strong>und</strong> von hoher Bedeutung, dass auf ihr soziales<br />

Verhalten e<strong>in</strong>fühlsam e<strong>in</strong>gegangen wird.<br />

Säugl<strong>in</strong>ge ab ca. 6 bis 8 Wochen reagieren auf menschliche Gesichter mit dem sogenannten<br />

„sozialen Lächeln“. In diesem Alter „beantwortet“ das K<strong>in</strong>d das Lächeln e<strong>in</strong>es<br />

an<strong>der</strong>en Menschen - o<strong>der</strong> manchmal auch nur dessen <strong>in</strong>tensive H<strong>in</strong>wendung - mit e<strong>in</strong>em<br />

eigenen Lächeln. Damit rufen sie bei ihren Bezugspersonen meistens große Freude<br />

<strong>und</strong> Entzücken, also Resonanz, hervor.<br />

Bei <strong>der</strong> Regulation von negativen Gefühlen s<strong>in</strong>d Säugl<strong>in</strong>ge sehr stark auf Unterstützung<br />

durch die Bezugspersonen angewiesen, übernehmen aber auch schon e<strong>in</strong>en aktiven<br />

Part im Dialog: E<strong>in</strong> Neugeborenes appelliert bei großer Erregung, Schmerz o<strong>der</strong> Unwohlse<strong>in</strong><br />

zunächst ungerichtet, <strong>in</strong>dem es schreit. <strong>Die</strong> Bezugsperson handelt daraufh<strong>in</strong><br />

explorativ, d.h., sie versucht herauszuf<strong>in</strong>den, was das K<strong>in</strong>d hat <strong>und</strong> wie sie dem K<strong>in</strong>d<br />

helfen kann. So versucht e<strong>in</strong>e Mutter vielleicht zunächst, das K<strong>in</strong>d zu stillen, ihm den<br />

Bauch zu massieren o<strong>der</strong> es auf ihrem Arm herumzutragen. In den folgenden Wochen <strong>und</strong><br />

Monaten appellieren die Säugl<strong>in</strong>ge wesentlich zielgerichteter an ihre Bezugspersonen, die<br />

ebenfalls schon wesentlich differenzierter reagieren. So kann die Bezugsperson, die bereits<br />

vielfältige Interaktionserfahrungen mit dem Säugl<strong>in</strong>g gesammelt hat, je nach Stimmlage des<br />

Babys unterscheiden, ob es nun Hunger, Schmerzen o<strong>der</strong> vielleicht auch nur Langeweile<br />

hat.<br />

Vom vierten Monat an reagieren Säugl<strong>in</strong>ge strampelnd <strong>und</strong> freudig lächelnd, wenn sich die<br />

Bezugsperson nähert, sich dem K<strong>in</strong>d zuwendet <strong>und</strong> es beispielsweise aus dem Bettchen<br />

nimmt <strong>und</strong> es trägt. Jetzt lässt sich das K<strong>in</strong>d auch schon <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>e Lautdialoge verwickeln <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>teressiert sich für alles, was mit Sprache, Melodie, Rhythmus <strong>der</strong> Stimme o<strong>der</strong> M<strong>und</strong>bewegungen<br />

zu tun hat. Das K<strong>in</strong>d lernt schnell, dass es mit se<strong>in</strong>en Lautäußerungen Reaktionen<br />

bei Erwachsenen auslöst <strong>und</strong> diese solange aufrechterhalten kann, wie es <strong>der</strong>en Verhalten<br />

nachahmt (vgl. Kasten 2008, S. 64). Dazu gehört auch, dass das K<strong>in</strong>d durch die Interaktio-<br />

9


nen mit se<strong>in</strong>en Bezugspersonen diese nun schon gut unterscheiden kann. Es reagiert personenspezifisch,<br />

<strong>in</strong>dem es se<strong>in</strong>e Signale bevorzugt e<strong>in</strong>er o<strong>der</strong> mehreren bestimmten Personen<br />

zuwendet.<br />

Ab dem Alter von r<strong>und</strong> 6 Monaten zeigen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> Basisemotionen wie Freude,<br />

Angst, Ärger <strong>und</strong> Kummer <strong>und</strong> äußern diese über ihre Mimik, aber auch über ihre<br />

Stimme o<strong>der</strong> Körperhaltung. So ermöglichen sie e<strong>in</strong>e immer <strong>in</strong>tensivere <strong>und</strong> differenziertere<br />

soziale Interaktion mit ihren Bezugspersonen. Nun werden auch schon immer<br />

häufiger D<strong>in</strong>ge <strong>der</strong> Umwelt, wie z.B. e<strong>in</strong>e Rassel, mit e<strong>in</strong>bezogen <strong>und</strong> schnell werden<br />

Beschäftigungsvorlieben erkennbar. In den nächsten Monaten verän<strong>der</strong>n sich die <strong>Interaktionen</strong><br />

wesentlich. Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> können immer besser e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen Aufmerksamkeitsfokus<br />

mit ihrem Interaktionspartner<br />

ausbilden, z. B. e<strong>in</strong>en Ball geme<strong>in</strong>sam<br />

beobachten. Das K<strong>in</strong>d schaut<br />

denselben Gegenstand an <strong>und</strong> verfolgt<br />

aufmerksam das Blickverhalten <strong>der</strong> Bezugsperson.<br />

Das K<strong>in</strong>d schafft es auch,<br />

die Aufmerksamkeit des an<strong>der</strong>en für<br />

Gegenstände herzustellen, die es selbst<br />

<strong>in</strong>teressieren. Das Pr<strong>in</strong>zip <strong>der</strong> Wechselseitigkeit<br />

wird immer wichtiger. <strong>Die</strong>ses<br />

Pr<strong>in</strong>zip bildet die Basis <strong>der</strong> gr<strong>und</strong>legenden<br />

Beziehungen zwischen Ich, Gegenstand<br />

(Objekt) <strong>und</strong> Du <strong>und</strong> <strong>der</strong> „geteilten<br />

Aufmerksamkeit“.<br />

In dieser Entwicklungsphase beg<strong>in</strong>nen<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> verstärkt, die soziale Rückversicherung<br />

ihrer Bezugspersonen zu<br />

suchen. <strong>Die</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> orientieren sich<br />

jetzt bei Ängstlichkeit o<strong>der</strong> Unsicherheit<br />

am Gesichtsausdruck ihrer Bezugsperson.<br />

<strong>Die</strong>ses Verhalten zeigt, dass sie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, Gefühle <strong>in</strong> den Gesichtern<br />

ihrer Bezugspersonen zu „lesen“.<br />

So krabbelt z. B. e<strong>in</strong> Baby, dessen Mutter<br />

mit e<strong>in</strong>em sorgenvollen Blick reagiert,<br />

nicht über e<strong>in</strong>en Abgr<strong>und</strong>, <strong>der</strong> mit<br />

e<strong>in</strong>er Glasplatte bedeckt ist, während<br />

e<strong>in</strong> Baby, dessen Mutter das K<strong>in</strong>d ermunternd<br />

anlächelt <strong>und</strong> ansieht, ohne zu<br />

zögern se<strong>in</strong>en Weg weiterkrabbelnd<br />

fortsetzt (vgl. Ast<strong>in</strong>gton 2000, S. 49 6 ).<br />

Geteilte Aufmerksamkeit<br />

Gel<strong>in</strong>gt es K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, sich geme<strong>in</strong>sam mit<br />

e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Person, e<strong>in</strong>er Sache o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>em Gegenstand zu widmen <strong>und</strong> dabei<br />

gleichzeitig die Aufmerksamkeit auf die<br />

Person <strong>und</strong> die Sache zu richten, so<br />

spricht man von „geteilter Aufmerksamkeit“.<br />

Je früher e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>der</strong> geteilten<br />

Aufmerksamkeit fähig ist, desto schneller<br />

verläuft se<strong>in</strong> anschließen<strong>der</strong> Spracherwerb<br />

(vgl. Carpenter/Nagell/Tomasello<br />

1998).<br />

Geteilte Aufmerksamkeit wird auf verschiedene<br />

Weise sichtbar:<br />

- Das K<strong>in</strong>d schaut zunehmend auf dieselben<br />

Gegenstände wie se<strong>in</strong>e Mutter/<br />

se<strong>in</strong> Sozialpartner.<br />

- Das K<strong>in</strong>d verfolgt die Än<strong>der</strong>ungen im<br />

Blickverhalten des/r Partner/s/<strong>in</strong>.<br />

- Es passt sich <strong>der</strong> Blickrichtung des/r<br />

Partner/s/<strong>in</strong> an.<br />

- Es ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, die Aufmerksamkeit<br />

des/r Partner/s/<strong>in</strong> aktiv auf e<strong>in</strong> Objekt<br />

se<strong>in</strong>es Interesses zu lenken.<br />

Ab e<strong>in</strong>em Alter von ca. 8 Monaten tritt bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n auch das „Fremdeln“ auf, e<strong>in</strong>e<br />

von <strong>in</strong>nen bestimmte <strong>und</strong> beson<strong>der</strong>s sensible Entwicklungsphase, die bei allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

6 In dem Buch „Wie K<strong>in</strong><strong>der</strong> das Denken entdecken“ schreibt Ast<strong>in</strong>gton über den Versuch mit <strong>der</strong><br />

„optischen Klippe“:“dabei handelt es sich um e<strong>in</strong>e Vorrichtung, die entwickelt wurde, um die<br />

Tiefenwahrnehmung bei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu untersuchen. Der durchsichtige Glasschutz ist ganz<br />

eben, aber das Oberflächenmuster darunter stürzt plötzlich unterhalb des Glases <strong>in</strong> die Tiefe.<br />

In e<strong>in</strong>em Alter, <strong>in</strong> dem die Babys krabbeln können, nehmen sie dieses Gefälle wahr <strong>und</strong> wo l-<br />

len auf <strong>der</strong> ebenen Glasfläche darüber nicht so recht weiterkrabbeln. In e<strong>in</strong>er solchen Situat i-<br />

on kann ihr Verhalten vom Gesichtsausdruck <strong>der</strong> Mutter bee<strong>in</strong>flusst werden. Wenn sie aufmunternd<br />

lächelt, wird das Baby dar<strong>in</strong> bestärkt, über das Glas zu krabbeln; wenn sie jedoch<br />

e<strong>in</strong>en ängstlichen Gesichtsausdruck hat, wird es diese Fläche nicht überqueren.“ (Ast<strong>in</strong>gton,<br />

J.W., 2000, S.49)<br />

10


Soziales Referenzieren<br />

Das Verhalten bzw. die Angewohnheit des<br />

K<strong>in</strong>des, die B<strong>in</strong>dungsperson anzuschauen, um<br />

e<strong>in</strong>e Hilfestellung zu bekommen, wie man auf<br />

e<strong>in</strong>e unbekannte Situation o<strong>der</strong> bedrohliches<br />

Ereignis reagieren soll, wird als soziales Referenzieren<br />

bezeichnet.<br />

<strong>in</strong> allen Kulturen zu beobachten<br />

ist. K<strong>in</strong><strong>der</strong> reagieren <strong>in</strong> dieser<br />

Phase mit Angst, Irritation o<strong>der</strong><br />

starker Anspannung auf e<strong>in</strong>e fremde,<br />

unvertraute Person. Sie fangen<br />

nicht selten an zu we<strong>in</strong>en, vermeiden<br />

den Blickkontakt, wenden sich<br />

ab <strong>und</strong> zeigen sehr deutlich, dass<br />

sie ihre Bezugsperson brauchen.<br />

<strong>Die</strong> Reaktionen variieren von<br />

leichten Zeichen von Anspannung<br />

bis h<strong>in</strong> zu lautem Schreien. Für dieses Verhalten gibt es unterschiedliche Erklärungen.<br />

E<strong>in</strong>e davon besagt, dass das Verhalten die wachsende B<strong>in</strong>dung an die Hauptbezugspersonen<br />

wie<strong>der</strong>spiegelt, da das K<strong>in</strong>d sich <strong>in</strong> diesen verunsichernden Situationen o<strong>der</strong><br />

mit diesen fremden Personen bei <strong>der</strong> Bezugsperson vergewissert, was es tun soll. Es<br />

braucht e<strong>in</strong>e emotionale Reaktion, z.B. den Gesichtsausdruck <strong>der</strong> Bezugsperson, <strong>und</strong><br />

prüft daran, ob die unbekannte Situation bzw. die fremde Person Gefahr bedeutet o<strong>der</strong><br />

nicht. Übere<strong>in</strong>stimmung herrscht darüber, dass „Fremdeln“ Ausdruck von gel<strong>in</strong>genden<br />

Entwicklungsprozessen <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung ist. Wie stark sich<br />

das Fremdeln äußert, sche<strong>in</strong>t u.a. vom Temperament des K<strong>in</strong>des abhängig zu se<strong>in</strong>. Im<br />

Laufe des zweiten Lebensjahres schwächt sich die Angstreaktion immer mehr ab. Das<br />

Fremdeln wird auch als „Acht-Monats-Angst“ bezeichnet.<br />

Zeitgleich entwickelt das K<strong>in</strong>d zunehmend motorische Fähigkeiten (Krabbeln), die es<br />

ihm ermöglichen, se<strong>in</strong>en Radius zu erweitern. Daran knüpft <strong>der</strong> kognitive Entwicklungsschritt<br />

<strong>der</strong> Personenpermanenz an. Das bedeutet, dass das K<strong>in</strong>d weiß, dass die Bezugsperson<br />

noch existiert, auch wenn es sie gerade nicht sehen kann. Das K<strong>in</strong>d kann<br />

nun beispielsweise die Mutter bei Abwesenheit vermissen <strong>und</strong> aktiv Nähe <strong>und</strong> Distanz<br />

regulieren bzw. den Bezug zu ihr auch während <strong>der</strong>en Abwesenheit aufrechterhalten.<br />

Gleichzeitig nimmt die B<strong>in</strong>dung zur Bezugsperson <strong>in</strong> ihrer Intensität zu. Den Höhepunkt<br />

dieser wichtigen Etappe erreicht das K<strong>in</strong>d im Alter von 12-18 Monaten, bevor es zu<br />

sprechen beg<strong>in</strong>nt.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich werden alle die ihm entgegengebrachten Reaktionen <strong>und</strong> Verhaltensweisen<br />

<strong>der</strong> Bezugspersonen bei dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Gefühl für sich selbst entstehen lassen. <strong>Die</strong><br />

Reaktionen <strong>der</strong> Bezugspersonen formen sozusagen das Selbstbild des K<strong>in</strong>des. Der<br />

soziale Kontext ist das Element, durch das das K<strong>in</strong>d Selbstvertrauen, Selbstachtung<br />

<strong>und</strong> Selbstwertigkeit entwickeln kann, <strong>und</strong> zwar durch die Anerkennung seitens <strong>der</strong> Bezugsperson,<br />

ihrer emotionalen Zuwendung <strong>und</strong> ihrer Wertschätzung. So wird das e<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong>d Vertrauen <strong>in</strong> die eigenen Fähigkeiten entwickeln, das an<strong>der</strong>e wird sich eher unsicher<br />

def<strong>in</strong>ieren, wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es K<strong>in</strong>d wird sich als liebenswert erleben, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es<br />

als unzulänglich. „Obwohl niemals e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne positive o<strong>der</strong> negative Erfahrung das<br />

gesamte Selbstbild dom<strong>in</strong>ieren kann, hat doch potentiell jede soziale Situation e<strong>in</strong>en<br />

Anteil am Aufbau des Selbstbildes <strong>und</strong> Selbstwertgefühls e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des“ (Völkel/Viernickel<br />

2009, S. 62).<br />

Im zweiten Lebensjahr erfolgt e<strong>in</strong> „Quantensprung“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung 7 . Das<br />

Identitätsbewusstse<strong>in</strong> des K<strong>in</strong>des wird für die Erwachsenen sichtbar, wenn das K<strong>in</strong>d<br />

sich selbst im Spiegel erkennt <strong>und</strong> realisiert, dass es e<strong>in</strong>e eigene Person ist <strong>und</strong> auch<br />

eigene Ziele <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en eigenen Willen besitzt. Sich se<strong>in</strong>er bewusst werden bedeutet<br />

auch, von sich selbst als „Ich“ zu sprechen. Aus „Emma tr<strong>in</strong>ken“ wird „Ich tr<strong>in</strong>ke“ <strong>und</strong><br />

bald darauf identifiziert das K<strong>in</strong>d Objekte als zu sich zugehörig: „Ich tr<strong>in</strong>ke aus me<strong>in</strong>er<br />

Tasse“.<br />

7 Zu bedenken ist allerd<strong>in</strong>gs immer, dass es starke <strong>in</strong>dividuelle Unterschiede <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e weite Marge normaler<br />

Entwicklungen bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n gibt.<br />

11


Dem K<strong>in</strong>d wird es immer wichtiger, Handlungen selbst auszuführen <strong>und</strong> Situationen<br />

eigenständig zu bewältigen. <strong>Die</strong>s hat sehr weitreichende Konsequenzen für die sozialen<br />

<strong>und</strong> emotionalen Kompetenzen: In dieser Zeit, die auch Autonomie- o<strong>der</strong> Trotzphase<br />

genannt wird, kommt es häufig schnell zu Konflikten zwischen dem K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> den<br />

An<strong>der</strong>en, sowohl mit Erwachsenen, wie auch mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die ebenfalls ihren<br />

„eigenen Willen“ durchsetzen wollen. <strong>Die</strong> Frustrationstoleranz <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> sche<strong>in</strong>t relativ<br />

niedrig zu se<strong>in</strong> (vgl. Hess. Sozialm<strong>in</strong>isterium 2010, S. 26).<br />

Übung: Pro <strong>und</strong> Kontra-Diskussion „Umgang mit dem trotzenden<br />

K<strong>in</strong>d“<br />

<strong>Die</strong> Fortbildner<strong>in</strong> bittet die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen, sich e<strong>in</strong>e Situation vorzustellen<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung zu rufen, <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d aktiv trotzt, z.B. durch auf den Boden<br />

Werfen, lautes Schreien o<strong>der</strong> durch Rückzug. In e<strong>in</strong>er anschließenden Pro-Kontra-<br />

Diskussion geht es darum, die Aussage „Bei e<strong>in</strong>em trotzenden K<strong>in</strong>d muss man warten bis<br />

<strong>der</strong> „Anfall“ vorbei ist <strong>und</strong> das K<strong>in</strong>d ganz <strong>in</strong> Ruhe lassen“ von zwei unterschiedlichen Seiten<br />

zu betrachten <strong>und</strong> Argumente gegenüberzustellen, welche für bzw. gegen diese Aussage<br />

sprechen.<br />

Um e<strong>in</strong>e Pro-Position-Gruppe <strong>und</strong> Kontra-Position-Gruppe zu bilden, werden die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> zwei Gruppen geteilt, bzw. die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen können sich e<strong>in</strong>er/ihrer Position<br />

selbst zuordnen.<br />

Arbeitsform: Zwei Gruppen im Plenum<br />

Ziel: <strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen lernen die Sichtweisen <strong>und</strong> Argumente <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en kennen <strong>und</strong><br />

setzen sich damit ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Sie begründen <strong>und</strong> reflektieren den eigenen Standpunkt.<br />

<strong>Die</strong> Trotz- o<strong>der</strong> Autonomiephase ist e<strong>in</strong>e wichtige <strong>und</strong> große Entwicklungsaufgabe für<br />

das K<strong>in</strong>d, die mit e<strong>in</strong>er beg<strong>in</strong>nenden Lösung von se<strong>in</strong>en engsten Bezugspersonen verb<strong>und</strong>en<br />

ist. Das starke Streben nach Autonomie kann sich beispielsweise dar<strong>in</strong> äußern,<br />

dass sich das K<strong>in</strong>d, augensche<strong>in</strong>lich von e<strong>in</strong>em Moment auf den an<strong>der</strong>en, den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> Mutter wi<strong>der</strong>setzt. <strong>Die</strong> Weiterentwicklung dieser Situation kann für das K<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong> völliger Verzweiflung, Hilflosigkeit o<strong>der</strong> Enttäuschung enden. Hat sich das K<strong>in</strong>d gerade<br />

noch <strong>in</strong> Harmonie mit <strong>der</strong> Mutter bereitwillig angezogen, so kann es wenig später<br />

völlig außer sich geraten, weil die Erdbeeren unter den Jogurt gerührt wurden <strong>und</strong><br />

nicht, wie sonst, oben drauf liegen. In se<strong>in</strong>em Streben nach Autonomie <strong>und</strong> Selbständigkeit<br />

stellt das K<strong>in</strong>d fest, dass sich se<strong>in</strong>e Gefühle <strong>und</strong> se<strong>in</strong> Wille von denen an<strong>der</strong>er<br />

Menschen unterscheiden können. Gleichzeitig beg<strong>in</strong>nen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> diesem Alter immer<br />

stärker, die Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen, den eigenen<br />

Verhaltens- <strong>und</strong> Handlungsspielraum zu erkennen, die eigenen Perspektiven von denen<br />

an<strong>der</strong>er zu unterscheiden <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e soziale Orientierung zu gew<strong>in</strong>nen. Sie lernen,<br />

dass es sich lohnen kann, für den eigenen Willen <strong>und</strong> die eigenen Ideen zu streiten <strong>und</strong><br />

dass das Gel<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>en Gew<strong>in</strong>n an Selbstsicherheit br<strong>in</strong>gt. Sie lernen auch, dass<br />

Konflikte zum Alltag gehören <strong>und</strong> gelöst werden können. Außerdem erfahren sie, dass<br />

geme<strong>in</strong>sam bewältigte Konflikte Beziehungen vertiefen können (vgl. Bertelsmann Stiftung<br />

2008, S.30f). Dazu gehört, dass sie im Laufe <strong>der</strong> nächsten Jahre ihre Fähigkeiten<br />

immer weiterentwickeln, psychische Zustände von An<strong>der</strong>en zu erkennen, zu <strong>in</strong>terpretieren<br />

<strong>und</strong> Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, z.B. von folgenden Fragen ausgehend:<br />

„Was kann ich mir Erwachsenen gegenüber, aber auch an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n/me<strong>in</strong>en Kameraden<br />

gegenüber herausnehmen, ohne bestraft zu werden?“, „Wo muss ich mich bremsen,<br />

wo muss ich mich zurücknehmen, weil sonst niemand mehr etwas mit mir zu tun<br />

haben möchte?“.<br />

12


An dieser Stelle bietet die DVD „Wie sich Babys entwickeln“, 4. Kapitel „Persönlichkeit“,<br />

3. Film „Trotz“ e<strong>in</strong> sehr anschauliches Beispiel. <strong>Die</strong> DVD ist unter<br />

http://www.a4k.de/elternfilme/ kostenfrei anspielbar.<br />

<strong>Die</strong> DVD „Wach, neugierig, klug – Kompetente Erwachsene für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter 3“, Filmszene<br />

8, „Ne<strong>in</strong>, ne<strong>in</strong>!“ – „Doch, doch!“; Bertelsmann Stiftung, Staats<strong>in</strong>stitut für Frühpädagogik,<br />

2008, zeigt ebenfalls e<strong>in</strong> gutes Beispiel <strong>der</strong> Trotzphase.<br />

Stolperste<strong>in</strong>e auf dem Weg - Aus dem Tagebuch e<strong>in</strong>es Zweijährigen<br />

Donnerstag<br />

08:10 Uhr Parfüm auf Teppich gespritzt. Riecht fe<strong>in</strong>. Mama böse.<br />

08:45 Uhr Schlüssel <strong>in</strong> Kaffee geworfen. Mama sehr geschimpft.<br />

09:00 Uhr In Papas Arbeitszimmer gewesen. Rausgeflogen. Arbeitszimmer auch<br />

verboten.<br />

09:30 Uhr Schrankschlüssel abgezogen. Damit gespielt. Mama wusste nicht, wo er<br />

war. Ich auch nicht. Mama geschimpft.<br />

10:00 Uhr Rotstift gef<strong>und</strong>en. Tapete bemalt. Ist verboten.<br />

10:20 Uhr Stricknadel aus Strickzeug <strong>in</strong> Sofa gesteckt.<br />

11:00 Uhr Sollte Milch tr<strong>in</strong>ken. Wollte aber Wasser! Wutgebrüll ausgestoßen. Mama<br />

geschimpft.<br />

11:10 Uhr Hose nass gemacht. Wie<strong>der</strong> Mama geschimpft. Nassmachen verboten.<br />

11:30 Uhr Erde aus Blumentopf gegessen. Schmeckt nicht.<br />

12:15 Uhr Papier gegessen. Guter Geschmack, aber verboten.<br />

12.30 Uhr Salat ausgespuckt. Ungenießbar. Ausspucken dennoch verboten.<br />

13.15 Uhr Mittagsruhe im Bett. Nicht geschlafen. Aufgestanden. Und auf Zudecke<br />

gesessen. Gefroren. Frieren ist verboten.<br />

14:00 Uhr Nachgedacht. Festgestellt, dass alles verboten ist. „Wozu ist man übe r-<br />

haupt auf <strong>der</strong> Welt?“<br />

(nach Holthaus 1988, S. 34 <strong>in</strong> Viernickel/Völkel 2009)<br />

In <strong>der</strong> Trotzphase entwickeln K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht nur die Fähigkeit, ihre Emotionen differenzierter<br />

wahrzunehmen, son<strong>der</strong>n sie lernen auch, darüber zu sprechen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d zunehmend<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, an den Emotionen an<strong>der</strong>er gefühlsmäßig teilzunehmen. In e<strong>in</strong>em<br />

Alter ab circa zwei Jahren wird das K<strong>in</strong>d zunächst nur über se<strong>in</strong>e Basisemotionen <strong>und</strong><br />

se<strong>in</strong>e Reaktionen „Ich b<strong>in</strong> traurig. Ich we<strong>in</strong>e.“ sprechen. Im Laufe des dritten Lebensjahrs<br />

differenzieren die K<strong>in</strong><strong>der</strong> diese Fähigkeit immer weiter aus <strong>und</strong> auch die Fähigkeit<br />

zur Regulation von Gefühlen nimmt zu. Manchmal s<strong>in</strong>d sie schon <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, eigene<br />

Regulationsstrategien – z. B. das Kuscheltier ganz fest halten, sich das Schmusetuch<br />

über den Kopf ziehen – anzuwenden. Trotzdem s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> bei <strong>der</strong> Emotionsregulation<br />

<strong>in</strong> diesem Alter immer noch sehr auf die sensible Interaktion mit ihren Bezugspersonen<br />

angewiesen (vgl. Holodynski <strong>und</strong> Oerter 2008; <strong>in</strong> Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium 2010, S. 26).<br />

13


Soziales Verhalten <strong>und</strong> soziale Interaktion<br />

Als „sozial“ werden Verhaltensweisen bezeichnet,<br />

die e<strong>in</strong>e Kontaktaufnahme zum Ziel<br />

haben <strong>und</strong> die die Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit e<strong>in</strong>er<br />

sozialen Reaktion erhöhen.<br />

E<strong>in</strong>e soziale Interaktion liegt dann vor, wenn<br />

die Kontaktaufnahme von <strong>der</strong> zweiten Person<br />

(K<strong>in</strong>d/Erwachsener) beantwortet wird.<br />

Quelle: Schmidt-Denter 2005, S.71<br />

Das K<strong>in</strong>d wird <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Verhalten immer<br />

sozialer. <strong>Die</strong>s zeigt sich beispielweise,<br />

<strong>in</strong> dem es im Kontakt mit An<strong>der</strong>en<br />

mitunter versucht, zu trösten <strong>und</strong><br />

zu helfen. <strong>Die</strong>ses Mitempf<strong>in</strong>den, diese<br />

Empathie beruht auf e<strong>in</strong>er angeborenen<br />

Verknüpfung zwischen <strong>der</strong> Wahrnehmung<br />

des Gefühls <strong>der</strong> Traurigkeit<br />

bei e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Menschen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Anregung des entsprechenden Gefühls<br />

bei sich selbst. Manchmal kann<br />

schon bei etwa 18 Monaten alten K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

beobachtet werden, dass ihnen<br />

das Erzählen e<strong>in</strong>er bestimmten Situation<br />

ausreicht, um sich vorstellen zu können, wie die Person o<strong>der</strong> das Tier aus <strong>der</strong> Geschichte,<br />

die sie vorgelesen bekommen <strong>und</strong> <strong>der</strong> sie gespannt lauschen, sich gerade<br />

fühlt. Bevor jedoch e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d empathisch reagieren kann, sich also <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>versetzen<br />

kann, muss e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Vorstellung von sich selbst entwickelt haben. Und,<br />

ganz wichtig: Es muss E<strong>in</strong>fühlsamkeit am eigenen Leib erleben <strong>und</strong> erlebt haben. Das<br />

heißt, dass sich jemand um es kümmert, wenn es ihm nicht gut geht o<strong>der</strong> traurig ist, mit<br />

ihm vergnügt lacht, wenn es sich freut <strong>und</strong> ihm hilft, wenn es etwas nicht alle<strong>in</strong>e bewältigen<br />

kann. Wenn diese Erlebnisse zu den eigenen Lebenserfahrungen des K<strong>in</strong>des gehören,<br />

dann kann es auch selbst entsprechend reagieren.<br />

Circa mit Beg<strong>in</strong>n des dritten Lebensjahres wird das K<strong>in</strong>d erste Zuordnungen se<strong>in</strong>er<br />

Selbst <strong>und</strong> An<strong>der</strong>er zu Kategorien vornehmen <strong>und</strong> sich selbst Eigenschaften <strong>und</strong><br />

Merkmale zuschreiben wie „Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Junge.“ Damit stellt das K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>und</strong> Unterschiede zwischen sich <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en fest <strong>und</strong> entwickelt<br />

so e<strong>in</strong>e soziale Identität. Das K<strong>in</strong>d weiß auch, dass diese Identität von den An<strong>der</strong>en<br />

getrennt ist <strong>und</strong> dass die eigenen Wünsche, Gefühle, Bedürfnisse <strong>und</strong> Erwartungen<br />

sich von denen <strong>der</strong> An<strong>der</strong>en unterscheiden können. „Auch erfolgt <strong>der</strong> Aufbau e<strong>in</strong>es autobiographischen<br />

Gedächtnisses, das heißt, dass – wie<strong>der</strong>um mit <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong><br />

wichtigen Bezugspersonen – nach <strong>und</strong> nach e<strong>in</strong>e zusammenhängende Lebensgeschichte<br />

entworfen <strong>und</strong> er<strong>in</strong>nert wird. Das K<strong>in</strong>d nimmt sich zunehmend selbst als jemand<br />

wahr, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Vergangenheit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Zukunft hat.“ (Völkel/Viernickel 2009, S.<br />

63).<br />

Das Arbeitsblatt „Meilenste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> sozio-emotionalen Entwicklung“ wird verteilt.<br />

Im Plenum wird besprochen, ob noch relevante Aspekte <strong>in</strong> das Arbeitsblatt<br />

mit aufgenommen werden sollen.<br />

Übung: <strong>Die</strong> „Meilenste<strong>in</strong>e“ me<strong>in</strong>er Tagespflegek<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen werden gebeten, vor ihrem <strong>in</strong>neren Auge ihre Tagespflegek<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

„anzuschauen“ <strong>und</strong> sich darüber Gedanken zu machen, an welcher Stelle <strong>der</strong> sozioemotionalen<br />

Entwicklung ihre Tagespflegek<strong>in</strong><strong>der</strong> stehen. Sie können sich dazu Stichpunkte<br />

auf das Arbeitsblatt „Meilenste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> sozio-emotionalen Entwicklung“ notieren.<br />

Arbeitsform: E<strong>in</strong>zelarbeit<br />

Zeit: 115 M<strong>in</strong>uten<br />

14


E<strong>in</strong>führung e<strong>in</strong>es Lerntagebuchs<br />

Im Laufe <strong>der</strong> Fortbildung sollen die von den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen gemachten Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> das erweiterte Wissen kont<strong>in</strong>uierlich festgehalten werden. Dazu soll e<strong>in</strong> so genanntes<br />

Lerntagebuch dienen. Das Führen von Lerntagebüchern ist e<strong>in</strong>e bewährte Methode<br />

des Lernens <strong>und</strong> auch e<strong>in</strong> Instrument, um die eigene Lernpraxis zu dokumentieren, zu<br />

erk<strong>und</strong>en, zu überprüfen <strong>und</strong> möglicherweise zu verän<strong>der</strong>n (vgl. Stangl 1998). Solch<br />

e<strong>in</strong>e Art <strong>der</strong> persönlichen Dokumentation dient folglich <strong>der</strong> Reflexion des Gehörten, Erfahrenen<br />

<strong>und</strong> Erlebten, aber auch <strong>der</strong> Unterstützung <strong>und</strong> Vergewisserung des eigenen<br />

Lernprozesses. E<strong>in</strong>e aktive Wie<strong>der</strong>holung <strong>und</strong> Verschriftlichung <strong>der</strong> wesentlichen Inhalte<br />

des Qualifizierungsmoduls ist beson<strong>der</strong>s wichtig für die E<strong>in</strong>prägung <strong>und</strong> nachhaltige<br />

Wirkung <strong>der</strong> Themen <strong>und</strong> Inhalte. Darüber h<strong>in</strong>aus unterstützt e<strong>in</strong> Lerntagebuch durch<br />

eigene Formulierungen e<strong>in</strong>e gezieltere reflektierte Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Material<br />

(z.B. durch begründete Zustimmung o<strong>der</strong> Ablehnung, durch Herstellen von Beziehungen<br />

zu persönlichen Erfahrungen, Beschreiben eigener Ideen <strong>und</strong> das Entwickeln<br />

von Lösungsvorschlägen).<br />

Beim Führen e<strong>in</strong>es Lerntagebuches ist es wichtig, se<strong>in</strong>en eigenen Stil <strong>der</strong> Dokumentation<br />

zu f<strong>in</strong>den. Es soll sich beim Lerntagebuch wie bei e<strong>in</strong>em normalen Tagebuch um<br />

e<strong>in</strong> fortgesetztes Zwiegespräch <strong>der</strong>/des Teilnehmer<strong>in</strong>/Teilnehmers mit sich selbst handeln.<br />

Es gibt daher ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>verb<strong>in</strong>dliche Form, wie man es "richtig" macht. Das<br />

Lerntagebuch unterliegt ke<strong>in</strong>er Bewertung <strong>und</strong> kann <strong>in</strong> vielfältiger Form (Aufsatz, kurzer<br />

Satz, Notiz, Bild, Skizze, Arbeitsblatt …) geführt werden.<br />

Es empfiehlt sich, das Lerntagebuch regelmäßig nach Ablauf e<strong>in</strong>es jeden Sem<strong>in</strong>arblocks<br />

zu führen. Daneben können die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen E<strong>in</strong>träge zu Hause vervollständigen.<br />

Folgende Fragestellungen könnten zur Dokumentation heran gezogen werden:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

„Was habe ich Neues gelernt/ was ist mir aufgefallen (<strong>in</strong> Bezug auf die Inhalte<br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> Bezug auf mich als Person)?“<br />

„Was berührt mich/ lässt mich gedanklich nicht los/ beschäftigt mich nachhaltig?“<br />

„Woran werde ich <strong>in</strong>haltlich noch weiterarbeiten?“<br />

„Was möchte ich <strong>in</strong> den nächsten Tagen/ Wochen e<strong>in</strong>mal anwenden?“<br />

„Was will ich noch nachholen/ klären?“<br />

„Welche Verän<strong>der</strong>ungen (persönliche Ansichten, E<strong>in</strong>stellungen, Verhaltensweisen,<br />

Interessen …) kann ich bei mir selbst beobachten?“<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e Reihe von Möglichkeiten, e<strong>in</strong> Lerntagebuch anzulegen. So können beispielsweise<br />

die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen ihre Arbeitsblätter <strong>und</strong> ihre Notizen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schnellhefter<br />

sammeln. 8<br />

Nach <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Lerntagebuchs können die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen bereits erste<br />

E<strong>in</strong>tragungen <strong>in</strong> ihr Lerntagebuch vornehmen.<br />

Zeit: 45 M<strong>in</strong>uten<br />

8 Es empfiehlt sich, bereits bei <strong>der</strong> Anmeldung <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen darauf h<strong>in</strong>zuweisen, e<strong>in</strong>en Hefter<br />

o.ä. mit zu br<strong>in</strong>gen.<br />

15


Es empfiehlt sich, während <strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>arblöcke e<strong>in</strong>en Büchertisch aufzustellen.<br />

<strong>Die</strong>ser Büchertisch kann mit ausgewählten Büchern aus <strong>der</strong> Literaturliste,<br />

von den Fortbildner/<strong>in</strong>nen empfohlenen Büchern <strong>und</strong> auch mit<br />

Büchern <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen bestückt werden.<br />

16


2. Sem<strong>in</strong>arblock<br />

Übung: <strong>Die</strong> „heimliche Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> – <strong>der</strong> heimliche Fre<strong>und</strong>“<br />

E<strong>in</strong>stiegsübung <strong>in</strong> den Sem<strong>in</strong>artag: jede/r Teilnehmer/<strong>in</strong> bekommt „e<strong>in</strong>e<br />

heimliche Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>, e<strong>in</strong>en heimlichen Fre<strong>und</strong>“, <strong>der</strong>/die ihm/ihr während <strong>der</strong> Fortbildung<br />

immer wie<strong>der</strong> heimlich etwas Gutes tut. <strong>Die</strong> „heimliche Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>/<strong>der</strong> heimliche Fre<strong>und</strong>“<br />

werden gef<strong>und</strong>en, <strong>in</strong>dem Zettel mit den Namen aller Teilnehmer/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Tüte<br />

o.Ä. getan werden. Danach zieht jede/r e<strong>in</strong>en Zettel. Sollte jemand den eigenen Namen<br />

ziehen, wird die ganze Prozedur wie<strong>der</strong>holt. Danach kann das Spiel losgehen: Jede/r<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong> hat bis zum Ende <strong>der</strong> Fortbildung die Aufgabe, dem/<strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>,<br />

<strong>der</strong>en Namen sie/er gezogen hat, während <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Sem<strong>in</strong>arblöcke (m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>mal) etwas Gutes zu tun. Was das ist, bleibt ganz <strong>der</strong> Fantasie <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

überlassen: E<strong>in</strong>e Tasse Kaffee br<strong>in</strong>gen, mit <strong>in</strong> die Kle<strong>in</strong>gruppenarbeit nehmen, e<strong>in</strong>e<br />

Süßigkeit anbieten. Wichtig ist, dass <strong>der</strong>/die beschenkte Teilnehmer/<strong>in</strong> vor Fortbildungsende<br />

die Identität ihrer/s „heimlichen Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>/heimlichen Fre<strong>und</strong>es“ nicht erfahren<br />

soll. Wer etwas Gutes tut, sollte dies also heimlich tun. Natürlich ist es den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

trotzdem erlaubt, zu knobeln <strong>und</strong> zu forschen, wer ihre/se<strong>in</strong> „heimliche<br />

Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>/heimlicher Fre<strong>und</strong>“ se<strong>in</strong> könnte.<br />

Ziel: E<strong>in</strong>e positive <strong>und</strong> kooperative Stimmung während <strong>der</strong> Fortbildung schaffen, das<br />

Kennenlernen för<strong>der</strong>n, die Gruppe näher zusammenbr<strong>in</strong>gen. <strong>Die</strong>/<strong>der</strong> „heimliche Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>/<strong>der</strong><br />

heimliche Fre<strong>und</strong>“ besteht während <strong>der</strong> ganzen Dauer <strong>der</strong> Fortbildungstage.<br />

Material: Zettel mit dem Namen <strong>der</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>e Tüte, e<strong>in</strong>e Schüssel o.Ä.<br />

für die Zettel<br />

<strong>Die</strong> Auflösung: Zum Ende <strong>der</strong> Fortbildung (siehe 4. Sem<strong>in</strong>artag) wird das Spiel aufgelöst.<br />

Zeit: 15 M<strong>in</strong>uten<br />

Übung: Vorstellen <strong>der</strong> Tagespflegestelle<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen legen mit den Kreisen des Arbeitsblattes „Me<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>“<br />

ihre Tagespflegestelle vor sich so auf den Fußboden bzw. Tisch nach, dass alle an<strong>der</strong>en<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong>nen sich die Tagespflegestelle vorstellen können.<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen stellen reihum ihre Tagespflegestelle vor <strong>und</strong> benennen dabei<br />

folgende Aspekte mit:<br />

- Wie viele K<strong>in</strong><strong>der</strong> werden betreut (eigene <strong>und</strong> Tagespflegek<strong>in</strong><strong>der</strong>)?<br />

- Alter <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>?<br />

- Jungen o<strong>der</strong> Mädchen?<br />

- Seit wann ist das jeweilige Tagespflegek<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle?<br />

- Wie viele Plätze habe ich <strong>in</strong>sgesamt, ist momentan e<strong>in</strong> Platz frei?<br />

Ziel: Den an<strong>der</strong>en Teilnehmer/<strong>in</strong>nen die eigene <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Struktur bekannt<br />

machen. (Im weiteren Verlauf <strong>der</strong> Fortbildung wird an verschiedenen Stellen mit<br />

den ausgeschnittenen Kreisen gearbeitet.)<br />

Arbeitsform: Plenum<br />

Material: Arbeitsblatt „Me<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>“ (im Anhang), Scheren<br />

Zeit: 60 M<strong>in</strong>uten<br />

17


Input: In <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>: Soziale Kontakte <strong>und</strong> Beziehungen zwischen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren<br />

Der K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten ist anerkannt als e<strong>in</strong> Ort, an dem soziales Lernen stattf<strong>in</strong>det,<br />

an dem Kommunikations- <strong>und</strong> Konfliktfähigkeit, Toleranz <strong>und</strong> <strong>in</strong>terkulturelle Kompetenzen<br />

durch Erfahrungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe Gleichaltriger erworben <strong>und</strong> e<strong>in</strong>geübt werden.<br />

Mit diesen Erfahrungen, die K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter Ihresgleichen machen, s<strong>in</strong>d eigenständige<br />

Entwicklungsprozesse verb<strong>und</strong>en. E<strong>in</strong> Merkmal, das die Beziehungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

charakterisiert <strong>und</strong> ihre speziellen Entwicklungsanregungen prägt, ist die<br />

Gleichartigkeit o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest Ähnlichkeit <strong>der</strong> Interaktionspartner <strong>in</strong> Bezug auf Vorwissen,<br />

Status, die Verfügung über Macht über den an<strong>der</strong>en etc.. Beziehungen zwischen<br />

den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n s<strong>in</strong>d symmetrisch, d.h., sie f<strong>in</strong>den auf <strong>der</strong> gleichen Ebene statt. Damit unterscheiden<br />

sie sich von den Beziehungen zwischen K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Erwachsenem, die immer<br />

von e<strong>in</strong>em gr<strong>und</strong>sätzlichen <strong>und</strong> wahrsche<strong>in</strong>lich unüberw<strong>in</strong>dbaren Ungleichgewicht an<br />

Erfahrung, Wissen <strong>und</strong> Macht gekennzeichnet s<strong>in</strong>d. Auch <strong>in</strong>haltlich unterscheiden sich<br />

die <strong>Interaktionen</strong>: während es bei den asymmetrischen <strong>Interaktionen</strong> zwischen Erwachsenen<br />

<strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n oft um eher pflegerische Handlungen wie Hilfe beim Nase putzen<br />

o<strong>der</strong> Anziehen o<strong>der</strong> aber um Anweisungen des Erwachsenen geht, bieten die symmetrischen<br />

Beziehungen zu den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ganz an<strong>der</strong>e Chancen: unterschiedliche<br />

Sichtweisen auf e<strong>in</strong> Problem, wie z.B. e<strong>in</strong>e Spielregel, über die ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igkeit herrscht<br />

o<strong>der</strong> das Haben-Wollens e<strong>in</strong>es Spielzeugs, können <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozess ausgehandelt<br />

werden, bei dem ke<strong>in</strong>er aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Autorität o<strong>der</strong> se<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tellektuellen Überlegenheit<br />

dem an<strong>der</strong>en die Lösung quasi "serviert". Vielmehr s<strong>in</strong>d beide K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Interaktion<br />

gefor<strong>der</strong>t, die eigenen Gedanken <strong>und</strong> Überlegungen dem an<strong>der</strong>en plausibel darzulegen,<br />

die Argumente des Gegenübers zu prüfen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e bei<strong>der</strong>seits akzeptierte<br />

Sichtweise zu entwickeln (vgl. Viernickel 2010).<br />

Während also K<strong>in</strong><strong>der</strong> für K<strong>in</strong><strong>der</strong> im K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenalter als wichtige Partner gesehen werden,<br />

wurde dies <strong>in</strong> <strong>der</strong> Vergangenheit für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>, beispielweise <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong><br />

bei <strong>der</strong> Tagespflegeperson, nicht e<strong>in</strong>deutig so gesehen. Und die Frage, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong>wieweit<br />

die Kle<strong>in</strong>en vom Umgang mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> überhaupt profitieren, wurde unterschiedlich<br />

<strong>und</strong> nicht e<strong>in</strong>deutig beantwortet.<br />

Klar ist jedoch, dass bereits sehr junge K<strong>in</strong><strong>der</strong> an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> als Ziele ihrer sozialen<br />

Signale wahrnehmen <strong>und</strong> ihnen gegenüber e<strong>in</strong> deutlich an<strong>der</strong>es Verhalten zeigen, als<br />

Erwachsenen gegenüber. Babys unter e<strong>in</strong>em Jahr versuchen, Gleichaltrige anzulächeln,<br />

Laute zu äußern, sich ihnen zu nähern <strong>und</strong> sie zu berühren. Solche sozial gerichteten<br />

Verhaltensweisen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs noch ke<strong>in</strong>e <strong>Interaktionen</strong>; erst, wenn das<br />

an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>e soziale Reaktion zeigt, ist e<strong>in</strong> sozialer Austausch, e<strong>in</strong>e Interaktion,<br />

entstanden. <strong>Die</strong> Reaktion des K<strong>in</strong>des kann sich dabei auch <strong>in</strong> Abwehr o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em<br />

gegen den an<strong>der</strong>en gerichteten Verhalten zeigen, ist <strong>in</strong> diesem S<strong>in</strong>ne "sozial", da auf<br />

den Sozialpartner gerichtet.<br />

An dieser Stelle bietet die DVD „Wie Babys sich entwickeln“, 5. Kapitel „Gesellschaft“,<br />

1. Film „K<strong>in</strong><strong>der</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>“ e<strong>in</strong> sehr anschauliches Beispiel. <strong>Die</strong><br />

DVD ist unter http://www.a4k.de/elternfilme/ kostenfrei abspielbar.<br />

Obwohl K<strong>in</strong><strong>der</strong> schon früh viele sozial gerichtete Verhaltensweisen mit Lautäußerungen<br />

begleiten, spielt <strong>der</strong> sprachliche Austausch noch lange e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. <strong>Die</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d sehr kreativ dar<strong>in</strong>, auch an<strong>der</strong>e Wege <strong>der</strong> Verständigung mit dem an<strong>der</strong>en<br />

K<strong>in</strong>d zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> zu nutzen bspw. Mimik, Gestik <strong>und</strong> Körperhaltung.<br />

E<strong>in</strong>e zentrale Rolle spielt die Nachahmung des Verhaltens an<strong>der</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong> (Imitation).<br />

Fast alle <strong>Interaktionen</strong> zwischen <strong>Peer</strong>s enthalten imitative Elemente. Vor allem über<br />

18


das Nachahmen des Verhaltens an<strong>der</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, auch längere<br />

Interaktionssequenzen aufrecht zu erhalten – allerd<strong>in</strong>gs müssen Ziele <strong>und</strong> Absichten<br />

e<strong>in</strong>er imitierten Handlung klar se<strong>in</strong>. In diesen Sequenzen o<strong>der</strong> Situationen erleben sich<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> als kompetent <strong>und</strong> effektiv im sozialen Austausch <strong>und</strong> beweisen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

Gleichartigkeit <strong>und</strong> Verb<strong>und</strong>enheit. <strong>Die</strong> gegenseitige Imitation wird gelegentlich auch<br />

als die "Sprache" von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d-Fre<strong>und</strong>schaften bezeichnet. „Im letzten Viertel des ersten<br />

Lebensjahres können solche <strong>Interaktionen</strong>, u.a. gegenseitige Nachahmung, <strong>der</strong><br />

Austausch von Spielobjekten sowie erste e<strong>in</strong>fache Spiele - wie e<strong>in</strong>en Ball h<strong>in</strong>- <strong>und</strong> her<br />

rollen - bereits regelmäßig beobachtet werden. Gleichzeitig beg<strong>in</strong>nen die Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

um Spielzeug zu streiten, <strong>und</strong> auch aggressives Verhalten tritt auf“ (Viernickel 2010, S.<br />

3).<br />

Das zweite Lebensjahr ist meist e<strong>in</strong>e Zeitspanne, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich im Verhalten gegenüber<br />

Gleichaltrigen viele Verän<strong>der</strong>ungen beobachten lassen. Auch wenn Mutter <strong>und</strong> Vater<br />

o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e vertraute Bezugspersonen nach wie vor wichtige Interaktionspartner bleiben,<br />

treten Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>, wenn sie Gelegenheit dazu haben, zunehmend öfter <strong>in</strong> den<br />

Kontakt <strong>und</strong> sozialen Austausch mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>. So sieht man jetzt <strong>in</strong> den<br />

<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>n, dass sich das Verhältnis, <strong>in</strong> dem K<strong>in</strong><strong>der</strong> den Kontakt zum Erwachsenen<br />

o<strong>der</strong> zu an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n suchen, kont<strong>in</strong>uierlich zugunsten <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>s verschiebt. Dabei<br />

s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong><strong>der</strong> durchaus wählerisch. Sie zeigen deutliche Vorlieben für bestimmte K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bzw. Spielkameraden <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gen auch zum Ausdruck, wenn ihnen e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d beim<br />

Spiel nicht willkommen ist. Meistens gehen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten Lebensjahren allerd<strong>in</strong>gs<br />

harmonisch mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> um <strong>und</strong> Konflikte spielen ke<strong>in</strong>e große Rolle. Wenn sie<br />

dennoch entstehen, so fast immer zwischen den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, die häufig mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> aktiv<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> sich mögen. Konflikte können also auch Ausdruck e<strong>in</strong>er engen Beziehung<br />

se<strong>in</strong>. Oft wird diese Beziehung durch den Umgang mit Konflikten sogar weiterentwickelt<br />

<strong>und</strong> vertieft (vgl. Bertelsmann Stiftung 2008 S. 32). „Fast alle <strong>Interaktionen</strong> f<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

dieser Altersgruppe zwischen lediglich zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n statt. <strong>Die</strong> komplexe Situation, <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> mehrere K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gruppenprozess e<strong>in</strong> Spiel <strong>in</strong>itiieren, ihre Rollen dar<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den<br />

<strong>und</strong> das Spiel flexibel abwandeln <strong>und</strong> weiter entwickeln, übersteigt sowohl die kognitiven<br />

als auch die sozialen Fähigkeiten sehr junger K<strong>in</strong><strong>der</strong>. Mit e<strong>in</strong>em e<strong>in</strong>zelnen Interaktionspartner<br />

s<strong>in</strong>d K<strong>in</strong><strong>der</strong> im zweiten Lebensjahr jedoch <strong>in</strong> ihrem sozialen Austausch<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Abstimmung ihrer Handlungen erstaunlich kompetent…“ (Viernickel 2010, S.<br />

3).<br />

„Wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es K<strong>in</strong>d auf e<strong>in</strong>e als aufregend o<strong>der</strong> lustig wahrgenommene<br />

Situation o<strong>der</strong> auf e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>teressanten Spielgegenstand aufmerksam machen möchte,<br />

verständigen sich Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> häufig über den mimischen o<strong>der</strong> motorischen Ausdruck<br />

ihrer Emotionen, wie z.B. durch übertriebenes Lachen, überraschte Schreie o<strong>der</strong> Händeklatschen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere häufig zu beobachtende Strategie zur Kontaktaufnahme ist<br />

das Anbieten bzw. Überreichen e<strong>in</strong>es Spielobjekts. Wenn das an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong>d das Angebot<br />

annimmt, gehen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zumeist gleich wie<strong>der</strong> ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>und</strong> beide wirken zufrieden;<br />

als sei dieses kurze, aber fre<strong>und</strong>liche Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>-E<strong>in</strong>gehen - also <strong>der</strong> gelungene<br />

Sozialkontakt selbst <strong>und</strong> nicht das übergebene Spielobjekt - das eigentliche Thema <strong>der</strong><br />

Interaktion. Auch e<strong>in</strong>fache soziale Spiele werden bereits erfolgreich <strong>in</strong>itiiert. Entwe<strong>der</strong><br />

führen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> hierzu Handlungen aus, die Teil e<strong>in</strong>es bekannten Spiels s<strong>in</strong>d (z.B.<br />

kurz weglaufen <strong>und</strong> sich auffor<strong>der</strong>nd-fragend umdrehen, was heißt: „Spielst du mit mir<br />

Fangen?“); o<strong>der</strong> aber sie tun gerade das Gegenteil, nämlich etwas, was außerhalb e<strong>in</strong>es<br />

Spielkontexts ke<strong>in</strong>e festgelegte Bedeutung hat (wie z.B. an die Heizung klopfen<br />

o<strong>der</strong> schrille Laute ausstoßen). Beides führt oft dazu, dass sich e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es K<strong>in</strong>d für<br />

das Spiel <strong>in</strong>teressiert <strong>und</strong> begeistert mitmacht“ (Viernickel 2010, S. 4).<br />

Meistens haben Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>en großen Spaß mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, während sie sich imitieren,<br />

unverständliche Laute <strong>und</strong> groteske Bewegungen machen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s erfolgreiches<br />

Detail ihrer Darbietungen unermüdlich wie<strong>der</strong>holen. Wir Erwachsene haben<br />

da eher Schwierigkeiten, <strong>in</strong> solchem Austausch e<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n, e<strong>in</strong>e “richtige” Thematik<br />

o<strong>der</strong> Plan entdecken zu können <strong>und</strong> entsprechend schwer kann es uns fallen, uns ent-<br />

19


sprechend den Erfor<strong>der</strong>nissen e<strong>in</strong>es solchen für uns <strong>und</strong>urchschaubaren Spiels zu verhalten.<br />

An dieser Stelle bietet die DVD „Wach, neugierig, klug – Kompetente Erwachsene<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter 3. Filmszene 9, „Auf <strong>der</strong> Treppe“; Bertelsmann Stiftung,<br />

Staats<strong>in</strong>stitut für Frühpädagogik 2008, e<strong>in</strong> sehr anschauliches Beispiel.<br />

Je nachdem, ob das K<strong>in</strong>d mit Erwachsenen o<strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> zusammen ist,<br />

erhält es sehr unterschiedliche Antworten bzw. Reaktionen auf se<strong>in</strong>e eigenen Handlungen<br />

<strong>und</strong> es erwirbt unterschiedliche Strategien, um soziale Kontakte aufzunehmen <strong>und</strong><br />

aufrecht zu erhalten. <strong>Die</strong>s stellt für Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e anspruchsvolle Entwicklungsaufgabe<br />

dar. Sie müssen lernen,<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

die Aufmerksamkeit des Partners (e<strong>in</strong>es an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong>des o<strong>der</strong> Erwachsenen) zu<br />

erlangen;<br />

ihre Absichten <strong>in</strong> angemessener Form zu kommunizieren;<br />

dem Rhythmus von Reaktion <strong>und</strong> Agieren zu folgen;<br />

sowie Störungen <strong>und</strong> Unterbrechungen aufzufangen.<br />

An<strong>der</strong>s als im Austausch zwischen Erwachsenem<br />

<strong>und</strong> K<strong>in</strong>d steht ke<strong>in</strong> kompetenterer<br />

Partner zu Verfügung, <strong>der</strong> missverständliche<br />

Signale richtig deuten <strong>und</strong> Störungen <strong>in</strong>tegrieren<br />

könnte. So s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong><strong>der</strong> aufgefor<strong>der</strong>t,<br />

eigene Fähigkeiten auszubilden, um<br />

<strong>Interaktionen</strong> weiter zu führen <strong>und</strong> eigene<br />

Spielideen geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en<br />

K<strong>in</strong>d zu verfolgen (vgl. Viernickel 2008, S. 5).<br />

Psychologische Bef<strong>und</strong>e<br />

Wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten Lebensjahren<br />

ke<strong>in</strong>en Kontakt zu<br />

<strong>Peer</strong>s haben, entstehen soziale<br />

Fehlentwicklungen<br />

Frühe Kontakte zu Gleichaltrigen<br />

können helfen, Mutterentbehrungen<br />

zu überw<strong>in</strong>den<br />

(vgl. Mietzel 1994, S. 183)<br />

Je vertrauter die K<strong>in</strong><strong>der</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> werden,<br />

desto stärkeres gegenseitiges Interesse zeigen<br />

sie <strong>und</strong> es gel<strong>in</strong>gt ihnen immer besser, <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>en längeren sozialen Austausch e<strong>in</strong>zutreten.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklung erweist sich als bedeutsam für die sozialen Aktivitäten <strong>der</strong> gesamten<br />

<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege. E<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wohl vertraute Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

helfen e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>und</strong> spielen früher Spiele, bei denen unterschiedliche <strong>und</strong> abwechselnde<br />

Rollen e<strong>in</strong>genommen werden (z.B. gegenseitiges Nachlaufen <strong>und</strong> Fangen spielen,<br />

beim Bauen abwechselnd e<strong>in</strong> Klötzchen aufsetzen, im Sandkasten nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Sandkuchen<br />

auf e<strong>in</strong>em Brett „backen“, geme<strong>in</strong>samen „Forschungs<strong>in</strong>teressen“ nachgehen,<br />

zusammen Quatsch machen). Sie s<strong>in</strong>d früher <strong>und</strong> besser <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu<br />

kooperieren. Damit zeigen sie e<strong>in</strong> kompetentes <strong>und</strong> an flexiblen Verhaltensweisen reiches<br />

Sozialverhalten. Beson<strong>der</strong>s die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprachentwicklung bef<strong>in</strong>dlichen unter Dreijährigen<br />

benötigen e<strong>in</strong>e stabile Umgebung, um mit ihren noch begrenzten Kommunikationsmöglichkeiten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en erfolgreichen sozialen Austausch treten zu können. Sie s<strong>in</strong>d<br />

noch stark auf das E<strong>in</strong>üben <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>holen von ganz spezifischen Situationen <strong>und</strong><br />

(Spiel-)Ritualen angewiesen, um <strong>der</strong>en Bedeutung zu erlernen, wie<strong>der</strong>zuerkennen <strong>und</strong><br />

passende Handlungsbeiträge zu leisten.<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vertraute Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gewohnten Umgebung teilen das Wissen<br />

darüber, was <strong>in</strong> ihrer Gruppe mit welchen Spielsachen <strong>und</strong> Materialien gespielt wird,<br />

welche K<strong>in</strong><strong>der</strong> bestimmte D<strong>in</strong>ge o<strong>der</strong> Spiele ablehnen o<strong>der</strong> was sie beson<strong>der</strong>s gerne<br />

<strong>und</strong> ideenreich spielen. Sie wissen auch, wie die Tagespflegeperson auf e<strong>in</strong>zelne K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> <strong>in</strong> wie<strong>der</strong> kehrenden Situationen wie beispielsweise dem Wickeln reagiert. Dadurch<br />

wird ihnen e<strong>in</strong>e “Rollenübernahme im Handeln” möglich, selbst wenn sie noch<br />

nicht fähig s<strong>in</strong>d, gedanklich die Perspektive e<strong>in</strong>es Gegenübers zu übernehmen. <strong>Die</strong><br />

vertraute Kle<strong>in</strong>gruppensituation bietet damit optimale Voraussetzungen für die Entste-<br />

20


hung geme<strong>in</strong>samen Handelns <strong>und</strong> kooperativen Spiels (vgl. Viernickel 2010, S. 7 <strong>und</strong><br />

Viernickel 2006, S. 69).<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> bilden erste Beziehungsmuster sobald sie sich regelmäßig treffen. „Schon<br />

Babys unter e<strong>in</strong>em Jahr verteilen ihre Aufmerksamkeit unterschiedlich auf die anwesenden<br />

<strong>Peer</strong>s; meist erhalten eher ältere <strong>und</strong> damit <strong>in</strong> ihrem Verhalten <strong>in</strong>teressantere<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> mehr Blicke <strong>und</strong> Kontaktangebote als an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>“ (vgl. Rauh 1985 <strong>in</strong> Viernickel<br />

2006 auch 2010, S. 7). In stabilen Gruppen kann man beobachten, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bestimmte an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> (Interaktionspartner) bevorzugen <strong>und</strong> erste <strong>in</strong>dividualisierte<br />

fre<strong>und</strong>schaftliche Beziehungen aufnehmen, <strong>in</strong>dem die wechselseitigen Kontakt<strong>in</strong>itiativen<br />

beantwortet werden, mit positiven Gefühlsäußerungen e<strong>in</strong>hergehen <strong>und</strong> <strong>in</strong> Länge<br />

<strong>und</strong> Komplexität die <strong>Interaktionen</strong> an<strong>der</strong>er K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Beziehungen übertreffen.<br />

Im Verlauf <strong>der</strong> ersten Lebensjahre verstärken sich die Intensität <strong>und</strong> die Menge <strong>der</strong><br />

Interaktionsprozesse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong>sgesamt <strong>und</strong> ihre fre<strong>und</strong>schaftlichen Beziehungen<br />

im Beson<strong>der</strong>en. Dabei ist die (frühe) <strong>Peer</strong>kommunikation ke<strong>in</strong>eswegs immer e<strong>in</strong>fach,<br />

son<strong>der</strong>n kann durchaus auch missverständlich <strong>und</strong> konfliktbeladen se<strong>in</strong>. Für K<strong>in</strong><strong>der</strong> gehört<br />

das Kräfte messen ebenso dazu, wie „das geme<strong>in</strong>same Aushandeln, wenn sie beide<br />

denselben Gegenstand wollen. Sie s<strong>in</strong>d dabei sehr erf<strong>in</strong><strong>der</strong>isch, wenn es darum<br />

geht, Konflikte gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gend zu lösen: we<strong>in</strong>en, toben, zerren am Objekt, hauen, kratzen<br />

o<strong>der</strong> beißen. Manchmal versuchen ältere K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit an<strong>der</strong>en Gegenständen o<strong>der</strong><br />

Angeboten abzulenken. Das führt allerd<strong>in</strong>gs selten dazu, dass die beiden streitenden<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihr Verhalten beenden, denn das ist langweilig <strong>und</strong> führt nur zur Unterbrechung<br />

<strong>der</strong> spannenden sozialen Interaktion. Beson<strong>der</strong>s wenn dabei immer dasselbe K<strong>in</strong>d öfters<br />

<strong>der</strong> Verlierer zu se<strong>in</strong> sche<strong>in</strong>t, neigen (wir) Erwachsenen dazu, die Situation für das<br />

K<strong>in</strong>d zu regeln. Unser E<strong>in</strong>mischen kann hier für den Moment beruhigend wirken. Jedoch<br />

wird damit gleichzeitig verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t, dass das K<strong>in</strong>d den Umgang mit Gew<strong>in</strong>nen –<br />

Verlieren, Durchsetzen – Nachgeben übt. Bereits zweijährige K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben <strong>in</strong> ihrer vertrauten<br />

<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> soziale Regeln entwickelt, die ihrem Können <strong>und</strong> ihrem Gerechtigkeitss<strong>in</strong>n<br />

angemessen s<strong>in</strong>d. Je mehr Gruppenerfahrung K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben, desto seltener<br />

akzeptieren sie die Lösungen Erwachsener, die sich e<strong>in</strong>mischen. Kaum s<strong>in</strong>d diese weg,<br />

machen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrem Konflikt da weiter, wo sie von den Erwachsenen unterbr o-<br />

chen wurden“ (Kobelt-Neuhaus 2008, S. 6).<br />

Damit wird deutlich, dass die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> <strong>und</strong> die <strong>Peer</strong>-<strong>Interaktionen</strong> e<strong>in</strong>e eigenständige<br />

Ressource für die Entwicklung <strong>der</strong> Sozialkompetenz <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Quelle für das k<strong>in</strong>dliche<br />

Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Glück darstellen. Sie bieten für K<strong>in</strong><strong>der</strong> vielfältige Möglichkeiten<br />

„…Fertigkeiten für den sozialen Austausch zu entwickeln, Dialogstrukturen gegenseitigen<br />

Handelns aufzubauen, Regeln zu def<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> Kompromisse zu erarbeiten. Soziale<br />

Bedeutungen werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Weise kommuniziert, wie dies die Kommunikation<br />

mit Erwachsenen nicht leisten kann. <strong>Die</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> nehmen an <strong>der</strong> Alltagswirklichkeit<br />

an<strong>der</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong> teil, leiten sich gegenseitig an, tauschen Erfahrungen aus <strong>und</strong> lernen<br />

vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.“ (Ahnert 2007, S. 17) Spätestens mit drei Jahren s<strong>in</strong>d die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lage, echte soziale Kontakte e<strong>in</strong>zugehen, kooperative Spiele aufzunehmen <strong>und</strong> strenge<br />

soziale Austauschregeln beim Geben <strong>und</strong> Nehmen e<strong>in</strong>zuhalten.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus kann das k<strong>in</strong>dliche Interesse an <strong>Peer</strong>-Kontakten <strong>der</strong> Tagespflegeperson<br />

die nötigen Freiräume beispielsweise für <strong>in</strong>dividuelle pädagogische Angebote, für die<br />

gezielte Beobachtung <strong>und</strong> Dokumentation o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Verschnaufpause eröffnen.<br />

Diskussion im Plenum: Wie zeigen sich Fre<strong>und</strong>schaften e<strong>in</strong>zelner K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong><br />

wie äußert sich das <strong>in</strong> ihrem Verhalten?<br />

Folgende Aspekte können dabei behilflich se<strong>in</strong>:<br />

Fre<strong>und</strong>schaftliche Beziehungen zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zeigen sich, <strong>in</strong>dem<br />

21


- sie mehr geme<strong>in</strong>sam lachen<br />

- sie öfters untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> teilen<br />

- sie mehr kommunizieren<br />

- sich die Stimmung bei Trennung än<strong>der</strong>t<br />

- sie körperliche Nähe suchen<br />

- sie dem „Fre<strong>und</strong>“ mehr Eigenschaften bzw. Fähigkeiten zuschreiben, z.B. stark,<br />

schnell, lieb, groß<br />

-<br />

Zeit: 60 M<strong>in</strong>uten<br />

An dieser Stelle bietet die DVD von Heike M<strong>und</strong>zeck <strong>und</strong> Holger Braack<br />

„Krippenk<strong>in</strong><strong>der</strong> – Familie <strong>und</strong> Tagesbetreuung <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Verantwortung“<br />

9 unter dem 3. Kapitel „Sprache <strong>und</strong> soziales Lernen“ e<strong>in</strong> sehr<br />

liches Beispiel. <strong>Die</strong>ser Filmausschnitt beg<strong>in</strong>nt mit Ausführungen zur Sprache,<br />

die zweite Hälfte beschäftigt sich mit <strong>Interaktionen</strong> zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Übung: Das Beziehungsgefüge „<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>“<br />

<strong>Die</strong>se Übung zielt darauf ab, die Beziehungen (eng o<strong>der</strong> weniger eng) <strong>der</strong><br />

betreuten K<strong>in</strong><strong>der</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> darzustellen.<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen legen dazu die zur Vorstellung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> ausgeschnittenen<br />

<strong>und</strong> mit dem Namen <strong>und</strong> Alter <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> versehenden Kreise <strong>in</strong> dem jeweiligen<br />

Beziehungsgefüge aus. D.h. die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s enges Verhältnis zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

haben, werden dementsprechend auch eng zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gelegt; die K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die e<strong>in</strong> weniger<br />

enges Verhältnis zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> haben, weiter ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. Jede/r Teilnehmer/<strong>in</strong><br />

stellt das Beziehungsgefüge ihrer Tagespflegegruppe vor.<br />

Nachfragen s<strong>in</strong>d erwünscht, z.B.<br />

- „Werden fre<strong>und</strong>schaftliche Beziehungen unterstützt o<strong>der</strong> sollen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> immer<br />

alle zusammen spielen?“<br />

- „Bietet die Gruppenzusammensetzung (gerade/ungerade K<strong>in</strong><strong>der</strong>anzahl, Altersstruktur,<br />

geschlechtliche Zusammensetzung, Vorlieben, Interessen <strong>und</strong> Charaktere<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong><strong>der</strong> etc.) gute Möglichkeiten für fre<strong>und</strong>schaftliche Beziehungen?“<br />

- „Spielen die Mädchen eher mit Mädchen <strong>und</strong> die Jungen eher mit Jungen?“<br />

Ziel: Mithilfe <strong>der</strong> Kreise werden Beziehungsmuster <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> deutlich,<br />

z.B. ob e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> „Außenseiter“ ist. Gleichzeitig sollen sich die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

die Position des jeweiligen K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>fühlen.<br />

Arbeitsform: Gruppenarbeit (4 Teilnehmer/<strong>in</strong>nen)<br />

Zeit: 45 M<strong>in</strong>uten<br />

9 Zur DVD: Der erste Teil des Films zeigt – vorrangig aus <strong>der</strong> Perspektive des K<strong>in</strong>des – die E<strong>in</strong>gewöhnung<br />

<strong>in</strong> die Krippe, Schritt für Schritt. Weitere Kapitel behandeln die Themen „Eigenständig werden“,<br />

„Sprache <strong>und</strong> soziales Lernen“, „Erziehungspartnerschaft“ <strong>und</strong> „K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege“. Der Film wurde von<br />

<strong>der</strong> Hamburger Produktionsfirma Luzifilm, Heike M<strong>und</strong>zeck <strong>und</strong> Holger Braack, im Auftrag <strong>der</strong> Deutschen<br />

Liga für das K<strong>in</strong>d hergestellt, mit beson<strong>der</strong>er För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Unterstützung des FRÖBEL e.V.<br />

Weitere För<strong>der</strong>er haben zur Realisierung des Films beigetragen. <strong>Die</strong> DVD „Krippenk<strong>in</strong><strong>der</strong>“ (70 M<strong>in</strong>uten<br />

mit e<strong>in</strong>zeln ansteuerbaren Kapiteln plus Interviews mit Wissenschaftler<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kita -Leiter<strong>in</strong>nen) ist<br />

zum Preis von 12,- Euro (plus Versandkosten) über die Deutsche Liga für das K<strong>in</strong>d zu beziehen.<br />

22


Input: Mehrere K<strong>in</strong><strong>der</strong> = e<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>?<br />

<strong>Die</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> übt zweifelsohne e<strong>in</strong>en beson<strong>der</strong>en Reiz <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Anziehungskraft<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> sozialen Welt des K<strong>in</strong>des aus. Und die <strong>Peer</strong>s s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e<br />

wichtige Entwicklungsressource im Aufwachsen<br />

des K<strong>in</strong>des. Doch stellt sich <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

bei <strong>der</strong> Betreuung von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

die Frage, wie denn überhaupt <strong>der</strong><br />

Betreuungsrahmen aussehen muss, damit<br />

die k<strong>in</strong>dlichen Entwicklungsansprüche an<br />

Nähe <strong>und</strong> Interaktion wachsen können.<br />

Dazu kommen Fragen von Eltern wie von<br />

Tagespflegepersonen gleichermaßen, ab<br />

wann K<strong>in</strong><strong>der</strong> eigentlich „gruppenreif“ s<strong>in</strong>d,<br />

ob nicht etwa das Zusammense<strong>in</strong> mit<br />

mehreren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e Überfor<strong>der</strong>ung<br />

darstellt o<strong>der</strong> ob die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> dieser Altersgruppe<br />

zwar gerne mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

zusammen s<strong>in</strong>d, aber eigentlich nur<br />

für sich alle<strong>in</strong> spielen <strong>und</strong> sich beschäftigen.<br />

Untersuchungen bzw. Beobachtungen<br />

(vgl. Brandes 2008, S.14 ff) belegen<br />

jedoch, dass das nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> stattf<strong>in</strong>dende<br />

Zusammense<strong>in</strong> o<strong>der</strong> Spielen ke<strong>in</strong>eswegs<br />

auf mangelnde „Gruppenreife“<br />

Das Dyadische Interaktionsmodell<br />

Dyadische <strong>Interaktionen</strong> s<strong>in</strong>d Beziehungen<br />

zwischen zwei aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bezogenen<br />

Menschen mit direkten Effekten<br />

<strong>und</strong> vielfältigen Wechselwirkungen.<br />

Viele theoretische Ansätze gehen davon<br />

aus, dass die wichtigsten sozialen<br />

E<strong>in</strong>flüsse auf das K<strong>in</strong>d durch dyadische<br />

Interaktion vermittelt werden. Beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-Dyade wird <strong>in</strong><br />

diesem Zusammenhang e<strong>in</strong>e große<br />

Bedeutung zugeschrieben. E<strong>in</strong>ige<br />

Theorien besagen, dass die Mutter-<br />

K<strong>in</strong>d-Dyade die Voraussetzung für<br />

K<strong>in</strong>d-K<strong>in</strong>d-Dyaden bildet z.B. Attachment-Theorie<br />

(vgl. Schmidt-Denter<br />

2005, S. 10 <strong>und</strong> S. 76f).<br />

schließen lässt, son<strong>der</strong>n „e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zigartige, hochentwickelte Strategie (ist), um die<br />

Gruppensituation kennen zu lernen, für sich zu prüfen <strong>und</strong> sich im entscheidenden<br />

Moment erst bemerkbar zu machen. … (Damit haben) K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die (z.B.) neu <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe kommen, e<strong>in</strong>e Möglichkeit, selbstbestimmt über Schritte <strong>der</strong> Annäherung beziehungsweise<br />

<strong>der</strong> Interaktion zu entscheiden.“ (Kobelt-Neuhaus 2005, S 14) <strong>Die</strong>se<br />

Annäherung kann durch Seitenblicke, Laute o<strong>der</strong> zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Drehen geschehen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich dom<strong>in</strong>ieren bei den geme<strong>in</strong>samen Aktivitäten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter Drei noch<br />

Zweierbeziehungen. <strong>Die</strong>se Zweierbeziehungen werden dyadische Beziehungen genannt.<br />

Ihr Vorherrschen bedeutet jedoch ke<strong>in</strong>eswegs, dass die Gruppe hier nur als<br />

Summe von Zweierbeziehungen zu werten ist. Auch K<strong>in</strong><strong>der</strong> können genau zwischen<br />

Zweierbeziehungen <strong>und</strong> Gruppenbeziehungen unterscheiden. Sie haben e<strong>in</strong> Gespür<br />

dafür, dass es so etwas wie Beson<strong>der</strong>heit <strong>und</strong> Eigendynamik von Gruppen gibt, die<br />

zwar Zweierbeziehungen e<strong>in</strong>schließen können, aber nicht zwangsläufig müssen. Für<br />

die Altersgruppe <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> von drei bis fünf Jahren schreibt Strätz: „E<strong>in</strong>e Gruppe zerfällt<br />

auch bei kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n nicht nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelne Paarbeziehungen. Es bilden sich<br />

bestimmte Rollen wie die des Anführers beziehungsweise <strong>der</strong> Anführer<strong>in</strong> heraus, die<br />

von vielen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n akzeptiert werden. Es sche<strong>in</strong>t geborene ‚Führertypen‘ zu geben, die<br />

Impulse setzen, neue Ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> etwas auf die Be<strong>in</strong>e stellen können, was<br />

allen Beteiligten auffällt. Deshalb ordnen sich an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch bereitwillig unter. Auf<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite gibt es auch K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die ‚unten‘ stehen, die sich, selbst wenn sie<br />

wollten, kaum e<strong>in</strong>mal durchsetzen können. Und es gibt K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die eher ‚außen‘ stehen;<br />

entwe<strong>der</strong> solche, die lieber für sich alle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d, o<strong>der</strong> solche, mit denen die an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

wegen ihres (oft aggressiven) Verhaltens lieber nichts zu tun haben.“ (Strätz 1992,<br />

S. 71). <strong>Die</strong>se Gruppenverhalten s<strong>in</strong>d ansatzweise auch schon bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu beobachten,<br />

die noch ke<strong>in</strong>e drei Jahre alt s<strong>in</strong>d.<br />

Im Alltag bieten sich immer wie<strong>der</strong> Gelegenheiten, <strong>in</strong> denen die Tagespflegeperson<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe dar<strong>in</strong> unterstützen kann, sich als lebendige soziale E<strong>in</strong>heit zu erleben, z.B.<br />

durch Rituale, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Spiel o<strong>der</strong> bestimmte Spielmaterialien. Gleichzeitig<br />

kann die Tagespflegeperson die Gruppensituation <strong>und</strong> -dynamik durch ihr Verhalten<br />

<strong>und</strong> ihre Interaktion bee<strong>in</strong>flussen, gestalten <strong>und</strong> regulieren. Zu berücksichtigen ist immer,<br />

dass kle<strong>in</strong>e stabile Gruppen, wie sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege gewöhnlich vorzu-<br />

23


f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d, es dem K<strong>in</strong>d eher ermöglichen, spontan <strong>und</strong> gezielt zu den Gruppenmitglie<strong>der</strong>n<br />

Kontakt aufzunehmen, mit ihnen vertraut zu werden <strong>und</strong> durch se<strong>in</strong>e Interventionen<br />

die Aktionen <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong> vielfältig zu bee<strong>in</strong>flussen.<br />

Diskussionsfragen:<br />

- „Wie erlebe ich die das „Wir-Gefühl“ <strong>und</strong> die Gruppendynamik <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>?“<br />

- „Wie kann ich e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Gruppengefühl unterstützen?“<br />

Zeit: 30 M<strong>in</strong>uten<br />

Lerntagebuch<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen haben am Ende des Sem<strong>in</strong>arblocks Zeit, um E<strong>in</strong>tragungen <strong>in</strong> ihr<br />

Lerntagebuch vorzunehmen. Als Gedankenstütze <strong>und</strong> zur Reflexion, welche Aspekte<br />

des Sem<strong>in</strong>arblocks für sie beson<strong>der</strong>s bedeutsam waren, dient vorab folgende Übung:<br />

Übung: Sätze vervollständigen<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen sitzen auf Stühlen im Kreis. <strong>Die</strong> beschriebenen Karten<br />

liegen gut sichtbar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mitte. Nache<strong>in</strong>an<strong>der</strong> nehmen die TeilnehmerInnen<br />

je e<strong>in</strong>e Karte auf <strong>und</strong> setzen den jeweiligen Satz aus ihrer Sicht fort. <strong>Die</strong>se Satzergänzung<br />

wird nicht kommentiert! Sollte noch Zeit vorhanden se<strong>in</strong>, können sich nach <strong>der</strong><br />

ersten Antwortr<strong>und</strong>e noch e<strong>in</strong> bis zwei weitere R<strong>und</strong>en anschließen, so dass jede TeilnehmerIn<br />

auf bis zu drei Fragen geantwortet hat.<br />

Material: Stifte <strong>und</strong> vorbereitete Karten im DIN-A4-Format mit Satzanfängen wie z. B.:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

„Ich habe erfahren…“<br />

„Mich hat es beson<strong>der</strong>s bee<strong>in</strong>druckt…“<br />

„Ich würde mich gerne weiter beschäftigen mit…“<br />

„Vermisst habe ich <strong>in</strong> diesem Sem<strong>in</strong>arblock…“<br />

„Beson<strong>der</strong>s gut gefallen hat mir…“<br />

„Offengeblieben ist für mich…“<br />

Arbeitsform: Plenum <strong>und</strong> E<strong>in</strong>zelarbeit<br />

Zeit: 25 M<strong>in</strong>uten<br />

24


Anregung <strong>und</strong> Auflockerung zum Abschluss des Sem<strong>in</strong>arblocks:<br />

Das synchrone <strong>in</strong>terkulturelle Bild des soziales Phänomens, dass Menschen,<br />

also auch K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>, gerne mit an<strong>der</strong>en, im Wesentlichen ebenbürtigen<br />

Menschen zusammen s<strong>in</strong>d, f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> verschiedenen Sprichwörter wie<strong>der</strong>:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

„Gleich <strong>und</strong> gleich gesellt sich gerne“<br />

„Birds of a feather flock together“ (Vögel gleichen Gefie<strong>der</strong>s rotten sich zusammen)<br />

„Qui se ressemble s´assemble“ (Wer sich ähnlich ist, versammelt sich)<br />

„Cada oveja con su pareja“ (Jedes Schaf mit se<strong>in</strong>em Fre<strong>und</strong>)<br />

Frage an die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen – <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e an die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen mit an<strong>der</strong>em<br />

kulturellen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> – ob noch an<strong>der</strong>e Sprichwörter bekannt <strong>und</strong> geläufig s<strong>in</strong>d, die<br />

Ähnliches me<strong>in</strong>en.<br />

Zeit: 5 M<strong>in</strong>uten<br />

25


3. Sem<strong>in</strong>arblock<br />

Input: Themen <strong>und</strong> Inhalte des sozialen Austauschs von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter<br />

drei Jahren<br />

<strong>Die</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Beziehung zu Gleichaltrigen für die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung <strong>und</strong><br />

als Bildungspotenzial ist bereits an verschiedenen Stellen deutlich geworden. Im<br />

Folgenden wird es darum gehen, sich e<strong>in</strong>zelne Themen des sozialen Austausches von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

genauer anzuschauen <strong>und</strong> dadurch Erkenntnisse <strong>und</strong> Umsetzungsmöglichkeiten für die<br />

pädagogische Praxis zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

In Beobachtungsstudien stellte Susanne Viernickel fest, dass sich die <strong>Peer</strong>-<strong>Interaktionen</strong> <strong>in</strong><br />

Freispielsituationen von Krippenk<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu drei großen Themenkomplexen Spiel, Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

<strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>samkeit zusammenfassen lassen (vgl. Viernickel 2000) 10 .<br />

I. Spiel<br />

<strong>Die</strong> Kontakte <strong>und</strong> <strong>Interaktionen</strong> von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n im Alter von ca. zwei Jahren f<strong>in</strong>den zum größten<br />

Teil über das soziale Spiel statt. <strong>Die</strong>se Spiele s<strong>in</strong>d dadurch gekennzeichnet, dass die Handlungen<br />

des K<strong>in</strong>des von dem Wunsch geleitet s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Spielthema zu entwickeln<br />

o<strong>der</strong> aufrecht zu erhalten. Dabei gibt es e<strong>in</strong>e Reihe verschiedener Spielformen, die alle<br />

bis auf das Alle<strong>in</strong>spiel soziale Elemente enthalten:<br />

- Als „Zuschauer“ sieht das K<strong>in</strong>d dem an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong>d bzw. den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n beim<br />

Spielen zu, ohne aktiv mitzuspielen<br />

- Beim „Parallelspiel“ spielen K<strong>in</strong><strong>der</strong> nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> <strong>und</strong> unabhängig vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, wobei<br />

sie sich <strong>der</strong> Nähe <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aktivität des an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong>des bewusst s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> dieses<br />

auch genießen. Gelegentlich spielen sie auch mit dem gleichen o<strong>der</strong> zusammengehörigen<br />

Spielzeug <strong>und</strong> nehmen vere<strong>in</strong>zelt Blickkontakt auf. Ihre Aktivitäten s<strong>in</strong>d jedoch<br />

nicht aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bezogen. <strong>Die</strong>ser Spielform wird e<strong>in</strong>e Brückenfunktion für die<br />

Entwicklung von nicht-sozialem zu sozialem Spiel <strong>und</strong> sozialer Interaktion zugeschrieben.<br />

- Beim imitativen Spiel wird das an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong>d nachgeahmt bzw. enthält die Interaktion<br />

e<strong>in</strong>e überwiegende Anzahl imitativer Elemente. <strong>Die</strong>ses Nachahmen wird durch (freudige)<br />

Lautäußerungen <strong>und</strong> auch oft durch gegenseitiges Berühren begleitet. K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

erleben sich <strong>in</strong> diesen Situationen als kompetent <strong>und</strong> effektiv im sozialen Austausch<br />

<strong>und</strong> empf<strong>in</strong>den Verb<strong>und</strong>enheit <strong>und</strong> Gleichartigkeit.<br />

- Das assoziative Spiel bezeichnet e<strong>in</strong> phantasieanregendes Spiel mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

wobei Spielzeuge o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Gegenstände getauscht <strong>und</strong> damit gleiche o<strong>der</strong><br />

sehr ähnliche Aktivitäten verfolgt werden, ohne sich jedoch über e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames<br />

Ziel zu verständigen.<br />

- Beim komplementären Spiel gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d (Interaktionspartner), das<br />

e<strong>in</strong>e Handlung ausführt. <strong>Die</strong>se Handlung wird vom an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong>d „kommentiert“; z.B.<br />

lässt das K<strong>in</strong>d die Holzeisenbahn die Treppe „herunterfahren“ <strong>und</strong> das an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong>d<br />

lacht dazu o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d schlägt mit e<strong>in</strong>em Holzlöffel auf e<strong>in</strong>e Trommel <strong>und</strong> e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es<br />

stößt schrille Laute dazu aus.<br />

- Beim kooperativen bzw. reziproken, also aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> bezogenen Spiel handelt es<br />

sich um e<strong>in</strong>e Interaktion im engeren S<strong>in</strong>ne. <strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ergänzende<br />

Aktivitäten mit geplanten Spielhandlungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Ziel <strong>in</strong>volviert<br />

(vgl. Viernickel 2006, S. 69 <strong>und</strong> Kasüschke 2010, S. 211).<br />

10 E<strong>in</strong>en Überblick bieten auch die Artikel „<strong>Die</strong> soziale K<strong>in</strong><strong>der</strong>welt <strong>der</strong> Zweijährigen“, <strong>in</strong> Frühe K<strong>in</strong>dheit 2/02<br />

http://www.liga-k<strong>in</strong>d.de/fruehe/202_viernickel.php , <strong>und</strong> „Soziale Kontakte <strong>und</strong> Beziehungen zwischen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n“,<br />

im Familienhandbuch des IFP https://www.familienhandbuch.de/k<strong>in</strong>dheitsforschung/fruhek<strong>in</strong>dheit/soziale-kontakte-<strong>und</strong>-beziehungen-zwischen-kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

, Zugriff 30.05.2011)<br />

26


Häufige Spielthemen <strong>und</strong> Aktionen s<strong>in</strong>d:<br />

motorische o<strong>der</strong> sprachliche Spiele <strong>und</strong> Nachahmungen, z.B. mit den Bobbycars h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>her<br />

rasen, Geräusche nachahmen <strong>und</strong> dabei immer lauter werden<br />

e<strong>in</strong>fache Bau- o<strong>der</strong> Puzzlespiele, bei denen sich die K<strong>in</strong><strong>der</strong> abwechseln o<strong>der</strong> die Arbeit<br />

"teilen"<br />

Phantasiespiele mit Puppen, Kochutensilien o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>en Fahrzeugen<br />

spielerisches Raufen, geme<strong>in</strong>sames Hopsen etc.; Quatsch machen <strong>und</strong> sich gegenseitig<br />

bei lustigen o<strong>der</strong> waghalsigen Aktionen zusehen<br />

das Ausfechten e<strong>in</strong>es Besitzstreits um e<strong>in</strong>en Gegenstand<br />

Informationen zu dem Parallelspiel f<strong>in</strong>den sich als Arbeitsblatt im Anhang <strong>und</strong> können<br />

im Plenum besprochen werden. <strong>Die</strong> Tagespflegepersonen haben die Gelegenheit,<br />

Parallelspielsituationen mit Hilfe von Praxisbeispielen zu beschreiben.<br />

Spielmaterial <strong>und</strong> Objekte vermitteln sozialen Austausch<br />

Spielzeuge <strong>und</strong> Gegenstände „… spielen im sozialen Austausch zwischen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

e<strong>in</strong>e wichtige Rolle. Während die Verfügbarkeit von Spielzeug bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vor Vollendung<br />

des ersten Lebensjahres noch häufig dazu führt, dass das Interesse an an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

nachlässt, werden Spielmaterialien für K<strong>in</strong><strong>der</strong> im zweiten Lebensjahr geradezu zu "Mittlern"<br />

sozialer Kontakte. …(Das Reichen <strong>und</strong> Nehmen) e<strong>in</strong>es Spielzeugs wird e<strong>in</strong>e wichtige <strong>und</strong><br />

häufige Strategie <strong>der</strong> Kontaktaufnahme, die sowohl gegenüber Erwachsenen als auch gegenüber<br />

Gleichaltrigen Erfolg verspricht. … (Dabei kommt es nicht selten zu Besitzkonflikten,<br />

vor allem im zweiten <strong>und</strong> dritten Lebensjahr.) Sie betreffen meist eher kle<strong>in</strong>ere, transportable<br />

Spielmaterialien wie … Autos, Rollenspiel- o<strong>der</strong> Baumaterial. Große <strong>und</strong> eher e<strong>in</strong>fache<br />

Materialien – wie stabile Verpackungskartons – animieren Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> dagegen zu<br />

vielfältigen <strong>und</strong> ausgiebigen geme<strong>in</strong>samen Spielaktivitäten. Denn solch e<strong>in</strong> Material erfor<strong>der</strong>t<br />

im Gegensatz zu kle<strong>in</strong>formatigem Spielzeug e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Anstrengung, wenn es<br />

bewegt werden soll; es regt an, sich den Explorationsideen an<strong>der</strong>er K<strong>in</strong><strong>der</strong> – H<strong>in</strong>e<strong>in</strong>krabbeln,<br />

H<strong>in</strong>ausschauen, sich dar<strong>in</strong> o<strong>der</strong> dah<strong>in</strong>ter verstecken, H<strong>in</strong>aufklettern <strong>und</strong> Herunterspr<strong>in</strong>gen<br />

– anzuschließen <strong>und</strong> diese weiter zu entwickeln; <strong>und</strong> es bietet zahlreiche Kommunikationsanlässe,<br />

weil Verständigung darüber hergestellt werden muss, wie weiter gespielt<br />

werden soll“ (vgl. Viernickel 2002b).<br />

Wenn die Tagespflegeperson die sozialen Fähigkeiten <strong>und</strong> kognitiven Leistungen des K<strong>in</strong>des<br />

abschätzen möchte, bietet beson<strong>der</strong>s die Beobachtung des kooperativen Spiel im Alltag sehr<br />

gute Möglichkeiten. Es be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e Reihe von sozialen Anfor<strong>der</strong>ungen:<br />

27


<strong>Die</strong> sozialen Fähigkeiten beim kooperativen Spiel<br />

Das kooperative Spiel tritt am häufigsten bei Fre<strong>und</strong>schaftspaaren auf <strong>und</strong> erfüllt vielfältige<br />

Funktionen, wie Erfahrungen zu sammeln, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>zubeziehen, sich zu verständigen<br />

<strong>und</strong> gegenseitig zu bee<strong>in</strong>flussen <strong>und</strong> die Regeln <strong>der</strong> sozialen Steuerung von Interak-<br />

28


tionen kennenzulernen. Außerdem müssen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihre Rollen e<strong>in</strong>üben <strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e gewisse<br />

Zeit aufrechterhalten können. Kooperative Spiele unterstützen darüber h<strong>in</strong>aus das<br />

Erlernen von prosozialen Verhalten <strong>und</strong> die Konstruktion von sozialen Schemata <strong>und</strong> dient<br />

als Medium für den Spracherwerb.<br />

„<strong>Die</strong> sozialen Fähigkeiten beim kooperativen Spiel“ werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Arbeitsblatt<br />

im Anhang erläutert. Es wird im Plenum besprochen <strong>und</strong> durch Beispiele aus <strong>der</strong><br />

Praxis <strong>der</strong> Tagespflegepersonen verdeutlicht.<br />

Zeit: 45 M<strong>in</strong>uten<br />

II. Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

Das zweite Gr<strong>und</strong>thema des sozialen Austauschs zwischen kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

bzw. <strong>der</strong> Konflikt. Dabei wird <strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Junge o<strong>der</strong> das an<strong>der</strong>e Mädchen als<br />

e<strong>in</strong> potentielles H<strong>in</strong><strong>der</strong>nis beim Erreichen <strong>der</strong> eigenen Ziele gesehen. Meistens geht es dabei<br />

um die Benutzung o<strong>der</strong> den Besitz e<strong>in</strong>es bestimmten Spielzeugs, wie beispielweise <strong>der</strong> Bagger<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sandkiste o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Decke zum sich-Verstecken,<br />

seltener um Raum o<strong>der</strong> um die<br />

Zuwendung <strong>der</strong> Tagespflegeperson.<br />

Meistens s<strong>in</strong>d die Konflikte<br />

von kurzer Dauer. Selten<br />

können isolierte Aggressionen<br />

gegenüber bestimmten <strong>Peer</strong>s<br />

auftreten. <strong>Die</strong>se Aggressionen<br />

äußern sich durch Kneifen, Beißen<br />

o<strong>der</strong> Hauen des an<strong>der</strong>en<br />

K<strong>in</strong>des. Dann gilt es für die Tagespflegeperson<br />

e<strong>in</strong>zugreifen,<br />

um Verletzungen o<strong>der</strong> Schmerzen<br />

des K<strong>in</strong>des zu vermeiden<br />

<strong>und</strong> auch dem Anspruch <strong>der</strong><br />

Eltern auf Sicherheit <strong>und</strong> Geborgenheit<br />

für ihre K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu<br />

gewährleisten <strong>und</strong> damit auch<br />

eventuellen Überreaktionen <strong>der</strong><br />

Eltern vorzugreifen (vgl. Bostelmann<br />

2011 S. 45-45). Für das<br />

Erlernen von Empathie, Perspektivenübernahme<br />

<strong>und</strong> sozialen<br />

Kompetenzen bieten Konflikte<br />

also e<strong>in</strong> wertvolles <strong>und</strong> unverzichtbares<br />

Erfahrungsfeld.<br />

Da sie an<strong>der</strong>erseits – z.B. durch<br />

e<strong>in</strong>en erhöhten Geräuschpegel<br />

– auch e<strong>in</strong>en Stressfaktor für die<br />

Konflikte s<strong>in</strong>d unterschiedlich<br />

In <strong>der</strong> Alltagspraxis kann es sehr hilfreich se<strong>in</strong>, die<br />

Konflikte <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> auch die Gruppenatmosphäre<br />

<strong>in</strong>sgesamt zu beobachten. Bei <strong>der</strong> Art, Dauer<br />

<strong>und</strong> Häufigkeit von Konflikten kann unterschieden<br />

werden zwischen:<br />

<br />

<br />

<br />

Sehr kurzen Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen, ausgelöst<br />

sozusagen im Vorübergehen durch Missgeschicke,<br />

wie bspw. dem Anrempeln e<strong>in</strong>es<br />

K<strong>in</strong>des o<strong>der</strong> dem Umstoßen e<strong>in</strong>es Gegenstandes;<br />

Konflikten bei <strong>der</strong> Koord<strong>in</strong>ation unterschiedlicher<br />

Vorstellungen <strong>und</strong> beim F<strong>in</strong>den von<br />

Kompromissen, z.B. wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> sich nicht<br />

e<strong>in</strong>igen können, wie das Haus weitergebaut<br />

werden soll;<br />

Heftigen Zusammenstößen, die mit starken<br />

emotionalen Reaktionen verb<strong>und</strong>en s<strong>in</strong>d, die<br />

anzeigen, dass Grenzen e<strong>in</strong>deutig überschritten<br />

wurden, z.B. wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d sich durch<br />

Beißen wehrt.<br />

(vgl. Bertelsmann Stiftung, Staats<strong>in</strong>stitut für<br />

Frühpädagogik (Hrsg.) 2008, S. 33<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> die Erwachsenen darstellen können, trägt die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflegeperson hier e<strong>in</strong>e<br />

zweifache Verantwortung: um notwendige Erfahrungen für e<strong>in</strong> gel<strong>in</strong>gendes soziales Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

zu ermöglichen, sollte sie e<strong>in</strong>erseits den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Wege eröffnen, um ihre Gefühle <strong>in</strong><br />

dem Konflikt, ihren Zorn, ihre Wut, ihre Ohnmacht o<strong>der</strong> ihren Ärger auszudrücken, ohne von<br />

ihnen abzulenken – an<strong>der</strong>erseits muss sie dafür Sorge tragen, dass sich alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> sicher<br />

fühlen, Regeln e<strong>in</strong>gehalten <strong>und</strong> Grenzen nicht überschritten werden – <strong>und</strong> zwar so, dass die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Situation verstehen <strong>und</strong> auch ihre Perspektive äußern können. <strong>Die</strong> Tagespflege-<br />

29


person sollte mit ihren Worten <strong>und</strong> Gesten Trost spenden <strong>und</strong> Empathie <strong>und</strong> E<strong>in</strong>fühlungsvermögen<br />

zeigen.<br />

Lesetipp:<br />

Zum Thema des Besitzanspruches bei Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist folgen<strong>der</strong> Artikel lesenswert:<br />

Haug-Schnabel/Bensel 2010, „Alles me<strong>in</strong>s!“ – Ich-Entwicklung <strong>und</strong><br />

Haben-Wollen. In: K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten heute kompakt: K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter 3 – ihre Entwicklung verstehen<br />

<strong>und</strong> begleiten, S. 39-41.<br />

Übung: Konflikte zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n – wie gehe ich damit um?<br />

<strong>Die</strong>se Übung glie<strong>der</strong>t sich <strong>in</strong> zwei Teile, dazwischen sollte e<strong>in</strong>e (kurze) Pause e<strong>in</strong>geplant<br />

werden. <strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen können <strong>in</strong> den beiden Übungsteilen <strong>in</strong> unterschiedliche Kle<strong>in</strong>gruppen<br />

e<strong>in</strong>geteilt se<strong>in</strong>, im zweiten ist jedoch darauf zu achten, dass die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

<strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>gruppe gern bzw. offen <strong>und</strong> vertrauensvoll zusammen arbeiten können.<br />

1. Übungsteil:<br />

Der Umgang mit Konflikten zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist immer auch e<strong>in</strong>e Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

anspruchsvolle Aufgabe, da meistens nur wenig Zeit bleibt um abzuwägen, ob man als Tagespflegeperson<br />

e<strong>in</strong>greifen muss o<strong>der</strong> ob <strong>der</strong> Konflikt von den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n alle<strong>in</strong> gelöst werden<br />

kann. Aber auch wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong> den Konflikt selbständig meistern, ist es wichtig, dass sie<br />

erfahren, dass Konfliktlösungen ke<strong>in</strong> Zufallsprodukt, son<strong>der</strong>n das Resultat von Regeln <strong>und</strong><br />

sozialen Kompetenzen s<strong>in</strong>d.<br />

Arbeitsform: Kle<strong>in</strong>gruppen<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>gruppe haben Gelegenheit, e<strong>in</strong>e konflikthafte Situation aus<br />

<strong>der</strong> Praxis zu schil<strong>der</strong>n. Anschließend tauschen sie sich über folgende Fragen aus:<br />

- Welche Konflikte/Konfliktsituationen zwischen den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n treten (häufig) auf?<br />

- Wie äußern sich die Konflikte <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>?<br />

- Ob <strong>und</strong> wann lösen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Konflikte alle<strong>in</strong>e?<br />

- Wann greife ich bei Konflikten e<strong>in</strong>?<br />

- Wie wird gr<strong>und</strong>sätzlich <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Tagespflegestelle mit Konflikten umgegangen,<br />

gibt es bestimmte Verfahren, Vorgehensweisen, Regeln? Und wie sehen diese<br />

aus?<br />

Das Arbeitsblatt „Praxisbeispiele: Konflikte zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle“<br />

kann zum Austausch genutzt werden o<strong>der</strong> am Ende dieses Übungsteil im Plenum besprochen<br />

werden.<br />

Material: Arbeitsblatt „Praxisbeispiele: Konflikte zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle“<br />

im Anhang<br />

30


Praxisbeispiele: Konflikte zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle<br />

Beispiel:<br />

<strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> lösen e<strong>in</strong>en Konflikt alle<strong>in</strong><br />

Zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben e<strong>in</strong>en Konflikt um e<strong>in</strong><br />

bestimmtes Spielzeug alle<strong>in</strong>e gelöst. <strong>Die</strong><br />

Tagespflegeperson geht darauf e<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

bestärkt die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrem Verhalten <strong>und</strong><br />

sie verbalisiert die Lösung: „Aisha <strong>und</strong><br />

Manuel, ich habe euch gerade zugeschaut.<br />

Erst habt ihr euch noch gestritten,<br />

je<strong>der</strong> von euch wollte den Puppenwagen<br />

haben. Vor lauter Wut <strong>und</strong> Ärger habt ihr<br />

sogar beide angefangen zu we<strong>in</strong>en. Aber<br />

dann habt ihr euch wie<strong>der</strong> beruhigt. Manuel<br />

ist zu den Autos gegangen <strong>und</strong> Aisha<br />

hat erst e<strong>in</strong>mal den Bären <strong>in</strong> den Arm genommen<br />

<strong>und</strong> lange aus dem Fenster geschaut.<br />

Und jetzt spielt ihr wie<strong>der</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.“<br />

Mit diesem Verbalisieren trägt die Tagespflegeperson<br />

dazu bei, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

ihre Konfliktlösung nicht als Zufallsprodukt<br />

betrachten. Außerdem wird mit dieser<br />

Vorgehensweise das Selbstvertrauen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> gestärkt, Fre<strong>und</strong>schaften <strong>und</strong> Beziehungen<br />

zwischen den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n geför<strong>der</strong>t<br />

<strong>und</strong> es kann erreicht werden, dass<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> Selbstbild als sozial kompetente<br />

Personen entwickeln.<br />

Beispiel:<br />

Das E<strong>in</strong>greifen <strong>der</strong> Tagespflegeperson<br />

wird erfor<strong>der</strong>lich<br />

Lilly <strong>und</strong> Marie, 2,4 <strong>und</strong> 2,7 Jahre alt, s<strong>in</strong>d<br />

schon seit knapp 1 ½ Jahren bei <strong>der</strong> Tagespflegeperson.<br />

Sie s<strong>in</strong>d eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

vertraut <strong>und</strong> spielen häufig mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

<strong>Die</strong> beiden Mädchen können bereits<br />

kle<strong>in</strong>ere Konflikte selbstständig lösen <strong>und</strong><br />

haben schon e<strong>in</strong>ige Regeln, die für ihre<br />

Interaktion gelten, aufgestellt. So lassen<br />

sie nun – nach mehreren lauten <strong>und</strong> tränenreichen<br />

Konflikten – das jeweilige Kuscheltier<br />

o<strong>der</strong> Spielzeug <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>in</strong><br />

Ruhe <strong>und</strong> genießen sichtlich ihre Nähe.<br />

Heute geraten sie jedoch <strong>in</strong> Streit, weil sie<br />

beide gleichzeitig zuerst auf das neu angeschaffte<br />

Trampol<strong>in</strong> wollen. Zunächst<br />

bleibt <strong>der</strong> Konflikt auf e<strong>in</strong>er verbalen Ebene,<br />

aber dann greift Lilly zu e<strong>in</strong>er drastischen<br />

Lösung <strong>und</strong> beißt Marie <strong>in</strong> den Arm.<br />

Jetzt ist das schnelle E<strong>in</strong>greifen <strong>der</strong> Tagespflegeperson<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Sie trennt<br />

die beiden <strong>und</strong> tröstet Marie. Danach<br />

spricht sie <strong>in</strong> Ruhe den Konflikt mit den<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n durch. Dabei verbalisiert sie die<br />

Emotionen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>: „Ihr wolltet beide<br />

unbed<strong>in</strong>gt zuerst auf das Trampol<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

dann wurdet ihr richtig wütend aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>,<br />

stimmt das?“ Lilly nickt. „Und dann<br />

hast du (Lilly) gar nicht mehr gewusst,<br />

was du machen solltest <strong>und</strong> hast Marie <strong>in</strong><br />

den Arm gebissen.“ Lilly nickt <strong>und</strong> die<br />

Tränen stehen ihr <strong>in</strong> den Augen. „Du<br />

weißt aber, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

nicht beißen dürfen? Schau, Marie we<strong>in</strong>t<br />

immer noch, weil es ihr so weh getan hat.“<br />

Möglicherweise werden <strong>in</strong> diesem kle<strong>in</strong>eN<br />

Gespräch neue Regeln aufgestellt (z.B.,<br />

dass höchstens e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong>e auf das<br />

Trampol<strong>in</strong> darf <strong>und</strong> die K<strong>in</strong><strong>der</strong> sich anstellen<br />

müssen) o<strong>der</strong> bereits bestehende Regeln<br />

noch e<strong>in</strong>mal durchgesprochen (ke<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>d darf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es beißen/schlagen).<br />

Quelle: nach Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium (Hrsg.) 2010, S. 32<br />

31


2. Übungsteil:<br />

Wenn K<strong>in</strong><strong>der</strong> Konflikte austragen o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e konfliktträchtige Situation <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong><br />

vorherrscht, ist dieses immer auch von Gefühlen begleitet – <strong>und</strong> zwar auf <strong>der</strong><br />

Seite <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> wie auch auf <strong>der</strong> <strong>der</strong> Tagespflegeperson selbst. Wenn die K<strong>in</strong><strong>der</strong> Ärger,<br />

Wut, Enttäuschung o<strong>der</strong> Mutlosigkeit fühlen <strong>und</strong> zeigen, können dadurch bei <strong>der</strong><br />

Tagespflegeperson biografisch bed<strong>in</strong>gte Emotionen ausgelöst werden, die ihr pädagogisches<br />

Handeln <strong>und</strong> ihre <strong>Interaktionen</strong> bee<strong>in</strong>flussen. Wurde ihren Emotionen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong>dheit beispielsweise mit Bagatellisierung, Ablenkungsstrategien o<strong>der</strong> sogar Bestrafung<br />

begegnet, so kann diese Erfahrung ihre Reaktionen negativ prägen. Wurde ihre<br />

Traurigkeit <strong>und</strong> ihr We<strong>in</strong>en beispielsweise mit <strong>der</strong> Bezeichnung „Heulsuse“ abgetan <strong>und</strong><br />

sie aufgefor<strong>der</strong>t, sich nicht so anzustellen, kann sie entsprechenden Emotionen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> ähnlich begegnen <strong>und</strong> diese damit entmutigen, ihre Emotionen auszudrücken.<br />

Da solch biografische Prägungen die <strong>Interaktionen</strong> mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bee<strong>in</strong>trächtigen <strong>und</strong><br />

bei <strong>der</strong> Tagespflegeperson selbst zu Gefühlen <strong>der</strong> Überfor<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Unzulänglichkeit<br />

führen können, wird es <strong>in</strong> diesem Fall nötig, die biografischen Zusammenhänge im<br />

Interesse <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> offen zu reflektieren (vgl. Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium (Hrsg.)<br />

2010, S. 30; ebenso die nachfolgenden Fragen).<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen versuchen, sich möglichst offen über e<strong>in</strong>e konflikthafte Situation<br />

aus <strong>der</strong> Praxis auszutauschen, die mit starken Emotionen e<strong>in</strong>herg<strong>in</strong>g. Sie versuchen,<br />

diese Emotionen zu formulieren. Danach werden folgende Fragen e<strong>in</strong>zeln reflektiert.<br />

Anschließend f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Austausch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe statt:<br />

- „Wie gehe ich selbst mit me<strong>in</strong>en Emotionen um?“<br />

- „Welche Emotionen erlaube ich mir zu zeigen?“<br />

- „Gibt es für mich Emotionen, die man zeigen darf <strong>und</strong> solche, die man besser<br />

verstecken sollte?“<br />

- „Mache ich e<strong>in</strong>en Unterschied zwischen Jungen <strong>und</strong> Mädchen?“<br />

- „Gehe ich offen auf K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu, die Emotionen zeigen o<strong>der</strong> versuche ich möglichst<br />

schnell abzulenken, zu bagatellisieren, reagiere ich mit Nichtbeachtung?“<br />

Ziel (Übungsteile 1 <strong>und</strong> 2): <strong>Die</strong> Übungen zielen darauf ab, Konfliktsituationen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> sowie das eigene Verhalten <strong>in</strong> Konfliktsituationen zu reflektieren <strong>und</strong> sich<br />

<strong>der</strong> eigenen Emotionen bewusst zu werden.<br />

Zeit: 90 M<strong>in</strong>uten<br />

Übung: Weg mit <strong>der</strong> Wut!<br />

Konflikte <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Emotionen<br />

gehören zur normalen Entwicklung <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d Bestandteil des normalen Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>s.<br />

<strong>Die</strong>se Gefühle können immer auch<br />

die Gruppenprozesse <strong>und</strong> die Gruppenatmosphäre<br />

entscheidend bee<strong>in</strong>flussen. Passende<br />

Spiele <strong>und</strong> Angebote können die K<strong>in</strong><strong>der</strong> dabei<br />

unterstützen, mit Wut, Ärger o<strong>der</strong> Trauer umzugehen,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Konflikt entstanden s<strong>in</strong>d.<br />

Sie erleben damit auch, dass diese Gefühle<br />

erlaubt s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong> spielerischer Umgang mit ihnen<br />

kann folgende Ziele erreichen:<br />

Wut tut gut?<br />

Toben, trampeln, schreien, fauchen<br />

mach ich, wenn ich wütend b<strong>in</strong>.<br />

Kissen werfen, Teller schmeißen<br />

Kommt mir dann <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n.<br />

Wütend mag ich niemand sehen,<br />

ke<strong>in</strong>er soll mir nahe se<strong>in</strong>.<br />

Aus dem Hause möcht ich gehen,<br />

am liebsten wäre ich ganz alle<strong>in</strong>.<br />

Aber Wut macht mich auch e<strong>in</strong>sam<br />

Und Alle<strong>in</strong>se<strong>in</strong> ist nicht schön.<br />

Ist die Wut dann bald zu Ende,<br />

kann ich zu den an<strong>der</strong>n gehen.<br />

(Helmut Zschirnt)<br />

http://www.kitakram.de/Ich_Projekt_im<br />

_K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

32


- Das Bedürfnis nach Aktivität <strong>und</strong> Lebenslust wird ausgelebt<br />

- Das Bedürfnis, Wut <strong>und</strong> Ärger körperlich auszuleben wird befriedigt <strong>und</strong> <strong>in</strong> akzeptable<br />

Bahnen gelenkt<br />

- Wut <strong>und</strong> Ärger setzen Energie frei, die positiv <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>sam genutzt wird<br />

Spielbeispiele:<br />

<br />

Tierisch wütend<br />

<strong>Die</strong>ses Spiel eignet sich gut, um e<strong>in</strong>e angespannte Situationen zu entladen.<br />

Jedes K<strong>in</strong>d kann e<strong>in</strong>mal "tierisch wütend" se<strong>in</strong>, z.B. wie e<strong>in</strong> wild gewordener Löwe o<strong>der</strong> e<strong>in</strong><br />

Elefant, <strong>der</strong> sauer ist.<br />

Dafür verwandeln sich die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> wilde Tiere <strong>und</strong> machen <strong>der</strong>en Geräusche <strong>und</strong> Bewegungen<br />

nach. <strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> stampfen auf den Boden wie e<strong>in</strong> Elefant, spr<strong>in</strong>gen herum wie e<strong>in</strong><br />

Tiger o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Löwe. Dabei brüllen, fauchen, zischen sie o<strong>der</strong> heulen wie Wölfe. Auch dürfen<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> Drohgebärden machen.<br />

Wenn alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> ihre „ tierische Wut“ herausgelassen habt, können alle „Tiere“ zusammen<br />

etwas essen o<strong>der</strong> geme<strong>in</strong>sam e<strong>in</strong> Buch anschauen.<br />

<br />

Gleiche K<strong>in</strong><strong>der</strong> – an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

Auch <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>n kann es vorkommen, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d öfters e<strong>in</strong>e Außenseiterposition<br />

e<strong>in</strong>nimmt o<strong>der</strong> es öfters Konflikte mit ihm gibt. <strong>Die</strong>ses Spiel kann den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n deutlich<br />

machen, dass es zwischen allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gruppen auch Geme<strong>in</strong>samkeiten gibt.<br />

<strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> sitzen im Kreis, z.B. auch draußen auf e<strong>in</strong>er Decke. Jedes K<strong>in</strong>d sollte die an<strong>der</strong>en<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> gut sehen können. Nun for<strong>der</strong>t die Tagespflegeperson die K<strong>in</strong><strong>der</strong> auf, ihren Namen zu<br />

rufen, wenn sie angesprochen s<strong>in</strong>d; z.B. alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit Sandalen, alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit e<strong>in</strong>em roten<br />

T-Shirt, alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit bunten Socken o<strong>der</strong> auch jedes K<strong>in</strong>d mit dunklen Haaren. <strong>Die</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> können so die Unterschiede <strong>und</strong> die Ähnlichkeiten sehen.<br />

Frage: Gibt es weitere Ideen o<strong>der</strong> Beispiele von den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen?<br />

Zeit: 15 M<strong>in</strong>uten<br />

III. Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

Das dritte beobachtete Gr<strong>und</strong>thema des sozialen Austauschs kann durch die Begriffe Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

o<strong>der</strong> Geselligkeit beschrieben werden. Es s<strong>in</strong>d <strong>Interaktionen</strong>, <strong>in</strong> denen die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

sich fre<strong>und</strong>lich begegnen, ohne dass jedoch e<strong>in</strong> Spiel o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e bestimmte Handlung<br />

beabsichtigt ist o<strong>der</strong> zu Stande kommt. Es handelt sich um e<strong>in</strong>fache Kontaktaufnahmen beispielsweise<br />

<strong>in</strong> Form von Anlächeln o<strong>der</strong> Streicheln, Umarmen etc.<br />

Geme<strong>in</strong>samkeit ist auch dort Gr<strong>und</strong>thema, wo K<strong>in</strong><strong>der</strong> sich gegenseitig trösten o<strong>der</strong> helfen,<br />

Objekte austauschen o<strong>der</strong> sich mit Vokalisieren e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zuwenden, manchmal auch dort,<br />

wo e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames <strong>und</strong> gegenseitiges Interesse vorliegt. Als e<strong>in</strong> häufig zu beobachtendes<br />

Beispiel bei K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zwischen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> zwei Jahren ist hier ihr Interesse für den eigenen Körper<br />

<strong>und</strong> die Körperausscheidungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en zu nennen.<br />

An dieser Stelle bietet die DVD „Wach, neugierig, klug – Kompetente Erwachsene<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter 3. Filmszene 7 „Zwei Babys auf e<strong>in</strong>er Decke“ <strong>und</strong><br />

Filmszene 10 „Drei im Planschbecken“ (Bertelsmann Stiftung, Staats<strong>in</strong>stitut<br />

für Frühpädagogik, 2008) anschauliche Beispiele für Geme<strong>in</strong>samkeit <strong>und</strong> Geselligkeit,<br />

wenn auch im Kontext von Sprachentwicklung <strong>und</strong> Wahrnehmungsschulung.<br />

33


Wenn wir die Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> unserer <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> beobachten, werden wir schnell erkennen,<br />

dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage s<strong>in</strong>d, die drei Themen Spiel, Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

regelmäßig mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu teilen, das heißt, sich dem Gegenüber mit den eigenen<br />

Anliegen <strong>und</strong> Zielen verständlich zu machen – auch wenn bei jedem K<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Anteil an diesen<br />

drei Formen des Austauschs etwas unterschiedlich ist. Inzwischen gibt es e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von Studien, die belegen, dass sich positiv-fre<strong>und</strong>liche <strong>und</strong> konflikthafte <strong>Interaktionen</strong> <strong>in</strong><br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dgruppen im Mittel die Waage halten. „Beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong>teressant für unser Verständnis<br />

von sozialem Lernen zwischen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist die Erkenntnis, dass diese drei Themen häufig<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er längeren Interaktionssequenz auftreten <strong>und</strong> sich zu Interaktionsmustern<br />

gruppieren, z.B. wenn geme<strong>in</strong>sam begonnenes Spiel <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Konflikt umschlägt o<strong>der</strong> sich<br />

umgekehrt aus e<strong>in</strong>er konflikthaften Interaktion e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Handlung entwickelt. <strong>Die</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> erfahren hierbei, dass <strong>der</strong> Kontakt zu e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Menschen nicht nur zu verschiedenen<br />

Gelegenheiten unterschiedliche Formen haben kann, son<strong>der</strong>n auch bei e<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong>selben Gelegenheit wechseln kann – <strong>und</strong> dass sie als Beteiligte an <strong>der</strong> Form des Kontakts<br />

aktiven Anteil haben. Konflikte <strong>und</strong> damit die Chance ihrer Lösung gehören somit zum<br />

sozialen Spiel <strong>und</strong> machen e<strong>in</strong>en Teil ihres Lern- <strong>und</strong> Anregungswertes aus“ (Viernickel<br />

2002a).<br />

Zeit:<br />

15 M<strong>in</strong>uten<br />

Input: Altersmischung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> - Von den Großen<br />

lernen!?<br />

Bei <strong>der</strong> Zusammenstellung e<strong>in</strong>er <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> ist zu entscheiden, ob die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ähnlichen o<strong>der</strong> unterschiedlichen Alter se<strong>in</strong><br />

sollen. E<strong>in</strong>e Altersmischung kann von e<strong>in</strong>er Spanne von zwei Jahrgängen bis zu e<strong>in</strong>er<br />

geme<strong>in</strong>samen Betreuung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n vom ersten Lebensjahr bis zum Schule<strong>in</strong>tritt reichen.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich müssen die diesbezüglichen Überlegungen davon geleitet se<strong>in</strong>, ob <strong>und</strong><br />

wie die eigene Tagespflegestelle allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n entwicklungsför<strong>der</strong>liche Erfahrungen auf<br />

<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>lage verlässlicher Beziehungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er anregungsreich gestalteten <strong>und</strong><br />

altersangemessenen Umgebung gewährleisten kann. E<strong>in</strong>e entwicklungsför<strong>der</strong>liche<br />

Lernumwelt bezieht den räumlichen Kontext, Materialien <strong>und</strong> den sozialen Rahmen mit<br />

e<strong>in</strong>.<br />

Im Zusammense<strong>in</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en altershomogenenen Gruppen erleben die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e Selbstbestätigung ihrer Person <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits s<strong>in</strong>d ihre Kontakte<br />

auch reizvoll, spannend <strong>und</strong> voller Überraschungen. Das Zusammense<strong>in</strong> mit Gleichaltrigen<br />

ist unersetzlich, damit die K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e realitätsgerechte E<strong>in</strong>schätzung des eigenen<br />

Wissens <strong>und</strong> Könnens erwerben. Durch die Explorationsmethoden (Entdeckerlust zeigen,<br />

Selbständigkeit, Eigenständigkeit, Neugier) <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>, ihre soziale Interaktion,<br />

ihre Interpretationsprozesse <strong>und</strong> die Themen <strong>und</strong> Ideen, die sie e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, wird die<br />

<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> zu e<strong>in</strong>em Gefüge, das vielfältige Entwicklungsfortschritte <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> anregt.<br />

Es spricht jedoch auch vieles dafür, dass das Zusammense<strong>in</strong> mit älteren Spielpartnern<br />

e<strong>in</strong> Gew<strong>in</strong>n für die soziale <strong>und</strong> kognitive Entwicklung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist, <strong>und</strong> zwar dann,<br />

wenn das ältere K<strong>in</strong>d als kompetente Person die Führung übernimmt <strong>und</strong> Anleitung <strong>und</strong><br />

Hilfestellung bei <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen Tätigkeit <strong>und</strong> dem Spiel bietet.<br />

<strong>Die</strong> Jüngeren lernen am Modell <strong>der</strong> Älteren, sowohl <strong>in</strong> Bezug auf die Selbständigkeitsentwicklung,<br />

wie im sprachlichen o<strong>der</strong> motorischen Bereich.<br />

„Das jüngere K<strong>in</strong>d eifert dem Vorbild des älteren K<strong>in</strong>des nach <strong>und</strong> <strong>in</strong>tegriert die neuen<br />

Erfahrungen <strong>in</strong> se<strong>in</strong> Wissen, Denken, Fühlen <strong>und</strong> Verhalten. Das funktioniert dann am<br />

34


esten, wenn das ältere K<strong>in</strong>d sich so auf den Entwicklungsstand des jüngeren e<strong>in</strong>stellt,<br />

dass die nächsthöhere Stufe <strong>der</strong> Entwicklung angesprochen wird <strong>und</strong> zudem kooperative<br />

Formen <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung gef<strong>und</strong>en werden. Ältere K<strong>in</strong><strong>der</strong> … tun das <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Regel, <strong>in</strong>dem sie die Sprache vere<strong>in</strong>fachen, ihr Tun verlangsamen <strong>und</strong> auch dadurch<br />

an den Entwicklungsstand des jüngeren K<strong>in</strong>des anknüpfen, <strong>in</strong>dem sie das jüngere K<strong>in</strong>d<br />

nachahmen“ (Wüstenberg o.J.). Und auch die älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong> profitieren vom Zusammense<strong>in</strong><br />

mit Jüngeren. „Sich <strong>der</strong> Situation partnerschaftlich <strong>in</strong> Sprache, Zuwendung,<br />

Nachahmung, Denkfähigkeit <strong>und</strong> motorischen Fähigkeiten anzupassen bedeutet, das<br />

jeweils an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong>d für sich zu gew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> sich auf e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen Niveau zu<br />

treffen. Das stellt e<strong>in</strong>e komplexe Leistung dar“ (Niesel/Wertfe<strong>in</strong> 2009, S. 64). Zudem<br />

werden im Umgang mit Jüngeren prosoziale Verhaltensweisen erprobt <strong>und</strong> die Älteren<br />

entwickeln die Bereitschaft zu Rücksichtnahme, Trost <strong>und</strong> Hilfe, zum Teilen <strong>und</strong> zur<br />

Unterstützung An<strong>der</strong>er. Ihr Selbstbewusstse<strong>in</strong> wird gestärkt, da sie als „Lehrer“ auftreten<br />

können, was <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dann an Bedeutung gew<strong>in</strong>nt, wenn sie im Vergleich zu<br />

ihren Gleichaltrigen nicht immer zu den „Stärksten“ o<strong>der</strong> Schnellsten gehören. Indem<br />

sie den Kle<strong>in</strong>en helfen <strong>und</strong> ihnen etwas erklären, erweitern <strong>und</strong> vertiefen sie ihre eigenen<br />

Kenntnisse <strong>und</strong> Fertigkeiten. Manchmal nehmen ältere K<strong>in</strong><strong>der</strong> sogar den Status<br />

e<strong>in</strong>es älteren „Geschwisterk<strong>in</strong>des“ e<strong>in</strong>. Aber auch die Tatsache, dass man im Umgang<br />

mit Kle<strong>in</strong>en auch noch mal kle<strong>in</strong> se<strong>in</strong> darf, ist für (fast) alle Größeren e<strong>in</strong> schönes Gefühl.<br />

Übung: Kontakte – Kooperation – Vernetzung zu <strong>und</strong> mit älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

In <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege können gemäß § 43 SGB VIII zur „Erlaubnis zur<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege“ maximal fünf K<strong>in</strong><strong>der</strong> gleichzeitig betreut werden. <strong>Die</strong> Daten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>-<br />

<strong>und</strong> Jugendstatistik zeigen auf, dass Tagespflegepersonen durchschnittlich 3 K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

11 betreuen, bei denen es sich größtenteils um unter Dreijährige handelt. <strong>Die</strong>se<br />

Durchschnittsanzahl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> speist sich aus unterschiedlichen Bef<strong>und</strong>en zwischen<br />

West- <strong>und</strong> Ostdeutschland. In Westdeutschland betreuen nur 26 % <strong>der</strong> Tagespflegepersonen<br />

4 o<strong>der</strong> 5 K<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>in</strong> Ostdeutschland s<strong>in</strong>d es 55 % <strong>der</strong> Tagespflegepersonen 12 ,<br />

die e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> von 4 o<strong>der</strong> 5 K<strong>in</strong><strong>der</strong>n betreuen. Aus diesen Fakten ist ersichtlich,<br />

dass das Thema Altersmischung <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong><br />

Westdeutschland ke<strong>in</strong>e sehr relevante Rolle spielt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e relative Altershomogenität<br />

bei e<strong>in</strong>er sehr <strong>in</strong>tensiven Betreuung eher den Regelfall darstellt. Beispielsweise durch<br />

die Randzeitenbetreuung älterer K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> durch die Anwesenheit eigener K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>der</strong><br />

Tagespflegeperson können sich allerd<strong>in</strong>gs durchaus altersgemischte Kontakte ergeben.<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich hat es für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e große Bedeutung, von <strong>in</strong>teressierten <strong>und</strong> sensiblen<br />

älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n begleitet zu werden <strong>und</strong> von ihnen zu lernen. Es gilt deshalb,<br />

Möglichkeiten zu schaffen, Kontakt zu älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu realisieren bzw. zu för<strong>der</strong>n.<br />

Ziel: <strong>Die</strong>se Übung dient dazu, im Plenum Ideen <strong>und</strong> Anregungen darüber auszutauschen,<br />

wie Kontakte zwischen den eigenen jüngeren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle<br />

<strong>und</strong> älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n hergestellt <strong>und</strong> kont<strong>in</strong>uierlich <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>dlich aufrecht erhalten<br />

werden können. So könnten beispielsweise Spielgruppen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Familienbildungsstätte,<br />

e<strong>in</strong> Spielkreis <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kirchengeme<strong>in</strong>de o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Tagespflegestelle mit über Dreijährigen<br />

diese Möglichkeit zu regelmäßigen Treffen bieten. Falls es vor Ort bereits etablierte<br />

Kooperationsmodelle zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege <strong>und</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätten gibt, so<br />

können die dortigen Kooperationspartner vielfältige Anregungen für die Organisation<br />

e<strong>in</strong>er solchen Zusammenarbeit geben.<br />

11 Aufger<strong>und</strong>et; 2011 waren es durchschnittlich 2,9 K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Quelle, siehe Fußnote 12<br />

12 Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt Wiesbaden: Statistik <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe, K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

<strong>und</strong> tätige Personen <strong>in</strong> Tagese<strong>in</strong>richtungen <strong>und</strong> öffentlich geför<strong>der</strong>ter K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege, 201 1;<br />

Berechnungen des Arbeitsschwerpunkts K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege am DJI<br />

35


<strong>Die</strong> Ideensammlung wird auf Flipchart/Wandzeitung festgehalten <strong>und</strong> kann im weiteren Verlauf<br />

<strong>der</strong> Fortbildung ergänzt werden.<br />

Material: Flipchartpapier, Stifte<br />

Arbeitsform: Plenum<br />

Zeit: 45 M<strong>in</strong>uten<br />

Hausaufgabe: <strong>Die</strong>se „Übung“ wird ausgeweitet, <strong>in</strong>dem sich die Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

bis zum Term<strong>in</strong> des nächsten Sem<strong>in</strong>arblock weitere Möglichkeiten für<br />

Kontakte zu älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n überlegen o<strong>der</strong> evtl. schon Anfragen bei Spielgruppen<br />

o.ä. stellen.<br />

Lerntagebuch<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen haben am Ende des Sem<strong>in</strong>arblocks Zeit, um E<strong>in</strong>tragungen <strong>in</strong> ihr<br />

Lerntagebuch vorzunehmen.<br />

Zeit: 15 M<strong>in</strong>uten<br />

36


4. Sem<strong>in</strong>arblock<br />

Input: Kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d Jungen <strong>und</strong> Mädchen – e<strong>in</strong> Thema <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege?<br />

Altersgleiche Spielpartner haben vergleichbare Bedürfnisse <strong>und</strong> ähnliche Fähigkeiten<br />

<strong>und</strong> können geme<strong>in</strong>sam die soziale Umwelt, die sie umgibt, wahrnehmen, erobern <strong>und</strong><br />

begreifen. Ist dieses geme<strong>in</strong>same Erleben nur <strong>in</strong> geschlechtsgleichen Gruppen möglich?<br />

O<strong>der</strong> spielt es bei kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege noch ke<strong>in</strong>e Rolle, ob<br />

sie nun Jungen o<strong>der</strong> Mädchen s<strong>in</strong>d? Und erziehe ich als Tagespflegeperson nicht sowieso<br />

alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> gleich <strong>und</strong> mache ke<strong>in</strong>en Unterschied <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Verhalten Jungen<br />

<strong>und</strong> Mädchen gegenüber?<br />

Aus <strong>der</strong> K<strong>in</strong>dheitsforschung <strong>und</strong> Entwicklungspsychologie weiß man längst, dass schon<br />

für kle<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> Geschlechtsunterschiede e<strong>in</strong>e Rolle spielen. Babys können bereits mit<br />

sechs Monaten weibliche <strong>und</strong> männliche Stimmen ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>halten <strong>und</strong> nur wenige<br />

Monate später unterscheiden sie Männer <strong>und</strong> Frauen auch nach dem Gesicht.<br />

Obwohl K<strong>in</strong><strong>der</strong> schon im ersten Lebensjahr zu <strong>der</strong> Erkenntnis gelangen, dass es zwei<br />

Geschlechter mit körperlichen Unterschieden gibt, dauert es m<strong>in</strong>destens noch e<strong>in</strong> weiteres<br />

Jahr, bis sie sich so viel „Wissen“ erworben haben, dass sie sich selbst konstant<br />

<strong>der</strong> Gruppe „Mädchen“ o<strong>der</strong> „Junge“ zuordnen. <strong>Die</strong> Unterscheidung „Mann – Frau“ ist<br />

für sie wesentlich e<strong>in</strong>facher als die Unterscheidung „Junge – Mädchen“ zu treffen, die<br />

erst ab ca. 2 Jahren gel<strong>in</strong>gt.<br />

<strong>Die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Geschlechtsidentität ist e<strong>in</strong> wesentlicher Aspekt <strong>der</strong> Persönlichkeitsentwicklung.<br />

<strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> müssen herausf<strong>in</strong>den, was es bedeutet e<strong>in</strong> Mädchen o<strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong> Junge zu se<strong>in</strong> <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> „Zweigeschlechtlichkeit“ <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Spielregeln<br />

<strong>und</strong> Sprache zurechtf<strong>in</strong>den. Im Alter von etwa 2 bis 3 Jahren bilden sie die sogenannten<br />

Geschlechterstereotypen aus: In Übere<strong>in</strong>stimmung mit den sozial geprägten<br />

geschlechtsbezogenen Vorstellungen, Klischees <strong>und</strong> Vorurteilen gelangen sie zu <strong>der</strong><br />

Überzeugung, dass bestimmte Eigenschaften, Aktivitäten o<strong>der</strong> Gegenstände besser zu<br />

dem e<strong>in</strong>em o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Geschlecht passen.<br />

<strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>d gefor<strong>der</strong>t, sich immer mehr als e<strong>in</strong>deutig weiblich o<strong>der</strong> männlich zu präsentieren,<br />

z.B. durch Verhaltenstypisierungen o<strong>der</strong> soziale Praktiken, wie Kleidung,<br />

Körpersprache o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Umgangsweise mit Konflikten. Bei <strong>der</strong> Auswahl von Spielsachen<br />

o<strong>der</strong> Spielaktivitäten orientieren sich die K<strong>in</strong><strong>der</strong> zunehmend am Kriterium <strong>der</strong> Geschlechtsangemessenheit<br />

(vgl. Völkel/Viernickel 2009, S. 72). <strong>Die</strong>ser Entwicklung entspricht,<br />

dass Spielpartner bevorzugt nach dem Geschlecht ausgesucht werden, was bei<br />

Mädchen meist etwas früher als bei Jungen zu beobachten ist.<br />

Ungeachtet dieser Typisierung gehen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> bis zum Ende des 3. Lebensjahrs davon<br />

aus, dass sie durch Verän<strong>der</strong>ungen <strong>in</strong> ihrem Verhalten o<strong>der</strong> Ersche<strong>in</strong>ungsbild ihr<br />

Geschlecht noch än<strong>der</strong>n können; es fehlt ihnen das Verständnis <strong>der</strong> Geschlechtskonstanz.<br />

<strong>Die</strong>s kann sich beispielsweise dar<strong>in</strong> äußern, dass e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Junge glaubt, sich<br />

durch Anziehen e<strong>in</strong>es Kleides <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Mädchen zu verwandeln o<strong>der</strong> dass e<strong>in</strong> Mädchen<br />

glaubt, durch das Abschneiden <strong>der</strong> Haare zu e<strong>in</strong>em Jungen zu werden. Erst ab ca. 4<br />

Jahren verfestigt sich das Bewusstse<strong>in</strong>, dass ihre Geschlechtszugehörigkeit durch<br />

Wünsche, Verän<strong>der</strong>ungen des äußeren Ersche<strong>in</strong>ungsbildes o<strong>der</strong> geschlechtsuntypische<br />

Verhaltensweisen nicht verän<strong>der</strong>t werden kann (vgl. Rohrmann 2010, S. 96).<br />

Bis zum sechsten Lebensjahr erwerben K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e basale Geschlechtsidentität, e<strong>in</strong><br />

gr<strong>und</strong>legendes Verständnis von Geschlechtsunterschieden, Geschlechtskonstanz <strong>und</strong><br />

Sexualität sowie das Wissen von Geschlechterstereotypen (vgl. ebd. S. 94). Doch<br />

schon <strong>in</strong> den vorherigen Lebensjahren sche<strong>in</strong>t das Wissen um stereotype Merkmale<br />

<strong>und</strong> Verhaltensweisen des eigenen Geschlechts <strong>und</strong> die rigide Trennung <strong>der</strong> Ge-<br />

37


schlechter den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n dabei zu helfen, ihre eigene Geschlechtsidentität zu entwickeln<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Gefühl dafür zu bekommen, was es <strong>in</strong> unserer Gesellschaft heißt, e<strong>in</strong> Junge<br />

o<strong>der</strong> Mädchen zu se<strong>in</strong> (vgl. Völkel, Viernickel 2009, S. 72). Gr<strong>und</strong>sätzlich ist e<strong>in</strong>e zeitliche<br />

Bestimmung e<strong>in</strong>zelner Schritte geschlechtsbezogener Entwicklung bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

schwierig.<br />

Nach wie vor gibt es große Kontroversen, <strong>in</strong>wieweit die Unterschiede zwischen „weiblichem<br />

Verhalten“ <strong>und</strong> „männlichem Verhalten“ angeboren o<strong>der</strong> durch die Umwelt verursacht<br />

s<strong>in</strong>d. Für die K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege, wie für alle an<strong>der</strong>en Leistungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />

Jugendhilfe gilt, dass gr<strong>und</strong>sätzlich alle Mädchen <strong>und</strong> Jungen e<strong>in</strong> Recht auf allseitige<br />

Entwicklungsmöglichkeiten haben (§ 9 Absatz 3, SBG VIII).<br />

E<strong>in</strong>e geschlechtsneutrale Erziehung gibt es nicht<br />

Tagespflegepersonen nehmen sich meistens vor, ihre Tagesk<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht durch Erziehung<br />

<strong>in</strong> die entsprechende Geschlechtsrolle drängen zu wollen. Bei dem Anspruch <strong>der</strong> Gleichbehandlung<br />

von Jungen <strong>und</strong> Mädchen handelt es sich jedoch nicht selten um e<strong>in</strong>e selbsttäuschende<br />

Behauptung, da die eigene Erziehung <strong>und</strong> Biografie prägend auf die eigenen Vorstellungen<br />

von Weiblichkeit <strong>und</strong> Männlichkeit <strong>und</strong> das eigene Verhalten Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />

gegenüber wirkt.<br />

In <strong>der</strong> Praxis zeigt sich, dass geschlechtsbezogene<br />

Erwartungen <strong>und</strong><br />

Verhaltensweisen von pädagogischen<br />

Fachkräften im Zusammense<strong>in</strong> auch<br />

schon mit kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n wirksam<br />

werden. So gibt es sicherlich <strong>in</strong> je<strong>der</strong><br />

Tagespflegestelle Aspekte <strong>der</strong> Raum<strong>und</strong><br />

Materialgestaltung <strong>in</strong> die – bewusst<br />

o<strong>der</strong> unbewusst – geschlechtsbezogene<br />

Vorstellungen <strong>der</strong> Tagespflegeperson<br />

gestaltend e<strong>in</strong>geflossen s<strong>in</strong>d.<br />

Gen<strong>der</strong>sensibel,<br />

geschlechtergerecht,<br />

geschlechtsbewusst<br />

- diese Begriffe werden meistens synonym<br />

benutzt. Sie beschreiben das Bestreben,<br />

alle (pädagogischen) Aktivitäten<br />

dah<strong>in</strong>gehend zu überprüfen, ob sie bestehende<br />

Geschlechterverhältnisse stabilisieren<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e kritische reflektierte<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung <strong>und</strong> damit Verän<strong>der</strong>ung<br />

ermöglichen, ohne damit alle K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

gleich zu behandeln o<strong>der</strong> Geschlechtsunterschiede<br />

zu negieren.<br />

Gen<strong>der</strong>sensible Pädagogik<br />

- entwickelt sich aus <strong>der</strong> Vorstellung, dass<br />

alles menschliche Handeln, Denken, Tun<br />

geschlechtsspezifisch geprägt ist.<br />

E<strong>in</strong>e geschlechtersensible Begleitung<br />

<strong>der</strong> k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung be<strong>in</strong>haltet<br />

die Aufmerksamkeit für <strong>und</strong> den bewussten<br />

Umgang mit geschlechterbezogenen<br />

Zusammenhängen. Sie erfor<strong>der</strong>t<br />

damit e<strong>in</strong>erseits, die eigenen Vorstellungen<br />

von Männlichkeit <strong>und</strong> Weiblichkeit<br />

<strong>und</strong> die eigenen geschlechtsbezogenen<br />

Verhaltensweisen nicht zu<br />

negieren, son<strong>der</strong>n bewusst zu reflektieren<br />

<strong>und</strong> geschlechtsbezogene Unterschiede<br />

im Verhalten <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> ebenfalls zu respektieren, also beispielsweise e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe Jungen lebhaftere, wil<strong>der</strong>e <strong>und</strong> auch aggressive Umgangs- <strong>und</strong> Spielformen<br />

zuzugestehen. An<strong>der</strong>erseits be<strong>in</strong>haltet Geschlechtersensibilität, K<strong>in</strong><strong>der</strong> dazu zu ermutigen,<br />

ihre <strong>in</strong>dividuellen Wünsche <strong>und</strong> Bedürfnisse zu realisieren, ohne sie <strong>in</strong> Geschlechtsstereotypen<br />

(„Indianer kennen ke<strong>in</strong>en Schmerz“ – „Mädchen spielen nicht<br />

Fußball“) zu drängen.<br />

38


Diskussionsfragen:<br />

- Gibt es Situationen, <strong>in</strong> denen ich mich typisch weiblich bzw. männlich, d.h. rollenkonform<br />

verhalte?<br />

- Gibt es Verhaltensweisen, die ich speziell bei Mädchen o<strong>der</strong> Jungen, eher för<strong>der</strong>e<br />

o<strong>der</strong> eher als unerwünscht empf<strong>in</strong>de?<br />

- Was erwarte ich von Mädchen, was von Jungen <strong>in</strong> Konfliktsituationen unter den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n?<br />

- Wie verhalte ich mich <strong>in</strong> Konfliktsituationen mit Mädchen, wie mit Jungen?<br />

- Welche K<strong>in</strong><strong>der</strong> ziehe ich häufiger als Helfer heran? – Eher Mädchen / eher Jungen?<br />

- Von welchen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n erwarte ich mehr Toleranz <strong>und</strong> Rücksichtnahme an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

gegenüber?<br />

Zeit: 50 M<strong>in</strong>uten<br />

Übung: „Der Blick zurück... das Mädchen, das ich e<strong>in</strong>mal war bzw. <strong>der</strong><br />

Junge, <strong>der</strong> ich e<strong>in</strong>mal war“<br />

In <strong>der</strong> Gruppe wird anhand von Austauschfragen „e<strong>in</strong> Blick zurück“ <strong>in</strong> die K<strong>in</strong>dheit<br />

als Mädchen bzw. Junge geworfen.<br />

Ziel: Reflexion <strong>der</strong> eigenen Erziehungsgeschichte <strong>und</strong> Sozialisation<br />

Material: Arbeitsblatt mit Austauschfragen<br />

Arbeitsform: Gruppenarbeit <strong>und</strong> Plenum<br />

<strong>Die</strong> Kle<strong>in</strong>gruppe tauscht sich über folgende Fragen aus:<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Wie war ich als kle<strong>in</strong>es Mädchen bzw. als kle<strong>in</strong>er Junge?<br />

War ich e<strong>in</strong> „typisches“ Mädchen? ... e<strong>in</strong> „untypisches“ Mädchen?<br />

War ich e<strong>in</strong> „typischer“ Junge? ... e<strong>in</strong> „untypischer“ Junge?<br />

Wie war me<strong>in</strong> Verhältnis zu Jungen / zu Mädchen?<br />

Wer hat mich wie als Mädchen / Junge behandelt?<br />

Womit habe ich gespielt?<br />

Wann ist mir <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit zum ersten Mal bewusst geworden, dass ich e<strong>in</strong><br />

Mädchen / Junge b<strong>in</strong>?<br />

Welche beson<strong>der</strong>en Eigenschaften hatte ich damals, wie hat me<strong>in</strong>e Umgebung darauf<br />

reagiert?<br />

Anschließend wird im Plenum die Übung mit folgenden Fragen abgeschlossen:<br />

<br />

<br />

<br />

Was tun Sie nicht, weil Sie e<strong>in</strong>e Frau, e<strong>in</strong> Mann s<strong>in</strong>d?<br />

Was tun Sie, weil Sie e<strong>in</strong>e Frau, e<strong>in</strong> Mann s<strong>in</strong>d?<br />

Was würden Sie gerne tun, obwohl Sie e<strong>in</strong>e Frau, e<strong>in</strong> Mann s<strong>in</strong>d?<br />

Zeit: 60 M<strong>in</strong>uten<br />

39


Übung: Herausfor<strong>der</strong>ung Mädchen-<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> bzw. Jungen-<br />

<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong><br />

Manchmal ist es Zufall, manchmal bewusst geplant, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflege<br />

e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e Mädchen- bzw. Jungen-<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> entsteht. Evtl. ist die Tagespflegeperson<br />

Mutter/Vater von eigenen männlichen bzw. weiblichen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, so dass es für die<br />

Tagespflegeperson naheliegend sche<strong>in</strong>t, nur Jungen bzw. Mädchen aufzunehmen, da<br />

z.B. noch viel entsprechendes Spielzeug vorhanden ist. Aber es können auch Assoziationen<br />

wie „Jungen s<strong>in</strong>d eher Raufbolde <strong>und</strong> mit denen muss ich viel raus gehen“ o<strong>der</strong><br />

„Mädchen spielen ruhiger zusammen <strong>und</strong> mit denen kann ich schön s<strong>in</strong>gen“ se<strong>in</strong>, die<br />

die Entscheidung über die Gruppenzusammensetzung bee<strong>in</strong>flussen. <strong>Die</strong>se Assoziationen<br />

werden wie<strong>der</strong>um mit unterschiedlichen Vorstellungen über die Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Alltagspraxis verknüpft.<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen legen die bereits im 2. Sem<strong>in</strong>arblock zur Vorstellung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong><br />

ausgeschnittenen <strong>und</strong> mit dem Namen <strong>und</strong> Alter <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> versehenden Kreise<br />

aus. Jede/r Teilnehmer/<strong>in</strong> stellt sich nun vor, sie/er hat demnächst e<strong>in</strong>en Platz <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Tagespflegestelle frei <strong>und</strong> möchte e<strong>in</strong> neues K<strong>in</strong>d aufnehmen. <strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

beschäftigen sich mit folgenden Fragen:<br />

- „Welches K<strong>in</strong>d würde ich gerne aufnehmen?“<br />

- „Wie sähe me<strong>in</strong> Wunschk<strong>in</strong>d aus?“<br />

- „E<strong>in</strong> Junge, e<strong>in</strong> Mädchen? Warum?“<br />

- „Wie wird sich die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> durch dieses neue K<strong>in</strong>d verän<strong>der</strong>n?“<br />

- „Wie for<strong>der</strong>t mich das neue K<strong>in</strong>d heraus?“<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen notieren sich Stichpunkte zu ihren Überlegungen.<br />

Das „neue“ Wunschk<strong>in</strong>d wird als entsprechend ausgeschnittener Kreis <strong>und</strong> mit Alter<br />

versehen <strong>in</strong> die bestehende <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> gelegt <strong>und</strong> den an<strong>der</strong>en Teilnehmer/<strong>in</strong>nen<br />

vorgestellt.<br />

<strong>Die</strong>se Übung wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweiten Schritt dah<strong>in</strong>gehend erweitert, <strong>in</strong>dem reflektiert<br />

wird, wie sich e<strong>in</strong> „geschlechtlich-gegenteiliges“ K<strong>in</strong>d als neuaufzunehmendes K<strong>in</strong>d anfühlt.<br />

Ziel: <strong>Die</strong>se Übung zielt darauf ab zu reflektieren,<br />

- wie mich das neue K<strong>in</strong>d bzw. „Wunschk<strong>in</strong>d“ herausfor<strong>der</strong>t bzw. nicht herausfor<strong>der</strong>t,<br />

- ob <strong>und</strong> welche Geschlechterstereotypen mich bei me<strong>in</strong>er Entscheidung bee<strong>in</strong>flussen<br />

<strong>und</strong><br />

- wie sich die Gruppendynamik durch das neue K<strong>in</strong>d verän<strong>der</strong>n könnte.<br />

Arbeitsform: <strong>Die</strong>se Übung kann <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel- o<strong>der</strong> Gruppenarbeit, bei Gruppen bis zu 10<br />

Teilnehmer/<strong>in</strong>nen auch im Plenum durchgeführt werden. Sollte die Übung als E<strong>in</strong>zelarbeit<br />

durchgeführt werden, wird das „neue“ Wunschk<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs im Plenum vorgestellt<br />

Material: evtl. erneut Arbeitsblatt „Me<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>“ aus dem 2. Sem<strong>in</strong>arblock im<br />

Anhang, Scheren<br />

Zeit: 60 M<strong>in</strong>uten<br />

40


Übung: Austausch über die Hausaufgabe „Kontakte – Kooperation –<br />

Vernetzung zu <strong>und</strong> mit älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n“<br />

Der Austausch über weitere Ideen, aktive Anfragen, lohnenswerte Informationen<br />

usw. zum Thema „Kontakte – Kooperation – Vernetzung zu <strong>und</strong> mit älteren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n“<br />

f<strong>in</strong>det (reihum) im Plenum statt.<br />

Zeit: 15 M<strong>in</strong>uten<br />

Auflösung <strong>der</strong> Übung: <strong>Die</strong> „heimliche Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>“ – <strong>der</strong> „heimliche<br />

Fre<strong>und</strong>“<br />

Um herauszuf<strong>in</strong>den, wer „die heimliche Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>/<strong>der</strong> heimliche Fre<strong>und</strong>“ während<br />

<strong>der</strong> Fortbildung war, setzen sich alle Teilnehmer/<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Kreis <strong>und</strong> berichten<br />

je e<strong>in</strong>zeln von Situationen, <strong>in</strong> denen Sie das Gefühl hatten, es ist Ihnen etwas b e-<br />

son<strong>der</strong>s Nettes wie<strong>der</strong>fahren. Jede/r Teilnehmer/<strong>in</strong> reflektiert also über Geschenke,<br />

zuvorkommende Gesten <strong>und</strong> Situationen, die ihr/ihm beson<strong>der</strong>s <strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nerung geblieben<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> über die er/sie sich gefreut hatte. Danach wird e<strong>in</strong>e Vermutung über „die<br />

heimliche Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>/den heimlichen Fre<strong>und</strong>“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> R<strong>und</strong>e abgegeben. Wenn tatsächlich<br />

die/<strong>der</strong> richtige „heimliche Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>/heimlicher Fre<strong>und</strong>“ erraten wurde, kann entsprechend<br />

e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Präsent als Dankeschön <strong>und</strong> Wertschätzung an die/den „heimliche<br />

Fre<strong>und</strong><strong>in</strong>/heimlichen Fre<strong>und</strong>“ seitens <strong>der</strong> ratenden Person übergeben werden.<br />

Zeit: 25 M<strong>in</strong>uten<br />

Lerntagebuch<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen haben am Ende des Sem<strong>in</strong>arblocks die Zeit, E<strong>in</strong>tragungen <strong>in</strong> ihr<br />

Lerntagebuch vorzunehmen.<br />

Zeit: 15 M<strong>in</strong>uten<br />

41


5. Sem<strong>in</strong>arblock<br />

Input: Flexible Betreuung <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

<strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege wird <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e von den Eltern als Betreuungsangebot<br />

gewählt, K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei Jahren haben <strong>und</strong> die während <strong>der</strong> Elternzeit<br />

auf e<strong>in</strong>e Erwerbstätigkeit nicht verzichten möchten. Viele Mütter o<strong>der</strong> Väter wollen<br />

zunächst <strong>in</strong> dieser Zeit noch nicht wie<strong>der</strong> voll berufstätig se<strong>in</strong>, son<strong>der</strong>n benötigen e<strong>in</strong>e<br />

Teilzeit-Betreuung. Aber auch die Verän<strong>der</strong>ungen auf den Arbeitsmarkt <strong>und</strong> die gestiegenen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen an die Mobilität <strong>der</strong> arbeitenden Mütter <strong>und</strong> Väter erfor<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>e<br />

zeitlich flexible, auf die Familie angepasste Betreuung. Hierfür hat sich <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong><br />

Flexiblen Betreuung etabliert. Er umschreibt Betreuungsanfor<strong>der</strong>ungen, die von e<strong>in</strong>zelnen<br />

Tagen, über wochenweise bis h<strong>in</strong> zur täglichen aber zeitlich begrenzter Betreuung<br />

reichen. <strong>Die</strong> flexiblen Angebote <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung sollen damit zu e<strong>in</strong>er besseren<br />

Vere<strong>in</strong>barkeit von Familie <strong>und</strong> Beruf führen <strong>und</strong> sich pädagogisch <strong>und</strong> organisatorisch<br />

an den Bedürfnissen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> ihrer Familie orientieren. <strong>Die</strong> Flexibilität <strong>der</strong> öffentlich<br />

geför<strong>der</strong>ten K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege ist gesetzgeberisch jedoch dadurch begrenzt, dass<br />

die wöchentliche Betreuungszeit 15 St<strong>und</strong>en nicht unterschreiten darf, an<strong>der</strong>enfalls erkennt<br />

<strong>der</strong> Gesetzgeber die Betreuung nicht mehr als K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege an <strong>und</strong> geht<br />

davon aus, dass <strong>der</strong> För<strong>der</strong>auftrag nicht geleistet werden kann (vgl. Wiesner 2006, Rz.<br />

21, S. 347).<br />

Jede Tagespflegeperson muss nach organisatorischen <strong>und</strong> pädagogischen Gesichtspunkte<br />

entscheiden, wie flexibel sie <strong>in</strong> ihrem Betreuungsangebot se<strong>in</strong> möchte<br />

<strong>und</strong> was die ihr anvertrauten K<strong>in</strong><strong>der</strong> brauchen, um sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle heimisch<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> wohl zu fühlen <strong>und</strong> mit den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> Interaktion<br />

zu treten.<br />

Da es nicht die flexible Betreuung gibt, bedeutet es für jedes K<strong>in</strong>d etwas an<strong>der</strong>es, e<strong>in</strong><br />

flexibel betreutes K<strong>in</strong>d zu se<strong>in</strong>. Deshalb s<strong>in</strong>d auch die Verän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

<strong>der</strong> flexiblen Betreuung für jedes K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>dividuelle Entwicklung unterschiedlich.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e bei kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n ist die k<strong>in</strong>dliche Entwicklung immer auch Beziehungsgeschehen.<br />

Beson<strong>der</strong>s entwicklungsprägend s<strong>in</strong>d hierbei die Beziehungen des<br />

K<strong>in</strong>des zu se<strong>in</strong>er Mutter <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em Vater, zu (wenigen) an<strong>der</strong>en Betreuungspersonen<br />

wie die Tagespflegeperson, aber auch die Beziehungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong>. <strong>Die</strong><br />

Beziehung des K<strong>in</strong>des zur Tagespflegeperson ist immens wichtig für das Wohlergehen<br />

des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle <strong>und</strong> e<strong>in</strong> entscheiden<strong>der</strong> Faktor für die zukünftige,<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e soziale Entwicklung des K<strong>in</strong>des.<br />

Damit sich e<strong>in</strong>e för<strong>der</strong>liche Tagespflegeperson-K<strong>in</strong>d-Beziehung entwickeln kann, s<strong>in</strong>d<br />

Stabilität <strong>und</strong> Zeit nötig. <strong>Die</strong> Tagespflegeperson muss dem K<strong>in</strong>d als konstante Bezugsperson<br />

Orientierung bieten; sie muss verfügbar <strong>und</strong> b<strong>in</strong>dungsbereit se<strong>in</strong>. Da K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Tagespflege nur von e<strong>in</strong>er Tagespflegeperson betreut werden, s<strong>in</strong>d die Voraussetzungen<br />

für den Beziehungsaufbau hier gr<strong>und</strong>sätzlich gut.<br />

<strong>Die</strong> Stabilität <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> „ist e<strong>in</strong> wichtiger Faktor für das Entstehen von längerfristigen,<br />

<strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> greifenden Handlungsabläufen (Interaktionsmustern) zwischen zwei<br />

o<strong>der</strong> mehr vertrauten Spielpartnern. Erst durch mehrmaliges mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ‘Erfolg haben‘<br />

kann sich überhaupt e<strong>in</strong> kompetentes Spiel entwickeln. Dauernde neue Gesichter können<br />

verwirren <strong>und</strong> Entspannungsphasen verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n“ (LVR 2008, S. 16). Im Rahmen des stabilen<br />

Kontakts zu den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>der</strong> Gruppe dagegen können die K<strong>in</strong><strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>schaften<br />

e<strong>in</strong>gehen, Trennungsstress <strong>in</strong> Br<strong>in</strong>g- <strong>und</strong> Holsituationen werden gem<strong>in</strong><strong>der</strong>t, sie erfahren Geborgenheit,<br />

können symmetrische Erfahrungen machen <strong>und</strong> soziale Kompetenzen erweitern.<br />

<strong>Die</strong>se Entwicklungsaspekte s<strong>in</strong>d gefährdet, „wenn flexible Betreuung bedeutet, dass die<br />

Gruppenzusammensetzung ständig wechselt, e<strong>in</strong> Kommen <strong>und</strong> Gehen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> vor-<br />

42


herrscht…“ (ebd.). <strong>Die</strong>s gilt umso mehr, wenn sich Fre<strong>und</strong>schaften bereits etabliert haben,<br />

dann „kann es dazu kommen, dass <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e den an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> dessen Abwesenheit so sehr<br />

vermisst, dass er selbst auch nicht zum Spielen kommt <strong>und</strong> unglücklicher <strong>und</strong> aggressiver<br />

ist, als wenn <strong>der</strong> Fre<strong>und</strong> o<strong>der</strong> die Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> anwesend wäre“ (Grossmann 1999, S. 165ff).<br />

„Erfolgloses Warten kann die Erwartung an den An<strong>der</strong>en <strong>und</strong> damit auch die Bewertung <strong>der</strong><br />

geme<strong>in</strong>samen Aktivitäten verr<strong>in</strong>gern <strong>und</strong> zu e<strong>in</strong>er verän<strong>der</strong>ten Beziehung führen“(LVR 2008,<br />

S.17).<br />

<strong>Die</strong> Gruppengröße <strong>und</strong> damit die potentiellen K<strong>in</strong><strong>der</strong>kontakte s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

zwar begrenzt, da die Pflegeerlaubnis e<strong>in</strong>e gleichzeitige Betreuung von maximal fünf fremden<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n berechtigt. Nur im Landesrecht <strong>der</strong> B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> kann auch die Möglichkeit <strong>der</strong><br />

Betreuung von mehr als fünf gleichzeitig anwesenden K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bestimmt werden, wenn die<br />

Tagespflegeperson z.B. über e<strong>in</strong>e pädagogische Ausbildung verfügt (vgl. Handbuch K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

o.J., S. 8). Trotzdem lässt auch die eher ger<strong>in</strong>ge Anzahl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> viele mögliche<br />

Konstellationen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>begegnungen zu. Wenn das Betreuungsangebot darüber h<strong>in</strong>aus<br />

durch e<strong>in</strong>e hohe Flexibilität gekennzeichnet ist <strong>und</strong> die Begegnungen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> nur<br />

noch zufallsbestimmt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> es ihnen an Verlässlichkeit <strong>und</strong> Zuverlässigkeit fehlt, so können<br />

sich nur schwer Interaktionsmuster <strong>und</strong> Zugehörigkeit herausbilden. <strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> erfahren<br />

nicht, wie Kontaktformen sich unter verschiedenen Bed<strong>in</strong>gungen o<strong>der</strong> zu verschiedenen<br />

Zeitpunkten verän<strong>der</strong>n <strong>und</strong> dass sie Kontakte aktiv gestalten, beispielsweise wenn sie aus<br />

e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>sam begonnenen Spiel e<strong>in</strong>en Konflikt o<strong>der</strong> aus e<strong>in</strong>er konflikthaften Interaktion<br />

e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Handlung entwickeln (vgl. Viernickel 2002a. In: LVR 2008, S. 16).<br />

In Tagespflegestellen, <strong>in</strong> denen flexibel betreut wird, ist es deshalb von beson<strong>der</strong>er Bedeutung,<br />

dass die Tagespflegeperson sich auf diese Arbeitsform gezielt e<strong>in</strong>stellt <strong>und</strong> bewusst<br />

Möglichkeiten für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> schafft, dort gut <strong>in</strong> <strong>der</strong> Welt <strong>der</strong> Gleichaltrigen <strong>in</strong>tegriert zu se<strong>in</strong>.<br />

<strong>Die</strong> Tagesstruktur sollte darauf abgestimmt se<strong>in</strong>, das alle K<strong>in</strong><strong>der</strong>, unabhängig davon, wann<br />

sie kommen, von <strong>der</strong> Tagespflegeperson mit Ruhe empfangen werden <strong>und</strong> ihr k<strong>in</strong>dliches<br />

Bef<strong>in</strong>den e<strong>in</strong>geschätzt werden kann. Danach <strong>in</strong>tegriert die Tagespflegeperson das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>dividuell<br />

<strong>in</strong> die Gruppe <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>. <strong>Die</strong>se E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung erleichtert es ihm, se<strong>in</strong>en Platz<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> Zugang zu den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu erhalten. Je nach Alter <strong>und</strong><br />

E<strong>in</strong>gewöhnungsstand braucht das K<strong>in</strong>d die Tagespflegeperson unterschiedlich lange, um<br />

von sicherer Basis aus <strong>in</strong> die <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuwachsen. <strong>Die</strong> aktive Hilfe <strong>der</strong> Erzieher<strong>in</strong>nen<br />

kann im E<strong>in</strong>zelfall auch dann nötig se<strong>in</strong>, wenn sich vorher schon e<strong>in</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>paar gebildet<br />

hat <strong>und</strong> e<strong>in</strong> weiteres K<strong>in</strong>d als „drittes Rad am Wagen„ dazu kommt (vgl. LVR 2008, S.<br />

32). Auch das Abschiednehmen beim täglichen Verlassen <strong>der</strong> Pflegestelle sollte <strong>in</strong> Ruhe<br />

gestaltet werden, <strong>in</strong>dem dem e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>d die Möglichkeit gegeben wird, se<strong>in</strong> Spiel zu<br />

Ende zu br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> sich von den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu verabschieden.<br />

Im H<strong>in</strong>blick auf die Notwendigkeit e<strong>in</strong>er gewissen Stabilität sche<strong>in</strong>t es für K<strong>in</strong><strong>der</strong> daher<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich ratsam, möglichst gleichbleibende Zeiten <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege zu verbr<strong>in</strong>gen,<br />

um ihren Beziehungsaufbau zu <strong>der</strong> Tagespflegeperson <strong>und</strong> den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu<br />

för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> <strong>in</strong> diesem Rahmen ihre För<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> die Nutzung pädagogischer Angebote zu<br />

ermöglichen. Eltern können dies gewährleisten, <strong>in</strong>dem sie die K<strong>in</strong><strong>der</strong> auch an den Tagen<br />

br<strong>in</strong>gen, wo es beruflich nicht notwendig wäre 13 , Betreuungszeiten möglichst gleichmäßig auf<br />

die Wochentage verteilen <strong>und</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n die Möglichkeit geben, an beson<strong>der</strong>en Ereignissen<br />

wie bspw. e<strong>in</strong>em Waldtag, auf jeden Fall teilzunehmen. K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflegepersonen dagegen<br />

sollten die K<strong>in</strong><strong>der</strong>n bei den nötig werdenden Umorientierungen unterstützen <strong>und</strong> ihre<br />

Integration durch klare Strukturen, Rhythmisierungen des Tagesablaufes <strong>und</strong> feste Rituale<br />

erleichtern, die e<strong>in</strong>en Wie<strong>der</strong>erkennungswert bieten <strong>und</strong> Zusammengehörigkeits- <strong>und</strong> Gruppengefühle<br />

stärken (vgl. LVR 2008, S. 18).<br />

Weitere methodische <strong>und</strong> gestalterische Elemente, die das Zugehörigkeitsgefühl <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

zu <strong>der</strong> Tagespflegestelle <strong>und</strong> zu den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>und</strong> die sozialen Beziehungen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> för<strong>der</strong>n, können beispielsweise feste <strong>und</strong> e<strong>in</strong>deutig, am besten mit Fo-<br />

13 z.B. 3-4 Betreuungstage pro Woche, auch wenn nur zwei Tage aus beruflichen Gründen nötig<br />

wären.<br />

43


tos o<strong>der</strong> selbstgemalten Bil<strong>der</strong>n gekennzeichnete Gar<strong>der</strong>oben- <strong>und</strong> Aufbewahrungsplätze für<br />

die e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong><strong>der</strong> o<strong>der</strong> fest zugeordnete Gegenstände, wie beispielsweise e<strong>in</strong> bestimmter<br />

Teller o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Lätzchen. Anhand dieser Gegenstände o<strong>der</strong> im täglichen Sitzkreis sollte <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Gruppe an die K<strong>in</strong><strong>der</strong> er<strong>in</strong>nert werden, die heute nicht da s<strong>in</strong>d. Für alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> für die<br />

Entwicklung ihres Zugehörigkeits- <strong>und</strong> ihres Selbstwertgefühls ist es von hoher Bedeutung,<br />

dass sie präsent s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Spuren h<strong>in</strong>terlassen, unabhängig davon ob sie momentan gerade<br />

anwesend s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> nicht. Es gilt: Fotos, Farben, Symbole <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e verlässliche Struktur im<br />

Tagesablauf geben den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Sicherheit <strong>und</strong> Orientierung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gruppe.<br />

Übung: Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> im Wochenverlauf<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen füllen den Wochenplan mit den Buchungszeiten <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus. Anschließend erfolgt auf dieser Gr<strong>und</strong>lage e<strong>in</strong> Austausch im<br />

Plenum, u.a. zu folgenden Aspekten:<br />

- Wie sieht die Gruppenzusammensetzung im Wochenverlauf aus?<br />

- Gibt es so etwas wie Kernzeiten, an denen alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> anwesend s<strong>in</strong>d?<br />

- Wo wi<strong>der</strong>sprechen sich Betreuungszeiten <strong>und</strong> pädagogisch/organisatorische<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen im K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege-Alltag?<br />

- Welche Bedeutung hat die unterschiedliche Gruppenzusammensetzung für die<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>?<br />

- Gibt es K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die immer wie<strong>der</strong> Unterstützung bei <strong>der</strong> Integration <strong>in</strong> die Gruppe<br />

brauchen?<br />

- Welche Hilfestellungen biete ich an?<br />

- Wäre e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Aufteilung <strong>der</strong> Betreuungszeiten/Buchungszeiten för<strong>der</strong>lich für<br />

das Zugehörigkeitsgefühl?<br />

Ziel: <strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen sollen sich <strong>in</strong> die Position/Rolle e<strong>in</strong>es flexibel betreuten K<strong>in</strong>des<br />

e<strong>in</strong>fühlen. Des Weiteren sollen <strong>der</strong> Arbeitsalltag <strong>und</strong> die pädagogischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

an die Tagespflegeperson <strong>in</strong> <strong>der</strong> flexiblen Betreuungsform reflektiert werden.<br />

Material: Beispiel e<strong>in</strong>es ausgefüllten Wochenplans; Arbeitsblatt „Zusammensetzung <strong>der</strong><br />

<strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> im Wochenverlauf“ zum Austeilen <strong>und</strong> Ausfüllen<br />

Arbeitsform: <strong>Die</strong> Übung kann als kle<strong>in</strong>ere o<strong>der</strong> größere Gruppenarbeit durchgeführt<br />

werden.<br />

Zeit: 60 M<strong>in</strong>uten<br />

Übung: För<strong>der</strong>liche Bed<strong>in</strong>gungen für die <strong>Peer</strong>gruppen-Aktionen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege<br />

Es gibt e<strong>in</strong>e Reihe von Bed<strong>in</strong>gungen, die die <strong>Peer</strong>gruppen-Aktionen im<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>dalter <strong>und</strong> die Gruppenzugehörigkeit unterstützen, unabhängig davon, ob die<br />

Gruppe sich nur aus Jungen, nur aus Mädchen o<strong>der</strong> aus Jungen <strong>und</strong> Mädchen zusammensetzt.<br />

<strong>Die</strong> Kursteilnehmer/<strong>in</strong>nen stellen <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen mithilfe von Gegenständen<br />

o<strong>der</strong> Materialien e<strong>in</strong>e Tagespflegestelle nach o<strong>der</strong> fügen e<strong>in</strong>e Darstellung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er<br />

Collage zusammen, falls die Gegebenheiten e<strong>in</strong>e großzügigere Nachstellung nicht ermöglichen.<br />

Dabei sollen sie darauf achten, die Pflegestelle so zu gestalten, dass sie<br />

den Anfor<strong>der</strong>ungen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter drei Jahren gerecht wird <strong>und</strong> dabei <strong>Peer</strong>-<br />

Aktionen <strong>und</strong> <strong>Interaktionen</strong> beson<strong>der</strong>s för<strong>der</strong>t.<br />

44


Ziel: <strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen sollen ihre Sicht auf ihre eigene Tagespflegestelle reflektieren<br />

<strong>und</strong> Anregungen für Verän<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Umgestaltungen bekommen.<br />

Arbeitsform: Gruppenarbeit, Präsentation <strong>und</strong> Austausch im Plenum<br />

Material: Vielfältiges <strong>und</strong> anregendes Material wie Decken, Stühle, Spielsachen, Papier,<br />

alte Zeitschriften <strong>und</strong> Prospekte u.ä. <strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen sollten alle Gegenstä n-<br />

de nutzen können, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung f<strong>in</strong>den.<br />

Informationen bietet das Arbeitsblatt „För<strong>der</strong>liche Bed<strong>in</strong>gungen für <strong>Peer</strong>-<br />

Gruppen-Aktionen“ im Anhang. Eigene Ideen, Anregungen usw., die sich aus<br />

<strong>der</strong> Übung ergeben haben, können notiert werden.<br />

Zeit: 75 M<strong>in</strong>uten<br />

Übung: Abschied von den Fre<strong>und</strong>en<br />

Wenn e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die Tagespflegestelle verlässt, weil es beispielsweise <strong>in</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

kommt o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Stadt zieht, so gehen damit tiefgreifende Verän<strong>der</strong>ungen<br />

e<strong>in</strong>her. Für die K<strong>in</strong><strong>der</strong> ist dabei beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> Abschied von ihrem Fre<strong>und</strong> o<strong>der</strong><br />

ihrer Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> <strong>und</strong> von <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> als Ganzes e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>schneidendes Ereignis. Um<br />

e<strong>in</strong>en gel<strong>in</strong>genden Übergangsprozess zu gewährleisten, ist gr<strong>und</strong>sätzlich e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Gestaltung durch die Tagespflegeperson, die Eltern <strong>und</strong> das K<strong>in</strong>d wichtig. <strong>Die</strong><br />

Tagespflegeperson sollte dabei die Regie übernehmen <strong>und</strong> Orientierung <strong>und</strong> Hilfestellung<br />

geben. Damit Eltern genügend Zeit für den Abschied e<strong>in</strong>planen <strong>und</strong> ihrem K<strong>in</strong>d die<br />

Möglichkeit geben, sich langsam aus <strong>der</strong> Fre<strong>und</strong>schaft zu verabschieden, müssen sie um die<br />

Bedeutung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>fre<strong>und</strong>schaft wissen.<br />

In e<strong>in</strong>er Gruppe von ca. 4 Teilnehmer/<strong>in</strong>nen wird e<strong>in</strong> Elternbrief erarbeitet <strong>und</strong> notiert. <strong>Die</strong>ser<br />

Elternbrief soll über wichtige Aspekte von K<strong>in</strong><strong>der</strong>fre<strong>und</strong>schaften bzw. positiven <strong>Peer</strong>-<br />

<strong>Interaktionen</strong> <strong>in</strong>formieren <strong>und</strong> Anregungen für e<strong>in</strong> sanftes Abschiednehmen geben. <strong>Die</strong>ser<br />

Brief kann dann im Praxisalltag immer wie<strong>der</strong> auch <strong>in</strong>dividuell verän<strong>der</strong>t werden <strong>und</strong> den<br />

Eltern ausgehändigt werden.<br />

Der Elternbrief könnte beispielsweise folgen<strong>der</strong>maßen beg<strong>in</strong>nen:<br />

Liebe Eltern,<br />

Nun wird Ihr K<strong>in</strong>d/Name des K<strong>in</strong>des demnächst die Tagespflegestelle verlassen<br />

<strong>und</strong> die geme<strong>in</strong>same Zeit geht zu Ende. Damit verlässt Name des K<strong>in</strong>des<br />

auch se<strong>in</strong>e/ihre Fre<strong>und</strong>e/<strong>in</strong>nen, die er/sie hier gef<strong>und</strong>en hat. <strong>Die</strong>se Fre<strong>und</strong>e/<strong>in</strong>nen<br />

waren wichtig, ….<br />

Im Plenum werden die Elternbriefe vorgelesen. So hat jede/r Teilnehmer/<strong>in</strong> die Möglichkeit,<br />

noch Anregungen für „se<strong>in</strong>en“ Elternbrief aufzunehmen.<br />

<strong>Die</strong> Übung wird erweitert, <strong>in</strong>dem sich darüber ausgetauscht wird, wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle<br />

die Abschiede <strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong><strong>der</strong> gestaltet werden <strong>und</strong> von welchen Ritualen<br />

<strong>der</strong> Abschied begleitet wird.<br />

45


Rituale verdeutlichen den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, dass nun e<strong>in</strong> neuer Lebensabschnitt für das K<strong>in</strong>d<br />

beg<strong>in</strong>nt. So kann e<strong>in</strong> Abschiedsfest e<strong>in</strong>e Art Übergangsritual se<strong>in</strong>. Das K<strong>in</strong>d wird mit<br />

e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Feier verabschiedet, an <strong>der</strong> alle Tagesk<strong>in</strong><strong>der</strong>, die Tagespflegeperson <strong>und</strong><br />

auch die Eltern des K<strong>in</strong>des dabei s<strong>in</strong>d. <strong>Die</strong> Tagespflegeperson hat z.B. geme<strong>in</strong>sam mit<br />

den an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Geschenk zur Er<strong>in</strong>nerung gebastelt <strong>und</strong> alle haben<br />

zusammen e<strong>in</strong>en Kuchen gebacken Das K<strong>in</strong>d sollte erleben, dass e<strong>in</strong> Abschied nicht<br />

nur traurig se<strong>in</strong> muss, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong> ist, sich über e<strong>in</strong>en neuen Lebensabschnitt<br />

zu freuen.<br />

Arbeitsform: Kle<strong>in</strong>gruppe <strong>und</strong> Plenum<br />

Material: Arbeitsblatt „Elternbrief“ im Anhang<br />

Zeit: 60 M<strong>in</strong>uten<br />

Auswertung <strong>und</strong> Praxistransfer<br />

Fortbildung soll nicht nur Erkenntnisse, Wissen <strong>und</strong> neue Handlungsmöglichkeiten vermitteln,<br />

son<strong>der</strong>n gleichzeitig auch Fragen aufwerfen <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Überdenken <strong>der</strong> eigenen<br />

Arbeit <strong>und</strong> des eigenen Verhaltens anregen. Darum sollte den Teilnehmer/<strong>in</strong>nen am<br />

Ende <strong>der</strong> Fortbildung Gelegenheit gegeben werden, ihre Erkenntnisse, Fragen <strong>und</strong> Erfahrungen<br />

zu formulieren.<br />

Übung: Auswertung <strong>und</strong> Praxistransfer<br />

<strong>Die</strong> Teilnehmer/<strong>in</strong>nen machen reihum zu je<strong>der</strong> Frage e<strong>in</strong>e Aussage. So bekommen<br />

alle e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>druck davon, wie die Erfahrungen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ertrag <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>samen<br />

Arbeit waren.<br />

Mögliche Fragestellungen:<br />

„Was hat mich während <strong>der</strong> Fortbildung am meisten beschäftigt?“<br />

„Was möchte ich <strong>in</strong> <strong>der</strong> nächsten Zeit än<strong>der</strong>n?“<br />

„Was ist me<strong>in</strong> größter Gew<strong>in</strong>n aus <strong>der</strong> Fortbildung?“<br />

Ziel: Sich die neuen E<strong>in</strong>drücke <strong>und</strong> Impulse aus <strong>der</strong> Fortbildung bewusst machen.<br />

Arbeitsform: Plenum<br />

Zeit: 30 M<strong>in</strong>uten<br />

46


Anhang<br />

Arbeitsblatt 1<br />

„Meilenste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> sozio-emotionalen Entwicklung“<br />

Arbeitsblatt 2<br />

„Me<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>“<br />

Arbeitsblatt 3<br />

„Parallelspiel“<br />

Arbeitsblatt 4<br />

„<strong>Die</strong> sozialen Fähigkeiten beim kooperativen Spiel“<br />

Arbeitsblatt 5<br />

„Praxisbeispiele: Konflikte zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle“<br />

Arbeitsblatt 6<br />

„För<strong>der</strong>liche Bed<strong>in</strong>gungen für <strong>Peer</strong>-Gruppen-Aktionen“<br />

Arbeitsblatt 7<br />

„Meilenste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Geschlechtsidentität“<br />

Arbeitsblatt 8<br />

„Der Blick zurück... das Mädchen, das ich e<strong>in</strong>mal war bzw. <strong>der</strong> Junge, <strong>der</strong> ich e<strong>in</strong>mal<br />

war“<br />

Arbeitsblatt 9<br />

„Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> im Wochenverlauf – an e<strong>in</strong>em Beispiel“<br />

Arbeitsblatt 10<br />

„Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> im Wochenverlauf – Blanko“<br />

Arbeitsblatt 11<br />

„Abschied von den Fre<strong>und</strong>en – <strong>der</strong> Elternbrief“<br />

47


Meilenste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> sozio-emotionalen Entwicklung<br />

Bereits Neugeborene verfügen über e<strong>in</strong> emotionales Erleben von Unbehagen <strong>und</strong> Z u-<br />

friedenheit.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Im Alter von drei Monaten können Säugl<strong>in</strong>ge Freude, Ärger, Traurigkeit, Angst, Übe r-<br />

raschung <strong>und</strong> Interesse, die sogenannten primären Emotionen, empf<strong>in</strong>den.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

--------------------------------------------------------------------------------- -------------------------------<br />

Zur gleichen Zeit ist auch das erste soziale Lächeln bei Säugl<strong>in</strong>gen zu beobachten.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

<strong>Die</strong> ersten sensomotorischen Spiele mit dem eigenen Körper können bereits im Alter<br />

von drei Monaten beobachtet werden.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Etwa mit acht Monaten beg<strong>in</strong>nen K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu „fremdeln“.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Ab dem sechsten Lebensmonat bis <strong>in</strong>s dritte Lebensjahr entwickeln alle K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

B<strong>in</strong>dung an mehrere Bezugspersonen. (B<strong>in</strong>dungshierarchien)<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

-------------------------------------------------------------------- --------------------------------------------<br />

Explorationsspiele mit Gegenständen treten ab dem sechsten Lebensmonat auf.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Bereits im ersten Lebensjahr lächeln Säugl<strong>in</strong>ge an<strong>der</strong>e Säugl<strong>in</strong>ge an, äußern Ihnen<br />

gegenüber Laute, versuchen sich anzunähern <strong>und</strong> den an<strong>der</strong>en zu berühren.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Mit etwa neun Monaten beg<strong>in</strong>nen K<strong>in</strong><strong>der</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> Spielobjekte auszutauschen,<br />

ahmen sich genseitig nach <strong>und</strong> spielen erste, e<strong>in</strong>fache geme<strong>in</strong>same Spiele.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

48


Am Anfang des zweiten Lebensjahres beg<strong>in</strong>nen K<strong>in</strong><strong>der</strong> symbolisch zu spielen <strong>und</strong><br />

steigen damit <strong>in</strong> die Welt <strong>der</strong> Fantasie e<strong>in</strong> (Assoziationsspiele).<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Ihre Spiele mit Gleichaltrigen werden deutlich häufiger <strong>und</strong> kom plexer. Erste geme<strong>in</strong>same<br />

Symbolspiele treten e<strong>in</strong>.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

---------------------------------------------------------------------------------------------- ------------------<br />

Außerdem zeigen K<strong>in</strong><strong>der</strong> im zweiten Lebensjahr bereits deutliche Vorlieben für e<strong>in</strong><br />

o<strong>der</strong> zwei an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die ihnen vertraut s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> treten mit diesen verstärkt <strong>in</strong> e i-<br />

nen sozialen Austausch.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Etwa mit 18 Monaten entwickeln K<strong>in</strong><strong>der</strong> die Fähigkeit, Mitleid für an<strong>der</strong>e zu em pf<strong>in</strong>den<br />

<strong>und</strong> ihnen Trost zu spenden. (Empathie)<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

------------------------------------------------------------------------------------------------- ---------------<br />

Ab dem Ende des zweiten Lebensjahres bilden sich komplexere Emotionen wie Stolz,<br />

Scham, Schuld, Neid <strong>und</strong> Verlegenheit, die sogenannten sek<strong>und</strong>ären Emotionen, heraus.<br />

--------------------------------------------------------------------------- -------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Fortgeschrittenes Symbolspiel <strong>in</strong> Form von e<strong>in</strong>fachem Rollenspiel tritt bei unter Dre i-<br />

jährigen, wenn auch noch selten, auf.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Mit Regelspielen s<strong>in</strong>d Dreijährige meist noch überfor<strong>der</strong>t.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------- -----------<br />

Quelle: Völkel/Viernickel 2009, S.58<br />

49


Me<strong>in</strong>e <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong><br />

50


Das Parallelspiel<br />

<strong>Die</strong> Orientierungsstufen des K<strong>in</strong>des können so aussehen:<br />

Das K<strong>in</strong>d schaut während <strong>der</strong> eigenen Tätigkeit gelegentlich auf,<br />

es beobachtet direkt die Aktivität <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en,<br />

es zeigt Anteilnahme am Geschehen,<br />

es wird angesteckt von <strong>der</strong> allgeme<strong>in</strong>en Atmosphäre,<br />

es übernimmt das bei an<strong>der</strong>en Gesehene <strong>in</strong>s eigene Spiel,<br />

es knüpft erste vorsichtige, direkte Kontakte.<br />

Das Parallelspiel ermöglicht dem K<strong>in</strong>d,<br />

an<strong>der</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verhalten kennen zu lernen,<br />

Spielverläufe zu verfolgen <strong>und</strong> zu verstehen,<br />

passiv an Handlungen aus sicherer Distanz teilzunehmen, um damit vertraut zu<br />

werden,<br />

Bewegungen <strong>und</strong> Aktivitäten zu imitieren <strong>und</strong> sie dadurch nachzuempf<strong>in</strong>den,<br />

sich Informationen über Abläufe, K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>und</strong> Objekte anzueignen <strong>und</strong> Anregungen<br />

für das eigene Spiel zu bekommen,<br />

selbstbestimmt über Stufen <strong>der</strong> Annäherung bzw. Interaktion zu entscheiden.<br />

Quelle: K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten heute Spezial 2006, S. 25<br />

51


<strong>Die</strong> sozialen Fähigkeiten beim kooperativen Spiel<br />

52


Praxisbeispiele: Konflikte zwischen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tagespflegestelle<br />

Beispiel:<br />

<strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> lösen e<strong>in</strong>en Konflikt alle<strong>in</strong><br />

Zwei K<strong>in</strong><strong>der</strong> haben e<strong>in</strong>en Konflikt um e<strong>in</strong><br />

bestimmtes Spielzeug alle<strong>in</strong>e gelöst. <strong>Die</strong><br />

Tagespflegeperson geht darauf e<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

bestärkt die K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrem Verhalten<br />

<strong>und</strong> sie verbalisiert die Lösung: „Aisha<br />

<strong>und</strong> Manuel, ich habe euch gerade zugeschaut.<br />

Erst habt ihr euch noch gestritten,<br />

je<strong>der</strong> von euch wollte den Puppenwagen<br />

haben. Vor lauter Wut <strong>und</strong> Ärger habt ihr<br />

sogar beide angefangen zu we<strong>in</strong>en. Aber<br />

dann habt ihr euch wie<strong>der</strong> beruhigt. Manuel<br />

ist zu den Autos gegangen <strong>und</strong> Aisha<br />

hat erst e<strong>in</strong>mal den Bären <strong>in</strong> den Arm<br />

genommen <strong>und</strong> lange aus dem Fenster<br />

geschaut. Und jetzt spielt ihr wie<strong>der</strong> mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.“<br />

Mit diesem Verbalisieren trägt die Tagespflegeperson<br />

dazu bei, dass die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

ihre Konfliktlösung nicht als Zufallsprodukt<br />

betrachten. Außerdem wird mit dieser<br />

Vorgehensweise das Selbstvertrauen<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> gestärkt, Fre<strong>und</strong>schaften <strong>und</strong><br />

Beziehungen zwischen den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n geför<strong>der</strong>t<br />

<strong>und</strong> es kann erreicht werden, dass<br />

die K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> Selbstbild als sozial kompetente<br />

Personen entwickeln.<br />

Beispiel:<br />

Das E<strong>in</strong>greifen <strong>der</strong> Tagespflegeperson<br />

wird erfor<strong>der</strong>lich<br />

Lilly <strong>und</strong> Marie, 2,4 <strong>und</strong> 2,7 Jahre alt, s<strong>in</strong>d<br />

schon seit knapp 1 ½ Jahren bei <strong>der</strong> Tagespflegeperson.<br />

Sie s<strong>in</strong>d eng mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

vertraut <strong>und</strong> spielen häufig mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

<strong>Die</strong> beiden Mädchen können bereits kle<strong>in</strong>ere<br />

Konflikte selbstständig lösen <strong>und</strong> haben<br />

schon e<strong>in</strong>ige Regeln, die für ihre Interaktion<br />

gelten, aufgestellt. So lassen sie nun<br />

nach mehreren lauten <strong>und</strong> tränenreichen<br />

Konflikten das jeweilige Kuscheltier o<strong>der</strong><br />

Spielzeug <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> Ruhe <strong>und</strong> genießen<br />

sichtlich ihre geme<strong>in</strong>same Nähe. Heute<br />

geraten sie jedoch <strong>in</strong> Streit, weil sie beide<br />

gleichzeitig zuerst auf das neu angeschaffte<br />

Trampol<strong>in</strong> wollen. Zunächst bleibt<br />

<strong>der</strong> Konflikt auf e<strong>in</strong>er verbalen Ebene, aber<br />

dann greift Lilly zu e<strong>in</strong>er drastischen Lösung<br />

<strong>und</strong> beißt Marie <strong>in</strong> den Arm. Jetzt ist<br />

das schnelle E<strong>in</strong>greifen <strong>der</strong> Tagespflegeperson<br />

erfor<strong>der</strong>lich. Sie trennt die beiden<br />

<strong>und</strong> tröstet Marie. Danach spricht sie <strong>in</strong><br />

Ruhe den Konflikt mit den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n durch.<br />

Dabei verbalisiert sie die Emotionen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>: „Ihr wolltet beide unbed<strong>in</strong>gt zuerst<br />

auf das Trampol<strong>in</strong> <strong>und</strong> dann wurdet ihr<br />

richtig wütend aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, stimmt das?“<br />

Lilly nickt. „Und dann hast du (Lilly) gar<br />

nicht mehr gewusst, was du machen solltest<br />

<strong>und</strong> hast Marie <strong>in</strong> den Arm gebissen.“<br />

Lilly nickt <strong>und</strong> die Tränen stehen ihr <strong>in</strong> den<br />

Augen. „Du weißt aber, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> nicht beißen dürfen? Schau, Marie<br />

we<strong>in</strong>t immer noch, weil es ihr so weh getan<br />

hat.“<br />

Möglicherweise werden <strong>in</strong> diesem kle<strong>in</strong>en<br />

Gespräch neue Regeln aufgestellt (z.B.,<br />

dass höchstens e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong>e auf das<br />

Trampol<strong>in</strong> darf <strong>und</strong> die K<strong>in</strong><strong>der</strong> sich anstellen<br />

müssen) o<strong>der</strong> bereits bestehende Regeln<br />

(ke<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d darf e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es beißen/schlagen)<br />

noch e<strong>in</strong>mal durchgesprochen.<br />

Quelle: nach Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium (Hrsg.) 2010, S. 32<br />

53


För<strong>der</strong>liche Bed<strong>in</strong>gungen für <strong>Peer</strong>-Gruppen-Aktionen<br />

Quelle: vgl. Wüstenberg o.J., S. 9<br />

54


Meilenste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Geschlechtsidentität<br />

Mit sechs Monaten können Babys die Stimmen weiblicher <strong>und</strong> männlicher Erwachs e-<br />

ner ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>halten.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Mit neun Monaten unterscheiden die K<strong>in</strong><strong>der</strong> männliche <strong>und</strong> weibliche Gesichter.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Im ersten Lebensjahr gelangen K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu <strong>der</strong> Erkenntnis, dass es zwei Geschlechter<br />

gibt.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

---------------------------------------------------------------------------------- ------------------------------<br />

Am Ende des zweiten Lebensjahres können K<strong>in</strong><strong>der</strong> die beiden Geschlechter klar v o-<br />

ne<strong>in</strong>an<strong>der</strong> unterscheiden.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Im dritten Lebensjahr schreiben sie sich selbst bestimmte Merkmale <strong>und</strong> Eigenscha f-<br />

ten zu (z.B. Junge, Mädchen).<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Erst im vierten Lebensjahr entwickeln K<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> Verständnis <strong>der</strong> Geschlec htskonstanz<br />

<strong>und</strong> wissen, dass sie ihr Geschlecht nicht durch die Verän<strong>der</strong>ung ihrer äußeren<br />

Ersche<strong>in</strong>ung o<strong>der</strong> durch geschlechtsuntypisches Verhalten verän<strong>der</strong>n können.<br />

-------------------------------------------------------------------------------------------- --------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Ab dem Alter von etwa drei Jahren gew<strong>in</strong>nen geschlechtshomogene Gruppen für Ki n-<br />

<strong>der</strong> immer mehr an Bedeutung.<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

----------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />

Quelle: vgl. Völkel, Viernickel 2009, S. 71, S. 77<br />

55


„Der Blick zurück... das Mädchen, das ich e<strong>in</strong>mal war bzw.<br />

<strong>der</strong> Junge, <strong>der</strong> ich e<strong>in</strong>mal war“<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Wie war ich als kle<strong>in</strong>es Mädchen bzw. als kle<strong>in</strong>er Junge?<br />

War ich e<strong>in</strong> „typisches“ Mädchen? ... e<strong>in</strong> „untypisches“ Mädchen?<br />

War ich e<strong>in</strong> „typischer“ Junge? ... e<strong>in</strong> „untypischer“ Junge?<br />

Wie war me<strong>in</strong> Verhältnis zu Jungen / zu Mädchen?<br />

Wer hat mich wie zum Mädchen / Jungen gemacht?<br />

Womit habe ich gespielt?<br />

Wann ist mir <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dheit zum ersten Mal bewusst geworden, dass ich e<strong>in</strong><br />

Mädchen / Junge b<strong>in</strong>?<br />

Welche beson<strong>der</strong>en Eigenschaften hatte ich damals, wie hat me<strong>in</strong>e Umgebung<br />

darauf reagiert?<br />

56


Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> im Wochenverlauf<br />

an e<strong>in</strong>em Beispiel<br />

Montag <strong>Die</strong>nstag Mittwoch Donnerstag Freitag Wochenende<br />

Morgen<br />

Max<br />

Tobi<br />

Max<br />

Tobi<br />

Lilli<br />

Max<br />

Tobi<br />

Lilli<br />

Max<br />

Tobi<br />

Lilli<br />

Max<br />

Tobi<br />

Vormittag<br />

Max<br />

Tobi<br />

Max<br />

Lilli<br />

Tobi<br />

Max<br />

Lilli<br />

Tobi<br />

Max<br />

Lilli<br />

Tobi<br />

Max<br />

Tobi<br />

Nachmittag<br />

Max<br />

Tom<br />

Max<br />

Lilli<br />

Tom<br />

Max<br />

Lilli<br />

Tom<br />

Max<br />

Lilli<br />

Tom<br />

Tobi<br />

Max<br />

Tom<br />

Abend<br />

Tom<br />

57


Zusammensetzung <strong>der</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong> im Wochenverlauf<br />

58


Abschied von den Fre<strong>und</strong>en – <strong>der</strong> Elternbrief<br />

Liebe Eltern,<br />

Nun wird Ihr K<strong>in</strong>d/Name des K<strong>in</strong>des demnächst die Tagespflegestelle verlassen<br />

<strong>und</strong> die geme<strong>in</strong>same Zeit geht zu Ende. Damit verlässt Name des K<strong>in</strong>des<br />

auch se<strong>in</strong>e/ihre Fre<strong>und</strong>e/<strong>in</strong>nen, die er/sie hier gef<strong>und</strong>en hat. <strong>Die</strong>se Fre<strong>und</strong>e/<strong>in</strong>nen<br />

waren wichtig, ….<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

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--------------------------------------------------------------------------------------<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

--------------------------------------------------------------------------------------<br />

59


Fachlicher Austausch:<br />

Dr. Evel<strong>in</strong>e Gerszonowicz, B<strong>und</strong>esverband für K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege e.V., Berl<strong>in</strong><br />

Literatur <strong>und</strong> Literaturempfehlungen<br />

Ahnert, Lieselotte (2007): Entwicklungspsychologische Aspekte <strong>der</strong> Erziehung, Bildung<br />

<strong>und</strong> Betreuung von Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Expertise für die Enquete-Kommission des<br />

Landtages Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen; Düsseldorf<br />

Ast<strong>in</strong>gton, Janet W. (2000): Wie K<strong>in</strong><strong>der</strong> das Denken entdecken; Basel<br />

Becker-Stoll, Fabienne/Berkic, Julia/Kalicki, Bernhard (Hrsg.) (2010): Bildungsqualität<br />

für K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Jahren; Berl<strong>in</strong><br />

Becker-Stoll, Fabienne/Nagel, Bernhard (Hrsg.) (2009): Bildung <strong>und</strong> Erziehung <strong>in</strong><br />

Deutschland. Pädagogik für K<strong>in</strong><strong>der</strong> von 0 bis 10 Jahren; Berl<strong>in</strong><br />

Becker-Stoll, Fabienne/Niesel, Renate/Wertfe<strong>in</strong>, Monika (2009): Handbuch K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

den ersten drei Lebensjahren. Theorie <strong>und</strong> Praxis für die Tagesbetreuung; Freiburg<br />

Bertelsmann Stiftung, Staats<strong>in</strong>stitut für Frühpädagogik (Hrsg.) (2008): Wach, neugierig,<br />

klug – Kompetente Erwachsene für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter 3. Filmszenen <strong>und</strong> Informationen<br />

zur Entwicklung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n – DVD <strong>und</strong> Textheft; Gütersloh<br />

Brandes, Holger (2008): Selbstbildung <strong>in</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>n; München, Basel<br />

Bostelmann, Anja (Hrsg.) (2011): Das Praxisbuch für Tagesmütter – Betreuen, för<strong>der</strong>n,<br />

Bilden; Berl<strong>in</strong><br />

Carpenter, Mal<strong>in</strong>da/Nagell, Trygve/Tomasello, Michael (1998): Social Cognition,<br />

Jo<strong>in</strong>t Attention, and Communicative Competence from 9 to 15 Months of Age; USA-<br />

Chicago<br />

Deutscher Familienverband (Hrsg.) (1999): Handbuch Elternbildung. Band 2: Wissenswertes<br />

im zweiten bis vierten Lebensjahr des K<strong>in</strong>des; Opladen<br />

Deutsches Jugend<strong>in</strong>stitut (Hrsg.) (2011): K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren<br />

Gr<strong>und</strong>lagen für die kompetenzorientierte Weiterbildung; München<br />

Eggers, Christian (Hrsg.) (1984): B<strong>in</strong>dungen <strong>und</strong> Besitzdenken beim Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d; München<br />

Flämig, Katja/Musketa, Benjam<strong>in</strong>/Leu, Hans Rudolf (2009): Bildungs- <strong>und</strong> Lerngeschichten<br />

- Entwicklungstheoretische H<strong>in</strong>tergründe; Weimar, Berl<strong>in</strong><br />

Freyhoff, Anja /Uhlmann, Thomas (2010): Wie Babys sich entwickeln. Für Eltern mit<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n von null bis zwei; im Auftrag <strong>der</strong> Junker-Kempchen-Stiftung für kompetente<br />

Elternschaft <strong>und</strong> Mediation; (DVD mit 6 Kurzfilmen); Arbeitskreis Neue Erziehung e.V.<br />

(ANE); Bestellung unter: http://www.ane.de/bestellservice/ane-elternfilme-dvd-neu.html<br />

http://www.a4k.de/elternfilme/ - Elternportal des Arbeitskreises (hier kann die DVD e<strong>in</strong>gesehen<br />

werden, bd. Zugriff 16.06.2011)<br />

60


Fried, Lilian/Roux, Susanna (Hrsg.) (2006): Pädagogik <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit. We<strong>in</strong>heim,<br />

Basel<br />

Friedrich, Gerhard/Friedrich, Renate/de Galgóczy, Viola (2008): Mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Gefühle<br />

entdecken. E<strong>in</strong> Vorlese-, Spiel- <strong>und</strong> Mits<strong>in</strong>gbuch. Mit Audio-CD; We<strong>in</strong>heim, Basel<br />

Gebauer, Karl (2011): Gefühle erkennen, sich <strong>in</strong> an<strong>der</strong>e e<strong>in</strong>fühlen; We<strong>in</strong>heim, Basel<br />

Grossmann, Kar<strong>in</strong> (1999): Merkmale e<strong>in</strong>er guten Gruppenbetreuung für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter<br />

drei Jahren im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dungstheorie <strong>und</strong> ihre Anwendung auf berufsbegleitende<br />

Supervision. In: Deutscher Familienverband (Hrsg.), Handbuch Elternbildung. Bd. 2,<br />

S.165-184<br />

Handbuch K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege www.handbuch-k<strong>in</strong><strong>der</strong>tagespflege.de<br />

Haug-Schnabel, Gabriele/Bensel, Joachim (2010), „Alles me<strong>in</strong>s!“ – Ich-Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Haben-Wollen. In: K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten heute kompakt: K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter 3 – ihre Entwicklung<br />

verstehen <strong>und</strong> begleiten, S. 39-41; Freiburg 2010<br />

Haug-Schnabel, Gabriele/Bensel, Joachim/Stetten, Sonja von/Weber, Sarah/Schnabel,<br />

Nikolas (2008): Flexible Betreuung von Unterdreijährigen im Kontext<br />

von Geborgenheit, Kont<strong>in</strong>uität <strong>und</strong> Zugehörigkeit; Wissenschaftliche Recherche <strong>und</strong><br />

Analyse im Auftrag des Landschaftsverbands Rhe<strong>in</strong>land, Dezernat 4 – Schulen, Jugend;<br />

Köln<br />

http://www.lvr.de/media/wwwlvrde/jugend/service/dokumentationen/dokumente_95/k<strong>in</strong>d<br />

er_<strong>und</strong>_familie/20080508/flexible_betreuung_u3.pdf (Zugriff 13.5.2011)<br />

Hessisches Sozialm<strong>in</strong>isterium (Hrsg.) (2010): K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten drei Lebensjahren:<br />

Was können sie, was brauchen sie? E<strong>in</strong>e Handreichung zum Hessischen Bildungs<strong>und</strong><br />

Erziehungsplan für K<strong>in</strong><strong>der</strong> von 0-10 Jahren; Wiesbaden<br />

Holodynski, Manfred/Oerter, Rolf (2008): Tätigkeitsregulation <strong>und</strong> die Entwicklung<br />

von Emotion, Motivation, Volition. In: Oerter, Rolf/Montada, Leo: Entwicklungspsychologie;<br />

We<strong>in</strong>heim<br />

Holthaus, Hellmut (1988): <strong>Die</strong> schönsten Geschichten von Hellmut Holthaus; Frankfurt<br />

Kasten, Hartmut (2008): Soziale Kompetenzen. Entwicklungspsychologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

<strong>und</strong> frühpädagogische Konsequenzen; Troisdorf<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten heute Spezial (2006): K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter 3 - Bildung, Erziehung <strong>und</strong> Betreuung<br />

von Kle<strong>in</strong>stk<strong>in</strong><strong>der</strong>n; Freiburg<br />

Kobelt-Neuhaus, Daniele (2008): Von <strong>und</strong> mit Gleichaltrigen lernen, S. 6. In: Bertelsmann<br />

Stiftung, Staats<strong>in</strong>stitut für Frühpädagogik (Hrsg.) (2008): Wach, neugierig, klug –<br />

Kompetente Erwachsene für K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter 3. Filmszenen <strong>und</strong> Informationen zur Entwicklung<br />

von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n – DVD <strong>und</strong> Textheft; Gütersloh<br />

Kobelt-Neuhaus, Daniele (2005): Von gleichaltrigen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n lernt sich‘s leichter. Über<br />

die Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>s für die Entwicklung. In: TPS - Theorie <strong>und</strong> Praxis <strong>der</strong> Sozialpädagogik<br />

6, S. 12-15; Seelze<br />

Kasüschke, Dagmar (2010): Krippenk<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> Interaktion mit an<strong>der</strong>en K<strong>in</strong><strong>der</strong>n – Lernen<br />

<strong>und</strong> Spielen <strong>in</strong> altersgemischten Gruppen. In: Weegmann, Walt-<br />

61


aud/Kammerlan<strong>der</strong>, Carola (Hrsg.) (2010): <strong>Die</strong> Jüngsten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kita. Handbuch <strong>der</strong><br />

Krippenpädagogik, S. 211; Stuttgart<br />

Landschaftsverband Rhe<strong>in</strong>land (LVR) Dezernat Schulen <strong>und</strong> Jugend, Landesjugendamt,<br />

Fachbereich Familie (Hrsg.) (2008): Flexible Betreuung von Unterdreijährigen<br />

im Kontext von Geborgenheit, Kont<strong>in</strong>uität <strong>und</strong> Zugehörigkeit; Köln<br />

Leu, Hans Rudolf/von Behr, Anna (Hrsg.) (2010): Forschung <strong>und</strong> Praxis <strong>der</strong> Frühpädagogik<br />

– Profiwissen für die Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n von 0-3 Jahren; München<br />

M<strong>und</strong>zeck, Heike/Braack, Holger (2011): Krippenk<strong>in</strong><strong>der</strong> – Familie <strong>und</strong> Tagesbetreuung<br />

<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samer Verantwortung. Informations-/Lehrfilm DVD; Deutsche Liga für das<br />

K<strong>in</strong>d/K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenträger FRÖBEL e.V., Hamburg<br />

Bestellung unter: http://liga-k<strong>in</strong>d.de/algeme<strong>in</strong>/bestellungen.php (Zugriff 16.6.2011)<br />

Mietzel, Gerd (1994): Wege <strong>in</strong> die Entwicklungspsychologie, K<strong>in</strong>dheit <strong>und</strong> Jugend;<br />

We<strong>in</strong>heim<br />

Oerter, Rolf/Montada, Leo (2008): Entwicklungspsychologie; 6. Aufl., We<strong>in</strong>heim<br />

Rauh, Hellgard (1985): Soziale Interaktion <strong>und</strong> Gruppenstruktur bei Krabbelk<strong>in</strong><strong>der</strong>n. In:<br />

Eggers, Christian (Hrsg.): B<strong>in</strong>dungen <strong>und</strong> Besitzdenken beim Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong>d, S. 204 - 232;<br />

München<br />

Rauh, Hellgard (2010): Entwicklungspsychologische Gr<strong>und</strong>lagen II. Das Kle<strong>in</strong>stk<strong>in</strong>d.<br />

In: Weegmann, Waltraud/Kammerlan<strong>der</strong>, Carola (Hrsg.) (2010), S. 92 - 99; Stuttgart<br />

Rohrmann, Tim (2010): <strong>Die</strong> Entdeckung des Geschlechts – Gen<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Frühpädagogik.<br />

In: Leu, Hans Rudolf/von Behr, Anna (Hrsg.) (2010): Forschung <strong>und</strong> Praxis <strong>der</strong><br />

Frühpädagogik – Profiwissen für die Arbeit mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n von 0-3 Jahren, S. 92 – 108;<br />

München<br />

Sachverständigenkommission Zwölfter K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendbericht (Hrsg.) (2005):<br />

Materialien zum Zwölften K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendbericht Band 1. Bildung, Betreuung <strong>und</strong><br />

Erziehung von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n unter sechs Jahren; München<br />

Schmidt-Denter, Ulrich (2005): Soziale Beziehungen im Lebenslauf, 4. Auflage; Basel<br />

Stangl, Werner (1998): Arbeitsaufgabe Lerntagebuch. Arbeitstechniken <strong>und</strong> Technik wissenschaftlichen<br />

Arbeitens,<br />

paedpsych.jk.uni-l<strong>in</strong>z.ac.at:4711/TWA/AufgabeTagebuch.html (letzter Zugriff<br />

27.06.2012).<br />

Strätz, Ra<strong>in</strong>er (1992): <strong>Die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartengruppe. Soziales Verhalten drei- bis fünfjähriger<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> In: Brandes, Holger (2008): Selbstbildung <strong>in</strong> <strong>K<strong>in</strong><strong>der</strong>gruppe</strong>n; München, Basel<br />

Völkel, Petra/Viernickel, Susanne (Hrsg.) (2009): Fühlen, bewegen, sprechen, lernen.<br />

Meilenste<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Entwicklung bei Kle<strong>in</strong>stk<strong>in</strong><strong>der</strong>n; Troisdorf<br />

Viernickel, Susanne (2010): Soziale Kontakte <strong>und</strong> Beziehungen zwischen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

Familienhandbuch L<strong>in</strong>k:<br />

https://www.familienhandbuch.de/k<strong>in</strong>dheitsforschung/fruhe-k<strong>in</strong>dheit/soziale-kontakte<strong>und</strong>-beziehungen-zwischen-kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

(Zugriff 13.5.2011)<br />

Viernickel, Susanne/Völkel, Petra (Hrsg.) (2009): Mit Riesenschritten <strong>in</strong> die Autonomie.<br />

Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong> auf dem Weg <strong>in</strong> die Selbständigkeit; Troisdorf<br />

62


Viernickel, Susanne (2006): Zur Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>kultur. In: Fried, Lilian/Roux, Susanna<br />

(Hrsg.): Handbuch Pädagogik <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit; We<strong>in</strong>heim, Basel<br />

Viernickel, Susanne (2002a): Soziale Kontakte <strong>und</strong> Beziehungen zwischen Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

http://www.familienhandbuch.de/cma<strong>in</strong>/f_Fachbeitrag/a_K<strong>in</strong>dheitsforschung/s_878.html<br />

(Zugriff 18.07.2011)<br />

Viernickel, Susanne (2002b): <strong>Die</strong> soziale K<strong>in</strong><strong>der</strong>welt <strong>der</strong> Zweijährigen. In Frühe K<strong>in</strong>dheit<br />

2/02 http://www.liga-k<strong>in</strong>d.de/fruehe/202_viernickel.php, (Zugriff 06.07.2011)<br />

Viernickel, Susanne (2000): Spiel, Streit, Geme<strong>in</strong>samkeit. E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die soziale K<strong>in</strong><strong>der</strong>welt<br />

<strong>der</strong> Zweijährigen; Landau. Aufgenommen <strong>in</strong>: Zur Bedeutung <strong>der</strong> <strong>Peer</strong>kultur. In:<br />

Fried, Lilian/Roux, Susanna (Hrsg.) (2006): Pädagogik <strong>der</strong> frühen K<strong>in</strong>dheit, S. 65 – 74;<br />

We<strong>in</strong>heim, Basel<br />

Weegmann, Waltraud/Kammerlan<strong>der</strong>, Carola (Hrsg.) (2010): <strong>Die</strong> Jüngsten <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kita. Handbuch <strong>der</strong> Krippenpädagogik; Stuttgart<br />

Wiesner, Re<strong>in</strong>hard (2006): SGB VIII K<strong>in</strong><strong>der</strong>- <strong>und</strong> Jugendhilfe Kommentar; München<br />

Wüstenberg, Wiebke (o.J.): Gleichaltrige im Krippenalter entwickeln Humor, eigene<br />

Themen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>schaften unter e<strong>in</strong>an<strong>der</strong>: Nützt das ihrer Entwicklung? In<br />

http://www.k<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenpaedagogik.de/1813.html (Zugriff 06.07.2011)<br />

Niesel, Renate/Wertfe<strong>in</strong>, Monika (2009): K<strong>in</strong><strong>der</strong> unter drei Jahren im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten:<br />

<strong>Die</strong> erweiterte Altersmischung als Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Qualitätsgew<strong>in</strong>n für alle. Handreichung<br />

des Bayerischen Staatm<strong>in</strong>isteriums für Arbeit, Sozialordnung, Familien <strong>und</strong><br />

Frauen.<br />

<strong>Die</strong> Handreichung steht als Download zur Verfügung o<strong>der</strong> kann als Druckfassung ebenfalls<br />

kostenlos bezogen werden: www.stmas.bayern.de/broschueren Dort ist die Broschüre<br />

unter <strong>der</strong> Rubrik "K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung" aufgelistet.<br />

<strong>Die</strong> Literaturliste kann durch weitere Literatur <strong>der</strong> Fortbildner/<strong>in</strong>nen ergänzt<br />

werden.<br />

63

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