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Lesekompetenz entwickeln – den Wortschatz erweitern ... - Hamburg

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01.09.2013<br />

1. Zum Verhältnis von <strong>Wortschatz</strong> und <strong>Lesekompetenz</strong><br />

<strong>Lesekompetenz</strong> <strong>entwickeln</strong><br />

<strong>–</strong> <strong>den</strong> <strong>Wortschatz</strong> <strong>erweitern</strong><br />

und vertiefen<br />

Direkte und indirekte Einflussfaktoren auf das Leseverstehen<br />

Hintergrundwissen<br />

Lesestrategien<br />

<strong>Wortschatz</strong><br />

Inferenzbildung<br />

Leseverstehen<br />

Vortrag auf der Fachtagung Deutsch<br />

<strong>Hamburg</strong>, 6.9.2013<br />

Leseflüssigkeit<br />

Direct and inferential Mediation Model (DIME-Model) nach Cromley und Azevedo<br />

(vgl. Lenhard 2013, S. 37)<br />

Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Zusammenhang zwischen <strong>Lesekompetenz</strong><br />

und <strong>Wortschatz</strong>kenntnissen<br />

• Der <strong>Wortschatz</strong> ist ein zentraler Einflussfaktor für das<br />

Textverstehen (vgl. Gold et al. 2010).<br />

2. Das dreifache <strong>Wortschatz</strong>defizit<br />

(vgl. Steinhoff 2011)<br />

1. Kompetenzdefizit<br />

2. Forschungsdefizit<br />

• Das Lesen von Texten stellt einen wichtigen<br />

Ausgangspunkt für die <strong>Wortschatz</strong>erweiterung im<br />

Schulalter dar (vgl. Kühn 2010).<br />

3. Förderdefizit<br />

Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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01.09.2013<br />

1. Kompetenzdefizit<br />

2. Forschungsdefizit<br />

Ergebnisse der DESI-Studie (2003/2004):<br />

38% der Schülerinnen und Schüler der neunten<br />

Jahrgangsstufe beherrschen noch nicht einmal<br />

<strong>den</strong> Basiswortschatz sicher (häufig gebrauchte<br />

Wörter wie z.B. Ofen, meinen).<br />

„[…] gegenwärtig ist weder bekannt, über welchen rezeptiven<br />

und produktiven <strong>Wortschatz</strong> in welchem Umfang und in welcher<br />

Tiefe Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufen in <strong>den</strong><br />

verschie<strong>den</strong>en Stadien ihrer lernaltersspezifischen Entwicklung<br />

und in verschie<strong>den</strong>en Leistungsgruppen tatsächlich verfügen,<br />

noch, über welchen <strong>Wortschatz</strong> sie in diesen Stadien und<br />

Leistungsgruppen, z.B. im Rahmen eines Mindeststandards,<br />

verfügen sollten […]“<br />

(Kilian/Isermann 2010, S. 24)<br />

Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Melanie Bangel<br />

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3. Förderdefizit<br />

3. Zur Struktur des mentalen Lexikons<br />

<strong>Wortschatz</strong>arbeit wird in <strong>den</strong> Bildungsstandards und<br />

Rahmenplänen nur recht unspezifisch und in geringem<br />

Umfang aufgeführt<br />

<strong>Wortschatz</strong>arbeit verläuft im Unterricht oft beiläufig und<br />

ohne didaktische Fundierung<br />

(kein „<strong>Wortschatz</strong>-Curriculum“)<br />

Ordnungskriterien, nach <strong>den</strong>en Wörter im mentalen<br />

Lexikon miteinander verknüpft sind (vgl. Aitchison 1994):<br />

A) semantisch<br />

Ober- und Unterbegriffe, Nebenordnungen, Kollokationen<br />

B) phonologisch<br />

An- und Endlaute, Silbenstruktur, Akzent<br />

C) morphologisch<br />

syntaktische Informationen, Wortfamilien, Affixe<br />

Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Melanie Bangel<br />

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5. Wörter lernen - Lernerperspektive<br />

Je mehr Verbindungen ein Wort zu anderen<br />

Wörtern aufweist und je stabiler diese<br />

Verbindungen sind, desto besser kann das<br />

entsprechende Wort bzw. die Wortbedeutung<br />

bei der Sprachrezeption und -produktion<br />

abgerufen wer<strong>den</strong>.<br />

Mitteilungswortschatz Verstehenswortschatz<br />

2. LJ ca. 50 Wörter ca. 200 Wörter<br />

6. LJ ca. 3000 - 5000 Wörter ca. 9000 - 14000 Wörter<br />

16. LJ ca. 6000 - 10000 Wörter ca. 50000 - 10000 Wörter<br />

Quellen: Rothweiler/Meibauer 1999, Steinhoff 2009, Kilian 2011<br />

Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Melanie Bangel<br />

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Wie lernen SuS neue Wörter beim Lesen?<br />

6. Wörter lernen <strong>–</strong> didaktische Perspektive<br />

Möglichkeiten der Worterschließung<br />

• Direkte Vermittlung<br />

a) Erklärung anderer<br />

b) Erklärung aus Wörterbüchern<br />

• Nutzung des Kontextes<br />

• Analyse der Wortbildungsstruktur<br />

→ z.B. sorglos = ohne Sorgen<br />

• der deutsche <strong>Wortschatz</strong> besteht zu einem Großteil aus gebildeten<br />

Wörtern<br />

• Sprachausbau erfolgt v.a. durch Wortbildungen<br />

(z.B. Pflichtgemüsetag, Abzählampel)<br />

• ab dem Ende der Primarstufe: schriftsprachlich geprägter,<br />

elaborierten <strong>Wortschatz</strong> mit vielen komplexen Wörtern<br />

• Morphemkonstanz als eines der auffälligsten Merkmale des<br />

deutschen Schriftsystems. Durch sie wird eine schnelle<br />

Bedeutungszuweisung beim Lesen unterstützt.<br />

Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Der Nordwind und die Sonne (Hörprobe)<br />

An einem kalten Herbstmorgen sahen der Nordwind und die Sonne einen<br />

Mann zu Pferde, der in einen warmen Mantel gehüllt war. „Der scheint sich<br />

in seinem schönen Gewand sehr wohl zu fühlen“, sagte der Nordwind,<br />

„aber ich könnte es ihm mit Leichtigkeit vom Leibe blasen.“<br />

Da antwortete die Sonne: „Das wird nicht so einfach sein. Lass uns<br />

herausfin<strong>den</strong>, wem es zuerst gelingt, ihm <strong>den</strong> Mantel auszuziehen. Du<br />

darfst anfangen.“<br />

Der Nordwind fing an, mit aller Kraft zu blasen. Aber so sehr der Nordwind<br />

sich auch bemühte, der Reiter hielt seinen Mantel nur umso fester.<br />

„Nun komme ich an die Reihe“, rief die Sonne. Und als die Sonne anfing, die<br />

Luft zu erwärmen, kamen die Bienen und Schmetterlinge hervor, und die<br />

Blumen öffneten ihre Blüten. Die Vögel ließen ihre Lieder ertönen. Dem<br />

Reiter aber in seinem schönen Mantel wurde es sehr heiß. Und als er einen<br />

Fluss erblickte, zog er sich aus und ging schwimmen. So gelang es der<br />

Sonne mit Wärme und Sanftmut, was der Nordwind mit aller Stärke und<br />

Raserei nicht erreicht hatte.<br />

Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Didaktischer Dreischritt (vgl. Feilke 2009):<br />

1. Isolieren und Semantisieren<br />

→unbekannte und wichtige Wörter unterstreichen,<br />

Bedeutungen erschließen und am Kontext überprüfen<br />

2. Variieren und Vernetzen<br />

→ Wörter auf unterschiedlichen Wegen repräsentieren,<br />

ordnen und variieren (Ordnungskriterien!)<br />

3. Kontextuieren und Reaktivieren<br />

→ Wortwissen auf andere Kontexte übertragen und in<br />

eigenen Produktionsaufgaben reaktivieren und verwen<strong>den</strong><br />

Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Fazit<br />

<strong>Wortschatz</strong>arbeit im Rahmen des Leseunterrichts:<br />

• didaktischen Dreischritt berücksichtigen:<br />

<strong>Wortschatz</strong>arbeit darf nicht beim 1. Schritt<br />

(Isolieren und Semantisieren) en<strong>den</strong><br />

• Ordnungskriterien im mentalen Lexikon nutzen:<br />

semantische Beziehungen zwischen Wörtern:<br />

Nebenordnungen, Ober- und Unterordnungen,<br />

Gebrauchszusammenhänge<br />

morphologische Strukturen : Aufbau von Wörtern,<br />

Kenntnis von Wortstämmen und Affixen<br />

Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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Literatur<br />

• Aitchison, J. (1994): Words in the Mind. An Introduction to the Mental Lexicon.<br />

Oxford: Blackwell. <strong>–</strong> Deutsche Übersetzung (1997): Wörter im Kopf. Eine<br />

Einführung in das mentale Lexikon. Tübingen: Niemeyer.<br />

• Artelt, C./McElvany, N./Christmann, U. et al. (2007): Förderung von<br />

<strong>Lesekompetenz</strong> <strong>–</strong> Expertise. Bonn/Berlin: BMBF.<br />

• Feilke, H. (2009): Wörter und Wendungen. Basisartikel. In: Praxis Deutsch 218.<br />

• Gold, A./Nix, D./Rieckmann, C./Rosebrock, C. (2010): Bedingungen des<br />

Textverstehens bei leseschwachen Zwölfjährigen mit und ohne<br />

Zuwanderungshintergrund. In: Didaktik Deutsch (28) 2010, S. 59-74.<br />

• Kilian, J./ Isermann, J. (2010): Sprachkompetenz im Bereich „<strong>Wortschatz</strong> und<br />

Semantik“. In: Muttersprache 1/2010, S. 23-39.<br />

• Kühn, P. (2010): Sprache untersuchen und erforschen. Grammatik und<br />

<strong>Wortschatz</strong>arbeit neu gedacht. Standards und Perspektiven für die Jahrgänge 3<br />

und 4. Berlin: Cornelsen.<br />

• Steinhoff, T. (2011): Lexikalisches Lernen. Der <strong>Wortschatz</strong> als Bindeglied des<br />

Deutschunterrichts. In: Die Grundschulzeitschrift, S.4-7.<br />

Melanie Bangel<br />

Melanie.Bangel@uni-hamburg.de<br />

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