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Computer-Simulationen struktureller und elastischer ... - KOPS

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Kerstin Franzrahe<br />

Theoretische Untersuchungen komplexer<br />

Modell−Kolloide: <strong>Computer</strong>−<strong>Simulationen</strong><br />

<strong>struktureller</strong> <strong>und</strong> <strong>elastischer</strong> Eigenschaften


Theoretische Untersuchungen komplexer<br />

Modell-Kolloide: <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong><br />

<strong>struktureller</strong> <strong>und</strong> <strong>elastischer</strong> Eigenschaften<br />

Dissertation<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Doktor der Naturwissenschaften (Dr. rer. nat.)<br />

an der Universität Konstanz,<br />

Mathematisch-Naturwissenschaftliche Sektion,<br />

Fachbereich Physik,<br />

vorgelegt von<br />

Kerstin Franzrahe<br />

Referenten:<br />

Prof. Dr. Peter Nielaba<br />

Prof. em. Dr. Wolfgang Dieterich<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 8. Dezember 2008


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Einleitung 1<br />

2. Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> 7<br />

2.1. Monte Carlo Algorithmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.2. Simulation in anderen thermodynamischen Ensemblen . . . . . . . . . . . 11<br />

2.3. Technische Details . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

3. Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung 15<br />

3.1. Fluide . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15<br />

3.2. Geordnete Strukturen in binären Mischungen . . . . . . . . . . . . . . . . 26<br />

3.2.1. Ergebnisse zur thermodynamischen Stabilität von Gitterstrukturen 28<br />

4. Kolloide in äußeren Lichtfeldern 37<br />

4.1. Monodisperse Systeme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37<br />

4.2. Binäre Mischungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39<br />

4.2.1. Laser Induziertes Entmischen <strong>und</strong> Frieren . . . . . . . . . . . . . . 41<br />

4.2.2. Laser Induziertes Schmelzen <strong>und</strong> Rissbildung . . . . . . . . . . . . 43<br />

4.2.3. Experimentelle Realisierungsmöglichkeiten . . . . . . . . . . . . . . 47<br />

5. Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern 51<br />

5.1. Details der <strong>Simulationen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51<br />

5.2. Die Modulierte Flüssigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52<br />

5.3. Die kontrollierte Entmischung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61<br />

5.4. Laser Induziertes Frieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72<br />

5.4.1. Ankopplung der kleinen Komponente an das äußere Feld . . . . . . 72<br />

5.4.2. Kommensurabilität <strong>und</strong> Inkommensurabilität des externen Feldes . 80<br />

5.4.3. Einfluß des Verhältnisses der Teilchendurchmesser . . . . . . . . . 85<br />

5.4.4. Einfluß der Konzentration der Mischung . . . . . . . . . . . . . . . 88<br />

i


Inhaltsverzeichnis<br />

5.4.5. Ankopplung beider Komponenten an das äußere Feld . . . . . . . . 92<br />

5.4.6. Einfluß der Stärke der Ankopplung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 98<br />

5.4.7. Ankopplung der großen Komponente an das äußere Feld . . . . . . 102<br />

6. Elastizitätstheorie 109<br />

7. Fluktuationsmethoden 119<br />

8. Landau Theorie 125<br />

9. Verzerrungskorrelationen im Festkörper 131<br />

9.1. Analytische Herleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131<br />

9.2. Eigenschaften der Verzerrungskorrelationsfunktionen . . . . . . . . . . . . 140<br />

9.3. Summenregel der verallgemeinerten Suszeptibilität . . . . . . . . . . . . . 146<br />

9.4. Das eingebettete System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146<br />

9.5. Korrelationen der lokalen, mikroskopischen Rotationen . . . . . . . . . . . 150<br />

9.6. Skalenanalyse der Verzerrungsfluktuationen . . . . . . . . . . . . . . . . . 152<br />

9.7. Technische Details der Auswertung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159<br />

10.Ergebnisse der Korrelationsanalyse 167<br />

10.1. <strong>Simulationen</strong> im NpT Ensemble . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 167<br />

10.2. Analyse im NV T Ensemble . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 175<br />

10.3. Analyse im NV T Ensemble mit offenen Randbedingungen . . . . . . . . . 181<br />

11.’Finite size’ Effekte 187<br />

12.Ein kolloidaler Kristall 193<br />

12.1. Das Experiment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193<br />

12.2. Analyse des Experiments . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195<br />

13.Die Nicht-Affinität der Abbildung 199<br />

14.Topologische Defekte 207<br />

15.Elastische Eigenschaften harter Scheiben 219<br />

16.Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System 227<br />

16.1. Analytische Vorhersagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 227<br />

16.2. Die Simulation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 235<br />

16.3. Analyse der Verzerrungskorrelationsfunktionen . . . . . . . . . . . . . . . 236<br />

16.4. ’Finite size’ Skalierung des Nachgiebigkeits-Tensors . . . . . . . . . . . . . 245<br />

17.Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 251<br />

A. Herleitung der Fluktuationsformel 257<br />

ii


Inhaltsverzeichnis<br />

B. Herleitung der Verzerrungskorrelationsfunktionen mit finiten Differenzen 263<br />

C. Hydrostatischer Druck im binären Fluid 269<br />

D. Veröffentlichungen <strong>und</strong> Vorträge 273<br />

iii


KAPITEL 1<br />

Einleitung<br />

Das Gebiet der weichen Materie (soft matter) umfaßt die Beschreibung einer Vielzahl,<br />

auf den ersten Blick sehr unterschiedlicher Systeme. Da diese sich aufgr<strong>und</strong> ihrer strukturellen<br />

<strong>und</strong> elastischen Eigenschaften nicht eindeutig dem Bereich der gewöhnlichen<br />

Festkörper bzw. Flüssigkeiten zuordnen lassen, werden sie zum Teil auch als komplexe<br />

Flüssigkeiten bezeichnet. Gewöhnliche Festkörper <strong>und</strong> Flüssigkeiten stellen sich bereits<br />

auf Längenskalen von 1 nm als homogene, strukturlose Kontinua dar. Im Gegensatz dazu<br />

weisen Systeme der weichen Materie oft noch auf Skalen von bis zu 1000 nm eine<br />

Strukturierung auf. An die Stelle der in Festkörpern kovalent geb<strong>und</strong>enen Atome treten<br />

in der weichen Materie supramolekulare Aggregate, wie z.B. Polymere oder Kolloide.<br />

Diese bilden die elementaren Bausteine der Systeme <strong>und</strong> bestimmen sowohl die Strukturbildung<br />

auf mesoskopischen Skalen als auch deren elastische Eigenschaften. Der große<br />

Unterschied im elastischen Verhalten der weichen Materie im Vergleich zu gewöhnlichen<br />

Festkörpern wird durch die extremen Unterschiede in den relevanten Längenskalen hervorgerufen.<br />

Eine Abschätzung des Schermoduls durch das Verhältnis von Bindungsenergie<br />

zum Volumen der Einheitszelle der geordneten Struktur, für z.B. einen Ionenkristall<br />

wie Kochsalz, liefert Werte im Bereich von 1eV/(1Å)3 = 10 30 eV/m 3 . Im Vergleich dazu<br />

ist der Schermodul in geordneten Strukturen der weichen Materie, wie z.B. kolloidalen<br />

Kristallen, um ca. 12 Größenordnungen kleiner! In solchen kolloidalen Kristallen liegt<br />

die Bindungsenergie im Bereich der thermischen Energie k B T = (1/40)eV <strong>und</strong> die Gitterkonstante<br />

kann durch die Grösse der Kolloide auf ca. 1µm abgeschätzt werden [1].<br />

Der Schermodul liegt somit bei ca. 10 18 eV/m 3 <strong>und</strong> macht deutlich, daß diese Systeme<br />

schon durch eine vergleichsweise leichte äußere Störung stark deformiert werden können.<br />

Sie sind weich.<br />

In der Vielzahl der Systeme der weichen Materie, wie z.B. Polymere, Flüssigkristalle,<br />

verschiedene biologische Systeme usw. nehmen die Kolloide eine besondere Stellung ein.<br />

1


Einleitung<br />

Als Kolloid werden laut der Definition der International Union of Pure and Applied<br />

Chemistry (IUPAC) von 1972 alle Objekte bezeichnet, die in mindestens einer ihrer Dimensionen<br />

eine räumliche Ausdehnung von 1 − 1000nm aufweisen [2]. Aufgr<strong>und</strong> dieser<br />

ausschließlichen Definiton der Kolloide über ihre Größe, bezeichnete Pierre-Gille de Gennes<br />

1 diese auch treffend als ’ultradiveded matter’ [4]. Im alltäglichen Leben treffen wir<br />

oft auf kolloidale Dispersionen. Sei es in Form von Aerosolen wie z.B. Rauch (Dispersion<br />

eines Festkörpers in einem Gas) oder Nebel (Dispersion einer Flüssigkeit in einem Gas)<br />

oder auch Emulsionen wie z.B. Milch (Dispersion einer Flüssigkeit in einer Flüssigkeit).<br />

Insbesondere Dispersionskolloide (ein einfaches Beispiel sind Polysteren-Kügelchen in<br />

Wasser) haben sich in den letzten Jahren als hervorragende Modellsysteme der Physik<br />

etabliert. Sie sind groß genug, um sich eindeutig von den molekularen Bestandteilen des<br />

Lösungsmittels abzugrenzen <strong>und</strong> gleichzeitig klein genug, um aufgr<strong>und</strong> der Stöße mit<br />

eben diesen Bestandteilen des Lösungsmittels eine Brown’sche Bewegung aufzuweisen.<br />

Seit J. Perrins 2 Experimenten an kolloidalen Systemen, die zeigten, daß die Verteilung<br />

kolloidaler Teilchen in einem Lösungsmittel im Schwerefeld der Erde der gleichen barometrischen<br />

Höhenformel genügt, wie Gasmoleküle in einer isothermen Atmosphere,<br />

werden Kolloide oft als direktes Modell für Atome verwendet [5]. In dieser Eigenschaft<br />

werden sie sehr erfolgreich zur Klärung gr<strong>und</strong>legender Fragen der Festkörperphysik, wie<br />

z.B. im Bereich der Kristallisation <strong>und</strong> des Schmelzens geordneter Strukturen [6, 7],<br />

eingesetzt.<br />

Was macht Kolloide für die Physik so attraktiv? Da sie mit ihrer Größe im Bereich des<br />

sichtbaren Lichts (ca. 380 − 780nm) liegen, bieten optische Mikroskope einen direkten<br />

Zugang zu den mikroskopischen Trajektorien der Kolloide im Ortsraum. Dieser direkte<br />

Zugang zu den mikroskopischen, thermischen Fluktuationen in der weichen Materie<br />

macht sie zu einem idealen Testfeld der Statistischen Physik, deren Ziel es ist aus den<br />

mikroskopischen Eigenschaften eines Systems sein makroskopisches Verhalten vorherzusagen.<br />

Insbesondere die Videomikroskopie [8, 9] zweidimensionaler, kolloidaler Suspensionen<br />

hat in den letzten Jahren u.a. viel zur Klärung f<strong>und</strong>amentaler Fragen im Bereich<br />

der Phasenübergänge in zweidimensionalen Systemen beigetragen [10, 11, 12, 13, 14, 15].<br />

Was Kolloide aber zu einem solch faszinierenden <strong>und</strong> vielseitigen Modellsystem macht, ist<br />

die Tatsache, daß die Wechselwirkungen der Kolloide untereinander aber auch der Kolloide<br />

mit einem Substrat sehr exakt kontrolliert <strong>und</strong> manipuliert werden können (siehe<br />

z.B. [16, 17]). Kolloide weisen eine sehr große Oberfläche auf, die chemisch nach Belieben<br />

verändert werden kann. Des weiteren lassen sich die effektiven Wechselwirkungen durch<br />

Änderungen in der Zusammensetzung des Lösungsmittels variieren. Entropische Kräfte<br />

können z.B. durch die Zugabe von Polymeren in eine kolloidale Suspension, ausgenutzt<br />

werden, um attraktive Wechselwirkungen zwischen den Kolloiden zu bewirken. Ein weiterer<br />

Vorteil der kolloidalen Systeme liegt darin, daß sie sich hervorragend durch externe<br />

Felder manipulieren lassen [18, 19]. Sei es die gezielte Manipulation einzelner oder kleiner<br />

1 Nobelpreis für Physik 1991: ”for discovering that methods developed for studying order phenomena in<br />

simple systems can be generalized to more complex forms of matter, in particular to liquid crystals<br />

and polymers” [3]<br />

2 Nobelpreis für Physik 1926: ”for his work on the discontinuous structure of matter and especially for<br />

his discovery of sedimentation equilibrium” [3]<br />

2


Einleitung<br />

Gruppen von Kolloiden mittles Laser Tweezer [20] oder die Kontrolle des gesamten Systems<br />

durch die verschiedensten externen Felder. Gerade die beiden zuletzt genannten Eigenschaften<br />

der Kolloide geben ihnen eine Bedeutung über das bloße Modellsystem atomarer<br />

Systeme hinaus. Sie eröffnen den Weg zu neuen, maßgeschneiderten Materialien.<br />

Ein großes Interesse herrscht in diesem Zusammenhang an zweidimensionalen kolloidalen<br />

Systemen. Mit ihrer Hilfe können Oberflächen kontrolliert strukturiert werden, die dann<br />

direkt (z.B. [21, 22, 23]) oder auch indirekt als Template-Strukturen (z.B. [24, 25]) einen<br />

vielseitigen Einsatz finden können. So z.B. als lithographische Masken, Antireflexionsbeschichtungen<br />

oder auch optische Speichermedien. Als Modellsysteme fördern sie u.a.<br />

unser Verständnis adsorbierter Monolagen auf strukturierten Oberflächen. Die Strukturierung<br />

der Oberfläche läßt sich hervorragend durch externe Lichtfelder modellieren, da<br />

durch die Interferenz von Laserstrahlen nahezu jede beliebige zweidimensionale Struktur<br />

realisiert werden kann <strong>und</strong> zudem über die Stärke der Ankopplung der Kollloide an das<br />

Lichtfeld die Stärke des modellierten Substratpotentials kontinuierlich variiert werden<br />

kann. Umfangreiche Studien an monodispersen, zweidimensionalen Systemen in äußeren<br />

Lichtfeldern führten zur Entdeckung interessanter Phänomene wie dem Laser Induzierten<br />

Frieren (LIF) <strong>und</strong> Laser Induzierten Schmelzen (LIM) [26, 27, 28, 29, 30, 31, 32].<br />

Im Hinblick auf die Bedeutung komplexer, zweidimensionaler Strukturen im technologischen<br />

Bereich wendet sich der erste Teil der hier vorliegenden Arbeit der Frage nach<br />

der thermodynamischen Stabilität komplexer Gitterstrukturen in zweidimensionalen Mischungen<br />

zu. Danach liegt der Fokus der Untersuchungen auf der Möglichkeit der kontrollierten<br />

Strukturierung solcher Mischungen, die der Einsatz eines äußeren Lichtfelds<br />

bietet. Die Analysen werden an einem etablierten Modellsystem der Statistischen Physik,<br />

dem Harte Scheiben System, vorgenommen. Dieses stellt den athermischen Grenzfall<br />

von Systemen mit sphärisch symmetrischen Teilchen endlicher Ausdehnung dar. Monte<br />

Carlo <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> erweisen sich hier einmal mehr als nützliches Werkzeug<br />

zur Vorhersage neuer physikalischer Phänomene. Mit ihrer Hilfe ist es einfacher als in<br />

Experimenten möglich, systematisch physikalisch interessante Parameter des Systems zu<br />

variieren <strong>und</strong> so neue Effekte aufzuspüren. Dieser Aspekt der <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong><br />

wird in den <strong>Simulationen</strong> zur Strukturbildung in einer zweidimensionalen binären Mischung<br />

unter Einfluß eines externen Feldes genutzt <strong>und</strong> ermöglichte die Vorhersage neuer<br />

laser-induzierter Phänomene, wie z.B. der Laser Induzierten Entmischung LID [33].<br />

<strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> werden zudem erfolgreich bei Vergleichen zwischen experimentellen<br />

Systemen <strong>und</strong> den zu deren Beschreibung entwickelten Modellsystemen der Statistischen<br />

Physik eingesetzt. Die Ergebnisse der direkten Simulation des Modellsystems<br />

zeigen im Vergleich mit den experimentellen Bef<strong>und</strong>en deutlich, ob das analytische Modell<br />

bereits alle wichtigen Aspekte des Experiments ausreichend berücksichtigt. Sie helfen<br />

des weiteren die Tragweite eventuell gemachter Näherungen im analytischen Modell<br />

realistisch einzuschätzen. Im zweiten Teil der hier vorliegenden Arbeit werden <strong>Computer</strong>-<br />

<strong>Simulationen</strong> zu diesem Zwecke eingesetzt. Dieser wendet sich der detaillierten Analyse<br />

der elastischen Eigenschaften zweidimensionaler, kolloidaler Systeme zu. Zunächst wird<br />

analytisch eine nicht-lokale Landau Gitterfeldtheorie aufgestellt. Diese ermöglicht die<br />

analytische Berechnung der Verzerrungskorrelationsfunktionen zweidimensionaler Fest-<br />

3


Einleitung<br />

körper aus den mikroskopischen Positionsfluktuationen im Fourier Raum. Aus der Analyse<br />

dieser Korrelationsfunktionen können die elastischen Module aber auch die Korrelationslängen<br />

des Systems bestimmt werden. Die Korrelationslängen der Verzerrungsfluktuationen<br />

verdeutlichen bis zu welchen Längenskalen die Systeme die Eigenschaften<br />

eines elastischen Kontinuums aufweisen. Ein ausführlicher Vergleich der Gitterfeldtheorie<br />

mit <strong>Simulationen</strong> eines zweidimensionalen, harmonischen Festkörpers zeigt die Grenzen<br />

der analytischen Theorie auf <strong>und</strong> macht deutlich, wie die aus experimentellen Daten berechneten<br />

Korrelationsfunktionen korrekt zu interpretieren sind. Mit einer Anwendung<br />

der im zweiten Teil der vorliegenden Arbeit entwickelten nicht-lokalen Landau Gitterfeldtheorie<br />

auf ein Modellsystem einer Monolage mit Störstellen werden Monte Carlo<br />

<strong>Simulationen</strong> abschließend noch einmal zur Vorhersage der elastischen Eigenschaften des<br />

Systems bzw. ihrer Änderung durch die lokalen Störungen der Verzerrungsfluktuationen<br />

im System eingesetzt.<br />

Die vorliegende Arbeit ist wie folgt strukturiert. In Kapitel 2 ist eine kurze Einführung<br />

in die Methoden <strong>und</strong> Techniken der verwendeten Monte Carlo <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong><br />

gegeben. Es folgt eine Zusammenstellung der zur Analyse der binären Mischungen verwendeten<br />

Größen in Kapitel 3. Hier werden auch die Studien zur thermodynamischen<br />

Stabilität komplexer Gitterstrukturen in zweidimensionalen, binären Mischungen harter<br />

Scheiben vorgestellt. Diese verdeutlichen die Vorteile einer durch externe Felder kontrollierten<br />

Strukturbildung. Kapitel 4 gibt zunächst einen Überblick über die in monodispersen<br />

Systemen bekannten laser-induzierten Phänomene <strong>und</strong> stellt dann ausführlich<br />

das in dieser Arbeit untersuchte bidisperse System <strong>und</strong> seine relevanten Systemparameter<br />

vor. Die aus den <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> erhaltenen Ergebnisse werden in Kapitel<br />

5 vorgestellt <strong>und</strong> ausführlich diskutiert. Mit Kapitel 6 beginnt der zweite Teil der hier<br />

vorliegenden Arbeit. Es werden zunächst die relevanten Aspekte der Elastizitätstheorie<br />

zusammengestellt. Kapitel 7 stellt alternative Methoden zur Berechnung der elastischen<br />

Module aus den thermischen Fluktuationen in den Teilchenkonfigurationen vor. Eine<br />

kurze Zusammenfassung der Gr<strong>und</strong>lagen der Landau Theorie in Kapitel 8 ermöglicht<br />

dann den Einstieg in die analytische Herleitung der Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

in Kapitel 9. Die Ergebnisse der <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> des harmonischen Modellsystems<br />

werden in Kapitel 10 besprochen. Der Einfluß von ’finite size’ Effekten auf die<br />

Ergebnisse der <strong>Simulationen</strong> wird in Kapitel 11 diskutiert. In Kapitel 12 werden die Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

in einem experimentellen System berechnet <strong>und</strong> mit ihrer<br />

Hilfe die elastischen Module des kolloidalen Kristalls ermittelt. Kapitel 13 geht auf den<br />

Einfluß nicht-affiner Anregungen im experimentellen System aber auch im simulierten<br />

harmonischen Modellsystem ein <strong>und</strong> erklärt so Abweichungen zwischen Gitterfeldtheorie<br />

<strong>und</strong> Experiment/Simulation. In Kapitel 14 werden die Auswirkungen von topologischen<br />

Defekten auf die Verzerrungskorrelationen anhand experimenteller Daten <strong>und</strong> anhand<br />

von <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> beleuchtet. Die letzten zwei Kapitel widmen sich der Untersuchung<br />

der Auswirkung, die zufällig verteilte, lokale Störungen bzw. die Unordnung<br />

auf das elastische Verhalten einer Monolage hat. Es wird ein Harte Scheiben System,<br />

welches zunächst in Kapitel 15 eingeführt wird, mit zufällig verteilten Punktstörstellen<br />

simuliert. Die Auswertung der <strong>Simulationen</strong> in Kapitel 16 erfolgt mit Hilfe der in Kapitel<br />

4


Einleitung<br />

9 entwickelten nicht-lokalen Landau Gitterfeldtheorie. Hier werden auch zwei verschiedene<br />

theoretische Ansätze zur Interpretation der erhalten Ergebnisse entwickelt <strong>und</strong><br />

diskutiert. In Kapitel Kapitel 17 werden abschließend die Ergebnisse der vorgestellten<br />

Studien zusammengefaßt. Die Arbeit endet mit einem Ausblick auf weitere, interessante<br />

Fragestellungen im Umfeld dieser Studien.<br />

5


KAPITEL 2<br />

Monte Carlo <strong>Simulationen</strong><br />

Viele interessante Eigenschaften physikalischer Systeme lassen sich bei Kenntnis der<br />

Zustandssumme des Systems im Rahmen der Statistischen Mechanik direkt berechnen.<br />

So auch der thermische Mittelwert einer Observablen A. Die kanonische Zustandssumme<br />

ist wie folgt definiert:<br />

Q N (V, T ) =<br />

∫<br />

1<br />

h 3N N!<br />

d ⃗ Γe −βH(⃗ Γ) =<br />

1<br />

N!Λ 3N Z N(V, T )<br />

mit β = 1/k B T , T der Temperatur im System, k B der Boltzmann Konstante <strong>und</strong> h dem<br />

planckschen Wirkungsquantum. Hierbei ist H( ⃗ Γ) = ∑ N ⃗p 2 i<br />

i=1 2m<br />

+U(⃗r) die Hamilton Funktion<br />

des betrachteten Systems <strong>und</strong> U(⃗r) das Wechselwirkungspotential zwischen den N<br />

Teilchen der Masse m im System. Nach der Integration über die Impulse bleibt noch das<br />

Konfigurationsintegral Z N (V, T ) = ∫ d⃗r N e −βU(⃗rN ) zu lösen. Λ = √ h 2 /2πmk B T ist die<br />

thermische de Broglie-Wellenlänge. Im kanonischen Ensemble gilt, sofern die Observable<br />

A keine Funktion der Impulse ist, d.h. A(Γ) = A(⃗r N ):<br />

〈A〉 NV T =<br />

∫<br />

1<br />

h 3N N!Q N (V, T )<br />

∫<br />

d ⃗ d⃗r<br />

ΓAe −βH(⃗Γ) N Ae −βU(⃗rN )<br />

= ∫<br />

d⃗r N e −βU(⃗rN )<br />

Die direkte numerische Evaluation solcher multidimensionaler Integrale auf einem Gitter<br />

von Stützstellen ist im Allgemeinen extrem aufwendig. Der 1953 von Metropolis et<br />

al. [34] eingeführte Monte Carlo Importance Sampling Algorithmus hingegen ermöglicht<br />

die numerische Berechnung thermischer Mittelwerte, da er den numerischen Aufwand<br />

erheblich reduziert. In Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> wird an Stelle des exakten Integrals<br />

für die Zustandsfunktion die Summe über eine charakteristische Untermenge von Punkten<br />

⃗r i im Phasenraum ausgewertet. Werden die Stützstellen zufällig ausgewählt, ’Simple<br />

7


Monte Carlo <strong>Simulationen</strong><br />

Sampling’, so wird ein Großteil der Stichproben einen sehr kleinen Beitrag (e −βU(⃗r i) ≈ 0)<br />

zu dem interessierenden Integral beitragen. Das führt dazu, daß extrem viele Stützpunkte<br />

⃗r i betrachtet werden müssen, um ein statistisch aussagekräftiges Ergebnis für das<br />

Integral zu erhalten. Dem sogenannten ’Importance Sampling’ liegt nun die Idee zugr<strong>und</strong>e,<br />

die Stützstellen gemäß einer Wahrscheinlichkeitsdichte N (⃗r N ) so auszuwählen,<br />

daß sich die Stichprobennahme auf die Punkte im Phasenraum konzentriert, an denen<br />

auch das Integral von Interesse bedeutende Beiträge liefert. D.h. bei <strong>Simulationen</strong> im<br />

kanonischen Ensemble idealer Weise gemäß der kanonischen Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

N (⃗r N ) = e−βU(⃗rN )<br />

Q N (V,T )<br />

. Dann läßt sich der thermische Mittelwert wie folgt schreiben:<br />

〈A〉 ≈ 1 L<br />

L∑<br />

A(⃗r N i )<br />

i=1<br />

wobei L die Anzahl der Stützstellen ist. Für eine detailliertere Einführung siehe z.B.<br />

[35, 36]. Mit Hilfe des Metropolis Algorithmus kann nun, obwohl der Konfigurationsanteil<br />

der Zustandssumme a priori nicht bekannt ist, eine entsprechende Stichprobe L<br />

erzeugt werden. Unter Berücksichtigung der Bedingung der detaillierten Balance kann<br />

man die Übergangswahscheinlichkeit π(a → n) von einem alten Zustand a in einen<br />

neuen Zustand n herleiten. Die detaillierte Balance stellt sicher, daß in einem System<br />

im thermodynamischen Gleichgewicht die mittlere Anzahl von Übergängen (a → n)<br />

der mittleren Anzahl der entgegengesetzten Übergänge (n → a) entspricht <strong>und</strong> somit<br />

das System im Gleichgewicht bleibt. Die Übergangswahrscheinlichkeit π läßt sich in ein<br />

Produkt aus der Wahrscheinlichkeit, den neuen Zustand zu erzeugen α(a → n) (entspricht<br />

der Matrix einer Markovkette), <strong>und</strong> der Akkzeptanzwahrscheinlichkeit des neuen<br />

Zustands acc(a → n) zerlegen. Dann lautet die Bedingung der detaillierten Balance:<br />

N (a) π(a → n) = N (n) π(n → a)<br />

N (a) [α(a → n)) acc(a → n)] = N (n) [α(n → a) acc(n → a)]<br />

Wird die Wahrscheinlichkeit einen neue Zustand zu erzeugen symmetrisch gewählt, d.h.<br />

α(a → n) = α(n → a), so gilt:<br />

N (a) acc(a → n) = N (n) acc(n → a)<br />

Somit ist das Verhältnis der Akkzeptanzwahrscheinlichkeit acc(a→n)<br />

acc(n→a) = N (n)<br />

N (a) = e−β(U(n)−U(a))<br />

unabhängig vom Konfigurationsanteil der Zustandssumme Z N . Metropolis et al. [34]<br />

wählten die Akkzeptanzwahrscheinlichkeit so, daß für die Übergangswahrscheinlichkeiten<br />

gilt:<br />

π(a → n) =<br />

{ α(a → n)) für N (n) ≥ N (a)<br />

α(a → n))e −β(U(n)−U(a)) für N (n) < N (a)<br />

π(a → a) = 1 − ∑ n≠a<br />

π(a → n)<br />

8


Monte Carlo <strong>Simulationen</strong><br />

In der praktischen Durchführung einer Monte Carlo Simulation durchläuft man bei der<br />

Erzeugung eines neuen Zustands n folgende Schritte:<br />

1. Berechnung der Energieänderung ∆U = (U(n) − U(a))<br />

2. Fallunterscheidung:<br />

a) ∆U ≤ 0 d.h. der neue Zustand ist energetisch günstiger <strong>und</strong><br />

daher N (n) ≥ N (a).<br />

b) ∆U > 0 d.h. der neue Zustand ist energetisch ungünstiger <strong>und</strong><br />

daher N (n) < N (a).<br />

3. Entscheidung über Annahme oder Ablehnung des neuen Zustands n: Im Falle a)<br />

wird die Verschiebung immer akzeptiert, wohingegen im Fall b) sie nur mit der<br />

Wahrscheinlichkeit N (n)<br />

N (n)<br />

N (a)<br />

akzeptiert wird. Dies realisiert man, indem<br />

N (a)<br />

mit einer<br />

Zufallszahl aus dem Intervall [0, 1] verglichen wird. Nur falls e −β∆U > Zufallszahl<br />

erfüllt ist, wird die Teilchenverschiebung angenommen.<br />

Des weiteren ist zu beachten, daß der gesamte relevante Phasenraum ergodisch durch<br />

die Stichprobe erfaßt wird, d.h. von jedem Punkt im Phasenraum muß jeder andere<br />

beliebige Punkt im Phasenraum in einer endlichen Anzahl von Monte Carlo Schritten<br />

erreichbar sein. Dies muß bei der Wahl der Vorschrift zur Erzeugung der Markovkette<br />

berücksichtigt werden.<br />

2.1. Monte Carlo Algorithmen<br />

Die einfachste Art eine neue Konfiguration zu erzeugen ist das Verschieben eines einzelnen<br />

Teilchens gemäß :<br />

x n = x a + r max (rand − 0.5)<br />

y n = y a + r max (rand − 0.5)<br />

wobei rand eine Zufallszahl aus dem Intervall [0, 1] ist <strong>und</strong> r max die maximale Verschiebung<br />

darstellt. N solche Versuche ein einzelnes Teilchen zu verschieben, werden als ein<br />

Mont-Carlo Schritt (MCS) bezeichnet. In der Literatur (z.B. [37]) werden die Vor- <strong>und</strong><br />

Nachteile der Verschiebung eines einzelnen Teilchens im Vergleich zur gleichzeitigen Verschiebung<br />

mehrerer, zufällig ausgewählten Teilchen <strong>und</strong> die optimale Wahl der Größe von<br />

r max diskutiert. Je nach zu untersuchendem, physikalischen System sind unterschiedliche<br />

Konzepte erfolgreich.<br />

In den in dieser Arbeit untersuchten Harte Scheiben Mischungen wird wie folgt vorgegangen.<br />

Die maximale Verschiebung für Einteilchen-Verschiebungen wird während der<br />

Äquilibrierung des Systems so angepaßt, daß sich eine Akkzeptanzrate von ungefähr<br />

50% ergibt. Dabei hat es sich als hilfreich erwiesen, die beiden Teilchensorten getrennt<br />

9


Monte Carlo <strong>Simulationen</strong><br />

zu behandeln, da die kleinere Komponente viel leichter den Phasenraum erk<strong>und</strong>en kann<br />

als die größere. Zusätzliche Verschiebungen um im Vergleich zu r max sehr große Distanzen<br />

können in der Simulation dazugeschaltet werden. Solche großen Verschiebungen<br />

ermöglichen es Teilchen, die eventuell in einem Käfig aus anderen Teilchen eingesperrt<br />

sind, diesen zu verlassen. Eine weitere Möglichkeit in Mischungen neue Konfigurationen<br />

zu erzeugen besteht darin Identitätsvertauschungen vorzunehmen. Dabei werden zwei<br />

Teilchen unterschiedlicher Sorte zufällig ausgewählt <strong>und</strong> ihre Identität vertauscht. Über<br />

die Akkzeptanz einer solchen neuen Konfiguration wird gemäß des Metropolis Kriteriums<br />

entschieden. Bei den <strong>Simulationen</strong> mit äußerem Laserfeld konnte von W. Strepp<br />

[29] gezeigt werden, daß zusätzliche, sogenannte ’trough moves’ die Äquilibrierung des<br />

monodispersen Systems erleichtern. Bei diesen Verschiebungen wird die x-Komponente<br />

der Teilchenposition um ein ganzzahliges Vielfaches der Wellenlänge des externen Potentials<br />

verschoben. Solche Teilchenverrückungen wurden daher auch bei der Simulation<br />

von Mischungen im externen Laserfeld eingesetzt.<br />

Wie effektiv die soeben vorgestellten Mechanismen zur Erzeugung neuer Konfigurationen<br />

sind, hängt insbesondere im Falle des Harte Scheiben Potentials stark von der Dichte<br />

des simulierten Systems <strong>und</strong> dem Radienverhältnis der Komponenten ab. Besonders bei<br />

hohen Dichten läßt sich das System auf diese Weise nur schlecht äquilibrieren <strong>und</strong> es<br />

ist daher nötig auch nicht-lokale Mechanismen zu verwenden, die sogenannten Cluster-<br />

Algorithmen.<br />

Cluster-Algorithmen<br />

Einen guten Überblick über die Entwicklung der Cluster-Algorithmen findet man z.B. in<br />

E. Luijten’s Übersichtsartikel in [38]. Für Harte Scheiben Systeme, die in dieser Arbeit<br />

von Interesse sind, ist z.B. der von C. Dress <strong>und</strong> W. Krauth [39] 1995 vorgestellte Geometrische<br />

Cluster Algorithmus (GCA) zur Simulation im NV T -Ensemble eine interessante<br />

Variante. Es handelt sich bei diesem um einen sogenannten ’rejection-free’ Algorithmus,<br />

d.h. neue Konfigurationen werden so erzeugt, daß sie immer angenommen werden. Dies<br />

erhöht die Effizienz des Algorithmus im Vergleich zu den lokalen Algorithmen weiter, da<br />

keine CPU Zeit auf die Konstruktion von Konfigurationen verwendet wird, die später<br />

wieder verworfen werden. In sehr dichten Systemen kann jedoch das System nicht mehr<br />

in mehrere einzelne ’Cluster’ zerlegt werden. Tritt dies ein, so wird der Phasenraum<br />

durch den Algorithmus nicht mehr ergodisch abgetastet. So effektiv der GCA auch in<br />

<strong>Simulationen</strong> von Harter Scheiben Mischungen bei mittleren Dichten eingesetzt wurde<br />

[39], ist er daher für die hier angestrebten Untersuchungen bei hohen Dichten <strong>und</strong> im<br />

Festkörper nicht gut einsetzbar. Aus diesem Gr<strong>und</strong> wurde für die Studien in dieser Arbeit<br />

hauptsächlich ein nicht-lokaler Cluster-Algorithmus von Lue <strong>und</strong> Woodcock [40] verwendet,<br />

der zur Untersuchung der Gelation in binären Harte Kugel Systemen erstmals eingesetzt<br />

wurde. Dieser verbindet den bekannten Metropolis-Einzelteilchen-Algorithmus<br />

für die kleinere Komponente (B) im System mit einem nicht-lokalen Algorithmus für die<br />

Verschiebung der größeren Komponente (A). Dieser nicht-lokale Algorithmus folgt dem<br />

unten angegebenen Schema:<br />

10


Monte Carlo <strong>Simulationen</strong><br />

1. Ein A-Teilchen wird gemäß des Metropolis Algorithmus verschoben.<br />

2. Führt die Verschiebung zu einem Überlapp mit einem weiteren A-Teilchen, so wird<br />

sie abgelehnt.<br />

3. Führt die Verschiebung zu einem Überlapp mit einem oder mehreren B-Teilchen,<br />

so geht man wie folgt vor:<br />

a) Der Mittelpunkt der Verbindungslinie zwischen der alten <strong>und</strong> der neuen Position<br />

des A-Teilchens wird bestimmt.<br />

b) Der Mittelpunkt dient nun als Inversionszentrum für eine Punktspiegelung<br />

der vom Überlapp betroffenen B-Teilchen.<br />

c) Falls dies keinen Überlapp der B-Teilchen mit anderen Teilchen erzeugt, wird<br />

die so erzeugte neue Konfiguration angenommen, ansonsten wird diese Verschiebung<br />

des A-Teilchens abgelehnt.<br />

Der Vorteil dieses Konzepts liegt darin, daß der Algorithmus bei hohen lokalen Dichten<br />

sich automatisch auf den Metropolis Algorithmus reduziert <strong>und</strong> somit immer eine gewisse<br />

Abtastung des Phasenraums garantiert.<br />

2.2. Simulation in anderen thermodynamischen Ensemblen<br />

Die bisher vorgestellten Algorithmen dienen der Simulation im kanonischen Ensemble<br />

(NV T ). Je nach physikalischer Fragestellung, ist es aber von Vorteil in anderen thermodynamischen<br />

Ensemblen zu simulieren.<br />

Isotherm-isobarisches Ensemble<br />

Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> im isotherm-isobarischen Ensemble (NpT ) wurden erstmals<br />

von Wood [41] an einem monodispersen Harte Scheiben System vorgenommen. Das<br />

isotherm-isobarisches Ensemble zeichnet sich durch sein in Form <strong>und</strong> Größe variables<br />

Simulationsvolumen aus. Dies ist bei der Untersuchung der Stabilität von Kristallstrukturen,<br />

aber auch bei Untersuchungen zur Kristallisation wichtig. So wird eine künstliche<br />

Stabilisierung von Gitterstrukturen durch eine fest vorgegebene Geometrie des Simulationsvolumens<br />

vermieden. Ein weiterer Vorteil dieses Ensembles liegt darin, daß oft ein<br />

direkter Vergleich mit dem Experiment möglich ist, da häufig Messungen in experimentellen<br />

Systemen bei konstantem Druck vorgenommen werden.<br />

Zur Konstruktion eines Monte Carlo Algorithmus in einem bestimmten statistischen<br />

Ensemble benötigt man die diesem Ensemble entsprechende Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

der möglichen Konfigurationen. Der Darstellung von [37, 35] folgend betrachtet man<br />

daher zur Realisierung des NpT -Ensembles zunächst ein System aus N Teilchen im<br />

Volumen V in einem Reservoir aus (M − N) idealen Gasteilchen im Volumen (V 0 − V ).<br />

11


Monte Carlo <strong>Simulationen</strong><br />

Die Volumina sind über einen beweglichen Kolben aneinander gekoppelt. Die kanonische<br />

Zustandssumme des Gesamtsystems ist:<br />

Q(N, M, V, V 0 , T ) = V N (V 0 − V ) (M−N)<br />

Λ 3M N!(M − N)!<br />

∫<br />

d⃗s (M−N) ∫<br />

d⃗s N e −βU(⃗sN ;L)<br />

Dabei wird von einem quadratischen Simulationsvolumen mit linearer Dimension L ausgegangen<br />

<strong>und</strong> über skalierte Koordinaten ⃗s i (mit ⃗r i = L · ⃗s i ) integriert. Im thermodynamischen<br />

Gleichgewicht wird der frei bewegliche Kolben um eine Position fluktuieren,<br />

die einem Volumen V entspricht, so daß die Freie Energie des Gesamtsystems<br />

F ges = −k B T ln (Q(N, M, V, V 0 , T )) minimal ist. Die Wahrscheinlichkeitsdichte, daß das<br />

N-Teilchen System ein Volumen V einnimmt, ist dann<br />

N (V ) =<br />

V N (V 0 − V ) (M−N) ∫ d⃗s N e −βU(⃗sN ;L)<br />

∫ V0<br />

0<br />

dV ′ (V ′ ) N (V 0 − V ′ ) ∫ (M−N) d⃗s N e −βU(⃗sN ;L)<br />

Um diesen Ausdruck zu vereinfachen <strong>und</strong> den Druck p einzuführen, betrachtet man den<br />

Limes V 0 → ∞, M → ∞ unter der Nebenbedingung, daß M−N<br />

V 0<br />

→ ϱ. In diesem Grenzfall<br />

hat eine kleine Volumenänderung des N-Teilchen Systems keinen Einfluß auf den Druck<br />

im idealen Gas Reservoir. Es gilt für V V 0<br />

→ 0 :<br />

(<br />

(V 0 − V ) (M−N) = V (M−N)<br />

0 1 − V ) (M−N)<br />

→ V (M−N)<br />

0 e −(M−N) V V 0<br />

V 0<br />

<strong>und</strong> für (M − N) → ∞: e −(M−N) V V 0 → e −ϱV = e −βpV . Im letzten Schritt wurde zur<br />

Einführung des Drucks das ideale Gasgesetz pV = Nk B T verwendet. Nach weiteren<br />

Umformungen (siehe [37, 35]) erhält man:<br />

V N e −βpV ∫ d⃗s N e −βU(⃗sN ;L)<br />

N NpT (V ) = ∫ V0<br />

0<br />

dV ′ (V ′ ) N e ∫ −βpV ′ d⃗s N e −βU(⃗sN ;L)<br />

Für die Formulierung der Akkzeptanzbedingung des Monte Carlo Algorithmus im NpT -<br />

Ensemble ist nun die folgende Proportionalität wichtig. Die Wahrscheinlichkeitsdichte<br />

eine bestimmte Konfiguration der N Teilchen in einem bestimmten Volumen V zu finden<br />

ist gegeben durch:<br />

N (V ; ⃗s N ) ∝ V N e −βpV e −βU(⃗sN ;V ) = e −β h<br />

U(⃗s N ;V )+pV − N β ln V i<br />

Volumenänderungen können daher analog den Teilchenverschiebungen im Metropolis-<br />

Algorithmus behandelt werden. Die Akkzeptanzwahrscheinlichkeit für eine Volumenänderung<br />

ist dann:<br />

i)<br />

hU(⃗s<br />

acc(a → n) = min<br />

(1, e −β N ;V n)−U(⃗s N ;V a)+p(V n−V a)− N β ln (Vn/Va)<br />

12


Monte Carlo <strong>Simulationen</strong><br />

In der praktischen Durchführung ist die Berechnung der durch eine Volumenänderung<br />

bewirkten Energieänderung sehr viel aufwendiger als die Behandlung einer Einteilchen-<br />

Verschiebung, da die Wechselwirkung zwischen allen N im System befindlichen Teilchen<br />

neu berechnet werden muß. Daher wird in der Regel nur einmal pro Monte Carlo Schritt<br />

ein solcher Versuch unternommen das Volumen zu ändern.<br />

2.3. Technische Details<br />

Randbedingungen Das Ziel von <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> ist es Informationen über das<br />

Verhalten des betrachteten Systems im thermodynamischen Limes zu erhalten. Die<br />

Simulation eines unendlich ausgedehnten Systems ist aber technisch nicht möglich.<br />

Stattdessen wird versucht aus möglichst kleinen Systemen (minimal nötiger Rechenzeitaufwand)<br />

akkurate Information über das System im thermodynamischen<br />

Limes zu extrahieren. Dabei stellt sich zunächst die Frage, wie der Rand des Simulationsvolumens<br />

behandelt werden soll. In relativ kleinen Systemen liegt der<br />

Großteil der Teilchen am Rande des Simulationsvolumens. Ein Randteilchen sieht<br />

bezüglich der auf es wirkenden Kräfte eine andere Umgebung als ein Teilchen im<br />

Inneren des Simulationsvolumens. D.h. eine Simulation mit offenen Randbedingungen<br />

wird starke Oberflächeneffekte aufweisen, die die Interpretation der Daten<br />

erschweren wird. Um der Situation im unendlichen System näher zu kommen werden<br />

daher oft periodische Randbedingungen eingesetzt. Dabei wird das Simulationsvolumen<br />

in alle Richtungen periodisch durch Bilder desselben fortgesetzt. Da<br />

die Teilchenzahl im Simulationsvolumen konstant ist, ist auch die Teilchenzahl des<br />

unendlichen Gesamtsystems konstant. Aber es muß beachtet werden, daß je nach<br />

Reichweite des verwendeten Potentials <strong>und</strong> je nach betrachtetem Phänomen das<br />

periodisch fortgesetzte System nicht unbedingt die gleichen Eigenschaften aufweist,<br />

wie das unendliche Modellsystem. Die Ergebnisse von <strong>Simulationen</strong> eines harmonischen<br />

Systems unter Verwendung unterschiedlicher Randbedingungen werden u.a.<br />

in Kapitel 11 diskutiert.<br />

Minimum Image Konvention Zur Berechnung der Energie im System muß die Wechselwirkung<br />

eines Teilchens i mit allen übrigen N − 1 Teilchen <strong>und</strong> infolge der<br />

periodischen Randbedingungen auch die Wechselwirkung mit den Bildteilchen ermittelt<br />

werden. D.h. man müßte Summen mit unendlich vielen Summanden berechnen.<br />

Dies läßt sich durch die Minimum Image Konvention vermeiden, falls das<br />

betrachtete Potential kurzreichweitig ist. Man betrachtet nur die Wechselwirkung<br />

der Teilchen mit dem ausgewählten Teilchen i, die sich in einer Box mit dem gleichen<br />

Volumen wie die Simulationsbox <strong>und</strong> dem Mittelpunkt in i befinden. Dieses<br />

Vorgehen führt dazu, daß nur noch eine Summe über 1 2N(N − 1) Summanden<br />

gebildet werden muß.<br />

Verlet-Listen Auch unter Verwendung der Minimum Image Konvention muß man noch<br />

für jedes der N Teilchen den Abstand zu seinen N − 1 Nachbarteilchen berechnen<br />

13


Monte Carlo <strong>Simulationen</strong><br />

um die Energie im System ermitteln zu können. D.h. die Simulationszeit für diesen<br />

zentralen Teil des Monte Carlo Algorithmus ist proportional zu N 2 . Zur Beschleunigung<br />

dieses wichtigen Teils der Simulation wurde 1967 von Verlet [42] ein Verfahren<br />

zur Verwaltung der Nachbarteilchen in Listen eingeführt. Bei dem hier verwendeten<br />

’linked cell’ Verfahren ist die benötigte Simulationszeit nur noch proportional<br />

zu N. Dies wird wie folgt erreicht: Die Simulationsbox wird in Subboxen mit einem<br />

Durchmesser, der mindestens so groß wie der ’cutoff ’ des Potentials sein muß unterteilt.<br />

Während der Simulation muß dann nur in den aneinandergrenzenden Unterboxen<br />

nach Teilchen gesucht werden, die mit dem Probeteilchen wechselwirken<br />

können. Nur diese enthalten Teilchen innerhalb der Reichweite des Potentials. Zu<br />

Beginn der Simulation wird daher eine Liste erstellt, die unter Berücksichtigung<br />

periodischer Randbedingungen diese Nachbarboxen zu jeder Unterbox aufführt.<br />

Zusätzlich wird eine Liste angelegt, die angibt, welche Teilchen sich momentan in<br />

welcher Unterbox befinden (diese muß nach jeder erfolgreichen Teilchenverschiebung<br />

aktualisiert werden). Für Details zur Implementierung der Verlet-Listen siehe<br />

z.B. [43].<br />

14


KAPITEL 3<br />

Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

3.1. Fluide<br />

Fluide lassen sich durch die Paarkorrelationsfunktion g(⃗r) bzw. durch ihre Fourier Transformierte,<br />

den statischen Strukturfaktor charakterisieren. In einem ungeordneten System<br />

ist g(⃗r) eine radialsymmetrische Funktion (siehe z.B. [44, 45]). Die Position des ersten<br />

Maximums definiert die sogenannte erste Koordinationsschale. Aus der Fläche unterhalb<br />

dieses ersten Maximums läßt sich die Koordinationszahl eines typischen fluiden<br />

Teilchens berechnen. Für große Abstände vom analysierten, zentralen Teilchen können<br />

einzelne Koordinationsschalen im ungeordneten System nicht mehr klar voneinander abgegrenzt<br />

werden. Dieser strukturlose Bereich der Paarkorrelationsfunktion bezeichnet<br />

man als Kontinuum. In diesem Bereich geht die Paarkorrelationsfunktion gegen 1. Eine<br />

weitere Korrelationsfunktion, die sogenannte totale Korrelationsfunktion h(⃗r) erhält<br />

man, indem man den gleichmäßigen Hintergr<strong>und</strong> des Kontinuums von der Paarkorrelationsfunktion<br />

subtrahiert: h(⃗r) = g(⃗r) − 1. Diese Korrelationsfunktion eignet sich besonderes,<br />

um Abweichungen vom gleichmäßigen Kontinuum aufzudecken. So schätzt man<br />

z.B. die Reichweite der lokalen Ordnung durch die Länge L ab, auf welcher h(⃗r) auf Null<br />

abfällt.<br />

Die Analyse der Paarkorrelationsfunktion g(⃗r) hat sich u.a. als sehr nützlich in der Charakterisierung<br />

der Phasen bei sogenannten laser-induzierten Phänomenen (siehe Kapitel<br />

4) in zweidimensionalen Systemen erwiesen. In diesen Systemen induziert ein externes,<br />

periodisches Feld Ordnung in der Flüssigkeit. Dies hat zur Folge, daß die Paarkorrelationsfunktion<br />

anstelle der konzentrischen Kreise der isotropen Flüssigkeit ein der Periodizität<br />

<strong>und</strong> Form des äußeren Feldes entsprechendes Muster aufweist (siehe z.B. [28]).<br />

15


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

a)<br />

8<br />

d)<br />

g (r)<br />

AA<br />

g AA<br />

(r)<br />

6<br />

4<br />

Z AA<br />

∼ 5.2<br />

h AA<br />

(r)<br />

2<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

r<br />

b) c)<br />

8<br />

0<br />

6<br />

-5<br />

4<br />

L ∼ 4.5 σ -10<br />

2<br />

A<br />

-15<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 -20<br />

0 2 4 6<br />

r<br />

r<br />

8 10 12<br />

ln |g AA<br />

(r)-1|<br />

Abbildung 3.1: a) Die Paarkorrelationsfunktion der großen Teilchensorte g AA(r) einer äquimolaren<br />

Mischung harter Scheiben mit einem Verhältnis der Teilchendurchmesser von σ B/σ A = 0.414 bei einer<br />

Anzahldichte ϱ ∗ = 1.6. Die Koordinationszahl eines großen Teilchens bezüglich weiterer großer Teilchen<br />

berechnet sich zu Z AA ≈ 5.2. b) Zweidimensionale Grauskalen-Darstellung der Paarkorrelationsfunktion<br />

g AA(⃗r). Die Skala ist so gewählt, daß das Maximum der Funktion in weiß <strong>und</strong> das Minimum schwarz<br />

dargestellt ist. c) Die totale Paarkorrelationsfunktion h AA(r) der großen Teilchensorte. Die Reichweite<br />

lokaler Ordnung läßt sich auf L ≈ 4.5σ A abschätzen. d) Die logarithmische Darstellung des Betrags der<br />

totalen Paarkorrelationsfunktion ln |g AA(r) − 1| zeigt im asymptotischen Verhalten ein oszillatorisches<br />

Verhalten, dessen Periodizität durch σ A/2 bestimmt ist.<br />

In der hier vorliegenden Arbeit werden binäre Mischungen <strong>und</strong> der Einfluß eines externen,<br />

periodischen Feldes auf diese untersucht. Zur näheren Untersuchung von Mischungen<br />

definiert man weitere Paarkorrelationsfunktionen (siehe z.B. [46]), die Auskunft über<br />

Korrelationen zwischen den einzelnen Komponenten der Mischung geben.<br />

〈<br />

g AA (r) = N ∑ NA<br />

ϱNA<br />

2 〈<br />

N ∑ NB<br />

g BB (r) =<br />

g AB (r) =<br />

ϱN 2 B<br />

i=1,j≠i<br />

i=1,j≠i<br />

i=1 j=1<br />

δ(r − |⃗r i − ⃗r j |)<br />

δ(r − |⃗r i − ⃗r j |)<br />

〈 NA<br />

〉<br />

N ∑ ∑N B<br />

δ(r − |⃗r i − ⃗r j |)<br />

ϱN A N B<br />

Hierbei gibt N = N A + N B die gesamte Anzahl der Teilchen im System an, wohinge-<br />

〉<br />

〉<br />

16


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

a)<br />

8<br />

d) g (r)<br />

BB<br />

g BB<br />

(r)<br />

6<br />

4<br />

Z BB<br />

∼ 2.3<br />

h BB<br />

(r)<br />

2<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

r<br />

b) c)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

ln |g BB<br />

(r)-1|<br />

L ∼ 3.8σ A<br />

2<br />

1<br />

-10<br />

0<br />

-15<br />

-1<br />

0 1 2 3 4 5 6 -20<br />

0 2 4 6<br />

r<br />

r<br />

8 10 12<br />

0<br />

-5<br />

Abbildung 3.2: a) Die Paarkorrelationsfunktion der kleinen Teilchensorte g BB(r) einer äquimolaren<br />

Mischung harter Scheiben mit einem Verhältnis der Durchmesser von σ B/σ A = 0.414 bei einer Anzahldichte<br />

ϱ ∗ = 1.6. Die Koordinationszahl eines kleinen Teilchens bezüglich weiterer kleiner Teilchen<br />

berechnet sich zu Z BB ≈ 2.3. b) Zweidimensionale Grauskalen-Darstellung der Paarkorrelationsfunktion<br />

g BB(⃗r). Die Skala ist so gewählt, daß das Maximum der Funktion in weiß <strong>und</strong> das Minimum schwarz<br />

dargestellt ist. c) Die totale Paarkorrelationsfunktion h BB(r) der kleinen Teilchensorte. Die Reichweite<br />

lokaler Ordnung läßt sich auf L ≈ 3.8σ A abschätzen. d) Die logarithmische Darstellung des Betrags der<br />

totalen Paarkorrelationsfunktion ln |g BB(r) − 1| zeigt im asymptotischen Verhalten ein oszillatorisches<br />

Verhalten, dessen Periodizität durch σ A/2 bestimmt ist.<br />

gen N A die Anzahl der großen Teilchen <strong>und</strong> N B die der kleinen Teilchen im System<br />

angibt. Die Anzahldichte des Systems ist ϱ = N/V . Die Positionen der ersten Maxima<br />

definieren auch hier jeweils die erste Koordinationsschale bezüglich der jeweiligen<br />

betrachteten Teilchensorte. Aus der Fläche unter diesen lassen sich die jeweiligen Koordinationszahlen<br />

bezüglich der betrachteten Teilchensorte berechnen. Dieser Bereich <strong>und</strong><br />

die jeweilige, so berechnete Koordinationszahl ist in den Abbildungen 3.1 a), 3.2 a) <strong>und</strong><br />

3.3 a) für die einzelnen Korrelationsfunktionen dargestellt. Es wurde als Beispiel eine<br />

äquimolare Mischung harter Scheiben mit einem Verhältnis der Teilchendurchmesser von<br />

σ B /σ A = 0.414 bei einer dimensionslosen Anzahldichte ϱ ∗ = (N/V )σA 2 = 1.6 ausgewertet.<br />

Hierbei ist, wie in allen weiteren <strong>Simulationen</strong> binärer Mischungen, der Durchmesser<br />

der größeren Teilchensorte σ A = 1. Die Abbildungen 3.1 b), 3.2 b) <strong>und</strong> 3.3 b) zeigen in<br />

Form einer Grauskalen-Darstellung die kompletten zweidimensionalen Paarkorrelationsfunktionen.<br />

Man erkennt in allen drei Funktionen deutlich die Signatur des ungeordneten<br />

Systems: konzentrische Kreise im Bereich kleiner Abstände vom zentralen Teilchen, welche<br />

die Maxima bzw. Minima in der Funktion kennzeichnen. Analog zum Vorgehen in<br />

17


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

a)<br />

8<br />

d) g (r)<br />

AB<br />

g AB<br />

(r)<br />

6<br />

4<br />

Z AB<br />

∼ 3.6<br />

h AB<br />

(r)<br />

2<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

r<br />

b) c)<br />

5<br />

4<br />

3<br />

ln |g AB<br />

(r)-1|<br />

L ∼ 4.5σ A<br />

2<br />

1<br />

-10<br />

0<br />

-15<br />

-1<br />

0 1 2 3 4 5 6 -20<br />

0 2 4 6<br />

r<br />

r<br />

8 10 12<br />

0<br />

-5<br />

Abbildung 3.3: a) Die Paarkorrelationsfunktion g AB(r) einer äquimolaren Mischung harter Scheiben<br />

mit einem Verhältnis der Durchmesser von σ B/σ A = 0.414 bei einer Anzahldichte ϱ ∗ = 1.6. Die Koordinationszahl<br />

eines Teilchens bezüglich der jeweils anderen Teilchensorte berechnet sich zu Z AB ≈ 3.6. b)<br />

Zweidimensionale Grauskalen-Darstellung der Paarkorrelationsfunktion g AB(⃗r). Die Skala ist so gewählt,<br />

daß das Maximum der Funktion in weiß <strong>und</strong> das Minimum schwarz dargestellt ist. c) Die totale Paarkorrelationsfunktion<br />

h AB(r). Die Reichweite lokaler Ordnung läßt sich auf L ≈ 4.5σ A abschätzen. d)<br />

Die logarithmische Darstellung des Betrags der totalen Paarkorrelationsfunktion ln |g AB(r) − 1| zeigt im<br />

asymptotischen Verhalten ein oszillatorisches Verhalten, dessen Periodizität durch σ A/2 bestimmt ist.<br />

monodispersen Fluiden lassen sich mit Hilfe dieser Paarkorrelationsfunktionen auch die<br />

zugehörigen totalen Paarkorrelationsfunktionen definieren:<br />

h AA (⃗r) = g AA (⃗r) − 1 , h BB (⃗r) = g BB (⃗r) − 1 <strong>und</strong> h AB (⃗r) = g AB (⃗r) − 1.<br />

Diese sind in den Abbildungen 3.1 c), 3.2 c) <strong>und</strong> 3.3 c) wiedergegeben. Man erkennt,<br />

daß die totalen Korrelationsfunktionen je nach Teilchensorte auf eine Länge von ca.<br />

3 − 5σ A auf Null abfallen. Das System zeigt somit in diesem lokalen Bereich ein gewisses<br />

Maß an Ordnung. Betrachtet man den Betrag der totalen Korrelationsfunktionen auf<br />

einer logarithmischen Skala (siehe die Teilbilder d) der Abbildungen 3.1, 3.2 <strong>und</strong> 3.3), so<br />

werden im asymptotischen Verhalten aller drei Funktionen Oszillationen einer bestimmten<br />

Periodizität sichtbar. Lediglich in der logarithmischen Darstellung des Betrags der<br />

totalen Paarkorrelationsfunktion der kleineren Komponente ln |g BB (r) − 1| verschwinden<br />

die Oszillationen für Abstände größer 8σ A . In der hier als Beispiel betrachteten<br />

binären Mischung ist diese Periodizität durch den Radius der größeren Komponente der<br />

Mischung σ A /2 bestimmt. D.h. die Struktur der Mischung wird durch die große Teilchensorte<br />

festgelegt. Wie man im Abschnitt zur Voronoi Konstruktion sehen wird, weist<br />

18


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

eine Mischung, die ein solches asymptotisches Verhalten der totalen Korrelationsfunktionen<br />

zeigt, ein Delaunay-Netzwerk auf, in dem das Netzwerk der großen Teilchensorte<br />

durch das gesamte System reicht (siehe Abbildung 3.6 c)). Für die Interpretation der in<br />

binären Mischungen auftretenden Phänomene ist es auch hilfreich die folgenden Linearkombinationen<br />

der Paarkorrelationsfunktionen zu betrachten [46]:<br />

g nn (r) = x 2 Ag AA (r) + 2x A x B g AB (r) + x 2 Bg BB (r)<br />

g cc (r) = x 2 Ax 2 B [g AA (r) + g BB (r) − 2g AB (r)]<br />

g nc (r) = x A x B [x A g AA (r) − x B g BB (r) + (x B − x A )g AB (r)]<br />

Die Korrelationsfunktion g nn (r) beschreibt Korrelationen in der Anzahldichte im System;<br />

g cc (r) beschreibt Korrelationen in der Konzentration <strong>und</strong> g nc (r) Kreuzkorrelationen zwischen<br />

Anzahldichte <strong>und</strong> Konzentration. In den in dieser Arbeit betrachteten äquimolaren<br />

Mischungen gilt für die Konzentrationen der Komponenten x A = N A /N = 0.5 = x B =<br />

N B /N. Die Korrelationsfunktionen reduzieren sich für eine solche Mischung auf:<br />

g nn (r) = g AA (r)/4 + g AB (r)/2 + g BB (r)/4<br />

g cc (r) = [g AA (r) + g BB (r) − 2g AB (r)] /16<br />

g nc (r) = [x A g AA (r) − x B g BB (r)] /8<br />

Sie sind zur Veranschaulichung in Abbildung 3.4 für die binäre, äquimolare Mischung<br />

harter Scheiben mit σ B /σ A = 0.414 bei einer Anzahldichte ϱ ∗ = 1.6 dargestellt. Die<br />

Grauskala für die zweidimensionale Darstellung der Korrelationsfunktionen g nn (⃗r), g cc (⃗r)<br />

<strong>und</strong> g nc (⃗r) ist so gewählt, daß die Extremwerte der Funktionen gekappt sind. Minima<br />

sind in schwarz, Maxima in weiß dargestellt. Die Kappung erfolgt für g nn (⃗r) <strong>und</strong> g nc (⃗r)<br />

bei 0.3 · g nn<br />

(max)<br />

bzw. 0.3 · g nc<br />

(max)<br />

<strong>und</strong> für g cc (⃗r) bei 0.3 · g cc<br />

(min)<br />

. Die Korrelationsfunktion der<br />

Anzahldichte (siehe Abbildung 3.4 a)) zeigt drei ausgeprägte Maxima an den Positionen<br />

r 1 ≈ 0.414σ A , r 2 ≈ 0.707σ A <strong>und</strong> r 3 ≈ 1.0σ A . Das erste Maximum wird durch die<br />

Anhäufung kleiner Teilchen um ein kleines Teilchen bewirkt. Analog entsteht das dritte<br />

Maximum durch die Anhäufung großer Teilchen um ein großes Teilchen. Das mittlere<br />

Maximum wird durch solche Teilchen hervorgerufen, welche als nächste Nachbarn<br />

Teilchen der jeweils anderen Sorte haben. Wie man in der zweidimensionalen Grauskalengraphik<br />

der Korrelationsfunktion erkennt, ist diese radialsymmetrisch. Sie zeigt<br />

neben den ersten drei Maxima kaum eine Strukturierung <strong>und</strong> fällt innerhalb von ca.<br />

3σ A auf den Kontinuumswert 1 ab. Auch die Korrelationsfunktion der Konzentration<br />

g cc (r) (siehe Abbildung 3.4 b)) ist radialsymmetrisch. Sie weist starke Korrelationen in<br />

den Maxima r 1 ≈ 0.414σ A <strong>und</strong> r 3 ≈ 1.0σ A auf, welche auf die Anhäufung der jeweils<br />

gleichen Teilchensorte um ein zentrales Teilchen zurückzuführen sind. Zusätzlich weist<br />

sie ein Minimum in r 2 ≈ 0.707σ A auf. Diese entspricht einer starken Antikorrelation in<br />

der Konzentration der Teilchensorten, die darin begründet ist, daß dies der minimale<br />

Abstand zweier Teilchen unterschiedlicher Sorte ist. In Abbildung 3.4 c) ist die Kreuzkorrelationsfunktion<br />

der Anzahldichte <strong>und</strong> Konzentration dargestellt. Für symmetrische<br />

19


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

a)<br />

4<br />

3<br />

g (r) nn<br />

g nn<br />

(r)<br />

2<br />

1<br />

b)<br />

g cc<br />

(r)<br />

c)<br />

g nc<br />

(r)<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

r<br />

0.6<br />

0.3<br />

0<br />

-0.3<br />

-0.6<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

-0.5<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

r<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

r<br />

g (r) cc<br />

g (r) nc<br />

Abbildung 3.4: Die Linearkombinationen der Paarkorrelationsfunktionen einer binären, äquimolaren<br />

Mischung harter Scheiben mit einem Verhältnis der Teilchendurchmesser σ B/σ A = 0.414 bei einer Anzahldichte<br />

von ϱ ∗ = 1.6. Abgebildet sind jeweils der radiale Verlauf <strong>und</strong> eine zweidimensionale Darstellung<br />

als Grauskalengraphik. Die Grauskala für die Funktionen ist gekappt. Minima sind in schwarz,<br />

Maxima in weiß dargestellt. Die Kappung erfolgt für g nn(⃗r) <strong>und</strong> g nc(⃗r) bei 0.3·g nn<br />

(max) bzw. 0.3·g nc<br />

(max) <strong>und</strong><br />

für g cc(⃗r) bei 0.3 · g cc<br />

(min) . a) Die Korrelationsfunktion der Anzahldichte g nn(r). b) Die Korrelationsfunktion<br />

der Konzentration <strong>und</strong> c) die Kreuzkorrelationsfunktion der Anzahldichte mit der Konzentration.<br />

20


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

Mischungen (bezüglich der Konzentration <strong>und</strong> der Wechselwirkungspotentiale) ist diese<br />

gleich Null. Da jedoch in der hier betrachteten Mischung die Reichweite der Teilchenwechselwirkungen<br />

der beiden Teilchensorten unterschiedlich groß sind, ist dies hier nicht<br />

der Fall. Man erkennt eine starke Antikorrelation in r 1 ≈ 0.414σ A <strong>und</strong> eine starke Korrelation<br />

in r 3 ≈ 1.0σ A . Die Zuordnung der Extremwerte der Kreuzkorrelationsfunktion<br />

zu Maxima bzw. Minima ist eine reine Definitionssache. Neben der Struktur aufgr<strong>und</strong><br />

der jeweiligen ersten nächsten Nachbar Schalen der Teilchensorten weist sie keine weitere<br />

Strukturierung auf <strong>und</strong> fällt auch innerhalb von ca. 3σ A auf Null ab.<br />

Die Analyse des asymptotischen Verhaltens der totalen Paarkorrelationsfunktionen ermöglicht<br />

die Bestimmung eines sogenannten strukturellen Übergangs im Fluid. Auf diesen<br />

wird im nächsten Abschnitt näher eingegangen.<br />

Struktureller Übergang<br />

Die sogenannte Fisher-Widom Linie im Phasendiagramm eines monodispersen Fluids,<br />

beschreibt einen wohl definierten Übergang im asymptotischen Verhalten der totalen<br />

Paarkorrelationsfunktion h(r). Ihr langreichweitiges Abfallverhalten geht von monoton<br />

in ein exponentiell gedämpftes oszillatorische Verhalten über. Da dieser strukturelle Übergang<br />

nicht mit einer Singularität in der Freien Energie verb<strong>und</strong>en ist, handelt es sich jedoch<br />

nicht um einen Phasenübergang. In bidispersen Systemen kann man einen weiteren<br />

solchen strukturellen Übergang innerhalb des oszillatorischen Verhaltens in Abhängigkeit<br />

von der Konzentration der Komponenten beobachten. Die Wellenlänge der Oszillation<br />

wird in einem Bereich der Konzentration der Mischung durch den Radius der<br />

großen Komponente, im anderen hingegen durch den Radius der kleinen Komponente<br />

bestimmt. Dieser strukturelle Übergang wurde von C. Gordon et al. [47, 48] mittels<br />

Dichtefunktional-Rechnungen <strong>und</strong> Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> für homogene <strong>und</strong> inhomogene<br />

Harte Kugel Mischungen untersucht. Die Autoren gehen auch auf das Harte<br />

Scheiben System ein, da dieses wichtig für die Interpretation von videomikroskopischen<br />

Aufnahmen kolloidaler Systeme ist. Baumgartl et al. [49] gelang es diesen Übergang experimentell<br />

zu beobachten. Die beiden Regime der Oszillation lassen sich perkolierenden<br />

Netzwerken der jeweiligen Kolloidsorte zuordnen. Dieses kann mit Hilfe der Delaunay<br />

Triangulation sichtbar gemacht werden. Wie bereits im vorherigen Abschnitt gezeigt,<br />

gehört die äquimolare Mischung harter Scheiben mit einem Verhältnis der Teilchendurchmesser<br />

von σ B /σ A = 0.414 zu dem Bereich, in dem die Wellenlänge der Oszillation<br />

durch σ A /2 bestimmt ist. Die großen Kolloide bilden das perkolierende Netzwerk.<br />

Voronoi Diagramme<br />

Strukturelle Eigenschaften von Fluiden lassen sich mittels Voronoi Diagrammen oder<br />

Delaunay Triangulation anschaulich sichtbar machen. Eine Teilchenkonfiguration entspricht<br />

einer Punktmenge P = {p 1 , p 2 , ..., p n } im zweidimensionalen euklidischen Raum.<br />

Zerlegt man diese Ebene in Regionen, so daß jeder Raumpunkt dem ihm am nächsten<br />

21


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

a) b) a c)<br />

a<br />

ζ = 1<br />

S = π a 2<br />

C = 2 πa<br />

ζ = 16/4π<br />

S = a 2<br />

C = 4a<br />

a<br />

25<br />

ζ =<br />

π 25+10 5<br />

2<br />

S = 25+10 5a /4<br />

C = 5a<br />

d)<br />

a<br />

ζ = 2 3/π<br />

S = 3 3a 2 /2<br />

C = 6a<br />

Abbildung 3.5: Einige geometrische Gr<strong>und</strong>formen <strong>und</strong> die Berechnung ihres Formfaktors ζ aus dem<br />

Verhältnis von Umfang C der Gr<strong>und</strong>form zu ihrer Fläche S.<br />

liegenden Teilchen zugeordnet ist, so erhält man sogenannte Voronoi Zellen V (p i ), die<br />

in der Physik auch Wigner-Seitz Zellen genannt werden.<br />

V (p i ) = {x : |p i − x| ≤ |p j − x|∀j ≠ i}<br />

Die Voronoi Zelle läßt sich wie folgt konstruieren. Man bestimmt die Mittelsenkrechte auf<br />

die Verbindungslinie zweier Teilchen p i , p j . Durch dieses Vorgehen teilt man die Ebene<br />

in Halbebenen. Alle Punkte innerhalb derjenigen Halbebene, die p i enthält, sind nächste<br />

Nachbarn zu nur einem Teilchen nämlich p i . Raumpunkte auf der Mittelsenkrechten hingegen<br />

sind nächste Nachbarn zu zwei Teilchen. Die Schnittmenge aller Halbebenen, die<br />

das Teilchen p i enthalten, ergibt die Voronoi Zelle. Die Schnittpunkte der Mittelsenkrechten<br />

bezeichnet man als Voronoi Vertices. Diese Punkte sind nächste Nachbarn zu<br />

mindestens drei Teilchen. Die Verbindungslinien zwischen den Voronoi Vertices sind die<br />

sogenannten Voronoi Kanten. Der dem Voronoi Diagramm duale Graph ist die Delaunay<br />

Triangulation <strong>und</strong> kann z.B. erhalten werden, indem man das Voronoi Diagramm der<br />

Punktmenge der Vertices des gegebenen Voronoi Diagramms berechnet. Bei der direkten<br />

Triangulation der betrachteten Teilchenmenge, zerlegt man die Ebene so in Dreiecke,<br />

daß deren Innenwinkel maximiert werden <strong>und</strong> es zu keinen Überschneidungen kommt.<br />

Zur Berechnung der Voronoi Diagramme wurde ein einfacher Algorithmus, wie er in [43]<br />

vorgestellt wird, aber auch das Programm ”qhull” [50] verwendet. Dieses wurde auch<br />

für die Delaunay Triangulation benutzt. Einen detaillierteren Einblick in die Feinheiten<br />

der Berechnung von Voronoi Diagrammen <strong>und</strong> Delaunay Triangulation bieten die<br />

”Numerical Recipies” [51].<br />

Formfaktor<br />

Die in den Voronoi Diagrammen enthaltene Information läßt sich quantitativ weiter auswerten,<br />

indem man ihren sogenannten Formfaktor berechnet. Die Geometrie der Voronoi<br />

Zelle ist charakteristisch für die Struktur der zu analysierenden Teilchenkonfiguration.<br />

Diese Tatsache kann man sich zu Nutze machen, um Strukturen in beliebigen Teilchenkonfigurationen<br />

aufzuspüren. So verwenden F. Moučka <strong>und</strong> I. Nezbeda [52] einen<br />

Formfaktor ζ um strukturelle Veränderungen beim Schmelzen eines zweidimensionalen<br />

22


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

a) b) c)<br />

15<br />

10<br />

P(ζ)<br />

5<br />

0<br />

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5<br />

ζ<br />

Abbildung 3.6: a) Voronoi Diagram, b) Delaunay Triangulation <strong>und</strong> c) Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

des Formfaktors einer äquimolaren, binären Mischung mit einem Verhältnis der Teilchendurchmesser von<br />

σ B/σ A = 0.414 in der flüssigen Phase bei ϱ ∗ = 1.6.<br />

monodispersen Dreiecksgitters zu charakterisieren. Der Formfaktor setzt den Umfang C<br />

der Voronoi Zelle ins Verhältnis zu ihrer Fläche S :<br />

ζ = C2<br />

4πS<br />

Er quantifiziert die Abweichung von der Kreisform. Eine imaginäre perfekt kreisförmige<br />

Zelle hätte ζ = 1. Alle übrigen Zellformen liefern Werte ζ > 1. Abbildung 3.5 zeigt<br />

einige regelmäßige Vielecke <strong>und</strong> die Berechnung des zugehörigen Formfaktors ζ. Aus<br />

den Simulationsdaten werden zunächst die Voronoi Diagramme der einzelnen Teilchenkonfigurationen<br />

berechnet <strong>und</strong> danach der Formfaktor der Voronoi Zellen. Es wird ein<br />

Histogramm über die auftretenden Formfaktoren aufgenommen, aus dem sich die Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

des Formfaktors bestimmt läßt. Aus dieser kann dann die dominierende<br />

Zellform abgelesen werden. Die so bestimmten Verteilungen sind relativ breite<br />

Verteilungen. Sie ermöglichen in der Analyse der Simulationsdaten dennoch eine Abgrenzung<br />

der einzelnen auftretenden Phasen. Abbildung 3.6 a) zeigt das Voronoi Diagramm<br />

einer aus der Simulation der schon betrachteten binären Mischung bei ϱ ∗ = 1.6 erhaltenen<br />

Teilchenkonfiguration. Da es in der Auswertung der Simulationsdaten wichtig<br />

sein wird, das Auftreten von quadratischen Strukturen gegenüber dem Auftreten von<br />

Dreiecksstrukturen abzugrenzen, werden in der Darstellung der Voronoi Diagramme immer<br />

Voronoi Zellen mit 4 Eckpunkten grün, solche mit 5 Eckpunkten blau <strong>und</strong> solche<br />

mit 6 Eckpunkten rot dargestellt. Alle weiteren möglichen Zellformen sind grau dargestellt.<br />

Die Darstellung zeigt deutlich, daß die Anzahl der Eckpunkte der Voronoi Zelle<br />

zur Charakterisierung der vorliegenden Strukturen nicht ausreicht. Man würde aus der<br />

Häufigkeit der rot <strong>und</strong> blau eingefärbten Voronoi Zellen hier eventuell auf das Vorliegen<br />

regelmäßiger Sechs- oder Fünfeck - Strukturen schließen. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

des Formfaktors der Voronoi Zellen in Abbildung 3.6 c) zeigt jedoch, daß es sich<br />

bei der betrachteten Konfiguration tatsächlich um eine strukturlose Flüssigkeitskonfiguration<br />

handelt. Sie zeigt keine ausgeprägten Maxima für ζ = 1.1026 (regelmäßiges<br />

23


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

Sechseck), ζ = 1.156 (regelmäßiges Fünfeck) oder ζ = 1.273 (Quadrat). In Abbildung<br />

3.6 b) ist zusätzlich die Delaunay Triangulation einer Konfiguration dargestellt. Verbindungslinien<br />

zwischen Teilchen gleicher Sorte sind für große Teilchen in schwarz <strong>und</strong><br />

für kleine Teilchen in rot eingezeichnet. Die Verbindungslinien zwischen Teilchen unterschiedlicher<br />

Sorte sind in grün wiedergegeben. Man erkennt, daß die kleinen Teilchen nur<br />

lokal Netzwerke bilden, wohingegen das Netzwerk der großen Teilchen durch die gesamte<br />

Konfiguration verläuft.<br />

Ordnungsparameter<br />

Der Formfaktor eignet sich dazu auftretende geordnete Regionen im System aufzufinden<br />

<strong>und</strong> zu charakterisieren. Phasenübergänge von einem Fluid in einen geordneten<br />

Festkörper beschreibt man üblicherweise mit Hilfe sogenannten Translations- <strong>und</strong> Rotationsordnungsparametern.<br />

Diese nehmen in der ungeordneten Phase Werte nahe Null<br />

an, wohingegen sie in der geordneten Phase gegen 1 gehen.<br />

Translationsordnungsparameter Die Existenz einer Translationsordnung entlang einer<br />

vorgegebenen Kristallrichtung kann mittels des Translationsordnungsparameters<br />

Ψ Gk sichtbar gemacht werden. Dieser ist als die Fouriertransformation der Anzahldichte<br />

der Teilchen definiert:<br />

∣<br />

Ψ Gk = 1 ∣∣∣∣∣<br />

N∑<br />

N<br />

e i G ⃗ k· ⃗r j<br />

∣j=1 Dabei ist ⃗ G k ein reziproker Gittervektor der zu analysierenden Struktur.<br />

Rotationsordnungsparameter Für das Auffinden einer m-fachen Symmetrieachse in einer<br />

gegebenen Konfiguration benötigt man den Rotationsordnungsparameter Ψ m .<br />

Zur Bestimmung der vorliegenden Rotationssymmetrie wird zunächst die lokale<br />

Orientierung von Strukturen bestimmt, indem der von der Verbindungslinie eines<br />

Teilchens j mit einem seiner nächsten Nachbarn k <strong>und</strong> z.B. der x-Achse eingeschlossene<br />

Winkel θ kj berechnet wird. Der lokale Rotationsordnungsparameter des<br />

Teilchens j ist dann wie folgt definiert:<br />

Ψ m,j = 1 N b<br />

N b<br />

∑<br />

k=1<br />

e i(m·θ kj)<br />

Hier ist N b die Anzahl der nächsten Nachbarn, welche berücksichtigt werden. Den<br />

globalen Rotationsordnungsparameter der Konfiguration berechnet man aus den<br />

lokalen Werten durch:<br />

∣ 1<br />

N∑ ∣∣∣∣<br />

Ψ m =<br />

Ψ m,j<br />

∣N<br />

j=1<br />

24


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

Diese Definition stellt sicher, daß Ψ m eine reelle Zahl aus dem Intervall [0, 1] ist.<br />

Im monodispersen System, aber auch im phasenseparierten, bidispersen System,<br />

ist vor allem Ψ 6 von Interesse, der auf die 6-fache Symmetrieachse des Dreiecksgitters<br />

anspricht. In der hier untersuchten binären Mischung, welche einem äußeren<br />

Feld ausgesetzt wird, werden quadratische Strukturen induziert. In der geordneten<br />

Quadratstruktur des bidispersen Systems liegt eine 4-fache Symmetrieachse vor,<br />

so daß in diesem Fall Ψ 4 betrachtet wird. Diese beiden Rotationsordnungsparameter<br />

werden in der hier vorliegenden Arbeit dazu verwendet ausschließlich die<br />

Struktur der großen Komponente der Mischung zu untersuchen. Die beiden Rotationsordnungsparameter<br />

werden speziell für das Untersystem der großen Teilchen<br />

definiert. D.h. in den Definitionen wird N durch N A ersetzt <strong>und</strong> N b ist die Anzahl<br />

der großen nächsten Nachbarn, die berücksichtigt werden. Ohne Rücksicht auf die<br />

Teilchensorte zu nehmen, kann man statt Ψ 4 im Quadratgitter auch Ψ 8 berechnen,<br />

um Informationen über das Maß der Rotationsordnung zu gewinnen. Dieser Rotationsordnungsparameter<br />

testet, ob um ein zentrales Teilchen 8 weitere regelmäßig<br />

angeordnet sind.<br />

Der Phasenübergangspunkt kann unter Verwendung solcher Ordnungsparameter, sofern<br />

sie normalverteilte Wahrscheinlichkeitsverteilungen aufweisen, aus einer Blockanalyse<br />

der Binder Kumulanten gewonnen werden (für eine detaillierte Beschreibung dieser Methode<br />

siehe z.B. [53]). Die Binder Kumulante eines Ordnungsparameters Ψ ist wie folgt<br />

definiert:<br />

U L = 1 − < Ψ4 > L<br />

3 < Ψ 2 > 2 L<br />

L gibt hier die lineare Ausdehnung des analysierten Systems an. In der Blockanalyse wird<br />

die Binder Kumulante gleichzeitig für viele verschiedene Untersystemgrößen L B berechnet.<br />

Die Eigenschaft, der Binder Kumulante, welche sie zu einem nützlichen Werkzeug<br />

in der Bestimmung des Phasenübergangspunktes bei kontinuierlichen Phasenübergängen<br />

macht, ist die Tatsache, daß sie aufgr<strong>und</strong> der Divergenz der Korrelationslängen am Phasenübergang,<br />

dort einen universellen, d.h. Systemgrößen unabhängigen Wert annimmt.<br />

Die Binder Kumulanten der einzelnen Untersysteme der Blockanalyse schneiden sich daher<br />

im Phasenübergangspunkt <strong>und</strong> ermöglichen es dadurch ihn zu ermitteln [54, 55].<br />

Wie Vollmayr et al.[56] zeigten, weicht das Verhalten der Binder Kumulanten bei Phasenübergängen<br />

erster Ordnung von dem soeben skizzierten ab. In diesem Fall ist der<br />

Schnittpunkt der Binder Kumulanten nicht mehr scharf, kann jedoch auch hier noch<br />

zur Bestimmung des Phasenübergangspunktes eingesetzt werden. Beim Übergang aus<br />

der geordneten Phase in die ungeordnete folgt auf den Bereich, in dem sich die Binder<br />

Kumulanten der Untersysteme schneiden, ein Minimum. Dieses wird umso tiefer <strong>und</strong><br />

schmaler je größer das betrachtete Untervolumen ist.<br />

Wie die Auswertung der <strong>Simulationen</strong> zeigen wird, treten in den binären Mischungen unter<br />

Einfluß eines externen Felds Phänomene auf, die dazu führen, daß die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

der Translations- <strong>und</strong> Rotationsordnungsparameter nicht mehr normalverteilt<br />

sind. Der Schnittpunkt der Binder Kumulanten kann daher in diesen Systemen<br />

25


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

nicht zuverlässig zur Ermittlung des Phasenübergangspunkts eingesetzt werden. Aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> wurden zwei weitere Ordnungsparameter definiert, welche eine Bestimmung<br />

der Phasengrenzen ermöglichen. Diese speziell auf das System angepaßten Ordnungsparameter<br />

werden in Kapitel 4 vorgestellt, in dem auch die neuen, laser-induzierten<br />

Phänomene diskutiert werden (siehe speziell Abschnitt 4.2.2).<br />

3.2. Geordnete Strukturen in binären Mischungen<br />

Die vorliegende Arbeit konzentriert sich auf die Analyse eines Modellsystems: einer<br />

binären Mischung harter Scheiben. Im Hinblick auf die Tatsache, daß eine Mischung<br />

aus harten Scheiben unterschiedlicher Durchmesser bei der Strukturbildung nicht selektive<br />

in der Wahl der nächsten Nachbarn (eine solche Selektion findet in Ionenkristallen<br />

= 0.082<br />

= 0.101<br />

= 0.216<br />

= 0.233<br />

= 0.349<br />

= 0.386<br />

= 0.620<br />

"Gittergas"<br />

"zufällige Kachelung"<br />

x B<br />

Koexistenz<br />

unbekannt<br />

= 0.155<br />

= 0.281<br />

= 0.414<br />

= 0.533<br />

= 0.637<br />

r B<br />

Abbildung 3.7: Phasendiagramm binärer Harter Scheiben Mischungen nach Likos <strong>und</strong> Henley [57].<br />

Der Radius der großen Komponente der Mischung ist auf eins normiert (r A = 1). Von links nach rechts<br />

nimmt der Radius der kleineren Komponente der Mischung r B zu. Die verschiedenen Mischungen können<br />

zum einen auf der linken Achse durch ihr stöchiometrisches Verhältnis oder aber rechts durch die Konzentration<br />

der kleinen Teilchen x B = N B/N identifiziert werden. Phasen reiner Gitterstrukturen sind<br />

durch horizontale Striche gekennzeichnet <strong>und</strong> gemäß der Nomenklatur von Likos <strong>und</strong> Henley bezeichnet.<br />

Die in NpT -<strong>Simulationen</strong> untersuchten Mischungen bzw. Gitterstrukturen sind rot im Phasendiagramm<br />

markiert.<br />

26


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

statt), <strong>und</strong> auch nicht selektive in der Anzahl der nächsten Nachbarn (eine solche Selektion<br />

existiert in molekularen Kristallen) ist, ist eine Mischung harter Scheiben ein gutes<br />

Modell für Mischungen einfacher Metalle. Insbesondere der Gr<strong>und</strong>zustand von solchen<br />

atomaren Systemen mit kurzreichweitigen Wechselwirkungen läßt sich gut durch das<br />

Harte Scheiben System modellieren. Es ist der Grenzfall für Systeme, in denen das Radienverhältnis<br />

der Komponenten ausschlaggebend für die Stabilisierung von Strukturen<br />

ist. Likos <strong>und</strong> Henley [57] führten eine Analyse der möglichen, raumfüllenden Packungen<br />

in solchen Harte Scheiben Mischungen durch <strong>und</strong> berechneten das in Abbildung 3.7<br />

dargestellte Gr<strong>und</strong>zustands-Phasendiagramm (Die Darstellung wurde ergänzt, um die<br />

Nomenklatur an die in dieser Arbeit verwendeten Bezeichnungen anzupassen). Die Hamilton<br />

Funktion des von Likos <strong>und</strong> Henley verwendeten Modellsystems ist H = p·V , mit<br />

p der hydrostatische Druck auf das System <strong>und</strong> V sein zweidimensionales Volumen (d.h.<br />

seine Fläche). Mögliche Teilchenkonfigurationen sind solche, die nicht zur Überlappung<br />

von Teilchen führen. Ansonsten wechselwirken die Teilchen nicht untereinander. Ohne<br />

Einschränkung der Allgemeinheit setzen Likos <strong>und</strong> Henley p = 1. Den Einfluß der Entropie<br />

auf die Stabilität der Strukturen vernachlässigen sie zunächst. Dies entspricht dem<br />

Grenzfall T → 0. Likos <strong>und</strong> Henley analysieren eine Vielzahl von möglichen Strukturen<br />

im Hinblick auf ihre raumfüllenden Eigenschaften. Diese Kandidaten-Strukturen werden<br />

erraten durch die folgenden Mechanismen neue Strukturen zu erzeugen:<br />

• Füllen der Zwischenräume monodisperser, geordneter Strukturen der großen Komponente<br />

mit der kleineren Komponente.<br />

• Ersetzen einzelner großer Teilchen einer geordneten Struktur durch mehrere<br />

kleine Teilchen.<br />

• Scherung bereits gef<strong>und</strong>ener Gitterstrukturen.<br />

• Kombination verschiedener bereits gef<strong>und</strong>enen Gitterstrukturen.<br />

Eine solche Herangehensweise kann nicht garantieren, daß alle möglichen Gitterstrukturen<br />

berücksichtigt bzw. aufgef<strong>und</strong>en werden. Die verwendete Methode beruht ausschließlich<br />

auf einer Maximierung der Packungsdichte. In machen Regionen des Phasendiagramms<br />

sind die Packungsdichten von Gittergas-Strukturen, zufälligen Kachelungen<br />

(’random tilings’) <strong>und</strong> koexistierenden, geordneten Strukturen gleich. Für solche Fälle<br />

argumentieren Likos <strong>und</strong> Henley [57], daß die ungeordnetere Struktur aufgr<strong>und</strong> ihrer<br />

höheren Entropie für T > 0 die bevorzugte Anordnung sein wird.<br />

Eine andere erfolgversprechende Strategie bei der Suche bzw. Vorhersage thermodynamisch<br />

stabiler Gitterstrukturen in Systemen der weichen, kondensierten Materie ist der<br />

Einsatz von sogenannten Genetischen Algorithmen (siehe z.B. [58, 59]). Hierbei handelt<br />

es sich um Optimierungsverfahren, welche Konzepte der Evolutionstheorie, wie z.B.<br />

die Rekombination, Mutation <strong>und</strong> das Prinzip des ’survival of the fittest’ bei der Optimierung<br />

einsetzen. Angewandt bei der Suche nach neuen Gitterstrukturen wird die<br />

Einheitszelle einer möglichen Gitterstruktur als ein Individuum betrachtet. Die Informationen<br />

über die Eigenschaften dieser Einheitszelle (Kantenlängen <strong>und</strong> Winkel) werden in<br />

27


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

einem binären String kodiert. Es werden parallel viele Individuen, d.h. eine sogenannte<br />

Generation betrachtet. Der Genetische Algorithmus evaluiert die Fitness der Individuen<br />

<strong>und</strong> verwendet nur solche zur Bildung einer neuen Generation, welche eine hohe Fitness<br />

aufweisen. Bei der Suche nach Gitterstrukturen wird dieses Konzept in Form der<br />

Minimierung der Gibbs’schen Freien Energie des betrachteten Systems umgesetzt. Für<br />

weitere Details siehe [58, 59] <strong>und</strong> Referenzen darin.<br />

3.2.1. Ergebnisse zur thermodynamischen Stabilität von Gitterstrukturen<br />

Aufgr<strong>und</strong> des von Likos <strong>und</strong> Henley [57] berechneten Phasendiagramms erwartet man die<br />

Existenz einer große Zahl von Gitterstrukturen in zweidimensionalen, binären Mischungen.<br />

Die Fragen, wie einfach sich diese Strukturen in Experimenten erzeugen lassen bzw.<br />

von alleine ausbilden <strong>und</strong> wie stabil diese Gitterstrukturen sind, sind jedoch noch offen.<br />

In der hier vorliegenden Arbeit wird die Frage nach der thermodynamischen Stabilität<br />

der Strukturen beispielhaft an einigen der von Likos <strong>und</strong> Henley [57] vorgeschlagenen<br />

Gitterstrukturen für binäre Harte Scheiben Mischungen diskutiert. Es wurden additive<br />

Mischungen simuliert, d.h. das Wechselwirkungspotential V (r kl ) lautet:<br />

V (r kl ) =<br />

{<br />

∞ , für r kl ≤ σ kl<br />

0 , für r kl > σ kl<br />

mit r kl = |⃗r k − ⃗r l | <strong>und</strong> σ kl = σ A für k, l ∈ N A , σ kl = σ B für k, l ∈ N B <strong>und</strong> σ kl =<br />

0.5(σ A + σ B ) für k ∈ N A <strong>und</strong> l ∈ N B (bzw. umgekehrt). Die <strong>Simulationen</strong> wurden im<br />

NpT -Ensemble durchgeführt. Die jeweilige Struktur von Interesse wurde im System mit<br />

N ≈ 1000 aufgesetzt <strong>und</strong> zunächst einem hohen, hydrostatischen Druck p ∗ = pσA 2 /k BT<br />

ausgesetzt. Dieser wurde dann sukzessive verringert <strong>und</strong> der Verlauf der Packungsdichte<br />

η = ϱ ∗ π(N A rA 2 + N BrB 2 )/N) (ϱ∗ = ϱσA 2 ist die dimensionslose Anzahldichte) mit<br />

p ∗ aufgenommen. Im Unterschied zu Likos <strong>und</strong> Henley wird in den <strong>Simulationen</strong> der<br />

Durchmesser der großen Teilchen auf eins festgelegt: σ A = 1. Die Systeme wurden für<br />

10 6 MCS äquilibriert. Danach wurden über weitere 2 · 10 6 MCS Daten aufgenommen.<br />

Zu dem in diesen Studien im NpT -Ensemble verwendeten Monte Carlo Algorithmus ist<br />

anzumerken, daß pro MCS ein Versuch unternommen wurde, das Simulationsvolumen<br />

zu ändern. Hierbei bezieht sich diese Änderung des Volumens ausschließlich auf eine<br />

Längenänderung der Kanten. Eine Änderung der Winkel der Simulationsbox wird nicht<br />

versucht. Diese Realisierung des NpT -Ensembles reicht aus, um einen Eindruck von der<br />

Stabilität der untersuchten Gitterstrukturen zu bekommen. Es wird im Folgenden die<br />

Nomenklatur von Likos <strong>und</strong> Henley [57] verwendet. Hier werden die großen Teilchen als<br />

A Teilchen <strong>und</strong> die kleinen als B Teilchen bezeichnet. Die Namen der Gitterstrukturen<br />

sind von der Einheitszelle abgeleitet, aus der die neue Struktur abgeleitet wurde. So steht<br />

z.B. S 1 (AB) für eine Gitterstruktur, bei der eine quadratische Einheitszelle aus großen<br />

Teilchen (A) mit einem kleinen Teilchen (B) gefüllt wurde. Das Mischungsverhältnis ist<br />

hier x A = N A /N = 50.0%.<br />

Zunächst wird ein Konsistenztest der NpT <strong>Simulationen</strong> durchgeführt. In der Flüssigkeit<br />

28


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

10<br />

8<br />

j = AA<br />

j = BB<br />

j = AB<br />

g j<br />

(r)<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 0.5 1 1.5 2 2.5<br />

r<br />

Abbildung 3.8: Die Paarkorrelationsfunktionen einer äquimolaren, binären Mischung harter Scheiben<br />

mit σ B/σ A = 0.414 wie sie sich aus der Analyse der Simulationsdaten einer Monte Carlo Simulation im<br />

NpT -Ensemble bei einem vorgegebenen hydrostatischen Druck von p ∗ = 19.0 ergeben. Die jeweiligen<br />

Kontaktwerte der Paarkorrelationsfunktionen sind mit Pfeilen markiert.<br />

kann der im System herrschende isotrope Druck aus den Kontaktwerten der Paarkorrelationsfunktionen<br />

g AA (r), g AB (r) <strong>und</strong> g BB (r) berechnet werden.<br />

p<br />

k B T = ϱ + π (<br />

)<br />

ϱ 2<br />

2<br />

AσAg 2 (2)A<br />

N<br />

(σ A+) + ϱ 2 BσBg 2 (2)B<br />

N<br />

(σ B+) + 2ϱ A ϱ B σABg 2 (1+1)AB<br />

N<br />

(σ AB +) (3.1)<br />

Eine Herleitung der verwendeten Zusammenhänge ist in Anhang C gegeben. Für den<br />

Konsistenztest wird eine äquimolare Mischung mit σ B /σ A = 0.414 bei einem vorgegebenem,<br />

hydrostatischen Druck von p ∗ = 19.0 simuliert. Die aus den Simulationsdaten<br />

berechneten Paarkorrelationsfunktionen sind in Abbildung 3.8 dargestellt. Aus einer Extrapolation<br />

erhält man die folgenden Kontaktwerte:<br />

g (2)A<br />

N (σ A+) = 9.33 , g (2)A<br />

N (σ B+) = 6.17 <strong>und</strong> g (1+1)AB<br />

N<br />

(σ AB +) = 7.12<br />

Die mittlere Anzahldichte ist ϱ ∗ = 1.57 ± 0.01. Aus diesen Kontaktwerten berechnet sich<br />

mit Hilfe der Gleichung 3.1 der während der Simulation im System herrschende Druck<br />

zu p ∗ = pσ 2 A /k BT = 18.5. Dieser Wert liegt innerhalb einer Schwankungsbreite von<br />

2.5% des von außen vorgegebenen Drucks. Mit einer feineren Auflösung ließen sich die<br />

Kontaktwerte noch genauer bestimmen, was die Konsistenz weiter verbessern würde.<br />

Mittels der Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> im NpT Ensemble konnten für einige der vorhergesagten<br />

Gitterstrukturen Druckbereiche identifiziert werden, in denen diese stabil<br />

sind. Im folgenden werden die im Phasendiagramm (siehe Abbildung 3.7) rot markierten<br />

Mischungen bzw.Gitterstrukturen vorgestellt. Zur Übersicht über die betrachteten<br />

Gitterstrukturen sind in Abbildung 3.9 <strong>und</strong> Abbildung 3.10 a) <strong>und</strong> d) Beispielkonfigurationen<br />

aus den <strong>Simulationen</strong> zu sehen.<br />

29


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

a) T (AB )<br />

b)<br />

H (A B )<br />

2 6<br />

3 2<br />

7<br />

c)<br />

p ∗= 71 σ Β= 0.349 p ∗= 54 σ Β= 0.400<br />

T 1(AB 2)<br />

d)<br />

H 1(AB 2 )<br />

e)<br />

p ∗= 90 σ Β= 0.312<br />

H (AB) 2<br />

f)<br />

p ∗= 32 σ Β= 0.520<br />

S (AB) 1<br />

p ∗= 22 σ Β= 0.638<br />

p ∗= 36 σ Β= 0.414<br />

Abbildung 3.9: Die verschieden Gitterstrukturen, welche mit Hilfe von Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> im<br />

NpT -Ensemble auf ihre thermodynamische Stabilität getestet wurden. Gezeigt sind Konfigurationen<br />

nach 3 · 10 6 MCS bei dem jeweils angegebenden äußeren Druck p ∗ .<br />

30


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

a) S (AB )<br />

b)<br />

2<br />

4 2<br />

S (AB )<br />

4<br />

p ∗= 240, MCS = 0, σ Β= 0.193<br />

c)<br />

p ∗= 240, MCS = 3 .<br />

6<br />

10 ,<br />

σ = 0.193<br />

Β<br />

0.88<br />

η<br />

0.86<br />

0.84<br />

0.82<br />

σ B<br />

= 0.193<br />

σ B<br />

= 0.216<br />

σ B<br />

= 0.225<br />

σ B<br />

= 0.245<br />

2<br />

100 120 140 160 180 200<br />

p *<br />

d) S (AB )<br />

e)<br />

4<br />

S 2(AB 4)<br />

p ∗= 160 σ Β= 0.225<br />

p ∗= 200 σ Β= 0.245<br />

Abbildung 3.10: Die S 2(AB 4) Gitterstruktur für Mischungen mit x B = 4/5 = 80%. In a) ist die nach<br />

Likos <strong>und</strong> Henley [57] aufgesetzte Struktur für eine Mischung mit σ B = 0.193 dargestellt. b) zeigt die<br />

stabile Struktur dieser Mischung nach 3 · 10 6 MCS. Grün eingekreist sind die Bereiche im Subgitter der<br />

kleinen Teilchen, die nicht perfekt geordnet sind. c) Der Verlauf der Packungsdichte für die verschiedenen<br />

x B = 4/5 = 80% Mischungen bei sinkendem äußeren Druck. d) Die stabile S 2(AB 4) Gitterstruktur der<br />

Mischung mit σ B = 0.225 bei p ∗ = 160 <strong>und</strong> e) die instabile Struktur der Mischung mit σ B = 0.245 bei<br />

p ∗ = 200.<br />

31


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

a) b)<br />

0.82 σ B<br />

= 0.315<br />

σ B<br />

= 0.340<br />

0.8<br />

0.8 σ B<br />

= 0.345<br />

σ B<br />

= 0.349<br />

0.78<br />

0.78<br />

η<br />

0.76<br />

η<br />

0.76<br />

σ B<br />

= 0.400<br />

58 60 62 64 66 68 70<br />

p *<br />

0.74<br />

38 40 42 44 46 48 50 52 54<br />

p *<br />

Abbildung 3.11: Der Verlauf der Packungsdichte η mit sinkendem, äußeren Druck p ∗ . a) zeigt vergleichend<br />

die verschiedenen, simulierten Mischungen mit x B = 6/7 ≈ 85.7% <strong>und</strong> b) die einzelne Mischung<br />

mit x B = 7/9 ≈ 77.8%, welche simuliert wurde.<br />

Als Mischung mit dem kleinsten Verhältnis der Durchmesser wurde eine x B = 4/5 = 80%<br />

Mischung simuliert. Für diese Mischung ist von Likos <strong>und</strong> Henley [57] eine S 2 (AB 4 ) Gitterstruktur<br />

im Intervall σ B /σ A ∈ [0.193, 0.245] vorhergesagt. Es wurden die Verhältnisse<br />

der Durchmesser σ B /σ A = 0.193, 0.216, 0.225 <strong>und</strong> 0.245 simuliert. Abbildung 3.10 a)<br />

zeigt die vorgeschlagene, aufgesetzte Struktur für σ B = 0.193 (σ A = 1) <strong>und</strong> Abbildung<br />

3.10 b) die Struktur nach 3 · 10 6 MCS. Das Quadratgitter der großen Teilchen ist stabil.<br />

Die Anzahl der kleinen Teilchen in den Lücken des Quadratgitters der großen Teilchen<br />

kann jedoch bei diesem Teilchendurchmesser der kleineren Komponente der Mischung<br />

zwischen 3 <strong>und</strong> 5 fluktuieren (in Abbildung 3.10 b) grün markiert). Abbildung 3.10<br />

d) zeigt die stabile S 2 (AB 4 ) Gitterstruktur der Mischung mit σ B = 0.225 bei einem<br />

äußeren Druck von p ∗ = 160. Für die Mischung mit σ B = 0.245 konnte im simulierten<br />

Druckbereich p ∗ ≤ 200 keine stabile Struktur gef<strong>und</strong>en werden. Das Subgitter der<br />

kleinen Teilchen schmilzt <strong>und</strong> stört dabei die Quadratgitterstruktur der großen Teilchen<br />

(vergleiche Abbildung 3.10 e)). Das unterschiedliche Verhalten dieser Mischungen wird<br />

auch im Verlauf der Packungsdichte η mit dem Druck p ∗ in Abbildung 3.10 c) sichtbar.<br />

Die Mischungen mit σ B = 0.193, 0.216 <strong>und</strong> 0.225 zeigen einen deutlichen Sprung in η<br />

beim Übergang in die ungeordnete, flüssige Phase, wohingegen die Packungsdichte für<br />

die Mischung mit σ B = 0.245 kontinuierlich über den gesamten simulierten Druckbereich<br />

abnimmt. Zusammenfassend läßt sich schließen, daß die S 2 (AB 4 ) Gitterstruktur für die<br />

simulierten Mischungen mit σ B ≤ 0.245 durch äußere Drücke von p ∗ ≥ 160 stabilisiert<br />

werden kann. Sie bleiben bis zu einer Packungsdichte von ca. 87% thermodynamisch<br />

stabil.<br />

Als nächstes wird eine Mischung mit x B = 6/7 ≈ 85.7% betrachtet. Für diese erwartet<br />

man nach Likos <strong>und</strong> Henley [57] in den Intervallen σ B /σ A ∈ [0, 0.157] <strong>und</strong> σ B /σ A ∈<br />

[0.315, 0.354] das T 2 (AB 6 ) Gitter (vergleiche Abbildung 3.7). Vier solcher Mischungen<br />

mit σ B /σ A aus dem zweiten Intervall wurden simuliert. Eine Beipielkonfiguration der<br />

T 2 (AB 6 ) Struktur ist in Abbildung 3.9 a) für σ B = 0.349 bei p ∗ = 71 gezeigt. Der Verlauf<br />

32


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

der Packungsdichte η mit fallendem Druck p ∗ ist in Abbildung 3.11 a) vergleichend für<br />

die vier Mischungen aufgetragen. Oberhalb eines Durchmessers der kleinen Teilchen von<br />

σ B = 0.340 wird diese Gitterstruktur umso instabiler, je größer der Durchmesser der<br />

kleinen Teilchen wird. Ab einem Druck von p ∗ = 71 ist jedoch die T 2 (AB 6 ) Struktur<br />

für alle vier simulierten Mischungen aus dem Intervall σ B /σ A ∈ [0.315, 0.354] stabil. Sie<br />

schmilzt sobald eine Packungsdichte von ca. 81% erreicht ist.<br />

Für eine Konzentration der kleinen Teilchen von x B = 7/9 ≈ 77.8% wurde nur eine<br />

einzige Mischung mit σ B = 0.400 simuliert. Diese Mischung liegt im Intervall σ B /σ A ∈<br />

[0.378, 0.408], für das Likos <strong>und</strong> Henley [57] eine H 3 (A 2 B 7 ) Gitterstruktur erwarten. Eine<br />

Beispielkonfiguration dieser Struktur ist in Abbildung 3.9 b) für σ B = 0.400 bei p ∗ = 54<br />

gezeigt. Der Verlauf der Packungsdichte mit dem äußeren Druck in Abbildung 3.11 b)<br />

zeigt einen deutlichen Sprung, sobald die Struktur schmilzt. Die H 3 (A 2 B 7 ) Struktur ist<br />

in der betrachteten Mischung für p ∗ ≥ 48 stabil <strong>und</strong> weist dann eine Packungsdichte von<br />

η ≥ 80% auf.<br />

Für die x B = 2/3 ≈ 66.7% Mischungen sind im Phasendiagramm von Likos <strong>und</strong> Henley<br />

in Abbildung 3.7 zwei mögliche Gitterstrukturen eingetragen. Im Intervall σ B /σ A ∈<br />

[0, 0.312] eine T 1 (AB 2 ) Struktur <strong>und</strong> im Intervall σ B /σ A ∈ [0.517, 0.546] eine H 1 (AB 2 )<br />

Struktur. Es wurden zu beiden Strukturen <strong>Simulationen</strong> durchgeführt. Für die T 1 (AB 2 )<br />

Struktur wurden zwei Mischungen an der oberen Grenze des von Likos <strong>und</strong> Henley vorgeschlagenen<br />

Existenzintervalls der Struktur, nämlich eine Mischung mit σ B = 0.300 <strong>und</strong><br />

eine mit σ B = 0.312 simuliert. Für die H 1 (AB 2 ) Struktur wurden die fünf Mischungen<br />

mit Teilchendurchmessern σ B = 0.517, 0.520, 0.530, 0.540 <strong>und</strong> 0.546 betrachtet. Beispielkonfigurationen<br />

dieser beiden Strukturen aus den <strong>Simulationen</strong> sind in Abbildung<br />

3.9 c) <strong>und</strong> d) abgebildet. Die Änderung der Packungsdichte mit fallendem Druck ist in<br />

Abbildung 3.12 a) für Mischungen mit σ B /σ A aus dem Intervall der T 1 (AB 2 ) Struktur<br />

<strong>und</strong> in Abbildung 3.12 b) für die simulierten Mischungen mit σ B /σ A aus dem Inter-<br />

a) b)<br />

0.81<br />

η<br />

0.85<br />

0.8<br />

0.75<br />

σ B<br />

= 0.300<br />

σ B<br />

= 0.312<br />

η<br />

0.78<br />

0.75<br />

0.72<br />

0.69<br />

σ B<br />

= 0.517<br />

σ B<br />

= 0.520<br />

σ B<br />

= 0.530<br />

σ B<br />

= 0.540<br />

σ B<br />

= 0.546<br />

40 60 80 100 120 140<br />

p *<br />

18 21 24 27 30 33<br />

p *<br />

Abbildung 3.12: Der Verlauf der Packungsdichte η mit sinkendem, äußeren Druck p ∗ für die simulierten<br />

x B = 2/3 ≈ 66.7% Mischungen. a) zeigt vergleichend die Mischungen mit σ B/σ A aus dem Bereich der<br />

T 1(AB 2) Struktur <strong>und</strong> b) die Mischungen aus dem Bereich von σ B/σ A, in dem die H 1(AB 2) Struktur<br />

vorhergesagt ist.<br />

33


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

vall der H 1 (AB 2 ) Struktur aufgetragen. Das T 1 (AB 2 ) Gitter kann in den simulierten<br />

Mischungen nur durch sehr hohe äußere Drücke stabilisiert werden <strong>und</strong> der Sprung im<br />

Verlauf der Packungsdichte mit p ∗ ist nicht so deutlich aufgelöst wie in den übrigen<br />

<strong>Simulationen</strong>. Für σ B = 0.300 liegt das System bei p ∗ = 80 geordnet vor <strong>und</strong> beginnt<br />

dann zu schmelzen. Für σ B = 0.312 tritt das Schmelzen bereits für p ∗ < 90 ein. Die<br />

T 1 (AB 2 ) Struktur hat dann in beiden Mischungen eine Packungsdichte von η ≈ 85% erreicht.<br />

Die H 1 (AB 2 ) Struktur in den simulierten Mischungen bei größeren Verhältnissen<br />

der Durchmesser ist stabiler. Alle simulierten Mischungen aus diesem Bereich schmelzen<br />

erst ab äußeren Drücken p ∗ von unter 26 bis 27 (vergleiche Abbildung 3.12 b)). Die<br />

Packungsdichte liegt für diese Struktur dann bei ca. 78%.<br />

Zuletzt werden äquimolare Mischungen (d.h. x B = x A = 50%) betrachtet. Auch für<br />

diese sind im Phasendiagramm von Likos <strong>und</strong> Henley [57] (siehe Abbildung 3.7) zwei<br />

mögliche Gitterstrukturen vorhergesagt. Im Intervall σ B /σ A ∈ [0.392, 0.414] eine S 1 (AB)<br />

Quadratgitterstruktur <strong>und</strong> in den Intervallen σ B /σ A ∈ (0.414, 0.438] <strong>und</strong> σ B /σ A ∈<br />

[0.627, 0.646] eine H 2 (AB) Struktur. Es wurden beide Gitterstrukturen aufgesetzt <strong>und</strong><br />

auf ihre thermodynamische Stabilität getestet. Für die S 1 (AB) Quadratgitterstruktur<br />

wurden Mischungen mit σ B = 0.392, 0.396, 0.400 <strong>und</strong> 0.414 simuliert. Die H 2 (AB)<br />

Struktur wurde für Mischungen mit Teilchendurchmessern σ B = 0.627, 0.638, 0.640 <strong>und</strong><br />

0.646 betrachtet. Beispielkonfigurationen der simulierten Mischungen sind in Abbildung<br />

3.9 e) für die H 2 (AB) Struktur bei σ B = 0.638 <strong>und</strong> in Abbildung 3.9 f) für die S 1 (AB)<br />

Struktur bei σ B = 0.414 dargestellt. Den jeweiligen Verlauf der Packungsdichte bei sinkendem<br />

Druck p ∗ zeigen Abbildung 3.13 a) <strong>und</strong> b). Die H 2 (AB) Struktur in Abbildung<br />

3.13 a) zeigt eine systematische Zunahme der Stabilität mit wachsendem Durchmesser<br />

der kleinen Teilchen σ B . Dies ist zu erwarten, da die H 2 (AB) Struktur für σ B → 1 direkt<br />

in das monodisperse Dreiecksgitter übergeht. Dieses weist z.B. bei einer Packungsdichte<br />

von η ≈ 78.5% (ϱ ∗ = 1.0) einen Druck von p ∗ = 13.8 auf (vergleiche <strong>Simulationen</strong> des<br />

a) b)<br />

0.84<br />

0.78<br />

0.81<br />

0.75<br />

η<br />

0.72<br />

0.69<br />

0.66<br />

σ B<br />

= 0.627<br />

σ B<br />

= 0.638<br />

σ B<br />

= 0.640<br />

σ B<br />

= 0.646<br />

12 15 18 21<br />

p *<br />

η<br />

0.78<br />

0.75<br />

σ B<br />

= 0.392<br />

σ B<br />

= 0.396<br />

σ B<br />

= 0.400<br />

σ B<br />

= 0.414<br />

0.72<br />

21 24 27 30 33 36<br />

p *<br />

Abbildung 3.13: Der Verlauf der Packungsdichte η mit sinkendem, äußeren Druck p ∗ für die simulierten<br />

x B = 1/2 = 50% Mischungen. a) zeigt vergleichend die Mischungen mit großem Verhältnis der<br />

Durchmesser σ B/σ A aus dem Bereich der H 2(AB) Struktur <strong>und</strong> b) die Mischungen aus dem Bereich von<br />

σ B/σ A, in dem die S 1(AB) Struktur vorhergesagt ist.<br />

34


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

monodispersen Harte Scheiben Systems im NV T -Ensemble in Kapitel 15).<br />

Um in den x B = 50% Mischungen eine S 1 (AB) Quadratgitterstruktur stabilisieren zu<br />

können muß der äußere Druck höher sein als für die H 2 (AB) Struktur. Der Verlauf der<br />

Packungsdichte mit p ∗ in Abbildung 3.13 b) zeigt, daß die simulierten Mischungen mit<br />

σ B /σ A ∈ [0.392, 0.414] bis zu Drücken von p ∗ = 32 bis 31 stabil bleiben <strong>und</strong> unterhalb<br />

schmelzen. Sie weisen dann eine Packungsdichte von ca. 82% auf.<br />

Abbildung 3.14 zeigt in einer Übersicht noch einmal die Informationen über die thermodynamische<br />

Stabilität, welche mit Hilfe der Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> im NpT -Ensemble<br />

gewonnen werden konnten. Rot eingezeichnet sind die simulierten Systeme, für die ein<br />

∗<br />

p > 160<br />

∗<br />

p > 69<br />

∗<br />

p > 48<br />

η > 87 % η > 81 % η > 80 %<br />

AB 6<br />

B<br />

AB<br />

A 2<br />

B 4<br />

7<br />

AB 2<br />

AB<br />

T 2<br />

S 2<br />

H 3<br />

T 1<br />

H 1<br />

S H 2<br />

1<br />

H 2<br />

0.2 0.3 0.4 0.5 0.6<br />

σ B<br />

1<br />

6/7<br />

4/5<br />

7/9<br />

x B<br />

2/3<br />

1/2<br />

∗<br />

p > 90<br />

∗<br />

p > 32<br />

∗<br />

p > 27<br />

∗<br />

p > 20<br />

η > 85 % η > 82 % η > 78 % η > 78 %<br />

Abbildung 3.14: Übersicht über die verschiedenen untersuchten Mischungen bzw. Gitterstrukturen.<br />

In rot sind die thermodynamisch stabilen Mischungen <strong>und</strong> in blau die im simulierten Druckbereich<br />

instabile Mischung eingetragen. Für die einzelnen Strukturen ist jeweils der Druck angegeben, für den<br />

die Gitterstruktur für alle simulierten Verhältnisse der Durchmesser σ B/σ A noch stabil ist.<br />

35


Binäre Mischungen <strong>und</strong> ihre Charakterisierung<br />

Druckbereich identifiziert werden konnte, in dem die Strukturen stabil sind. Blau eingetragen<br />

ist die x B = 4/5 Mischung mit σ B = 0.245, für die im simulierten Druckbereich<br />

von p ∗ ≤ 200 keine stabile Struktur gef<strong>und</strong>en wurde. Für die einzelnen Strukturen angegeben<br />

ist immer derjenige Druck, für den die Gitterstruktur für alle simulierten Verhältnisse<br />

der Durchmesser σ B /σ A noch stabil ist. Allgemein läßt sich aus diesen Studien<br />

schließen, daß je stärker die Struktur von der Dreiecksgitterstruktur des monodispersen<br />

Systems abweicht, umso höher ist der hydrostatische, äußere Druck, der nötig ist, um<br />

die Struktur zu stabilisieren. Gleiches gilt auch für die Packungsdichte η, bei der die<br />

Systeme anfangen zu schmelzen.<br />

An den hier vorgestellten Beispielen erkennt man zudem, daß die Gitterstrukturen des<br />

binären Harte Scheiben Systems nur bei relativ hohen äußeren Drücken thermodynamisch<br />

stabil sind. Zum Vergleich: in einem monodispersen Dreiecksgitter harter Scheiben<br />

herrscht bei einer Dichte von ϱ ∗ = 1.0 ein Druck von p ∗ = 13.8 (siehe Kapitel 15).<br />

Diese Erkenntnis wirft die Frage auf, ob solche Gitterstrukturen nicht auf einem anderen<br />

Weg erfolgreich stabilisiert werden können. Die Tatsache, daß experimentelle, kolloidale<br />

Mischungen lokal zum Teil eine klare Tendenz zur Bildung komplexerer Gitterstrukturen<br />

zeigen (siehe z.B. [60]), global jedoch nicht kristallisieren, verstärkt den Wunsch<br />

eine Möglichkeit zu finden durch eine kontrollierte, äußere Wechselwirkung mit solchen<br />

Systemen die Kristallisation zu induzieren.<br />

In monodispersen, zweidimensionalen Systemen kann durch die Wechselwirkung mit einem<br />

einfachen, in einer Dimension, periodisch modulierten, äußeren Feld eine Kristallisation<br />

des Dreiecksgitters induziert werden. Ist dies auch in binären Mischungen möglich?<br />

Die folgenden zwei Kapitel gehen ausführlich auf diese Frage ein. Zunächst wird eine<br />

kurze Einführung in die sogenannten Laser Induzierten Phänomene in monodispersen<br />

Systemen gegeben. Danach wird der Einfluß eines solchen Feldes auf eine x A = 50% Mischung<br />

untersucht. Wie sich zeigt, weist ein solches System eine Fülle von neuen Laser<br />

Induzierten Phänomenen auf.<br />

36


KAPITEL 4<br />

Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

4.1. Monodisperse Systeme<br />

Setzt man ein zweidimensionales monodisperses Fluid einem externen Feld aus, welches<br />

in einer Raumrichtung periodisch moduliert ist, so erwartet man, eine Modulation der<br />

Teilchendichte entsprechend der des externen Feldes zu beobachten. Für kleine Amplituden<br />

des äußeren Feldes, bei nicht zu hohen Dichten, ist genau dies der Fall. Einen solchen<br />

Zustand nennt man eine Modulierte Flüssigkeit, kurz ML für ’modulated liquid’. Erstaunlicherweise<br />

zeigt ein solches System ein weitaus komplexeres Phasenverhalten. Wie<br />

Chowdhury et al. 1985 [26] experimentell nachweisen konnten, erzeugt eine solche extern<br />

getriebene, eindimensionale Teilchenmodulation bei stärkeren äußeren Feldern zusätzlich<br />

Dichtemodulationen in der zweiten Raumrichtung. D.h. das System gefriert. Diesen<br />

Vorgang bezeichnet man als Laser Induziertes Frieren, kurz LIF. In der experimentellen<br />

Realisierung wurde ein stark wechselwirkendes Kolloidsystem einem in einer Dimension<br />

modulierten Laserfeld ausgesetzt. Dieses induziert einen Phasenübergang in das geordnete<br />

Dreiecksgitter. Den induzierten, geordneten Zustand bezeichnet man auch als ’locked<br />

floating solid’ (LFS), da dieser ungehindert entlang der Minima des äußeren Feldes gleiten<br />

kann. Der experimentelle Nachweis dieses neuen Zustands erfolgte indirekt durch<br />

Streuexperimente [26]. 1992 gelang es Loudiyi et al. [61, 62] mittels Videomikroskopie<br />

diese Phase direkt sichtbar zu machen. Ein weiterer Durchbruch in der Analyse dieser<br />

Systeme gelang Chakrabarti et al. [27], die mit Hilfe von <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> die<br />

Existenz eines weiteren Phasenübergangs vorhersagten, dem Laser Induzierten Schmelzens<br />

(LIM), welches bei noch stärkeren äußeren Feldern eintritt. Das System zeigt einen<br />

Wiedereintritt in eine fluide Phase (eine Modulierte Flüssigkeit) bei einer Erhöhung der<br />

Stärke des modulierenden Feldes. Dieser Phasenübergang konnte 1998 von Wei et al.<br />

37


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

[63] experimentell nachgewiesen werden. Systematische Studien monodisperser, zweidimensionaler<br />

Systeme in eindimensional modulierten, externen Feldern erfolgten experimentell<br />

2001 durch Bechinger et al. [28] <strong>und</strong> 2001 durch Strepp et al. [29, 64] mittels<br />

<strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> durch die Aufnahme kompletter Phasendiagramme. Die reiche<br />

Phänomenologie dieses relativ einfachen, physikalischen Systems hat eine Vielzahl an<br />

Studien bewirkt. Sowohl die Strukturbildung an sich als auch das Wiedereintrittsverhalten<br />

in die Modulierte Flüssigkeit hängen empfindlich von dem gewählten Kommensurabilitätsverhältnis,<br />

d.h. dem Verhältnis des Wellenvektors des externen Feldes zu einem<br />

der reziproken Gittervektoren der induzierten Struktur, ab (siehe z.B. [65, 66]). So sagen<br />

z.B. Chaudhuri et al. [67] aufgr<strong>und</strong> von <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> einen LIF Übergang in<br />

eine quadratische Struktur in attraktive wechselwirkenden, kolloidalen Systemen voraus.<br />

Nach ersten Anläufen einer theoretischen Beschreibung der Phänomene im Rahmen der<br />

Landau Theorie (Chowdhury et al. [26] bereits 1985) <strong>und</strong> Dichtefunktional-Theorie (Chakrabarti<br />

et al.[68]), gelang es 2001 Radzihovsky et al. [69, 30, 31] eine umfassende Theorie<br />

im Rahmen der KTHNY-Theorie 1 des Schmelzens in zwei Dimensionen aufzustellen <strong>und</strong><br />

in Abhängigkeit von den Systemparametern Phasendiagramme vorherzusagen. Chaudhuri<br />

<strong>und</strong> Sengupta [32] überprüften 2006 mittels <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> diese Theorie<br />

des Schmelzens in zwei Dimensionen unter Einfluß eines externen Laserfelds.<br />

Nach diesem kurzen historischen Abriss werden im Folgenden zunächst einige der für<br />

monodisperse Systeme typischen Phasen <strong>und</strong> die zu ihrer Beschreibung verwendete übliche<br />

Nomenklatur vorgestellt.<br />

Kommensurabilitätsverhältnis Als kommensurabel bezeichnet man die Situation, in der<br />

die Minima einer ebenen Welle e i ⃗ K⃗r mit der Periodizität der Gitterebenen einer<br />

geordneten Struktur zusammenfallen. D.h. die Menge der Bragg Ebenen senkrecht<br />

zu ⃗ G ⃗m = m 1<br />

⃗ G1 +m 2<br />

⃗ G2 mit ⃗ G ⃗m || ⃗ K ist eine Untermenge der durch die Potentialminima<br />

definierten Ebenen, somit gilt ⃗ K = p ⃗ G ⃗m . Das Kommensurabilitätsverhältnis<br />

p ist das Verhältnis der Periodizität der ebenen Welle d = 2π/| ⃗ K| zum Gitterebenenabstand<br />

a ′ m = 2π/| ⃗ G ⃗m |.<br />

modulated liquid (ML) Die Modulierte Flüssigkeit ist eine ungeordnete Phase in dem<br />

Sinne, daß in ihr keine spontane Symmetriebrechung auftritt. Die induzierte Symmetriebrechung<br />

aufgr<strong>und</strong> des externen Potentials bewirkt eine Translationsordnung<br />

der Flüssigkeit entlang der Modulationsrichtung, mit der der ebenen Welle<br />

entsprechenden Periodizität d = 2π/| ⃗ K|. Dies führt zur Bildung von Bragg Maxima<br />

im statischen Strukturfaktor entlang der Richtung der Modulation. Die zweidimensionale<br />

Paarkorrelationsfunktion g(⃗r) zeigt anstelle der für den isotropen Fall<br />

typischen konzentrischen Ringen eine Streifenstruktur mit der Periodizität d.<br />

locked floating solid (LFS) Diese Bezeichnung für die induzierte komplett geordnete<br />

Struktur beschreibt die Eigenschaften der Phase. Der Kristall wird durch das<br />

äußere Potential in seiner Beweglichkeit senkrecht zu den Potentialrinnen stark<br />

1 nach J.M. Kosterlitz <strong>und</strong> D.J. Thouless [70], B.I. Halperin <strong>und</strong> D. R. Nelson [71] <strong>und</strong> A.P. Young [72]<br />

38


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

eingeschränkt, d.h. er ist an eine feste Position geb<strong>und</strong>en (= ’locked’). Bewegungen<br />

entlang der Potentialrinnen erfolgen jedoch ungehindert. Der Kristall kann in<br />

dieser Richtung ungehindert gleiten (= ’floating’).<br />

locked smectic (LSm) Die smektische Phase zeichnet sich dadurch aus, daß in ihr nur<br />

jede zweite Potentialrinne von Teilchen besetzt wird. Sie hebt sich insofern von der<br />

Modulierten Flüssigkeit ab, daß die induzierte Translationsordnung die Periodizität<br />

p · d aufweist anstelle der in der Modulierten Flüssigkeit vorliegenden Periodizität<br />

d. Ihre Existenz wurde für das Kommensurabilitätsverhältnis p = 2 von Radzihovsky<br />

et al. [30] vorhergesagt. Experimentell wurde diese Phase von Baumgartl et<br />

al. [73] nachgewiesen. Monte Carlo <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> von Bürzle et al. [74]<br />

ermöglichten die Angabe des kompletten Phasendiagramms für ein monodisperses<br />

Harte Scheiben System.<br />

4.2. Binäre Mischungen<br />

Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit Fragestellungen zum Einfluß äußerer Felder<br />

auf binäre Mischungen. Angesichts der vorliegenden detaillierten Untersuchungen<br />

monodisperser Systeme können die in bidispersen Systemen auftretenden Phänomene<br />

im Kontrast zu den monodispersen Bef<strong>und</strong>en diskutiert werden. Ein solcher Blickwinkel<br />

offenbart den Einfluß, den das Einführen einer weiteren Längenskala auf das System hat<br />

<strong>und</strong> ermöglicht es die physikalischen, Ordnung induzierenden Mechanismen im binären<br />

System gegen die im monodispersen System vorhandenen abzugrenzen.<br />

Die betrachtete äquimolare Mischung hat ein Verhältnis der Teilchendurchmesser von<br />

σ B /σ A = 0.414 <strong>und</strong> ist somit nahe der oberen Grenze des von Likos et al. [57] vorhergesagten<br />

Existenzintervalls des S 1 (AB) Quadratgitters, d.h. der dichtesten Packung, in der<br />

die kleinere Komponente die Lücken des Quadratgitters der größeren Komponente komplett<br />

ausfüllt ((σ B /σ A ) max<br />

= ( √ 2 − 1.0)). Für ein solches System in dichtester Packung<br />

fanden Watanabe et al. [75] in <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> einen metastabilen Zustand, wobei<br />

eine eindeutige Klärung der Existenz eine stabilen Quadratphase bisher noch nicht<br />

gelang. Die untersuchte binäre Mischung phasensepariert im feldfreien Fall nicht. Dies<br />

ist in Einklang mit experimentellen Ergebnissen von Baumgartl et al. [49], die in binären<br />

Fluiden unterschiedlicher Mischungsverhältnisse mit Radienverhältnis r B /rA = 0.4 bei<br />

niedrigen Gesamtpackungsdichten für ein System mit rein repulsiver Wechselwirkung<br />

keine Phasenseparation fanden. Das in der vorliegenden Arbeit verwendete System zeichnet<br />

sich im fluiden Bereich dadurch aus, daß Oszillationen der Paarkorrelationsfunktion<br />

durch die Längenskala der größeren Komponente dominiert werden. Dies spiegelt sich im<br />

Ortsraum durch die Existenz von systemumfassenden Netzwerken der großen Komponente<br />

wieder, welche z.B. mit Hilfe der Delaunay Triangulation sichtbar gemacht werden<br />

können (siehe Kapitel 3). Setzt man eine binäre Mischung einem eindimensional modulierten<br />

Substratpotential aus, so muß man vorab verschiedene Parameter wie z.B. die<br />

Periodizität der externen Modulation, das Kommensurabilitätsverhältnis <strong>und</strong> die Ankopplung<br />

der Kolloide an das externe Feld festlegen. Da das S 1 (AB) Quadratgitter, die<br />

39


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

a<br />

2V 0<br />

y<br />

x<br />

Abbildung 4.1: Schematische Darstellung des Substratpotentials im Vergleich zum S 1(AB) Quadratgitter<br />

der untersuchten 50% Mischung mit einem Verhältnis der Teilchendurchmesser von σ B/σ A = 0.414.<br />

maximale Packung ermöglicht, wurde es als Referenz zur Festlegung dieser Parameter<br />

gewählt.<br />

Periodizität Im Quadratgitter befinden sich nächste Nachbarn in x-Richtung im Abstand<br />

a/2 = 1/ √ 2ϱ ∗ voneinander. a ist der Gitterabstand im S 1 (AB) Kristall.<br />

Eine maximale Stabilisierung eines Quadratgitter erreicht man bei der Wahl von<br />

λ = 1/ √ 2ϱ ∗ , da in diesem Fall die Position eines jeden Teilchens mit einem Minimum<br />

des externen Feldes zusammenfällt (siehe Abbildung 4.1).<br />

Potential Der Einfluß des Substrats wird durch das folgende Potential modelliert.<br />

( )<br />

V (⃗r) = V 0 sin ⃗K · ⃗r<br />

mit<br />

K ⃗<br />

4π = (1, 0)<br />

a<br />

Eine schematische Darstellung der so definierten Energielandschaft ist in Abbildung<br />

4.1 zur Veranschaulichung abgebildet. Im Folgenden wird die Stärke des<br />

externen Potentials in Einheiten der kinetischen Energie k B T , d.h. dimensionslos,<br />

durch V ∗<br />

0 = V 0/k B T angegeben.<br />

Kommensurabilitätsverhältnis Im kommensurablen Fall liegt bei den gewählten Parametern<br />

ein Kommensurabilitätsverhältnis von<br />

p = | ⃗ K|/| ⃗ G 0 | = 2<br />

vor. In monodispersen Systemen wird für diese Kommensurabilitätsverhältnis die<br />

smektische Phase LSm beobachtet. Für p = 2 liegen im monodispersen System<br />

nämlich doppelt so viele Minima des externen Potentials vor, wie parallele Bragg<br />

40


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

Ebenen der geordneten Struktur vorhanden sind. Da das betrachtete S 1 (AB) Quadratgitter<br />

aber keine primitive Einheitszelle besitzt, gibt es in der betrachteten<br />

Orientierung gleichviele Gitterebenen, wie Potentialminima, d.h. in der geordneten<br />

Struktur ist jede Potentialrinne mit Teilchen besetzt. Des weiteren ist zu beachten,<br />

daß der Wellenvektor des äußeren Potentials K ⃗ = 2π λ<br />

= 2π√ 2ϱ ∗ bei der gewählten<br />

Periodizität eine Funktion der Anzahldichte ϱ ∗ ist. Man muß daher, um Aussagen<br />

bei einem festen Kommensurabilitätsverhältnis machen zu können, in <strong>Simulationen</strong><br />

bei Änderungen der Anzahldichte auch immer die Wellenlänge λ des externen<br />

Feldes nachregeln. Durch dieses Vorgehen, erhält man aus kommensurablen Simulationsläufen<br />

die Kommensurabilitätsebene des Phasendiagramms für p = 2.<br />

Im Gegensatz dazu liefern inkommensurable Simulationsläufe, d.h. <strong>Simulationen</strong><br />

mit fester Periodizität unabhängig von der gewählten Anzahldichte, Phasendiagramme<br />

zu variablen Kommensurabilitätsverhältnissen p, welche die Kommensurabilitätsebene<br />

schneiden. Dies kann als Konsistenztest der erhaltenen Ergebnisse<br />

verwendet werden.<br />

Ankopplung an das äußere Feld Im binären System sind prinzipiell drei mögliche Fälle<br />

der Ankopplung der Kolloide an das Substratpotential zu unterscheiden:<br />

Ausschließlich die kleinere Kolloidsorte wechselwirkt mit dem Substrat.<br />

Ausschließlich<br />

die größere Kolloidsorte wechselwirkt mit dem Substrat.<br />

Beide Kolloidsorten wechselwirken mit dem Substrat.<br />

Eine genauere Analyse der vorliegenden geometrischen Verhältnisse ermöglicht es Vorhersagen<br />

über das Verhalten des binären Fluids unter Einfluß des gewählten Substratpotentials<br />

<strong>und</strong> über die möglich Existenz einzelner Phasen zu machen. In den nächsten<br />

Abschnitten werden daher die verschiedenen möglichen Ordnung induzierenden Mechanismen<br />

unter Berücksichtung der Geometrie diskutiert.<br />

4.2.1. Laser Induziertes Entmischen <strong>und</strong> Frieren<br />

Die Gesamtenergie des Systems wird dadurch minimiert, daß die an das Potential ankoppelnde<br />

Kolloidsorte, in die Potentialminima gezogen wird. Das System strebt eine<br />

optimale Ausrichtung der mit dem externen Feld wechselwirkenden Kolloide entlang der<br />

Rinnen der Potentialminima an. Für den Fall, daß nur eine Kolloidsorte mit dem externen<br />

Feld wechselwirkt, ist daher in einem offenen System theoretisch eine komplette<br />

Phasenseparation zu erwarten. Im geschlossenen System mit konstanter Teilchenzahl N<br />

<strong>und</strong> konstantem Volumen V hingegen konkurriert mit der Energieminimierung die Maximierung<br />

der Entropie. Das Wechselspiel zwischen diesen beiden Tendenzen führt zur<br />

Bildung geordneter Strukturen in dichten Systemen. Für die drei unterschiedlichen Ankopplungssituationen<br />

sind verschiedene Strukturbildungen im Grenzfall hoher Dichten<br />

möglich.<br />

41


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

a) b)<br />

Abbildung 4.2: Schematische Darstellung der möglichen, Energie minimierenden Anordnungen der<br />

Kolloide relativ zu den als gestrichelte Linien eingezeichneten Potentialminima. a) Für den Fall, daß nur<br />

die kleinere Komponente an das externe Feld ankoppelt, ist bei geringen Anzahldichten eine Kettenbildung<br />

entlang der Minima zu erwarten. Bei hohen Anzahldichten bietet das Quadratgitter eine optimale<br />

Anordnung. b) Für den Fall, daß nur die größere Komponente an das externe Feld ankoppelt, ist bei<br />

geringen Anzahldichten eine Anordnung dieser Komponente in einem rhombischen Gitter energetisch<br />

günstig. Auch hier bietet bei hohen Anzahldichten das Quadratgitter eine optimale Anordnung. Für<br />

den Fall, daß beide Komponenten an das externe Feld ankoppeln konkurrieren diese drei möglichen<br />

Anordnungen miteinander.<br />

Ausschließlich die kleinere Kolloidsorte wechselwirkt mit dem Substrat:<br />

Bei der gewählten Periodizität berühren sich Kolloide der kleineren Sorte nicht,<br />

wenn sie sich in aneinandergrenzenden Minima befinden. Die kleineren Kolloide<br />

bilden daher Ketten entlang der Minima, die voneinander entkoppelte, d.h. quasieindimensionale<br />

Systeme sind (siehe Abbildung 4.2 a)). Da eine solche Anordnung<br />

in Ketten sehr viel Platz benötigt, wird bei hohen Dichten die Tendenz zur Kettenbildung<br />

durch die Anwesenheit der zweiten Kolloidsorte stark behindert. Solange<br />

die Anzahldichte es zuläßt, wird die Kettenbildung dominieren, <strong>und</strong> den effektiv<br />

der größeren Kolloidsorte zur Verfügung stehenden Raum einschränken. Diese<br />

wird dadurch gezwungen eine dicht gepackte Struktur anzunehmen. Eine Kondensation<br />

ins Dreiecksgitter ist zu erwarten. Bei noch höheren Dichten bietet jedoch<br />

ausschließlich die Anordnung im S 1 (AB) Gitter eine optimale Ausrichtung der<br />

kleineren Komponente bezüglich des externen Feldes. Aufgr<strong>und</strong> dieser beiden Mechanismen<br />

erwartet man einen Bereich im Phasendiagramm zu finden, in dem ein<br />

Laser Induziertes Entmischen eintritt. Es bildet sich ein monodisperses Dreiecksgitter<br />

der größeren Komponente aus. Des weiteren ist ein Laser Induziertes Frieren<br />

in ein S 1 (AB) Quadratgitter zu erwarten.<br />

Ausschließlich die größere Kolloidsorte wechselwirkt mit dem Substrat:<br />

In diesem Fall berühren sich die Kolloide der größeren Sorte bei der gewählten<br />

Periodizität, wenn sie versuchen sich in aneinandergrenzenden Minima anzuordnen.<br />

Eine Kettenbildung ist daher nicht möglich. Das Dreiecksgitter bietet die dichteste<br />

Packung, ist aber nicht kommensurabel zur Periodizität des Substrats. Die Bildung<br />

42


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

von rhombischen monodispersen Gittern der größeren Kolloidsorte ist zu erwarten<br />

(siehe Abbildung 4.2 b)). Auch dieser Ordnung induzierende Mechanismus führt<br />

somit zu einer Laser Induzierten Entmischung. Für den Grenzfall ϱ ∗ → 2.0 ist<br />

aber auch in diesem Fall das S 1 (AB) Quadratgitter die einzige Möglichkeit eine<br />

maximale Packungsdichte mit einer optimalen Ausrichtung entlang der Minima<br />

des externen Feldes zu vereinen.<br />

Beide Kolloidsorten wechselwirken mit dem Substrat:<br />

In diesem Fall versuchen alle Komponenten sich optimal bezüglich des Substratpotentials<br />

anzuordnen. Solange die Anzahldichte des System es erlaubt, ist daher eine<br />

Kettenbildung in der kleineren Komponente <strong>und</strong> gleichzeitig eine Kondensation<br />

der größeren Komponente in ein monodisperses, rhombisches Gitter zu erwarten.<br />

Bei hohen Anzahldichten bietet nur das Quadratgitter ein maximales Packungsverhältnis<br />

bei gleichzeitiger Optimierung der Anordnung bezüglich der Minima des<br />

externen Feldes.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser energetischen Vorüberlegungen erwartet man in allen drei Fällen das<br />

neue Phänomen eines Laser Induziertes Entmischens (LID = ’laser induced demixing’)<br />

zu beobachten. Die die Entmischung treibenden <strong>und</strong> Ordnung induzierenden Mechanismen<br />

sind aber unterschiedlich in den einzelnen Fällen. Eine solche Phasenseparation ist<br />

im feldfreien Fall nicht zu erwarten. Für binäre Mischungen harter Scheiben wird eine<br />

Phasenseparation nur für σ B /σ A ≤ 1/100 erwartet (siehe Buhot <strong>und</strong> Krauth [39]). Die<br />

hier betrachtete Mischung mit σ B /σ A = 0.414 liegt weit oberhalb dieser Grenze. Was<br />

die Fragestellung, ob durch ein solch einfaches äußeres Feld eine Phasenseparation induziert<br />

werden kann, sehr interessant macht. Des weiteren erwartet man, im Bereich<br />

relativ hoher Dichten ein Laser Induziertes Frieren (LIF) in das S 1 (AB) Quadratgitter<br />

zu beobachten.<br />

4.2.2. Laser Induziertes Schmelzen <strong>und</strong> Rissbildung<br />

In monodispersen Systemen wurde, wie schon erwähnt, bei starken äußeren Feldern das<br />

Phänomen des Laser Induzierten Schmelzens (LIM) beobachtet. Anschaulich läßt es sich<br />

wie folgt erklären. Die Positionsfluktuationen in x-Richtung, d.h. entlang der Modulation<br />

des äußeren Feldes, werden stark eingeschränkt indem die Amplitude der Modulation<br />

größer wird. Sobald diese Einschränkung der Fluktuationen dazu führt, daß Kolloide in<br />

angrenzenden Minima sich nicht mehr berühren, zerfällt das zweidimensionale System in<br />

voneinander entkoppelte eindimensionale Systeme. Da dann die Fluktuationen entlang<br />

der Minima nicht mehr eingeschränkt sind, schmilzt das System entlang der Minima.<br />

Es liegt eine Modulierte Flüssigkeit vor. Formal wurde von Radzihovsky et al. [30] im<br />

Rahmen der Kontinuum-Elastizitätstheorie ein effektives Hamilton Funktional hergeleitet,<br />

das den Einfluß des Substrats beinhaltet. Verschiedene Grenzfall Betrachtungen<br />

<strong>und</strong> eine renormalisierungstheoretische Behandlung ermöglichen die Vorhersage der Phasendiagramme<br />

für verschiedene Kommensurabilitätsverhältnisse. Für die Studien in der<br />

43


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

a)<br />

b)<br />

Abbildung 4.3: Schematische Darstellung des Substratpotentials im Vergleich zum S 1(AB) Quadratgitter<br />

der untersuchten 50% Mischung mit σ B/σ A = 0.414. a) Das monodisperse LIM Szenario ist in<br />

diesem System geometrisch blockiert. b) Neuer Schmelzmechanismus senkrecht zu den Potentialminima,<br />

der die Rissbildung im System ermöglicht.<br />

hier vorliegenden Arbeit von Interesse ist eine Abschätzung der Schmelztemperatur des<br />

’locked floating solids’ (LF S) beim Übergang in die Modulierte Flüssigkeit bei starken,<br />

externen Feldern, d.h. dem Laser Induzierten Schmelzen (LIM). In diesem Fall läßt sich<br />

das zweidimensionale System als ein System schwach gekoppelter, eindimensionaler Rinnen<br />

der Breite d beschreiben. Das Hamilton Funktional ist dann darstellbar als diskrete<br />

Summe über die Rinnen (Zählindex: n), wobei Auslenkungen senkrecht zu den Rinnen<br />

als vernachlässigbar angenommen werden. Auslenkungen von der Referenzgitterposition<br />

entlang der y-Richtung werden durch u n (y) beschrieben.<br />

H = d ∑ ∫ { ( )<br />

1<br />

dy<br />

2 K dun (y) 2 ( a<br />

) [ ] }<br />

2 2π<br />

− µ cos<br />

dy 2πd a [u n+1(y) − u n (y)]<br />

n<br />

Hier ist a die Gitterkonstante des Dreiecksgitters, K der Kompressionsmodul innerhalb<br />

der Rinne <strong>und</strong> µ die mikroskopische Kopplung benachbarter Rinnen. Diese Kopplung<br />

der Rinnen über den Schermodul läßt sich in dem betrachteten Modellsystem, welches<br />

entlang der Modulationsrichtung diskretisiert ist durch einen Term proportional zu<br />

cos [ 2π<br />

a [u n+1(y) − u n (y)] ] ausdrücken. Bei starken externen Potentialen geht die Kopplung<br />

der Rinnen gegen Null, so daß der zweite Summand vernachlässigt werden kann.<br />

Wendet man das Äquipartitionstheorem auf das verbleibende Hamilton Funktional an,<br />

so erhält man<br />

〈|u n (y) − u n (0)| 2 〉 = k BT<br />

Kd y<br />

Wählt man nun y so, daß das mittlere Schwankungsquadrat der Fluktuationen ungefähr<br />

der Gitterkonstante a entspricht, so läßt sich als Korrelationslänge entlang der<br />

Rinnen ξ T (T ) = Kd<br />

k B T a2 angeben. Diese Korrelationslänge ermöglicht eine Abschätzung<br />

der Schmelztemperatur. Der LFS bleibt so lange fest wie die thermische Energie k b T<br />

kleiner ist als die nötige Energie um die Korrelation der Rinnen aufzubrechen. Diese ist<br />

von der Größenordnung dξ T (T )µ(a/2πd) 2 , wobei die Größe der korrelierten Regionen<br />

44


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

in den Rinnen mit ξ T (T ) abgeschätzt wurden. Man erhält daher folgenden funktionalen<br />

Zusammenhang als Abschätzung der Schmelztemperatur<br />

k B T = const × a 2√ µK<br />

Diese Abschätzung wurde hier im Detail wiedergegeben, da sie erkennen läßt, daß das<br />

Phänomen des Laser Induzierten Schmelzens von der schwächer werdenden mikroskopischen<br />

Kopplung der Potentialrinnen bei hohen Potentialstärken lebt. Bzw. der LFS ist<br />

allein durch Teilchenfluktuationen senkrecht zur Potentialrinne stabilisiert. In dieser Hinsicht<br />

unterscheidet sich das monodisperse System f<strong>und</strong>amental von dem in dieser Arbeit<br />

betrachteten bidispersen System. In diesem ist der LFS ein Quadratgitter. Die Kopplung<br />

benachbarter Potentialminima nimmt zwar auch mit stärker werdendem Potential<br />

ab, kann aber aufgr<strong>und</strong> der Geometrie des Systems niemals vernachlässigbar werden.<br />

Ein dem monodispersen Szenario analog verlaufender LIM Übergang ist daher in einem<br />

solchen bidispersen System prinzipiell nicht möglich. Auch die Mechanismen, die zur<br />

Stabilisierung des LFS führen sind andere. Sie führen u.a. dazu, daß eine Koexistenz<br />

zwischen LFS <strong>und</strong> ML auftritt, welche im monodispersen Fall nicht auftritt.<br />

Die vorliegenden, geometrischen Verhältnisse im binären Fluid, blockieren somit das aus<br />

den monodispersen Systemen bekannte LIM Schmelzszenario für das S 1 (AB) Quadratgitter.<br />

Die gewählte Kombination aus Verhältnis der Teilchendurchmesser <strong>und</strong> Periodizität<br />

des Substratpotentials, verhindert ein Entkoppeln aneinandergrenzender Minima<br />

(siehe Abbildung 4.3 a)). Die ausgeprägte Anisotropie der Positionsfluktuationen bei<br />

starken äußeren Feldern, ermöglicht aber einen neuen Schmelzmechanismus im binären<br />

Fluid. Die starken Fluktuationen entlang der Minima führen dazu, daß sich im Sub-<br />

Gitter der großen Kolloidsorte Lücken bilden können, die von der kleineren Kolloidsorte<br />

besetzt werden kann (siehe Abbildung 4.3 b)). Daher ist im Gegensatz zum monodispersen<br />

Szenario bei starken äußeren Feldern ein Schmelzen des Sub-Gitters der kleineren<br />

Kolloidsorte senkrecht zu den Minima des Externen Feldes zu erwarten! Es bilden sich<br />

Risse parallel zur modulierten Richtung im Sub-Gitter der großen Kolloidsorte.<br />

Spezielle Ordnungsparameter Die auftretende Rissbildung senkrecht zu den Potentialminima<br />

des externen Feldes, bei der sich die kleinere Teilchensorte in den Rissen<br />

ansammeln, wohingegen das Quadratgitter der großen Teilchen nur lokal gestört<br />

ist, wird durch die Translations - <strong>und</strong> Rotationsordnungsparameter nicht korrekt<br />

erfaßt. Der Rotationsordnungsparameter Ψ 4 des Teilgitters der großen Kolloide<br />

fällt erst beim Eintritt in den Koexistenzbereich ab. Daß die Translationsordnung<br />

entlang der Potentialrinnen <strong>und</strong> entlang der Diagonalen der Quadratstruktur durch<br />

die Rissbildung gestört wird, macht sich in einem leichten Abfall der zugehörigen<br />

Translationsordnungsparameter bemerkbar. Die Änderung in der Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

dieser Ordnungsparameter ist aber nicht signifikant genug, um eine<br />

Analyse mittels Binder Kumulanten zu ermöglichen. Zudem muß beachtet werden,<br />

daß bei einer Blockanalyse einer solchen Struktur sichergestellt sein muß, daß der<br />

Riss während der Simulation ergodisch den gesamten Konfigurationsraum abtastet.<br />

Um das Einsetzen der Rissbildung zu bestimmen wurde daher ein weiterer<br />

45


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

a)<br />

λ<br />

b) λ<br />

λ<br />

c)<br />

j<br />

j<br />

k<br />

k<br />

j<br />

Z B= 0, S B= 0.0<br />

Z B = / 0, S B= −0.5<br />

Z B = / 0, S B= 1.0<br />

Abbildung 4.4: Schematische Darstellung der Funktionsweise des Ordnungsparameters S B zur Ermittlung<br />

des Einsetzens der Rissbildung. a) Im perfekten Quadratgitter gilt S B = 0. b) <strong>und</strong> c) zwei<br />

ausgezeichnete Anordnungen der kleineren Teilchensorte, die zu Werten von S B ungleich Null führen.<br />

Ordnungsparameter definiert. Die Rissbildung zeichnet sich dadurch aus, daß die<br />

kleinere Kolloidsorte nicht mehr nur vier große Kolloide als nächste Nachbarn hat,<br />

sondern auch kleine Kolloide. Sobald also ein kleines Kolloid ein weiteres kleines<br />

Kolloid als nächsten Nachbarn hat, beginnt die Rissbildung. Für den Fall, daß die<br />

kleinen Kolloide mit dem Substrat wechselwirken, versuchen diese sich entlang der<br />

Potentialrinnen auszurichten. Der entstehende Riss zeichnet sich dann zusätzlich<br />

dadurch aus, daß sich in ihm entlang der Potentialminima ausgerichtete Dimere<br />

kleiner Kolloide bilden. Um nun durch einen Ordnungsparameter diese beiden<br />

Charakteristiken zu erfassen, wurde der Ordnungsparameter zur Analyse nematischer<br />

Strukturen in Flüssigkristallen (siehe z.B. [76]) auf die vorliegende Situation<br />

angepaßt. Die lokale Definition lautet somit:<br />

{<br />

S B,j =<br />

0 für Z B = 0<br />

P 2 (cos θ) = 3 cos θ2 −1<br />

2<br />

für Z B ≠ 0<br />

Z B ist die Anzahl der nächsten Nachbarn eines kleinen Kolloid j, die auch kleine<br />

Kolloide sind. Als solche werden alle kleinen Kolloide innerhalb eines Radius r c = λ<br />

definiert. θ ist der Winkel zwischen der Verbindungslinie zwischen dem Kolloid j<br />

<strong>und</strong> seinem nächsten Nachbarn <strong>und</strong> der Vorzugsrichtung. Diese ist im hier vorliegenden<br />

Fall durch die Orientierung der Potentialminima festgelegt. Den globalen<br />

Ordnungsparameter erhält man, indem man den Ensemblemittelwert bildet:<br />

〈<br />

〉<br />

1 ∑N B<br />

S B = S B,j<br />

N B<br />

Dieser neue Ordnungsparameter ist auf dem Intervall [−0.5, 1] definiert. Er weist insofern<br />

ein diskontinuierliches Verhalten auf, daß er beim Einsetzen der Rissbildung<br />

von Null auf einen beliebigen Wert aus diesem Intervall springt. Die ersten Risse<br />

haben neben perfekt ausgerichteten Dimeren, die einen Beitrag S B = 1 liefern, auch<br />

Dimere, die senkrecht zu den Rinnen stehen, d.h. kleine Kolloide in benachbarten<br />

j=1<br />

46


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

Potentialrinnen. Diese liefern einen Beitrag S B = −0.5. Zur Veranschaulichung ist<br />

eine schematische Darstellung der Funktionsweise des Ordnungsparameters S B in<br />

Abbildung 4.4 gegeben. Dimere, die nicht perfekt ausgerichtet sind führen zu einer<br />

breiten Verteilung der berechneten Werte von S B . Bildet sich eine Koexistenz<br />

mit der Modulierten Flüssigkeit aus, so verschwinden die Anteile bei S B = 1 <strong>und</strong><br />

S B = −0.5 in der Wahrscheinlichkeitsverteilung P (S B ). Es bleibt anzumerken,<br />

daß der Ordnungsparameter S B nicht zwischen einer statistischen Verteilung von<br />

Dimeren im System <strong>und</strong> einer Anordnung der Dimere in Form eines Risses unterscheiden<br />

kann. Die Analyse der Teilchenkonfigurationen zeigt jedoch, daß derartige<br />

Dimere nur beim Einsetzten der Rissbildung im System auftreten.<br />

Ein analog definierter Ordnungsparameter für die großen Kolloide ist S A . Als<br />

nächste Nachbarn werden in diesem Fall große Kolloide innerhalb eines Radius<br />

r c = 1.3σ A definiert, die einen Abstand in x-Richtung kleiner λ aufweisen. Die<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilung von S A zeigt ein deltaförmiges Maximum nahe 1.0<br />

in der geordneten Quadratgitter-Struktur. Das Einsetzen der Rissbildung führt<br />

zu einer geringen Verschiebung dieses Maximums zu niedrigeren Werten. Dieser<br />

Ordnungsparameter eignet sich daher nicht zur Ermittlung des Einsetzens der<br />

Rissbildung. Wie die Auswertung der <strong>Simulationen</strong> jedoch zeigen wird, tritt für<br />

den Fall, daß nur die kleinen Kolloide mit dem externen Potential wechselwirken<br />

eine Koexistenz des Quadratgitters mit der Modulierten Flüssigkeit auf. Dieser<br />

Übergang läßt sich durch den Ordnungsparameter S A erfassen, da der Eintritt in<br />

den Koexistenzbereich durch die Unordnung der großen Kolloide in der Modulierten<br />

Flüssigkeit zu einer signifikanten Verbreitung der Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

P (S A ) <strong>und</strong> Verschiebung des Mittelwerts führt.<br />

Bevor die Vorhersagen für das Verhalten der binären Mischung im modulierten, äußeren<br />

Feld mit den Ergebnissen von Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> verglichen werden, wird im<br />

nächsten Abschnitt noch kurz auf Möglichkeiten der experimentellen Realisierung der<br />

betrachteten Systeme eingegangen.<br />

4.2.3. Experimentelle Realisierungsmöglichkeiten<br />

Zweidimensionale Systeme können auf verschiedene Arten experimentell realisiert werden.<br />

Der direkteste Weg, der in den Experimenten zur Erforschung der laser-induzierten<br />

Phänomene verwendet wird, ist das Aufbringen eines dünnen Films auf eine möglichst<br />

strukturlose Oberfläche (siehe z.B. [28]). Man kann jedoch auch, um den Einfluß der<br />

Oberfläche komplett auszuschalten, einen frei hängenden Tropfen einer kolloidalen Suspension<br />

verwenden (siehe z.B. [77, 78]). Die Kolloide bewegen sich innerhalb der Wasser-<br />

Luft Grenzfläche, deren Krümmung akkurat kontrolliert werden kann. In einem solchen<br />

Aufbau muß jedoch darauf geachtet werden, daß ein zusätzliches, externes Potential die<br />

Tropfenform nicht beeinflußt. Durch das Ausnutzen von Verarmungseffekten kann auch<br />

ein großkanonisches Ensemble µpT verwirklicht werden. Lin et al. [79] verwenden dazu<br />

ein Polymer-Kolloid Gemisch. Wird ein solches Gemisch auf ein Substrat gebracht, so<br />

47


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

r A<br />

d<br />

r A,eff<br />

θ<br />

r B,eff<br />

θ<br />

r B<br />

Abbildung 4.5: Schematische Darstellung der geometrischen Verhältnisse in einer binären Monolage<br />

auf einer Oberfläche. In einer solchen zweidimensionalen Realisierung sind die effektiven Radien für die<br />

Wechselwirkung ausschlaggebend.<br />

erfahren Kolloide nahe des Substrats eine attraktive Kraft zum Substrat. Dies führt zu<br />

selbstorganisierter Kondensation einer zweidimensionalen Lage auf das Substrat. Die in<br />

den Studien von Lin et al. [79] verwendeten strukturierten Substrate bilden durch die so<br />

induzierte Wechselwirkung eine neue Klasse periodischer Oberflächenpotentiale.<br />

Bei der Realisierung des in dieser Arbeit untersuchten zweidimensionalen binären Systems<br />

gilt es folgendes zu beachten. Wählt man eine Variante, die das System gravitativ<br />

auf dem Substrat hält, so sind die effektiven Radien ausschlaggebend. D.h. die Ebene<br />

in der die zweidimensionale Fragestellung wohl definiert ist, ist diejenige, in der sich die<br />

Kugeln mit ihren effektiven Radien berühren. Stark asymmetrische Radienverhältnisse<br />

können so nicht realisiert werden, da sobald die großen Teilchen sich direkt berühren<br />

können das System effektiv monodispers wird. Für das in dieser Arbeit betrachtete<br />

Verhältnis der Teilchendurchmesser σ B /σ A = 0.414, welches einem Radienverhältnis<br />

von r B /r A = 0.414 entspricht, ist dies aber nicht der Fall. Die Situation ist in Bild 4.5<br />

dargestellt. Wie man anhand der geometrischen Verhältnisse sehen kann, lassen sich die<br />

effektiven Radien wie folgt berechnen:<br />

r A,eff = r A cos Θ <strong>und</strong> r B,eff = r B cos Θ<br />

Der Winkel Θ kann aus den Radien direkt berechnet werden.<br />

d<br />

= r ( )<br />

A − r B<br />

rA − r B<br />

= sin Θ ⇒ Θ = arcsin<br />

r A + r B r A + r B r A + r B<br />

Die Ebene, in der das zweidimensionale System definiert ist, liegt damit r B (1 + sin Θ) =<br />

r B (1 + r A−r B<br />

r A +r B<br />

) oberhalb des Substrats. Das System ist nicht effektive monodispers, da<br />

folgende Ungleichung für ein Radienverhältnis von r B /r A = 0.414 erfüllt ist:<br />

r A,eff + 2r B,eff + r A,eff = 2 cos Θ(r A + r B ) > 2r A<br />

48


Kolloide in äußeren Lichtfeldern<br />

In diesem Fall ist Θ = 24.48 ◦ C, cos Θ = 0.91 <strong>und</strong> somit 2 cos Θ(r A + r B ) = 2.57. Im<br />

Gegensatz dazu muß bei einer Realisierung in einer Tropfengeometrie darauf geachtet<br />

werde, daß beide Kolloidsorten bis zu ihrem Mittelpunkt in die Luft-Wasser Grenzfläche<br />

eindringen. Realisierungen im großkanonischen Ensemble, haben den Nachteil, daß das<br />

Mischungsverhältnis der Komponenten fluktuiert. In wie weit ein Abweichen von der<br />

50% Mischung die Ergebnisse beinflußt, wird im folgenden Ergebnisteil im Abschnitt<br />

5.4.4 diskutiert.<br />

49


KAPITEL 5<br />

Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

5.1. Details der <strong>Simulationen</strong><br />

Bevor die Ergebnisse der <strong>Simulationen</strong> im Einzelnen vorgestellt werden, werden zunächst<br />

noch ein paar technische Details, die allen <strong>Simulationen</strong> der Mischungen in externen<br />

Feldern gemeinsam sind angegeben. Die ersten Studien an diesen Systemen wurden in<br />

quadratischen Simulationsboxen mit N = 800 <strong>und</strong> N = 1800 durchgeführt. Da in diesen<br />

Systemen jedoch die Phasenkoexistenz des Dreiecksgitters bzw. des rhombischen Gitters<br />

mit der binären Mischung gef<strong>und</strong>en wurde, d.h. der Bereich der kontrollierten Entmischung,<br />

wurde eine Form der Simulationsbox gesucht, die auch einem unverzerrten Dreiecksgitter<br />

prinzipiell die Möglichkeit gibt in allen Richtungen einen das gesamte System<br />

durchziehenden Kristalliten zu bilden. Dies ermöglicht für ein System mit N = 1848 eine<br />

Simulationsbox mit Seitenverhältnis L y /L x = ( √ 1568 + 10/ √ 2)/ √ 1568 ≈ 1.178. Bei der<br />

Simulation in einer solchen Simulationsbox wird sichergestellt, daß der laser-induzierte<br />

Übergang in das S 1 (AB) Quadratgitter nicht durch die Form der Simulationsbox künstlich<br />

begünstigt wird. Die Vorstudien in den quadratischen Simulationsboxen werden hier<br />

nicht ausführlich vorgestellt. Stattdessen werden die verschiedenen Aspekte der gef<strong>und</strong>enen<br />

laser-induzierten Phänomene <strong>und</strong> der Einfluß der verschiedenen Systemparameter<br />

auf diese vergleichend an dem System mit N = 1848 in der angepaßten Simulationsbox<br />

vorgestellt.<br />

Die Systeme werden jeweils 10 · 10 6 Monte Carlo Schritte äquilibriert <strong>und</strong> danach für<br />

weitere 10 · 10 6 Monte Carlo Schritte simuliert. Bei einer direkten Auswertung der interessierenden<br />

Größen während der Simulationsläufe wird jede zehnte Konfiguration ausgewertet,<br />

so daß solche Ergebnisse eine Statistik über 10 6 Datensätze aufweisen. Direkt<br />

ausgewertet wurden vor allem in den <strong>Simulationen</strong> des Systems mit kommensurabler,<br />

51


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

ausschließlicher Ankopplung der kleinen Teilchen an das externe Potential die Paarkorrelationsfunktionen<br />

<strong>und</strong> die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Ordnungsparameter S A<br />

<strong>und</strong> S B <strong>und</strong> der Rotationsordnungsparameter Ψ 6 , Ψ 4 <strong>und</strong> Ψ 8 . In Simulationsläufen mit<br />

sukzessiv ansteigender Potentialstärke V0 ∗ wurde alle 2500 MCS (in Simulationsläufen<br />

mit sukzessiv sinkender Anzahldichte ϱ ∗ alle 5000 MCS) eine Konfiguration zur späteren<br />

Auswertung gespeichert. Dies liefert für die nachträglich ausgewerteten Größen eine<br />

Statistik über 4000 bzw. 2000 Datensätze. Dies trifft auch auf die für die übrigen Systeme<br />

vorgestellten Ergebnisse zu. Die Voronoi Diagramme <strong>und</strong> Delaunay Netzwerke <strong>und</strong><br />

damit auch der Formfaktor <strong>und</strong> seine Wahrscheinlichkeitsverteilungen wurden in allen<br />

Systemen aus je 200 Konfigurationen berechnet. Abweichungen von diesen Zahlenwerten<br />

werden sofern sie vorliegen angegeben.<br />

5.2. Die Modulierte Flüssigkeit<br />

In diesem Abschnitt wird zunächst auf den Bereich nicht zu hoher Anzahldichten eingegangen.<br />

Das externe, in einer Raumrichtung periodisch modulierte Feld bricht die<br />

Translationssymmetrie der fluiden Phase. Die vorliegende Modulierte Flüssigkeit weist<br />

je nachdem, welches der drei möglichen Ankopplungsszenarien der Teilchen an das Feld<br />

vorliegt, unterschiedliche Charakteristiken auf.<br />

Im feldfreien Fall gehört die betrachtete äquimolare Mischung zu den binären Mischungen,<br />

in denen die große Teilchensorte das systemüberspannende Netzwerk bildet. Der<br />

Durchmesser der großen Teilchen gibt die Periodizität im asymptotischen, oszillatorischen<br />

Verhalten der totalen Paarkorrelationsfunktionen h(r), h AA (r), h AB (r) <strong>und</strong> h BB (r)<br />

vor. Dies kann man deutlich in der logarithmischen Darstellung dieser Korrelationsfunktionen<br />

in Abbildung 5.1 erkennen. Durch die Einwirkung des modulierten, externen<br />

Feldes wird ein <strong>struktureller</strong> Übergang in der Mischung induziert. Bei einer Stärke von<br />

= 2.1 weisen für den Fall, daß ausschließlich die kleinen Teilchen an das externe Feld<br />

koppeln, alle totalen Paarkorrelationsfunktionen der Mischung bei ϱ ∗ = 1.6 eine Periodizität<br />

von λ/2 statt σ A /2 auf. Dies gilt insbesondere auch für ln |h AA (r)| = ln |g AA (r) − 1|<br />

(siehe Abbildung 5.1 a) ), obwohl die großen Teilchen nicht direkt mit dem äußeren Feld<br />

wechselwirken. Zum Vergleich sind in Abbildung 5.2 die totalen Paarkorrelationsfunktionen<br />

der Komponenten h AA (r) <strong>und</strong> h BB (r) für die beiden verbleibenden Ankopplungsmöglichkeiten<br />

der Teilchensorten bei der gleichen Anzahldichte ϱ ∗ = 1.6 <strong>und</strong> den<br />

V ∗<br />

0<br />

Potentialstärken V0 ∗ = 0.0 <strong>und</strong> V<br />

∗<br />

0 = 2.1 dargestellt. Für den Fall, daß beide Komponenten<br />

mit dem externen Feld direkt wechselwirken, sieht man, wie zu erwarten, die vom<br />

äußeren Feld vorgegebene Periodizität in beiden Korrelationsfunktionen. Dagegen zeigt<br />

im Fall, daß nur die großen Teilchen durch das externe Feld beeinflußt werden, die totale<br />

Paarkorrelationsfunktion ln |h BB (r)| = ln |g BB (r) − 1| keine Signatur des externen Feldes.<br />

D.h. in der Modulierten Flüssigkeit ist die kleinere Komponente, sofern sie alleine an<br />

das externe Feld ankoppelt, in der Lage die Translationssymmetrie der großen Komponente<br />

zu brechen. Der umgekehrte Fall tritt jedoch nicht ein. Der durch das äußere Feld<br />

modulierten großen Komponente gelingt es nicht, die ihr aufgezwungene Translations-<br />

52


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b)<br />

ln|g AA<br />

(r)-1|<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

0.5λ<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.0<br />

ln|g AB<br />

(r)-1|<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

0.5σ Α<br />

0.5λ<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.0<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

0 2 4 6 8 10<br />

-15<br />

0 2 4 6 8 10<br />

r<br />

c) d)<br />

0<br />

0.5σ Α<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.0<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

-15<br />

0<br />

r<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.0<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

ln|g BB<br />

(r)-1|<br />

-5<br />

-10<br />

0.5λ<br />

ln|g(r)-1|<br />

-5<br />

-10<br />

0.5σ Α<br />

0.5λ<br />

0.5σ Α<br />

-15<br />

0 2 4 6 8 10<br />

r<br />

-15<br />

0 2 4 6 8 10<br />

r<br />

Abbildung 5.1: Die totalen Paarkorrelationsfunktionen der einzelnen Komponenten der binären Mischung<br />

a) ln |h AA(r)| = ln |g AA(r) − 1|, b) ln |h AB(r)| = ln |g AB(r) − 1|, c) ln |h BB(r)| = ln |g BB(r) − 1|<br />

<strong>und</strong> die totale Paarkorrelationsfunktion des gesamten, fluiden Systems d)ln |h(r)| = ln |g(r) − 1|. In dem<br />

System wechselwirken ausschließlich die kleinen Teilchen mit dem externen Feld. Zum Vergleich sind die<br />

Verläufe der Funktionen bei ϱ ∗ = 1.6 bei Potentialstärken von V0 ∗ = 0.0 in der isotropen Flüssigkeit <strong>und</strong><br />

V0 ∗ = 2.1 in der Modulierten Flüssigkeit abgebildet.<br />

ordnung indirekt auf die kleine Komponente der Mischung zu übertragen. Bei der bisher<br />

betrachteten Anzahldichte ϱ ∗ = 1.6 weisen auch die Paarkorrelationsfunktionen g AA (⃗r),<br />

g AB (⃗r) <strong>und</strong> g BB (⃗r) ein recht unterschiedliches Verhalten auf. Abbildung 5.3 zeigt zum<br />

Vergleich jeweils die Korrelationsfunktionen für die isotrope Flüssigkeit bei V0 ∗ = 0.0<br />

<strong>und</strong> für die Modulierte Flüssigkeit bei V0 ∗ = 2.1 für die ausschließliche Ankopplung der<br />

kleinen Komponente an das Feld. Die Grauskala ist so gewählt, daß jeweils das Maximum<br />

der Funktion weiß <strong>und</strong> ihr Minimum schwarz dargestellt ist. Während g AA (⃗r) noch<br />

wie für V0 ∗ = 0.0 die Signatur der isotropen Flüssigkeit, konzentrische Kreise für kleine<br />

Abstände r, aufweist, zeigen g AB (⃗r) <strong>und</strong> vor allem g BB (⃗r) deutlich die Signatur einer<br />

Modulierten Flüssigkeit, Streifen entlang der Minima des äußeren Feldes.<br />

Vergleicht man die Teilchenkonfigurationen, die bei den drei Ankopplungsmöglichkeiten<br />

der Teilchensorten in diesem Punkt des Phasenraums (ϱ ∗ = 1.6 <strong>und</strong> V0 ∗ = 2.1) vorliegen<br />

direkt, so erkennt man, daß die in Abbildung 5.4 gezeigten Beispielkonfigurationen der<br />

<strong>Simulationen</strong> sich stark unterscheiden. In Abbildung 5.4 a) ist eine Konfiguration für<br />

den Fall der Wechselwirkung der kleine Teilchen mit dem externen Feld dargestellt. Wie<br />

53


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b)<br />

ln|g AA<br />

(r)-1|<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

0.5λ<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.0<br />

ln|g BB<br />

(r)-1|<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.0<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

0.5σ Α<br />

-15<br />

0 2 4 6 8 10<br />

r<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

0 2 4 6 8 10<br />

-15<br />

r<br />

0.5σ Α<br />

c) d)<br />

0<br />

0.5λ<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.0<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

0<br />

0.5λ<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.0<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

ln|g AA<br />

(r)-1|<br />

-5<br />

-10<br />

ln|g BB<br />

(r)-1|<br />

-5<br />

-10<br />

0.5σ Α<br />

-15<br />

0 2 4 6 8 10<br />

r<br />

0.5σ Α<br />

-15<br />

0 2 4 6 8 10<br />

r<br />

Abbildung 5.2: Die totalen Paarkorrelationsfunktionen der einzelnen Komponenten der binären Mischung<br />

a) ln |h AA(r)| = ln |g AA(r) − 1| <strong>und</strong> b) ln |h BB(r)| = ln |g BB(r) − 1| in einem System mit ausschließlicher<br />

Wechselwirkung der großen Teilchen mit dem externen Feld. Analog in c) <strong>und</strong> d) die totalen<br />

Paarkorrelationsfunktionen ln |h AA(r)| = ln |g AA(r) − 1| <strong>und</strong> ln |h BB(r)| = ln |g BB(r) − 1| in einem System,<br />

in dem beide Teilchensorten an das externe Feld koppeln. In beiden Fällen sind zum Vergleich die<br />

Verläufe der Funktionen bei ϱ ∗ = 1.6 bei Potentialstärken von V0 ∗ = 0.0 in der isotropen Flüssigkeit <strong>und</strong><br />

V0 ∗ = 2.1 abgebildet.<br />

man nach der Analyse der Korrelationsfunktionen erwartet, sieht die Konfiguration auf<br />

den ersten Blick ungeordnet aus. Im Gegensatz dazu zeigen die Konfigurationen für den<br />

Fall, daß beide Teilchensorten mit dem Feld wechselwirken sichtbar in Abbildung 5.4 b)<br />

<strong>und</strong> für den Fall, daß nur die großen Teilchen mit dem Feld wechselwirken (siehe Abbildung<br />

5.4 c)) eine lokale Ordnung. In Abbildung 5.4 b) überwiegt die Anordnung der<br />

Teilchen in einem S 1 (AB) Quadratgitter, so daß man sich auch auf den Standpunkt stellen<br />

kann, daß ein Quadratgitter mit lokalen Störungen vorliegt. Abbildung 5.4 c) weist<br />

hingegen große Bereiche auf, in denen ausschließlich große Teilchen ein monodisperses,<br />

rhombisches Gitter bilden. Zusätzlich zu den Beispielkonfigurationen sind in Abbildung<br />

5.4 jeweils auch die durch die Delaunay Triangulation gewonnenen Netzwerke <strong>und</strong> die<br />

Zerlegung einer Konfiguration in Voronoi Zellen dargestellt. Wie bereits in Kapitel 3,<br />

in dem die verschiedenen Analyse-Methoden vorgestellt wurden, ausgeführt sind in der<br />

Darstellung der Netzwerke, Verbindungen zwischen großen Teilchen schwarz, Verbindung<br />

zwischen kleinen Teilchen rot <strong>und</strong> solche zwischen unterschiedliche Teilchensorten grün<br />

54


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) g AA(r)<br />

b) g AB(r)<br />

c)<br />

g (r) BB<br />

V<br />

*<br />

= 0.0<br />

0<br />

*<br />

V = 0.0<br />

0<br />

V<br />

*<br />

= 0.0<br />

0<br />

V<br />

*<br />

0 = 2.1 V<br />

*<br />

0 = 2.1 V<br />

*<br />

0 = 2.1<br />

Abbildung 5.3: Grauskalendarstellung der Paarkorrelationsfunktionen a) g AA(⃗r), b) g AB(⃗r) <strong>und</strong> c)<br />

g BB(⃗r) in einem System mit ausschließlicher Wechselwirkung der kleinen Teilchen mit dem externen<br />

Feld bei einer Anzahldichte von ϱ ∗ = 1.6. Zum Vergleich der isotropen Flüssigkeit mit der Modulierten<br />

Flüssigkeit sind jeweils zwei Potentialstärken abgebildet.<br />

dargestellt. Voronoi Zellen mit 4 Ecken sind in grün, solche mit 5 in blau <strong>und</strong> sechseckige<br />

in rot abgebildet. Alle übrigen Voronoi Zellen sind grau dargestellt. Vor allem<br />

die monodispersen, rhombischen Regionen im dritten Fall werden in der Darstellung der<br />

Voronoi Zellen sichtbar. Die quantitative Auswertung der Voronoi Zellen erfolgt über die<br />

Berechnung des Formfaktors <strong>und</strong> dessen Wahrscheinlichkeitsverteilungen. Diese sind in<br />

Abbildung 5.5 für die drei Fälle bei einer Anzahldichte von ϱ ∗ = 1.60 <strong>und</strong> verschiedenen<br />

Stärken des äußeren Potentials zu sehen. Im System mit Ankopplung der kleinen<br />

Teilchen an das Feld (Abbildung 5.5 a)) bleibt die Wahrscheinlichkeitsverteilung des<br />

Formfaktors P (ζ) auch noch bei Potentialstärken von V0 ∗ = 6.0 die breite Verteilung,<br />

welche regelmäßige Sechsecke, Fünfecke <strong>und</strong> Quadrate umfaßt, die sie auch in der isotropen<br />

Flüssigkeit ist. Im Gegensatz dazu zeigen die Wahrscheinlichkeitsverteilungen für die<br />

beiden anderen Fälle deutlich eine Änderung der Strukturen im System mit steigender<br />

Potentialstärke. Sie zeigt, wenn beide Teilchensorten mit dem externen Feld wechselwirken,<br />

für V0 ∗ = 2.1 ein breites Maximum nahe den Werten eines Quadrates ζ = 1.273.<br />

Dieses nähert sich mit ansteigendem V0 ∗ immer mehr dem Wert des Quadrats. Zusätzlich<br />

entwickelt sich ein deltaförmiges Maximum für die Quadratstruktur selbst. Bei kleineren<br />

Potentialstärken V0 ∗ hingegen erkennt man ein scharfes Maximum bei ζ = 1.1026. Dies<br />

55


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b) c)<br />

Abbildung 5.4: Vergleich der vorliegenden Phase für die drei möglichen Szenarien der Ankopplung der<br />

Teilchensorten an das externe Feld bei einer Anzahldichte von ϱ ∗ = 1.6 <strong>und</strong> einer Potentialstärke von<br />

V0 ∗ = 2.1. a) Nur die kleine Teilchensorte, b) beide Teilchensorten <strong>und</strong> c) nur die große Teilchensorte<br />

wechselwirkt mit dem externen Potential. Dargestellt sind jeweils als Beispiel eine Konfiguration, eine<br />

Delaunay Triangulation <strong>und</strong> eine Darstellung der Voronoi Zellen.<br />

56


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

P(ζ)<br />

15<br />

10<br />

5<br />

*<br />

V 0 = 0.3<br />

*<br />

V 0 = 0.9<br />

*<br />

V 0 = 2.1<br />

*<br />

V 0 = 6.0<br />

b)<br />

P(ζ)<br />

0<br />

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5<br />

ζ<br />

15<br />

10<br />

5<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.3<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.9<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

V 0<br />

*<br />

= 8.1<br />

c)<br />

P(ζ)<br />

0<br />

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5<br />

ζ<br />

15<br />

10<br />

5<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.3<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.9<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

V 0<br />

*<br />

= 11.4<br />

0<br />

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5<br />

ζ<br />

Abbildung 5.5: Die Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors P (ζ) bei einer Anzahldichte von<br />

ϱ ∗ = 1.6 für verschiedene Potentialstärken von V0 ∗ . Für ein System, in dem a) ausschließlich die kleine<br />

Komponente der Mischung mit dem externen Feld wechselwirkt, b) beide Komponenten mit dem externen<br />

Feld wechselwirken <strong>und</strong> c) ausschließlich die große Komponente mit dem externen Feld wechselwirkt.<br />

57


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

g (r) AA<br />

g (r) AB<br />

g (r) BB<br />

b)<br />

g (r) AA<br />

g (r) AB<br />

g (r) BB<br />

Abbildung 5.6: Die Paarkorrelationsfunktionen g AA(⃗r), g AB(⃗r) <strong>und</strong> g BB(⃗r) bei ϱ ∗ = 1.6 <strong>und</strong> a) V0 ∗ =<br />

0.6 in einem System, in dem beide Teilchensorten mit dem externen Feld wechselwirken, b) V0 ∗ = 0.6 in<br />

einem System, in dem nur die großen Teilchen mit dem externen Feld wechselwirken.<br />

ist ein erster Hinweis auf das Laser Induzierte Entmischen (LID). Indem das Signal<br />

für die Quadratstruktur anwächst, verschwindet das Signal des regelmäßigen Sechsecks.<br />

Im Fall, daß nur die großen Teilchen an das externe Feld koppeln (siehe Abbildung 5.5<br />

c)) bleibt die breite Verteilung von ζ als Untergr<strong>und</strong> nahezu erhalten. Mit Ansteigen<br />

der Potentialstärke V0 ∗ entwickelt sich jedoch ein Maximum nahe ζ = 1.1026. Dies ist<br />

ein Hinweis auf das Laser Induzierte Entmischen. In diesem Fall steigt der Anteil an<br />

quadratischen Strukturen im System nicht, so daß auch bei hohen Potentialstärken kein<br />

Signal für Quadratgitterstrukturen sichtbar wird. Wie die Analyse gezeigt hat, befindet<br />

man sich nur für die ausschließliche Ankopplung der kleinen Teilchen an das externe<br />

Feld, im Bereich eines Modulierten Fluids. Dies wirft die Frage auf, ob die beiden anderen<br />

Situationen prinzipiell überhaupt bei der betrachteten Anzahldichte ϱ ∗ = 1.6 eine<br />

solche Phase aufweisen. Abbildung 5.6 a) zeigt die Paarkorrelationsfunktionen für die Situation,<br />

daß beide Teilchensorten mit dem Feld wechselwirken bei einer Potentialstärke<br />

= 0.6. In diesem Punkt des Phasenraums zeigen alle drei Paarkorrelationsfunktionen<br />

die für die Modulierte Flüssigkeit typischen Streifen entlang der Minima des externen<br />

Feldes. Diese sind jedoch im Vergleich zu denen in Abbildung 5.4 c) schwach ausgeprägt<br />

<strong>und</strong> von konzentrischen Kreisen überlagert. Auch zeigt g AA (⃗r) bereits bei dieser geringen<br />

Potentialstärke ein zusätzliches, diskretes Signal des entstehenden rhombischen Gitters.<br />

Bezüglich der kleinen Komponente des Mischung liegt eine Modulierte Flüssigkeit vor,<br />

V ∗<br />

0<br />

58


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

g (r)<br />

nn<br />

g (r) cc<br />

g (r)<br />

nc<br />

*<br />

V = 0.0<br />

0<br />

b)<br />

g (r)<br />

nn<br />

g (r) cc<br />

g (r)<br />

nc<br />

c)<br />

g (r)<br />

nn<br />

g (r) cc<br />

g (r)<br />

nc<br />

d)<br />

g (r)<br />

nn<br />

g (r) cc<br />

g (r)<br />

nc<br />

Abbildung 5.7: Vergleich der Korrelationsfunktionen der Anzahldichte g nn(⃗r), der Konzentration g cc(⃗r)<br />

<strong>und</strong> der Kreuzkorrelationen g nc(⃗r) in Systemen mit Anzahldichte ϱ ∗ = 1.6 <strong>und</strong> Potentialstärke V0 ∗ = 2.1<br />

für die drei möglichen Ankopplungsszenarien der Teilchensorten an das äußere Feld. Die Grauskala für<br />

die Funktionen ist gekappt. Minima sind in schwarz, Maxima in weiß dargestellt. Die Kappung erfolgt<br />

für g nn(⃗r) <strong>und</strong> g nc(⃗r) bei 0.3 · g nn<br />

(max) bzw. 0.3 · g nc<br />

(max) <strong>und</strong> für g cc(⃗r) bei 0.3 · g (min)<br />

cc .<br />

59


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

bezüglich der großen ist dies aber bereits keine reine Phase mehr. Die Situation ist ähnlich<br />

im Fall, daß nur die großen Teilchen an das externe Feld koppeln. Abbildung 5.6<br />

b) zeigt die Paarkorrelationsfunktionen bei V0 ∗ = 0.6. Hier verhält sich g AA(⃗r) wie im<br />

gerade diskutierten Fall <strong>und</strong> liegt daher nicht als reine Modulierte Flüssigkeit vor. Die<br />

kleine Komponente wechselwirkt nicht mit dem Feld <strong>und</strong> zeigt daher die Signatur einer<br />

isotropen Flüssigkeit.<br />

Wie wirkt sich der Einfluß des äußeren Feldes auf die Korrelationen in der Anzahldichte,<br />

der Konzentration <strong>und</strong> der Kreuzkorrelation dieser Größen aus? Diese sind in<br />

Abbildung 5.7 b)-d) für die verschiedenen Ankopplungsmöglichkeiten der Teilchensorten<br />

vergleichend für ϱ ∗ = 1.6 <strong>und</strong> V0 ∗ = 2.1 dargestellt. Um einen guten Kontrast in den<br />

einzelnen Bildern zu erhalten wurde jeweils die Grauskala für die Funktionen gekappt.<br />

Minima sind in schwarz, Maxima in weiß dargestellt. Die Kappung erfolgt für g nn (⃗r) <strong>und</strong><br />

g nc (⃗r) bei 0.3 · g nn<br />

(max)<br />

bzw. 0.3 · g nc<br />

(max)<br />

<strong>und</strong> für g cc (⃗r) bei 0.3 · g cc<br />

(min)<br />

. Um die Unterschiede<br />

in den Korrelationsfunktionen zu denen in der isotropen Flüssigkeit zu verdeutlichen,<br />

zeigt Abbildung 5.7 a) diese für den Fall V0 ∗ = 0.0. Vor allem in den Korrelationsfunktionen<br />

der Anzahldichte g nn (⃗r) wird die Ankopplung an das modulierte, externe Feld<br />

direkt durch ein Streifenmuster im Bereich größerer Abstände r sichtbar. In diesem Bereich<br />

ist g nn (⃗r) in der isotropen Flüssigkeit bereits auf das Kontinuum, d.h. Werte nahe<br />

1 abgefallen. Besonders an der Änderung der ersten drei Maxima lassen sich die drei<br />

möglichen Ankopplungen der Teilchensorten an das Feld unterscheiden. Koppeln nur<br />

die kleinen Teilchen an (Abbildung 5.7 b)), so zeigt das erste Maximum deutlich die<br />

Vorzugsausrichtung der kleinen Teilchen entlang der y-Achse. Dies ist auch im ersten<br />

Maximum der Korrelationsfunktion der Konzentrationen g cc (⃗r) <strong>und</strong> im Minimum der<br />

Kreuzkorrelationen g nc (⃗r) zu erkennen. Koppelt nun zusätzlich auch die große Komponente<br />

an das äußere Feld Abbildung 5.7 c)), so geht das erste Maximum in g nn (⃗r) stark<br />

zurück, da kleine Teilchen selten nächste Nachbarn von kleinen Teilchen sind. Statt dessen<br />

wächst das zweite Maximum stark an <strong>und</strong> wird zu vier diskreten Maxima. Diese <strong>und</strong><br />

das Aufbrechen des Streifenmusters zeigen das sich bildenende S 1 (AB) Quadratgitter<br />

an, welches auch sehr deutlich in den Korrelationen der Konzentration g cc (⃗r) sichtbar<br />

wird. Im Gegensatz dazu zeigen die Korrelationsfuntktionen für eine ausschließliche Ankopplung<br />

der großen Komponente an das externe Feld ein diskretes, sechsfaches Signal.<br />

Die Signatur des rhombischen Gitters. Dabei bleibt das erste Maximum der Korrelationsfunktionen<br />

g nn (⃗r) <strong>und</strong> g cc (⃗r), bzw. Minimun in der Kreuzkorrelationsfunktion g nc (⃗r)<br />

von der Modulation des externen Felds unbeeinflußt ein konzentrischer Ring. Es ist das<br />

dritte Maximum, welches durch die Beiträge der Paarkorrelationsfunktion g AA (⃗r) dominiert<br />

wird, welches das diskrete Signal aufweist. Auch hier wird das Streifenmuster der<br />

Modulierten Flüssigkeit in der Korrelationsfunktion der Anzahldichte g nn (⃗r) durch das<br />

diskrete Signal aufgebrochen. Ein Zeichen für die Anwesenheit der rhombischen Kristallite.<br />

60


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

5.3. Die kontrollierte Entmischung<br />

Das Laser Induzierte Entmischen (LID) der binären, äquimolaren Mischung läßt sich<br />

gut mit Hilfe der Wahrscheinlichkeitsverteilung des Formfaktors sichtbar machen. Dazu<br />

betrachtet man zunächst die feldfreie Situation in Abbildung 5.8. Abbildung 5.8 c) zeigt<br />

P (ζ) für verschiedene Anzahldichten ϱ ∗ . Die Verteilung bildet mit steigender Dichte<br />

Maxima in ζ = 1.1026 <strong>und</strong> ζ = 1.273 aus. Diese sind durch regelmäßige Sechsecke der<br />

großen Teilchen <strong>und</strong> quadratische Strukturen bedingt, welche eine optimale Packung<br />

der Teilchen erlauben. Wie zu erwarten steigt die Häufigkeit solcher lokaler, dichter<br />

Packungen mit steigender Anzahldichte an. Zur Veranschaulichung sind in Abbildung<br />

5.8 a) <strong>und</strong> b) typische Voronoi Diagramme, wie man sie bei ϱ ∗ = 1.6 <strong>und</strong> ϱ ∗ = 1.71 findet,<br />

gezeigt. Besonders auffällig sind in Abbildung 5.8 b) die lokalen Sechseckstrukturen, die<br />

jedoch während des Simulationslaufs auftauchen <strong>und</strong> wieder verschwinden <strong>und</strong> daher<br />

keine Koexistenz eines rhombischen Kristalls mit einer binären Flüssigkeit darstellen.<br />

Die im Bereich der kontrollierten Entmischung aufgenommenen Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

P (ζ) müssen immer im Vergleich zu der jeweiligen im feldfreien Fall aufgenommenen<br />

Verteilung betrachtet werden. Abbildung 5.9 zeigt diese für vier verschiedene<br />

Potentialstärken V0 ∗ für Systeme mit einer Anzahldichte von ϱ∗ = 1.71. Die für<br />

V ∗<br />

0<br />

= 0.0 erhaltene Verteilung ist jeweils zum Vergleich auch eingezeichnet. Verglichen<br />

werden die Wahrscheinlichkeitsverteilungen für die ausschließliche Ankopplung der kleinen<br />

Komponente an das modulierte, äußere Feld (rot) mit dem Fall der Ankopplung<br />

beider Teilchensorten (blau) <strong>und</strong> dem der ausschließlichen Ankopplung der großen Komponente<br />

an das Feld (grün). Bei einer geringen Potentialstärke von V0 ∗ = 0.1 zeigt sich<br />

noch keine signifikante Veränderung der Verteilungen. Der Anteil der Strukturen nahe<br />

des regelmäßigen Sechsecks ist für die Systeme, in denen die kleinen Teilchen, aber auch<br />

in dem System, in dem beide Teilchensorten an das Feld ankoppeln, leicht erhöht. Eine<br />

signifikante Abweichung der Verteilungen von der des feldfreien Falls erkennt man<br />

∗<br />

a) ρ = 1.60 b) ρ = 1.71 c)<br />

∗<br />

P(ζ)<br />

20<br />

15<br />

10<br />

ρ * = 1.60<br />

ρ * = 1.64<br />

ρ * = 1.66<br />

ρ * = 1.68<br />

ρ * = 1.71<br />

5<br />

0<br />

1.1 1.15 1.2 1.25 1.3<br />

ζ<br />

Abbildung 5.8: Das System bei V ∗<br />

0 = 0.0. Gezeigt werden Voronoi Diagramme, wie man sie aus<br />

typischen Teilchenkonfigurationen bei a) ϱ ∗ = 1.60 <strong>und</strong> b) ϱ ∗ = 1.71 berechnet. c) Gezeigt ist die<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilung des Formfaktors P (ζ) in Abhängigkeit von der Anzahldichte ϱ ∗ .<br />

61


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b)<br />

P(ζ)<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

*<br />

V = 0.1<br />

0<br />

V 0<br />

* = 0.0<br />

BB<br />

AB<br />

AA<br />

P(ζ)<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

*<br />

V = 0.9<br />

0<br />

V 0<br />

* = 0.0<br />

BB<br />

AB<br />

AA<br />

10<br />

10<br />

P(ζ)<br />

0<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1.1 1.2 1.3<br />

ζ<br />

c) d)<br />

V = 2.1<br />

V 0<br />

* = 0.0<br />

*<br />

0<br />

BB<br />

AB<br />

40<br />

*<br />

0<br />

AA<br />

1.1 1.2 1.3<br />

ζ<br />

P(ζ)<br />

0<br />

50<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1.1 1.2 1.3<br />

ζ<br />

V = 3.0<br />

V 0<br />

* = 0.0<br />

BB<br />

AB<br />

AA<br />

1.1 1.2 1.3<br />

ζ<br />

Abbildung 5.9: Vergleichende Darstellung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors ζ in<br />

Systemen mit ϱ ∗ = 1.71 bei unterschiedlicher Ankopplung der Teilchensorten an das äußere Feld. Zur<br />

Orientierung ist jeweils auch in schwarz die Verteilung für den feldfreien Fall eingezeichnet. a) Sehr niedrige<br />

Potentialstärken V0 ∗ = 0.1 bewirken kaum eine Änderung in den Verteilungen. b) Bei V0 ∗ = 0.9 weisen<br />

alle Systeme einen starken Zuwachs im Bereich der regelmäßigen, sechseckigen Voronoi Zellen auf. c) Im<br />

System mit Ankopplung der kleinen Teilchen an das Feld ist das Maximum der hexagonalen Strukturen<br />

verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> ein breites Maximum nahe des Bereichs der Quadratstrukturen entstanden. Auch<br />

das System mit Ankopplung beider Teilchensorten an das externe Feld zeigt eine solche Änderung der<br />

Verteilung, die aber noch nicht vollständig abgeschlossen ist. d) Bei V0 ∗ = 3.0 zeigt nur noch das System<br />

mit ausschließlicher Wechselwirkung der großen Teilchen mit dem modulierten Potential ein breites<br />

Maximum für Sechseckstrukturen. Eine ausführlichere Diskussion ist im Text gegeben.<br />

bei V0 ∗ = 0.9 in Abbildung 5.9 b). Der Anteil der regelmäßigen Sechsecke ist für den<br />

Fall, daß nur die kleinen Teilchen mit dem externen Feld wechselwirken, stark gestiegen<br />

(rot). Ein solcher Anstieg, wenn auch nicht ganz so stark, ist auch zu beobachten,<br />

wenn zusätzlich die großen Teilchen mit dem Feld wechselwirken (blau). In diesem Fall<br />

wächst jedoch gleichzeitig der Anteil der quadratischen Strukturen auch leicht an. Ein<br />

komplett anderes Verhalten zeigt das in grün abgebildete System mit ausschließlicher<br />

Ankopplung der großen Teilchen an das Feld. Das Maximum der quadratischen Strukturen<br />

wird unterdrückt <strong>und</strong> ein breites Maximum nahe ζ = 1.1026 entwickelt sich. Dieses<br />

ist breiter als das im ersten Fall (rot) auftretende Maximum <strong>und</strong> ist ein Zeichen dafür,<br />

daß sich ein monodisperses rhombisches Gitter der großen Teilchen bildet, da das regelmäßige<br />

Dreiecksgitter nicht kommensurabel mit der Modulation des äußeren Feldes<br />

62


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

ist. Die Voronoi Zellen dieses Gitters sind keine regelmäßigen Sechsecke, was zu einer<br />

Verschiebung <strong>und</strong> auch Verbreiterung des Maximums in der Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

der Formfaktors der Voronoi Zellen P (ζ) führt. Abbildung 5.9 c) zeigt die Systeme<br />

bei V0 ∗ = 2.1. Bei dieser Stärke des externen Potentials hat im System mit Ankopplung<br />

der kleinen Teilchen an das Feld bei der vorliegenden Anzahldichte bereits der laserinduzierte<br />

Übergang in das S 1 (AB) Quadratgitter (LIF) stattgef<strong>und</strong>en. Die Verteilung<br />

zeigt ein breites Maximum, welches zu Werten nahe der Quadratstruktur verschoben<br />

ist. Das Maximum der Sechseckstrukturen ist dagegen komplett verschw<strong>und</strong>en. Bei der<br />

zusätzlichen Ankopplung der großen Komponente an das äußere Feld (blau) ist dieser<br />

Übergang hingegen noch nicht komplett vollzogen worden. Rhombische Strukturen der<br />

großen Teilchen, welche sich einmal in diesem System gebildet haben, werden durch das<br />

externe Feld stabilisiert. Der Anteil der Sechseckstrukturen ist zwar deutlich gegenüber<br />

dem feldfreien Fall reduziert, das Quadratgitter hat sich aber noch nicht defektfrei ausbilden<br />

können. Im Kontrast zu diesen Änderungen in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen,<br />

zeigt das System mit ausschließlicher Ankopplung der großen Teilchen an das externe<br />

Feld keine signifikante Änderung der Wahrscheinlichkeitsverteilung des Formfaktors<br />

(grün) mehr mit ansteigender Potentialstärke. Das breite Maximum nahe ζ = 1.1026 der<br />

rhombischen Struktur bleibt auch bei V0 ∗ = 3.0 in Abbildung 5.9 d) erhalten. Bei dieser<br />

Potentialstärke hat sich das Quadratgitter für den Fall, daß beide Teilchensorten mit<br />

dem Feld wechselwirken, weiter ausgebildet. Das Maximum der Sechseckstrukturen ist<br />

verschw<strong>und</strong>en. Dennoch zeigt die Verteilung weiterhin ein zweites breites Maximum im<br />

Bereich der regelmäßigen Fünfecke. Dies deutet darauf hin, daß das System noch immer<br />

stark defektbelastet ist.<br />

Da das System mit ausschließlicher Ankopplung der kleinen Komponente der Mischung<br />

an das modulierte, externe Feld den Übergang von der Flüssigkeit in den Bereich der<br />

Laser Induzierten Entmischung <strong>und</strong> daraufhin in den ’locked floating solid’, d.h. das<br />

S 1 (AB) Quadratgitter, am deutlichsten zeigt, ist die Abfolge der einzelnen Phasen in<br />

diesem System noch einmal in einer Übersicht in Abbildung 5.10 zusammengestellt.<br />

Abbildung 5.10 a) zeigt die bereits diskutierte Entwicklung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

des Formfaktors P (ζ) mit zunehmender Potentialstärke V0 ∗ . Zur Verdeutlichung<br />

der Veränderung in den Verteilungen ist in Abbildung 5.10 b) die Differenz der<br />

Verteilungen ∆P (ζ) = P (ζ; V0 ∗)<br />

− P (ζ; V 0 ∗ = 0.0) aufgetragen. Dies verdeutlicht den<br />

starken Anstieg des Anteils der regelmäßigen Sechsecke in den Voronoi Diagrammen<br />

bei kleinen Potentialstärken <strong>und</strong> hebt das breite Maximum, welches sich beim Übergang<br />

in das S 1 (AB) Quadratgitter ausbildet deutlich vom Hintergr<strong>und</strong> der Verteilung<br />

hervor. Zusätzlich sind in Abbildung 5.10 c)-f) für verschiedene Potentialstärken V0<br />

∗<br />

exemplarisch die Überlagerung der Teilchenpositionen der großen Teilchen (korrigiert<br />

gegen mögliche Bewegungen des Schwerpunkts des Systems) <strong>und</strong> typische Voronoi Diagramme<br />

dargestellt. Im Entmischungsbereich in Abbildung 5.10 d) erkennt man in beiden<br />

Darstellungen den tropfenförmigen, phasenseparierten Bereich des Dreiecksgitters.<br />

Besonders die Überlagerung der Teilchenkonfigurationen verdeutlicht, daß der Tropfen<br />

während der gesamten Simulation stabil bleibt. Im Übergangsbereich (Abbildung 5.10<br />

e)) bei V ∗<br />

0<br />

= 1.2 konkurrieren Domänen mit Quadratgitterstruktur mit solchen mit Drei-<br />

63


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

60<br />

P(ζ)<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

V*<br />

0<br />

= 0.0<br />

V*<br />

0<br />

= 0.1<br />

V*<br />

0<br />

= 0.3<br />

V*<br />

0<br />

= 0.6<br />

V*<br />

0<br />

= 0.9<br />

V*<br />

0<br />

= 1.2<br />

V*<br />

0<br />

= 1.3<br />

V*<br />

0<br />

= 1.4<br />

V*<br />

0 = 1.5<br />

V*<br />

0 = 2.1<br />

V*<br />

0 = 3.0<br />

V*<br />

0<br />

= 4.8<br />

0<br />

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5<br />

ζ<br />

c) d)<br />

b) 50<br />

∆P(ζ)<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

V*<br />

0<br />

= 0.1<br />

V*<br />

0<br />

= 0.3<br />

V*<br />

0<br />

= 0.6<br />

V*<br />

0<br />

= 0.9<br />

V*<br />

0<br />

= 1.2<br />

V*<br />

0<br />

= 4.8<br />

1.1 1.2 1.3<br />

ζ<br />

e) f)<br />

V = 0.0<br />

* *<br />

0<br />

0<br />

V = 0.6<br />

*<br />

V = 1.2<br />

0<br />

*<br />

V = 4.8<br />

0<br />

Abbildung 5.10: Das System bei ϱ ∗ = 1.71 bei ausschließlicher Wechselwirkung der kleinen Teilchen<br />

mit dem Substratpotential. a) Wahrscheinlichkeitsverteilung des Formfaktors ζ. b) Die Differenz der<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors ∆P (ζ) = P (ζ; V0 ∗ ) − P (ζ; V0 ∗ = 0.0) zeigt die Veränderungen<br />

in den Verteilungen im Vergleich zum feldfreien Fall. c)-f) Zeigen jeweils die Überlagerung der<br />

Teilchenpositionen der großen Teilchen <strong>und</strong> die Voronoi Diagramme (rot: Sechsecke, blau: Fünfecke <strong>und</strong><br />

grün: Vierecke) einer typischen Teilchenkonfiguration für verschiedene Potentialstärken V0 ∗ .<br />

ecksgitterstruktur. Das Quadratgitter setzt sich bei höheren Potentialstärken durch. Die<br />

Überlagerung der Teilchenkonfigurationen in Abbildung 5.10 f) zeigt dies deutlich. Da<br />

der ’locked floating solid’ nur durch die Wechselwirkung der kleinen Teilchen mit dem<br />

externen Potential stabilisiert wird, können sich die großen Teilchen lokal relativ leicht<br />

wieder umordnen. Dies führt zu dem leicht grauen Bereich im oberen Abschnitt der Abbildung.<br />

Betrachtet man das Voronoi Diagramm, so erkennt man, daß dieses nicht etwa<br />

von grün dargestellten Vierecken dominiert wird, sondern die meisten Voronoi Zellen<br />

Sechsecke (in rot dargestellt) sind. Diese haben jedoch einen nahezu quadratischen Umriss,<br />

was erklärt, warum P (ζ) statt eines einzelnen, ausgeprägten Maximums in ζ = 1.273<br />

64


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

g (r)<br />

cc<br />

g (r)<br />

nn<br />

g (r)<br />

AA<br />

g (r)<br />

BB<br />

*<br />

V 0 = 0.0<br />

V = 0.5 0 *<br />

V = 1.2 0 *<br />

V = 4.8 0 *<br />

Abbildung 5.11: Die Korrelationsfunktionen der Anzahldichte g nn(⃗r) <strong>und</strong> der Konzentration g cc(⃗r) <strong>und</strong><br />

die Paarkorrelationsfunktionen g AA(⃗r) <strong>und</strong> g BB(⃗r) in einen System mit ausschließlicher Ankopplung der<br />

kleinen Teilchen an das externe Feld bei ϱ ∗ = 1.71 <strong>und</strong> zunehmender Potentialstärke V0 ∗ .<br />

zusätzlich ein Breites Maximum nahe dieses Wertes in der Quadratgitter-Phase aufweist.<br />

Auch die Paarkorrelationsfunktionen <strong>und</strong> die Korrelationsfunktionen der Anzahldichte<br />

<strong>und</strong> der Konzentration zeigen die Signaturen der Phasen, welche das System mit steigender<br />

Potentialstärke durchläuft. Die Korrelationsfunktionen sind in Abbildung 5.11<br />

zusammengestellt. In dieser Übersicht erkennt man auch den Vorteil, welchen die Betrachtung<br />

der Korrelationsfunktionen der Anzahldichte g nn (⃗r) <strong>und</strong> der Konzentration<br />

g cc (⃗r) gegenüber der direkten Betrachtung der Paarkorrelationsfunktionen der einzelnen<br />

Komponenten der Mischung mit sich bringt. Die auftretenden Strukturen treten in diesen<br />

Korrelationsfunktionen deutlicher hervor. Besonders deutlich wird die Dreiecksstruktur<br />

65


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

im Entmischungsbereich durch das diskrete, sechsfache Signal der Korrelationsfunktion<br />

der Anzahldichte g nn (⃗r) für V0 ∗ = 0.5, welches im für V<br />

∗<br />

0 = 0.0 strukturlosen Kontinuumsbereich<br />

der Korrelationsfunktion <strong>und</strong> im durch g AA (⃗r) hervorgerufenen dritten<br />

Maximum der Korrelationsfunktion sichtbar ist. Im Übergangsbereich bei V0 ∗ = 1.2<br />

kommt ein diskretes, vierfaches Signal im zweiten Maximum der Korrelationsfunktion<br />

hinzu, welches durch das mit den Dreiecksgitterdomänen konkurrierenden Quadratgitter<br />

erzeugt wird. Im Bereich des S 1 (AB) Quadratgitters bei z.B. V0 ∗ = 4.8 zeigt die Korrelationsfunktion<br />

der Anzahldichte g nn (⃗r) über den gesamten aufgenommenen Bereich<br />

klar die Qudratgitterstrukur an. Die Paarkorrelationsfunktionen g AA (⃗r) <strong>und</strong> g BB (⃗r) zeigen<br />

die auftretenden Strukturen zwar auch. In ihnen macht sich jedoch die Mittelung<br />

über verschiedene Positionierungen des Ursprungs der Korrelationsfunktionen bei deren<br />

Berechnung stärker bemerkbar. So ist im Bereich der Entmischung das diskrete<br />

Signal der Dreiecksgitterstruktur in g AA (⃗r) mit dem grauen, strukturlosen Untergr<strong>und</strong><br />

des Kontinuums aus der fluiden Phase überlagert. Im Bereich der Koexistenz des S 1 (AB)<br />

Quadratgitters mit der fluiden Phase sorgt diese auch für die Überlagerung zueinander<br />

verschobener Signale des Quadratgitters <strong>und</strong> des Kontinuums in g AA (⃗r) <strong>und</strong> g BB (⃗r).<br />

Die Grenzen des Bereichs der Laser Induzierten Entmischung lassen sich nur schwer<br />

exakt gegenüber der Modulierten Flüssigkeit <strong>und</strong> dem Übergangsbereich in den ’locked<br />

floating solid’ abgrenzen. Das Phänomen tritt grob abgeschätzt in einem Bereich von<br />

1.65 < ϱ ∗ ≤ 1.725 <strong>und</strong> 0.1 < V0 ∗ < 1.5 auf. Dies entspricht einem Bereich der Packungsdichte<br />

η ca. 75−80%. Abbildung 5.12 zeigt eine etwas genauere Abschätzung der Phasengrenzen,<br />

welche durch die Auswertung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors<br />

P (ζ) <strong>und</strong> der Betrachtung der Überlagerung der Teilchenkonfigurationen der großen<br />

Teilchen gewonnen wurde. Die blau eingezeichneten, horizontalen Linien, stehen für Simulationsläufe,<br />

für die keine Laser Induzierte Entmischung festgestellt werden konnten.<br />

Für niedrigere Dichten bleibt das System eine Modulierte Flüssigkeit, während für höhere<br />

Dichten, direkt Dreiecksgitterdomänen mit Quadratgitterdomänen konkurrieren.<br />

Der Fall, in dem nur die großen Teilchen mit dem äußeren Feld wechselwirken, unterscheidet<br />

sich stark von dem eben vorgestellten Szenario. In Abbildung 5.13 ist eine Übersicht<br />

für dieses System bei einer Anzahldichte von ϱ ∗ = 1.71 bei ansteigender Potentialstärke<br />

analog zu der in Abbildung 5.10 gezeigten Übersicht für das System mit ausschließlicher<br />

Ankopplung der kleinen Komponente an das externe Feld gezeigt. In der Differenz<br />

der Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors ∆P (ζ) = P (ζ; V0 ∗ )−P (ζ; V<br />

∗<br />

0 = 0.0)<br />

in Abbildung 5.13 b) tritt das breite Maximum der phasenseparierten, rhombischen<br />

V ∗<br />

0<br />

Struktur deutlich hervor. Es entwickelt sich mit steigendem V0 ∗ jedoch kein Maximum,<br />

welches das Entstehen von quadratischen Strukturen anzeigen würde. Die rhombische<br />

Struktur wird auch in den Überlagerungen der Teilchenkonfigurationen der großen Teilchen<br />

in den Abbildungen 5.13 d)-f) gut sichtbar. Auffallend ist jedoch, daß im Gegensatz<br />

zu dem zuvor diskutierten Fall, der rhombische Kristall nicht tropfenförmig ist. Die<br />

Grenzfläche zwischen Kristallit <strong>und</strong> binärer Flüssigkeit ist sehr unregelmäßig, d.h. das<br />

System versucht nicht die Grenzfläche zwischen den Phasen zu minimieren. Dieses Verhalten<br />

ist ungewöhnlich, da die Bildung einer Grenzfläche das System zumeist Energie<br />

kostet. In keiner der <strong>Simulationen</strong> mit ausschließlicher Ankopplung der großen Kompo-<br />

66


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

1.74<br />

80.0<br />

1.71<br />

Übergangs−<br />

78.7<br />

ρ *<br />

1.68<br />

Entmischung<br />

bereich<br />

77.3<br />

η [%]<br />

1.65<br />

Modulierte Flüssigkeit<br />

75.9<br />

0 0.5 1 1.5 2<br />

V 0<br />

*<br />

Abbildung 5.12: Das Phasendiagramm des Systems mit ausschließlicher Wechselwirkung der kleinen<br />

Teilchen mit dem externen Potential im Bereich der kontrollierten Entmischung. Die Phasengrenzen<br />

wurden durch die Auswertung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors P (ζ) <strong>und</strong> die<br />

Betrachtung der Überlagerung der Teilchenkonfigurationen der großen Teilchen gewonnen. In den Bereichen<br />

unterhalb (bzw. oberhalb) der durchgezogenen, horizontalen Linien wurde keine kontrollierte<br />

Entmischung gef<strong>und</strong>en.<br />

nente der Mischung an das modulierte Feld wurde die Ausbildung eines tropfenförmigen<br />

Kristallits beobachtet. Die Ursache für dieses Verhalten liegt in der Tatsache, daß die<br />

rhombische Struktur nicht durch attraktive Wechselwirkungen der großen Teilchen untereinander,<br />

sondern ausschließlich durch die Wechselwirkung mit dem Substratpotential<br />

stabilisiert wird. Da die Anzahldichte im System fest vorgegeben ist, kann dieses die<br />

großen Teilchen nur dann optimal bezüglich des Substratpotentials anordnen, wenn es<br />

diese in eine möglichst dichte Packung bringt. Dadurch entsteht mehr Platz für die fluide<br />

Phase, in der die verbleibenden großen Teilchen sich auch ungehindert von den kleineren<br />

Teilchen optimal zum Substratpotential ausrichten können. Die Form der Grenzfläche<br />

spielt für diesen Mechanismus in der Minimierung der Energie keine Rolle. Daß das<br />

System mit ausschließlicher Ankopplung der kleinen Teilchen an das Substratpotential<br />

einen tropfenförmigen Kristallit des Dreiecksgitters zeigt, liegt daran, daß in diesem<br />

Fall die kleinen Teilchen versuchen Ketten entlang der Potentialminima zu bilden. Diese<br />

Anordnung benötigt sehr viel Platz, so daß die großen Teilchen in eine möglichst<br />

dichte Packung gezwungen werden. Dies ist die Dreiecksgitterstruktur. Der Kristallit<br />

67


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

P(ζ)<br />

V 0<br />

= 0.0<br />

V 0<br />

= 0.1<br />

*<br />

V 0<br />

= 0.3<br />

*<br />

V 0<br />

= 0.9<br />

*<br />

V 0<br />

= 2.1<br />

*<br />

* V 0<br />

= 3.0<br />

*<br />

b) 40<br />

∆P(ζ)<br />

30<br />

20<br />

10<br />

V 0<br />

= 0.1<br />

V 0<br />

= 0.3<br />

* V 0<br />

= 0.9<br />

*<br />

V 0<br />

= 2.1<br />

*<br />

V 0<br />

= 3.0<br />

*<br />

*<br />

0<br />

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5<br />

ζ<br />

c) d)<br />

0<br />

1.1 1.2 1.3<br />

ζ<br />

e) f)<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

V 0= 0.0<br />

V 0= 0.9<br />

V 0= 2.1<br />

V 0= 3.0<br />

Abbildung 5.13: Das System bei ϱ ∗ = 1.71 bei ausschließlicher Wechselwirkung der großen Teilchen<br />

mit dem Substratpotential. a) Wahrscheinlichkeitsverteilung des Formfaktors ζ. b) Die Differenz der<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors ∆P (ζ) = P (ζ; V0 ∗ ) − P (ζ; V0 ∗ = 0.0) zeigt die Veränderungen<br />

in den Verteilungen im Vergleich zum feldfreien Fall. c)-f) Zeigen jeweils die Überlagerung der<br />

Teilchenpositionen der großen Teilchen <strong>und</strong> die Voronoi Diagramme (rot: Sechsecke, blau: Fünfecke <strong>und</strong><br />

grün: Vierecke) einer typischen Teilchenkonfiguration für verschiedene Potentialstärken V0 ∗ .<br />

muß möglichst wenig von den Potentialminima überdecken. Dies ist durch die Bildung<br />

eines Tropfens gewährleistet.<br />

Daß die entmischte Phase der großen Teilchen in den drei möglichen Ankopplungsszenarien<br />

der Teilchensorten an das externe Feld nicht identisch ist, läßt sich wie folgt nachweisen.<br />

In Abbildung 5.14 sind die Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Rotationsordnungsparameters<br />

P (Ψ 6 ) vergleichend für die drei Szenarien abgebildet. Diese wurden im<br />

Rahmen einer Blockanalyse über Untersysteme der Größe L B = L/9 berechnet. Der Rotationsordnungsparameter<br />

Ψ 6 ist so definiert, daß er auf die Existenz von Strukturen der<br />

großen Teilchen mit sechsfacher Rotationsachse anspricht. Es wurden dazu Datensätze<br />

68


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

4<br />

3<br />

BB<br />

AB<br />

AA<br />

V = 0.3 0<br />

P(Ψ 6<br />

)<br />

2<br />

1<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ 6<br />

Abbildung 5.14: Vergleichende Darstellung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Rotationsordnungsparameters<br />

Ψ 6 für die drei betrachteten Ankopplungsmöglichkeiten der Teilchensorten an das äußere<br />

Feld. Die Verteilungen wurden bei einer Anzahldichte von ϱ ∗ = 1.71 <strong>und</strong> V0 ∗ = 0.3 aufgenommen.<br />

In allen drei Fällen befindet man sich im Bereich der kontrollierten Entmischung. Bei auschließlicher<br />

Ankopplung der kleinen Teilchen an das äußere Feld (in schwarz dargestellt) liegt die beste sechs-fache<br />

Rotationssymetrie vor. In den beiden anderen Fällen zeigen sich zusätzliche Nebenmaxima bei niedrigeren<br />

Werten von Ψ 6.<br />

bei einer Anzahldiche von ϱ ∗ = 1.71 ausgewertet. Die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

zeigen durch ihre Doppelpeak-Struktur deutlich die Koexistenz der Phasen an. Alle drei<br />

Verteilungen zeigen, daß die entmischte Phase jeweils eine recht gute sechsfache Rotationssymmetrie<br />

aufweist. Es zeigt sich jedoch ein Unterschied in den Verteilungen der<br />

drei Szenarien. Die sechsfache Rotationssymmetrie ist am besten im System mit Wechselwirkung<br />

der kleinen Teilchen mit dem modulierten Feld (schwarz). Das Maximum der<br />

geordneten Phase der Verteilung ist in diesem Fall gegenüber den übrigen Verteilungen<br />

leicht zum Maximalwert des Ordnungsparameters Ψ 6 = 1 hin verschoben. Daß dieses<br />

Maximum in den beiden anderen Fällen bei etwas niedrigeren Werten liegt, deutet darauf<br />

hin, daß zwar eine Struktur mit sechsfacher Koordination vorliegt, die Verteilung der<br />

nächsten Nachbarn, jedoch nicht regelmäßig ist. Auch zeigen sich bei einer Ankopplung<br />

der großen Teilchen an das externe Potential zusätzliche Nebenmaxima bei niedrigeren<br />

Werten von Ψ 6 , die auf eine größere Unordnung innerhalb der geordneten Struktur<br />

hinweisen.<br />

Zur weiteren, vergleichenden ∣ Auswertung betrachtet man nun den Translationsordnungsparameter<br />

Ψ Gφ = 1 ∣∣ ∑ ∣<br />

NA<br />

N A j=1 ei G ⃗ φ ⃗r j∣∣. Hier ist NA die Anzahl der großen Teilchen im System<br />

<strong>und</strong> der reziproke Gittervektor G ⃗ φ wird mit Hilfe des in Abbildung 5.15 a) rot<br />

eingezeichneten Basisvektors berechnet. Bei einer Ankopplung der großen Teilchen an<br />

das externe Feld, können sich die in der entmischten Phase bildenden Kristallstrukturen<br />

nicht mehr beliebig im Raum orientieren. Die Orientierung der Gitterebenen kann durch<br />

den zugehörigen reziproken Gittervektor G ⃗ φ spezifiziert werden. Der Translationsordnungsparameter<br />

Ψ Gφ dient zur Untersuchung dieser Ausrichtung der Gitterebenen. Der<br />

69


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

P(Ψ Gφ<br />

)<br />

a) b)<br />

4<br />

2<br />

y<br />

x<br />

φ<br />

a<br />

Gφ<br />

G 1<br />

G 0<br />

G 2<br />

φ = 56.48<br />

φ = 57.50<br />

φ = 58.00<br />

φ = 58.50<br />

φ = 59.00<br />

φ = 59.50<br />

φ = 60.00<br />

P(Ψ Gφ<br />

)<br />

c) d)<br />

P(Ψ Gφ<br />

)<br />

4<br />

2<br />

φ = 56.48<br />

φ = 57.50<br />

φ = 58.00<br />

φ = 58.50<br />

φ = 59.00<br />

φ = 59.50<br />

φ = 60.00<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ Gφ<br />

4<br />

2<br />

φ = 56.48<br />

φ = 57.50<br />

φ = 58.00<br />

φ = 58.50<br />

φ = 59.00<br />

φ = 59.50<br />

φ = 60.00<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ Gφ<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ Gφ<br />

Abbildung 5.15: a) Schematische Darstellung zur Verdeutlichung der Definition des Translationsordnungsparameters<br />

Ψ Gφ . b)-d) Die Wahrscheinlichkeitsverteilungen P (Ψ Gφ ) bei ϱ ∗ = 1.71 für verschiedene<br />

Winkel φ <strong>und</strong> die drei untersuchten Ankopplungsmöglichkeiten der Teilchensorten an das äußere Feld.<br />

b) Im Bereich der kontrollierten Entmischung im System mit ausschließlicher Ankopplung der kleinen<br />

Teilchen an das externe Feld bei V0 ∗ = 0.6 spricht Ψ Gφ für keinen der betrachteten Winkel φ an. c) Im<br />

Bereich der Koexistenz des rhombischen Gitters mit der Modulierten Flüssigkeit bei V0 ∗ = 0.3 für die<br />

Ankopplung beider Teilchensorten an das modulierte Feld. Die Ausrichtung des Kristallits ist an der<br />

Doppelpeak-Struktur zu erkennen. d) Im Koexistenzbereich des rhombischen Gitters mit der Modulierten<br />

Flüssigkeit bei V0 ∗ = 0.9 bei Ankopplung der großen Teilchen an das externe Feld. Auch hier zeigt<br />

die Doppelpeak-Struktur die Ausrichtung des Kristallits bezüglich des modulierten Feldes an.<br />

minimale Winkel, welcher bei einer zum S 1 (AB) kommensurabel gewählten Periodizität<br />

des externen Potentials auftreten kann, ist φ min = 56.48 ◦ . Dies entspricht der Situation,<br />

in der Teilchen in benachbarten Potentialminima in Kontakt sind. Ein Winkel von<br />

φ = 60 ◦ steht für die Ausbildung eines regelmäßigen Dreiecksgitters. Abbildung 5.15 b)<br />

zeigt die Wahrscheinlichkeitsverteilung verschiedener Winkel φ für das System mit Ankopplung<br />

der kleinen Teilchen an das Substratpotential bei V0 ∗ = 0.6. In diesem Punkt<br />

des Phasenraums hat sich in diesem System, wie in Abbildung 5.10 d) zu sehen, ein<br />

monodisperser Tropfen der großen Teilchen gebildet. Die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

P (Ψ Gφ ) zeigen jedoch für alle betrachteten Winkel φ nur ein Maximum im ungeordneten<br />

Bereich. D.h. der entstandene Kristallit ist nicht bezüglich des externen Potentials<br />

in seiner Orientierung ausgerichtet. Abbildungen 5.15 c) <strong>und</strong> d) zeigen die Verteilungen<br />

70


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

Abbildung 5.16: Die Überlagerung der Teilchenpositionen der großen Teilchen bei ϱ ∗ = 1.71 <strong>und</strong><br />

V0 ∗ = 0.3 zeigt eine Dreiecksgitterdomäne in Koexistenz mit der Modulierten Flüssigkeit, aber zusätzlich<br />

auch eine smektische Domäne, in der die großen Teilchen nur jedes zweite Minimum des externen Feldes<br />

(in rot eingezeichnet) besetzen.<br />

für die beiden Fälle, in denen die großen Teilchen direkt mit dem Feld wechselwirken<br />

<strong>und</strong> daher eine Ausrichtung des Kristallits zu erwarten ist. Abbildung5.15 c) zeigt den<br />

Fall, in dem beide Teilchensorten an das externe Potential koppeln. Hier bildet sich für<br />

V0 ∗ = 0.3 eine eindeutig entmischte Domäne im System aus. Für die Winkel φ = 58.5<br />

◦<br />

<strong>und</strong> φ = 59.0 ◦ ist eine Doppelpeak-Struktur deutlich in den Verteilungen zu erkennen.<br />

Der Kristallit ist somit bezüglich des externen Potentials ausgerichtet <strong>und</strong> weicht leicht<br />

von der perfekten Dreiecksgitterstruktur ab. Für φ = 60.0 ◦ ist die Doppelpeak-Struktur<br />

in der Verteilung nicht mehr vorhanden. Wechselwirken nur die großen Teilchen mit<br />

dem Substrat wie in Abbildung 5.15 d) für V0 ∗ = 0.9 so ist die Situation ähnlich. Die<br />

Verteilungen des Translationsordnungsparameters zeigen für φ = 58.5 ◦ das ausgeprägteste<br />

Maximum nahe ψ Gφ = 1. Bei dieser Potentialstärke ist der Anteil der rhombischen<br />

Struktur, wie z.B. in Abbildung 5.13 d) zu sehen, bereits sehr hoch, so daß der Peak der<br />

ungeordneten Phase schon recht stark abgeflacht ist. Es bleibt anzumerken, daß es für die<br />

Fälle in denen auch die großen Teilchen mit dem Feld wechselwirken, auch vorkommen<br />

kann, daß sich eine monodisperse smektische Phase ausbildet. Diese wurde in den <strong>Simulationen</strong><br />

mit Ankopplung beider Teilchensorten an das Feld, bei kleinen Potentialstärken<br />

in Koexistenz mit dem rhombischen Gitter beobachtet. In der smektischen Phase sind<br />

die Teilchen nur auf jedem zweiten Potentialminimum angeordnet. Diese Anordnung<br />

benötigt daher sehr viel mehr Platz als die rhombische Struktur. Benachbarte große<br />

Teilchen in unterschiedlichen Potentialminima sind in dieser Anordnung geometrisch<br />

voneinander entkoppelt, so daß sie in diesem Spezialfall frei entlang der Minima fluktuieren<br />

können. Die beiden unterschiedlichen Phasen sind deutlich in der Überlagerung<br />

der Teilchenkonfigurationen der großen Komponente der Mischung in Abbildung 5.16 zu<br />

71


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b) c)<br />

Abbildung 5.17: Übersicht über die mit steigender Potentialstärke V0 ∗ bei ϱ ∗ = 1.68 durchlaufenen<br />

Phasen. Gezeigt werden die Überlagerungen der Teilchenpositionen der großen Teilchen. a) Der Bereich<br />

der kontrollierten Entmischung. Es ist die Koexistenz des Dreiecksgitters mit der Modulierten Flüssigkeit<br />

bei V0 ∗ = 1.0 gezeigt. b) Der Übergangsbereich bei V0 ∗ = 1.9 mit konkurrierenden Dreiecksgitter- <strong>und</strong><br />

Quadratgitterdomänen. c) Der Bereich der Koexistenz des Quadratgitters (LFS) mit der Modulierten<br />

Flüssigkeit bei V0 ∗ = 2.5.<br />

erkennen. Zur Verdeutlichung wurde sowohl im Bereich der rhombischen Struktur, als<br />

auch im Bereich der smektischen Phase jedes zweite Potentialminimum rot eingezeichnet.<br />

Da im Bereich der smektischen Phase benachbarte Teichen in unterschiedlichen<br />

Potentialminima aneinander vorbeigleiten können, liefert eine solche Phase, so sie denn<br />

auftritt, in der Analyse mit dem Translationsordnungsparameter Ψ Gφ einen zusätzlichen<br />

gleichmäßigen Untergr<strong>und</strong> in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen <strong>und</strong> stört diese nicht.<br />

5.4. Laser Induziertes Frieren<br />

Das Laser Induzierte Frieren (LIF) wird, da es sich in den dabei auftretenden Phänomenen<br />

stärker unterscheidet, getrennt für die drei betrachteten Ankopplungsmöglichkeiten<br />

der Teilchensorten an das externe Feld diskutiert. Zunächst wird auf das System mit<br />

ausschließlicher Ankopplung der kleinen Teilchen an das äußere Feld eingegangen.<br />

5.4.1. Ankopplung der kleinen Komponente an das äußere Feld<br />

Der Koexistenzbereich<br />

In diesem System tritt für höhere Potentialstärken V0 ∗ im Bereich mittlerer Dichten<br />

(ϱ ∗ > 1.57 bzw. η > 72%) eine Koexistenz des S 1 (AB) Quadratgitters mit der binären,<br />

äquimolaren Flüssigkeit auf. Abbildung 5.17 zeigt den Übergang von der Koexistenz des<br />

monodispersen Dreiecksgitters mit der nicht äquimolaren, binären Flüssigkeit (Abbildung<br />

5.17 a)) bei V0 ∗ = 1.0 , in den Bereich der konkurrierenden Dreiecks- <strong>und</strong> Quadratgitterdomänen<br />

(Abbildung 5.17 b)) bei V0 ∗ = 1.9 <strong>und</strong> danach in den Koexistenzbereich<br />

des Quadratgitters mit der äquimolaren Flüssigkeit (Abbildung 5.17 c)) bei V0 ∗ = 2.5<br />

72


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

P(Ψ 6<br />

)<br />

6<br />

4<br />

2<br />

V*<br />

0<br />

= 1.0<br />

V*<br />

0 = 1.9<br />

V*<br />

0 = 2.5<br />

V*<br />

0 = 5.8<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ 6<br />

b)<br />

P(Ψ 4<br />

)<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

V*<br />

0 = 1.0<br />

V*<br />

0 = 1.9<br />

V*<br />

0 = 2.5<br />

V*<br />

0 = 5.8<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ 4<br />

c)<br />

P(Ψ 8<br />

)<br />

6<br />

4<br />

2<br />

V*<br />

0<br />

= 1.0<br />

V*<br />

0 = 1.9<br />

V*<br />

0 = 2.5<br />

V*<br />

0 = 5.8<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ 8<br />

Abbildung 5.18: Die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Rotationsordnungsparameter Ψ 6 in a), Ψ 4<br />

in b) <strong>und</strong> Ψ 8 in c) bei einer Anzahldichte von ϱ ∗ = 1.68. Im Bereich der kontrollierten Entmischung bei<br />

V0 ∗ = 1.0 zeigt P (Ψ 6) eine deutliche Doppelpeak-Struktur. Im Übergangsbereich bei V0 ∗ = 1.9 treten<br />

konkurrierende Dreiecksgitter- <strong>und</strong> Quadratgitterdomänen auf, die in den Verteilungen von Ψ 4 <strong>und</strong> Ψ 8<br />

sichtbar werden. Für V0 ∗ = 2.5 <strong>und</strong> V0 ∗ = 5.8 zeigen diese die Doppelpeak-Struktur der Koexistenz des<br />

Quadratgitters mit der Modulierten Flüssigkeit, wobei der relative Anteil der Phasen unterschiedlich ist.<br />

anhand der Überlagerungen der Teilchenkonfigurationen der großen Teilchen in einem<br />

System der Anzahldichte ϱ ∗ = 1.68. Die Koexistenzen werden auch in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

der Rotationsordnungsparameter P (Ψ 6 ), P (Ψ 4 ) <strong>und</strong> P (Ψ 8 ) sichtbar.<br />

Es ist zu beachten, daß gemäß ihrer Definition (siehe Kapitel 3.1) Ψ 6 <strong>und</strong> Ψ 4 nur die<br />

strukturellen Eigenschaften der großen Teilchen, hingegen Ψ 8 die strukturellen Eigenschaften<br />

aller Teilchen im System, analysiert. In Abbildung 5.18 sind die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

wiedergegeben. Man erkennt deutlich die Doppelpeak-Strukturen der<br />

Koexistenzbereiche für V0 ∗ = 1.0 in P (Ψ 6) <strong>und</strong> für V0 ∗ = 2.5 in P (Ψ 4) <strong>und</strong> P (Ψ 8 ). Bei<br />

noch größeren Potentialstärken (V0 ∗ = 5.8 in orange eingezeichnet) nimmt der relative<br />

Anteil der ungeordneten Phase ab. Es liegt aber immer noch eine Phasenkoexistenz, wie<br />

besonders P (Ψ 8 ) deutlich zeigt, vor.<br />

Interessant ist es auch sich die Grenzfläche zwischen dem Quadratgitter <strong>und</strong> der Flüssigkeit<br />

genauer anzusehen. Diese ist in ihrer Form auffallend flexibel, wie man in Abbildung<br />

5.19 an der dargestellten Abfolge von Überlagerungen der Teilchenpositionen der großen<br />

Teilchen bei einer Anzahldichte von ϱ ∗ = 1.68 im Koexistenzbereich erkennen kann. Die<br />

Grenzfläche geht von einer Streifenform in eine Tropfenform <strong>und</strong> danach wieder in eine<br />

Streifenform über. Es scheint somit, daß beide Anordnungen für das System energetisch<br />

gleichwertig sind.<br />

Rissbildung<br />

Zusätzlich zu den Simulationsläufen bei konstanter Anzahldichte ϱ ∗ , in denen bei ansteigender<br />

Potentialstärke V0 ∗ der LIF-Übergang untersucht wurde, werden nun Simulationsläufe<br />

bei konstanter Potentialstärke <strong>und</strong> variabler Anzahldichte betrachtet. Diese<br />

starten jeweils aus der geordneten S 1 (AB) Quadratgitterstruktur bei hohen Dichten. Abbildung<br />

5.20 zeigt eine Übersicht der Veränderungen der Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

der Rotationsordnungsparameter Ψ 4 <strong>und</strong> Ψ 8 <strong>und</strong> der Translationsordnungsparameter<br />

73


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b) c)<br />

V = 2.5<br />

V = 2.6<br />

* * *<br />

0<br />

0<br />

0<br />

d) e) f)<br />

V = 2.7<br />

V<br />

*<br />

= 2.8<br />

0<br />

V<br />

*<br />

= 2.9<br />

0<br />

V<br />

*<br />

= 3.0<br />

0<br />

Abbildung 5.19: Zur Veranschaulichung der Flexibilität der Grenzfläche zwischen dem S 1(AB) Quadratgitter<br />

<strong>und</strong> der koexistierenden Modulierten Flüssigkeit sind die Überlagerungen der Teilchenpositionen<br />

der großen Teilchen von Simulationsläufen bei ϱ ∗ = 1.68 <strong>und</strong> verschiedenen Potentialstärken V0<br />

∗<br />

abgebildet.<br />

Ψ G1 <strong>und</strong> Ψ G2 bei abfallender Dichte in einem System mit V0 ∗ = 5.0. Die Verteilungen<br />

wurden im Rahmen einer Blockanalyse in Subsystemen der linearen Ausdehnung<br />

L B = L/9 (L: Länge der Simulationsbox) berechnet. Der in Abbildungen 5.20 d) untersuchte<br />

Translationsordnungsparameter Ψ G2 testet das System auf die durch das externe<br />

Feld vorgegebene Translationsordnung, d.h. der reziproke Gittervektor G ⃗ 2 entspricht<br />

dem Wellenvektor der externen Modulation K ⃗ = 2π λ<br />

(1, 0). Bei niedrigen Anzahldichten<br />

ϱ ∗ gehen die Wahrscheinlichkeitsverteilungen P (Ψ G2 ) daher nicht gegen Null, sondern<br />

zeigen ein breites Maximum nahe Ψ G2 = 0.5. Dies ist die Signatur der Modulierten<br />

Flüssigkeit. Daß die Verteilung nicht unabhängig von ϱ ∗ ihr Maximum nahe Ψ G2 = 1.0<br />

beibehält liegt daran, daß der Translationsordnungsparameter beide Teilchensorten im<br />

System auf Ordnung untersucht. Es wechselwirken jedoch nur die kleinen Teilchen mit<br />

dem modulierten Feld. Bei hohen Dichten gelingt es den kleinen Teilchen ihre Ordnung<br />

den großen Teilchen aufzuzwingen. Bei niedrigen Dichten gelingt dies nicht mehr,<br />

so daß die Hälfte der Teilchen im System nur eine geringe, bis gar keine Translationsordnung<br />

aufweisen <strong>und</strong> Werte von Ψ G2 nahe Null liefern. Die andere Hälfte liefert<br />

hingegen Werte von Ψ G2 = 1. Der im Rahmen der Blockanalyse betrachtete Mittelwert<br />

des Ordnungsparameters über Subboxen der linearen Ausdehnung L/9, aus welchem die<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilung berechnet wird, liefert somit eine Verteilung mit breitem<br />

74


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

P(Ψ 4<br />

)<br />

60<br />

45<br />

30<br />

ρ * = 1.75<br />

ρ * = 1.73<br />

ρ * = 1.71<br />

ρ * = 1.69<br />

ρ * = 1.67<br />

ρ * = 1.63<br />

ρ * = 1.61<br />

ρ * = 1.57<br />

b)<br />

P(Ψ 8<br />

)<br />

15<br />

10<br />

ρ * = 1.75<br />

ρ * = 1.73<br />

ρ * = 1.71<br />

ρ * = 1.69<br />

ρ * = 1.67<br />

ρ * = 1.63<br />

ρ * = 1.61<br />

ρ * = 1.57<br />

15<br />

5<br />

c)<br />

P(Ψ G1<br />

)<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ 4<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

ρ * = 1.75<br />

ρ * = 1.73<br />

ρ * = 1.71<br />

ρ * = 1.69<br />

ρ * = 1.67<br />

ρ * = 1.63<br />

ρ * = 1.61<br />

ρ * = 1.57 G 2<br />

ρ = 1.69<br />

15<br />

ρ * = 1.67<br />

G 1 ρ * = 1.63<br />

G 1<br />

ρ * = 1.61<br />

ρ * = 1.57<br />

10<br />

G 2<br />

d)<br />

P(Ψ G2<br />

)<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ 8<br />

20<br />

5<br />

ρ * = 1.75<br />

ρ * = 1.73<br />

ρ * = 1.71<br />

*<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ G1<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ G2<br />

Abbildung 5.20: Dargestellt sind die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Rotationsordnungsparameter<br />

Ψ 4 (in a)) <strong>und</strong> Ψ 8 (in b)) <strong>und</strong> der Translationsordnungsparameter Ψ G1 (in c)) <strong>und</strong> Ψ G2 (in d)) für immer<br />

kleiner werdende Anzahldichten ϱ ∗ bei V0 ∗ = 5.0. Die Richtungen der reziproken Gittervektoren sind zur<br />

Orientierung in Abbildung c) <strong>und</strong> d) schematische eingezeichnet. Die Rissbildung führt zu Abweichungen<br />

der Verteilungen von der Normalverteilung. Der Koexistenzbereich wird in den Doppelpeak-Strukturen<br />

der Verteilungen sichtbar. Der in d) dargestellte Ordnungsparameter Ψ G2 testet das System auf die<br />

durch das externe Feld vorgegebenen Translationsordnung (siehe Diskussion im Text).<br />

Maximum nahe Ψ G2 = 0.5.<br />

Die Koexistenz des Quadratgitters mit der flüssigen Phase ist besonders gut für ϱ ∗ = 1.63<br />

in Form einer Doppelpeak-Struktur in den Verteilungen P (Ψ 4 ), P (Ψ 8 ) <strong>und</strong> P (Ψ G1 ) sichtbar.<br />

Die Verteilungen gehen beim Verlassen der geordneten Phase jedoch nicht direkt<br />

in eine Superposition zweier getrennter Gaußverteilungen (die der geordneten <strong>und</strong> die<br />

der ungeordneten Phase) über. Statt dessen bilden sie zunächst eine unsymmetrische<br />

Schulter aus (siehe z.B. die in grün dargestellte Verteilung für ϱ ∗ = 1.71 in den Abbildungen<br />

5.20 a)-c)). Aus diesem Gr<strong>und</strong>e lassen sich im Rahmen der Blockanalyse keine<br />

aussagekräftigen Schnittpunkte der jeweiligen Binder Kumulanten (siehe Kapitel 3.1) zur<br />

Ermittlung des Phasenübergangspunktes berechnen. Diese setzt die Momente der Gaußverteilung<br />

zueinander ins Verhältnis. Die vorliegenden Verteilungen im Übergangsbereich<br />

weichen durch die langgezogenen Schultern jedoch zu stark von der Normalverteilung ab.<br />

Was ist die Ursache dieser Schulter in den Verteilungen? In Abbildung 5.21 a) ist eine<br />

typische Teilchenkonfiguration eines Systems in diesem Bereich (ϱ ∗ = 1.71 <strong>und</strong> V ∗<br />

0 = 5.0)<br />

75


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b) c)<br />

Abbildung 5.21: Der Bereich der Rissbildung bei ϱ ∗ = 1.71 <strong>und</strong> V ∗<br />

0 = 5.0. a) Eine typische Teilchenkonfiguration<br />

aus diesem Bereich. Überlagerungen aller Teilchenkonfigurationen eines Simulationslaufs<br />

sind in b) (die der großen Teilchen) <strong>und</strong> c) (die der kleinen Teilchen) dargestellt. b) zeigt die perfekte<br />

Anordnung der großen Teilchen in jedem zweiten Minimum des externen Feldes gemäß der Anordnung im<br />

S 1(AB) Quadratgitter. c) zeigt die Mobilität der kleinen Teilchen senkrecht zu den Minima des externen<br />

Feldes.<br />

gezeigt. Wie man sofort erkennt, hat sich ein Riss senkrecht zu den Minima des externen<br />

Feldes in der Quadratgitterstruktur der großen Teilchen gebildet. Dieser ist mit kleinen<br />

Teilchen aufgefüllt. Die Quadratgitterstruktur ist somit lokal gestört, obwohl global das<br />

Quadratgitter noch nicht geschmolzen ist. Die in Abbildung 5.21 b) <strong>und</strong> c) dargestellten<br />

Überlagerungen der Teilchenkonfigurationen (Abbildung 5.21 b) die der großen Teilchen<br />

<strong>und</strong> c) die der kleinen Teilchen) verdeutlichen die Situation weiter. Während die großen<br />

Teilchen ihre Positionierung in jedem zweiten Potentialminimum, gemäß der Quadratstruktur<br />

beibehalten, fängt das Sub-Gitter der kleinen Teilchen zu schmelzen an. Die<br />

kleinen Teilchen zeigen eine Mobilität senkrecht zu den Potentialminima des externen<br />

Feldes! Dies steht im starken Kontrast des aus den monodispersen Systemen bekannten<br />

Szenarios des Laser Induzierten Schmelzens (LIM) [27, 63], bei dem das System entlang<br />

der Potentialminima schmelzen kann.<br />

Das Phasendiagramm<br />

Die neuen, gef<strong>und</strong>enen Phasen in einer binären Mischung unter Einfluß eines eindimensional<br />

modulierten, äußeren Potentials bei ausschließlicher Wechselwirkung der kleineren<br />

Komponente der Mischung mit diesem lassen sich in einem Phasendiagramm zusammenstellen<br />

[33]. Da eine Ermittlung des Phasendiagramms aus den Rotations- <strong>und</strong> Translationsordnungsparametern<br />

durch die Berechnung der Schnittpunkte der Binder Kumulanten<br />

durch die Rissbildung <strong>und</strong> das darauf anschließende Koexistenzgebiet erschwert ist,<br />

untersucht man statt dessen die spezielle für das System definierten Ordnungsparameter<br />

S A <strong>und</strong> S B (siehe Kapitel 4.2.2). Diese Ordnungsparameter nehmen Werte zwischen −0.5<br />

<strong>und</strong> 1 an. Zur Ermittlung der Phasengrenzen werden die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

dieser Ordnungsparameter P (S B ) <strong>und</strong> P (S A ) ausgewertet. Diese sind in Abbildung<br />

76


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b)<br />

12 ρ * = 1.77<br />

ρ * = 1.76<br />

300<br />

ρ * = 1.74<br />

9 ρ * = 1.70<br />

6<br />

ρ * = 1.51<br />

200<br />

3<br />

100<br />

0<br />

P(S B<br />

)<br />

P(S A<br />

)<br />

ρ * = 1.77<br />

ρ * = 1.76<br />

ρ * = 1.70<br />

ρ * = 1.69<br />

ρ * = 1.68<br />

ρ * = 1.61<br />

-0.4 -0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

S B<br />

0<br />

0.8 0.85 0.9 0.95 1<br />

S A<br />

Abbildung 5.22: Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Ordnungsparameter bei einer Potentialstärke<br />

V0 ∗ = 20.0 für die jeweiligen, interessanten Bereiche der Anzahldichte ϱ ∗ . a) P (S B) zeigt für ϱ ∗ =<br />

1.76 das charakteristische Verhalten bei Einsetzen der Rissbildung. b) P (S A) zeigt für ϱ ∗ = 1.69 das<br />

charakteristische Verhalten beim Übergang in den Koexistenzbereich.<br />

5.22 für V ∗<br />

0 = 20.0 bei verschiedenen Anzahldichten ϱ∗ gezeigt. Die Verteilungen zeigen<br />

in der geordneten S 1 (AB) Phase (LFS) jeweils einen delta-förmigen Peak bei S B = 0<br />

in Abbildung 5.22 a) <strong>und</strong> bei S A = 1 in Abbildung 5.22 b). Diese sind nicht in ihrer<br />

gesamten Höhe abgebildet, da sonst die Struktur der übrigen Verteilungen nicht mehr<br />

sichtbar wäre. Zudem wurden in Abbildung 5.22 a) die Verteilungen der geordneten<br />

Phase (ϱ ∗ = 1.77 (rot) <strong>und</strong> ϱ ∗ = 1.76 (grün) im Übergangsbereich) auf der y-Achse<br />

nach unten verschoben, um die das Einsetzen der Rissbildung anzeigenden möglichen<br />

Abweichungen von S B = 0 sichtbar zu machen. Die Rissbildung setzt, wie man erkennt,<br />

bei ϱ ∗ = 1.76 ein. Der Peak bei S B = −0.5 zeigt die Existenz von kleinen Teilchen in<br />

direkt benachbarten Minima des externen Feldes an (siehe auch die schematische Darstellung<br />

der Funktionsweise des Ordnungsparameters in Kapitel 4.2.2 Abbildung 4.4).<br />

Bei ϱ ∗ = 1.74 haben sich zusätzlich ein Peak in S B = 1.0 <strong>und</strong> Abweichungen von Null im<br />

Bereich um S B = 0.5 gebildet. In der Modulierten Flüssigkeit wie z.B. bei ϱ ∗ = 1.51 zeigen<br />

die Wahrscheinlichkeitsverteilungen P (S B ) eine Gaußverteilung um S B = 0.5. Aus<br />

der Analyse der Wahrscheinlichkeitsverteilungen P (S A ) in Abbildung 5.22 b) wird die<br />

Phasengrenze zwischen dem Bereich der Rissbildung <strong>und</strong> der Phasenkoexistenz ermittelt.<br />

Dieser Übergang tritt ein, sobald die Verteilungen anfangen ihren delta-förmigen Charakter<br />

zu verlieren. Dies geschieht in Abbildung 5.22 b) für ϱ ∗ = 1.69. Die Abgrenzung<br />

des Koexistenzbereichs gegenüber der Modulierten Flüssigkeit <strong>und</strong> dem Bereich der kontrollierten<br />

Entmischung erfolgt durch die Auswertung der Wahrscheinlickeitsverteilung<br />

des Formfaktors ζ. Diese wurden bereits im Abschnitt zur Entmischung 5.3 diskutiert.<br />

Zur Ermittlung der Phasengrenzen wurden <strong>Simulationen</strong> bei festen Potentialstärken V0<br />

∗<br />

<strong>und</strong> sukzessiv kleineren Dichten ϱ ∗ durchgeführt. Dabei wurde die Periodizität des externen<br />

Feldes kommensurabel gehalten. D.h. die Wellenlänge wurde jeweils gemäß λ =<br />

1/ √ 2ϱ ∗ angepaßt. Des weiteren wurden <strong>Simulationen</strong> bei konstanter Dichte <strong>und</strong> damit<br />

auch konstanter Wellenlänge λ des externen Feldes <strong>und</strong> sukzessiv ansteigender Potentialstärke<br />

V0 ∗ durchgeführt. Das so ermittelte Phasendiagramm ist in Abbildung 5.23<br />

77


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

1.8<br />

1.75<br />

Locked Floating Solid: S (AB)<br />

1<br />

82.8<br />

80.5<br />

1.7<br />

Rissbildung<br />

78.2<br />

ρ *<br />

1.65<br />

1.6<br />

Koexistenzbereich:<br />

S (AB) & Modulierte Flüssigkeit<br />

1<br />

75.9<br />

73.6<br />

η [%]<br />

1.55<br />

Modulierte Flüssigkeit<br />

71.3<br />

1.5<br />

10 20 30 40 50<br />

V 0<br />

*<br />

69.0<br />

Abbildung 5.23: Die ϱ ∗ -V ∗<br />

0 Ebene des Phasendiagramms, wie man sie aus der Analyse der Ordnungsparameter<br />

S B <strong>und</strong> S A <strong>und</strong> der Auswertung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors ζ erhält<br />

[33].<br />

dargestellt. Der Bereich der kontrollierten Entmischung ist hier nicht extra eingezeichnet,<br />

da er nur für V0 ∗ < 1.5 vorliegt. Er wurde im Abschnitt zur kontrollierten Entmischung<br />

bereits gegenüber den anderen Phasen abgegrenzt <strong>und</strong> diskutiert. Wie man am<br />

Phasendiagramm erkennt, umfaßt der Koexistenzbereich bei höheren Potentialstärken<br />

V0 ∗ ≥ 20 einen recht großen Dichtebereich. Dieser entspricht einer Packungsdichte von<br />

ca. 72% ≤ η ≤ 78%. Des weiteren wird deutlich, daß der Übergang vom LFS, dem Quadratgitter,<br />

zum Bereich der Rissbildung nahezu unabhängig von der Stärke des äußeren<br />

Potentials ist. Er setzt bei einer Dichte von ca. ϱ ∗ = 1.75 ein. Auch die Phasengrenzen<br />

zum Koexistenzbereich <strong>und</strong> zu der Modulierten Flüssigkeit zeigen für höhere Potentialstärken<br />

keine starke Dichteabhängigkeit. Wie die bisherige Diskussion gezeigt hat wird<br />

die Stabilität des S 1 (AB) Quadratgitters durch die Rissbildung <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Mobilität der kleinen Teilchen senkrecht zu den Minima des modulierten Feldes<br />

zerstört. In diesem System sind es die kleinen Teilchen, welche über ihre Wechselwirkung<br />

mit dem äußeren Feld einen Käfig für die großen Teilchen bilden. Dadurch wird<br />

das Quadratgitter stabilisiert. Die Frage ist nun, bei welchen Dichten im kommensurablen<br />

Fall (d.h. λ = 1/ √ 2ϱ ∗ ) durch Fluktuationen der großen Teilchen innerhalb ihres<br />

Käfigs eine Fluktuation der kleinen Teilchen zwischen benachbarten Potentialminima<br />

78


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

λ = 0.5656 => ρ * = 1.563<br />

H<br />

σ B<br />

σ A λ<br />

Abbildung 5.24: Schematische Darstellung der geometrischen Verhältnisse, bei denen eine lokale Fluktuation<br />

der großen Teilchen innerhalb des von den kleinen Teilchen gebildeten Käfigs, diesen aufbrechen<br />

können. Die Minima des modulierten, externen Feldes sind durch gestrichelte Linien dargestellt.<br />

erstmals möglich wird. D.h. bei welcher Dichte kann durch solche lokale Fluktuationen<br />

der Käfig aufgebrochen werden? Dieser Grenzfall tritt ein, wenn die folgende Bedingung<br />

erfüllt ist:<br />

H = σ A + σ B + 2x<br />

Die Situation ist schematisch in Abbildung 5.24 wiedergegeben. H = 4λ ist die Höhe<br />

zweier Einheitszellen des Quadratgitters <strong>und</strong> für den Abstand x gilt bei Kontakt des<br />

großen Teilchens mit einem kleinen Teilchen: x = √ 0.25 ∗ (σ A + σ B ) 2 − λ 2 . Aus dieser<br />

Bedingung erhält man eine Bestimmungsgleichung für die Wellenlänge:<br />

(<br />

λ λ − 2 )<br />

5 (σ A + σ B ) = 0<br />

Somit kann der von den kleinen Teilchen gebildete Käfig ab einer Dichte von ϱ ∗ =<br />

1/(2λ 2 ) ≈ 1.56 aufgebrochen werden. Die aus diesen geometrischen Überlegungen bestimmte<br />

Anzahldichte liegt ungefähr in dem Bereich, in dem das System vom Koexistenzbereich<br />

in die Modulierte Flüssigkeit übergeht. Doch auch diese Phasengrenze<br />

tritt bereits bei leicht höheren Dichten auf (siehe Abbildung 5.23). Dies macht deutlich,<br />

daß langwellige Anregungen im Kristallgitter die Rissbildung hervorrufen. Durch diese<br />

wird das Quadratgitter instabil, lange bevor lokale Fluktuationen der großen Teilchen<br />

innerhalb ihres Käfigs dies bewirken könnten. Der Vollständigkeit halber sei noch angemerkt,<br />

daß eine komplette geometrische Entkopplung der Teilchen in benachbarten<br />

Minima des externen Feldes erst ab λ = 1 2 (σ A + σ B ) <strong>und</strong> somit ϱ ∗ ≈ 1.0 eintritt.<br />

79


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

5.4.2. Kommensurabilität <strong>und</strong> Inkommensurabilität des externen Feldes<br />

Dieser Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage, wie wichtig die Kommensurabilität des<br />

modulierten, äußeren Feldes zur S 1 (AB) Struktur für das Auftreten der gef<strong>und</strong>enen, neuen<br />

Phänomene ist. Die Klärung dieser Frage ist vor allem im Bezug auf experimentelle<br />

Realisierungsmöglichkeiten wichtig, da es experimentell zumeist leichter ist, die Dichte<br />

im System zu variieren <strong>und</strong> dabei die Wellenlänge des externen, modulierten Feldes (z.B.<br />

durch interferierende Laserstrahlen realisiert) konstant zu halten. Zu diesem Zweck wurden<br />

Simulationsläufe bei fester Wellenlänge λ <strong>und</strong> fester Potentialstärke V0 ∗ mit sukzessiv<br />

sinkender Anzahldichte durchgeführt. Gibt man die Wellenlänge in diesen <strong>Simulationen</strong><br />

fest vor, so ist dadurch die Länge der Simulationsbox in x-Richtung L x festgelegt. Die<br />

Dichte kann nur durch Änderung der Länge der Simulationsbox in y-Richtung L y variiert<br />

werden. Es wird jeweils aus der geordneten Phase bei hohen Dichten (ϱ ∗ = 1.83)<br />

gestartet. In den Startkonfigurationen liegt daher im inkommensurablen Fall anfangs<br />

V<br />

*<br />

0= 5.0<br />

λ = 0.5455<br />

g (r)<br />

BB<br />

g (r)<br />

AA<br />

ρ * = 1.83<br />

ρ * = 1.77<br />

Abbildung 5.25: Die Paarkorrelationsfunktionen g AA(⃗r) <strong>und</strong> g BB(⃗r) in einem System unter Einfluß eines<br />

inkommensurablen, externen Potentials mit Wellenlänge λ = 0.541 bei V0 ∗ = 5.0 für verschiedene<br />

Anzahldichten ϱ ∗ . Vor allem g AA(⃗r) zeigt bei hohen Dichten deutlich die Rechteckstruktur des LFS im<br />

inkommensurablen Fall.<br />

80


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

λ<br />

0.536<br />

0.541<br />

0.546<br />

0.549<br />

LFS Riss LFS & ML<br />

?<br />

?<br />

Schnittpunkt mit der<br />

Kommensurabilitätsebene<br />

ρ * = 1.74<br />

LFS / Riss<br />

ρ * = 1.71<br />

Riss<br />

ρ * = 1.68<br />

LFS & ML<br />

ρ * = 1.66<br />

LFS & ML<br />

Abbildung 5.26: Zusammenstellung der in den vier verschiedenen inkommensurablen Systemen auftretenden<br />

Phasen. Eine ausführliche Diskussion ist im Text zu finden.<br />

ein Rechtecksgitter statt eines Quadratgitters vor. D.h. insbesondere, daß der ’locked<br />

floating solid’ eine andere Struktur hat. Dies wird z.B. sehr anschaulich wenn man die<br />

Paarkorrelationsfunktionen g AA (⃗r) <strong>und</strong> g BB (⃗r) betrachtet. Diese sind für zwei Dichten im<br />

Bereich des LFS bei V0 ∗ = 5.0 in Abbildung 5.25 gezeigt. In Abbildung 5.25 links erkennt<br />

man deutlich die Ankopplung der kleinen Teilchen an das externe Feld, da die Maxima<br />

in g BB (⃗r) Ellipsen sind, welche entlang der Minima des externen Feldes ausgerichtet<br />

sind. Diese Signatur ist unabhängig von der betrachteten Dichte im LFS. Dagegen zeigt<br />

sich eine starke Dichteabhängigkeit in der Form der Maxima in g AA (⃗r). Da die großen<br />

Teilchen nicht an das externe Feld ankoppeln, erwartet man isotrope Maxima in der<br />

Paarkorrelationsfunktion. Bei hohen Dichten sind die Fluktuationen der großen Teilchen<br />

in y-Richtung jedoch stark eingeschränkt. Sie können nur noch fast ausschließlich entlang<br />

der x-Richtung fluktuieren. Erst bei niedrigeren Dichten im Bereich des LFS erkennt man<br />

wieder die erwarteten, isotropen Maxima. Es wurden <strong>Simulationen</strong> mit vier verschiedenen,<br />

konstanten Wellenlängen λ durchgeführt. Abbildung 5.26 zeigt in einer Übersicht,<br />

welche der neuen, laser-induzierten Phänomene auch in diesen inkommensurablen Situationen<br />

beobachtet werden. Die letzte Spalte der Tabelle gibt die Anzahldichte an, bei der<br />

für die konstant vorgegebene Wellenlänge die kommensurable Situation vorliegt. D.h. in<br />

diesem Punkt schneiden die Simulationsläufe das in Abbildung 5.23 gezeigte Phasendiagramm,<br />

welches in der Kommensurabilitätsebene aufgenommen wurde. In dieser Spalte<br />

der Tabelle ist zusätzlich vermerkt, welche Phase im kommensurablen Phasendiagramm<br />

vorliegt <strong>und</strong>, ob diese auch in den inkommensurablen Läufen in diesen Punkten des<br />

Phasenraums gef<strong>und</strong>en wurden. Wie man sieht schneiden die inkommensurabel geführten<br />

Simulationsläufe für alle betrachteten konstanten Wellenlängen die Kommensurabilitätsebene<br />

konsistent. Des weiteren erkennt man, daß alle laser-induzierten Phänomene<br />

auch in diesen <strong>Simulationen</strong> aufgef<strong>und</strong>en werden. Lediglich der ’locked floating solid’<br />

wurde für die beiden letzten Wellenlängen (λ = 0.546 <strong>und</strong> λ = 0.549) mit einem Fragezeichen<br />

versehen. In diesen beiden Fällen ist die Einheitszelle des aufgesetzten LFS ein<br />

Rechteck mit einer durch λ vorgegebenen, recht stark gestreckten Basis in x-Richtung.<br />

Die Paarkorrelationsfunktionen in Abbildung 5.25 zeigen dies für λ = 0.546 bei V0 ∗ = 5.0.<br />

81


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) ρ<br />

*<br />

= 1.79 b) ρ<br />

*<br />

= 1.73<br />

Abbildung 5.27: Typische Teilchenkonfigurationen in einem System unter Einfluß eines inkommensurablen,<br />

externen Potentials mit konstanter Wellenlänge λ = 0.546 bei einer Potentialstärke von V0 ∗ = 2.5.<br />

a) Bei hohen Dichten ϱ ∗ = 1.79 treten Sprünge im LFS auf. b) Bei niedrigeren Dichten ϱ ∗ = 1.73 sind<br />

die Sprünge im LFS fast komplett verschw<strong>und</strong>en.<br />

Die stark gestreckte Basis macht den LFS instabil gegen das Auftreten von Sprüngen im<br />

Kristall bei hohen Dichten. Zur Stabilisierung des LFS muß das externe Feld hoch sein.<br />

In diesem System wurde ein stabiler LFS nur für V0 ∗ ≥ 5.0 beobachtet. Bei geringeren<br />

Dichten <strong>und</strong> niedrigeren Potentialstärken ist das System jedoch in der Lage die Sprünge<br />

wieder fast komplett auszuheilen. Zur Veranschaulichung zeigt Abbildung 5.27 typische<br />

Konfigurationen einer Simulation mit λ = 0.546 <strong>und</strong> V0 ∗ = 2.5. Abbildung 5.27 a) zeigt<br />

die bei einer Anzahldichte von ϱ ∗ = 1.79 auftretenden Sprünge im LFS <strong>und</strong> Abbildung<br />

5.27 b) den bei ϱ ∗ = 1.73 wieder fast komplett ausgeheilten Kristall. Somit existiert<br />

auch für die in der Tabelle in Abbildung 5.26 mit einem Fragezeichen gekennzeichneten<br />

Wellenlängen der LFS, jedoch im Gegensatz zum kommensurablen System nur im<br />

Bereich starker äußerer Felder. Die genaue Abhängigkeit der minimal nötigen Potentialstärke<br />

V0 ∗ zur Stabilisierung des LFS von λ wurde nicht systematisch untersucht. Das<br />

Auftreten von Sprüngen im LFS macht sich auch in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

des Formfaktors P (ζ) bemerkbar. In Abbildung 5.28 sind die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

des Formfaktors für verschiedene Dichten ϱ ∗ vergleichend dargestellt. Abbildung<br />

5.28 a) zeigt das System mit Sprüngen bei λ = 0.546 <strong>und</strong> V0 ∗ = 2.5, Abbildung 5.28<br />

b) das gleiche System bei V0 ∗ = 5.0 ohne Sprünge. Im System mit Sprung (Abbildung<br />

5.28 a)) zeigen die Verteilungen einen deutlichen Anteil von Voronoi Zellen mit Formfaktoren<br />

ζ > 1.273 (Quadrat). Dieser verschwindet, wenn die Sprünge bei niedrigeren<br />

Dichten wieder ausheilen. Ist der LFS hingegen stabil (Abbildung 5.28 b)) nähert sich<br />

seine Struktur mit kleiner werdender Anzahldichte immer mehr der Quadratstruktur,<br />

die in dem hier gezeigten Fall für ϱ ∗ = 1.68 erreicht würde. Das breite Maximum in der<br />

Verteilung wandert daher mit sinkendem ϱ ∗ auf ζ = 1.273 (quadratische Voronoi Zellen)<br />

82


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b)<br />

V = 2.5<br />

P(ζ)<br />

20<br />

10<br />

* ρ * = 1.81<br />

*<br />

0<br />

20 0<br />

ρ * = 1.79<br />

ρ * = 1.77<br />

ρ * = 1.73<br />

ρ * = 1.67<br />

ρ * = 1.51<br />

P(ζ)<br />

10<br />

V = 5.0<br />

ρ * = 1.81<br />

ρ * = 1.79<br />

ρ * = 1.77<br />

ρ * = 1.73<br />

ρ * = 1.67<br />

ρ * = 1.51<br />

0<br />

1.1 1.2 1.3 1.4<br />

ζ<br />

0<br />

1.1 1.2 1.3 1.4<br />

ζ<br />

Abbildung 5.28: Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors P (ζ) für verschiedene Anzahldichten<br />

ϱ ∗ in einem System unter Einfluß eines inkommensurablen, externen Potentials mit konstanter Wellenlänge<br />

λ = 0.546. a) Ein System bei V0 ∗ = 2.5, das bei hohen Dichten Sprünge im LFS aufweist. b)<br />

Ein System bei V0 ∗ = 5.0, in dem der LFS auch bei hohen Dichten stabil ist.<br />

zu. Der kommensurable Fall wird hier im Koexistenzbereich erreicht.<br />

Es ist anzumerken, daß bei den Vergleichen der verschiedenen, inkommensurablen Simulationsläufe<br />

untereinander, aber auch mit den kommensurablen Simulationsläufen,<br />

beachtet werden muß, daß nur die Phänomene miteinander verglichen werden können.<br />

Die jeweils vorliegenden LFS haben unterschiedliche Kristallstrukturen <strong>und</strong> auch die<br />

Modulierten Flüssigkeiten haben per Definition unterschiedliche Periodizitäten. Die Unterschiede<br />

in den Strukturen des LFS werden in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen des<br />

Formfaktors direkt sichtbar. Abbildung 5.29 zeigt diese für Systeme bei V0 ∗ = 20.0 für<br />

einen kommensurablen Simulationslauf (Abbildung 5.29 a)) <strong>und</strong> für einen inkommen-<br />

a) b)<br />

P(ζ)<br />

20<br />

10<br />

ρ * = 1.79<br />

λ = 1/ 2ρ*<br />

λ = 0.546<br />

ρ * = 1.77<br />

ρ * = 1.75<br />

ρ * = 1.73<br />

ρ * = 1.71<br />

ρ * = 1.69<br />

ρ * = 1.67<br />

ρ * = 1.65<br />

ρ * = 1.63<br />

ρ * = 1.53<br />

P(ζ)<br />

20<br />

10<br />

ρ * = 1.79<br />

ρ * = 1.77<br />

ρ * = 1.75<br />

ρ * = 1.73<br />

ρ * = 1.71<br />

ρ * = 1.69<br />

ρ * = 1.67<br />

ρ * = 1.65<br />

ρ * = 1.63<br />

ρ * = 1.53<br />

0<br />

1.1 1.2 1.3 1.4<br />

ζ<br />

0<br />

1.1 1.2 1.3 1.4<br />

ζ<br />

*<br />

Abbildung 5.29: Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors P (ζ) für verschiedene Anzahldichten<br />

ϱ ∗ bei konstanter Potentialstärke V0 ∗ = 20.0. a) Dargestellt ist die Veränderung der Verteilung mit<br />

sinkender Dichte in einem kommensurabel geführten Simulationslauf. b) Zum Vergleich ist ein System<br />

unter Einfluß eines inkommensurablen, externen Potentials mit konstanter Wellenlänge λ = 0.546 gezeigt.<br />

83


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

surablen Simulationslauf bei konstanter Wellenlänge λ = 0.546 (Abbildung 5.29 b)) im<br />

direkten Vergleich. Im kommensurablen Fall wandert das breite Maximum der Verteilung<br />

mit sinkender Dichte von ζ = 1.273 weg. D.h. die Voronoi Zellen weichen immer stärker<br />

von der quadratischen Form ab. Hingegen wandert dieses Maximum im inkommensurablen<br />

Fall auf ζ = 1.273 zu, da wie bereits diskutiert die Einheitszelle der Kristallstruktur<br />

sich dem Quadrat annähert <strong>und</strong> damit auch die Voronoi Zellen. Bei Dichten unterhalb<br />

der kommensurablen Dichte behält das Maximum des LFS in der Verteilung seine Position<br />

bei. Da man sich in diesem Phasenraum-Punkt im Koexistenzbereich des LFS<br />

mit der Modulierten Flüssigkeit befindet, wächst der Anteil der ungeordneten Phase in<br />

den Verteilungen an. Zum Vergleich ist in beiden Fällen die Verteilung der Modulierten<br />

Flüssigkeit bei ϱ ∗ = 1.51 eingezeichnet. Auch für diese <strong>Simulationen</strong> wurden Analysen<br />

der Systeme mit den Ordnungsparametern S A <strong>und</strong> S B vorgenommen. Diese <strong>und</strong> die Aus-<br />

1.8<br />

LFS<br />

82.8<br />

1.75<br />

Rissbildung<br />

80.5<br />

1.7<br />

78.2<br />

ρ *<br />

1.65<br />

Koexistenzbereich:<br />

LFS & Modulierte Flüssigkeit<br />

75.9<br />

η [%]<br />

1.6<br />

73.6<br />

1.55<br />

1.5<br />

λ = 0.536<br />

λ = 0.541<br />

λ = 0.546<br />

λ = 0.549<br />

Modulierte Flüssigkeit<br />

5 10 15 20<br />

V 0<br />

*<br />

71.3<br />

69.0<br />

Abbildung 5.30: ϱ ∗ -V ∗<br />

0 Ebene der Phasendiagramme von Systemen unter Einfluß inkommensurabler,<br />

externer, modulierter Potentiale. Phasengrenzen zwischen dem LFS <strong>und</strong> dem Bereich der Rissbildung<br />

sind in schwarz, die zwischen dem Bereich der Rissbildung <strong>und</strong> dem Koexistenzbereich des LFS <strong>und</strong><br />

der Modulierten Flüssigkeit in rot <strong>und</strong> die Phasengrenzen zwischen dem Koexistenzbereich <strong>und</strong> der<br />

Modulierten Flüssigkeit in blau eingezeichnet. Gefüllte Kreise kennzeichnen die Phasengrenzen im System<br />

unter Einfluß des Potentials mit Wellenlänge λ = 0.536. Offene Quadrate stehen für die Phasengrenzen<br />

im System mit λ = 0.541, offene Dreiecke für die Phasengrenzen im System mit λ = 0.546. Sternchen<br />

kennzeichnen die Phasengrenzen im System mit Wellenlänge λ = 0.549. Die gestrichelten Linien sind<br />

nur zur besseren Orientierung eingezeichnet.<br />

84


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

wertung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors wurden in Abbildung 5.30<br />

in einem Phasendiagramm zusammengefaßt. Auf den ersten Blick setzt die Rissbildung<br />

bei großen λ tendenziell bereits bei höheren Dichten ein als bei kleineren Wellenlängen.<br />

Beim Übergang in den Koexistenzbereich <strong>und</strong> auch beim Übergang von diesem in die<br />

Modulierte Flüssigkeit liegen die Grenzen der Phasen für große Wellenlängen jedoch<br />

tendenziell bei niedrigeren Dichten als bei kleinen Wellenlängen. Betrachtet man das<br />

Phasendiagramm genauer so erkennt man, daß die Position der einzelnen Phasengrenzen<br />

von der Position des Schnittpunkts mit der Kommensurabilitätsebene abzuhängen<br />

scheint. Man betrachte z.B. V0 ∗ = 10.0 genauer. Im System mit λ = 0.536 ist der LFS für<br />

ϱ ∗ = 1.75 noch stabil, hingegen liegt ϱ ∗ = 1.73 im Bereich der Rissbildung. Für ϱ ∗ = 1.74<br />

schneidet das System die Kommensurabilitätsebene. D.h. hier liegt eine Quadratgitterstruktur<br />

vor, die stabiler gegen die horizontale Rissbildung ist als die stark gestreckten<br />

Rechteckstrukturen für λ = 0.546 <strong>und</strong> λ = 0.549. Das System geht jedoch für Dichten<br />

unterhalb ϱ ∗ = 1.74 in eine Kristallstruktur aus Rechtecken, die entlang der y-Richtung<br />

gestreckt sind, über. Dies begünstigt die Rissbildung <strong>und</strong> läßt diese in y-Richtung breiter<br />

werden. Der Übergang in den Koexistenzbereich setzt daher sehr früh ein. Auch die Position<br />

der Phasengrenze zwischen dem Koexistenzbereich <strong>und</strong> der Modulierten Flüssigkeit<br />

wird durch die Form der Einheitszelle beeinflußt. Die Systeme mit großen Wellenlängen<br />

haben erst bei ϱ ∗ = 1.68 <strong>und</strong> ϱ ∗ = 1.66 ihre Quadratform erreicht. Sie weisen daher noch<br />

bis zu niedrigeren Dichten einen koexistierenden LFS-Anteil auf.<br />

Zusammenfassend läßt sich somit sagen, daß die Phänomene des Laser Induzierten Frierens<br />

in den LFS, der Laser Induzierten Rissbildung, sowie der Laser Induzierten Koexistenz<br />

auch in inkommensurablen Systemen auftreten. Dabei scheint zur Beobachtung<br />

aller Phasen die Wahl einer festen Wellenlänge günstig zu sein, welche die Kommensurabilitätsebene<br />

im Koexistenzbereich des LFS mit der Modulierten Flüssigkeit schneidet.<br />

5.4.3. Einfluß des Verhältnisses der Teilchendurchmesser<br />

Eine weitere wichtige Frage ist, wie empfindlich die gef<strong>und</strong>enen Phänomene von dem betrachteten<br />

Verhältnis der Teilchendurchmesser σ B /σ A = 0.414 abhängen. Das Verhältnis<br />

der Durchmesser legt bei gegebener Anzahldichte ϱ ∗ die Packungsdichte η im System fest.<br />

Die beiden Größen sind in der äquimolaren Mischung wie folgt miteinader verknüpft:<br />

η = π [ (σ A /2) 2 + (σ B /2) 2] N<br />

2<br />

V<br />

= π 2<br />

[<br />

(σA /2) 2 + (σ B /2) 2] ϱ ∗<br />

Zum Vergleich von Systemen mit unterschiedlichen Verhältnissen der Teilchendurchmesser<br />

wurden <strong>Simulationen</strong> bei konstanter Dichte ϱ ∗ = 1.71 mit sukzessiv ansteigender<br />

Potentialstärke V0 ∗ durchgeführt. Wie in den vorangegangenen <strong>Simulationen</strong> ist auch hier<br />

der Durchmesser der großen Teilchen auf σ A = 1 festgesetzt. Um den Einfluß des Verhältnisses<br />

der Teilchendurchmesser zu bestimmen, wurden die folgenden Durchmesser der<br />

kleinen Teilchen betrachtet: σ B = 0.154, 0.300, 0.400, 0.420 <strong>und</strong> 0.430. Für den kleinsten<br />

betrachteten Teilchendurchmesser passen die kleinen Teilchen in die Zwischenräume<br />

85


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

σ = 0.154, η= 0.687 σ = 0.300, η= 0.732<br />

B<br />

B<br />

σ = 0.400, η= 0.779<br />

B<br />

σ = 0.414, η= 0.787 σ = 0.420, η= 0.790<br />

B<br />

B<br />

σ = 0.430, η= 0.796<br />

B<br />

Abbildung 5.31: Typische Teilchenkonfigurationen bei V ∗<br />

0 = 0.0 in Systemen mit unterschiedlichen<br />

Verhältnissen der Teilchendurchmesser <strong>und</strong> dadurch unterschiedlichen Packungsdichten η bei einer Anzahldichte<br />

von ϱ ∗ = 1.71.<br />

eines dicht gepackten Dreiecksgitters der großen Teilchen. Der maximale Teilchendurchmesser,<br />

mit dem ein kleines Teilchen noch in den Zwischenraum eines dicht gepackten<br />

Quadratgitters der großen Teilchen paßt, ist σ B = √ 2 − 1. Bei der betrachteten Anzahldichte<br />

ϱ ∗ = 1.71 passen kleine Teilchen mit einem Durchmesser von bis zu σ B = 0.529<br />

in das kommensurable Quadratgitter der großen Teilchen. Da aber bei V ∗<br />

0 = 0 Systeme<br />

mit σ B > 0.430 nicht mehr komplett schmelzen, wenn man von der geordneten Struktur<br />

startet, wurden nur Systeme mit Teilchendurchmessern bis σ B = 0.430 zum Vergleich<br />

herangezogen. In Abbildung 5.31 sind für die einzelnen Systeme bei V0 ∗ = 0 typische<br />

Teilchenkonfigurationen abgebildet. Zudem ist jeweils die in dem System vorliegende<br />

Packungsdichte η angegeben. Wie man erkennt, bewegt man sich innerhalb des Vergleichs<br />

im Bereich von Packungsdichten von 68.7 − 79.6%. Die Systeme lassen sich gut<br />

mit Hilfe einer Analyse des Formfaktors ζ vergleichen. Dazu sind in Abbildung 5.32 die<br />

Änderung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen ∆P (ζ) = P (ζ; V0 ∗)<br />

− P (ζ; V 0 ∗<br />

Bezug auf die jeweilige Verteilung bei V ∗<br />

0<br />

= 0.0) im<br />

= 0.0 für die Systeme mit unterschiedlichen<br />

86


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

∆P(ζ)<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

10<br />

5<br />

*<br />

V = 0.30<br />

σ B = 0.154<br />

*<br />

0 V 0= 0.90<br />

30<br />

1.1 1.12 1.14<br />

ζ<br />

σ B = 0.300<br />

σ B = 0.400<br />

σ B = 0.414<br />

σ B = 0.420<br />

σ B = 0.430<br />

∆P(ζ)<br />

c) d)<br />

b)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

5<br />

1.1 1.12 1.14<br />

ζ<br />

σ B = 0.154<br />

σ B = 0.300<br />

σ B = 0.400<br />

σ B = 0.414<br />

σ B<br />

= 0.420<br />

σ B = 0.430<br />

*<br />

V = 2.1 10<br />

*<br />

0 V 0= 3.0<br />

∆P(ζ)<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

σ B = 0.154<br />

σ B = 0.300<br />

σ B<br />

= 0.400<br />

σ B = 0.414<br />

σ B = 0.420<br />

σ B = 0.430<br />

∆P(ζ)<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

σ B = 0.154<br />

σ B = 0.300<br />

σ B = 0.400<br />

σ B = 0.414<br />

σ B = 0.420<br />

σ B = 0.430<br />

1.1 1.15 1.2 1.25 1.3 1.35<br />

ζ<br />

1.1 1.15 1.2 1.25 1.3 1.35<br />

ζ<br />

Abbildung 5.32: Die Änderung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen ∆P (ζ) = P (ζ; V0 ∗ ) − P (ζ; V0 ∗ =<br />

0.0) im Bezug auf die jeweilige Verteilung bei V0 ∗ = 0.0 für die Systeme mit unterschiedlichen Teilchendurchmessern<br />

σ B bei einer Anzahldichte von ϱ ∗ = 1.71. a) <strong>und</strong> b) zeigen die Systeme in einem Bereich<br />

der Potentialstärke, in dem das Referenzsystem mit σ B = 0.414 die kontrollierte Entmischung zeigt.<br />

In c) <strong>und</strong> d) befindet sich das Referenzsystem bereits im Bereich der Phasenkoexistenz des S 1(AB)<br />

Quadratgitters mit der Modulierten Flüssigkeit.<br />

Teilchendurchmessern σ B dargestellt. Bei kleinen Potentialstärken, wie z.B. V0 ∗ = 0.3,<br />

erwartet man, eine kontrollierte Entmischung in ein Dreiecksgitter der großen Teilchen<br />

<strong>und</strong> eine Modulierte Flüssigkeit zu finden. Abbildung 5.32 a) zeigt, daß in Systemen mit<br />

einer geringeren Packungsdichte als der des Systems mit σ B = 0.414 der Anteil der Voronoi<br />

Zellen mit regelmäßiger Sechseckstruktur nicht zunimmt. Nur die beiden Systeme<br />

mit größeren Teilchendurchmessern, <strong>und</strong> damit größerer Packungsdichte zeigen bereits<br />

bei dieser Potentialstärke eine kontrollierte Entmischung. Für V0 ∗ = 0.9 befindet man<br />

sich noch immer im Bereich der kontrollierten Entmischung. Jetzt reicht die Stärke des<br />

äußeren Feldes aus, um auch in einem System mit einem kleineren Teilchendurchmesser<br />

(σ B = 0.400) als im Referenzsystem eine kontrollierte Entmischung zu induzieren (siehe<br />

Abbildung 5.32 b)). Die Systeme mit σ B = 0.300 <strong>und</strong> σ B = 0.154 bleiben bezüglich der<br />

Struktur ihrer Voronoi Zellen vom äußeren Feld unbeeinflußt. In Abbildung 5.32 c) ist<br />

die Situation für V0 ∗ = 2.1 dargestellt. Bei dieser Potentialstärke befindet sich das Referenzsystem<br />

mit σ B = 0.414 bereits im Koexistenzbereich des S 1 (AB) Quadratgitters mit<br />

der Modulierten Flüssigkeit. Der Anteil der hexagonalen Voronoi Zellen ist komplett aus<br />

87


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

dem System verschw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> das typische breite Maximum nahe der quadratischen<br />

Voronoi Zellen bei ζ = 1.273 ist vorhanden. Hier zeigt sich nun der Unterschied im Verhalten<br />

der Systeme mit kleineren Teilchendurchmessern zu dem der Systeme mit größeren<br />

Teilchendurchmessern als σ B = 0.414. Während das System mit σ B = 0.400 sich analog<br />

dem Referenzsystem verhält <strong>und</strong> den Übergang in den Koexistenzbereich vollzogen hat,<br />

zeigen die Systeme mit σ B = 0.420 <strong>und</strong> σ B = 0.430 noch einen starken Anteil an hexagonalen<br />

Voronoi Zellen. In diesen Systemen mit einer höheren Packungsdichte lösen sich die<br />

bei der kontrollierten Entmischung entstandenen Dreiecksgitterstrukturen nur schlecht<br />

wieder auf. Bei V0 ∗ = 3.0 (siehe Abbildung 5.32 d)) befinden sich auch diese beiden Systeme<br />

im Koexistenzbereich des S 1 (AB) Quadratgitters mit der Modulierten Flüssigkeit.<br />

Die beiden Systeme zeigen jedoch mehr Defektstrukturen im koexistierenden Quadratgitter.<br />

Auch bei den höheren Potentialstärken zeigen die Systeme mit σ B = 0.300 <strong>und</strong><br />

σ B = 0.154 keine signifikante Änderung in der Wahrscheinlichkeitsverteilung des Formfaktors<br />

ihrer Voronoi Zellen.<br />

Vergleicht man die Packungsdichte im System mit σ B = 0.300 mit der an der Phasengrenze<br />

zwischen dem Koexistenzbereich <strong>und</strong> der Modulierter Flüssigkeit im Phasendiagramm<br />

des Systems mit σ B = 0.414 (Abbildung 5.23) vorherrschenden Packungsdichte, so ist es<br />

nicht verw<strong>und</strong>erlich, daß man bei σ B = 0.300, d.h. η = 73.2% noch keine Veränderung<br />

der Verteilungen bei V0 ∗ = 3.0 feststellt. Bei dieser Potentialstärke liegt der Übergang in<br />

den Koexistenzbereich im Systems mit σ B = 0.414 bei ca. ϱ ∗ = 1.66, d.h. einer Packungsdichte<br />

von η = 76.4%. Nur diejenigen der betrachteten Systeme mit σ B ≥ 0.400 liegen<br />

mit ihrer Packungsdichte oberhalb dieser Grenze. Die untere Grenze des Koexistenzbereichs<br />

bei höheren Potentialstärken verläuft im Bereich von ca. ϱ ∗ = 1.59. Dies entspricht<br />

einer Packungsdichte von ca. 73.1%. Das System mit σ B = 0.300 liegt somit genau in<br />

diesem Übergangsbereich. Es wurde bis zu einer Potentialstärke von V0 ∗ = 8.4 simuliert.<br />

Zwar wird ein Anstieg der lokalen, quadratischen Ordnung im System beobachtet, das<br />

System ist jedoch nicht dicht genug, um eine Koexistenz des S 1 (AB) Quadratgitters<br />

mit der Modulierten Flüssigkeit zu zeigen. Der Vergleich mit dem Phasendiagramm des<br />

Systems mit σ B = 0.414 bei niedrigen Potentialstärken (siehe Abbildung 5.12) zeigt<br />

auch, daß das System mit σ B = 0.300 <strong>und</strong> damit einer Packungsdichte von η = 73.2%<br />

bei der betrachteten Anzahldichte unterhalb des Bereichs (η > 75%) liegt, für den die<br />

kontrollierte Entmischung beobachtet wird.<br />

Zusammenfassend kann man somit feststellen, daß sich in Abhängigkeit vom betrachteten<br />

Verhältnis der Teilchendurchmesser die Potentialstärken, bei denen die Laser Induzierte<br />

Entmischung <strong>und</strong> das Laser Induzierte Frieren auftreten, variiert. Wie sich gezeigt<br />

hat, ist das Packungsverhältnis der Mischung ausschlaggebend dafür, ob die Phänomene<br />

prinzipiell in dem System gef<strong>und</strong>en werden können.<br />

5.4.4. Einfluß der Konzentration der Mischung<br />

Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie stark das Auftreten der laser-induzierten<br />

Phänomene davon abhängt, daß eine 50% Mischung untersucht wird, werden in diesem<br />

Abschnitt Simulationsläufe bei konstanter Anzahldichte <strong>und</strong> steigender Potentialstärke<br />

88


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

30<br />

20<br />

x = 46.9%<br />

A<br />

*<br />

V 0 = 0.3<br />

*<br />

V 0 = 0.9<br />

*<br />

V 0 = 1.2<br />

∆P(ζ)<br />

10<br />

*<br />

V 0 = 2.1<br />

*<br />

V 0 = 4.8<br />

0<br />

-10<br />

b)<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

∆P(ζ)<br />

c)<br />

∆P(ζ)<br />

40<br />

30<br />

20<br />

1.1 1.15 1.2 1.25 1.3 1.35<br />

ζ<br />

x = 50.0%<br />

A<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.3<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.9<br />

V 0<br />

*<br />

= 1.2<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

V 0<br />

*<br />

= 4.8<br />

1.1 1.15 1.2 1.25 1.3 1.35<br />

ζ<br />

x = 53.1%<br />

A<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.3<br />

V 0<br />

*<br />

= 0.9<br />

V 0<br />

*<br />

= 1.2<br />

V 0<br />

*<br />

= 2.1<br />

10<br />

0<br />

1.1 1.15 1.2 1.25 1.3<br />

ζ<br />

Abbildung 5.33: Die Änderung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen ∆P (ζ) = P (ζ; V0 ∗ ) − P (ζ; V0 ∗ =<br />

0.0) im Bezug auf die jeweilige Verteilung bei V0 ∗ = 0.0 für Systeme mit unterschiedlicher Konzentration<br />

der großen Teilchen x A = N A/N in der Mischung. a) Für x A = 46.9% <strong>und</strong> damit einer Packungsdichte<br />

von η = 75.2% zeigt das System keine Laser Induzierte Entmischung <strong>und</strong> geht direkt in den Koexistenzbereich<br />

des S 1(AB) Quadratgitters mit der Modulierten Flüssigkeit über. b) Das Referenzsystem mit<br />

x A = 50.0% <strong>und</strong> η = 78.7%. c) Eine Mischung mit x A = 53.1% bei der gleichen Packungsdichte wie im<br />

Referenzsystem.<br />

89


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

für unterschiedliche Konzentrationen der großen Teilchen x A = N A /N in der Mischung<br />

miteinander verglichen. Das Referenzsystem ist die 50% Mischung mit σ B /σ A = 0.414<br />

bei ϱ ∗ = 1.71. Dies entspricht einer Packungsdichte von η = 78.7%. Wie man den<br />

Phasendiagrammen in Abbildung 5.12 <strong>und</strong> 5.23 des Systems mit ausschließlicher Wechselwirkung<br />

der kleinen Teilchen an das externe Potential entnehmen kann, wird bei<br />

dieser Packungsdichte mit ansteigender Potentialstärke zunächst die kontrollierte Entmischung<br />

<strong>und</strong> danach die Koexistenz des S 1 (AB) Quadratgitters mit der Modulierten<br />

Flüssigkeit beobachtet. Eine Änderung der Konzentration der großen Teilchen in der<br />

Mischung um nur 3% führt zu einer starken Veränderung im Phasenverhalten des Sytems.<br />

Senkt man den Anteil der großen Teilchen auf x A = 46.9%, so verringert sich bei<br />

konstanter Anzahldichte die Packungsdichte von η = 78.7% (x A = 50%) auf η = 75.2%.<br />

Das System befindet sich damit in einem Bereich des Phasendiagramms der 50% Mischung,<br />

in dem keine kontrollierte Entmischung auftritt (vergleiche Abbildung 5.12). Die<br />

Simulation der 46.9% Mischung ergibt ein konsistentes Bild. Es wird keine Entmischung<br />

in ihr gef<strong>und</strong>en. Abbildung 5.33 zeigt die Änderung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

des Formfaktors ∆P (ζ) = P (ζ; V0 ∗)<br />

− P (ζ; V 0 ∗ = 0.0) im Bezug auf die jeweilige Verteilung<br />

bei V0 ∗ = 0.0 für die verschiedenen, betrachteten Mischungen. In Abbildung 5.33<br />

a) ist die 46.9% Mischung dargestellt. Im Gegensatz zu der in Abbildung 5.33 b) zum<br />

Vergleich gezeigten 50% Mischung, zeigt sich kein Zuwachs in den hexagonalen Voronoizellen<br />

für kleine Potentialstärken. Das System geht direkt aus der Modulierten Flüssigkeit<br />

in den Koexistenzbereich mit dem S 1 (AB) Quadratgitter über. Die Unterschiede<br />

im Verhalten der beiden betrachteten Mischungen werden auch gut in den Korrelationsfunktionen<br />

der Anzahldichte g nn (⃗r) sichtbar. Diese sind in Abbildung 5.34 für die beiden<br />

Mischungen abgebildet. Bei einer Potentialstärke von V0 ∗ = 0.6 zeigt nur die äquimolare<br />

Mischung die durch den koexistierenden Dreiecksgitter-Kristallit hervorgerufenen,<br />

diskreten Maxima mit einer sechsfachen Symmetrie. Die Korrelationsfunktion der Mischung<br />

mit x A = 46.9% zeigt noch die strukturlosen konzentrischen Ringe der flüssigen<br />

Phase. Bei V0 ∗ = 2.1 wird in ihr das externe Potential in Form eines Streifenmusters<br />

sichtbar. Die 50% Mischung ist hier bereits in den Koexistenzbereich des S 1 (AB) Kristalls<br />

mit der Modulierten Flüssigkeit übergegangen <strong>und</strong> weist ein diskretes Signal mit<br />

vierfacher Symmetrie auf. Dieses ist auch für die Mischung mit x A = 46.9% bei höheren<br />

Potentialstärken wie z.B. V0 ∗ = 4.8 in der Korrelationsfunktion der Anzahldichte zu<br />

erkennen.<br />

Erhöht man den Anteil der großen Teilchen in der Mischung hingegen um 3.1% von<br />

x A = 50.0% auf x A = 53.1% bei konstanter Anzahldichte ϱ ∗ = 1.71, so steigt die<br />

Packungsdichte auf η = 82.1% Man befindet sich im Phasendiagramm des Referenzsystems<br />

nun bereits im Bereich des LFS, so daß ein direkter Vergleich der Systeme bezüglich<br />

des Phasenverhaltens bei ansteigender Potentialstärke nicht sinnvoll erscheint. Stattdessen<br />

wird ein System bei konstanter Anzahldichte ϱ ∗ = 1.64 simuliert. Dieses weist eine<br />

Packungsdichte von η = 78.7% auf <strong>und</strong> kann daher direkt mit dem Referenzsystem<br />

verglichen werden. Abbildung 5.33 c) zeigt die Änderung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

des Formfaktors ∆P (ζ) = P (ζ; V0 ∗)<br />

− P (ζ; V 0 ∗ = 0.0) im Bezug auf die Verteilung<br />

bei V0 ∗ = 0.0 für die 53.1% Mischung bei ϱ∗ = 1.64. In dieser Mischung ist der Zuwachs<br />

90


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

V 0 * = 0.6<br />

V 0 * = 2.1 V 0 * = 4.8<br />

x = 46.9%<br />

A<br />

x = 50.0%<br />

A<br />

Abbildung 5.34: Die Korrelationsfunktionen der Anzahldichte g nn(⃗r) für eine Mischung mit einer Konzentration<br />

von x A = 46.9% der großen Komponente im Vergleich zu den in einer äquimolaren Mischung<br />

aufgenommenen Korrelationsfunktionen. Diese Referenzmischung zeigt für V 0 = 0.6 die Signatur des<br />

monodispersen Dreiecksgitter-Kristallits <strong>und</strong> für die gezeigten höheren Potentialstärken die Signatur des<br />

S 1(AB) Quadratgitters. Die Mischung mit x A = 46.9% zeigt erst bei hohen Potentialstärken wie z.B.<br />

bei V0 ∗ = 4.8 die diskreten Maxima eines S 1(AB) Kristallits.<br />

an Voronoizellen mit hexagonaler Struktur bei niedrigen Potentialstärken ausgeprägter<br />

als in der Referenzmischung mit x a = 50.0%. Auch löst sich der gebildete Dreiecksgitter-<br />

Kristallit langsamer auf als in der Refenzmischung. Bei V 0 = 2.1 (blau dargestellt) zeigt<br />

sich in dieser Mischung noch ein Maximum im Bereich der hexagonalen Strukturen bei<br />

ζ = 1.1026 welches in der 50% Mischung bereits verschw<strong>und</strong>en ist. Trotzdem erkennt<br />

man am breiten Maximum nahe ζ = 1.273, daß das S 1 (AB) Gitter sich bereits bildet.<br />

Zum weiteren Vergleich ist auch für diese Mischung die Korrelationsfunktion der Anzahldichte<br />

g nn (⃗r) in Abbildung 5.35 für verschiedene Potentialstärken im Vergleich zu der<br />

50% Mischung dargestellt. Aufgr<strong>und</strong> der gleichen Packungsdichte in den betrachteten<br />

Mischungen zeigt g nn (⃗r) bei V0 ∗ = 0.0 für beide Mischungen die konzentrischen Kreise<br />

der flüssigen Phase. Im Bereich der kontrollierten Entmischung bei V0 ∗ = 0.6 weisen beide<br />

Systeme in der Korrelationsfunktion der Anzahldichte das diskrete, sechsfache Signal des<br />

koexistierenden Dreiecksgitter-Kristallits auf. Dieses geht für höhere Potentialstärken in<br />

beiden Mischungen in das vierfache Signal des koexistierenden S 1 (AB) Kristalliten über.<br />

Hierbei ist die S 1 (AB) Struktur jedoch bei V ∗<br />

0 = 2.1 für die Mischung mit x A = 53.1%<br />

noch etwas weniger deutlich ausgeprägt als für die 50% Mischung.<br />

Die neu gef<strong>und</strong>enen, laser-induzierten Phänomene erweisen sich nach diesen Studien als<br />

91


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

V 0 * = 0.0<br />

V 0 * = 0.6 V 0 * = 2.1<br />

x = 53.1%<br />

A<br />

x = 50.0%<br />

A<br />

Abbildung 5.35: Die Korrelationsfunktionen der Anzahldichte g nn(⃗r) für eine Mischung mit einer Konzentration<br />

von x A = 53.1% der großen Komponente im Vergleich zu den in einer äquimolaren Mischung<br />

aufgenommenen Korrelationsfunktionen. Die Packungsdichten der beiden Mischungen sind gleich, so<br />

daß g nn(⃗r) bei V0 ∗ = 0.0 für beide Mischungen die konzentrischen Kreise der flüssigen Phase zeigt. Beide<br />

Systeme zeigen für V0 ∗ = 0.6 das diskrete sechsfache Signal des koexistierenden Dreiecksgitters. Bei<br />

V0 ∗ = 2.1 ist dieses in das diskrete vierfache Signal des S 1(AB) Kristallits übergegangen.<br />

robust gegen kleine Änderungen in den, die Mischung definierenden Parametern σ B /σ A<br />

<strong>und</strong> x A , sofern die Systeme durch diese Abweichungen nicht den interesanten Bereich der<br />

Packungsdichte η verlassen. In experimentellen Systemen tritt bei der Präparation von<br />

Mischungen immer eine gewisse Streuung in diesen Systemparametern auf. Das Wissen<br />

um die Robustheit der neuen, laser-induzierten Phänomene gegenüber kleineren Abweichungen<br />

in diesen Systemparametern bestärkt daher die Vorhersage der Beobachtbarkeit<br />

dieser neuen Phänomene auch in experimentellen Systemen.<br />

5.4.5. Ankopplung beider Komponenten an das äußere Feld<br />

Wie gestaltet sich das Laser Induzierte Frieren für eine 50% Mischung mit σ B /σ A =<br />

0.414, wenn beide Teilchensorten mit dem kommensurablen, äußeren Feld wechselwirken?<br />

Die Unterschiede im Bereich der kontrollierten Entmischung wurden bereits im Abschnitt<br />

5.3 ausführlich diskutiert. An den Bereich der kontrollierten Entmischung schließt<br />

sich auch in diesem System bei höheren Potentialstärken ein Übergangsbereich an, in<br />

dem rhombische Domänen mit Quadratgitterdomänen konkurrieren. Da die rhombischen<br />

Domänen direkt vom externen Potential stabilisiert werden, lösen sie sich nur schwer wie-<br />

92


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

der auf. Als Beispiel wird ein Simulationslauf bei ϱ ∗ = 1.68 mit sukzessiv ansteigender<br />

Potentialstärke V0 ∗ betrachtet. In Abbildung 5.36 sind für den direkten Vergleich typische<br />

Teilchenkonfigurationen abgebildet. Abbildung 5.36 a) zeigt die Veränderungen mit<br />

zunehmender Potentialstärke im System mit einer Ankopplung beider Teilchensorten an<br />

das Substratpotential. In Abbildung 5.36 b) sind die korrespondierenden Teilchenkonfigurationen<br />

im System mit ausschließlicher Wechselwirkung der kleinen Teilchen mit<br />

dem äußeren Feld zu sehen. Die kontrollierte Entmischung setzt in Abbildung 5.36 a)<br />

bereits bei niedrigeren Werten von V0 ∗ ein. Auch der Übergangsbereich ist zu niedrigeren<br />

Potentialstärken hin verschoben. Während in Abbildung 5.36 a) für V0 ∗ = 1.2 die<br />

Quadratgitterdomänen die Teilchenkonfiguration bereits dominieren, setzt in Abbildung<br />

5.36 b), im System mit ausschließlicher Wechselwirkung der kleinen Teilchen mit dem<br />

äußeren Feld, gerade erst die Bildung von Quadratgitterdomänen ein. Der wichtigste<br />

Unterschied zwischen den beiden Systemen mit unterschiedlicher Ankopplung der Teilchensorten<br />

an das externe Potential, besteht jedoch darin, daß in dem System mit Wechselwirkung<br />

beider Teilchensorten mit dem modulierten Feld keine Phasenkoexistenz des<br />

S 1 (AB) Quadratgitters mit der Modulierten Flüssigkeit auftritt (siehe Abbildung 5.36<br />

a) V0 ∗ = 2.1 <strong>und</strong> V<br />

∗<br />

0 = 4.8). Dieses System geht mit ansteigender Potentialstärke direkt<br />

in einen defektbehafteten S 1 (AB) Kristall über. Die Defekte im System verschwinden<br />

a) * * *<br />

V<br />

0= 0.3<br />

V<br />

0= 1.2<br />

V<br />

*<br />

0= 2.1<br />

V<br />

0= 4.8<br />

b)<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

V = 0.3<br />

V = 1.2<br />

V = 2.1<br />

V = 4.8<br />

0 0 0 0<br />

Abbildung 5.36: Typische Teilchenkonfigurationen einer 50% Mischung mit σ B/σA = 0.414 bei<br />

ϱ ∗ = 1.68 unter Einfluß eines modulierten, externen Potentials. a) Die Entwicklung bei einer Wechselwirkung<br />

beider Teilchensorten mit dem äußeren Feld. b) Im Vergleich dazu die Entwicklung bei einer<br />

ausschließlichen Ankopplung der kleinen Teilchen an das äußere Feld.<br />

93


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

P(ζ)<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

AB<br />

BB<br />

*<br />

V = 0.30<br />

0<br />

b)<br />

P(ζ)<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

AB<br />

BB<br />

*<br />

V = 0.90<br />

0<br />

5<br />

5<br />

c)<br />

P(ζ)<br />

0<br />

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5<br />

ζ<br />

15<br />

10<br />

AB<br />

BB<br />

V = 2.1<br />

d)<br />

P(ζ)<br />

0<br />

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5<br />

ζ<br />

15<br />

10<br />

* *<br />

0<br />

0<br />

AB<br />

BB<br />

V = 5.5<br />

5<br />

5<br />

0<br />

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5<br />

ζ<br />

0<br />

1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5<br />

ζ<br />

Abbildung 5.37: Vergleichende Darstellung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors im<br />

System mit einer Wechselwirkung beider Teilchensorten mit dem modulierten, externen Potential (in<br />

schwarz) <strong>und</strong> im System bei einer ausschließlichen Ankopplung der kleinen Teilchen an das äußere Feld<br />

(in rot).<br />

zum Teil bei höheren Potentialstärken, heilen aber nicht komplett aus. Es bleibt ein<br />

Streifen mit Defekten <strong>und</strong> Domänengrenzen im System zurück. Dieser kann jedoch nicht<br />

mit dem im System mit ausschließlicher Ankopplung der kleinen Teilchen an das externe<br />

Feld auftretenden Streifen der ungeordneten Modulierten Flüssigkeit gleichgesetzt werden.<br />

Diese augenfälligen Unterschiede in den Teilchenkonfigurationen zeigen sich auch<br />

deutlich im Vergleich der Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Formfaktors in den beiden<br />

Systemen. Abbildung 5.37 zeigt für vier verschiedene Potentialstärken die Verteilungen<br />

P (ζ) jeweils für die beiden betrachteten Ankopplungsszenarien der Teilchensorten an<br />

das äußere Feld. Abbildung 5.37 a) <strong>und</strong> b) verdeutlichen noch einmal die Dominanz der<br />

kontrollierten Entmischung im System mit einer Wechselwirkung beider Teilchensorten<br />

mit dem Substratpotential bei niedrigeren Potentialstärken <strong>und</strong> das frühe Auftreten von<br />

Quadratgitterdomänen (sichtbar im Anstieg des Maximums in 5.37 b) in ζ = 1.273).<br />

Generell ist der Anteil der Voronoi Zellen mit Formen nahe dem Quadrat in diesem<br />

System größer, da hier beide Teilchensorten versuchen sich entlang der Potentialminima<br />

optimal zu positionieren. Das breite Maximum in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

94


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

ρ * = 1.73 ρ * = 1.63 ρ * = 1.61<br />

ρ * = 1.41 ρ * = 1.33 ρ<br />

*<br />

= 1.15<br />

Abbildung 5.38: Typische Teilchenkonfigurationen bei einer Potentialstärke von V ∗<br />

0 = 20.0 in einem<br />

System mit Ankopplung beider Teilchensorten an das äußere Feld. Mit sinkender Anzahldichte ϱ ∗ tritt<br />

eine breite Region mit Rissbildung im System auf. Der darauffolgende, defektbehaftete kristalline Bereich<br />

ist durch eine breite Übergangszone von der Modulierten Flüssigkeit getrennt.<br />

des Formfaktors in Abbildung 5.37 c) <strong>und</strong> d) ist daher im Vergleich zum System mit<br />

ausschließlicher Wechselwirkung der kleinen Teilchen mit dem äußeren Feld zu ζ = 1.273<br />

hin verschoben. Daß der defektbehaftete Streifen bei V0 ∗ = 4.8 (siehe Abbildung 5.36 a))<br />

sich in seiner Charakteristik stark von der Modulierten Flüssigkeit (siehe Abbildung 5.36<br />

a)) unterscheidet wird in Abbildung 5.37 d) sichtbar. Die Modulierte Flüssigkeit zeigt<br />

sich in Form einer langgezogenen Flanke in P (ζ), die auch deutliche Anteile hexagonaler<br />

Voronoi Zellen umfaßt. Dieser Anteil ist im defektbehafteten S 1 (AB) Kristall stark<br />

unterdrückt <strong>und</strong> das breite Maximum zeigt statt dessen eine Schulter im Bereich von<br />

ζ = 1.156.<br />

Zur Bestimmung des Phasendiagramms dieses Systems werden Simulationsläufe mit konstanter<br />

Potentialstärke V0 ∗ <strong>und</strong> sukzessiv sinkender Anzahldichte ausgewertet. Abbildung<br />

95


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b)<br />

15<br />

P(S B<br />

)<br />

12<br />

9<br />

6<br />

3<br />

0<br />

ρ * = 1.77<br />

ρ * = 1.75<br />

ρ * = 1.73<br />

ρ * = 1.15<br />

-0.4 -0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

S B<br />

<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

V 0<br />

* = 2.0<br />

V 0<br />

* = 5.0<br />

V 0<br />

* = 10.0<br />

V 0<br />

* = 20.0<br />

*<br />

V 0 = 50.0<br />

1<br />

1.6 1.7 1.8<br />

0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8<br />

ρ<br />

Abbildung 5.39: a) Die Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Ordnungsparameters S B zeigen deutlich<br />

das Einsetzen der Rissbildung an. Hier ist als Beispiel ein System bei V0 ∗ = 20.0 abgebildet. b) Der Mittelwert<br />

des Ordnungsparameters S A weicht innerhalb des Bereichs der Rissbildung nur schwach von 1 ab<br />

(siehe die eingeblendete, vergrößerte Darstellung). Erst bei Eintritt in den Bereich des defektbehafteten<br />

S 1(AB) Kristalls, tritt eine deutliche Änderung in der ϱ ∗ -Abhängigkeit des Mittelwertes < S A > auf.<br />

Diese kann zur Ermittlung der Phasengrenze des Rissbildungs-Regimes verwendet werden.<br />

5.38 zeigt ein paar typische Teilchenkonfigurationen aus solch einem Simulationslauf<br />

bei V0 ∗ = 20.0 <strong>und</strong> verschiedenen, interessanten Anzahldichten ϱ∗ . Die Abgrenzung des<br />

Regimes der Rissbildung vom LF S erfolgt wieder durch die Auswertung der Wahrscheinlichkeitsveteilungen<br />

P (S B ). Diese sind für das betrachtete Beispiel in Abbildung<br />

5.39 a) gezeigt. Für die Abgrenzung dieses Bereichs gegen den defektbehafteten S 1 (AB)<br />

Kristall, kann wiederum der Ordnungsparameter S A herangezogen werden. Da jedoch<br />

in diesem System auch die großen Teilchen mit dem externen Feld wechselwirken <strong>und</strong><br />

sich daher entlang der Minima ausrichten, ist die Abweichung von seinem Maximalwert<br />

S A = 1 beim Eintritt in den defektbehafteten S 1 (AB) Kristall nicht ganz so deutlich wie<br />

beim Eintritt in den Koexistenzbereich im System mit ausschließlicher Wechselwirkung<br />

der kleinen Teilchen mit dem externen Potential. Die ϱ ∗ -Abhängigkeit des Mittelwertes<br />

< S A > ändert sich jedoch beim Eintritt in den defektbehafteten S 1 (AB) Kristall,<br />

so daß aus der Analyse von < S A > die Grenzlinie gewonnen werden kann (vergleiche<br />

Abbildung 5.39 b)). Die Abgrenzung des defektbehafteten S 1 (AB) Kristalls von<br />

der Modulierten Flüssigkeit gestaltet sich schwierig. Der Kristall zerfällt in immer mehr<br />

konkurrierende Domänen (vergleiche Abbildung 5.38 die Konfigurationen bei ϱ ∗ = 1.41<br />

<strong>und</strong> ϱ ∗ = 1.33). Die Grenze, welche im Phasendiagramm angegeben wird, bezieht sich<br />

auf den Bereich, in dem die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Rotationsordnung ihren<br />

Charakter signifikant ändern. Die Wahrscheinlichkeitsverteilungen P (Ψ 4 ) <strong>und</strong> P (Ψ 8 )<br />

wurden im Rahmen einer Blockanalyse in Subsystemen der Größe L B = L/9 berechnet.<br />

Abbildung 5.40 a) zeigt die Verteilungen von Ψ 8 für ein System mit V0 ∗ = 50.0. Der Rotationsordnungsparameter<br />

Ψ 8 testet das System auf eine 8-fache Rotationssymmetrie,<br />

d.h. auf eine gleichmäßige Verteilung von 8 Teilchen um ein zentrales Teilchen, wie dies<br />

im S 1 (AB) Quadratgitter der Fall ist. Im Bereich des defektbehafteten S 1 (AB) Kristalls<br />

sind die Verteilungen P (Ψ 8 ) asymmetrisch <strong>und</strong> weisen eine langgezogene Schulter auf.<br />

96


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) b)<br />

V 0= 50.0<br />

P(Ψ 8<br />

)<br />

6<br />

4<br />

2<br />

ρ = 1.49<br />

ρ = 1.47<br />

ρ = 1.45<br />

ρ = 1.43<br />

ρ = 1.41<br />

ρ = 1.39<br />

ρ = 1.11<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ 8<br />

<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

V 0<br />

= 2.0<br />

V 0<br />

= 5.0<br />

V 0<br />

= 10.0<br />

V 0<br />

= 20.0<br />

V 0<br />

= 50.0<br />

0.8 1 1.2 1.4 1.6 1.8<br />

ρ<br />

Abbildung 5.40: Mit sinkender Anzahldichte verliert der Kristall seine Rotationsordnung. In a) ist die<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilung von Ψ 8 gezeigt, welche auf eine gleichmäßige Verteilung von 8 Teilchen<br />

um ein zentrales Teilchen, wie dies im S 1(AB) Quadratgitter der Fall ist, anspricht. Die Verteilungen<br />

zeigen im Bereich des defektbehafteten S 1(AB) Kristalls eine langgezogenen Schulter. Der Wechsel von<br />

diesen asymmetrischen Verteilungen der geordneten Struktur (ϱ ∗ ≥ 1.63) zu den breiten Verteilungen<br />

konkurrierender Domänen wird als Grenze zwischen dem defektbehafteten S 1(AB) Kristall <strong>und</strong> der Modulierten<br />

Flüssigkeit im Phasendiagramm eingetragen. b) Auch der Mittelwert des Ordnungsparameters<br />

S B zeigt ab diesem Bereich der Anzahldichte einen monotonen Anstieg, der durch die Kettenbildung<br />

der kleinen Teilchen in der Modulierten Flüssigkeit bedingt ist. Der Bereich der Modulierten Flüssigkeit<br />

ist durch die gefüllten Symbole gekennzeichnet. (Der diskontinuierliche Sprung bei hohen Anzahldichten<br />

zeigt das Einsetzen der Rissbildung an.)<br />

Das Maximum dieser Verteilungen ist jedoch eindeutig zu identifizieren <strong>und</strong> liegt bei<br />

hohen Werten des Ordnungsparameters. Der Wechsel von diesen asymmetrischen Verteilungen<br />

der geordneten Struktur (ϱ ∗ ≥ 1.63) zu den breiten Verteilungen konkurrierender<br />

Domänen wird als Grenze zwischen dem defektbehafteten S 1 (AB) Kristall <strong>und</strong> der<br />

Modulierten Flüssigkeit im Phasendiagramm eingetragen. Die Analyse des Rotationsordnungsparameters<br />

Ψ 4 , welcher auf eine 4-fache Rotationssymmetrie des Sub-Gitters<br />

der großen Teilchen testet, gibt konsistente Ergebnisse. Betrachtet man zudem das Verhalten<br />

des Mittelwerts des Ordnungsparameters S B genauer (siehe Abbildung 5.40 b)),<br />

so erkennt man auch in diesem Fall eine gr<strong>und</strong>legende Änderung des Verhaltens im Bereich<br />

der aus den Verteilungen der Rotationsordnungsparameter bestimmten Grenzlinie.<br />

< S B > springt zunächst diskontinuierlich im Bereich hoher Dichten beim Eintritt in das<br />

Regime der Rissbildung von Null auf Werte ungleich Null. In diesem Regime <strong>und</strong> dem<br />

defektbehafteten S 1 (AB) Kristall sinken die Werte von < S B > . Erst ab der Grenzlinie<br />

zur Modulierten Flüssigkeit ist im System so viel Platz, daß kleine Teilchen, welche<br />

nah beieinander sind, immer optimaler in Ketten angeordnet sind. < S B > strebt daher<br />

in diesem Bereich monoton gegen hohe Werte. Dieser Bereich ist in Abbildung 5.40 b)<br />

durch die gefüllten Symbole gekennzeichnet. Aus diesen Analysen erhält man das in Abbildung<br />

5.41 wiedergegebene Phasendiagramm einer binären, äquimolaren Mischung mit<br />

σ B /σ A = 0.414 unter dem Einfluß eines kommensurabel modulierten, äußeren Feldes,<br />

an welches beide Teilchensorten ankoppeln.<br />

97


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

1.8<br />

Locked Floating Solid: S (AB)<br />

1<br />

82.8<br />

ρ *<br />

1.7<br />

1.6<br />

1.5<br />

Rissbildung<br />

S (AB) mit Defekten<br />

1<br />

78.2<br />

73.6<br />

69.0<br />

η [%]<br />

1.4<br />

1.3<br />

Modulierte Flüssigkeit<br />

10 20 30 40 50<br />

V 0<br />

*<br />

64.4<br />

59.8<br />

Abbildung 5.41: Die ϱ ∗ -V ∗<br />

0 Ebene des Phasendiagramms für eine binäre, äquimolare Mischung mit<br />

σ B/σ A = 0.414 unter Einfluß eines kommensurabel modulierten, äußeren Feldes, an welches beide Teilchensorten<br />

ankoppeln.<br />

5.4.6. Einfluß der Stärke der Ankopplung<br />

Wie der vorangegangene Abschnitt gezeigt hat, wird es schwieriger einen perfekten<br />

S 1 (AB) Kristall durch Einwirkung eines äußeren Feldes auf eine Mischung zu erzeugen,<br />

wenn beide Teilchensorten an das modulierte Feld ankoppeln, als wenn nur die<br />

kleinere Komponente der Mischung mit dem externen Potential wechselwirkt. Es stellt<br />

sich daher die Frage, bis zu welchem Maß der Ankopplung der großen Teilchen an das<br />

modulierende Feld, eine Koexistenz des nahezu defektfreien S 1 (AB) Quadratgitters mit<br />

der Modulierten Flüssigkeit auftritt. Um auf diese Frage eine Antwort geben zu können<br />

werden nun Systeme mit unterschiedlich starker Ankopplung der großen Teilchen an<br />

das externe, modulierte Feld verglichen. Es wurden Simluationsläufe bei konstanter Anzahldichte<br />

ϱ ∗ = 1.68 <strong>und</strong> sukzessiv ansteigender Potentialstärke durchgeführt. In diesen<br />

an das Feld. Für<br />

die großen Teilchen wurden zusätzlich zu den bereits bekannten Fällen VA,0 ∗ = 0.0 · V 0,B<br />

∗<br />

<strong>und</strong> VA,0 ∗ = 1.0 · V 0,B ∗ , die Fälle V A,0 ∗ = 0.1 · V 0,B ∗ , V A,0 ∗ = 0.25 · V 0,B ∗ , V A,0 ∗ = 0.5 · V 0,B<br />

∗<br />

<strong>Simulationen</strong> koppeln die kleinen Teilchen mit der Stärke V ∗ B,0 = V ∗<br />

0<br />

<strong>und</strong> V ∗ A,0<br />

= 0.75 · V ∗<br />

0,B<br />

simuliert. Abbildung 5.42 zeigt zunächst einen Vergleich der<br />

98


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

V = 0.00V<br />

b)<br />

V = 0.10V<br />

* *<br />

*<br />

*<br />

*<br />

A,0 B,0<br />

A,0 B,0<br />

A,0<br />

c)<br />

V = 0.25V<br />

*<br />

B,0<br />

d)<br />

*<br />

*<br />

* *<br />

V e)<br />

A,0= 0.50VB,0<br />

V<br />

A,0= 0.75VB,0<br />

f) V<br />

A,0= 1.00V<br />

* *<br />

B,0<br />

Abbildung 5.42: Vergleich der Überlagerungen der Teilchenpositionen der großen Teilchen in Systemen<br />

mit unterschiedlich starker Ankopplung der großen Teilchen an das äußere Feld. Die kleinen Teilchen<br />

wechselwirken mit einer Stärke von VB,0 ∗ = 0.9 mit dem äußeren Feld. Bei der betrachteten Anzahldichte<br />

von ϱ ∗ = 1.68 befindet sich das System mit VA,0 ∗ = 0.0 · V0,B ∗ in a) daher im Bereich der kontrollierten<br />

Entmischung, in dem das monodisperse Dreiecksgitter mit der binären Flüssigkeit koexistiert.<br />

Überlagerungen der Teilchenpositionen der großen Teilchen in den Systemen bei einer<br />

niedrigen Potentialstärke von V0 ∗ = 0.9. Im System mit V A,0 ∗ = 0.0 · V 0,B ∗ befindet man<br />

sich im in Abschnitt 5.3 diskutierten Fall der kontrollierten Entmischung. Es liegt eine<br />

Koexistenz eines monodispersen Dreiecksgitters mit einer binären Flüssigkeit vor. Der<br />

Dreiecksgitter-Kristallit ist in Abbildung 5.42 a) deutlich zu erkennen. Wechselwirken<br />

die großen Teilchen nun nur mit einem Zehntel der Stärke der kleinen Teilchen mit dem<br />

externen Feld, so wird diese Phasenseparation zunächst unterdrückt! Das System mit<br />

VA,0 ∗ = 0.1 · V 0,B ∗ in Abbildung 5.42 b) zeigt keinen, während der gesamten Simulation<br />

stabilen Kristallit. Die Ursache für dieses Verhalten liegt darin, daß sobald die großen<br />

Teilchen an das externe Feld koppeln, sie nicht mehr ein beliebig orientiertes Dreiecksgitter<br />

bilden können, um der Kettenbildung der kleinen Teilchen Raum zu geben, sondern<br />

sich auf einem am externen Feld ausgerichteten, rhombischen Gitter anordnen müssen.<br />

Der Energiegewinn im System durch die Kettenbildung der kleinen Teilchen entlang der<br />

Potentialminima reicht daher hier noch nicht dazu aus, das System in eine Phasenseparation<br />

zu treiben. Dagegen wird bereits bei VA,0 ∗ = 0.25 · V 0,B ∗ (siehe Abbildung 5.42<br />

99


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a)<br />

*<br />

*<br />

*<br />

*<br />

V = 0.00V b) V = 0.10V c) V = 0.25V<br />

A,0 B,0<br />

A,0<br />

B,0<br />

* *<br />

A,0<br />

B,0<br />

d)<br />

V = 0.50V<br />

e)<br />

* *<br />

*<br />

A,0 B,0<br />

A,0<br />

V = 0.75V<br />

*<br />

B,0<br />

f)<br />

V = 1.00V<br />

*<br />

A,0<br />

*<br />

B,0<br />

Abbildung 5.43: Vergleich der Überlagerungen der Teilchenpositionen der großen Teilchen in Systemen<br />

mit unterschiedlich starker Ankopplung der großen Teilchen an das äußere Feld. Die kleinen Teilchen<br />

wechselwirken mit einer Stärke von VB,0 ∗ = 2.1 mit dem äußeren Feld. Bei der betrachteten Anzahldichte<br />

von ϱ ∗ = 1.68 befindet das System mit VA,0 ∗ = 0.0 · V0,B ∗ in a) sich daher im Bereich der Koexistenz des<br />

S 1(AB) Quadratgitters mit der binären Flüssigkeit.<br />

c)) die Gesamtenergie des Systems durch die optimale Anordnung beider Teilchensorten<br />

bezüglich des externen, modulierten Feldes minimiert. Dies führt zur direkten Stabilisierung<br />

des am externen Feld ausgerichteten, rhombischen Gitters in Koexistenz mit der<br />

binären Flüssigkeit. Abbildung 5.42 d)-f) zeigen, wie mit stärker werdender Ankopplung<br />

der großen Teilchen an das äußere Potential Domänen des Quadratgitters sich bilden <strong>und</strong><br />

immer stärker mit den Domänen des rhombischen Gitters konkurrieren. Das System mit<br />

kompletter, Ankopplung beider Teilchensorten (siehe Abbildung 5.42 f)) befindet sich<br />

bei dieser Potentialstärke V0 ∗ = 0.9 bereits im Übergangsbereich in den defektbehafteten<br />

S 1 (AB) Kristall. Es lassen sich keine eindeutig von einer fluiden Phase abgegrenzten<br />

Kristallite mehr in der Überlagerung der Teilchenpositionen der großen Teilchen identifizieren.<br />

Man erkennt somit, daß durch die zusätzliche Ankopplung der großen Teilchen<br />

an das externe Potential zunächst die Entstehung des phasenseparierten Dreiecksgitters<br />

unterdrückt wird. Sobald jedoch die Wechselwirkung der großen Teilchen mit dem äußeren<br />

Feld stark genug ist, um eine Koexistenz des rhombischen Gitters mit der binären<br />

Flüssigkeit zu stabilisieren, tritt diese ein.<br />

100


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) 6<br />

b) 6<br />

V<br />

*<br />

= 0.9 V*<br />

A,0<br />

= 0.00V* B,0<br />

V*<br />

0 A,0<br />

= 0.00V*<br />

B,0<br />

V<br />

*<br />

0 = 2.1<br />

5<br />

* * 5 * *<br />

P(Ψ 8<br />

)<br />

4<br />

V A,0<br />

= 0.10V B,0<br />

V*<br />

A,0<br />

= 0.25V*<br />

B,0<br />

V*<br />

A,0<br />

= 0.50V*<br />

B,0<br />

V*<br />

A,0<br />

= 0.75V*<br />

B,0<br />

* *<br />

P(Ψ 8<br />

)<br />

V A,0<br />

= 1.00V B,0<br />

3<br />

3 V* A,0<br />

= 1.00V*<br />

B,0<br />

2<br />

2<br />

1<br />

1<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

0<br />

0<br />

Ψ 8<br />

0.2 0.4<br />

Ψ 8<br />

0.6 0.8 1<br />

4<br />

V A,0<br />

= 0.10V B,0<br />

V*<br />

A,0<br />

= 0.25V*<br />

B,0<br />

V*<br />

A,0<br />

= 0.50V*<br />

B,0<br />

V*<br />

A,0<br />

= 0.75V*<br />

B,0<br />

Abbildung 5.44: Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Rotationsordnungsparameters Ψ 8 berechnet über<br />

Sub-Boxen der Größe L B = L/9 in Systemen bei ϱ ∗ = 1.68 mit unterschiedlich starker Ankopplung der<br />

großen Teilchen an das externe Potential. Der Grenzfall der ausschließlichen Wechselwirkung der kleinen<br />

Teilchen mit dem äußeren Feld ist in schwarz, der der Wechselwirkung beider Teilchensorten mit dem<br />

externen Potential in orange dargestellt.<br />

Analog läßt sich der Einfluß der Stärke der Wechselwirkung der großen Teilchen mit dem<br />

modulierten Feld im Bereich der Phasenkoexistenz des S 1 (AB) Quadratgitters mit der<br />

binären Flüssigkeit an den Überlagerungen der Teilchenpositionen der großen Teilchen<br />

sichtbar machen. Abbildung 5.43 zeigt diese in Systemen mit V0 ∗ = 2.1. Die Systeme<br />

mit VA,0 ∗ = 0.1 · V 0,B ∗ <strong>und</strong> V A,0 ∗ = 0.25 · V 0,B ∗ in Abbildung 5.43 b) <strong>und</strong> c) zeigen noch ein<br />

ähnliches Verhalten wie das System mit ausschließlicher Ankopplung der kleinen Teilchen<br />

an das externe Potential in Abbildung 5.43 a). Der geordnete Kristall koexistert<br />

mit einem Streifen einer weniger geordneten Phase. Durch die zusätzliche Ankopplung<br />

der großen Teilchen an das Potential ist diese ’fluide’ Phase aber nicht mehr komplett<br />

ungeordnet. Zudem zeigt das System in Abbildung 5.43 c), in dem die Wechselwirkung<br />

der großen Teilchen mit dem äußeren Feld nur ein Viertel der Stärke der Wechselwirkung<br />

der kleinen Teilchen mit dem äußeren Feld aufweist, bereits eine Tendenz zur Bildung<br />

von Korngrenzen <strong>und</strong> Defekten im koexistierenden S 1 (AB) Quadratgitter. Ab der in<br />

Abbildung 5.43 d) dargestellten Situation mit VA,0 ∗ = 0.5 · V 0,B ∗ kann nicht mehr von<br />

einer Koexistenz des Quadratgitters mit einer Flüssigkeit die Rede sein. Das System<br />

ist direkt in den defekbehafteten Kristall übergegangen, der auch für VA,0 ∗ = 1.0 · V 0,B<br />

∗<br />

vorliegt. Auch bei der Betrachtung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Rotationsordnungsparameter<br />

läßt sich erkennen, welche Systeme in ihren Eigenschaften noch dem<br />

System mit ausschließlicher Wechselwirkung der kleinen Teilchen an das äußere Feld <strong>und</strong><br />

welche schon mehr dem System mit Ankopplung beider Teilchensorten an das externe<br />

Potential entsprechen. In Abbildung 5.44 sind die im Rahmen einer Blockanalyse in<br />

Sub-Boxen der Größe L B = L/9 berechneten Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Rotationsordnungsparameters<br />

Ψ 8 für die beiden diskutierten Potentialstärken V0 ∗ = 0.9 <strong>und</strong><br />

V0 ∗ = 2.1 dargestellt. Für V<br />

∗<br />

0 = 0.9 in Abbildung 5.44 a) zeigen die Verteilungen für<br />

VA,0 ∗ ≤ 0.25 · V 0,B ∗ ein sehr ähnliches Verhalten. Die Potentialstärke ist noch nicht hoch<br />

genug, um einen nennenswerten Anteil von quadratischen Strukturen im System zu in-<br />

101


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

duzieren. Das System mit VA,0 ∗ = 0.5·V 0,B ∗ zeigt eine stärkere Abweichung von diesen <strong>und</strong><br />

das System mit VA,0 ∗ = 0.75·V 0,B ∗ zeigt bereits eine nahezu identische Verteilung, wie das<br />

System mit gleich starker Ankopplung beider Teilchensorten an das externe Potential.<br />

Es ist anzumerken, daß die Verteilungen der Systeme VA,0 ∗ = 0.0 · V 0,B ∗ (schwarz) <strong>und</strong><br />

VA,0 ∗ = 1.0·V 0,B ∗ (orange) während der Simulation mit einer feineren Auflösung direkt berechnet<br />

wurden. Hingegen wurden die übrigen Verteilungen aus 4000 Datensätzen nach<br />

Abschluß der Simulation berechnet. Die geringere Statistik erklärt den nicht so glatten<br />

Verlauf dieser Verteilungen. Abbildung 5.44 b) zeigt die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

bei V0 ∗ = 2.1. Für V A,0 ∗ = 0.0 · V 0,B ∗ <strong>und</strong> V A,0 ∗ = 0.1 · V 0,B ∗ läßt sich eindeutig die für das<br />

Koexistenzgebiet typische Dopplepeak-Struktur erkennen. Die Verteilungen der Systeme<br />

mit VA,0 ∗ ≥ 0.5 · V 0,B ∗ zeigen ein Maximum des geordneten Kristalls, welches aber aufgr<strong>und</strong><br />

der Defekte Nebenmaxima aufweist. Aufgr<strong>und</strong> des Verlauf der Verteilung für das<br />

System mit VA,0 ∗ = 0.25 · V 0,B ∗ erkennt man, daß auch dieses System bereits stark von<br />

dem System mit VA,0 ∗ = 0.0 · V 0,B ∗ abweicht.<br />

Zusammenfassend lassen sich aufgr<strong>und</strong> dieser Simulationsläufe im Hinblick auf die Möglichkeit<br />

die laser-induzierten Phänomene in experimentellen Systemen zu beobachten die<br />

folgenden Aussagen machen:<br />

→ Die Koexistenz eines Dreiecksgitters mit der binären Flüssigkeit tritt nur<br />

im System mit V ∗ A,0 = 0.0 · V ∗<br />

0,B auf.<br />

→ Für die Koexistenz eines rhombischen Gitters mit der binären Flüssigkeit<br />

muß gelten V ∗ A,0 > 0.1 · V ∗<br />

0,B .<br />

→ Das S 1 (AB) Quadratgitter bildet sich umso defekt-freier je schwächer die<br />

Ankopplung der großen Teilchen an das modulierte, äußere Potential ist.<br />

→ Die Koexistenz des S 1 (AB) Quadratgitters mit der binären Flüssigkeit<br />

tritt in Systemen mit V ∗ A,0 < 0.25 · V ∗<br />

0,B auf.<br />

5.4.7. Ankopplung der großen Komponente an das äußere Feld<br />

In diesem Abschnitt wird das Verhalten der 50% Mischung mit σ B /σ A = 0.414 unter<br />

Einfluß eines kommensurablen, externen Potentials, welches ausschließlich an die große<br />

Komponente der Mischung ankoppelt im Bereich höherer Potentialstärken untersucht.<br />

Für niedrige Potentialstärken V0 ∗ wurde, wie bereits in Abschnitt 5.3 zur kontrollierten<br />

Entmischung diskutiert, eine Koexistenz eines monodispersen, rhombischen Kristallits<br />

der großen Teilchen mit der binären Flüssigkeit gef<strong>und</strong>en. Abbildung 5.45 zeigt typische<br />

Teilchenkonfigurationen eines Simulationslaufs bei ϱ ∗ = 1.71 <strong>und</strong> sukzessiv ansteigender<br />

Potentialstärke V ∗<br />

0<br />

. Das System zeigt im Gegensatz zu den bisher diskutierten Systemen<br />

) bei Potentialstärken V<br />

∗<br />

0 > 2.0<br />

mit V ∗ A,0 = 0.0 ∗ V ∗ B,0 bzw. V ∗ A,0 = 1.0 ∗ V ∗ B,0 (V ∗ B,0 = V ∗<br />

0<br />

keine Tendenz eine Quadratgitterstruktur auszubilden. Das vorherrschende rhombische<br />

Gitter der großen Teilchen weist unregelmäßig geformte Löcher auf, welche mit den<br />

kleineren Teilchen aufgefüllt sind. An den Domänengrenzen der einzelnen rhombischen<br />

102


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

V<br />

*<br />

0 = 0.0<br />

V<br />

*<br />

0 = 0.3<br />

V<br />

*<br />

0 = 0.9<br />

V 0 * = 1.2<br />

V 0<br />

* = 2.1<br />

V 0<br />

* = 3.0<br />

Abbildung 5.45: Typische Teilchenkonfigurationen aus der Simulation einer binären Mischung der Anzahldichte<br />

ϱ ∗ = 1.71 bei ausschließlicher Wechselwirkung der großen Teilchen mit dem kommensurablen,<br />

äußeren Feld <strong>und</strong> sukzessiv ansteigender Potentialstärke V0 ∗ .<br />

Kristallite bilden die kleineren Teilchen Ketten entlang der x-Richtung, indem sie die<br />

an den Domänengrenzen auftretenden Lücken füllen. Auch in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

der Rotationsordnungsparameter spiegelt sich dieses Verhalten wieder. Die<br />

Verteilungen sind für Sub-Boxen der Größe L B = L/9 berechnet. Der Rotationsordnungsparameter<br />

Ψ 6 spricht auch noch recht gut auf das rhombische Gitter an, in dem<br />

ein Teilchen auch jeweils 6 nächste Nachbarn hat. Abbildung 5.46 a) zeigt die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

von Ψ 6 . Es sei zur Erinnerung hier noch einmal angemerkt,<br />

daß sowohl Ψ 6 als auch Ψ 4 nur die Struktur der großen Teilchen analysieren. Ab einer<br />

Potentialstärke von V0 ∗ = 0.2 zeigt die Doppelpeak-Struktur der Verteilung die Koexistenz<br />

des rhombischen Gitters mit der Flüssigkeit an. Bereits ab V0 ∗ = 0.3 bildet das<br />

Maximum der geordneten Struktur eine breite Schulter hin zu niedrigeren Werten von<br />

Ψ 6 aus. Diese ist typisch für das System. Mit steigender Potentialstärke verliert das<br />

103


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) 8<br />

b) 8<br />

P(Ψ 6<br />

)<br />

6<br />

4<br />

2<br />

V* 0<br />

= 0.1<br />

V*<br />

0<br />

= 0.1<br />

V*<br />

0<br />

= 0.2<br />

V*<br />

0<br />

= 0.2<br />

V*<br />

0<br />

= 0.3<br />

6<br />

V*<br />

0<br />

= 0.3<br />

V*<br />

0<br />

= 0.9<br />

V*<br />

0<br />

= 0.9<br />

V*<br />

0<br />

= 1.2<br />

V*<br />

V 0<br />

= 2.1<br />

4<br />

0<br />

= 1.2<br />

*<br />

V*<br />

0<br />

= 2.1<br />

V*<br />

0<br />

= 3.0<br />

V*<br />

0<br />

= 3.0<br />

P(Ψ 4<br />

)<br />

2<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ 6<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

Ψ 4<br />

Abbildung 5.46: Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Rotationsordnungsparameter Ψ 6 in a) <strong>und</strong> Ψ 4<br />

in b) in Abhängigkeit von der Potentialstärke V0 ∗ in einem System der Anzahldichte ϱ ∗ = 1.71. Die<br />

Verteilungen sind für Sub-Boxen der Größe L B = L/9 berechnet.<br />

Maximum der ungeordneten Phase immer mehr an Bedeutung in den Verteilungen. Die<br />

rhombischen Kristallite dominieren das System. Abbildung 5.46 b) zeigt im Vergleich<br />

dazu die Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Rotationsordnungsparameters Ψ 4 . Diese<br />

Verteilungen zeigen, daß mit ansteigender Potentialstärke V0 ∗ eventuell vorhandene quadratische<br />

Strukturen im System unterdrückt werden. Die Verteilungen verschieben sich<br />

zu niedrigeren Werten von Ψ 4 . Sie verlieren bei höheren Potentialstärken ihren glatten<br />

Verlauf, da sich im System Korngrenzen bilden, die lokal eine quadratische Struktur<br />

aufweisen.<br />

Gemäß den theoretischen Vorüberlegungen in Kapitel 4.2.1 ist auch für dieses System<br />

das S 1 (AB) Quadratgitter, die einzige Struktur, die bei hohen Anzahldichten ϱ ∗ <strong>und</strong><br />

hohen externen Potentialstärken V0 ∗ eine gute Packung der Teilchen bei gleichzeitig optimaler<br />

Positionierung bezüglich des äußeren Feldes bietet. Trotzdem zeigt das System<br />

keine Tendenz eine solche Gitterstruktur auszubilden. Ob sich durch langsames Steigern<br />

der Anzahldichte im System bei z.B. V0 ∗ = 3.0 ein S 1(AB) Quadratgitter kristallisieren<br />

läßt ist eine offene Frage. Aufgr<strong>und</strong> der vorangegangenen Studien des Systems mit Ankopplung<br />

beider Teilchensorten an das äußere Feld, in denen sich zeigte, daß sich das<br />

durch das externe Potential direkt stabilisierte rhombische Gitter nur schlecht wieder<br />

auflöst <strong>und</strong> die Ausbildung eines defekt-freien S 1 (AB) Quadratgitters behindert, ist eine<br />

Umordnung des rhombischen Gitters in ein Quadratgitter bei steigender Dichte eher<br />

unwahrscheinlich. In sehr dichten Festkörpersystemen wird die Äquilibrierung in Monte<br />

Carlo <strong>Simulationen</strong> jedoch immer schwieriger. Es besteht die Gefahr in einem lokalen<br />

Minimum der Energie stecken zu bleiben. Daher sollte diese Fragestellung nur mit speziellen<br />

Monte Carlo Algorithmen, wie z.B. dem ’lattice-switch’ Verfahren (siehe z.B. [38])<br />

überprüft werden.<br />

Im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit wurde lediglich überprüft, wie stabil eine bestehendes<br />

S 1 (AB) Quadratgitter ist, wenn es einem kommensurablen, äußeren Feld ausgesetzt<br />

wird, welches ausschließlich mit den großen Teilchen wechselwirkt. Zu diesem<br />

104


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

ρ * = 1.75 ρ * = 1.71 ρ * = 1.67<br />

ρ = 1.57<br />

ρ = 1.33 ρ = 1.15<br />

* * *<br />

Abbildung 5.47: Typische Teilchenkonfigurationen aus der Simulation einer binären Mischung bei<br />

ausschließlicher Wechselwirkung der großen Teilchen mit dem kommensurablen, äußeren Feld bei einer<br />

Potentialstärke von V0 ∗ = 5.0 <strong>und</strong> sukzessiv sinkender Anzahldichte ϱ ∗ .<br />

Zweck wurde ein Simulationslauf bei fester Potentialstärke V0 ∗ = 5.0 aus der geordneten<br />

Struktur heraus mit sukzessiv sinkender Anzahldichte ϱ ∗ durchgeführt. Abbildung 5.47<br />

zeigt typische Teilchenkonfigurationen dieses Simulationslaufs. Bei sehr hohen Anzahldichten<br />

bleibt das S 1 (AB) Quadratgitter zunächst stabil. Wie in den beiden anderen diskutierten<br />

Ankopplungsszenarien der Teilchensorten an das äußere Feld, tritt ein Bereich<br />

der Rissbildung auf. Im Unterschied zu den Rissen in diesen Systemen sind innerhalb<br />

der hier vorliegenden Risse die kleinen Teilchen jedoch ungeordnet. Dies erkennt man<br />

auch in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Ordnungsparameters S B die in Abbildung<br />

5.48 a) dargestellt sind. Mit Einsetzen der Rissbildung zeigt P (S B ) eine breite<br />

Verteilung (siehe zum Vergleich mit den beiden anderen Systemen Abbildung 5.22 a)<br />

<strong>und</strong> Abbildung 5.39 a)). Große Teilchen, die sich innerhalb des Risses aus der Quadratgitterstruktur<br />

gelöst haben, werden in diesem System durch das externe Potential in<br />

105


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

a) 30<br />

b)<br />

P(S B<br />

)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

ρ * = 1.57<br />

ρ * = 1.67<br />

ρ * = 1.71<br />

ρ * = 1.75<br />

ρ * = 1.77<br />

ρ * = 1.79<br />

-0.4 -0.2 0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

S B<br />

<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

j = A<br />

j = B<br />

Kristall<br />

mit<br />

Defekten<br />

Riss<br />

0<br />

1 1.2 1.4 1.6 1.8<br />

ρ *<br />

Abbildung 5.48: a) Wahrscheinlichkeitsverteilungen des Ordnungsparameters S B in Abhängigkeit von<br />

der Anzahldichte ϱ ∗ . Das Eintreten der Rissbildung wird im Abweichen der Verteilung von der deltaförmigen<br />

Verteilung in Null sichtbar. b) Verlauf der Mittelwerte der Ordnungsparameter S A <strong>und</strong> S B mit<br />

sinkender Anzahldichte ϱ ∗ im System. Der rote Pfeil markiert das Einsetzen der Rissbildung im System.<br />

Die schwarzen Pfeile kennzeichnen die Grenzen des Bereichs, in dem der defektbehaftete Kristall vorliegt.<br />

der neuen Position stabilisiert, so daß der Übergang in den defektbehafteten S 1 (AB)<br />

Kristall bereits bei hohen Dichten stattfindet (siehe Abbildung 5.47 ϱ ∗ = 1.67). Dieser<br />

geht direkt in das mit Löchern durchsetzte rhombische Gitter der großen Teilchen über,<br />

welches auch in den Simulationsläufen bei konstanter Anzahldichte <strong>und</strong> steigender Potentialstärke<br />

gef<strong>und</strong>en wurde. Im Bereich sehr viel niedrigerer Anzahldichten liegt die<br />

Modulierte Flüssigkeit vor. Die Abfolge dieser Strukturen im System wird auch im Verlauf<br />

der Mittelwerte der Ordnungsparameter S A <strong>und</strong> S B mit der Anzahldichte sichtbar.<br />

Diese sind in Abbildung 5.48 b) dargestellt. Die erste Abweichung von < S B > von Null<br />

kennzeichnet den Beginn der Rissbildung (in der Abbildung durch einen roten Pfeil markiert).<br />

Hingegen kennzeichnet die Abweichung von < S A > von 1 den Übergang in den<br />

defektbehafteten S 1 (AB) Kristall. < S A > erreicht beim Übergang in den mit Löchern<br />

zersetzten rhombischen Kristall der großen Teilchen ein Plateauwert, von dem er erst<br />

bei sehr viel niedrigeren Anzahldichten langsam abfällt. Der Bereich in dem der defektbehaftete<br />

S 1 (AB) Kristall vorliegt ist durch die schwarzen Pfeile in Abbildung 5.48 b)<br />

gekennzeichnet. Im Vergleich mit den für die Ankopplungsszenarien VA,0 ∗ = 0.0 · V B,0<br />

∗<br />

(Phasendiagramm siehe Abbildung 5.23) <strong>und</strong> VA,0 ∗ = 1.0 · V B,0 ∗ (Phasendiagramm siehe<br />

Abbildung 5.40) beginnt bei einer Potentialstärke von V0 ∗ = 5.0 die Rissbildung in etwa<br />

bei der gleichen Anzahldichte, die einer Packungsdichte η von ca. 80.5% entspricht. Der<br />

Übergang in den defektbehafteten S 1 (AB) Kristall findet bei einer Packungsdichte von<br />

ca. 78.6% statt. Der Übergang in den mit Löchern zersetzten rhombischen Kristall tritt<br />

bei einer Packungsdichte von ca. 73.1% ein. Der aufgesetzte S 1 (AB) Kristall ist somit bei<br />

einer ausschließlichen Wechselwirkung der großen Teilchen mit dem externen Potential<br />

wesentlich schlechter stabilisiert, als in den beiden zuvor diskutierten Ankopplungszenarien.<br />

Mit diesen Studien des Systems mit ausschließlicher Ankopplung der großen Teilchen an<br />

106


Ergebnisse: binäre Mischungen in äußeren Feldern<br />

das äußere Feld schließt der erste Teil der hier vorliegenden Arbeit, welcher sich mit der<br />

kontrollierten Strukturbildung unter Einfluß eines äußeren Feldes in binären Monolagen<br />

beschäftigte.<br />

Der zweite Teil dieser Arbeit konzentriert sich nun auf die Analyse der elastischen Eigenschaften<br />

zweidimensionaler Systeme. Zur Anlayse <strong>und</strong> Interpretation von aus Experimenten<br />

gewonnenen Teilchenkonfigurationen wird zunächst eine nicht-lokale Landau<br />

Gitterfeldtheorie entwickelt. Hier erweisen sich <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> als extrem nützlich,<br />

um die Gitterfeldtheorie zu testen <strong>und</strong> ihre Tragweite abzugrenzen. In den nächsten<br />

zwei Kapiteln werden zunächst kurz die Gr<strong>und</strong>lagen (Elastizitätstheorie <strong>und</strong> Landau<br />

Theorie) der entwickelten Landau Gitterfeldtheorie vorgestellt.<br />

107


108


KAPITEL 6<br />

Elastizitätstheorie<br />

Im Folgenden werden die für die hier vorgelegte Arbeit relevanten Aspekte der Elastizitätstheorie<br />

kurz zusammengestellt. Ausführlichere Darstellungen der verschiedenen<br />

Bereiche der Elastizitätstheorie findet man in der Literatur, insbesondere zu den vorgestellten<br />

Aspekten in den Referenzen [80, 81, 82, 83, 84], an denen sich die folgende<br />

Darstellung orientiert. In der Elastizitätstheorie wird ein deformierbarer Körper als Kontinuum<br />

aufgefaßt. Dem zugr<strong>und</strong>e liegt die Annahme, daß das vom Körper eingenommene<br />

Volumen stetig mit Materie gefüllt ist <strong>und</strong> alle zur Beschreibung des deformierten<br />

Zustands wichtigen Größen stetige Funktionen des Ortes sind. Der Körper wird zur<br />

Beschreibung in einzelne Volumenelemente zerlegt. Wird zusätzlich noch angenommen,<br />

daß diese Volumina identisch sind, so spricht man von einem homogenen Kontinuum. Die<br />

Elastizitätstheorie ist eine phänomenologische Theorie, die das Verhalten des Kontinuums<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage experimenteller Bef<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Materialkonstanten beschreibt. Die<br />

Einwirkung von Kräften bewirkt eine Deformation des Körpers. Diese läßt sich durch das<br />

Verschiebungsfeld ⃗u = ⃗x ′ − ⃗x beschreiben, welches sich aus der Differenz der Koordinaten<br />

der Volumenelemente vor (⃗x) <strong>und</strong> nach (⃗x ′ ) der Deformation berechnet. Die durch<br />

eine z.B. äußere Last erzeugte Änderung der räumlichen Anordnung ist im Allgemeinen<br />

eine Überlagerung von Translation <strong>und</strong> Rotation des unverformten Körpers <strong>und</strong> einer<br />

Verzerrung des Körpers selbst. Die Elastizitätstheorie konzentriert sich auf die Analyse<br />

dieses Verzerrungszustands. Je nach Materialeigenschaften, Stärke <strong>und</strong> Art der äußeren<br />

Belastungen, kann eine elastische oder eine plastische Verformung des Körpers (z.B. bei<br />

Metallen) resultieren. Auch kann es zu Rissbildungen (z.B. in keramischen Werkstoffen)<br />

im Körper oder aber zu einem Fließen kommen. Die Beschreibung der Prozesse bei reversiblen<br />

Deformationen ist das Anliegen der Elastizitätstheorie. Der Belastungsbereich,<br />

in dem die Deformation proportional zur erzeugenden Last ist wird insbesondere durch<br />

die lineare Elastizitätstheorie beschrieben.<br />

109


Elastizitätstheorie<br />

Mathematisch beschreibt man den Verformungsvorgang durch eine affine Abbildung.<br />

Diese ist eine stetige Funktion <strong>und</strong> garantiert dadurch, daß alle Volumenelemente auch<br />

nach der Verformung fugenlos aneinanderpassen (keine Rissbildung!). Des weiteren soll<br />

zwischen dem Referenzzustand <strong>und</strong> dem Verzerrungszustand ein eindeutiger Zusammenhang<br />

bestehen. Die lineare Elastizitätstheorie läßt sich durch infinitesimale, affine<br />

Abbildungen beschreiben. Für diese gilt, daß zwei hintereinander ausgeführte Abbildungen<br />

eine zusammengesetzte Abbildung ergeben, die wiederum eine infinitesimale, affine<br />

Abbildung ist. Die Reihenfolge der Ausführung der Abbildungen ist dabei irrelevant.<br />

Eine solche infinitesimale, affine Abbildung ist:<br />

x ′ i = a i0 + (δ ij + a ij x j ) i,j = 1, 2, 3<br />

Der konstante Koeffizient a i0 beschreibt hierbei eine Translation des starren Körpers.<br />

Es ist anzumerken, daß in dieser Arbeit die Einstein’sche Summenkonvention verwendet<br />

wird. D.h. in der Komponentenschreibweise wird über gleiche Indizes innerhalb<br />

einer Gleichung summiert. Zur Interpretation des Tensors a ij zerlegt man diesen in<br />

einen symmetrischen Anteil ɛ ij = 1 2 (a ij + a ji ) <strong>und</strong> einen antisymmetrischen Anteil<br />

ω ij = 1 2 (a ij − a ji ). Mit Hilfe des Levi-Civita Tensors ɛ ijk kann man den Vektor des<br />

antisymmetrischen Tensors ω k = 1 2 ɛ ijkω ij berechnen, der zur Darstellung des Tensors<br />

selbst verwendet werden kann: ω ij = ɛ ijk ω k . Betrachtet man nun die Änderung δb i ,<br />

welche ein Vektor ⃗ b infolge einer infinitesimalen affinen Abbildung erfährt:<br />

δb i = b ′ i − b i = a ij b j = ω ij b j + ɛ ij b j = ɛ ijk ω k b j + ɛ ij b j = δb i1 + δb i2<br />

so sieht man direkt, daß die vom antisymmetrischen Anteil bewirkte Abbildung δb i1 das<br />

Vektorprodukt der Vektoren ω k <strong>und</strong> b j ist. Somit beschreibt der antisymmetrische Anteil<br />

eine Drehung des starren Körpers. Für die Analyse des reinen Verzerrungszustands,<br />

arbeitet man daher ausschließlich mit dem symmetrischen Anteil, dem sogenannten Verzerrungstensor<br />

ɛ ij . Zusammenfassend gilt nun für das Verschiebungsfeld:<br />

u i = x ′ i − x i = a i0 + ω ij x j + ɛ ij x j = u i1 + u i2<br />

wobei u i1 die Starrkörperbewegung (Translation <strong>und</strong> Rotation) <strong>und</strong> u i2 den reinen Verzerrungszustand<br />

beschreibt. Um die Definition des Verzerrungstensors weiter zu motivieren,<br />

betrachtet man die Abbildung eines Längenelements dl = √ dx 2 1 + dx2 2 + dx2 3<br />

unter einer beliebigen Deformation. Beim Übergang in einen deformierten Zustand geht<br />

diese in dl ′ = √ dx ′2<br />

1 + dx′2 2 + dx′2 3 über. Das Längenelement des deformierten Zustands<br />

läßt sich weiter umformen. Man erhält:<br />

dl ′2 = dx ′2<br />

i<br />

= (dx i + dɛ i ) 2 = dx i dx i + 2dɛ i dx i + dɛ i dɛ i<br />

= dl 2 + 2 ∂ɛ i<br />

∂x k<br />

dx i dx k + ∂ɛ i<br />

∂x k<br />

∂ɛ i<br />

∂x l<br />

dx k dx l = dl 2 + 2ɛ ik dx i dx k<br />

(<br />

Hier ist der Verzerrungstensor ɛ ik wie folgt definiert: ɛ ik = 1 ∂ui<br />

2 ∂x k<br />

+ ∂u k<br />

∂x i<br />

+ ∂u l ∂u l<br />

∂x i ∂x k<br />

). Man<br />

sieht direkt, daß ɛ ik symmetrisch ist: ɛ ik = ɛ ki . Wie bereits diskutiert geht man in der<br />

110


Elastizitätstheorie<br />

linearen Elastizitätstheorie von infinitesimalen Verzerrungen aus. In diesem Fall wird<br />

der nicht-lineare Anteil des Verzerrungstensors vernachlässigbar klein, so daß gilt:<br />

ɛ ik = 1 ( ∂ui<br />

+ ∂u )<br />

k<br />

2 ∂x k ∂x i<br />

Die Diagonalelemente des Verzerrungstensors entsprechen Dehnungen, wohingegen die<br />

außerhalb der Diagonale stehenden Komponenten als Scherungen bezeichnet werden.<br />

So sieht man, wenn man die Deformation einer Einheitskugel in ein Ellipsoid betrachtet,<br />

daß diese Komponenten die halbe Winkeländerung der ursprünglich rechten Winkel<br />

zwischen der x i - <strong>und</strong> der x k - Achse angeben. Die Volumendehnung, bzw. relative Volumenänderung<br />

δV/V , ergibt sich aus der Summe der Diagonalelemente ɛ ii <strong>und</strong> ist die erste<br />

Invariante des Verzerrungstensors. Diese physikalischen Interpretationen legen eine weitere<br />

Zerlegung des Verzerrungstensors nahe. Er läßt sich als Summe aus dem Kugeltensor<br />

ɛ kk δ ij /3 (bzw. ɛ kk δ ij /2 in zwei Dimensionen), der die Volumendehnung (reine Dilatation)<br />

beschreibt, <strong>und</strong> dem Verzerrungsdeviator ɛ (0)<br />

ij = ɛ ij − ɛ kk δ ij /3 (bzw. ɛ (0)<br />

ij = ɛ ij − ɛ kk δ ij /2<br />

in zwei Dimensionen), der volumentreue Verzerrungen beschreibt, schreiben.<br />

Damit sich die Komponenten des Verschiebungsvektors ⃗u eindeutig aus den sechs Komponenten<br />

des Verzerrungstensors ɛ ij berechnen lassen, müssen diese den Kompatibilitätsbedingungen<br />

von St. Venant genügen (benannt nach Adhémar Jean Claude Barré<br />

de Saint-Venant (1797-1886); siehe z.B. [85, 86] <strong>und</strong> Referenzen darin). Zur Herleitung<br />

der Kompatibilitätsbedingungen muß man zwischen Lagrange’schen (materiellen) Koordinaten<br />

ξ i <strong>und</strong> Euler’schen (lokalen) Koordinaten x i unterscheiden. Für die bisher dargelegte,<br />

lineare Elastizitätstheorie, bei der ausschließlich kleine Verformungen betrachtet<br />

werden, unterscheiden sich diese Betrachtungsweisen kaum. Sie werden daher als identisch<br />

angesehen. In der Lagrange’schen Betrachtungsweise ist der Betrachter fest mit dem<br />

Volumenelement verb<strong>und</strong>en. Im <strong>und</strong>eformierten Zustand wird ein Punkt im betrachteten<br />

Volumenelement durch die Koordinaten ξ i = x i , i = 1, 2, 3 angegeben. Nach der Deformation<br />

befindet sich dieses Volumenelement räumlich an einem anderen Punkt, der in<br />

der Lagrange’schen Betrachtung durch x i = x i (ξ 1 , ξ 2 , ξ 3 ) bestimmt ist. D.h. die Lagrange’schen<br />

Koordinaten werden als unabhängige Variablen aufgefaßt. Im Gegensatz dazu<br />

ist der Beobachter in der Euler’schen Betrachtungsweise raumfest. Die bei der Deformation<br />

an dieser raumfesten Position vorbeiziehenden Volumenelemente sind durch ihre<br />

Lagrange’schen Koordinaten gekennzeichnet: ξ i = ξ i (x 1 , x 2 , x 3 ). In diesem Fall sind die<br />

Euler’schen Koordinaten die unabhängigen Koordinaten, welche zur Beschreibung der<br />

Eigenschaften oder Zustände des Körpers genutzt werden. Man vergleicht nun nocheinmal<br />

die Quadrate des Linienelements im <strong>und</strong>eformierten (dl 2 = dξ i dξ i = δ ij dξ i dξ j ) <strong>und</strong><br />

im deformierten (dl ′2 = dx i dx i ) Kontinuum. Aufgr<strong>und</strong> der Verknüpfung zwischen den<br />

beiden Betrachtungsweisen läßt sich das Linienelement des verzerrten Zustands mit Hilfe<br />

des Maßtensors g αβ des verzerrten Kontinuums umschreiben:<br />

dl ′2 = dx i dx i = ∂x i<br />

∂ξ α<br />

∂x i<br />

∂ξ β<br />

dξ α dξ β = g αβ dξ α dξ β<br />

Berücksichtigt man nun die Definition des Verzerrungstensors, so erhält man einen Zu-<br />

111


Elastizitätstheorie<br />

sammenhang zwischen diesem <strong>und</strong> dem Maßtensor:<br />

dl ′2 − dl 2 = 2ɛ ij dξ i dξ j = g ij dξ i dξ j − δ ij dξ i dξ j = (g ij − δ ij )dξ i dξ j<br />

Somit sind Maßtensor <strong>und</strong> Verzerrungstensor über g ij = 2ɛ ij +δ ij miteinander verknüpft.<br />

Unabhängig vom vorliegenden Verzerrungszustand ist das Kontinuum Teil des euklidischen<br />

Raumes. Für diesen muß der Riemannsche Krümmungstensor R ijkl verschwinden<br />

(siehe z.B. [87]).<br />

R mikp = 1 2<br />

( ∂ 2 g mk<br />

∂ξ i ∂ξ p +<br />

∂2 g ip<br />

∂ξ m ∂ξ k −<br />

)<br />

∂2 g ik<br />

∂ξ m ∂ξ p − ∂2 g mp (<br />

∂ξ i ∂ξ k + g rs Γ<br />

r<br />

km Γ s ip − Γ r pmΓ s ik)<br />

= 0<br />

Der die Christoffelsymbole Γ r km<br />

= 1 2 grl (∂ k g ml + ∂ m g kl + ∂ l g km ) enthaltende Summand ist<br />

ein kleiner Beitrag höherer Ordnung <strong>und</strong> kann im Rahmen der linearen Elastizitätstheorie<br />

vernachlässigt werden. Einsetzten des Zusammenhangs zwischen Maßtensor <strong>und</strong><br />

Verzerrungstensor liefert die Kompatibilitätsbedingungen:<br />

∂ 2 ɛ mk<br />

∂ξ i ∂ξ p +<br />

∂2 ɛ ip<br />

∂ξ m ∂ξ k −<br />

∂2 ɛ ik<br />

∂ξ m ∂ξ p − ∂2 ɛ mp<br />

∂ξ i ∂ξ k = 0<br />

Dies sind 81 mögliche Gleichungen in drei Dimensionen. E. Beltrami zeigte jedoch,<br />

daß nur 3 der Kompatibilitätsgleichungen voneinander unabhängig sind. Für zweidimensionale<br />

Festkörper reduzieren sich die Kompatibilitätsgleichungen auf eine wesentliche:<br />

2 ∂2 ɛ 12<br />

∂ξ 1 ∂ξ 2 = ∂2 ɛ 11<br />

∂ξ 2 ∂ξ 2 + ∂2 ɛ 22<br />

∂ξ 1 ∂ξ 1<br />

Bei der analytischen Herleitung der Verzerrungskorrelationsfunktionen für zweidimensionale<br />

Systeme wird sich eine Formulierung im Fourier Raum <strong>und</strong> die Verwendung der<br />

Verzerrungsvariablen e 1 = ɛ 11 + ɛ 22 , e 2 = ɛ 11 − ɛ 22 <strong>und</strong> e 3 = ɛ 12 als nützlich erweisen.<br />

Man erhält zunächst 2k x k y ɛ xy −k 2 yɛ xx −k 2 xɛ yy = 0 <strong>und</strong> daraus durch Einführen der neuen<br />

Variablen e i (i = 1, 2, 3):<br />

−k 2 ẽ 1 + (k 2 x − k 2 y)ẽ 2 + 4k x k y ẽ 3 = 0<br />

Die Kompatibilitätsbedingungen lassen sich auch als Integrabilitätsbedingungen für die<br />

Berechnung des Verschiebungsfeldes ⃗u aus einem gegebenen Verzerrungstensor aufstellen<br />

(siehe z.B. [82]). Die St. Venant Kompatibilitätsbedingungen sind notwendig <strong>und</strong> hinreichend,<br />

um aus einem gegebenen Verzerrungstensor ɛ ij das zugehörige Verschiebungsfeld<br />

u i eindeutig zu bestimmen. Sie bewirken eine Kopplung der einzelnen Verzerrungsvariablen<br />

untereinander, die bei der Herleitung der Verzerrungs-Korrelationsfunktionen<br />

berücksichtigt werden muß.<br />

Bei der Behandlung der am Kontinuum wirkenden Kräfte unterscheidet man zwischen<br />

Fernkräften, welche räumlich verteilte Volumenkräfte sind, <strong>und</strong> Nahkräften, die flächenhaft<br />

verteilten Spannungen entsprechen, welche nur über direkt aneinander grenzende<br />

Flächenelemente übertragen werden können. Die Elastizitätstheorie als Kontinuumstheorie<br />

sieht die innere Spannung eines Festkörpers durch molekulare Kräfte hervorgerufen,<br />

112


Elastizitätstheorie<br />

die bei Auslenkungen aus der thermodynamischen Gleichgewichtsposition als Rückstellkräfte<br />

wirken. Die in der Elastizitätstheorie betrachteten Abstände müssen groß gegenüber<br />

dem Wirkungsradius dieser Molekularkräfte sein. Es wird davon ausgegangen,<br />

daß der Wirkungsradius gegen Null geht <strong>und</strong> die Rückstellkräfte Nahwirkungskräfte<br />

sind, die nur nächste Nachbarn beeinflussen. Diese Situation ist insbesondere in Harte<br />

Scheiben Systemen ideal verwirklicht! Der Spannungstensor σ ij gibt die Kraft pro<br />

Einheitsfläche des unverzerrten Zustands an, welche über Nahkräfte auf diese ausgeübt<br />

wird. Hierbei ist es Konvention die Flächennormale ⃗n des Flächenelements nach außen<br />

abzutragen. Der Spannungszustand eines beliebigen Punktes des Kontinuums läßt sich<br />

vollständig durch die Angabe von drei Spannungsvektoren beschreiben. Dabei dürfen<br />

die den Punkt selbst enthaltenden Bezugsflächen nicht komplanar sein. Zumeist werden<br />

von einem orthongonalen Koordinatensystem aufgespannte Flächen als Bezugsflächen<br />

gewählt. Schreibt man diese drei Spannungsvektoren in Form einer Matrix, so erhält<br />

man die Matrixdarstellung des Spannungstensors σ ij . Betrachtet man ein einzelnes Matrixelement,<br />

so gibt der erste Index (i) Auskunft über die Normale der Bezugsfläche<br />

<strong>und</strong> der zweite Index (j) die Richtung des zugehörigen Spannungskomponentenvektors<br />

an. Die Diagonalelemente stellen daher sogenannte Normalspannungen dar, wohingegen<br />

Elemente außerhalb der Diagonalen Schubspannungen sind.<br />

Im Gleichgewicht herrscht ein Kräfte- <strong>und</strong> ein Momentengleichgewicht im deformierbaren<br />

Körper. Aus der Gleichgewichtsbedingung für die Kräfte erhält man den Zusammenhang<br />

zwischen Kräften <strong>und</strong> Spannungen im Körper: ∂σ ij<br />

∂x j<br />

= −K i . Aus der Gleichgewichtsbedingung<br />

für die Momentenspannungen erhält man die Bedingung: ɛ ijk σ jk = 0, welche<br />

für σ jk = σ kj erfüllt ist. Unter den gemachten Annahmen ist daher der Spannungstensor<br />

ein symmetrischer Tensor.<br />

Thermodynamik<br />

Die Änderung der inneren Energie dU eines Systems läßt sich allgemein aus der Änderung<br />

der Entropie dS <strong>und</strong> der geleisteten Arbeit δW berechnen: dU = T dS − δW . Um<br />

diesen Zusammenhang bei der Untersuchung von Festkörpern verwenden zu können,<br />

muß zunächst die vom Kristall geleistete Arbeit berechnet werden. Sei δW die Arbeit<br />

der inneren Spannung pro Volumenelement des Festkörpers. Dann ist die Arbeit, die<br />

geleistet werden muß, um eine kleine Deformation δu i des Kristalls zu bewirken:<br />

∫<br />

δW dV =<br />

∫<br />

∂σik<br />

∂x k<br />

δu i dV =<br />

∮<br />

∫<br />

σ ik δu i dO k −<br />

σ ik<br />

∂δu i<br />

∂x k<br />

dV<br />

Betrachtet man ein unendlich ausgedehntes Volumen, so ist die Oberfläche dieses Volumens<br />

nicht deformiert, d.h. δu i = 0 auf dieser Fläche <strong>und</strong> damit liefert das Flächenintegral<br />

keinen Beitrag. Unter Berücksichtigung der Symmetrie des Spannungstensors kann<br />

man dann weiter umformen:<br />

∫<br />

−<br />

σ ik<br />

∂δu i<br />

∂x k<br />

dV = − 1 2<br />

∫<br />

( ∂ui<br />

σ ik δ + ∂u ) ∫<br />

k<br />

dV = −<br />

∂x k ∂x i<br />

σ ik δɛ ik dV<br />

113


Elastizitätstheorie<br />

Daraus kann man ablesen, daß δW = −σ ik δɛ ik gilt. Im Regime der elastischen Deformationen<br />

wird jeweils angenommen, daß der Deformationsprozeß auf Zeitskalen abläuft,<br />

die garantieren, daß der betrachtete Körper immer im thermodynamischen Gleichgewicht<br />

ist. In diesem Fall liegt ein thermodynamisch reversibler Prozeß vor. Alle thermodynamischen<br />

Größen werden als Dichten angegeben, d.h. sie sind auf das Einheitvolumen des<br />

<strong>und</strong>eformierten Körpers bezogen. Die thermodynamische Gr<strong>und</strong>gleichung für deformierte<br />

Körper lautet somit:<br />

dU = T dS + σ ik dɛ ik<br />

Die Dichte der Freien Energie ist wie folgt definiert: F = U − T S. Das zugehörige totale<br />

Differential ist für den deformierten Körper:<br />

dF = −SdT + σ ik dɛ ik<br />

Die Dichten der Zustandsfunktionen U <strong>und</strong> F sind aufgr<strong>und</strong> der Abhängigkeit ihrer totalen<br />

Differentiale von dɛ ij Funktionen der Konfiguration des Kristalls. Gleichzeitig müssen<br />

sie als Zustandsfunktionen invariant gegen Translation oder Rotation des gesamten Kristalls<br />

sein. Die Bedingung der Invarianz gegen Rotationen, führt zu der Erkenntnis,<br />

daß die Zustandsfunktionen von der erreichten Endkonfiguration über die Angabe der<br />

Anfangskonfiguration x i <strong>und</strong> der Verzerrung ɛ ij eindeutig gegeben sind:<br />

U(⃗x Ende , S) = U(⃗x Start , ɛ ij , S) <strong>und</strong> F (⃗x Ende , T ) = F (⃗x Start , ɛ ij , T )<br />

Die jeweiligen, abhängigen Variablen erhält man als partielle Ableitungen der Zustandsfunktionen,<br />

z.B.:<br />

σ ij = 1 ( )<br />

( )<br />

∂F<br />

∂F<br />

<strong>und</strong> S = −<br />

V ∂ɛ ij T ɛ<br />

∂T<br />

′ ɛ<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Abhängigkeit der Dichten der Zustandsfunktionen von den in der linearen<br />

Elastizitätstheorie als klein angenommenen Verzerrungen, lassen sich diese in den<br />

Verzerrungen entwickeln:<br />

U(⃗x Start , ɛ ij , S) = U(⃗x Start , S) + σ ij ɛ ij + 1 2 CS ijkl ɛ ijɛ kl + · · ·<br />

F (⃗x Start , ɛ ij , T ) = F (⃗x Start , T ) + σ ij ɛ ij + 1 2 CT ijkl ɛ ijɛ kl + · · ·<br />

In dieser Darstellung sind die elastischen Konstanten C ijkl mehrfache Ableitungen der<br />

thermodynamischen Zustandfunktionen. Man unterscheidet zwischen den adiabatischen<br />

(Cijkl S ) <strong>und</strong> isothermen (CT ijkl<br />

) elastischen Konstanten.<br />

Der Tensor der Elastischen Konstanten wird andererseits auch rein phänomenologisch<br />

aufgr<strong>und</strong> experimenteller Beobachtungen der Antwort eines elastischen Körpers auf von<br />

außen vorgegebene Spannungen eingeführt. Die sogenannten konstitutiven Gleichungen<br />

oder auch Stoffgesetze stellen für ein gegebenes Material einen Zusammenhang zwischen<br />

114


Elastizitätstheorie<br />

den Komponenten des Verzerrungs- <strong>und</strong> des Spannungstensors her. Formal wird dieser<br />

Zusammenhang durch das verallgemeinerte Hook’sche Gesetzt beschrieben:<br />

σ ij = C ijkl ɛ kl<br />

Dabei ist der Elastizitätstensor C ijkl ein Tensor 4. Stufe, dessen Komponenten in homogenen<br />

Medien ortsunabhängig sind. Das so formulierte, verallgemeinerte Hook’sche<br />

Gesetz gilt für Situationen ohne äußere Spannungen. Mit äußeren Spannungen verwendet<br />

man den Tensor der elastischen Steifigkeiten B ijkl , um die sogenannten Spannungs-<br />

Verzerungs-Relationen anzugeben:<br />

σ ij (⃗x, T ) = σ ij (⃗x Start , T ) + B ijkl ɛ kl + · · ·<br />

Die Elemente des Tensors der elastischen Steifigkeiten B ijkl sind mit dem Tensor der<br />

elastischen Konstanten über die folgende Beziehung verknüpft.<br />

B ijkl = 1 2 (σ ilδ jk + σ jl δ ik + σ ik δ jl + σ jk δ il − 2σ ij δ kl ) + C ijkl (6.1)<br />

Im Spezialfall eines isotropen äußeren Drucks −p = (σ xx + σ yy + σ zz )/3 (bzw.−p =<br />

(σ xx + σ yy )/2 in zwei Dimensionen) vereinfacht sich dieser Zusammenhang auf:<br />

B ijkl = −p (δ jl δ ik + δ il δ jk − δ ij δ kl ) + C ijkl<br />

Der Tensor der Nachgiebigkeiten S ijkl ist das Inverse des Tensors der elastischen Steifigkeiten.<br />

Seine Elemente können aus den mikroskopischen Fluktuationen der Verzerrungen<br />

ɛ ij berechnet werden. Diese bieten daher einen Zugang zur Berechnung des Tensors der<br />

elastischen Konstanten. Die folgenden Überlegungen werden für den Spezialfall eines<br />

zweidimensionalen Systems im thermodynamischen Gleichgewicht dargelegt.<br />

Isotrope Festkörper<br />

Wie bereits diskutiert kann die Dichte der Freien Energie in den Verzerrungen ɛ ij entwickelt<br />

werden. Es sei nun der isotherme Fall, d.h. T = konstant, betrachtet. Im <strong>und</strong>eformierten<br />

Körper gilt ɛ ij = 0. Wirken auf ihn keine äußeren Kräfte ein, so muß auch für die<br />

inneren Spannungen σ ij = 0 gelten. Dies ist gleichbedeutend mit der Forderung, daß die<br />

∂F<br />

Dichte der Freien Energie im Gleichgewichtszustand ein Minimum hat:<br />

∂ɛ ik<br />

= σ ik = 0.<br />

Die Dichte der Freien Energie ist ein Skalar. Es lassen sich 2 unabhängige Skalare zweiten<br />

Grades aus den Komponenten ɛ ik des Verzerrungstensors konstruieren:<br />

ɛ 2 ii = (ɛ 11 + ɛ 22 ) 2 <strong>und</strong> ɛ 2 ik = ɛ2 11 + ɛ 2 12 + ɛ 2 21 + ɛ 2 22<br />

So ergibt sich als Summe dieser Skalare folgender allgemeiner Ausdruck für die Dichte<br />

der Freie Energie eines deformierten isotropen Körpers:<br />

F = F 0 + λ 2 ɛ2 ii + µɛ 2 ik (6.2)<br />

115


Elastizitätstheorie<br />

Dabei sind λ <strong>und</strong> µ die sogenannten Lamé Koeffizienten. Eine reine Scherung ist eine<br />

Formveränderung ohne Volumenveränderung: ɛ ii = ɛ 11 + ɛ 22 = 0. Eine homogene<br />

Dilatation ist eine Volumenveränderung ohne Formveränderung: ɛ ik = cδ ik (c = konstant).<br />

Da jede Verzerrung in eine Scherung plus eine Dilatation zerlegt werden kann,<br />

läßt sich der Verzerrungstensor, wie bereits diskutiert, auch als Summe dieser darstellen.<br />

In zweidimensionalen Systemen erhält man den folgenden Ausdruck:<br />

ɛ ik =<br />

(ɛ ik − 1 )<br />

2 δ ikɛ ll + 1 2 δ ikɛ ll<br />

Der erste Summand ist eine reine Scherung, wohingegen der zweite eine homogene Dilatation<br />

beschreibt. Es ist zu beachten, daß in zweidimensionalen Systemen δ ii = δ 11 +δ 22 = 2<br />

<strong>und</strong> auch δ ik δ ik = δ 11 δ 11 + δ 12 δ 12 + δ 21 δ 21 + δ 22 δ 22 = 2 gilt. Die Formulierung der Dichte<br />

der Freien Energie mit Hilfe der Lamé Koeffizienten (Gl. 6.2) kann direkt in Beiträge<br />

einer reinen Scherung <strong>und</strong> Beiträge einer homogenen Dilatation umsortiert werden. Man<br />

startet dazu z.B. mit der Summe der reinen Scherung <strong>und</strong> homogenen Dilatation <strong>und</strong><br />

bestimmt aus einem Koeffizientenvergleich die noch unbekannten Konstanten A <strong>und</strong> B.<br />

F = A<br />

(ɛ ik − 1 ) 2<br />

2 δ ikɛ ll + Bɛ 2 ll<br />

(ɛ = A ik ɛ ik − ɛ ik δ ik ɛ ll + 1 )<br />

4 δ ikδ ik ɛ ll ɛ ll + Bɛ 2 ll<br />

=<br />

(<br />

Aɛ 2 ik + B − 1 )<br />

2 A ɛ 2 ll<br />

Der Vergleich mit Gleichung (6.2) erlaubt die Bestimmung der Koeffizienten A <strong>und</strong> B.<br />

A = µ<br />

B − 1 2 A = λ 2<br />

→ B = 1 (λ + µ)<br />

2<br />

In der Literatur wird diese Darstellung zumeist in folgender Form angegeben:<br />

(<br />

F = µ ɛ ik − 1 ) 2<br />

2 δ ikɛ ll + K 2 ɛ2 ll<br />

wobei µ der Schermodul <strong>und</strong> K = 2B = λ + µ der Kompressionsmodul ist. Im thermodynamischen<br />

Gleichgewicht ist die Dichte der Freien Energie minimal. Wirken keine<br />

äußeren Kräfte auf den Festkörper ein, so nimmt die Dichte der Freien Energie ihren minimalen<br />

Wert für ɛ ik = 0 an. Aus der Minimalbedingung für F im thermodynamischen<br />

Gleichgewicht kann man schließen, daß stets gelten muß: K > 0 <strong>und</strong> µ > 0.<br />

Anisotrope Festkörper: Kristalle<br />

Auch für diesen Fall wird von einer isothermen Deformation ausgegangen <strong>und</strong> der Kristall<br />

im thermodynamischen Gleichgewicht σ ij = 0 betrachtet. In Kristallen läßt sich die Freie<br />

116


Elastizitätstheorie<br />

Energie auch in den Verzerrungen ɛ ij entwickeln. Die Entwicklungskoeffizienten sind die<br />

Elemente des Elastizitätstensors C iklm .<br />

F = 1 2 C iklmɛ ik ɛ lm<br />

Dieser Tensor 4. Stufe hat 81 Elemente. Aufgr<strong>und</strong> der Symmetrien des Verzerrungstensors<br />

gilt: C iklm = C kilm = C ikml = C lmik . Das führt zu einer Reduktion der unabhängigen<br />

Komponenten des Elastizitätstensor auf maximal 21, bzw. 16 in zweidimensionalen<br />

Systemen. Oft wird, um die Notation zu vereinfachen, die sogenannte Voigt-Notation verwendet:<br />

C αβ mit α, β = 1, 2, 3 die den folgenden Kombinationen entsprechen: xx, yy, xy.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Symmetrien der jeweiligen Kristallgitter reduziert sich die Anzahl der<br />

unabhängigen Komponenten weiter. Für die hier vorliegende Arbeit ist das zweidimensionale<br />

Dreiecksgitter von besonderer Bedeutung. Dieses weist eine 6-fache Rotationssymmetrie<br />

auf. Unter Berücksichtigung dieser Symmetrie schreibt sich die Freie Energie<br />

des Dreiecksgitters als:<br />

F = 1 2 C xxxx(ɛ 2 xx + ɛ 2 yy) + C xxyy ɛ xx ɛ yy + 2C xyxy ɛ 2 xy<br />

Da ein zweidimensionaler Kristall mit hexagonaler Symmetrie ein isotroper Festkörper<br />

ist, kann diese Darstellung der Dichte der Freien Energie direkt mit der für isotrope<br />

Systeme erhaltenen Darstellung mittels Lamé Koeffizienten verglichen werden.<br />

F = λ 2 ɛ2 ii + µɛ 2 ik = λ 2 (ɛ xx + ɛ yy ) 2 + µ(ɛ 2 xx + ɛ 2 xy + ɛ 2 yx + ɛ 2 yy)<br />

= ( λ 2 + µ)(ɛ2 xx + ɛ 2 yy) + λɛ xx ɛ yy + 2µɛ 2 xy<br />

Der Vergleich liefert die Verknüpfung der Lamé Koeffizienten mit den Elementen des<br />

Elastizitätstensors.<br />

oder auch<br />

C xxxx = λ + 2µ <strong>und</strong> C xxyy = λ <strong>und</strong> C xyxy = µ<br />

λ = C xxyy bzw. λ = C xxxx − 2C xyxy<br />

µ = C xyxy bzw. µ = 1 2 (C xxxx − C xxyy )<br />

Damit kann auch der Kompressionsmodul K = λ + µ <strong>und</strong> der Schermodul µ direkt aus<br />

dem Elastizitätstensor berechnet werden:<br />

K = C xxyy + C xyxy bzw. K = C xxxx − C xyxy bzw. K = 1 2 (C xxxx + C xxyy )<br />

µ = C xyxy bzw. µ = 1 2 (C xxxx − C xxyy )<br />

Im Allgemeinen wird die Elastizitätstheorie zur Berechnung von Spannungs- oder Verzerrungsverteilungen<br />

oder aber auch zur Berechnung des Verschiebungsfeldes in einem<br />

117


Elastizitätstheorie<br />

Festkörper bei vorgegebenen Randbedingungen verwendet. In zweidimensionalen Systemen<br />

können die 8 Unbekannten (3 Spannungskomponenten σ ij , 3 Verzerrungskomponenten<br />

ɛ ij <strong>und</strong> 2 Verschiebungskomponenten u i ) durch das Lösen von 8 Gleichungen<br />

∂σ ji<br />

∂x j<br />

+ K i = 0 (2 Gleichgewichtsbedingungen)<br />

( )<br />

ɛ ij = 1 ∂ui<br />

2 ∂x j<br />

+ ∂u j<br />

∂x i<br />

(3 geometrische Gleichungen)<br />

σ ij = C ijkl ɛ kl (3 physikalische Gleichungen)<br />

unter Berücksichtigung der Randbedingungen bestimmt werden. Die Randbedingungen<br />

können als Oberflächenkräfte σ ij n j = p i oder aber auch als Oberflächenverschiebungen<br />

u i (O) = u iO vorgegeben werden. Diese klassische Art der Fragestellung in der Elastizitätstheorie<br />

wird jedoch in dieser Arbeit nicht verfolgt. Ziel der hier vorgelegten Arbeit<br />

ist es viel mehr aus einem bekannten Verschiebungsfeld ⃗u Information über die Materialkonstanten,<br />

d.h. über den Tensor der elastischen Konstanten C ijkl zu gewinnen, bzw.<br />

die Information, welche prinzipiell aus der Analyse des Verschiebungsfeldes gewonnen<br />

werden kann genauer zu charakterisieren. Die Auswertung des mikroskopischen Verschiebungsfeldes<br />

ist insbesondere in Systemen der weichen kondensierten Materie (soft<br />

matter) von großer Bedeutung, da zum einem in diesen Systemen das Verschiebungsfeld<br />

über videomikroskopische Methoden direkt zugänglich ist <strong>und</strong> zum anderen die Analyse<br />

der Gleichgewichtsfluktuationen des Verschiebungsfeldes nicht invasiv ist. D.h. das analysierte<br />

System wird nicht gestört. Dieser Aspekt ist vor allem bei Untersuchungen von<br />

Phasenübergängen sehr wichtig (siehe z.B. [88]). Im nächsten Kapitel wird zunächst ein<br />

kurzer Überblick über Methoden zur Berechnung der elastischen Konstanten aus den<br />

Fluktuationen des Verschiebungsfeldes gegeben.<br />

118


KAPITEL 7<br />

Fluktuationsmethoden<br />

Die elastischen Konstanten C ijkl beschreiben die Antwort eines Materials auf äußere<br />

Krafteinwirkungen. Um diese materialabhängigen Größen zu berechnen, kann man zum<br />

Beispiel sogenannte Spannungs-Verzerrungs-Kurven aufnehmen. Unter Verwendung des<br />

verallgemeinerten Hook’schen Gesetzes lassen sich die Elemente des Elastizitätstensors<br />

aus diesen Kurven bestimmen. Methoden, die auf diese Herangehensweise beruhen, findet<br />

man in der Literatur unter dem Stichwort ”strain methods”. Der Nachteil dieser Methoden<br />

liegt darin, daß für eine komplette Bestimmung des Elastizitätstensors viele verschiedene<br />

Deformationen <strong>und</strong> die daraus resultierenden Spannungszustände im Material<br />

analysiert werden müssen. Im Gegensatz dazu reicht eine Analyse des Gleichgewichtszustandes<br />

des <strong>und</strong>eformierten Systems zur Bestimmung des kompletten Elastizitätstensors<br />

aus, wenn man die mikroskopischen Fluktuationen des Verzerrungstensors auswertet.<br />

Methoden, die auf die Analyse dieser Fluktuationen beruhen, heißen Fluktuationsmethoden<br />

(fluctuation methods). Aus den partiellen Ableitungen der Freien Energie nach<br />

den Verzerrungen, lassen sich Ausdrücke herleiten, die den Spannungs- bzw. den Elastizitätstensor<br />

in direkten Zusammenhang mit den mittleren Quadraten der thermischen<br />

Fluktuationen der Verzerrungen bringen. Dieses Vorgehen wird nun kurz skizziert.<br />

Die Darstellung der Freien Energie als Taylor-Reihe in den Verzerrungen (siehe Kapitel<br />

6 für die Dichte der Freien Energie) zeigt, daß die Elemente des Spannung- bzw. des<br />

Elastizitätstensors aus den partiellen Ableitungen der Freien Energie berechnet werden<br />

können (isothermer Fall T = konstant):<br />

σ ij = 1 ( ∂F<br />

<strong>und</strong> C ijkl =<br />

V ∂ɛ ij<br />

)T<br />

1 ( ∂ 2 F<br />

V ∂ɛ ij ∂ɛ kl<br />

)T<br />

Aus diesen Zusammenhängen kann man in Systemen mit differenzierbaren Potentialen<br />

bei Kenntnis der Helmholtz Freien Energie F = −k B T ln Z (Z ist die klassische, kanoni-<br />

119


Fluktuationsmethoden<br />

sche Zustandssumme des Systems) die Elemente des Spannungs- bzw. Elastizitätstensors<br />

direkt berechnen.<br />

Differenzierbare Potentiale<br />

Diese thermodynamischen Zusammenhänge nutzen Squire et al. [89] zur Herleitung von<br />

Formeln für die Berechnung des isothermen Spannungs- <strong>und</strong> des Elastizitätstensors in<br />

geordneten Systemen. Sie betrachten eine paarweise Wechselwirkung der Teilchen, die<br />

durch ein kontinuierliches Wechselwirkungpotential φ(r) beschrieben wird. Farago et<br />

al. [90] führen eine analoge Herleitung für diskontinuierliche Wechselwirkungspotentiale<br />

durch. Der allgemeineren Notation von Farago et al. [90] folgend, schreibt sich die<br />

klassische, kanonische Zustandssumme des Systems als:<br />

Z = (2πmk BT ) 3N/2<br />

h<br />

∫V 3N {ɛ} γ=1<br />

N∏<br />

d⃗r γ e − P 〈αβ〉 φ(rαβ )/k B T = (2πmk BT ) 3N/2<br />

Hierbei steht ∑ 〈αβ〉 für eine Summation über eindeutige Paare der Teilchen <strong>und</strong> Z C<br />

bezeichnet das Konfigurationsintegral. Die Integration verläuft über das Volumen des<br />

durch {ɛ} beschriebenen, deformierten Zustands. Um zu einer Formulierung zu gelangen,<br />

die Fluktuationen um den <strong>und</strong>eformierten Gleichgewichtszustand ({ ⃗ R}) beinhaltet,<br />

wechselt man von den Integrationsvariablen r i des deformierten Systems zu denen des<br />

<strong>und</strong>eformierten Systems R i . Diese sind gemäß den Annahmen der klassischen, linearen<br />

Elastizitätstheorie durch eine affine Abbildung r i = M ij R j miteinander verknüpft. Weitere<br />

Details der Herleitung sind in Appendix A am Beispiel des Spannungstensors σ ij<br />

gegeben. Die partiellen Ableitungen nach den Verzerrungen ermöglichen die Berechnung<br />

des Spannungstensors durch:<br />

σ ij = 1 V<br />

∂φ<br />

∂F<br />

∂ɛ ij<br />

∣<br />

∣∣{ɛ}={0}<br />

= 1 V<br />

〈 ∑<br />

<br />

h 3N<br />

φ ′ (R αβ ) Rαβ i<br />

R αβ 〉<br />

j<br />

R αβ − Nk BT δ ij<br />

V<br />

Es gilt: = φ ′ (R αβ ). Für die Berechnung des Elastizitätstensors, müssen die zweiten<br />

∂R αβ<br />

partiellen Ableitungen in den Verzerrungen berechnet werden. Man erhält den folgenden<br />

Ausdruck:<br />

C ijkl = 1 V<br />

=<br />

∂ 2 F<br />

∣<br />

∣∣{ɛ}={0}<br />

∂ɛ ij ∂ɛ kl<br />

{ 〈 ∑<br />

1<br />

V k B T<br />

−<br />

〈 ⎡ ⎣ ∑<br />

<br />

<br />

φ ′ (R αβ ) Rαβ i<br />

φ ′ (R αβ ) Rαβ i<br />

R αβ<br />

R αβ<br />

j<br />

R αβ<br />

R αβ<br />

j<br />

⎤ ⎡<br />

⎦ ⎣ ∑<br />

〉 〈 ∑<br />

<br />

<br />

〉<br />

φ ′ (R αβ ) Rαβ k<br />

Rαβ l<br />

R αβ<br />

φ ′ (R αβ ) Rαβ k<br />

R αβ<br />

Rαβ l<br />

⎤〉 }<br />

⎦<br />

+<br />

Z C<br />

120


Fluktuationsmethoden<br />

+ 1 V<br />

〈 ∑<br />

<br />

+ 2Nk BT δ ij δ kl<br />

V<br />

φ ′′ (R αβ ) Rαβ i<br />

R αβ<br />

j<br />

R αβ<br />

k<br />

Rαβ l<br />

(R αβ ) 2 〉<br />

− 1 V<br />

〈 ∑<br />

<br />

φ ′ (R αβ ) Rαβ i<br />

R αβ<br />

j<br />

R αβ 〉<br />

k<br />

Rαβ l<br />

(R αβ ) 3<br />

Die in geschweiften Klammern angegebenen ersten zwei Summanden geben der Methode<br />

ihren Namen. Sie bilden den sogenannten Fluktuationsterm. Den dritten <strong>und</strong> vierten<br />

Summand erhält man auch aus der Behandlung der Inneren Energie im Rahmen der<br />

Born’schen Elastizitätstheorie. Sie werden daher als Born-Term bezeichnet. Der sogenannte<br />

kinetische Anteil 2Nk B T δ ij δ kl /V ergibt sich aus der Ableitung des Logarithmus,<br />

die zu einem Summanden −Nk B T ln V führt. Die Formeln zur Berechnung der relevanten<br />

Tensoren, haben den Nachteil, daß sie die Ableitungen des Wechselwirkungspotentials<br />

explizit enthalten. D.h. will man sie verwenden, muß man das Wechselwirkungspotential<br />

im betrachteten physikalischen System möglichst exakt kennen. Dies ist in experimentellen<br />

Systemen nicht immer der Fall. Des weiteren muß das Wechselwirkungspotential<br />

zweifach differenzierbar sein. Für das harmonisch wechselwirkende Dreiecksgitter, welches<br />

in den Studien der Verzerrungskorrelationsfunktionen als Modellsystem verwendet<br />

wird, ist dies der Fall. Die Fluktuationsmethode gemäß Squire et al. [89] wird hier verwendet,<br />

um Vergleichswerte zu berechnen.<br />

Nicht-differenzierbare Potentiale<br />

Für nicht differenzierbare Potentiale wie z.B. das Harte Scheiben-Potential, leiten Farago<br />

et al. [90] die analogen Formeln zur Berechnung des Spannungs- <strong>und</strong> des Elastizitätstensors<br />

im Rahmen einer Grenzfallbetrachtung her (siehe Appendix A). Sie lauten:<br />

<strong>und</strong><br />

C ijkl = 2NkT<br />

V<br />

+ 1 2<br />

+<br />

−<br />

∑<br />

γ≠α,β<br />

[ ∑<br />

<br />

∑<br />

σ ij = − kT<br />

V<br />

( ∑<br />

<br />

(<br />

δ ij δ kl + kT (D + 2) ∑<br />

V<br />

〈[<br />

∑ R<br />

αβ<br />

i<br />

R αβ<br />

j<br />

〈<br />

R<br />

αβ<br />

i<br />

∑<br />

R αβ<br />

R αβ<br />

j<br />

≠<br />

〈<br />

R<br />

αβ<br />

i<br />

R αβ 〉 )<br />

j<br />

R αβ ∆ αβ + Nδ ij<br />

<br />

〈<br />

R<br />

αβ<br />

i<br />

R αβ<br />

j<br />

R αβ 〉<br />

k<br />

Rαβ l<br />

(R αβ ) 3 ∆ αβ<br />

R αβ (<br />

k<br />

Rαβ l ⃗R<br />

(R αβ ) 2 ∆ αβ αβ R ⃗ αγ<br />

R<br />

R αβ R αγ ∆αγ + ⃗ )]〉<br />

αβ R ⃗ γβ<br />

R αβ R γβ ∆βγ<br />

∆ αβ 〉][ ∑<br />

〈<br />

R<br />

αβ<br />

i<br />

<br />

〈 〉]<br />

R<br />

αβ<br />

k<br />

Rαβ l<br />

R αβ ∆ αβ<br />

R αβ<br />

j<br />

R γδ<br />

〉)<br />

k Rγδ l<br />

R αβ R γδ ∆ αβ ∆ γδ<br />

121


Fluktuationsmethoden<br />

wobei die griechischen Indizes die Teilchen durchnumerieren. Die Notation ∑ kennzeichnet<br />

wieder eine Summation über eindeutige Paare der Teilchen. Lateinische Indizes<br />

stehen in den hier betrachteten zweidimensionalen Systemen (D = 2) für x bzw. y. Der<br />

Abstand zweier Teilchen α <strong>und</strong> β im nichtdeformierten Referenzgitter ist R αβ .<br />

In der Simulation müssen die Delta-Funktionen ∆ αβ ausgewertet werden. Dazu werden<br />

Histogramme aufgenommen. Man zählt die Beiträge der Paare, deren Abstand in eines<br />

der Intervalle<br />

∆R n = [a + δ n − δ n<br />

2 , a + δ n + δ n<br />

], n = 1, 2, . . .<br />

2<br />

fällt. Wobei δ n = (n−1/2)δ gilt <strong>und</strong> δ die Intervallbreite ist (a ist der Teilchendurchmesser).<br />

Dieses Vorgehen ergibt eine bessere Statistik, als die Auswertung nur eines einzelnen<br />

Intervalls a ≤ R ≤ a + δ. Eine Extrapolation der aufgenommenen Kurve auf δ n → 0<br />

liefert den Wert der Deltafunktion. Zur Extrapolation werden die aus den Datensẗzen<br />

berechneten Werte für C ijkl bzw. σ ij über δ n /a aufgetragen <strong>und</strong> ein polynomialer Fit<br />

dritter Ordnung durchgeführt. Diese Methode wurde zur Berechnung der elastischen Module<br />

<strong>und</strong> des Spannungstensors im monodispersen Harte Scheiben System angewandt,<br />

welches in Kapitel 15 diskutiert wird.<br />

Binäre Mischungen<br />

Betrachtet man nun allgemein eine binäre Mischung, deren Komponenten A <strong>und</strong> B einer<br />

paarweisen Wechselwirkung unterliegen, so läßt sich die Hamilton Funktion schematisch<br />

wie folgt darstellen:<br />

H = T A + T B + ∑ φ A (r) + ∑ φ B (r) + ∑ φ AB (r)<br />

T A bzw. T B stehen hier für die kinetischen Energien. Die Summen in den potentiellen<br />

Energien laufen jeweils über eindeutige Paare z.B. AA für φ A (r). r steht dabei jeweils<br />

für den Abstand der Teilchen. Die zugehörige, klassische Zustandssumme lautet:<br />

∫<br />

Z = dΓ N e −βH(Γ)<br />

= (2πk BT ) 3N 3N A<br />

2 m 2<br />

A<br />

= (2πk BT ) 3N 3N A<br />

2 m 2<br />

A<br />

3N B<br />

m 2<br />

B<br />

h<br />

∫V 3N {ɛ} γ=1<br />

h 3N<br />

3N B<br />

m 2<br />

B<br />

Z C<br />

N∏<br />

d⃗r γ e −(P 〈αβ〉 φ A(r)+ P 〈αβ〉 φ B(r)+ P 〈αβ〉 φ AB(r))/k B T<br />

Das Konfigurationsintegral kann wie folgt umgeschrieben werden:<br />

∫ N∏<br />

d⃗r γ e −(P 〈αβ〉 φ A(r)+ P 〈αβ〉 φ B(r)+ P 〈αβ〉 φ AB(r))/k B T =<br />

∫<br />

V {ɛ} γ=1<br />

N A ∏<br />

V {ɛ} γ=1<br />

d⃗r γ e − P ∫<br />

〈αβ〉 φ A(r)/k B T<br />

N B ∏<br />

V {ɛ} τ=1<br />

d⃗r τ e −(P 〈αβ〉 φ B(r)+ P 〈αβ〉 φ AB(r))/k B T<br />

122


Fluktuationsmethoden<br />

Wie man an der Struktur des Konfigurationsintegrals ablesen kann, faktorisiert dieses<br />

nur für den Spezialfall φ AB (r) = 0 für alle r komplett. In einem solchen Fall ergeben<br />

sich die gesuchten Tensoren aus den Summen der Tensoren der monodispersen Systeme<br />

A <strong>und</strong> B. Die in dieser Arbeit analysierten Mischungen sind jedoch sogenannte additive<br />

Mischungen mit φ AB (r) ≠ 0. Ein Spezialfall solcher Mischungen ist ein Harte Scheiben<br />

System mit Punktstörstellen. Dieses System wird in einem eigenen Kapitel 16 im Detail<br />

untersucht. Das hier allgemein für binäre Mischungen angegebene Konfigurationsintegral<br />

wird dort für die relevanten Situationen noch weiter diskutiert.<br />

Wie man dem Appendix A entnehmen kann, ist die Herleitung der auszuwertenden Formeln<br />

für die klassischen Fluktuationsmethoden je nach Wechselwirkungspotential recht<br />

aufwendig. Da wie bereits erwähnt nicht immer die exakte Form der Teilchenwechselwirkung<br />

bekannt ist <strong>und</strong> diese auch nicht zwingend (siehe z.B. [91, 92]) eine Paarwechselwirkung<br />

sein muß, ist eine Analyse, die weitgehend unabhängig vom im System vorliegenden<br />

Wechselwirkungspotential ist, wünschenswert. Einen solchen Zugang, der von den Details<br />

der Wechselwirkung größtenteils unabhängig ist, bietet die direkte Analyse der Korrelationen<br />

der Verzerrungen, die im Rahmen einer Landau Gitterfeldtheorie durchgeführt<br />

werden kann.<br />

123


124


KAPITEL 8<br />

Landau Theorie<br />

Aufgr<strong>und</strong> des universellen Verhaltens ganz unterschiedlicher Systeme beim Phasenübergang<br />

wurden Theorien entwickelt, dieses universelle Verhalten allgemein zu erfassen.<br />

Eine der ersten klassischen Theorien ist die Landau Theorie. Sie ist der allgemeine Rahmen<br />

der Molekularfeld-Theorie (mean field theory). In der Molekularfeld-Theorie wird<br />

die Wechselwirkung eines Freiheitsgrades mit dem physikalischen System durch seine<br />

Wechslewirkung mit dem Mittelwert der übrigen Freiheitsgrade modelliert. Diese Mittelung<br />

der Freiheitsgrade ermöglicht eine vereinfachte Behandlung der Wechselwirkungen,<br />

gleichzeitig verschwinden durch sie aber auch interessante, räumliche Korrelationen <strong>und</strong><br />

Fluktuationen. Nahe des Phasenübergangs bestimmen aber gerade Fluktuationen die<br />

physikalischen Vorgänge. Aufgr<strong>und</strong> dieser Tatsache gelingt z.B. die Klassifizierung der<br />

Ordnung des Phasenübergangs in der Molekularfeld-Theorie nicht immer. Die Antwort<br />

eines Systems auf eine Störung durch den Einfluß eines inhomogenen Feldes, kann jedoch<br />

im Rahmen der Molekularfeld-Theorie behandelt werden. Die Antwort des Systems<br />

ist durch die Korrelationen <strong>und</strong> damit auch durch die Korrelationslängen im System<br />

bestimmt, so daß in diesem Sinne auch Korrelationen in Molekularfeld-Theorien untersucht<br />

werden können. Im Folgenden wird das Vorgehen bei der Konstruktion einer<br />

Landau Theorie kurz skizziert, um den weiteren Rahmen der in dieser Arbeit entwickelten<br />

Theorie aufzuzeigen. Die Darstellung orientiert sich hierbei an den ausführlicheren<br />

Darstellungen wie man sie z.B. in [93, 76, 94] findet. In der phänomenologischen Landau<br />

Theorie geht man von zwei Postulaten aus.<br />

1) Das Landau Funktional kann in Abhängigkeit von den Kopplungskonstanten {K i }<br />

<strong>und</strong> vom Ordnungsparameter φ bzw. seiner Dichte ψ dargestellt werden.<br />

2) Das globale Minimum des Landau Funktionals bezüglich des Ordnungsparameters<br />

spezifiziert den Gleichgewichtszustand des Systems.<br />

125


Landau Theorie<br />

Des weiteren muß das Landau Funktional die folgenden Bedingungen erfüllen:<br />

→ Es muß die im System vorliegenden Symmetrien berücksichtigen.<br />

→ Nahe des kritischen Punktes muß das Funktional analytisch bezüglich der<br />

Kopplungskonstanten <strong>und</strong> bezüglich des Ordnungsparameters φ sein.<br />

→ Für den Ordnungsparameter φ muß gelten: φ = ∫ {<br />

=0 für T >T<br />

d⃗rψ(⃗r)<br />

c<br />

≠0 für T 0 gelten muß, da ansonsten das Funktional durch |ψ| → ∞ minimiert würde. Im<br />

Bereich T < T c soll ψ = 0 die Minimumsbedingung ∂L/∂φ = 0 erfüllen. Damit gilt<br />

für den Koeffizienten a 1 = 0. Um die Koeffizienten a 2 <strong>und</strong> a 4 genauer zu bestimmen,<br />

entwickelt man diese bezüglich (T − T c ). Für a 4 ist dabei in der Regel nur der von der<br />

Temperatur unabhängige Anteil a 0 4 relevant. Im Gegensatz dazu fällt, aufgr<strong>und</strong> der Minimumsbedingung<br />

∂L/∂φ = 0, der von der Temperatur unabhängige Koeffizient a 0 2 weg.<br />

Der in t = (T − T c )/T c lineare Term dieser Entwicklung wird berücksichtigt. Aus diesen<br />

Überlegungen erhält man als allgemeinen Ansatz für das Landau Funktional:<br />

∫<br />

∫<br />

L(T ; φ) = d d r L(T ; ψ(⃗r)) = d d r [a 0 ([K], T ) + a 1 2tψ 2 (⃗r) + a 0 4ψ 4 (⃗r)]<br />

Es ist zu beachten, daß die Temperatur T eine thermodynamische Variable ist, der Ordnungparameter<br />

bzw. seine Dichte jedoch nicht. ψ ist der Gleichgewichtswert für den bei<br />

gegebener Temperatur das Landau Funktional minimal wird! Der Koeffizient a 0 ([K], T )<br />

gibt den Wert des Funktionals in der Hochtemperaturphase an bzw. Beiträge, die nicht<br />

durch den Ordnungsparameter φ erfaßt werden. In räumlich inhomogenen Systemen ist<br />

der Ordnungsparameter eine Funktion des Ortes. Solche Systeme kann man mittels der<br />

Landau Theorie erfassen, indem man eine Vergröberung des Ordnungsparameters vornimmt,<br />

d.h. den lokalen Ordnungsparameter über Blöcke der Ausdehnung Λ −1 ≈ ξ(T )<br />

126


Landau Theorie<br />

mittelt. Die Ausdehnung der Blöcke muß in etwa von der Größe der Korrelationslänge<br />

ξ(T ) im System sein, damit garantiert ist, daß der lokale Ordnungsparameter innerhalb<br />

eines Blocks näherungsweise uniform ist. Durch diese Art der Mittelung verschwinden alle<br />

Fluktuationen auf der Größenskala der Gitterkonstante a der geordneten Struktur. Die<br />

Werte des vergröberten Ordnungsparameters in aneinander grenzenden Blöcken, können<br />

sich aufgr<strong>und</strong> der verwendeten Definition im Prinzip stark unterscheiden. Einer solchen<br />

Situation entspricht z.B. das Auftreten von Domänenwänden. Da aber L bezüglich des<br />

vergröberten Ordnungsparameters analytisch sein soll, darf auch dieser selbst keine Diskontinuitäten<br />

aufweisen. Dies wird durch das Einführen eines Gradiententerms in das<br />

Landau Funktional sichergestellt.<br />

∫<br />

L(T ; φ) = d d r [a 0 ([K], T ) + a 1 2tψΛ(⃗r) 2 + a 0 4ψΛ(⃗r) 4 + 1 2 γ(∇ψ Λ(⃗r)) 2 ]<br />

Im nächsten Kapitel wird eine phänomenologische Landau Theorie für die Berechnung<br />

der Verzerrungskorrelationsfunktionen in Festkörpern aufgestellt. Zu diesem Zweck wird<br />

ein harmonisches Landau Funktional verwendet, d.h. Beiträge in ψΛ 4 (⃗r) werden vernachlässigt<br />

werden.<br />

Formal läßt sich das Landau Funktional als vergröberte Freie Energie interpretieren,<br />

welche sich aus einer eingeschränkten Spurbildung ergibt: e βL{φ(⃗r)} = Sp ′ e −βH . Die<br />

Summe über alle Mikrozustände (in einem Ising Modell z.B. {S}) des Systems läßt sich<br />

in eine Summe über alle Realisierungen (z.B. { ¯S}) der semi-makroskopischen Variable<br />

ψ Λ (⃗r) <strong>und</strong> eine Summe über die verbleibenden Mikrozustände (z.B. {S ∗ }) zerlegen.<br />

Damit wird die formale Verbindung des Landau Funktionals zur Zustandesumme des<br />

Systems sichtbar:<br />

Z = e −βF = ∑ e −βH({S}) = ∑ ∑<br />

e −βH = ∑ e −βL({φ Λ})<br />

{S}<br />

{S ∗ }<br />

{S ∗ }<br />

Die Summation über die verbleibenden Mikrozustände {S ∗ } kann durch ein Funktionalintegral<br />

ausgedrückt werden. Damit erhält man:<br />

∫<br />

Z = e −βF = Dφ Λ e −βL({φ Λ})<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Interpretation einer vergröberten Freien Energie wird das Landau Funktional<br />

in den weiteren Kapiteln auch mit F bezeichnet. Für die Untersuchung von Korrelationen<br />

ist das Fluktuations-Dissipations-Theorem von großer Bedeutung. Es wird im<br />

nächsten Abschnitt allgemein eingeführt.<br />

{ ¯S}<br />

Fluktuations-Dissipations-Theorem<br />

Man betrachtet zunächst die Zweipunkt-Korrelationsfunktion der Dichte des Ordnungsparameters.<br />

Diese ist wie folgt definiert:<br />

G(⃗r, ⃗r ′ ) = 〈ψ(⃗r)ψ(⃗r ′ )〉 − 〈ψ(⃗r)〉〈ψ(⃗r ′ )〉<br />

127


Landau Theorie<br />

Im kanonischen Ensemble berechnet sich der Mittelwert der Ordnungsparameterdichte<br />

aus:<br />

〈ψ(⃗r)〉 = 1 [ψ(⃗r)e<br />

Z Sp −βH] mit Z = Sp<br />

(e −βH)<br />

Die Hamilton Funktion des Systems läßt sich in einen kraftfreien Anteil H 0 <strong>und</strong> einen von<br />

der konjugierten Kraft π(⃗r) abhängigen Anteil zerlegen: H = H 0 + ∫ d⃗r ′ π(⃗r ′ )ψ(⃗r ′ ).<br />

Eine Variation in der konjugierten Kraft δπ(⃗r) führt zu einer Variation der Energie<br />

δH = − ∫ d⃗r ′ ψ(⃗r ′ )δπ(⃗r ′ ) <strong>und</strong> ruft eine Antwort δψ des Systems hervor:<br />

δ〈ψ(⃗r)〉 = 1 [<br />

Z Sp ψ(⃗r)(−βδH)e −βH] − 1 [<br />

Z 2 Sp (−βδH)e −βH] Sp<br />

[ψ(⃗r)e −βH]<br />

= −β (〈ψ(⃗r)δH〉 − 〈δH〉〈ψ(⃗r)〉)<br />

∫<br />

= −β d⃗r ′ ( 〈ψ(⃗r)ψ(⃗r ′ )δπ(⃗r ′ )〉 − 〈ψ(⃗r ′ )δπ(⃗r ′ )〉〈ψ(⃗r)〉 )<br />

∫<br />

= −β d⃗r ′ ( 〈ψ(⃗r)ψ(⃗r ′ )〉 − 〈ψ(⃗r ′ )〉〈ψ(⃗r)〉 ) δπ(⃗r ′ )<br />

Die Antwort δψ des Systems kann somit in Verbindung zur Zweipunkt-Korrelationsfunktion<br />

der Dichte des Ordnungsparameters gebracht werden. Dies ist das sogenannte<br />

verallgemeinerte Fluktuations-Dissipations-Theorem. Es stellt den Zusammenhang zwischen<br />

der Antwort des Ordnungsparameters auf eine äußere Störung <strong>und</strong> den inneren<br />

Fluktuationen des Systems dar:<br />

∫<br />

δ〈ψ(⃗r)〉 = β d⃗r ′ G(⃗r, ⃗r ′ )δπ(⃗r ′ )<br />

Im Spezialfall einer ortsunabhängigen Störung gilt für die verallgemeinerte Suszeptibilität:<br />

( )<br />

∫<br />

∂ψ0<br />

χ T = const · V = const · βV d⃗r ′ G(⃗r, ⃗r ′ )<br />

∂π<br />

T<br />

Dies ist die sogenannte Summenregel der Suszeptibilität. Es ist anzumerken, daß hier die<br />

Annahme gemacht wurde, daß wahrscheinlichste <strong>und</strong> mittlere Ordnungsparameterdichte<br />

übereinstimmen ψ 0 = 〈ψ〉.<br />

Um im Rahmen der Landau Theorie, mit Hilfe des Fluktuations-Dissipations-Theorems<br />

Korrelationen untersuchen zu können, muß im Landau Funktional auch die zur Ordnungsparameterdichte<br />

konjugierte Kraft π(⃗r) berücksichtigt werden:<br />

∫<br />

L(T ; φ) = d d r [a 0 ([K], T ) + a 1 2tψΛ(⃗r) 2 + a 0 4ψΛ(⃗r) 4 + 1 2 γ(∇ψ Λ(⃗r)) 2 − π(⃗r)ψ(⃗r)]<br />

Die verallgemeinerte Suzeptibilität erhält man somit in der Landau Theorie aus:<br />

(<br />

χ T (⃗r, ⃗r ′ ) = − δ2 L(T ; φ)<br />

1<br />

δπ(⃗r)δπ(⃗r ′ ) = k δ 2 Z<br />

BT<br />

Z δπ(⃗r)δπ(⃗r ′ ) − 1 )<br />

δZ 1 δZ<br />

Z δπ(⃗r) Z δπ(⃗r ′ )<br />

= β ( 〈ψ(⃗r)ψ(⃗r ′ )〉 − 〈ψ(⃗r)〉〈ψ(⃗r ′ )〉 )<br />

= βG(⃗r, ⃗r ′ )<br />

128


Landau Theorie<br />

Dieser Zusammenhang wird in der vorliegenden Arbeit verwendet, um aus der Analyse<br />

von Verzerrungskorrelationen in Festkörpern im Rahmen einer Landau Gitterfeldtheorie<br />

auf die verallgemeinerten Suszeptibilitäten zu schließen. Diese entsprechen in der Elastizitätstheorie<br />

den Elementen des nicht-lokalen Nachgiebigkeitstensors, aus denen sich die<br />

Elastischen Konstanten der Systeme bestimmen lassen. Die Form der Zweipunkt-Korrelationsfunktionen<br />

in den Verzerrungen kann analytisch mit Hilfe eines passend gewählten<br />

Landau Funktionals berechnet werden. Als Ordnungsparameter werden dazu die Verzerrungen<br />

gewählt. Diese sind im Kristall im Mittel Null. Ihre Fluktuationen sind klein<br />

<strong>und</strong> näherungsweise um den Mittelwert normalverteilt. Die mikroskopischen Verzerrungen<br />

erfüllen somit die an den Ordnungsparameter gestellten Anforderungen. Gelingt es<br />

das Funktional komplett in einer unabhängigen Verzerrungsvariable zu formulieren, so<br />

faktorisiert die Zustandssumme <strong>und</strong> die Korrelationsfunktion kann im Fourier Raum<br />

analytisch berechnet werden.<br />

129


130


KAPITEL 9<br />

Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

9.1. Analytische Herleitung<br />

Zur Untersuchung des Festkörpers als elastisches Kontinuum wird eine semi-phänomenologische,<br />

nicht-lokale Gitterfeldtheorie aufgestellt. Anstelle einer auf die mikroskopischen<br />

im Festkörper wirkenden Wechselwirkungen beruhenden Hamilton Funktion, verwendet<br />

man in solchen Theorien, wie bereits dargelegt, eine vergöberte Variable, die den Zustand<br />

des Systems beschreibt, d.h. einen passenden Ordnungsparameter. Für die hier<br />

behandelte Fragestellung bietet sich eine Formulierung in den Verzerrungen ɛ ij an. Diese<br />

vergröberte Darstellung ist zudem mit den Annahmen der klassischen, linearen Elastizitätstheorie<br />

im Einklang, in der auch angenommen wird, daß die lineare Ausdehnung der<br />

Kontinuumselemente groß im Verhältnis zu Bindungslängen o. ä. sind. Im vergröberten<br />

Modell tritt an die Stelle des Ordnungsparameterfeldes ɛ ij (⃗x) sein vergröberter, lokaler<br />

Mittelwert 〈ɛ ij (⃗x)〉. Um die Notation übersichtlicher zu halten, wird im Folgenden der<br />

vergröberte, lokale Mittelwert mit ɛ ij bezeichnet.<br />

Es wird ein phänomenologischer Ansatz für das Landau Funktional der vergröberten<br />

Freien Energie F auf dem Vergröberungsgitter gemacht (siehe z.B. [76]). Dabei gibt das<br />

ganzzahlige Zahlentupel ⃗ l die Gitterposition an.<br />

F[ɛ ij (⃗x)] = ∑ ⃗ l<br />

f(ɛ ij, ⃗ l<br />

) + 1 2<br />

∑<br />

⃗ l, ⃗ l ′<br />

C ⃗l, ⃗ l ′<br />

(<br />

ɛ ij, ⃗ l<br />

− ɛ ij, ⃗ l ′) 2<br />

+ · · ·<br />

Den Kontinuumsgrenzfall dieser Betrachtungen erhält man, indem man das Volumen der<br />

Vergröberungszelle V z = V N<br />

(V : gesamtes Volumen; N: Anzahl der Zellen) gegen Null<br />

gehen läßt. Dabei geht der diskrete Ortsvektor R ⃗ ⃗l in die kontinuierliche Ortsvariable ⃗x<br />

131


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

<strong>und</strong> der vergröberte lokale Mittelwert des Ordnungsparameters ɛ ij, ⃗ l<br />

in das Ordnungsparameterfeld<br />

ɛ ij (⃗x) über. Für die einzelnen Summanden des Landau Funktionals auf dem<br />

Gitter gilt:<br />

1<br />

2<br />

∑<br />

⃗ l, ⃗ l ′<br />

C ⃗l, ⃗ l ′<br />

V z<br />

∑<br />

⃗ l<br />

→<br />

∫<br />

d 2 x<br />

∑<br />

∫<br />

f(ɛ ij, ⃗ l<br />

) → d 2 x ¯f [ɛ ij (⃗x)]<br />

⃗ l<br />

( ) 2<br />

ɛ ij, ⃗ l<br />

− ɛ ij, ⃗ l ′ → 1 ∫<br />

d 2 xc (∇ɛ ij ) 2<br />

2<br />

wobei die Definitionen ¯f [ɛ ij (⃗x)] = 1<br />

V z<br />

f(ɛ ij, ⃗ l<br />

) <strong>und</strong> c = 1 ∑<br />

⃗<br />

V za ⃗ l R<br />

2<br />

⃗l<br />

C ⃗l, verwendet wurden.<br />

⃗0<br />

Der erste Summand, der sogenannte lokale Anteil, ist direkt vom Ordnungsparameter<br />

abhängig <strong>und</strong> wird, wie im beispielhaft diskutierten Fall eines Systems der Ising Universalitätsklasse,<br />

als Potenzreihenentwicklung im Ordnungsparameter ɛ ij angesetzt. Der<br />

zweite Summand enthält, wie man bei der Betrachtung des Kontinuumslimes sieht, den<br />

Gradienten des Ordnungsparameters <strong>und</strong> dient daher der Beschreibung der räumlichen<br />

Variation des Ordnungsparameter. Ein solcher Ansatz erfaßt nicht oder nur schlecht<br />

Phänomene, die mit kurzwelligen Anregungen des Ordnungsparameters in Zusammenhang<br />

stehen. Diese sind aber für die Behandlung der linearen Elastizitätstheorie nicht<br />

relevant, da auch diese eine Betrachtung des langwelligen Grenzfalls ist. Sehr kurzwellige<br />

Anregungen entsprechen, wie später anhand der Daten sichtbar wird, der Bildung von<br />

Defekten oder Defektpaaren auf der mikroskopischen Ebene. Für den hier gewählten Ansatz<br />

kann die Anregung solcher kurzwelliger Deformationen unterdrückt werden, indem<br />

entweder Wellenlängen kleiner einer bestimmten Wellenlänge λ c ignoriert werden 1 , oder<br />

aber indem ein weiterer Gradiententerm dem Ansatz hinzugefügt wird ([76, 95]). Diese<br />

zweite Variante wird für die hier vorliegende Arbeit gewählt.<br />

Damit ist der Startpunkt zur Herleitung der Verzerrungskorrelationsfunktionen das folgende<br />

Landau Funktional der vergröberten Freien Energie in seiner harmonischen Darstellung:<br />

βF = 1 ∫<br />

d 2 x a 1 e 2 1 + a 2 e 2 2 + a 3 e 2 3 + c 1 (∇e 1 ) 2 + c 2 (∇e 2 ) 2 + c 3 (∇e 3 ) 2<br />

2<br />

+ c ′ 1(∇ 2 e 1 ) 2 + c ′ 2(∇ 2 e 2 ) 2 + c ′ 3(∇ 2 e 3 ) 2<br />

Die Konstanten a i (i = 1 − 3) entsprechen den elastischen Konstanten des Systems,<br />

während c i <strong>und</strong> c ′ i (i = 1 − 3) Korrelationslängen sind. Als vergröberte Verzerrungsvariablen<br />

werden Linearkombinationen der Lagrange’schen Verzerrungen verwendet. Diese<br />

1 Ein sogenannter hard cutoff. Diese Wellenlängen werden bei der Spurbildung in der Zustandssumme<br />

nicht berücksichtigt. Dies entspricht dem Vorgehen im Falle des Systems der Ising Universalitätsklasse.<br />

132


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

sind im einzelnen:<br />

e 1 = ɛ xx + ɛ yy = ∂u x<br />

∂x + ∂u y<br />

∂y<br />

e 2 = ɛ xx − ɛ yy = ∂u x<br />

∂x − ∂u y<br />

∂y<br />

e 3 = ɛ xy = 1 ( ∂ux<br />

2 ∂y + ∂u )<br />

y<br />

∂x<br />

(Volumen)<br />

(Deviatorische)<br />

(Scherungen)<br />

Des weiteren benötigt man den Spannungstensor <strong>und</strong> seine Verknüpfung mit den Linearkombinationen<br />

der Verzerrungen:<br />

σ xx = δ βF<br />

δɛ xx<br />

= 1 2 (2a 1(ɛ xx + ɛ yy ) + 2a 2 (ɛ xx − ɛ yy )) = a 1 e 1 + a 2 e 2<br />

σ yy = δ βF<br />

δɛ yy<br />

= a 1 e 1 − a 2 e 2<br />

σ xy = δ βF<br />

δɛ xy<br />

= a 3 e 3<br />

Wir betrachten einen Festkörper im thermodynamischen Gleichgewicht, d.h. die Summe<br />

der Kräfte im <strong>und</strong> auf den Körper muß gleich Null sein: ∂σ ij<br />

∂x j<br />

= 0. Für ein zweidimensionales<br />

System, heißt das:<br />

∂<br />

∂x (a 1e 1 + a 2 e 2 ) + ∂ ∂y (a 3e 3 ) = 0<br />

∂<br />

∂x (a 3e 3 ) + ∂ ∂y (a 1e 1 − a 2 e 2 ) = 0<br />

Für die analytische Herleitung der Verzerrungskorrelationsfunktionen ist es nützlich, für<br />

die weiteren Umformungen in den Fourier Raum zu wechseln. Dann schreiben sich die<br />

Gleichgewichtsbedingungen als<br />

k x a 1 ẽ 1 + k x a 2 ẽ 2 + k y a 3 ẽ 3 = 0 (9.1)<br />

k y a 1 ẽ 1 − k y a 2 ẽ 2 + k x a 3 ẽ 3 = 0 (9.2)<br />

Wie bereits in der Einführung zur Elastizitätstheorie diskutiert, müssen die Verzerrungen<br />

im Festkörper der Kompatibilitätsbedingung von St. Venant genügen. Diese lautet im<br />

Fourier Raum (siehe Kapitel 6 Gleichung 6.1):<br />

−k 2 ẽ 1 + (k 2 x − k 2 y)ẽ 2 + 4k x k y ẽ 3 = 0 (9.3)<br />

Mit Hilfe der beiden Gleichungen, die man aus der Gleichgewichtsbedingung erhalten<br />

hat, <strong>und</strong> der Kompatibilitätsbedingung lassen sich nun je zwei der Verzerrungen ẽ i in<br />

Abhängigkeit von der dritten Verzerrung darstellen. D.h. es gibt nur eine unabhängige<br />

Verzerrungsvariable im System. Ziel ist es das Funktional der Freien Energie in harmonischer<br />

Darstellung als Funktional dieser einen, unabhängigen Verzerrungsvariable zu<br />

133


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

schreiben. Diese Form entspricht der Gauß’schen Näherung (siehe [93]) <strong>und</strong> ermöglicht<br />

erst die analytische Berechnung der Korrelationsfunktion, da nun die Zustandssumme<br />

faktorisiert.<br />

Bei der weiteren Herleitung muß zwischen dem Fall ⃗ k = ⃗0, für den man direkt die<br />

elastischen Konstanten ablesen kann, <strong>und</strong> dem Fall, daß sowohl k x ≠ 0 als auch k y ≠ 0<br />

gilt, unterscheiden.<br />

Zunächst werden sogenannte mathematische Kerne ˜Q ij , hergeleitet, die den Zusammenhang<br />

zwischen der Verzerrung ẽ i <strong>und</strong> der Verzerrung ẽ j angeben. Gleichung (9.3) kann<br />

man jeweils nach einer Verzerrung auflösen <strong>und</strong> erhält<br />

ẽ 1 = 1 k 2 (<br />

(k<br />

2<br />

x − k 2 y)ẽ 2 + 4k x k y ẽ 3<br />

)<br />

(9.4)<br />

bzw.:<br />

oder:<br />

ẽ 2 =<br />

1 ( )<br />

k2ẽ (kx 2 − ky)<br />

2 1 − 4k x k y ẽ 3<br />

ẽ 3 = 1<br />

4k x k y<br />

( k2ẽ 1 − (k 2 x − k 2 y)ẽ 2<br />

)<br />

(9.5)<br />

(9.6)<br />

Die Gleichungen (9.1) <strong>und</strong> (9.2) lassen sich zu einer Gleichung zusammenfassen:<br />

k 2 a 1 ẽ 1 + (k 2 x − k 2 y)a 2 ẽ 2 + 2k x k y a 3 ẽ 3 = 0<br />

Setzt man nun die Gleichung (9.4) für ẽ 1 in diese Gleichung ein <strong>und</strong> löst nach ẽ 2 auf, so<br />

erhält man den mathematischen Kern ˜Q 23 :<br />

( ) ( )<br />

4a1 + 2a 3 kx k y<br />

ẽ 2 = −<br />

a 1 + a 2 kx 2 − ky<br />

2 ẽ 3 = ˜Q 23 ẽ 3<br />

Einsetzten von Gleichung (9.5) für ẽ 2 ergibt den mathematischen Kern ˜Q 13 :<br />

( ) ( )<br />

2a3 − 4a 2 kx k y<br />

ẽ 1 = −<br />

a 1 + a 2 k 2 ẽ 3 = ˜Q 13 ẽ 3<br />

<strong>und</strong> durch Einsetzen von Gleichung (9.6) für ẽ 3 ergibt sich der mathematische Kern ˜Q 12 :<br />

( ) ( )<br />

a3 − 2a 2 kx 2 − ky<br />

2 ẽ 1 =<br />

2a 1 + a 3 k 2 ẽ 2 = ˜Q 12 ẽ 2<br />

Ziel der folgenden Rechnungen ist es das Funktional der Freien Energie im Fourier Raum<br />

darzustellen <strong>und</strong> eine Verbindung zu den Zweipunkt-Korrelationsfunktionen in den Verzerrungen<br />

aufzuzeigen. Dies soll im Rahmen einer Gitterfeldtheorie, wie am Anfang des<br />

Kapitels dargelegt, geschehen. Da auch die Auswertung dieser Größen in den <strong>Simulationen</strong><br />

(<strong>und</strong> auch im Experiment) auf dem diskreten Gitter der vergröberten Variablen<br />

134


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

stattfindet, wird für die Herleitung die diskrete Notation e 1 (⃗x) → e 1, ⃗m <strong>und</strong> ⃗x → ⃗ R ⃗m<br />

verwendet. Hierbei gibt ⃗m die Position auf dem Vergröberungsgitter eindeutig durch ein<br />

Tupel ganzzahliger Gitterindizes an. Die Transformation der auf diesem Vergröberungsnetz<br />

gegebenen Größen in den Fourier Raum erfolgt mittels Fourier Reihen. Diese sind<br />

wie folgt definiert (siehe z.B.[76]):<br />

e 1, ⃗m = 1 V<br />

∑<br />

⃗ k<br />

e i⃗ k ⃗ R ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k<br />

ẽ 1, ⃗ k<br />

= V ∑<br />

e −i⃗ kR ⃗ ⃗m<br />

e 1, ⃗m<br />

N<br />

⃗m<br />

δ ⃗k, k ⃗′ = 1 ∑<br />

e i(⃗ k−k ⃗′ ) R ⃗ ⃗m<br />

N<br />

δ ⃗m, ⃗ m ′ = 1 N<br />

⃗m<br />

∑<br />

⃗ k<br />

e −i⃗ k( ⃗ R ⃗m − ⃗ R ⃗m ′ )<br />

In dieser vergröberten Darstellung schreibt sich das Funktional der Freien Energie als<br />

Summe.<br />

βF = 1 2 V ∑ (<br />

z a 1 e 2 1, ⃗m + a 2e 2 2, ⃗m + a 3e 2 3, ⃗m + c 1(∇e 1, ⃗m ) 2 + c 2 (∇e 2, ⃗m ) 2<br />

⃗m<br />

+ c 3 (∇e 3, ⃗m ) 2 + c ′ 1(∇ 2 e 1, ⃗m ) 2 + c ′ 2(∇ 2 e 2, ⃗m ) 2 + c ′ 3(∇ 2 e 3, ⃗m ) 2)<br />

Hier wurde beim Übergang von der Integraldarstellung zur Summation das Volumen der<br />

Vergröberungszelle V z eingeführt. Die Summation erfolgt über alle N Vergröberungszellen,<br />

in die das Gesamtvolumen zerlegt wurde. Des weiteren werden die, in der Freien<br />

Energie vorkommenden, Gradiententerme im Fourier Raum benötigt:<br />

∇e 1, ⃗m = ∇ 1 ∑<br />

e i⃗ kR ⃗ ⃗mẽ<br />

V<br />

1, ⃗ k<br />

= 1 ∑<br />

∇e i⃗ kR ⃗ ⃗mẽ<br />

V<br />

1, ⃗ k<br />

= 1 ∑<br />

i<br />

V<br />

⃗ ke i⃗ kR ⃗ ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k<br />

⃗ k<br />

⃗ k<br />

⃗ k<br />

⎛<br />

⎞ ⎛<br />

⎞<br />

(∇e 1, ⃗m ) 2 = ⎝ 1 ∑<br />

i<br />

V<br />

⃗ ke i⃗ kR ⃗ ⃗mẽ ⎠ ⎝ 1 ∑<br />

1, ⃗ k<br />

(−i) k<br />

V<br />

⃗′ e −i⃗ k ′ R ⃗ ⃗mẽ ∗ ⎠<br />

1, k ⃗′ =<br />

⎛<br />

⃗ k<br />

⎞<br />

⎝ 1 ∑<br />

⃗ kk ⃗<br />

V 2 ′ e i(⃗ k−k ⃗′ ) R ⃗ ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k ẽ ∗ ⎠<br />

1, k ⃗′ ⃗ k, ⃗ k ′<br />

∇ 2 e 1, ⃗m = ∇ 2 1 ∑<br />

e i⃗ kR ⃗ ⃗mẽ<br />

V<br />

1, ⃗ k<br />

= 1 ∑<br />

∇ 2 e i⃗ kR ⃗ ⃗mẽ<br />

V<br />

1, ⃗ k<br />

= 1 V<br />

∑<br />

⃗ k<br />

⃗ k<br />

∇i ⃗ ke i⃗ k ⃗ R ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k<br />

= −1<br />

V<br />

⃗ k<br />

⃗k ′<br />

∑<br />

⃗ k<br />

(k 2 x + k 2 y)e i⃗ k ⃗ R ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k<br />

135


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

(∇ 2 e 1, ⃗m ) 2 =<br />

=<br />

⎛<br />

⎞ ⎛<br />

⎞<br />

⎝ −1 ∑<br />

(kx 2 + k 2<br />

V<br />

y)e i⃗ kR ⃗ ⃗mẽ ⎠ ⎝ −1 ∑<br />

1, ⃗ k<br />

(k ′ 2<br />

x + k ′ 2<br />

V<br />

y)e i⃗ k ′ R ⃗ ⃗mẽ ∗ ⎠<br />

1, k ⃗′ ⃗ k ⃗k<br />

⎛<br />

′ ⎞<br />

⎝ 1 ∑<br />

V 2 (kx 2 + ky)(k 2 ′ 2<br />

x + k ′ 2<br />

y)e i(⃗ k−k ⃗′ ) R ⃗ ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k ẽ ∗ ⎠<br />

1, k ⃗′ ⃗ k, ⃗ k ′<br />

Es ist anzumerken, daß die Verzerrungen reelle Größen sind. Ihre Fourier Summen<br />

können daher auf zwei Arten angegeben werden: e 1, ⃗m = 1 ∑<br />

V ⃗ k<br />

e i⃗ kR ⃗ ⃗m<br />

ẽ 1, ⃗ k<br />

oder auch<br />

∑<br />

⃗ k<br />

e −i⃗ kR ⃗ ⃗m<br />

ẽ ∗ 1, ⃗ . Nun kann man die oben angegebenen Definitionen anwenden,<br />

k<br />

e 1, ⃗m = 1 V<br />

um in die Darstellung im Fourier Raum zu wechseln. Im Folgenden werden der Übersichtlichkeit<br />

halber nur die Umformungen der Terme, die e 1, ⃗m enthalten, ausführlich<br />

dargelegt. Die Terme in e 2, ⃗m <strong>und</strong> e 3, ⃗m haben eine analoge Struktur.<br />

βF = 1 2 V ∑ (<br />

z a 1 e 2 1, ⃗m + a 2e 2 2, ⃗m + a 3e 2 3, ⃗m + c 1(∇e 1, ⃗m ) 2 + c 2 (∇e 2, ⃗m ) 2 + c 3 (∇e 3, ⃗m ) 2<br />

⃗m<br />

+c ′ 1(∇ 2 e 1, ⃗m ) 2 + c ′ 2(∇ 2 e 2, ⃗m ) 2 + c ′ 3(∇ 2 e 3, ⃗m ) 2)<br />

⎛<br />

⎞ ⎛<br />

⎞<br />

= 1 2 V ∑<br />

z<br />

{a 1<br />

⎝ 1 ∑<br />

e i⃗ kR ⃗ ⃗mẽ ⎠ ⎝ 1 ∑<br />

V<br />

1, ⃗ k<br />

e −i⃗ k ′ R ⃗ ⃗mẽ ∗ ⎠<br />

V<br />

1, k ⃗′ ⃗m<br />

+ c ∑<br />

1 ⃗ kk ⃗<br />

V 2 ′ e i(⃗ k−k ⃗′ ) R ⃗ ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k ẽ ∗ 1, k ⃗′<br />

⃗ k, ⃗ k ′<br />

⃗ k<br />

}<br />

+ c′ ∑<br />

1<br />

V 2 (kx 2 + ky)(k 2 ′ 2<br />

x + k ′ 2<br />

y)e i(⃗ k−k ⃗′ ) R ⃗ ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ + · · · k ′<br />

⃗ k, k ⃗′<br />

{<br />

= 1 V z<br />

∑ ∑<br />

2 V 2 a 1 e i(⃗ k−k ⃗′ ) R ⃗ ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ + c ∑<br />

⃗<br />

k ′ 1 kk ⃗ ′ e i(⃗ k−k ⃗′ ) R ⃗ ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k ẽ ∗ 1, k ⃗′<br />

⃗ k, k ⃗′<br />

⃗m<br />

⃗m<br />

}<br />

∑<br />

+c ′ 1 (kx 2 + ky)(k 2 ′ 2<br />

x + k ′ 2<br />

y)e i(⃗ k−k ⃗′ ) R ⃗ ⃗mẽ<br />

1, ⃗ k ẽ ∗ 1, k ⃗ + · · · ′<br />

⃗m<br />

{<br />

= 1 V z<br />

∑<br />

∑<br />

2 V 2 a 1 ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ e i(⃗ k−k ⃗′ ) ⃗ ∑<br />

R ⃗m<br />

+ c<br />

k ′ 1<br />

⃗ k k′ẽ ⃗<br />

1, ⃗ k ẽ ∗ 1, k ⃗′ ⃗ k, k ⃗′<br />

⃗m<br />

⃗m<br />

}<br />

∑<br />

+c ′ 1(kx 2 + ky)(k 2 ′ 2<br />

x + k ′ 2<br />

y)ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, k ⃗ e i(⃗ k−k ⃗′ ) R ⃗ ⃗m<br />

+ · · ·<br />

′<br />

= 1 V z<br />

∑ {<br />

2 V 2 a 1 ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, k ⃗′Nδ ⃗ k, k ⃗′ + c 1<br />

⃗ k k′ẽ ⃗<br />

1, ⃗ k ẽ ∗ 1, k ⃗′Nδ ⃗ k, k ⃗′<br />

⃗ k, k ⃗′<br />

}<br />

+c ′ 1(kx 2 + ky)(k 2 ′ 2<br />

x + k ′ 2<br />

y)ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, k ⃗′Nδ ⃗ k, k ⃗′ + · · ·<br />

⃗m<br />

⃗k ′<br />

e i(⃗ k− ⃗ k ′ ) ⃗ R ⃗m<br />

136


= 1 NV z<br />

∑<br />

2 V 2<br />

= 1 1 ∑<br />

2 V<br />

= 1 1<br />

2 V<br />

⃗ k<br />

{<br />

⃗ k<br />

{<br />

Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

a 1 ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ k + c 1(k 2 x + k 2 y)ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ k + c′ 1(k 2 x + k 2 y) 2 ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ k + · · · }<br />

a 1 ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ k + c 1(k 2 x + k 2 y)ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ k + c′ 1(k 2 x + k 2 y) 2 ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ k + · · · }<br />

∑ {<br />

⃗ k<br />

}<br />

a 1 ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ + a k<br />

2ẽ 2, ⃗ k ẽ ∗ 2, ⃗ + a k<br />

3ẽ 3, ⃗ k ẽ ∗ 3, ⃗ + c k<br />

1k 2 ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ + c k<br />

2k 2 ẽ 2, ⃗ k ẽ ∗ 2, ⃗ k<br />

+c 3 k 2 ẽ 3, ⃗ k ẽ ∗ 3, ⃗ k + c′ 1k 4 ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ k + c′ 2k 4 ẽ 2, ⃗ k ẽ ∗ 2, ⃗ k + c′ 3k 4 ẽ 3, ⃗ k ẽ ∗ 3, ⃗ k<br />

Bei der letzten Umformung wurde eine abkürzende Schreibweise eingeführt. k 2 steht für<br />

das Skalarprodukt des Wellenvektors ⃗ k 2 = (k 2 x + k 2 y) <strong>und</strong> k 4 steht für das Quadrat des<br />

Skalarprodukts ( ⃗ k 2 ) 2 = (kx 2 +ky) 2 2 = (kx 4 +2kxk 2 y 2 +ky). 4 Verwendet man nun die durch die<br />

hergeleiteten mathematischen Kerne ˜Q ij beschriebenen Zusammenhänge zwischen den<br />

einzelnen Verzerrungen, so läßt sich die Freie Energie z.B. vollständig in Abhängigkeit<br />

von ẽ 1 formulieren:<br />

βF = 1 1 ∑<br />

{a 1 + k 2 c 1 + k 4 c ′ 1 + (a 2 + c 2 k 2 + c ′<br />

2 V<br />

2k 4 )( ˜Q 21 ( ⃗ k)) 2<br />

⃗ k<br />

+ (a 3 + c 3 k 2 + c ′ 3k 4 )( ˜Q 31 ( ⃗ k)) 2 }ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ k<br />

Mit Hilfe des so formulierte Landau Funktionals können nun die Zweipunkt-Korrelationsfunktionen<br />

des Ordnungsparameters im Fourier Raum analytisch berechnet werden. Man<br />

startet mit der Definition der Korrelationsfunktionen:<br />

G ii (⃗r, ⃗r ′ ) = 〈e i (⃗r)e i (⃗r ′ )〉 − 〈e i (⃗r)〉〈e i (⃗r ′ )〉 = 〈e i (⃗r)e i (⃗r ′ )〉<br />

= 1 ∑<br />

V 2 e i((⃗ k·⃗r)( ⃗ k ′·⃗r ′)) 〈ẽ ⃗k ẽ ⃗k ′〉<br />

⃗ k ⃗ k ′<br />

Da die Mittelwerte der Verzerrungen 〈e i (⃗r)〉 im Kristall ohne Last gleich Null sind,<br />

fällt der zweite Summand weg. Zunächst wird der Mittelwert der Fourier Koeffizienten<br />

berechnet:<br />

〈ẽ ⃗k ẽ ⃗k ′〉 =<br />

∫ ∞<br />

−∞ dẽ ⃗ k1<br />

dẽ ⃗k2 · · · dẽ ⃗k · · · dẽ ⃗k ′ · · · e −βF ẽ ⃗k ẽ ⃗k ′<br />

∫ ∞<br />

−∞ dẽ ⃗ k1<br />

dẽ ⃗k2 · · · dẽ ⃗k · · · dẽ ⃗k ′ · · · e −βF<br />

Die Integration erstreckt sich über den gesamten Fourier Raum, d.h. sowohl reelle als<br />

auch imaginäre Anteile. Es gilt ẽ ⃗k = ẽ ∗ ⃗ −k<br />

, so daß sich die Gleichung auf folgende Form<br />

bringen läßt:<br />

〈ẽ ⃗k ẽ ⃗k ′〉 =<br />

∫ ∞<br />

−∞ dẽ ⃗ k<br />

dẽ ⃗k ′e −β2F ẽ ⃗k ẽ ⃗k ′<br />

∫ ∞<br />

−∞ dẽ ⃗ k<br />

dẽ ⃗k ′e −β2F =<br />

∫ ∞<br />

−∞ dẽ ⃗ k<br />

dẽ ⃗k ′e − 2<br />

2V A(⃗ k)ẽ ⃗k ẽ ∗ ⃗ k e − 2<br />

2V A(⃗ k ′ )ẽ ⃗k ′ẽ ∗ ⃗ k′ e ⃗k e ⃗k ′<br />

∫ ∞<br />

−∞ de ⃗ k<br />

de ⃗k ′e − 2<br />

2V A(⃗ k)ẽ ⃗k ẽ ∗ ⃗ k e − 2<br />

2V A(⃗ k ′ )ẽ ⃗k ′ẽ ∗ ⃗ k ′<br />

137


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Hierbei wurde die Abkürzung A( ⃗ k) = a 1 + k 2 c 1 + k 4 c ′ 1 + (a 2 + c 2 k 2 + c ′ 2 k4 )( ˜Q 21 ( ⃗ k)) 2 +<br />

(a 3 + c 3 k 2 + c ′ 3 k4 )( ˜Q 31 ( ⃗ k)) 2 verwendet. Für die weitere Rechnung muß man eine Fallunterscheidung<br />

vornehmen ([93]).<br />

1) ⃗ k ≠ ± ⃗ k ′ . In diesem Fall sind die zugehörigen Fourier Koeffizienten ungleich <strong>und</strong><br />

das Integral faktorisiert in zwei Faktoren der Form:<br />

∫ ∞<br />

−∞<br />

dẽ ⃗k e − 2<br />

2V A(⃗ k)|ẽ ⃗k | 2 ẽ ⃗k = 0 ⇒ 〈ẽ ⃗k ẽ ⃗k ′〉 = 0 | ⃗ k| ≠ | ⃗ k ′ |<br />

2) ⃗ k = ± ⃗ k ′ . Auch der Fall ⃗ k = ⃗ k ′ liefert 〈ẽ 2 ⃗ k<br />

〉 = 0. Nur für den Fall ⃗ k = − ⃗ k ′ ist das<br />

Integral ungleich Null. Nach einem Wechsel zu Polarkoordinaten erhält man:<br />

〈|ẽ ⃗k | 2 〉 =<br />

∫ ∞<br />

0<br />

|ẽ ⃗k |d(|ẽ ⃗k |)e − 1 V A(⃗ k)|ẽ ⃗k | 2 |ẽ ⃗k | 2<br />

∫ ∞<br />

0<br />

|ẽ ⃗k |d(|ẽ ⃗k |)e − 1 V A(⃗ k)|ẽ ⃗k | 2<br />

Substituiert man z = |ẽ ⃗k | <strong>und</strong> schreibt das Integral mit der Relation zdz = d(z 2 /2)<br />

um, so erhält man:<br />

〈|ẽ ⃗k | 2 〉 =<br />

∫ ∞<br />

0<br />

d(z 2 /2)e − 1 V 2A(⃗ k)z 2 /2 2z 2 /2<br />

∫ ∞<br />

= V<br />

0<br />

d(z 2 /2)e − 1 V 2A(⃗ k)z 2 /2 A( ⃗ k)<br />

Zusammenfassend gilt damit für den Mittelwert der Fourier Koeffizienten:<br />

〈ẽ ⃗k ẽ ⃗k ′〉 = δ ⃗k+ ⃗ k ′ ,⃗0 〈|ẽ ⃗ k<br />

| 2 V<br />

〉 = δ ⃗k+ ⃗ k ′ ,⃗0<br />

A( ⃗ k)<br />

Dieses Ergebnis kann man auch direkt aus dem Funktional mittels des Gleichverteilungssatzes<br />

ablesen. Ein Freiheitsgrad der in diesem Funktional in quadratischer Ordnung<br />

beiträgt, entspricht einem mittleren Energiebeitrag von k B T/2 bzw., da die Energien in<br />

der gesamten Rechnung in Einheiten von k B T angegeben wurden, einem Beitrag von<br />

1/2:<br />

〈|ẽ ⃗k | 2 〉 A(⃗ k)<br />

V<br />

= 2 × 1 2<br />

Der zusätzliche Faktor 2 berücksichtigt Real- <strong>und</strong> Imaginärteile der Koeffizienten.<br />

Gemäß dem soeben beschriebenen Vorgehen wurden nun auch die Korrelationsfunktionen<br />

der übrigen Verzerrungen im Fourier Raum berechnet. Es gilt ˜G ii ( ⃗ k) = 〈|ẽ ⃗k | 2 〉/V<br />

<strong>und</strong> somit im Einzelnen:<br />

˜G 11 ( ⃗ k ≠ 0) −1 = a 1 + k 2 c 1 + k 4 c ′ 1 +<br />

˜G 11 (⃗0) −1 = a 1<br />

3∑<br />

(a j + c j k 2 + c ′ jk 4 )( ˜Q j1 ( ⃗ k)) 2<br />

j=2<br />

138


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

˜G 22 ( ⃗ k ≠ 0) −1 = a 2 + k 2 c 2 + k 4 c ′ 2 +<br />

˜G 22 (⃗0) −1 = a 2<br />

˜G 33 ( ⃗ k ≠ 0) −1 = a 3 + k 2 c 3 + k 4 c ′ 3 +<br />

˜G 33 (⃗0) −1 = a 3<br />

3∑<br />

j=1,j≠2<br />

(a j + c j k 2 + c ′ jk 4 )( ˜Q j2 ( ⃗ k)) 2<br />

2∑<br />

(a j + c j k 2 + c ′ jk 4 )( ˜Q j3 ( ⃗ k)) 2<br />

Formal kann man aus dem Fourier Raum zurücktransformieren <strong>und</strong> erhält:<br />

G ii (⃗r, ⃗r ′ ) = 1 ∑<br />

1<br />

V a<br />

⃗ i + k 2 c i + k 4 c ′ k i + ∑ 3<br />

j=1,j≠i (a j + c j k 2 + c ′ j k4 )( ˜Q ji ( ⃗ k)) 2 ei⃗ k(⃗r−⃗r ′ )<br />

Dieser Zusammenhang wird nur formal angegeben, da die hergeleiteten Ausdrücke für<br />

die Korrelationsfunktionen streng genommen nur für k x ≠ 0 <strong>und</strong> k y ≠ 0 gelten. Die<br />

Summe über alle Wellenvektoren kann daher nicht explizit berechnet werden.<br />

In Abbildung 9.1 sind die analytischen Verzerrungskorrelationsfunktionen im Fourier<br />

Raum dargestellt. Zur Berechnung wurden die aus den <strong>Simulationen</strong> eines harmonischen<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k) c) G ~ (k)<br />

22<br />

33<br />

j=1<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

kx<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

kx<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

kx<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

ky<br />

Abbildung 9.1: Analytisch erwartete Form der Verzerrungkorrelationsfunktionen a) G 11( ⃗ k), b) G 22( ⃗ k)<br />

<strong>und</strong> c) G 33( ⃗ k) in einem isotropen, zweidimensionalen Festkörper im Fourier Raum. Die abgebildeten<br />

Grauskalengraphiken der Funktionen erstrecken sich über den gleichen Wertebereich, wie in der dreidimensionalen<br />

Darstellung. Maxima sind in weiß, Minima in schwarz abgebildet. Der für die Darstellung<br />

verwendete Parametersatz: a 1 = 97.4, a 2 = 48.1, a 3 = 198.2, c 1 = 54.3, c 2 = 37.4, c 3 = 118.2, c ′ 1 = −86.1,<br />

c ′ 2 = −1.3 <strong>und</strong> c ′ 3 = −18.8 wurde aus <strong>Simulationen</strong> eines harmonischen Kristalls im NV T -Ensemble mit<br />

periodischen Randbedingungen gewonnen (siehe Kapitel 10.2).<br />

139


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

a) G 11<br />

(r) b) G 22<br />

(r) c) G 33<br />

(r)<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

10<br />

y<br />

0.5<br />

0<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

10<br />

y<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

10<br />

y<br />

Abbildung 9.2: Die Verzerrungkorrelationsfunktionen a) G 11(⃗r), b) G 22(⃗r) <strong>und</strong> c) G 33(⃗r) eines isotropen,<br />

zweidimensionalen Festkörper im Ortsraum. Die Darstellungen im Ortsraum wurden mittels einer<br />

numerischen Fourier Transformation berechnet. Die abgebildeten Grauskalengraphiken der Funktionen<br />

erstrecken sich über den gleichen Wertebereich, wie in der dreidimensionalen Darstellung. Maxima sind in<br />

weiß, Minima in schwarz abgebildet. Es wurde der gleiche Parametersatz wie in Abbildung 9.1 verwendet.<br />

Dreiecksgitters erhaltenen Parameter a i , c i <strong>und</strong> c ′ i (i = 1, 2, 3) verwendet. Die Funktionen<br />

im Ortsraum in Abbildung 9.2 wurden mit Hilfe einer numerischen Fouriertransformation<br />

berechnet.<br />

9.2. Eigenschaften der Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

Die unterschiedlichen Rotationssymmetrien der verschiedenen Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

sind besonders auffällig. Unabhängig von der Symmetrie des betrachteten<br />

Kristalls weist ˜G 11 eine 8-fache Rotationssymmetrie auf. ˜G 22 <strong>und</strong> ˜G 33 zeigen dagegen eine<br />

4-fache Rotationssymmetrie. Woher kommen die unterschiedlichen Rotationssymmetrien<br />

der einzelnen Verzerrungskorrelationsfunktionen? In Abbildung 9.3 sind die durch die<br />

Linearkombinationen der Elemente des Verzerrungstensors beschriebenen Verzerrungen<br />

eines Quadrats graphisch dargestellt. Die Korrelationsfunktionen entsprechen der Antwort<br />

des Systems auf eine punktuelle Störung dieser Art in seinem Ursprung. Innerhalb<br />

des System pflanzt sich die Störung durch elastische Wellen fort. Diese sind Überlagerungen<br />

der Eigenmoden des Systems. In den betrachteten, fast quadratischen Simulationsvolumina<br />

(L x /L y = 0.9998, so daß das Dreiecksgitter unverzerrt vorliegt) sind die Eigenmoden<br />

ebene Wellen, welche als transversale, oder longitudinale Wellen propagieren. Die<br />

zugehörigen Eigenfrequenzen sind quantisiert: ω nm = 2π L c α√<br />

n 2 + m 2 mit n, m ∈ N 0 . In<br />

140


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

e 2<br />

e 1 e 3<br />

Abbildung 9.3: Schematische Darstellung der durch die Linearkombinationen der Elemente des Verzerrungstensors<br />

e 1 (a)), e 2 (b)) <strong>und</strong> e 3 (c)) beschriebenen Verzerrungen eines Quadrats.<br />

isotropen Systemen können die transversale <strong>und</strong> die longitudinale Schallgeschwindigkeit<br />

aus den Lamé Koeffizienten berechnet werden. Es gilt c L = √ λ + 2µ/ϱ > c T = √ µ/ϱ.<br />

Man erkennt, daß Eigenmoden mit Wellenvektor ⃗ k = 2π/L(n, m) entlang der Diagonalen<br />

(m = n) <strong>und</strong> solche mit Wellenvektor entlang der Koordinatenachsen (n = 0 oder<br />

m = 0) 4-fach entartet sind. Hingegen sind alle übrigen Eigenfrequenzen mit m ≠ n<br />

<strong>und</strong> m ≠ n ≠ 0 8-fach entartet. Die in Abbildung 9.3 a) dargestellte Störung e 1 resultiert<br />

in einer elastischen Welle, die nur durch eine Überlagerung von Eigenmoden mit<br />

4- <strong>und</strong> 8-facher Entartung beschrieben werden kann. Es ist daher die 8-fache Entartung<br />

der Energie, die sich in der Verzerrungskorrelationsfunktion ˜G 11 widerspiegelt. Die in<br />

Abbildung 9.3 b) <strong>und</strong> c) dargestellten Störungen e 2 <strong>und</strong> e 3 bewirken hingegen elastische<br />

Wellen, die durch die Linearkombination von Eigenmoden erhalten werden können, welche<br />

ausschließlich 4-fache Rotationssymmetrie aufweisen. Für e 2 sind dies Eigenmoden<br />

mit ⃗ k entlang der Koordinatenachsen (n = 0 oder m = 0); für e 3 sind dies Eigenmoden<br />

mit ⃗ k entlang der Diagonalen (n = m oder n = −m). Die Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

˜G 22 <strong>und</strong> ˜G 33 zeigen daher nur eine 4-fache Rotationssymmetrie. Um die genaue<br />

Struktur der Korrelationsfunktionen im Detail zu diskutieren, muß man die mathematischen<br />

Kerne, welche die verschiedenen Verzerrungsvariablen miteinander verknüpfen,<br />

genauer betrachten. Die Abhängigkeit vom Wellenvektor ⃗ k erfolgt über drei mögliche<br />

Terme:<br />

1) Die Summe k 2 x + k 2 y. Diese geht für k x → 0, k y ≠ 0 (bzw. k y → 0, k x ≠ 0) gegen<br />

Werte ungleich Null. Für den Fall k x = k y erhält man 2k 2 x.<br />

2) Die Differenz k 2 x − k 2 y. Diese geht für k x → 0, k y ≠ 0 (bzw. k y → 0, k x ≠ 0) auch<br />

gegen Werte ungleich Null. Für den Fall k x = k y erhält man jedoch Null.<br />

3) Das Produkt k x k y . Dieses geht für k x → 0, k y ≠ 0 (bzw. k y → 0, k x ≠ 0) gegen<br />

Null. Für den Fall k x = k y erhält man k 2 x.<br />

141


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Aus diesen Vorüberlegungen kann man das Verhalten der mathematischen Kerne ablesen:<br />

˜Q 12 =<br />

˜Q 13 =<br />

˜Q 23 =<br />

{ ( ) (<br />

0 für k x = k y<br />

− a3 −2a 2 k 2<br />

) ( )<br />

y<br />

2a 1 +a 3<br />

= − a3 −2a 2<br />

ky<br />

2 2a 1 +a 3<br />

für k x → 0 , k y ≠ 0<br />

( ) ( ) ( )<br />

a3 −2a 2 k 2<br />

x<br />

2a 1 +a 3<br />

= a3 −2a 2<br />

kx<br />

2 2a 1 +a 3<br />

für k y → 0 , k x ≠ 0<br />

{ ( ) ( ) ( )<br />

4a 2 −2a 3 k 2<br />

x<br />

a 1 +a 2<br />

= 4a2 −2a (<br />

3 1<br />

)<br />

2kx<br />

2 a 1 +a 2 2<br />

für k x = k y<br />

{ ∞ für kx = k y<br />

0 für k x → 0 , k y ≠ 0<br />

0 für k y → 0 , k x ≠ 0<br />

0 für k x → 0 , k y ≠ 0<br />

0 für k y → 0 , k x ≠ 0<br />

Einsetzen der mathematischen Kerne in die Korrelationsfunktionen ergibt:<br />

˜G −1<br />

11 (⃗ k) =<br />

˜G −1<br />

22 (⃗ k) =<br />

˜G −1<br />

33 (⃗ k) =<br />

{<br />

∞ , k x = k y ≠ 0<br />

∞ , k x → 0 , k y ≠ 0<br />

∞ , k x → 0 , k y ≠ 0<br />

{ a2 + c 2 k 2 + c ′ 2 k4 , k x = k y ≠ 0<br />

∞ , k x → 0 , k y ≠ 0<br />

∞ , k x → 0 , k y ≠ 0<br />

{<br />

∞ , k x = k y ≠ 0<br />

a 3 + c 3 k 2 + c ′ 3 k4 , k x → 0 , k y ≠ 0<br />

a 3 + c 3 k 2 + c ′ 3 k4 , k y → 0 , k x ≠ 0<br />

Man erkennt, daß für die Korrelationen der deviatorischen <strong>und</strong> der Scherfluktuationen<br />

Richtungen im Fourier Raum existieren, in denen die Verzerrungsvariablen entkoppeln.<br />

Die Betrachtung der einzelnen Grenzfälle wurde an den Kehrwerten der Korrelationsfunktionen<br />

˜G jj ( ⃗ k) −1 durchgeführt, da diese sich kompakter darstellen lassen. In Abbildung<br />

9.4 dargestellt sind nun aber Schnitte der Verzerrungskorrelationsfunktionen ˜G jj ( ⃗ k)<br />

selbst im Fourier Raum [96]. Für die Korrelationsfunktion der deviatorischen Fluktuationen<br />

<strong>und</strong> die der Scherfluktuationen sind die Richtungen, in denen der Grenzübergang<br />

⃗ k → ⃗0 kontinuierlich ist, abgebildet. Für ˜G 22 ( ⃗ k) sind dies die Diagonalen, für ˜G 33 ( ⃗ k) hingegen<br />

sind es die Koordinatenachsen. In diesen Richtungen kann ein Fit mit einem verallgemeinerten<br />

Lorentzprofil durchgeführt werden. D.h. aus einem Fit von ˜G 22 entlang der<br />

Diagonalen erhält man als Fitparameter den Schermodul a 2 <strong>und</strong> die Korrelationslängen<br />

c 2 <strong>und</strong> c ′ 2 . Fitten entlang der Koordinatenachsen im Fourier Raum von ˜G 33 hingegen,<br />

erlaubt die Bestimmung des Schermoduls a 3 <strong>und</strong> den zugehörigen Korrelationslängen c 3<br />

<strong>und</strong> c ′ 3 . Somit sind 6 der 9 Parameter durch Fitten mit einem verallgemeinerten Lorentzprofil<br />

bestimmbar. Die Korrelationsfunktion der Volumenfluktuationen ist in keiner<br />

der bisher betrachteten Richtungen im Fourier Raum sinnvoll auszuwerten. Daher betrachten<br />

wir nun den Fall k y = 2k x , d.h. k x k y = 2kx, 2 k 2 = 5kx 2 <strong>und</strong> kx 2 − ky 2 = −3kx. 2 In<br />

142


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

0.02<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

G jj<br />

(k)<br />

~<br />

0.01<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

Abbildung 9.4: Schnitte der Verzerrungskorrelationsfunktionen ˜G jj( ⃗ k) im Fourier Raum: ˜G11( ⃗ k) entlang<br />

der Richtung k y = 2k x, ˜G22( ⃗ k) entlang der Diagonalen k x = k y <strong>und</strong> ˜G 33( ⃗ k) entlang der k y-Achse.<br />

Es wurde der gleiche Parametersatz wie in Abbildung 9.1 verwendet.<br />

dieser Richtung gilt für die mathematischen Kerne:<br />

˜Q 12 =<br />

˜Q 13 =<br />

( ) ( )<br />

a3 − 2a 2 −3k<br />

2<br />

x<br />

2a 1 + a 3 5kx<br />

2 ( ) ( )<br />

4a2 − 2a 3 2k<br />

2<br />

x<br />

a 1 + a 2<br />

˜Q 23 = −<br />

( 4a1 + 2a 3<br />

a 1 + a 2<br />

5k 2 x<br />

) ( 2k<br />

2<br />

x<br />

−3k 2 x<br />

)<br />

( ) ( )<br />

a3 − 2a 2 3<br />

= −<br />

2a 1 + a 3 5<br />

( ) ( )<br />

4a2 − 2a 3 2<br />

=<br />

a 1 + a 2 5<br />

( ) ( )<br />

4a1 + 2a 3 2<br />

=<br />

a 1 + a 2 3<br />

Die Abhängigkeiten von k x kürzen sich in dieser Richtung weg. Die mathematischen Kerne<br />

werden zu konstanten Gewichtungsfaktoren. Der Kehrwert der Korrelationsfunktion<br />

lautet dann:<br />

[ ( ) ( )]<br />

˜G −1<br />

11 (⃗ k) = (a 1 + c 1 k 2 + c ′ 1k 4 ) + (a 2 + c 2 k 2 + c ′ 2k 4 2a1 + a 3 5 2<br />

) −<br />

a 3 − 2a 2 3<br />

[( ) ( )]<br />

+(a 3 + c 3 k 2 + c ′ 3k 4 a1 + a 2 5 2<br />

)<br />

, für k y = 2k x ≠ 0<br />

4a 2 − 2a 3 2<br />

Sortiert man die Summanden nach ihrer k-Abhängigkeit um, so erhält man:<br />

˜G −1<br />

11 (⃗ k) =<br />

[ ( ) ( )] 2a1 + a 3 5 2 [( ) ( )] )<br />

a1 + a 2 5 2<br />

(a 1 + a 2 −<br />

+ a 3<br />

a 3 − 2a 2 3<br />

4a 2 − 2a 3 2<br />

143


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

a)<br />

~<br />

G 11(k)<br />

b) G 11<br />

(r)<br />

0.0002<br />

0.0001<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

kx<br />

2<br />

2<br />

0 ky<br />

-2<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

10<br />

0<br />

y<br />

-10<br />

Abbildung 9.5: Großaufnahme der Struktur der Verzerrungskorrelationsfunktion der Volumenfluktuationen<br />

G 11 a) im Fourier Raum <strong>und</strong> b) im Ortsraum. Die abgebildeten Grauskalengraphiken der Funktionen<br />

erstrecken sich über den gleichen Wertebereich, wie in der dreidimensionalen Darstellung. Maxima<br />

sind in weiß, Minima in schwarz abgebildet. Es wurde der gleiche Parametersatz wie in Abbildung 9.1<br />

verwendet.<br />

+<br />

+<br />

[ ( ((c 1 k 2 + c 2 k 2 2a1 + a 3<br />

−<br />

((c ′ 1k 4 + c ′ 2k 4 [<br />

−<br />

) ( )] 5 2 [( ) ( )] )<br />

+ c 3 k 2 a1 + a 2 5 2<br />

a 3 − 2a 2 3<br />

4a 2 − 2a 3 2<br />

( ) ( )] 2a1 + a 3 5 2 [( ) ( )] )<br />

+ c ′<br />

a 3 − 2a 2 3<br />

3k 4 a1 + a 2 5 2<br />

4a 2 − 2a 3 2<br />

Hieraus läßt sich direkt der Grenzfall k → 0 entlang der Richtung k y = 2k x ablesen:<br />

[ ( ) ( )]<br />

˜G −1<br />

11 (⃗ 2a1 + a 3 5 2 [( ) ( )] )<br />

a1 + a 2 5 2<br />

k → 0) =<br />

(a 1 + a 2 −<br />

+ a 3<br />

a 3 − 2a 2 3<br />

4a 2 − 2a 3 2<br />

≠<br />

˜G −1<br />

11 (⃗ k = 0) = a 1<br />

Für die Korrelationsfunktion der Volumenfluktuationen läßt sich keine Richtung finden,<br />

entlang der die Verzerrungen entkoppeln <strong>und</strong> der Grenzfall ⃗ k → 0 gleich dem Fall ⃗ k = 0<br />

ist. ˜G 11 weist eine Diskontinuität im Ursprung auf. Die Stärke dieser Diskontinuität kann<br />

man sich anhand eines Zahlenbeispiels verdeutlichen. Die <strong>Simulationen</strong> eines harmonischen<br />

Dreiecksgitters, mit denen die analytischen Vorhersagen in Kapitel 10 verglichen<br />

werden, wurden mit einem Parametersatz durchgeführt, der auf folgende elastische Konstanten<br />

führt: a 1 = 100, a 2 = 50 <strong>und</strong> a 3 = 200. Setzt man diese in die Betrachtung des<br />

Grenzfalls ein, so erhält man:<br />

˜G −1<br />

11 (⃗ k → 0) =<br />

(<br />

100 + 50<br />

= 3025.345 ≈ 30 · a 1<br />

≠<br />

˜G −1<br />

11 (⃗ k = 0) = a 1 = 100<br />

[ ( ( )] 200 + 200 5 2 [( ( )] )<br />

100 + 50 5<br />

2<br />

−<br />

+ 200<br />

200 − 100)<br />

3<br />

200 − 400)<br />

2<br />

144


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Dieses Verhalten unterscheidet die Korrelationsfunktion der Volumenfluktuationen stark<br />

von den Korrelationsfunktionen der deviatorischen <strong>und</strong> Scherfluktuationen. Diese weisen<br />

zwar auch entlang der meisten Richtungen eine Diskontinuität in ihrem Verhalten für<br />

⃗ k → 0 auf, wie jedoch bereits gezeigt, gibt es für diese Korrelationsfunktionen jeweils<br />

zwei Richtungen, in der der Grenzübergang kontinuierlich verläuft! In Abbildung 9.5 ist<br />

eine Großaufnahme der Struktur der Verzerrungskorrelationsfunktion der Volumenfluktuationen<br />

G 11 abgebildet. Das diskontinuierliche Verhalten im Fourier Raum ist deutlich<br />

zu erkennen.<br />

Hat man den Kompressionsmodul a 1 z.B. aus ˜G 11 ( ⃗ k = ⃗0) bestimmt, so kann die Bestimmung<br />

der übrigen Fitparameter c 1 <strong>und</strong> c ′ 1 indirekt erfolgen. Dazu fittet man eine der<br />

Korrelationsfunktionen im Bereich ⃗ k ≠ ⃗0 in einer Richtung, entlang der die Verzerrungen<br />

nicht entkoppeln. Betrachten wir dazu z.B. ˜G22 ( ⃗ k ≠ 0) entlang der Richtung k y = 2k x :<br />

[ ( ) ( )]<br />

˜G −1<br />

22 (⃗ k ≠ 0) = (a 2 + c 2 k 2 + c ′ 2k 4 ) + (a 1 + c 1 k 2 + c ′ 1k 4 a3 − 2a 2 3 2<br />

) −<br />

2a 1 + a 3 5<br />

[( ) ( )]<br />

+(a 3 + c 3 k 2 + c ′ 3k 4 a1 + a 2 3 2<br />

)<br />

4a 1 + 2a 3 2<br />

= A + Bk 2 + Ck 4<br />

mit<br />

A = a 2 + 9 ( )<br />

25 a a3 − 2a 2<br />

2<br />

1<br />

+ 9 ( )<br />

2a 1 + a 3 4 a a1 + a 2<br />

2<br />

3<br />

4a 1 + 2a 3<br />

B = c 2 + 9 ( )<br />

25 c a3 − 2a 2<br />

2<br />

1<br />

+ 9 ( )<br />

2a 1 + a 3 4 c a1 + a 2<br />

2<br />

3<br />

4a 1 + 2a 3<br />

C = c ′ 2 + 9 ( )<br />

a3 − 2a 2<br />

2<br />

25 c′ 1<br />

+ 9 ( )<br />

a1 + a 2<br />

2<br />

2a 1 + a 3 4 c′ 3<br />

4a 1 + 2a 3<br />

Die Parameter A, B <strong>und</strong> C werden dem Fit entnommen. Die Parameter a i , c i <strong>und</strong> c ′ i<br />

(i = 2, 3) sind aus den Fits entlang der Diagonalen bzw. der Koordinatenachsen bekannt.<br />

Auflösen nach den gesuchten Parametern c 1 <strong>und</strong> c ′ 1 , ermöglicht somit deren Berechnung:<br />

c 1 = 25 ( ) (<br />

2a1 + a 2<br />

3<br />

B − c 2 − 9 ( ) )<br />

9 a 3 − 2a 2 4 c a1 + a 2<br />

2<br />

3<br />

4a 1 + 2a 3<br />

c ′ 1 = 25 ( ) (<br />

2a1 + a 2<br />

3<br />

C − c ′ 2 − 9 ( ) )<br />

a1 + a 2<br />

2<br />

9 a 3 − 2a 2 4 c′ 3<br />

4a 1 + 2a 3<br />

Im Prinzip ist durch das dargelegte Vorgehen eine Bestimmung aller Fitparameter möglich.<br />

Es ist jedoch zu beachten, daß die Qualität der indirekt bestimmten Parameter<br />

sehr stark vom Fehler in den zuerst bestimmten Fitparametern abhängen wird. Ist man<br />

lediglich an den Zahlenwerten der Elastizitätsmodule in einem System interessiert, so<br />

bieten sich einfacherer Methoden (z.B. [89, 90, 97]) zu deren Ermittlung an. Die Vorteile<br />

der Analyse der Verzerrungskorrelationsfunktionen liegen darin, daß sie<br />

145


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

→ die Berechnung der Korrelationslängen im System ermöglichen. Diese sind ein<br />

Maß für die Längenskalen, auf denen nicht-lokale Effekte wichtig werden.<br />

→ empfindlich auf Defekte im System reagieren. Diese können die Symmetrien der<br />

Korrelationsfunktionen zerstören. Dieser Aspekt wird in Kapitel 14 ausführlicher<br />

betrachtet.<br />

→ den Einfluß <strong>und</strong> die Stärke nicht-affiner Anregungen im System sichtbar machen.<br />

Dieser Aspekt wird in Kapitel 13 ausführlicher betrachtet.<br />

9.3. Summenregel der verallgemeinerten Suszeptibilität<br />

Die Summenregel der verallgemeinerten Suszeptibilität ergibt sich aus der Integration der<br />

Zweipunkt-Korrelationsfunktion. Der bereits in Kapitel 8 hergeleitete Zusammenhang<br />

χ T (⃗r, ⃗r ′ ) = βG(⃗r, ⃗r ′ ) geht in translationsinvarianten Systemen in den Ausdruck χ T (⃗r −<br />

⃗r ′ ) = βG(⃗r −⃗r ′ ) über. Da in dieser Arbeit eine dimensionslose Formulierung verwendet<br />

wird, gilt hier χ T (⃗r − ⃗r ′ ) = G(⃗r − ⃗r ′ ). Die Fouriertransformation ergibt dann ˜χ T ( ⃗ k) =<br />

˜G( ⃗ k). Hieraus läßt sich direkt durch Bilden des Grenzwerts ⃗ k → 0 die Summenregel<br />

ablesen:<br />

χ T = lim<br />

⃗k→0<br />

˜χ T ( ⃗ k) = ˜G( ⃗ k)| ⃗k= ⃗0 = ∫<br />

d⃗r G(⃗r)<br />

Diese Summenregel ist interessant, da sie einen weiteren Zugang zur Bestimmung der elastischen<br />

Konstanten eines Systems bietet. Integriert man die Korrelationsfunktionen der<br />

Verzerrung, so erhält man als verallgemeinerte Suszeptibilität die Elemente des Nachgiebigkeitstensors<br />

S ijkl . Der Tensor der Nachgiebigkeiten ist das Inverse des Tensors der<br />

sogenannten elastischen Steifigkeiten B ijkl . Dieser entspricht in Systemen ohne äußere<br />

Spannungen dem Tensor Elastizitätskonstanten C ijkl (siehe Kapitel 6 Gleichung 6.1).<br />

Die so erhaltenen elastischen Konstanten sind abhängig vom Volumen, über welches die<br />

Korrelationsfunktionen integriert wurden. Um eine Aussage über deren Werte im thermodynamischen<br />

Limes treffen zu können, muß man eine zusätzliche Skalenanalyse der<br />

Werte vornehmen. Die Details des Skalierungsverhaltens sind abhängig von den gewählten<br />

Randbedingungen <strong>und</strong> dem vorliegenden statistischen Ensemble. Es wird zunächst<br />

auf den Einfluß der Randbedingungen eingegangen.<br />

9.4. Das eingebettete System<br />

In der bisherigen Analyse wurde das gesamte Volumen des Systems ausgewertet. Dies<br />

entspricht jedoch nicht der Situation, wie man sie z.B. bei der Analyse der experimentellen<br />

Daten antrifft. Die mittels Videomikroskopie aufgenommenen Konfigurationen,<br />

zeigen lediglich einen Ausschnitt aus der gesamten Probe. Das betrachtete Volumen ist<br />

Teil eines unendlich ausgedehnten Festkörpers. Um die für die Auswertung eines solchen,<br />

146


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

in ein elastische Kontinuum eingebettetes System nötigen Formel herzuleiten, betrachtet<br />

man in einem Gedankenexperiment die Energie, welche für eine homogene Dilatation,<br />

bzw. eine reine Scherung des eingebetteten Systems nötig ist (analog zu Zahn et al. [77]).<br />

Um die Rechnung zu vereinfachen, geht man von einen kreisförmigen Volumen aus. Da,<br />

wie sich zeigen wird, die aus den Rechnungen erhaltenen Relationen näherungsweise<br />

in Abhängigkeit des Volumens <strong>und</strong> der Volumenänderung bzw. der Winkeländerung,<br />

dargestellt werden können, ist die betrachtete Form des Volumens unerheblich.<br />

Homogene Dilatation:<br />

Die Kreisscheibe wird isotrop expandiert: R B → R B + ∆r (R B : Radius der Kreisscheibe).<br />

Das Verschiebungsfeld in Polarkoordinaten ist:<br />

{<br />

∆r<br />

r<br />

R<br />

u ϕ = 0 , u r =<br />

B<br />

für r < R B<br />

∆r R B<br />

r<br />

für r > R B<br />

In Polarkoordinaten gilt für die Elemente des Verzerrungstensors [84]:<br />

ɛ rr = ∂u r<br />

∂r<br />

, ɛ ϕϕ = u r<br />

r + 1 ∂u ϕ<br />

r ∂ϕ , 2ɛ rϕ = 1 ∂u r<br />

r ∂ϕ + ∂u ϕ<br />

∂r − u ϕ<br />

r<br />

Für die Dichte der Helmholtz Freien Energie eines zweidimensionalen Dreiecksgitters<br />

gilt in Polarkoordinaten:<br />

f = 1 [<br />

K(ɛrr + ɛ ϕϕ ) 2 + µ ( (ɛ rr − ɛ ϕϕ ) 2 + 4ɛ 2<br />

2<br />

rϕ)]<br />

Nun läßt sich die Energie E = ∫ 2π ∫ ∞<br />

0 0<br />

rdϕdr f, welche aufgebracht werden muß,<br />

um diese homogene Dilatation der Kreisscheibe zu bewirken, berechnen. Durch<br />

Einsetzten erhält man die folgenden Ausdrücke für die benötigten Linearkombinationen<br />

der Verzerrungen:<br />

ɛ rr + ɛ ϕϕ = ∂u r<br />

∂r + u r<br />

r + 1 ∂u ϕ<br />

r<br />

ɛ rr − ɛ ϕϕ = ∂u r<br />

∂r − u r<br />

r − 1 ∂u ϕ<br />

r<br />

ɛ rϕ = 1 2<br />

∂ϕ = { ∆r<br />

∂ϕ = { ∆r<br />

( 1<br />

r<br />

R B<br />

+ ∆r<br />

R B<br />

+ 0 = 2 ∆r<br />

R B<br />

für r < R B<br />

− ∆rR B<br />

r 2<br />

+ ∆rR B<br />

r 2 + 0 = 0 für r > R B<br />

R B<br />

− ∆r<br />

R B<br />

− 0 = 0 für r < R B<br />

− ∆rR B<br />

r 2<br />

− ∆rR B<br />

r 2<br />

∂u r<br />

∂ϕ + ∂u ϕ<br />

∂r − u )<br />

ϕ<br />

= 0<br />

r<br />

− 0 = −2 ∆rR B<br />

r 2 für r > R B<br />

Die Integration über die Dichte der Freien Energie kann ausgeführt werden <strong>und</strong><br />

man erhält:<br />

∫ [<br />

RB<br />

E = 2π rdr 1 (<br />

K 2 ∆r ) ] 2 ∫ [ (<br />

∞<br />

(<br />

+ 2π rdr 1 µ −2 ∆rR ) )] 2<br />

B<br />

0 2 R B R B<br />

2<br />

r 2<br />

= 2π(K + µ)(∆r) 2 147


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Das Volumen der Kreisscheibe ist V B = πRB 2 . Während der homogenen Dilatation<br />

verändert sich dieses um ∆V B = 2π( 1 2 (R B + ∆r) 2 − 1 2 R2 B ) = 2πR B∆r + π(∆r) 2 .<br />

Damit läßt sich die benötigte Energie E näherungsweise wie folgt schreiben:<br />

E = (K + µ) (2πR B∆r) 2<br />

2(πR 2 B ) = (K + µ) (∆V B) 2<br />

2V B<br />

Mit Hilfe des Gleichverteilungssatzes kann man nun direkt schließen, daß<br />

V B 〈e 2 1〉 = 〈(∆V B) 2 〉<br />

V B<br />

= k BT<br />

K B + µ B<br />

. (9.7)<br />

Reine Scherung:<br />

Die Kreisscheibe wird als starrer Körper rotiert: ϕ → ϕ + ∆ϕ.<br />

Das Verschiebungsfeld in Polarkoordinaten ist dann:<br />

{<br />

0 für r < RB<br />

u r = 0 , u ϕ =<br />

∆ϕ R2 B<br />

r<br />

für r > R B<br />

Die benötigten Linearkombinationen der Verzerrungen vereinfachen sich zu:<br />

ɛ rr + ɛ ϕϕ = 0, ɛ rr − ɛ ϕϕ = 0 <strong>und</strong><br />

ɛ rϕ = 1 2<br />

( 1<br />

r<br />

∂u r<br />

∂ϕ + ∂u ϕ<br />

∂r − u ) {<br />

ϕ 0 für r < RB<br />

= ( ) 2<br />

r −∆ϕ RB<br />

r<br />

für r > R B<br />

Die für die reine Scherung aufzubringende Energie ist daher:<br />

E =<br />

∫ 2π ∫ ∞<br />

0<br />

0<br />

= 2πµ(∆ϕ) 2 R 2 B<br />

∫ RB<br />

rdϕdrf = 2π rdr 0 + µ ∫ [<br />

∞<br />

rdr 4 −∆ϕ<br />

0<br />

2 R B<br />

Mittels des Äquipartitionstheorems sieht man, daß gilt:<br />

(<br />

RB<br />

r<br />

) 2<br />

] 2<br />

µ = k BT 1<br />

πRB<br />

2 〈(2∆ϕ)2〉 = k BT 1<br />

V B 〈(2∆ϕ) 2 〉 = k BT 1<br />

V B 〈e 2 2θ 〉 (9.8)<br />

Wie man an diesem Gedankenexperiment erkennt, beschreiben die Fluktuationen von<br />

e 1 = (ɛ rr +ɛ ϕϕ ), e 2 = (ɛ rr −ɛ ϕϕ ) <strong>und</strong> e 3 = ɛ rϕ in einem eingebetteten System nicht mehr<br />

reine Volumen- oder reine Formänderungen. So treten bei der Dilatation der Kreisscheibe<br />

im sie umgebenden Medium auch Scherungen auf. Aus der Analyse von G 11 zum Beispiel<br />

erhält man daher nun nicht mehr den Kompressionsmodul, sondern K + µ. Diese Überlegungen<br />

motivierten Zahn et al. [77] dazu, zur Bestimmung der elastischen Konstanten<br />

in einem zweidimensionalen, kolloidalen Kristall die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der<br />

mittleren Fluktuationen der Verzerrungen e 1 <strong>und</strong> der Starrkörperrotationen e 2θ = 2θ<br />

148


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

auszuwerten. Diese sind normalverteilt. Aus der Standardabweichung dieser Verteilungen<br />

können mittels der Gleichungen 9.7 <strong>und</strong> 9.8 die elastischen Konstanten berechnet<br />

werden.<br />

Über die Überlegungen von Zahn et al. [77] hinaus, wird nun gezeigt, daß die Stärke<br />

des Einflusses des äußeren Mediums vom Verhältnis des Volumens V B zum Volumen<br />

des gesamten Systems abhängt. Zur Herleitung des formalen Zusammenhangs integriert<br />

man nun über ein endliches Gesamtsystem mit Radius R <strong>und</strong> Volumen V = πR 2 . Dabei<br />

wird in beiden Fällen als Randbedingung angenommen, daß das Verschiebungsfeld am<br />

Rand des Gesamtsystems Null wird, d.h. ⃗u(r = R) = ⃗0.<br />

Homogene Dilatation: Die für eine isotrope Expansion der Kreisscheibe auf einen Radius<br />

von R B + ∆r benötigte Energie ist im endlichen System:<br />

∫ [<br />

RB<br />

E = 2π rdr 1 (<br />

K 2 ∆r ) ]<br />

2<br />

+ µ((0) 2 + 4(0) 2 )<br />

0 2 R B<br />

∫ [ (<br />

R<br />

(<br />

+2π rdr 1 K(0) 2 + µ −2 ∆rR ) )]<br />

2<br />

B<br />

R B<br />

2<br />

r 2 + 4(0) 2<br />

∫ ∞<br />

+2π rdr 1 [<br />

K(0) 2 + µ<br />

((0) 2 + 4(0) 2)]<br />

R 2<br />

= 2π 1 ( ) ∆r 2 [ ] 1<br />

RB<br />

2 K4 R B 2 r2 + 2π 1 [<br />

0<br />

2 µ4(∆rR B) 2 − 1 ]<br />

1 R<br />

2 r 2 + 0<br />

R B<br />

= 1 ( ) 2 [ ( ( ))]<br />

2 V ∆VB<br />

VB<br />

B<br />

K + µ 1 −<br />

V B V<br />

Anwenden des Äquipartitionstheorems liefert:<br />

k B T<br />

V B<br />

〈e 2 1〉 =<br />

1<br />

( ( ))<br />

K + µ 1 − VB<br />

V<br />

Reine Scherung: Die für eine Drehung der starren Kreisscheibe benötigte Energie ist<br />

im endlichen System:<br />

∫ RB<br />

E = 2π rdr 0 + µ ∫ [<br />

R<br />

( ) ] 2 2<br />

RB<br />

rdr 4 −∆ϕ + µ ∫ ∞<br />

rdr 0<br />

0<br />

2 R B<br />

r 2 R<br />

[<br />

= 4πµ(∆ϕ) 2 RB<br />

4 − 1 ]<br />

1 R<br />

2 r 2 = 1 ( ( ))<br />

VB<br />

R B<br />

2 µ(2∆ϕ)2 V B 1 −<br />

V<br />

Anwenden des Äquipartitionstheorems liefert:<br />

k B T<br />

〈e 2 2θ<br />

V 〉 = 1<br />

( ( ))<br />

B µ 1 − VB<br />

V<br />

149


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Die Fluktuationen der Verzerrungen verändern somit durch die Einbettung des ausgewerteten<br />

Volumens in ein umgebendes Medium ihre Bedeutung. Dies muß auch bei der<br />

Interpretation der Verzerrungskorrelationsfunktionen G ii (⃗r) berücksichtigt werden. Im<br />

experimentellen System befindet man sich im Limes V B<br />

V<br />

→ 0, d.h. der Einfluß des umgebenden<br />

Mediums auf das betrachtete Volumen dominiert. Daher müssen in diesem Fall<br />

die Korrelationsfunktionen G 11 <strong>und</strong> G 2θ ausgewertet werden, will man die elastischen<br />

Konstanten berechnen. In den <strong>Simulationen</strong> hingegen kann das komplette Volumen ausgewertet<br />

werden. Man befindet sich im Grenzfall V B<br />

V<br />

→ 1, so daß G 11 , G 22 <strong>und</strong> G 33 eine<br />

direkte Analyse von Dilatation <strong>und</strong> Scherung ermöglichen. Diese Überlegungen zeigen,<br />

daß für die direkte Auswertung der Verzerrungskorrelationen im experimentellen System<br />

eine weitere Korrelationsfunktion hergeleitet werden muß, nämlich die der Korrelationen<br />

in e 2θ .<br />

9.5. Korrelationen der lokalen, mikroskopischen Rotationen<br />

( )<br />

Der antisymmetrische Teil θ = 1 ∂uy<br />

2 ∂x − ∂ux<br />

∂y<br />

des Verzerrungstensors beschreibt eine<br />

Rotation eines starren Körpers. In einem eingebetteten System ist θ als Funktion der<br />

deviatorischen e 2 <strong>und</strong> Scherverzerrungen e 3 darstellbar. Die drei Größen sind über die<br />

Einwirkung des umgebenden Mediums miteinander gekoppelt. Allgemein gilt:<br />

θ + e 3 = 1 2<br />

(<br />

2 ∂u )<br />

y<br />

∂x<br />

= ∂u y<br />

∂x<br />

<strong>und</strong> θ − e 3 = 1 2<br />

(<br />

−2 ∂u )<br />

x<br />

∂y<br />

= − ∂u x<br />

∂y<br />

Die Verknüpfung zu den deviatorischen Verzerrungen erkennt man in den partiellen<br />

Ableitungen von θ. Dazu betrachtet man:<br />

∂ 2 θ<br />

∂x∂y = 1 ( ∂ 3 )<br />

u y<br />

2 ∂ 2 x∂y − ∂3 u x<br />

∂ 2 y∂x<br />

⇒ 1 ∂ 2 θ<br />

2 ∂x∂y<br />

<strong>und</strong><br />

∂ 3 (<br />

θ ∂ 3 )<br />

∂x 2 ∂y = e 3<br />

∂x∂y∂x − ∂3 e 2<br />

∂y 2 ∂x − ∂3 ɛ yy<br />

∂y 2 ∂x<br />

= 1 ( ∂ 2 )<br />

ɛ yy<br />

2 ∂ 2 x − ∂2 ɛ xx<br />

∂ 2 = 1 ( ∂ 2 (θ + e 3 )<br />

y 2 ∂x∂y<br />

= 1 ( ∂ 2 )<br />

e 3<br />

2 ∂x∂y − ∂2 e 2<br />

∂y 2 − ∂2 ɛ yy<br />

∂y 2<br />

Die Transformation in den Fourier Raum liefert daraus:<br />

k 2 xk y ˜θ = k<br />

2<br />

x k y ẽ 3 − k 2 yk x ẽ 2 − k 3 y(˜θ + ẽ 3 )<br />

=<br />

)<br />

− ∂2 (e 2 + ɛ yy )<br />

∂ 2 y<br />

( ∂ 3 )<br />

e 3<br />

∂x∂y∂x − ∂3 e 2<br />

∂y 2 ∂x − ∂2 ∂(θ + e 3 )<br />

∂y 2 ∂y<br />

Somit sind die verschiedenen Scherfluktuationen im eingebetteten System über die folgende<br />

Gleichung miteinander verb<strong>und</strong>en.<br />

˜θ(k 2 x + k 2 y) = (k 2 x − k 2 y)ẽ 3 − k x kyẽ 2 (9.9)<br />

150


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Nach wie vor gelten aber auch die in Kapitel 9.1 hergeleiteten Beziehungen zwischen den<br />

Verzerrungsfluktuationen. Der mathematische Kern ˜Q 23 verknüpft die deviatorischen<br />

Fluktuationen ẽ 2 mit den Scherfluktuationen ẽ 3 . Setzt man diese Beziehung in Gleichung<br />

9.9 ein, so erhält man eine Relation zwischen ˜θ <strong>und</strong> ẽ 3 .<br />

( )<br />

˜θ(k x 2 + ky)=(k 2 x 2 − ky)ẽ 2 4a1 + 2a 3 kx k y<br />

3 + k x k y<br />

a 1 + a 2 kx 2 + ky<br />

2 ẽ 3 =<br />

(k 2 x − k 2 y) 2 + k 2 xk 2 y<br />

(<br />

4a1 +2a 3<br />

k 2 x − k 2 y<br />

a 1 +a 2<br />

)<br />

ẽ 3<br />

⇒ ẽ 3 =<br />

k 4 x − k 4 y<br />

(k 2 x − k 2 y) 2 + k 2 xk 2 y<br />

(<br />

4a1 +2a 3<br />

a 1 +a 2<br />

) ˜θ = ˜Q3θ ˜θ<br />

Für die Bestimmung des Schermoduls relevant sind die Fluktuationen in e 2θ = 2θ. Mit<br />

Hilfe der hergeleiteten Zusammenhänge, läßt sich die Freie Energie im Fourier Raum als<br />

Funktional von 2˜θ darstellen. Aus dieser Darstellung kann man mittels des Äquipartitionstheorems<br />

direkt die Korrelationsfunktion ˜G 2θ2θ ablesen [96]:<br />

⎛<br />

⎞<br />

˜G 2θ2θ ( ⃗ 2∑<br />

k ≠ 0) −1 = ⎝a 3 + c 3 k 2 + c ′ 3k 4 + (a j + c j k 2 + c ′ jk 4 )( ˜Q j3 ) 2 ⎠ ( ˜Q 3 2θ ) 2<br />

˜G 2θ2θ (⃗0) −1 = a 3<br />

4<br />

Erfolgt die Herleitung über e 2 statt e 3 so erhält man lediglich eine andere Darstellung<br />

der gleichen Funktion, die für ⃗ k → ⃗0 den Schermodul a 2 liefert.<br />

Um einen Eindruck vom Verlauf dieser Korrelationsfunktion im Fourier Raum zu bekommen<br />

betrachtet man nun wieder die Diagonale k x = k y <strong>und</strong> das Grenzwertverhalten<br />

für k x → ⃗0 <strong>und</strong> k y → 0. Der mathematische Kern ˜Q 3 2θ , welcher die Verzerrungsvariable<br />

e 3 mit e 2θ verknüpft zeigt das folgende Verhalten:<br />

˜Q 3 2θ =<br />

j=1<br />

{ (<br />

0<br />

)<br />

für k x = k y<br />

− 1 −ky<br />

4<br />

2<br />

= − ( 1<br />

ky+0<br />

2)<br />

für 4 kx → 0 , k y ≠ 0<br />

( )<br />

1<br />

2<br />

= ( )<br />

1<br />

2<br />

für k y → 0 , k x ≠ 0<br />

k 4 x<br />

k 4 x<br />

Wie man erkennt bleibt der kontinuierliche Verlauf entlang der Koordinatenachsen der<br />

Korrelationsfunktion ˜G 33 ( ⃗ k) beim Übergang zu ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) erhalten. Der Verlauf entlang<br />

der Diagonalen muß jedoch genauer betrachtet werden, da ˜G 33 ( ⃗ k) entlang dieser Richtung<br />

diskontinuierlich ist. Dazu wird das Produkt der mathematischen Kerne ˜Q 23 <strong>und</strong><br />

˜Q 3 2θ betrachtet.<br />

˜Q 2 23 ˜Q 2 3 2θ =<br />

= 1 4<br />

⎛<br />

(<br />

− 4a ( ))<br />

1 + 2a 3 kx k 2<br />

y<br />

a 1 + a 2 kx 2 − ky<br />

2<br />

( 4a1 + 2a 3<br />

⎞<br />

⎝ 1 (kx 2 − ky)(k 2 x 2 + ky)<br />

2<br />

( ) ⎠<br />

2 (kx 2 − ky) 2 2 + kxk 2 y 2 4a1 +2a 3<br />

a 1 +a 2<br />

a 1 + a 2<br />

) 2<br />

k 2 xk 2 y(k 2 x + k 2 y) 2<br />

(<br />

(k 2 x − k 2 y) 2 + k 2 xk 2 y<br />

(<br />

4a1 +2a 3<br />

a 1 +a 2<br />

)) 2<br />

151<br />

2


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

G ~ 2θ 2θ<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

Abbildung 9.6: Die Korrelationsfunktion ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) im Fourier Raum. Die Grauskalendarstellung der<br />

Funktion erstrecken sich über den gleichen Wertebereich, wie in der dreidimensionalen Darstellung. Maxima<br />

sind in weiß, Minima in schwarz abgebildet. Es wurde der gleiche Parametersatz wie in Abbildung<br />

9.1 verwendet.<br />

Für k x = k y vereinfacht sich das Produkt auf:<br />

˜Q 2 ˜Q 23 2 3 2θ = 1 ( ) 4a1 + 2a 2<br />

3 4kxk 4 x<br />

4 ( ( ))<br />

4 a 1 + a 2<br />

= 1<br />

2<br />

0 + kx 4 4a1 +2a 3<br />

a 1 +a 2<br />

Einsetzen in den Kehrwert der Korrelationsfunktion ergibt somit:<br />

˜G −1<br />

2θ2θ (⃗ k) =<br />

{ a2 + c 2 k 2 + c ′ 2 k4 , k x = k y ≠ 0<br />

(a 3 + c 3 k 2 + c ′ 3 k4 )/4 , k x → 0 , k y ≠ 0<br />

(a 3 + c 3 k 2 + c ′ 3 k4 )/4 , k x → 0 , k y ≠ 0<br />

−1<br />

Wie die Verzerrungskorrelationsfunktion ˜G 11 (⃗ −1<br />

k) besitzt ˜G<br />

2θ2θ (⃗ k) eine 8-fache Rotationssymmetrie.<br />

Im Gegensatz zu dieser zeigt sie jedoch entlang der Koordinatenachsen <strong>und</strong><br />

der Diagonalen einen kontinuierlichen Übergang für k → 0. Fits entlang dieser Richtungen<br />

ermöglichen daher die Bestimmung der mit den Scherfluktuationen verknüpften Module<br />

a 2 <strong>und</strong> a 3 <strong>und</strong> der Korrelationslängen c 2 <strong>und</strong> c ′ 2 sowie c 3 <strong>und</strong> c ′ 3 . Mit den aus <strong>Simulationen</strong><br />

eines harmonischen Dreiecksgitters gewonnenen Parametern c i <strong>und</strong> c ′ i (i = 1, 2, 3)<br />

kann ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) direkt berechnet werden. Diese so berechnete, vierte Verzerrungskorrelationsfunktion<br />

ist in Abbildung 9.6 zur Veranschaulichung graphisch dargestellt.<br />

9.6. Skalenanalyse der Verzerrungsfluktuationen<br />

Eine Skalenanalyse dient dazu, aus den Ergebnissen, welche in <strong>Simulationen</strong> in endlichen<br />

Systemen gewonnen wurden, auf die entsprechenden Ergebnisse im thermodynamischen<br />

Limes schließen zu können. Der direkteste Weg diese Information zu erlangen, wäre es<br />

152


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

viele <strong>Simulationen</strong> in immer größeren Systemen durchzuführen <strong>und</strong> so eventuell vorhandene,<br />

systematische Größenabhängigkeiten aufzudecken. Diese direkte Herangehensweise<br />

benötigt sehr viel Rechenzeit <strong>und</strong> ist daher meist nicht praktikabel. Die sogenannte<br />

Blockanalyse ist eine Technik, die es ermöglicht aus einer einzelnen Simulation in einem<br />

hinreichend großen System, Informationen über systematische Größenabhängigkeiten zu<br />

erhalten. Zu diesem Zweck wird das Simulationsvolumen in kleinere Subvolumen zerlegt<br />

<strong>und</strong> die physikalischen Größen von Interesse innerhalb dieser Subvolumina berechnet<br />

(für Details zu dieser Methode siehe z.B. [53]). Gelingt es zusätzlich eine analytische<br />

Vorhersage für die systematische Größenabhängigkeit der betrachteten, physikalischen<br />

Größen zu machen, so kann durch das Anpassen dieses analytischen Skalengesetzes an<br />

den aus der Simulation erhaltenen Datensatz die gewünschte Information über die physikalische<br />

Größe im thermodynamischen Limes gewonnen werden. In diesem Abschnitt<br />

wird ein solches Skalengesetz für die Elemente des Nachgiebigkeitstensors S ijkl (bzw. S αβ<br />

in Voigt Notation) kurz vorgestellt. Dieses wurde von Sengupta et al. [98] für den Spezialfall<br />

eines isotropen Festkörpers unter der Annahme isotroper Verzerrungskorrelationen<br />

hergeleitet. Diese Annahme ist eine starke Näherung, da bereits in den vorangegangenen<br />

Abschnitten gezeigt wurde, daß die Verzerrungskorrelationsfunktionen räumlich stark<br />

anisotrop sind. Es stellt sich die Frage, warum die Skalenanalyse nach Sengupta et al.<br />

[98] trotzdem gut funktioniert. Diese Frage wird im nächsten Abschnitt diskutiert.<br />

In isotropen Festkörpern, wie dem Dreiecksgitter, können die deviatorischen Fluktuationen<br />

direkt mit den Scherfluktuationen in Zusammenhang gebracht werden. Es gilt<br />

a 2 = a 3 /4. Betrachtet man den gewichteten Mittelwert der Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

˜G av = ( ˜G 22 + 4 ˜G 33 )/2, so erkennt man, daß dieser der Verzerrungskorrelationsfunktion<br />

˜G 11 in seiner Struktur sehr ähnlich ist (siehe Abbildung 9.7). Die gemittelte<br />

Verzerrungskorrelationsfunktion ˜G av , weist, wie ˜G 11 , in allen Richtungen für ⃗ k → ⃗0 ein<br />

diskontinuierliches Verhalten auf <strong>und</strong> zeigt eine 8-fache Rotationssymmetrie. Da sich,<br />

wie man in Kapitel 10 sehen wird, weder in den <strong>Simulationen</strong>, noch im Experiment, diese<br />

8-fache Rotationssymmetrie der Korrelationsfunktionen ˜G 11 <strong>und</strong> ˜G av aufgr<strong>und</strong> von<br />

Nicht-Affinitäten in den Fluktuationen auflösen lassen, können beide Korrelationsfunktionen<br />

näherungsweise durch isotrope Funktionen beschrieben werden. Auch die Stärke<br />

a)<br />

~<br />

G 11<br />

(k)<br />

~<br />

b) G (k)<br />

av<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 9.7: Die analytische Form der Korrelationsfunktionen ˜G 11( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G av( ⃗ k) im Fourier Raum<br />

berechnet mit Hilfe der aus der Simulation eines harmonischen Dreiecksgitters mit N = 3120 <strong>und</strong><br />

βa 2 f = 200/ √ 3 gewonnenen Fitparameter a i, c i <strong>und</strong> c ′ i (i = 1, 2, 3) (siehe Kapitel 10.2).<br />

153


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

der Diskontinuität ist in den analysierten Datensätzen stark vermindert. Die Existenz<br />

der Diskontinuität in den Korrelationsfunktionen ist unproblematisch, da das analytische<br />

Skalengesetz es ermöglicht, Sαα ∞ aus einer Steigung zu berechnen. Die absoluten<br />

Werte der systemgrößenabhängigen Elemente des Nachgiebigkeitstensors S L B<br />

αα mögen daher<br />

zwar bei der Annahme eines kontinuierlichen Übergangs in der Analyse überschätzt<br />

werden, solange durch ihre Analyse jedoch das Skalierungsverhalten korrekt erfaßt wird,<br />

ist auch eine korrekte Bestimmung von Sαα ∞ durch eine lineare Regression möglich. Zur<br />

Illustration sind in Abbildung 9.7 die analytischen Formen der beiden Korrelationsfunktionen,<br />

˜G11 ( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G av ( ⃗ k) dargestellt. Die zur Berechnung verwendeten Parameter a i ,<br />

c i <strong>und</strong> c ′ i (i = 1, 2, 3) wurden aus <strong>Simulationen</strong> eines harmonischen Dreiecksgitters gewonnen.<br />

Im Folgenden werden die Gr<strong>und</strong>züge der Herleitung des Skalengesetzes allgemein für ein<br />

Ordnungsparameterfeld φ(⃗x) wiedergegeben. Unter der nähernden Annahme der räumlichen<br />

Isotropie, wird der nicht-lokale Term im Landau Funktional F vernachlässigt.<br />

Dieses lautet dann:<br />

∫ ( 1<br />

F = k B T d 2 x<br />

2 rφ2 + 1 )<br />

2 c (∇φ(⃗x))2<br />

r <strong>und</strong> c sind hier Konstanten. Die Herleitung eines analytischen Ausdrucks für die verallgemeinerte<br />

Suszeptibilität entspricht der Herleitung der räumlichen isotropen Ornstein-<br />

Zernike Form der Korrelationsfunktion G(⃗r) (siehe z.B. [76]). Das Inverse der verallgemeinerten<br />

Suszeptibilität erhält man durch zweifaches Differenzieren des Funktionals.<br />

χ −1 (⃗x ′ , ⃗x ′′ ) =<br />

δ 2 F<br />

δ〈φ(⃗x ′ )〉δ〈φ(⃗x ′′ )〉 = k BT (r − c∇ 2 )δ(⃗x ′ − ⃗x ′′ )<br />

Dieser Ausdruck läßt sich so umformen, daß eine Verbindung mit der Fourier Transformierten<br />

der inversen, verallgemeinerten Suszeptibilität gef<strong>und</strong>en wird.<br />

∫<br />

χ −1 (⃗x ′ , ⃗x ′′ ) = k B T (r − c∇ 2 )δ(⃗x ′ − ⃗x ′′ ) = k B T (r − c∇ 2 1<br />

)<br />

(2π) 2 d 2 ke i⃗ k(⃗x ′ −⃗x ′′ )<br />

= k ∫<br />

BT<br />

(2π) 2 d 2 k<br />

(re i⃗ k(⃗x ′ −⃗x ′′) )<br />

+ ck 2 e i⃗ k(⃗x ′ −⃗x ′′ )<br />

∫<br />

1<br />

=<br />

(2π) 2 d 2 k χ −1 ( ⃗ k)e i⃗ k(⃗x ′ −⃗x ′′ )<br />

Aus dieser Darstellung kann die Fourier Transformierte direkt abgelesen werden:<br />

χ −1 ( ⃗ k) = k B T (r + ck 2 )<br />

Invertiert man diesen Ausdruck, so erhält eine Darstellung der verallgemeinerten Suszeptibilität<br />

im Fourier Raum:<br />

χ( ⃗ k) = 1<br />

k B T<br />

1<br />

(r + ck 2 ) = 1<br />

k B T<br />

χ<br />

[1 + (kξ) 2 ] ≡ 1<br />

k B T<br />

ξ 2 1<br />

1 + (kξ) 2 c<br />

154


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

wobei die Korrelationslänge ξ = √ c<br />

r<br />

eingeführt wurde. Die Rücktransformation liefert<br />

einen analytischen Ausdruck für die Korrelationsfunktion im Ortsraum:<br />

∫<br />

d 2 ∫<br />

k<br />

χ(⃗x,⃗0) =<br />

(2π) 2 χ(⃗ k)e i⃗k⃗x = χ ∞ d 2 k e i⃗ k⃗x<br />

(2π) 2 1 + (kξ) 2<br />

Das Integral kann weiter ausgewertet werden. Dazu formt man zunächst weiter um:<br />

∫<br />

χ(⃗x) = χ ∞ d 2 k e i⃗ k⃗x<br />

∫<br />

(2π) 2 1 + (kξ) 2 = d 2 k eikx cos ϑ<br />

χ∞<br />

(2π) 2 1 + (kξ) 2<br />

∫ ∞<br />

= χ ∞ kdk<br />

0<br />

∫ 2π<br />

0<br />

dϑ eikx cos ϑ<br />

(2π) 2 1 + (kξ) 2<br />

Nun führt man die Substitutionsvariable z = | ⃗ k||⃗x| = kx ein. Es gilt dz<br />

∫ ∞<br />

χ(⃗x) = χ ∞ dz z ∫ 2π<br />

dϑ<br />

x 2 (2π) 2<br />

0<br />

0<br />

eiz cos ϑ<br />

∫ ∞<br />

1 + (z ξ = χ∞ x )2<br />

0<br />

dz z x 2 ( x<br />

ξ<br />

dk<br />

) 2 ∫ 2π<br />

0<br />

= x <strong>und</strong> damit:<br />

dϑ eiz cos ϑ<br />

(2π) 2 z 2 + ( x ξ )2<br />

wobei im Nenner des Integranden (ξ/x) 2 ausgeklammert wurde. Substituiert man weiterhin<br />

η = x ξ<br />

, so erhält man:<br />

χ(⃗x) = χ ∞ 1 ∫ ∞ ∫<br />

z 2π<br />

dϑ cos ϑ<br />

ξ 2 dz<br />

z 2 + η 2 eiz<br />

(2π) 2<br />

0<br />

Das Integral über den Winkelanteil läßt sich durch eine Besselfunktion der ersten Art<br />

darstellen:<br />

∫ π<br />

J m (y) = i−m<br />

e iy cos ϑ cos (mϑ)dϑ = 1 ∫ 2π<br />

e iy cos ϑ e imϑ dϑ<br />

π 0<br />

2π 0<br />

mit y ∈ C. Der Vergleich zeigt, daß sich der Winkelanteil des Integrals sich mit J 0 (y)<br />

identifizieren läßt.<br />

χ(⃗x) = χ ∞ 1 ∫<br />

1 ∞<br />

z<br />

ξ 2 dz<br />

2π z 2 + η 2 J 0(z)<br />

Für das Integral über diese Besselfunktion gilt nach Abramowitz & Stegun [99]:<br />

∫ ∞<br />

0<br />

t ν+1 J ν (αt)dt<br />

(t 2 + y 2 ) µ+1 = αµ y ν−µ<br />

2 µ Γ(µ + 1) K ν−µ(αy) ,<br />

fallsα > 0, R{y} > 0, −1 < R{ν} < 2R{µ}+ 3 2 . K n(y) ist eine Modifizierte Besselfunktion<br />

der zweiten Art. Für n = 0 gilt:<br />

K 0 (y) =<br />

∫ ∞<br />

0<br />

dt cos (y sinh (t)) =<br />

0<br />

0<br />

∫ ∞<br />

0<br />

cos (yt)<br />

√<br />

t 2 + 1 dt<br />

Das gesuchte Integral erhält man, wenn man die Variablen wie folgt identifiziert: t = z,<br />

y = η, ν = 0, µ = 0, α = 1 <strong>und</strong> dann Γ(1) = 1 . Mit dieser Identifikation schreibt sich<br />

die verallgemeinerte Suszeptibilität im Ortsraum als:<br />

χ(⃗x) = χ ∞ 1 ξ 2 1<br />

2π<br />

∫ ∞<br />

0<br />

dz zJ 0(z)<br />

z 2 + η 2 = χ∞ 1 ξ 2 1<br />

2π K 0(η)<br />

155


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Fluktuationen des Verzerrungstensors<br />

Zur Bestimmung des elastischen Verhaltens des Dreiecksgitters werden, wie in der Analyse<br />

der Verzerrungskorrelationsfunktionen, die Linearkombinationen e 1 , e 2 <strong>und</strong> e 3 der<br />

Verzerrungen als Ordnungsparameter gewählt. Gemäß der im vorangegangen Abschnitt<br />

dargelegten Herleitung kann man nun die isotropen Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

direkt im Ortsraum angeben:<br />

G 11 (⃗x,⃗0) =<br />

G 22 (⃗x,⃗0) =<br />

G 33 (⃗x,⃗0) =<br />

∫<br />

1<br />

(2π) 2<br />

= βS ∞ 11<br />

1<br />

ξ 2 1<br />

∫<br />

1<br />

(2π) 2<br />

= βS ∞ 22<br />

1<br />

ξ 2 2<br />

∫<br />

1<br />

(2π) 2<br />

= βS ∞ 33<br />

1<br />

ξ 2 3<br />

d 2 q G 11 (⃗q)e i⃗q⃗x = 1 ∫<br />

k B T S∞ 11<br />

( )<br />

1 |⃗x|<br />

2π K 0<br />

ξ 1<br />

d 2 qG 22 (⃗q)e i⃗q⃗x = 1 ∫<br />

k B T S∞ 22<br />

( )<br />

1 |⃗x|<br />

2π K 0<br />

ξ 2<br />

d 2 qG 33 (⃗q)e i⃗q⃗x = 1 ∫<br />

k B T S∞ 33<br />

( )<br />

1 |⃗x|<br />

2π K 0<br />

ξ 3<br />

d 2 q e i⃗q⃗x<br />

(2π) 2 [1 + (qξ 1 ) 2 ]<br />

d 2 q e i⃗q⃗x<br />

(2π) 2 [1 + (qξ 2 ) 2 ]<br />

d 2 q e i⃗q⃗x<br />

(2π) 2 [1 + (qξ 3 ) 2 ]<br />

Um einen analytischen Ausdruck für ein Skalengesetz zu erhalten, wird zur weiteren Auswertung<br />

im Rahmen der Blockanalyse das Simulationsvolumen der linearen Ausdehnung<br />

L in Subvolumina der linearen Ausdehnung L B zerlegt. Der mittlere Ordnungsparameter<br />

eines solchen Subvolumens ist:<br />

∫ LB<br />

¯φ = L −2<br />

B d 2 xφ(⃗x)<br />

Die Fluktuationen von ¯φ können über die statische Summenregel (siehe Kapitel 8) mit<br />

der Korrelationsfunktion in Zusammenhang gebracht werden:<br />

∫<br />

〈 ¯φ ¯φ〉<br />

LB<br />

∫ LB<br />

LB L 2 B = L −2<br />

B d 2 x ′ d 2 x 〈φ(⃗x)φ(⃗x ′ )〉 = d 2 x βG φφ (⃗x) ≡ χ L B<br />

φφ<br />

Für L B → L erwartet man, daß χ L B<br />

φφ<br />

→ χ∞ φφ<br />

, sofern L groß genug ist, um das System<br />

im thermodynamischen Limes darzustellen. In der Betrachtung der Fluktuationen der<br />

Elemente des Verzerrungstensors lautet dies:<br />

〈 ɛ¯<br />

α ɛ¯<br />

β 〉 LB L 2 B = 1 ∫ LB<br />

∫ LB<br />

d 2 x ′ d 2 x 〈ɛ α (⃗x)ɛ β (⃗x ′ )〉 = d 2 x βG αβ (⃗x) = S L B<br />

L<br />

αβ<br />

B<br />

Die Fluktuationen in den Subvolumina hängen aber von der Wahl des Ensembles ab. Im<br />

kanonischen Ensemble verschwindet der Mittelwert der mikroskopischen Fluktuationen<br />

des Verzerrungstensors über das gesamte Simulationsvolumen. Die Eigenschaften des kanonischen<br />

Ensembles können, wie Sengupta et al. [98] zeigten, mittels der Methode der<br />

156


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Lagrange Multiplikatoren berücksichtigt werden, so daß auch in diesem Ensemble eine<br />

Skalenanalyse möglich wird. Dies führt dazu, daß man mit einer korrigierten Korrelationsfunktion<br />

G ′ αβ (⃗x) = G αβ(⃗x) − ∆ L weiter arbeitet. Der Korrekturterm lautet:<br />

∆ L = 1 ∫ L<br />

L 2 d 2 x G(⃗x) = 1 [∫ L<br />

( a<br />

) ] 2<br />

L 2 d 2 x G αβ (⃗x) − C αβ<br />

L<br />

0<br />

0<br />

wobei die C αβ Konstanten sind. Unter Verwendung dieser Korrelationsfunktion berechnet<br />

man die verallgemeinerten Suszeptibilitäten bzw. Elemente des Nachgiebigkeitstensors<br />

im Subvolumen L B .<br />

Sαβ ∞ = 〈 ɛ¯<br />

α ɛ¯<br />

β 〉 LB L 2 B = 1<br />

L 2 B<br />

∫ LB<br />

∫<br />

d 2 x ′ d 2 x〈ɛ α ( x ⃗ LB ′ )ɛ β (⃗x)〉 = d 2 x βG ′ αβ (⃗x)<br />

{∫ LB<br />

= β d 2 x<br />

(G αβ (⃗x) − 1 (∫ L<br />

L 2 d 2 x ′ G αβ ( ⃗ ( a<br />

) ))} 2<br />

x ′ ) − C αβ<br />

0<br />

L<br />

{∫ LB<br />

(∫ L<br />

= β d 2 x G αβ (⃗x) − L2 B<br />

L 2 d 2 x ′ G αβ ( ⃗ ( a<br />

) )} 2<br />

x ′ ) − C αβ<br />

0<br />

L<br />

{ ( ) ( ) ( 2 ( )<br />

)}<br />

= β Sαβ ∞ Ψ LB LB<br />

L<br />

− Sαβ ∞ Ψ − C (<br />

αβ a<br />

) 2<br />

ξ L<br />

ξ Sαβ<br />

∞ L<br />

[ (<br />

= βSαβ<br />

∞ Ψ x L ) ( ( ) L<br />

( ) ] a 2<br />

− Ψ − C αβ<br />

′ x<br />

ξ ξ L) 2<br />

Hierbei wurde in der letzten Zeile als abkürzende Schreibweise x = L B<br />

L<br />

verwendet. Dies ist<br />

ein Skalengesetz <strong>und</strong> kann zur Bestimmung der Suszeptibilitäten im thermodynamischen<br />

Limes Sαβ ∞ verwendet werden. Der in den Umformungen neu eingeführten Funktion Ψ(α)<br />

liegen dabei folgende Überlegungen bei der Integration der Modifizierten Besselfunktion<br />

der zweiten Art K 0 zugr<strong>und</strong>e:<br />

∫ L ∫ L<br />

dx dy 1 (<br />

1 1<br />

ξ 2 2π K √<br />

)<br />

0 x<br />

ξ<br />

2 + y 2<br />

Man wechselt nun zu skalierten neuen Variablen x neu = 1 L x <strong>und</strong> y neu = 1 L y.<br />

=<br />

∫ 1<br />

0<br />

∫ 1<br />

0<br />

∫ 1<br />

(<br />

1 1 1<br />

L dx neu L dy neu<br />

0 ξ 2 2π K √<br />

)<br />

0 L<br />

ξ<br />

2 x 2 neu<br />

+ L 2 y 2 neu<br />

∫ 1<br />

L 2 (<br />

1 L<br />

dx neu dy neu<br />

ξ 2 2π K √<br />

)<br />

0 x 2<br />

ξ<br />

neu<br />

+ y 2 neu<br />

0<br />

Nun setzt man α = L ξ<br />

<strong>und</strong> definiert die neue Funktion als<br />

Ψ(α) = 1<br />

2π α2 ∫ 1<br />

0<br />

∫ 1<br />

0<br />

dx dy K 0 (α √ x 2 + y 2 ).<br />

157


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

(L B<br />

/L)*S jj<br />

(L B<br />

)<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

j = 2θ<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

L B<br />

/L<br />

Abbildung 9.8: Skalenanalyse der Nachgiebigkeiten eines harmonischen Dreiecksgitters mit N = 3120<br />

Teilchen. Aus der linearen Regression im Bereich kleiner L B<br />

L<br />

an S 11 läßt sich βa 2 (K + µ), aus der an<br />

βa 2 µ bestimmen.<br />

S 2θ2θ<br />

Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß für L/ξ ≫ 1<br />

Skalengesetz auf diese vereinfachte Form bringen:<br />

Ψ(α) → 1 gilt, kann man das<br />

S L B<br />

αβ · x = S∞ αβ [x − x3 ]<br />

Zur Berechnung von Sαβ ∞ kann für kleine x eine lineare Regression vorgenommen werden.<br />

Bei der Berechnung der elastischen Konstanten aus den so erhaltenen Linearkombinationen<br />

des Nachgiebigkeitstensors müssen, wie die im Rahmen der hier vorliegenden<br />

Arbeit durchgeführten Studien zeigen, zwei weitere Punkte berücksichtigt werden. Ist<br />

das betrachtete System einem äußeren Druck ausgesetzt, so muß man bedenken, daß das<br />

Inverse des Nachgiebigkeitstensors der Steifigkeitstensor B ijkl ist (vergleiche Kapitel 6<br />

Gleichung 6.1). Aus diesem kann man unter Berücksichtigung der Details der äußeren<br />

Spannung, welcher das System ausgesetzt ist, den Tensor der Elastischen Konstanten<br />

C ijkl <strong>und</strong> damit die elastischen Module berechnen. Des weiteren bestimmt das Wechselwirkungspotential<br />

der Teilchen im System, ob man sich im Regime des eingebetteten<br />

Mediums (siehe Kapitel 9.4) oder aber im Regime der harten Scheiben befindet. Die<br />

Zuordnung zu einem dieser Regime ist entscheidend dafür, welche Information aus den<br />

einzelnen Linearkombinationen des Nachgiebigkeitstensors S ∞ αα gewonnen werden kann.<br />

Als Beispiel ist in Abbildung 9.8 die Skalenanalyse für das harmonische Dreiecksgitter<br />

im kanonischen Ensemble mit periodischen Randbedingungen wiedergegeben. Die<br />

Federkonstanten des simulierten Systems ist βa 2 f = 200/ √ 3. Ein solches System hat<br />

einen Kompressionsmodul von βa 2 K = 100 <strong>und</strong> einen Schermodul von βa 2 µ = 50. Die<br />

158


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Skalenanalyse wertet jeweils Teilsysteme der Größe L B des Gesamtsystems aus. Diese<br />

Teilsysteme sind in das restliche Simulationsvolumen eingebettet. Diese Einbettung führt<br />

im Falle des harmonischen Systems, wie in Kapitel 9.4 dargelegt zu einer Kopplung der<br />

einzelnen Verzerrungsfluktuationen, so daß man aus der Skalenanalyse von S L B<br />

11 lediglich<br />

die Summe von Kompressions-<strong>und</strong> Schermodul βa 2 a1 = βa 2 (K + µ) = 144.7 ± 1.7 ermitteln<br />

kann. Aus der Skalenanalyse S L B<br />

2θ2θ<br />

kann jedoch zusätzlich direkt der Schermodul<br />

βa 2 µ = 49.2 ± 0.6 bestimmt werden.<br />

Nur in stark repulsiv wechselwirkenden Systemen wie dem Harte Scheiben System tritt<br />

diese Kopplung durch die Einbettung nicht auf. In diesen Fällen erhält man aus den Skalenanalysen<br />

von S L B<br />

22 <strong>und</strong> SL B<br />

33 den Schermodul. Ist ein solches System zusätzlich einem<br />

äußeren, isotropen Druck ausgesetzt, so liefern S22 ∞ <strong>und</strong> S∞ 33 um den Druck verschobene<br />

Werte. Da S2θ2θ ∞ von einem äußeren, isotropen Druck unbeeinflußt bleibt, kann in solchen<br />

Fällen aus der Differenz zu den aus S22 ∞ <strong>und</strong> S∞ 33 berechneten Werten der Druck bestimmt<br />

werden. Das Harte Scheiben System <strong>und</strong> seine Besonderheiten werden in Kapitel 15 im<br />

Detail vorgestellt.<br />

9.7. Technische Details der Auswertung<br />

Im Folgenden wird ein Überblick über die wichtigsten Details, die bei der Implementierung<br />

der verschiedenen hergeleiteten Formeln <strong>und</strong> Zusammenhänge zur Auswertung<br />

der Verzerrungskorrelationsfunktionen berücksichtigt werden müssen, gegeben. Zunächst<br />

müssen die vorliegenden Teilchenkonfigurationen gegen mögliche Starrkörperbewegungen,<br />

d.h. Rotationen des Gesamtsystems oder Translationen des Schwerpunkts, korrigiert<br />

werden.<br />

Die Korrektur der Schwerpunktsbewegung<br />

Ob sich in einem System eine Festkörperstruktur oder eine flüssige Phase einstellt, läßt<br />

sich durch eine Überlagerung aller Teilchenkonfigurationen gut Visualisieren. Um eine<br />

aussagekräftige Überlagerung zu erhalten, muß man zunächst die Drift des Schwerpunkts<br />

bestimmen <strong>und</strong> von den einzelnen Konfigurationen abziehen. Eine Drift des<br />

Schwerpunkts ist in Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> ohne äußere Felder möglich, da eine<br />

solche Translation eines starren Körpers die Wechselwirkung unter den Komponenten<br />

nicht beeinflußt. Die allgemeine Definition des Schwerpunkts einer diskreten Massenverteilung<br />

lautet S ⃗ = ∑ N<br />

i=1 m i⃗r i / ∑ N<br />

i=1 m i. Im hier vorliegenden Fall eines monodispersen,<br />

harmonischen Systems geht man von einer kontinuierlichen Massenverteilung<br />

aus. In diesem Fall wird jedem Teilchen eine mittlere Fläche ¯V i zugeordnet. Diese ist<br />

der Mittelwert aller Dreiecksflächen, welche das Teilchen mit seinen nächsten Nachbarn<br />

(bzw. den Nachbarn, mit denen es durch eine Feder verb<strong>und</strong>en ist) bilden kann. Man<br />

erhält S ⃗ = ∑ N ¯V i=1 i ⃗r i / ∑ N ¯V i=1 i . Zur Berechnung der Dreiecksflächen wird die Heron’sche<br />

Flächenformel verwendet:<br />

V = √ s(s − a)(s − b)(s − c) ; (s : halber Umfang; a, b, c : Seitenlängen)<br />

159


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

a)<br />

b)<br />

c)<br />

Abbildung 9.9: Überlagerung der Teilchenkonfigurationen aus <strong>Simulationen</strong> mit offenen Randbedingungen<br />

<strong>und</strong> N = 3120 Teilchen bei verschiedenen Federkonstanten. Je schwächer die Federkonstante<br />

gewählt wurde, desto stärker sind die zu beobachtenden Oberflächeneffekte an den Kanten <strong>und</strong> Ecken<br />

des offenen Systems. a) βa 2 f = 200/ √ 3, b) βa 2 f = 1200/ √ 3 <strong>und</strong> c) βa 2 f = 2000/ √ 3.<br />

In <strong>Simulationen</strong> mit offenen Randbedingungen kann es neben Translationen des Schwerpunkts<br />

auch zu Rotationen des Gesamtsystems kommen, da auch diese die Wechselwirkungen<br />

zwischen den Systemkomponenten nicht beeinflussen. Um rotationsfreie Teilchenkoordinaten<br />

zu erhalten, muß die Rotation berechnet <strong>und</strong> gegen sie korrigiert werden.<br />

Die Anfangskonfiguration wird als Referenzgitter gewählt. Bezüglich dieses Referenzgitters<br />

bestimmt man lokal für jedes Teilchen den antisymmetrischen Anteil des<br />

(<br />

∂uy<br />

∂x − ∂ux<br />

∂y<br />

)<br />

. Der Mittelwert von θ kann als mittlerer Rotati-<br />

Verzerrungstensors θ = 1 2<br />

onswinkel des Gesamtsystems interpretiert werden. Zum einen ist zu beachten, daß eine<br />

solche Interpretation das simulierte System näherungsweise als einen starren Körper auffaßt.<br />

Diese Annahme gilt streng genommen nur für T = 0. Allgemein wird die Annahme<br />

um so besser erfüllt je kleiner die Temperatur bzw. je stärker die Federkonstante f <strong>und</strong><br />

je kleiner das Verhältnis N Oberfläche /N ist. Teilchen an der Oberfläche haben eine niedrigere<br />

Koordinationszahl als solche innerhalb des Systems <strong>und</strong> sind daher beweglicher.<br />

An den Kanten <strong>und</strong> Ecken ist das simulierte System somit weicher <strong>und</strong> weicht daher<br />

auch stärker von der Annahme eines starren Körpers ab. Des weiteren ist zu beachten,<br />

daß es sich bei der Interpretation von θ als Rotationswinkel <strong>und</strong> der Korrektur der Rotation<br />

durch Anwendung einer Drehmatrix um eine lineare Näherung für infinitesimale<br />

Rotationen handelt. D.h. man erhält nur dann eine hinreichend genaue Korrektur der<br />

Rotation, wenn man nach jedem MCS das System zurück dreht. Makroskopische Drehungen<br />

können mit dieser Methode nicht behandelt werden. Abbildung 9.9 zeigt zur<br />

Illustration Überlagerung der gegen Starrkörperbewegungen korrigierten Teilchenkonfigurationen<br />

aus <strong>Simulationen</strong> eines harmonischen Dreieckgitters mit offenen Randbedingungen<br />

bei verschiedenen Stärken der Federkonstante.<br />

Aus den so erhaltenen Teilchenkonfigurationen wird das in den Analysen der Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

als Referenzgitter verwendete mittlere Gitter berechnet.<br />

Dieses unterscheidet sich darin vom idealen Gitter, daß es auch eingefrorene Defektstrukturen,<br />

so denn im System vorhanden, beinhalten kann. Zunächst konzentrieren wir<br />

160


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

uns aber auf die Analyse von Systemen mit defektfreien Referenzgittern. In solchen Systemen<br />

können jedoch durchaus thermisch angeregte Dislokations-Antidislokations Paare<br />

auftreten.<br />

Die Vergröberung<br />

Die in den Teilchenkonfigurationen enthaltene Information über die lokalen Verzerrungen<br />

werden in einem ersten Schritt auf ein Vergröberungsgitter abgebildet. Dabei muß die<br />

Vergröberungslänge Λ −1 (siehe Kapitel 8) groß genug gewählt werden, so daß der Übergang<br />

vom simulierten diskreten System zu einem in der Kontinuumstheorie behandelbaren<br />

System vollzogen wird. Dieser Übergang von der diskreten Beschreibung zu einer<br />

Kontinuumsbeschreibung ist deutlich in der Korrelationsfunktion ˜G 11 ( ⃗ k) sichtbar. Diese<br />

ist mit lokalen Fluktuationen des Volumens verknüpft, welche auch als lokale Fluktuationen<br />

der Dichte interpretiert werden können: δϱ ∗ (⃗r)/ϱ ∗ 0 = −∇⃗u(⃗r) = −e 1. Der<br />

statische Strukturfaktor S( ⃗ k) ist die Fourier Transformierte der Dichte-Dichte Korrelationsfunktion<br />

<strong>und</strong> kann daher mit der Verzerrungskorrelationsfunktion ˜G 11 ( ⃗ k) in Verbindung<br />

gebracht werden. Analog existiert somit im Ortsraum eine Verbindung zwischen<br />

G 11 (⃗r) <strong>und</strong> der Paarkorrelationsfunktion g(⃗r). Diese weist im Dreiecksgitter eine 6-fache<br />

Rotationssymmetrie auf. Die in Streuexperimenten detektierte Intensitätsverteilung ist<br />

proportional zum statischen Strukturfaktor S( ⃗ k). Streuexperimente an Dreiecksgittern<br />

mit diskreter Massenverteilung spiegeln in den erhaltenen Intensitätsverteilungen auch<br />

die Symmetrie des Gitters wieder. Sie weisen eine 6-fache Rotationssymmetrie auf. Diese<br />

ist auch in der Verzerrungskorrelationsfunktion G 11 (⃗r) sichtbar, falls die Vergröberungslänge<br />

Λ −1 nicht groß genug gewählt wird, um den Übergang in eine Kontinuumsbeschreibung<br />

zu vollziehen.<br />

In Abbildung 9.10 ist die Abhängigkeit der Korrelationsfunktionen G ii (⃗r) von der Wahl<br />

von Λ −1 dargestellt. Von links nach rechts nimmt die Vergröberungslänge zu. Die Wahl<br />

links entspricht dem Grenzfall von N Λ −1 ≈ 1 Teilchen pro Vergröberungszelle, der Fall<br />

ganz rechts der Situation mit mindestens 6 Teilchen pro Vergröberungszelle. Der Grenzfall<br />

mit nur einem Teilchen pro Zelle, entspricht ganz offensichtlich nicht dem Kontinuumslimes.<br />

Statt der gemäß der Kontinuumstheorie erwarteten 8-fachen Rotationssymmetrie<br />

von G 11 (⃗r), erkennt man die 6-fache Rotationssymmetrie des diskreten Systems.<br />

Diese durch die diskrete Natur des Systems bedingte Rotationssymmetrie verschwindet<br />

erst ab ca. Λ −1 = 2.29a (d.h. N Λ −1 ≥ 6). Erst ab diesem Maß der Vergröberung<br />

befindet man sich an der unteren Grenze des Kontinuumslimes. Die beiden Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

G 22 (⃗r) <strong>und</strong> G 33 (⃗r) stehen in keinem Zusammenhang mit lokalen<br />

Dichteänderungen. Wie man in Abbildung 9.10 sieht weisen sie daher keine Abhängigkeit<br />

in ihrer Symmetrie von der Wahl der Vergröberungslänge auf.<br />

161


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

a)<br />

G 11<br />

(r)<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

10<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

10<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

0<br />

y<br />

-10<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

0<br />

y<br />

-10<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

0<br />

y<br />

-10<br />

b)<br />

G (r)<br />

22<br />

0.1<br />

0.05<br />

0<br />

-0.05<br />

-0.1<br />

-10<br />

10<br />

0<br />

y<br />

0.1<br />

0.05<br />

0<br />

-0.05<br />

-0.1<br />

-10<br />

10<br />

0<br />

y<br />

0.1<br />

0.05<br />

0<br />

-0.05<br />

-0.1<br />

-10<br />

10<br />

0<br />

y<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

c)<br />

G (r)<br />

33<br />

0.02<br />

0.02<br />

0.02<br />

0<br />

-0.02<br />

10<br />

0<br />

-0.02<br />

10<br />

0<br />

-0.02<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

y<br />

-10<br />

0<br />

y<br />

-10<br />

0<br />

y<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

Abbildung 9.10: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen im Ortsraum aus einer Simulation eines harmonischen<br />

Dreiecksgitters mit N = 5822 Teilchen. Für jede der Korrelationsfunktionen a) G 11(⃗r), b)<br />

G 22(⃗r) <strong>und</strong> c) G 33(⃗r) ist die Auswertung mit drei unterschiedlichen Vergröberungslängen Λ −1 dargestellt.<br />

Für die kleinste Vergröberungslänge befindet sich im Schnitt 1 Teilchen in der Vergröberungszelle, für<br />

die größte hingegen mehr als 6 Teilchen. Besonders in G 11(⃗r) wird der Übergang vom diskreten System<br />

zum Kontinuum sichtbar.<br />

162


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Numerische Berechnung der Korrelationsfunktionen<br />

Auf dem Vergröberungsgitter werden die Korrelationsfunktionen gemäß folgender Formel<br />

numerisch berechnet:<br />

G ii (⃗r) = 1<br />

N∑<br />

data<br />

N data<br />

j=1<br />

1<br />

N zell<br />

N zell<br />

∑<br />

e i ( R ⃗ m )e i ( R ⃗ m + ⃗r) (9.10)<br />

m=1<br />

1<br />

∑<br />

N data ist die Anzahl der ausgewerteten Konfigurationen, d.h. die Summation<br />

Ndata<br />

N data j=1<br />

entspricht dem Ensemblemittelwert. Um die Statistik in der Auswertung zu erhöhen wird<br />

zusätzlich über die Positionen des Ursprungs, bezüglich dessen die Korrelationsfunktionen<br />

bestimmt werden, gemittelt ( 1 ∑ Nzell<br />

N zell m=1 ). Hierbei ist N zell die Anzahl der Zellen des<br />

Vergröberungsgitters. Die erhaltenen Korrelationsfunktionen werden numerisch Fourier<br />

transformiert <strong>und</strong> ihr Absolutwert bestimmt:<br />

√<br />

˜G ii ( ⃗ k) = |R{ ˜G ′ ii( ⃗ k)}| 2 + |I{ ˜G ′ ii( ⃗ k)}| 2<br />

mit<br />

R{ ˜G ′ ii( ⃗ k)} =<br />

V<br />

I{ ˜G ′ ii( ⃗ k)} = − V<br />

∑<br />

N zell<br />

N zell<br />

j=1<br />

∑<br />

N zell<br />

N zell<br />

j=1<br />

(<br />

G ii (⃗r j ) cos ⃗r j · ⃗k<br />

)<br />

(<br />

G ii (⃗r j ) sin ⃗r j · ⃗k<br />

)<br />

Die Werte des Wellenvektors sind auf die 1. Brillouin-Zone beschränkt: k j ∈ [− π a , π a ],<br />

j = x, y. Wobei a die Gitterkonstante des Vergröberungsgitters <strong>und</strong> V sein Volumen ist.<br />

Mittelwertberechnung <strong>und</strong> Randbedingungen<br />

Wie bereits im vorangegangenen Abschnitt erwähnt wird in der numerischen Berechnung<br />

der Korrelationsfunktionen auch ein Mittelwert bezüglich der Position des Ursprungs<br />

gebildet (siehe Gleichung 9.10). Dies dient der Verbesserung der Statistik. In <strong>Simulationen</strong><br />

mit periodischen Randbedingungen können die Korrelationsfunktionen über eine<br />

dem gesamten Simulationsvolumen entsprechende Fläche aufgenommen werden. Jeder<br />

Punkt des Simulationsvolumens kann als Ursprung dienen, bezüglich dessen die Korrelationsfunktionen<br />

berechnet werden. Die Situation ist schematisch in Abbildung 9.11<br />

a) skizziert. Dies funktioniert in <strong>Simulationen</strong> ohne periodische Randbedingungen, wie<br />

z.B. dem simulierten System mit offenen Randbedingungen nicht. Hier kann entweder<br />

auf die Mittelwertbildung verzichtet werden <strong>und</strong> der Ursprung in das Zentrum der Simulationsbox<br />

gelegt werden (Abbildung 9.11 b) links) oder aber die Korrelationsfunktionen<br />

nur über ein Viertel des Simulationsvolumens aufgenommen werden (Abbildung 9.11 b)<br />

rechts). Die Nachteile der Auswertung nur einer zentral positionierten Fläche liegen in<br />

163


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

der geringeren Statistik <strong>und</strong> den in dieser Situation die Korrelationen stark beeinflussenden<br />

Randeffekten (siehe Kapitel 10.3). In der Auswertung der Korrelationsfunktionen in<br />

den <strong>Simulationen</strong> mit offenen Randbedingungen wird daher die Variante mit einer Mittelung<br />

über verschiedene Positionen des Ursprungs bevorzugt. Bei der Interpretation der<br />

so erhaltenen Korrelationsfunktionen muß man jedoch im Auge behalten, daß streng genommen<br />

über Sub-Systeme mit unterschiedlichen Randbedingungen gemittelt wird. Die<br />

in der schematischen Skizze in Abbildung 9.11 b) (rechts) rot dargestellte ausgewertete<br />

Fläche ist komplett, d.h. an allen Seiten von Material umgeben. Es handelt sich daher<br />

um ein eingebettetes System, in dem die Fluktuationen der Verzerrungsvariablen e 1 , e 2<br />

<strong>und</strong> e 3 ihren Charakter ändern. So beschreibt z.B. e 1 nicht mehr reine Volumenfluktuationen<br />

<strong>und</strong> erlaubt damit Rückschluß auf den Kompressionsmodul, sondern beinhaltet<br />

nun auch Scherfluktuationen. Aus diesen Fluktuationen kann lediglich die Summe von<br />

Kompressions- <strong>und</strong> Schermodul ermittelt werden (Herleitung siehe Kapitel 9.4). Positionierungen<br />

der auszuwertenden Fläche wie die in der Skizze blau dargestellte Situation,<br />

sind jedoch nur an zwei Seiten von Material umgeben. An den offenen Rändern behalten<br />

die Verzerrungsvariablen e 1 , e 2 <strong>und</strong> e 3 ihren Charakter reiner Volumens- oder Scherfluktuationen.<br />

Eine Mittelwertbildung über diese unterschiedlichen Situationen ist daher<br />

nicht ganz unproblematisch. Die Analyse der Korrelationsfunktionen im System mit<br />

offenen Randbedingungen mit Mittelwertbildung in Kapitel 10.3 zeigt jedoch, daß die<br />

Korrelationsfunktionen des NV T Ensembles mit periodischen Randbedingungen in guter<br />

Näherung reproduziert werden, bis auf den Unterschied, daß nun für ⃗ k → ⃗0 die<br />

elastischen Konstanten des Systems erhalten werden. Zu bemerken bleibt, daß aufgr<strong>und</strong><br />

der Mittelung über die eingebetteten Systeme nun auch die Korrelationen in der Verzerrungsvariablen<br />

e 2θ zur Bestimmung des Schermoduls herangezogen werden können.<br />

a) b)<br />

ohne<br />

Mittelung<br />

mit<br />

Mittelung<br />

Abbildung 9.11: Schematische Darstellung der Möglichkeiten der Mittelwertbildung bei der Berechnung<br />

der Korrelationsfunktionen. a) Bei periodischen Randbedingungen kann jeder Punkt im Simulationsvolumen<br />

als Ursprung der Korrelationsfunktionen dienen. Die ausgewertete Fläche (durch die<br />

gebrochenen roten bzw. blauen Linien gekennzeichnet) entspricht dem gesamten Simulationsvolumen<br />

(schwarze durchgezogene Linie). b) Ohne periodische Randbedingungen kann bei Auswertung der gesamten<br />

Fläche nur das Zentrum des Simulationsvolumens als Ursprung der Korrelationsfunktionen gewählt<br />

werden (Situation links). Es ist keine Mittelwertbildung möglich. Bei Auswertung nur eines Viertels des<br />

Simulationsvolumens (rechts dargestellt) kann hingegen eine Mittelung erfolgen.<br />

164


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Berechnung der Verzerrungen<br />

Aus den Teilchenkonfigurationen <strong>und</strong> dem Referenzgitter kann das Verschiebungsfeld<br />

⃗u(⃗r) direkt berechnet werden. Um daraus die lokalen Verzerrungen berechnen zu können,<br />

müssen partielle Ableitungen in x- oder y-Richtung berechnet werden. Diese werden auf<br />

zwei verschiedene Arten numerisch bestimmt:<br />

Näherung durch finite Differenzen<br />

Das Verschiebungsfeld wird als homogen angenommen, daher können die bekannten<br />

diskreten Werte des Feldes als Stützstellen interpretiert werden. In einer linearen<br />

Näherung werden je drei benachbarte Punkte (⃗r 0 , ⃗r 1 , ⃗r 2 ) dazu verwendet um,<br />

die Gleichung einer Ebene im (u i , x, y)-Raum (i = x, y) aufzustellen:<br />

⎛<br />

⎝<br />

u i<br />

x<br />

y<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ = ⎝<br />

u i,0<br />

x 0<br />

y 0<br />

⎞<br />

⎡⎛<br />

⎠ + t ⎣⎝<br />

u i,1<br />

x 1<br />

y 1<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ − ⎝<br />

u i,0<br />

x 0<br />

y 0<br />

⎞⎤<br />

⎡⎛<br />

⎠⎦ + s ⎣⎝<br />

u i,2<br />

x 2<br />

y 2<br />

⎞<br />

⎛<br />

⎠ − ⎝<br />

u i,0<br />

x 0<br />

y 0<br />

⎞⎤<br />

⎠⎦<br />

Die Koeffizienten s <strong>und</strong> t können aus den Gleichungen in x <strong>und</strong> y bestimmt werden.<br />

t = (x − x 0)(y 2 − y 0 ) − (x 2 − x 0 )(y − y 0 )<br />

(x 1 − x 0 )(y 2 − y 0 ) − (x 2 − x 0 )(y 1 − y 0 )<br />

s = (x 1 − x 0 )(y − y 0 ) − (x − x 0 )(y 1 − y 0 )<br />

(x 1 − x 0 )(y 2 − y 0 ) − (x 2 − x 0 )(y 1 − y 0 )<br />

Damit läßt sich eine Gleichung angeben, die lokal die Ortsabhängigkeit der Komponente<br />

i des Verschiebungsfeldes angibt:<br />

u i (x, y) = u i,0 + (x − x 0)(y 2 − y 0 ) − (x 2 − x 0 )(y − y 0 )<br />

(x 1 − x 0 )(y 2 − y 0 ) − (x 2 − x 0 )(y 1 − y 0 ) (u i,1 − u i,0 )<br />

+ (x 1 − x 0 )(y − y 0 ) − (x − x 0 )(y 1 − y 0 )<br />

(x 1 − x 0 )(y 2 − y 0 ) − (x 2 − x 0 )(y 1 − y 0 ) (u i,2 − u i,0 )<br />

Die partiellen Ableitungen lauten dann:<br />

∂u x (x, y)<br />

∂x<br />

∂u x (x, y)<br />

∂y<br />

∂u y (x, y)<br />

∂x<br />

∂u y (x, y)<br />

∂y<br />

= (y 2 − y 0 )(u x,1 − u x,0 ) − (y 1 − y 0 )(u x,2 − u x,0 )<br />

(x 1 − x 0 )(y 2 − y 0 ) − (x 2 − x 0 )(y 1 − y 0 )<br />

= −(x 2 − x 0 )(u x,1 − u x,0 ) + (x 1 − x 0 )(u x,2 − u x,0 )<br />

(x 1 − x 0 )(y 2 − y 0 ) − (x 2 − x 0 )(y 1 − y 0 )<br />

= (y 2 − y 0 )(u y,1 − u y,0 ) − (y 1 − y 0 )(u y,2 − u y,0 )<br />

(x 1 − x 0 )(y 2 − y 0 ) − (x 2 − x 0 )(y 1 − y 0 )<br />

= −(x 2 − x 0 )(u y,1 − u y,0 ) + (x 1 − x 0 )(u y,2 − u y,0 )<br />

(x 1 − x 0 )(y 2 − y 0 ) − (x 2 − x 0 )(y 1 − y 0 )<br />

Im Dreiecksgitter hat jedes Teilchen 6 nächste Nachbarn, d.h. die lokale Umgebung<br />

eines Teilchen kann durch 6 solcher Ebenen beschrieben werden. In der numerischen<br />

Berechnung der Verzerrungen des zentralen Teilchens wird daher über diese sechs,<br />

unabhängig ermittelten Ableitungen gemittelt.<br />

165


Verzerrungskorrelationen im Festkörper<br />

Minimierung des Fehlers in der affinen Abbildung<br />

Die lineare Elastizitätstheorie nimmt an, daß jede auftretende Konfiguration durch<br />

eine affine Abbildung aus dem Referenzgitter (Positionen ⃗ R) gewonnen werden<br />

kann, d.h. für jeden Punkt ⃗r in der Konfiguration gilt:<br />

⃗r = ⃗ R + ⃗u( ⃗ R) = (1 + ɛ) ⃗ R<br />

wobei der Verzerrungstensor ɛ selbst ortsabhängig sein kann. Folgt man der Idee<br />

von Falk <strong>und</strong> Langer [100], so kann man den Verzerrungstensor dadurch ermitteln,<br />

daß man das mittlere Quadrat des Fehlers (D 2 ) zwischen der so berechneten <strong>und</strong> der<br />

tatsächlich vorliegenden Konfiguration minimiert. Diese Größe gibt allgemein an,<br />

wie gut sich die gegebene Situation durch die lineare Elastizitätstheorie beschreiben<br />

läßt. Sie ist ein Maß für die Nicht-Affinität des vorliegenden Verschiebungsfeldes.<br />

Falk <strong>und</strong> Langer betrachten in ihrer Arbeit die zeitliche Entwicklung einer<br />

Teilchenkonfiguration. In den in dieser Arbeit vorgenommenen Untersuchungen ist<br />

jedoch der Vergleich mit dem im thermodynamischen Gleichgewicht vorliegenden<br />

Referenzgitter von Interesse. Daher wird folgende analoge Definition verwendet:<br />

D 2 (⃗r 0 ) =<br />

N B ∑<br />

m=1 i=1<br />

⎛<br />

2∑<br />

⎝rm i − r0 i −<br />

⎞<br />

2∑<br />

(δ ij + ɛ ij )[Rm j − Ro]<br />

j ⎠<br />

Hierbei ist ⃗r 0 die Position, an der der Verzerrungstensor bestimmt werden soll, <strong>und</strong><br />

N B die Anzahl der Nachbarteilchen, die in dieser Berechnung berücksichtigt werden.<br />

Der Nicht-Affinitätsparameter D 2 wird durch den wie folgt, zu berechnenden<br />

Verzerrungstensor, minimiert:<br />

j=1<br />

2<br />

ɛ ij =<br />

2∑<br />

k<br />

X ik Y −1<br />

jk<br />

− δ ij<br />

mit<br />

X ij = ∑ m<br />

Y ij = ∑ m<br />

[r i m − r i 0] · [R j m − R j 0 ]<br />

[R i m − R i 0] · [R j m − R j 0 ]<br />

Beide Verfahren sind gleichwertig. Jedoch wurde in den Studien der Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

das Minimierungsverfahren bevorzugt, da die Analyse des Nicht-<br />

Affinitätsparameters D 2 <strong>und</strong> seiner Autokorrelationsfunktion eine weitergehende Analyse<br />

der Systemeigenschaften ermöglicht.<br />

166


KAPITEL 10<br />

Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

Zum Vergleich der analytischen Theorie mit <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong> wurde ein harmonisches<br />

Dreiecksgitter mit H = k B T (f/2) ∑ N<br />

m,n=1 (|⃗r m −⃗r n |−a) 2 simuliert. Hier steht a für<br />

die Gitterkonstante des Dreiecksgitters <strong>und</strong> f ist die Federkonstante. In diesem Modellsystem<br />

lassen sich die elastischen Module direkt aus der Federkonstante berechnen. Für<br />

den Kompressionsmodul gilt: K = a 1 = ( √ 3/2)f. Der Schermodul kann im Dreiecksgitter<br />

auf zwei Arten berechnet werden. Es gilt: µ = a 2 = ( √ 3/4)f <strong>und</strong> 4µ = a 3 = √ 3f. Das<br />

harmonisches Dreiecksgitter wurde in verschiedenen statistischen Ensemblen <strong>und</strong> unter<br />

unterschiedlichen Randbedingungen simuliert. In den folgenden Abschnitten werden die<br />

Besonderheiten dieser Ensemble im Bezug auf die Verzerrungskorrelationen vorgestellt<br />

<strong>und</strong> diskutiert. Allgemein läßt sich die Simulation in einem NpT Ensemble als Realisierung<br />

eines konstanten Spannungszustands des Kontinuums interpretieren, wohingegen<br />

die Simulation in einem NV T Ensemble der Realisierung eines konstanten Verzerrungszustands,<br />

der durch die Wahl der festen Simulationsbox definiert ist, entspricht.<br />

In den durchgeführten <strong>Simulationen</strong> im NV T Ensemble wurde ein <strong>und</strong>eformierter Zustand<br />

des Dreiecksgitters simuliert. Zunächst werden die Ergebnisse der Realisierung<br />

eines konstanten Spannungszustands, d.h. der <strong>Simulationen</strong> im NpT Ensemble vorgestellt.<br />

10.1. <strong>Simulationen</strong> im NpT Ensemble<br />

Das harmonische System im NpT Ensemble wurde analog einem von Parinello <strong>und</strong><br />

Rahman [101, 102, 103] vorgeschlagenen Verfahren simuliert. Dabei wird die Information<br />

über die aktuelle Form der Simulationsbox in einer Transformationsmatrix h gespeichert.<br />

Teilchenverschiebungen <strong>und</strong> die Umsetzung periodischer Randbedingungen<br />

167


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

Kompressionsmodul a 1 Schermodul a 2 Schermodul a 3<br />

Theorie 100 /βa 2 50 /βa 2 200 /βa 2<br />

aus Fluktuationen<br />

von h 98.9 /βa 2 49.4 /βa 2 196.7 /βa 2<br />

aus ˜G( ⃗ k = ⃗0) 96.8 /βa 2 48.6 /βa 2 190.8 /βa 2<br />

aus Fits von ˜G( ⃗ k ≠ ⃗0) - 49.1 /βa 2 195.7 /βa 2<br />

Tabelle 10.1: Vergleich der aus der Simulation im eines Systems mit N = 3120 Teilchen <strong>und</strong> einem<br />

Druck von βa 2 p = 0.0 durch verschiedene Methoden ermittelten elastischen Konstanten mit<br />

den theoretisch erwarteten Werten für ein harmonisches Dreiecksgitter mit einer Federkonstante von<br />

βa 2 f = 200/ √ 3.<br />

erfolgen auf einem dimensionslosen Bezugssystem mit Koordinaten je Richtung aus dem<br />

Intervall [−0.5, 0.5]. Auf diese Weise lassen sich auch nicht-deviatorische Scherungen der<br />

Simulationsbox für das harmonische System einfach implementieren. Ein weiterer Vorteil<br />

dieser Implementierung ist, daß aus den Fluktuationen der Transformationsmatrix<br />

h die Fluktuationen des Verzerrungstensors <strong>und</strong> somit die elastischen Konstanten des<br />

Systems berechnet werden können. Der Verzerrungstensor wird dabei wie folgt aus der<br />

Transformationsmatrix berechnet:<br />

ɛ = 1 (<br />

)<br />

h T,−1<br />

0 Gh −1<br />

0 − 1<br />

2<br />

Hierbei ist h 0 die Transformationsmatrix des Referenzgitters <strong>und</strong> G = h T h enthält die<br />

Information über die aktuelle Form der Simulationsbox. <strong>Simulationen</strong> des harmonischen<br />

Dreiecksgitters wurden für Systeme mit N = 3120, 4736 <strong>und</strong> 5822 Teilchen durchgeführt.<br />

In diesen <strong>Simulationen</strong> wurde zunächst der äußere Druck auf Null gesetzt, da dies der<br />

Ausgangssituation der analytischen Herleitungen entspricht. Ein Vergleich der aus den<br />

Fluktuationen der Transformationsmatrix berechneten elastischen Module mit den theoretisch<br />

erwarteten Werten ist in Tabelle 10.1 gegeben.<br />

Wie in [104, 105] betont, wurde die Analyse bezüglich der mittleren Transformationsmatrix<br />

durchgeführt. Auch die folgenden Analysen der Verzerrungskorrelationen im System<br />

werden daher bezüglich des aus den mittleren Teilchenpositionen berechneten Referenzgitters<br />

ausgeführt. Abbildung 10.1 zeigt die Verzerrungskorrelationsfunktionen im Ortsraum.<br />

Die erwartete 8-fache Rotationssymmetrie der Korrelationsfunktion G 11 (⃗r) wird<br />

in der Analyse der Simulationsdaten nicht aufgelöst. Sie erscheint als strukturlose, rasch<br />

abfallende Funktion. Hingegen zeigen G 22 (⃗r) <strong>und</strong> G 33 (⃗r) die durch die analytische Herleitung<br />

vorhergesagte 4-fache Rotationssymmetrie. Die numerische Fourier Transformation<br />

liefert die in Abbildung 10.2 dargestellten Korrelationsfunktionen ˜G jj ( ⃗ k). In Abbildung<br />

10.2 a) ist deutlich die analytisch vorhergesagte Diskontinuität der Korrelationsfunktion<br />

der Volumenfluktuationen ˜G 11 ( ⃗ k) für alle Richtungen des Grenzübergangs k → 0<br />

168


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

a) G 11<br />

(r) b) G 22<br />

(r) c) G 33<br />

(r)<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

y<br />

20<br />

0.5<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

y<br />

20<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

y<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

Abbildung 10.1: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen im Ortsraum für das NpT Ensemble am Beispiel<br />

einer Simulation eines harmonischen Dreiecksgitters mit N = 3120 Teilchen <strong>und</strong> Federkonstante<br />

βa 2 f = 200/ √ 3. In der unteren Zeile sind Projektionen auf die xy-Ebene der Funktionen abgebildet. Die<br />

Werte der Korrelationsfunktionen sind über dieselbe Skala, wie in den 3D Darstellungen in der Grauskala<br />

kodiert, wobei Weiß für hohe Werte steht.<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k) c)<br />

22<br />

G ~ (k)<br />

33<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 10.2: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen im Fourier Raum für das NpT Ensemble am<br />

Beispiel einer Simulation eines harmonischen Dreiecksgitters mit N = 3120 Teilchen <strong>und</strong> Federkonstante<br />

βa 2 f = 200/ √ 3. In der unteren Zeile sind Projektionen auf die xy-Ebene der Funktionen abgebildet. Die<br />

Werte der Korrelationsfunktionen sind über dieselbe Skala, wie in den 3D Darstellungen in der Grauskala<br />

kodiert, wobei Weiß für hohe Werte steht.<br />

169


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

zu erkennen. Die Grenzwertbetrachtungen in Kapitel 9.1 sagen einen Sprung um einen<br />

Faktor 30 bei der betrachteten Federkonstante f voraus. Wie man aus der Darstellung<br />

von ˜G 11 ( ⃗ k) entlang der Richtung k y = 2k x in Abbildung 10.3 a) ablesen kann, ist die<br />

Diskontinuität in der Simulation nicht so stark ausgeprägt. Sie springt beim Übergang<br />

nach ⃗ k = ⃗0 lediglich um einen Faktor 1.5 nach oben. Diese Abweichung von den Vorhersagen<br />

der Landau Gitterfeldtheorie weisen darauf hin, daß das ausschließlich in den<br />

affinen Verzerrungen formulierte Landau Funktional nicht alle Anregungen im System<br />

erfaßt. Wie in Kapitel 13 noch ausführlicher diskutiert, treten in den <strong>Simulationen</strong> auch<br />

nicht-affine, lokale Verzerrungen in einem nicht zu vernachlässigenden Maße auf. Diese<br />

führen zu den beobachteten Abweichungen.<br />

Eine gute Übereinstimmung mit den analytischen Vorhersagen findet man in Abbildung<br />

10.2 b) <strong>und</strong> c). Hier zeigen sich gut die erwarteten kontinuierlichen Verläufe für ⃗ k → ⃗0<br />

der Korrelationsfunktionen ˜G 22 ( ⃗ k) entlang der Diagonalen <strong>und</strong> der Korrelationsfunktion<br />

˜G 33 ( ⃗ k) entlang der Koordinatenachsen. Entlang dieser Richtungen entkoppeln die Verzerrungsfluktuationen<br />

<strong>und</strong> die elastischen Module a 2 (bzw. a 3 ) <strong>und</strong> Korrelationslängen<br />

c 2 <strong>und</strong> c ′ 2 (bzw. c 3 <strong>und</strong> c ′ 3 ) können durch das Anfitten eines verallgemeinerten Lorentzprofils<br />

bestimmt werden. So erhält man z.B. für das System mit N = 3120 Teilchen<br />

die Korrelationslängen c 2 = 34.3, c ′ 2 = −0.6, c 3 = 114.1 <strong>und</strong> c ′ 3 = −17.6. Die mittleren<br />

elastischen Korrelationslängen ξ el ∼ √ c i sind somit ca. 6 bzw. 11 Gitterparameter.<br />

Abbildung 10.3 zeigt Schnitte der Korrelationsfunktionen entlang der soeben besprochenen<br />

Richtungen im Fourier Raum für verschieden große simulierte Systeme. Prinzipiell<br />

erlaubt ein größeres System bei einem gleichen Maß der Vergröberung Λ −1 eine Beschreibung<br />

des Systems durch eine größere Anzahl von Gitterpunkten. Dies führt im<br />

Fourier Raum zu einer feineren Auflösung der diskreten, möglichen Wellenvektoren ⃗ k.<br />

D.h. es können Strukturen in den Korrelationsfunktionen detaillierter aufgelöst werden.<br />

Die Abhängigkeit der berechneten Korrelationsfunktionen ˜G jj ( ⃗ k) (j = 1, 2, 3) von der<br />

Systemgröße ist aber gering, wie man Abbildung 10.3 entnehmen kann. Für große Wellenvektoren<br />

fallen die Korrelationsfunktionen der unterschiedlich großen Systeme aufeinander.<br />

Lediglich für kleine Wellenvektoren erkennt man leichte Abweichungen. Die<br />

Diskontinuität in ˜G 11 ( ⃗ k) in Abbildung 10.3 a) wird etwas schärfer. Die Struktur von<br />

˜G 33 ( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) in Abbildung 10.3 c) <strong>und</strong> d) variiert leicht, wobei ˜G33 (⃗0) <strong>und</strong> damit<br />

auch der elastische Modul a 3 nicht davon betroffen ist. Die Korrelationsfunktion<br />

˜G 2θ2θ ( ⃗ k) ist hier auch wiedergegeben. Sie erlaubt die Berechnung des Schermoduls in<br />

einem eingebetteten System (vergleiche Kapitel 9.4). Die periodischen Randbedingungen<br />

täuschen eine solche Einbettung in ein unendlich ausgedehntes Medium insoweit<br />

vor, daß aus dem Verlauf von ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) für ⃗ k → ⃗0 der Schermodul bestimmt werden<br />

kann. Da aber keine ”echte” Einbettung in ein unendlich ausgedehntes System besteht,<br />

geht ˜G 2θ2θ (⃗0) selbst gegen Null. ˜G2θ2θ (⃗0) in Abbildung 10.3 d) zeigt, wie empfindlich<br />

die Korrelationsfunktion auf eine Einbettung reagiert. Bei der Berechnung der Korrelationsfunktionen<br />

im NpT -Ensemble mit periodischen Randbedingungen können diese<br />

nur über eine quadratische Fläche berechnet werden, welche etwas kleiner als die Fläche<br />

der mittleren Simulationsbox, sprich des Referenzgitters ist. Berücksichtigt man dies<br />

nicht, so führt man Artefakte in die Auswertung ein. Je stärker jedoch die Fläche, über<br />

170


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

a)<br />

0.01<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

b)<br />

0.025<br />

0.02<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

~<br />

G 11<br />

(k)<br />

0.005<br />

~<br />

G 22<br />

(k)<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

c)<br />

0<br />

0.006<br />

-1 0 1<br />

k<br />

d)<br />

0<br />

0.025<br />

-1 0 1<br />

k<br />

~<br />

G 33<br />

(k)<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

-1 0 1<br />

k<br />

~<br />

G 2θ2θ<br />

(k)<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

-1 0 1<br />

k<br />

Abbildung 10.3: Vergleich der in verschieden großen Systemen berechneten Korrelationsfunktionen. Es<br />

sind Schnitte der Korrelationsfunktionen im Fourier Raum dargestellt. a) ˜G 11( ⃗ k) entlang der Richtung<br />

k y = 2k x. b) ˜G 22( ⃗ k) entlang der Diagonalen. c) ˜G 11( ⃗ k) <strong>und</strong> d) ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) entlang der Koordinatenachsen.<br />

Die horizontal eingezeichnete, gebrochene Linie kennzeichnt die theoretisch erwarteten Werte der<br />

Korrelationsfunktionen für ⃗ k = ⃗0.<br />

die die Korrelationsfunktionen berechnet werden, von der der mittleren Simulationsbox<br />

abweicht, desto größer ist der Wert von ˜G 2θ2θ (⃗0), da der nicht ausgewertete Rand ein einbettendes<br />

Medium darstellt. Dies erklärt die sehr unterschiedlichen Werte von ˜G 2θ2θ (⃗0)<br />

in Abbildung 10.3 d).<br />

Hydrostatischer Druck<br />

In <strong>Simulationen</strong> mit einem äußeren Druck muß in der Herleitung der analytischen Ausdrücke<br />

für die Verzerrungskorrelationsfunktionen der Druck berücksichtigt werden. Das<br />

171


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

Landau Funktional der Freien Energie lautet dann im allgemeinsten Fall:<br />

βF =<br />

∫<br />

d 2 x σ ij ɛ ij + 1 2<br />

∫<br />

d 2 x<br />

3∑ (<br />

ai e 2 i + c i (∇e i ) 2 + c ′ i(∇ 2 e i ) 2)<br />

Ist das System einem hydrostatischen äußeren Druck ausgesetzt, so gilt σ xy = σ yx = 0.0<br />

<strong>und</strong> p = − 1 2 (σ xx + σ yy ), wobei σ xx = σ yy . In diesem Fall vereinfacht sich das Funktional<br />

zu:<br />

∫<br />

βF = −2p<br />

d 2 x e 1 + 1 2<br />

∫<br />

d 2 x<br />

i=1<br />

3∑ (<br />

ai e 2 i + c i (∇e i ) 2 + c ′ i(∇ 2 e i ) 2)<br />

Schreibt man nun das Funktional komplett in Abhängigkeit von den Verzerrungen e 1<br />

<strong>und</strong> transformiert es dann in den Fourier Raum, so erhält man:<br />

βF = −2p<br />

V<br />

i=1<br />

∑<br />

ẽ 1, ⃗ k<br />

+ 1 ∑<br />

{a 1 + k 2 c 1 + k 4 c ′ 1 +<br />

2V<br />

⃗ k ⃗ k<br />

3∑<br />

i=2<br />

(<br />

ai + k 2 c i + k 4 c ′ )<br />

i ˜Qi1 ( ⃗ k) 2 }ẽ 1, ⃗ k ẽ ∗ 1, ⃗ k<br />

Dieser Ausdruck läßt sich durch quadratisches Ergänzen wieder auf die harmonische<br />

Form bringen. In diesem Fall aber bezüglich einer neu eingeführten Verzerrungsvariable<br />

Ẽ 1 , für die gilt:<br />

Ẽ 1 = ẽ 1 −<br />

2p<br />

a 1 + k 2 c 1 + k 4 c ′ 1 + ∑ 3<br />

i=2 (a i + k 2 c i + k 4 c ′ i ) ˜Q i1 ( ⃗ k) 2<br />

Die analytische Form der Verzerrungskorrelationen in dieser neuen Verzerrungsvariable<br />

Ẽ 1 entspricht der im druckfreien Fall erhaltenen Form. Die Verzerrungsvariable Ẽ1 setzt<br />

sich aus der Verzerrung bezüglich des nicht deformierten Referenzgitters <strong>und</strong> einem<br />

druckabhängigen Anteil zusammen, welcher die permanente Verschiebung der mittleren<br />

Teilchenposition unter Einwirkung des äußeren Drucks in Bezug zum Referenzgitter des<br />

druckfreien Systems beschreibt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Überlegungen ist zu erwarten, daß ein isotroper Druck die Form der<br />

Korrelationsfunktionen unbeeinflußt läßt, aber ihren absoluten Wert verschiebt. Die Information<br />

über den isotropen Druck ist durch die permanente Verschiebung der mittleren<br />

Teilchenposition auch in dem aus den mittleren Teilchenpositionen berechneten<br />

Referenzgitter enthalten. Daher kann man auch direkt die Verzerrung bezüglich dieses<br />

neuen Referenzgitters auswerten. Dieses Vorgehen wurde bei der Auswertung der Simulationsdaten<br />

gewählt.<br />

Um den Einfluß eines isotropen, äußeren Drucks auf die Korrelationsfunktionen zu untersuchen<br />

wurde ein System mit N = 3120 Teilchen bei einem hydrostatischen Druck<br />

von βa 2 p = − 1 2 (σ xx + σ yy ) = 20/ √ 3 simuliert. Durch einen solchen isotropen Druck<br />

wird die Symmetrie des Dreiecksgitters nicht gebrochen. Das Dreiecksgitter geht lediglich<br />

in ein Dreiecksgitter mit einer kleineren Gitterkonstante a ′ = 1.010465 über (siehe<br />

172


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

20<br />

βa 2 p = 0.0<br />

βa 2 p = 20/ 3<br />

y<br />

0<br />

-20<br />

-20 0 20<br />

x<br />

Abbildung 10.4: Vergleich der Referenzgitter einer Simulation eines harmonischen Dreiecksgitters mit<br />

fester Federkonstante βa 2 f = 200/ √ 3 bei einem hydostatischen Druck von βa 2 p = 0.0 (schwarze Punkte)<br />

<strong>und</strong> einer Simulation bei βa 2 p = 20/ √ 3 (rote Punkte). Die Gitterkonstante a = (2/ √ 3) 1/2 schrumpft<br />

unter Einfluß des Drucks auf a ′ = 1.010465.<br />

Abbildung 10.4). In Abbildung 10.5 sind die bezüglich dieses neuen Referenzgitters berechneten<br />

Verzerrungskorrelationsfunktionen im Fourier Raum dargestellt. Wie erwartet,<br />

beeinflußt ein isotrop auf das System einwirkender äußerer Druck die Symmetrien<br />

der Korrelationsfunktionen nicht. Zum direkten Vergleich mit den <strong>Simulationen</strong> ohne<br />

äußeren Druck sind in Abbildung 10.6 Schnitte der Korrelationsfunktionen im Fourier<br />

Raum für beide <strong>Simulationen</strong> abgebildet. Diese Darstellung verdeutlicht, daß die Form<br />

der Korrelationen durch den isotropen Druck unbeeinflußt bleibt. Der absolute Wert der<br />

Korrelationsfunktionen verschiebt sich. Diese Verschiebung entspricht einerseits einer<br />

Reskalierung der elastischen Module, da diese nun auf das neue Referenzgitter mit einer<br />

kleineren Gitterkonstante bezogen sind, andererseits werden die deviatorischen <strong>und</strong> die<br />

Scherfluktuationen durch den äußeren Druck eingeschränkt. Aus der Korrelationsfunktion<br />

˜G 22 ( ⃗ k) erhält man daher a 2 = µ − p <strong>und</strong> aus ˜G 33 ( ⃗ k) erhält man a 3 = 4(µ − p).<br />

Daß nur der Wert des Schermoduls durch den isotropen Druck, nicht aber der Wert des<br />

Kompressionsmoduls verschoben wird, erkennt man, wenn man sich in Erinnerung ruft,<br />

daß die Fluktuationen der Verzerrungen die Elemente des Nachgiebigkeitstensors S ijkl<br />

bestimmen. Dieser ist das Inverse des Tensors der elastischen Steifigkeiten B ijkl , welcher<br />

ausschließlich in Systemen ohne äußere Spannungen mit dem Tensor der elastischen<br />

Konstanten C ijkl zusammenfällt (siehe Kapitel 6 Gleichung 6.1). Aus den ermittelten<br />

Nachgiebigkeiten S ijkl , berechnen wir daher die elastischen Steifigkeiten B ijkl , für die im<br />

Falle eines isotropen, äußeren Drucks gilt:<br />

1<br />

2 (B xxxx + B xxyy ) = 1 2 (C xxxx + C xxyy ) − 1 (p − p) = K<br />

2<br />

1<br />

2 (B xxxx − B xxyy ) = 1 2 (C xxxx − C xxyy ) − 1 (p + p) = µ − p<br />

2<br />

B xyxy = C xyxy − p = µ − p<br />

173


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k) c)<br />

22<br />

G ~ (k)<br />

33<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 10.5: Korrelationsfunktionen der Verzerrungen im Dreiecksgitter bei einem hysdrostatischem<br />

Druck von βa 2 p = 20/ √ 3 im Fourier Raum. Die Funktionen wurden aus einer Simulation von<br />

N = 3120 Teilchen im NpT Ensemble mit periodischen Randbedingungen berechnet. In der unteren Zeile<br />

sind Projektionen auf die xy-Ebene der Funktionen abgebildet. Die Werte der Korrelationsfunktionen<br />

sind über dieselbe Skala, wie in den 3D Darstellungen in der Grauskala kodiert, wobei Weiß für hohe<br />

Werte steht.<br />

In Tabelle 10.2 sind die aus der Analyse der Korrelationsfunktionen erhaltenen elastischen<br />

Module dargestellt. Will man die so erhaltenen Werte mit den theoretische<br />

erwarteten Werten vergleichen, so muß man beachten, daß die extrahierten Werte in<br />

Kompressionsmodul Schermodul Schermodul<br />

µ = a 2 + p 4µ = a 3 + 4p<br />

Theorie 100 /βa 2 = 50 /βa 2 = 200 /βa 2<br />

aus ˜G( ⃗ k = ⃗0) 88.8 /βa ′2 a 2 = 36.0 /βa ′2 a 3 = 137.6 /βa ′2<br />

reskalierte Werte 100.4 /βa 2 a 2 = 40.7 /βa 2 a 3 = 155.6 /βa 2<br />

→ µ = 52.2 /βa 2 → 4µ = 201.8 /βa 2<br />

Tabelle 10.2: Die aus ˜G jj( ⃗ k = ⃗0) bestimmten elastischen Module im Vergleich zu den theoretisch<br />

erwarteten Werten für ein harmonisches Dreiecksgitter mit einer Federkonstante von βa 2 f = 200/ √ 3<br />

simuliert bei einem hydrostatischen äußeren Druck von βa 2 p = 20/ √ 3.<br />

174


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

a) 0.015<br />

b) 0.03<br />

~<br />

G 11<br />

(k)<br />

0<br />

-1 0 1<br />

0<br />

k<br />

c) 0.008<br />

d) 0.03<br />

~<br />

G 33<br />

(k)<br />

0.01<br />

0.005<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

βa 2 p = 0.0<br />

βa 2 p = 20/ 3<br />

βa 2 p = 0.0<br />

βa 2 p = 20/ 3<br />

-1 0 1<br />

k<br />

G<br />

~ (k)<br />

~<br />

G (k)<br />

2θ2θ<br />

22<br />

0.02<br />

0.01<br />

0.02<br />

0.01<br />

0<br />

βa 2 p = 0.0<br />

βa 2 p = 20/ 3<br />

-1 0 1<br />

k<br />

βa 2 p = 0.0<br />

βa 2 p = 20/ 3<br />

-1 0 1<br />

k<br />

Abbildung 10.6: Schnitte der Korrelationsfunktionen im Fourier Raum zum Vergleich der Ergebnisse<br />

der Simulation ohne Druck (in Schwarz) <strong>und</strong> mit Druck (in Rot). a) ˜G 11( ⃗ k) entlang der Richtung k y =<br />

2k x. b) ˜G 22( ⃗ k) entlang der Diagonalen. c) ˜G 11( ⃗ k) <strong>und</strong> d) ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) entlang der Koordinatenachsen.<br />

Einheiten von βa ′2 sind, wobei a ′ = 1.010465 die Gitterkonstante des Referenzgitters in<br />

der Simulation mit äußerem Druck ist. Für den Vergleich müssen die Werte daher auf die<br />

ursprüngliche Gitterkonstante a = (2/ √ 3) 1/2 bezogen werden. Die so reskalierten Werte<br />

sind in der dritten Spalte der Tabelle 10.2 angegeben. Sie stimmen mit den theoretisch<br />

erwarteten Werten bis auf 4.4% überein.<br />

10.2. Analyse im NV T Ensemble<br />

Im NV T Ensemble wurden für Systemgrößen von N = 3120, 4736 <strong>und</strong> 5822 mit dem<br />

Metropolis Monte Carlo Algorithmus [34] <strong>und</strong> periodischen Randbedingungen simuliert.<br />

Wie in den <strong>Simulationen</strong> im NpT Ensemble wurden die <strong>Simulationen</strong> mit einer Federkonstante<br />

von βa 2 f = 200/ √ 3 durchgeführt. Die Gitterkonstante wurde auf a = (2/ √ 3) 1/2<br />

gesetzt. Dies entspricht im Dreiecksgitter einer dimensionslosen Dichte ϱ ∗ = 1.0. Für das<br />

harmonisch wechselwirkende System können, da das Potential zweifach differenzierbar<br />

ist, zur Berechnung der elastischen Konstanten die von Squire et al. [89] (siehe Kapi-<br />

175


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

Kompressionsmodul a 1 Schermodul a 2 Schermodul a 3<br />

Theorie 100 /βa 2 50 /βa 2 200 /βa 2<br />

nach Squire et al. [89] 97.4 /βa 2 48.3 /βa 2 194.8 /βa 2<br />

aus Fits von ˜G( ⃗ k ≠ ⃗0) - 48.1 /βa 2 198.2 /βa 2<br />

aus Fits von P (e j ) 98.44 /βa 2 50.36 /βa 2 -<br />

aus j = 2θ <strong>und</strong> j = 1 aus j = 2θ<br />

Tabelle 10.3: Vergleich der aus der Simulation eines Systems mit N = 3120 Teilchen im NV T Ensemble<br />

mit periodischen Randbedingungen durch verschiedene Methoden ermittelten elastischen Konstanten im<br />

Vergleich zu den theoretisch erwarteten Werten für ein harmonisches Dreiecksgitter mit einer Federkonstante<br />

von βa 2 f = 200/ √ 3.<br />

tel 7) hergeleiteten Fluktuationsformeln verwendet werden. Die mittels dieser Methode<br />

aus den Simulationsdaten bestimmten elastischen Module sind zum Vergleich mit den<br />

theoretisch erwarteten Werten <strong>und</strong> den aus der Analyse der Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

erhaltenen Werten in Tabelle 10.3 aufgelistet. Die Analyse gemäß Squire et al.<br />

[89] ermöglicht auch die direkte Berechnung des Spannungstensors <strong>und</strong> damit des Drucks<br />

in der Simulation. Dieser ist hydrostatisch, d.h. die Nebendiagonalelemente des Spannungstensors<br />

sind Null: σ xy = σ yx = 0.0 . Aus der Spur des Spannungstensors berechnet<br />

sich der Druck zu βa 2 p = − 1 2 (σ xx + σ yy ) = 0.1. Die simulierte Situation entspricht daher<br />

in etwa der in der analytischen Herleitung angenommenen Situation eines Systems ohne<br />

äußeren Druck. Wie bereits angesprochen wird in den <strong>Simulationen</strong> im NV T Ensemble<br />

ein <strong>und</strong>eformierter Zustand des Dreiecksgitters simuliert, aufgr<strong>und</strong> dessen das Integral<br />

über das gesamte Simulationsvolumen über die Fluktuationen der Verzerrungen gegen<br />

Null geht. Dies hat zur Folge, daß in diesem statistischen Ensemble aus den Werten der<br />

Korrelationsfunktionen bei ⃗ k = ⃗0 nicht mehr die elastischen Konstanten bestimmt werden<br />

können. Laut der in Kapitel 8 vorgestellten statischen Summenregel gilt in diesem<br />

Ensemble für die Elemente des Nachgiebigkeitstensors:<br />

∫<br />

S jj = lim Sjj ˜ ( ⃗ k) = βG ˜ jj ( ⃗ k)| ⃗k= ⃗0 = β d⃗r G jj (⃗r) → 0<br />

⃗k→0<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Überlegungen erwartet man, daß die im NV T Ensemble berechneten<br />

Korrelationsfunktionen im Fourier Raum für kleine Wellenvektoren ⃗ k von den im NpT<br />

Ensemble berechneten abweichen. Die Bestimmung der elastischen Konstanten aus Fits<br />

im Bereich ⃗ k ≠ ⃗0 ist dennoch für die Korrelationsfunktionen möglich, die entlang bestimmter<br />

Richtungen im Fourier Raum laut der analytischen Herleitung einen kontinuierlichen<br />

Verlauf für ⃗ k → ⃗0 aufweisen. Dies ist für ˜G 11 ( ⃗ k) nicht der Fall, so daß der<br />

Kompressionsmodul im NV T Ensemble nicht direkt aus der zugehörigen Korrelationsfunktion<br />

bestimmt werden kann.<br />

176


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

Abbildung 10.7 zeigt eine Überlagerung der um die Bewegung des Schwerpunkts korrigierten<br />

Teilchenkonfigurationen einer Simulation mit N = 3120 Teilchen. Aus dieser<br />

Überlagerung werden die mittleren Teilchenpositionen berechnet <strong>und</strong> als Referenzgitter<br />

zur Berechnung der Verschiebungsfelder verwendet. Die aus den Simulationsdaten berechneten<br />

Verzerrungskorrelationsfunktionen im Ortsraum sind in Abbildung 10.8 wiedergegeben.<br />

Mittels einer numerischen Fourier Transformation erhält man die in Abbildung<br />

10.9 abgebildeten Funktionen im Fourier Raum. Deutlich zu erkennen ist, daß ihr<br />

Wert, wie erwartet, für ⃗ k → ⃗0 diskontinuierlich gegen Null geht. Ansonsten stimmen<br />

die im NV T Ensemble bestimmten Korrelationsfunktionen mit den im NpT Ensemble<br />

bestimmten überein.<br />

Der diskontinuierliche Übergang nach Null im langwelligen Grenzfall wird besonders<br />

deutlich, wenn man wie in Abbildung 10.10 Schnitte der Korrelationsfunktionen im Fourier<br />

Raum betrachtet. In der Abbildung sind diese für die simulierten Systemgrößen<br />

vergleichend dargestellt. Für große Wellenvektoren fallen die Korrelationsfunktionen der<br />

verschiedenen Systeme aufeinander. Aufgr<strong>und</strong> der feineren Auflösung von Strukturen im<br />

Fourier Raum für größere Systeme weichen die Korrelationsfunktionen für kleine Wellenvektoren<br />

für die verschiedenen Systemgrößen leicht voneinander ab. Die für ⃗ k = ⃗0<br />

im NV T Ensemble gegen Null gehenden Werte fallen jedoch unabhängig von der Systemgröße<br />

aufeinander. Auch in diesem statistischen Ensemble kann aufgr<strong>und</strong> der periodischen<br />

Randbedingungen aus dem Verlauf von ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) für ⃗ k → ⃗0 der Schermodul<br />

bestimmt werden. Dies ist in Abbildung 10.10 d) dargestellt. Wie bereits ausführlich in<br />

Abbildung 10.7: Überlagerung der um die Bewegung des Schwerpunkts korrigierten Teilchenkonfigurationen<br />

einer Simulation mit N = 3120 Teilchen <strong>und</strong> Federkonstante βa 2 f = 200/ √ 3 im NV T Ensemble<br />

mit periodischen Randbedingungen.<br />

177


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

a) G 11<br />

(r) b) G 22<br />

(r) c) G 33<br />

(r)<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

y<br />

20<br />

0.5<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

y<br />

20<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

y<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

Abbildung 10.8: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen im Ortsraum für das NV T Ensemble mit<br />

periodischen Randbedingungen am Beispiel einer Simulation eines harmonischen Dreiecksgitters mit<br />

N = 3120 Teilchen <strong>und</strong> Federkonstante βa 2 f = 200/ √ 3. In der unteren Zeile sind Projektionen auf die<br />

xy-Ebene der Funktionen abgebildet. Die Werte der Korrelationsfunktionen sind über dieselbe Skala,<br />

wie in den 3D Darstellungen in der Grauskala kodiert, wobei Weiß für hohe Werte steht.<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k) c)<br />

22<br />

G ~ (k)<br />

33<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 10.9: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen im Fourier Raum für das NV T Ensemble<br />

mit periodischen Randbedingungen am Beispiel einer Simulation eines harmonischen Dreiecksgitters mit<br />

N = 3120 Teilchen <strong>und</strong> Federkonstante βa 2 f = 200/ √ 3. In der unteren Zeile sind Projektionen auf die<br />

xy-Ebene der Funktionen abgebildet. Die Werte der Korrelationsfunktionen sind über dieselbe Skala,<br />

wie in den 3D Darstellungen in der Grauskala kodiert, wobei Weiß für hohe Werte steht.<br />

178


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

a)<br />

0.01<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

b)<br />

0.02<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

G 11<br />

(k)<br />

~<br />

c)<br />

G<br />

~<br />

33<br />

(k)<br />

0.005<br />

0<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

-1 0 1<br />

k<br />

~ G (k)<br />

~<br />

G (k)<br />

2θ2θ<br />

22<br />

d)<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

-1 0 1<br />

k<br />

Abbildung 10.10: Vergleich der in verschieden großen Systemen berechneten Korrelationsfunktionen.<br />

Es sind Schnitte der Korrelationsfunktionen im Fourier Raum dargestellt. a) ˜G 11( ⃗ k) entlang der Richtung<br />

k y = 2k x. b) ˜G 22( ⃗ k) entlang der Diagonalen. c) ˜G 11( ⃗ k) <strong>und</strong> d) ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) entlang der Koordinatenachsen.<br />

Die horizontal eingezeichnete, gebrochene Linie kennzeichnt die theoretisch erwarteten Werte der<br />

Korrelationsfunktionen für ⃗ k = ⃗0.<br />

Kapitel 9.1 dargelegt, kann man die elastischen Konstanten des Systems durch Fitten der<br />

Korrelationsfunktion ˜G 22 ( ⃗ k ≠ ⃗0) entlang der Diagonalen <strong>und</strong> Fitten der Korrelationsfunktion<br />

˜G 33 ( ⃗ k ≠ ⃗0) entlang der Koordinatenachsen bestimmen. Die so erhaltenen Werte<br />

für den Schermodul a 2 bzw. a 3 sind in der Tabelle 10.3 für die Systemgröße N = 3120<br />

angegeben. Sie liegen innerhalb von 3.8% von den theoretischen Werten <strong>und</strong> weisen damit<br />

die gleiche Genauigkeit wie die mit der Fluktuationsmethode von Squire et al. [89]<br />

berechneten Werte auf. Die aus den Fits bestimmten Korrelationslängen sind: c 2 = 37.4,<br />

c ′ 2 = −1.3, c 3 = 118.2, c ′ 3 = −18.8 D.h. die mittlere, elastische Korrelationslänge liegt<br />

zwischen 6 <strong>und</strong> 11 Gitterkonstanten. Die aus den <strong>Simulationen</strong> im NV T erhaltenen Resultate<br />

zeigen eine sehr gute Übereinstimmung mit den aus den <strong>Simulationen</strong> im NpT<br />

Ensemble erhaltenen.<br />

Ein zusätzlicher Fit z.B. entlang der Richtung k y = 2k x von ˜G 22 ( ⃗ k ≠ ⃗0) ermöglicht die<br />

179


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

a) 70<br />

b)<br />

j = 1 5000<br />

60<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

50<br />

4000<br />

j = 2θ<br />

P(e j<br />

)<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-0.04 -0.02 0 0.02 0.04<br />

e j<br />

P(e j<br />

)<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

j = 2θ<br />

-0.004<br />

0<br />

-0.002 0 0.002 0.004<br />

e j<br />

Abbildung 10.11: a) Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Verzerrungsfluktuationen in einem Subsystem,<br />

das ein Sechstel der linearen Ausdehnung des gesamten Simulationsvolumens hat. Die durchgezogenen<br />

Linien sind an die Histogramme gefittete Gaußverteilungen. b) Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

der Verzerrungsfluktuationen im gesamten Simulationsvolumen.<br />

indirekte Bestimmung der Fitparameter c 1 <strong>und</strong> c ′ 1 . Die Berechnung ist ausführlich in<br />

Kapitel 9.1 dargelegt <strong>und</strong> liefert für die Simulation die folgenden Zahlenwerte: c 1 = 54.3<br />

<strong>und</strong> c ′ 1 = −86.1. D.h. die Korrelationen in den Fluktuationen der Volumenverzerrungen<br />

fallen über ca. 7 Gitterkonstanten ab. Die aus dieser Simulation erhaltenen Parameter<br />

wurden für die graphische Darstellung der analytischen Vorhersagen in Kapitel 9.1<br />

verwendet.<br />

Auch aus der Betrachtung der Wahrscheinlichkeitsverteilung P (e j ) der Fluktuationen<br />

der mittleren Verzerrungen in einem Subvolumen der linearen Ausdehnung L B lassen<br />

sich die elastischen Module bestimmen. Eine solche Analyse wurde erstmals von Zahn et<br />

al. [77] zur Bestimmung der elastischen Module eines kolloidalen Kristalls durchgeführt.<br />

Wie in Kapitel 9.4 dargelegt muß hierbei die Einbettung des untersuchten Systems in<br />

ein äußeres elastische Medium berücksichtigt werden. Die elastischen Module lassen sich<br />

dann aus den Standardabweichungen der Verteilung P (e j ) berechnen. In einem System<br />

mit N = 3120 Teilchen wurden die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der verschiedenen<br />

mittleren Verzerrungsfluktuationen e j in einem Subsystem, welches ein Sechstel der linearen<br />

Ausdehnung des gesamten Simulationsvolumens hat, aufgenommen. Diese wurden<br />

mittels Gaußverteilungen gefittet <strong>und</strong> so die Standardabweichungen der Verteilungen<br />

ermittelt. In Abbildung 10.11 a) sind die Wahrscheinlichkeitsverteilungen <strong>und</strong> die jeweiligen<br />

Gaußkurven dargestellt. Bei einer Mittelung über das gesamte Simulationsvolumen<br />

schnüren sich im Gegensatz dazu die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der mittleren Verzerrungen<br />

zu Deltafunktionen bei Null ein (siehe Abbildung 10.11 b)), da das Integral<br />

über die Verzerrungsfluktuationen über das gesamte Simulationsvolumen im NV T Ensemble<br />

gegen Null geht. D.h. für L B → L ist die Berechnung der elastischen Module<br />

aus der Standardabweichung der Wahrscheinlichkeitsverteilung nicht mehr möglich. Die<br />

elastischen Module des endlichen Systems der Größe L B = L/6 sind in Tabelle 10.3<br />

180


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

zum Vergleich mit den aus den anderen Methoden bestimmten Werten aufgelistet. Sie<br />

weichen maximal 1.6% von den theoretisch erwarteten Werten ab.<br />

10.3. Analyse im NV T Ensemble mit offenen<br />

Randbedingungen<br />

Zusätzlich zu den <strong>Simulationen</strong> im NV T Ensemble mit periodischen Randbedingungen<br />

wurden auch <strong>Simulationen</strong> in diesem Ensemble mit offenen Randbedingungen für<br />

N = 3120, 4736 <strong>und</strong> 5822 Teilchen durchgeführt. Wird ohne periodische Randbedingungen<br />

simuliert, so ist streng genommen das Simulationsvolumen nicht mehr konstant. Dies<br />

könnte man nur durch das Einfügen von Wänden erhalten. Da aber Wände selbst starken<br />

Einfluß auf die Struktur im System haben können (siehe z.B. Ricci et al. [106, 107]),<br />

wurde davon abgesehen Wände in das System einzufügen. In Abbildung 10.12 ist die<br />

Überlagerung von Teilchenkonfigurationen, welche gegen Rotationen des Gesamtsystems<br />

<strong>und</strong> Translationen des Schwerpunkts korrigiert wurden, dargestellt. Der direkte Vergleich<br />

mit der Simulation mit periodischen Randbedingungen (Abbildung 10.7) zeigt, daß die<br />

Ordnung an den Rändern <strong>und</strong> Ecken des Systems stark aufgeweicht ist. Dies ist zu erwarten,<br />

da Randteilchen durch weniger Verbindungen mit Nachbarteilchen in ihrer Position<br />

im idealen Gitter stabilisiert werden. Da aufgr<strong>und</strong> der Mittelung über verschiedene Positionen<br />

des Ursprungs, bezüglich dessen die Korrelationsfunktionen berechnet werden<br />

Abbildung 10.12: Überlagerung der um die Bewegung des Schwerpunkts korrigierten Teilchenkonfigurationen<br />

einer Simulation mit N = 5822 Teilchen im NV T Ensemble bei offenen Randbedingungen. Der<br />

Einfluß der offenen Oberfläche auf die Ordnung am Rand des Systems ist deutlich sichtbar.<br />

181


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

a) G 11<br />

(r) b) G 22<br />

(r) c) G 33<br />

(r)<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

x<br />

20<br />

-20<br />

0<br />

20<br />

y<br />

0.5<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

x<br />

20<br />

-20<br />

0<br />

20<br />

y<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

-20<br />

0<br />

x<br />

20<br />

-20<br />

0<br />

20<br />

y<br />

Abbildung 10.13: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen im Ortsraum für ein System im NV T Ensemble<br />

mit offenen Randbedingungen am Beispiel einer Simulation eines harmonischen Dreiecksgitters<br />

mit N = 5822 Teilchen <strong>und</strong> Federkonstante βa 2 f = 200/ √ 3. Es wurde nicht über verschiedene Positionierungen<br />

des Ursprungs der Korrelationsfunktionen gemittelt. In der unteren Zeile sind Projektionen<br />

auf die xy-Ebene der Funktionen abgebildet. Die Werte der Korrelationsfunktionen sind über dieselbe<br />

Skala, wie in den 3D Darstellungen in der Grauskala kodiert, wobei Weiß für hohe Werte steht.<br />

(siehe Kapitel 9.7), diese nur über ein Viertel des gesamten Simulationsvolumens berechnet<br />

werden können, werden im Folgenden die Ergebnisse an einem möglichst großen<br />

System (N = 5822) diskutiert. Dies hat auch den Vorteil, daß das große System weniger<br />

stark durch Randeffekte beeinflußt ist. Diese Randeffekte verhindern dennoch eine Analyse<br />

ohne Mittelung, d.h. die Berechnung der Korrelationsfunktionen über das gesamte<br />

Volumen mit dem Ursprung im Zentrum der Simulationsbox. Das Resultat einer solchen<br />

Analyse ohne Mittelung ist im Ortsraum in Abbildung 10.13 dargestellt. Die freie<br />

Oberfläche führt zu starken Schwankungen in Bereichen, in denen die Korrelationsfunktionen<br />

in den <strong>Simulationen</strong> mit periodischen Randbedingungen bereits strukturlos sind.<br />

Die numerische Fourier Transformation dieser Schwankungen liefert stark verrauschte<br />

Korrelationsfunktionen im Fourier Raum, die nicht sinnvoll auszuwerten sind.<br />

Eine Auswertung der durch die in Kapitel 9.7 beschriebene Mittelung berechneten Korrelationsfunktionen<br />

hingegen ermöglicht auch in diesem Fall die Bestimmung der elastischen<br />

Konstanten [96]. In Abbildung 10.14 sind die so bestimmten Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

im Ortsraum dargestellt. Abbildung 10.15 zeigt die daraus erhaltenen<br />

Korrelationsfunktionen im Fourier Raum. Der Vergleich mit den in den <strong>Simulationen</strong><br />

mit periodischen Randbedingungen berechneten Korrelationsfunktionen zeigt, daß die<br />

Korrelationsfunktionen des NV T Ensembles mit periodischen Randbedingungen nähe-<br />

182


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

a) G 11<br />

(r) b) G 22<br />

(r) c) G 33<br />

(r)<br />

0.06<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

10<br />

y<br />

0.5<br />

0<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

10<br />

y<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

-10<br />

0<br />

x<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

10<br />

y<br />

Abbildung 10.14: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen im Ortsraum für ein System im NV T Ensemble<br />

mit offenen Randbedingungen am Beispiel einer Simulation eines harmonischen Dreiecksgitters<br />

mit N = 5822 Teilchen <strong>und</strong> Federkonstante βa 2 f = 200/ √ 3. In der unteren Zeile sind Projektionen auf<br />

die xy-Ebene der Funktionen abgebildet. Die Werte der Korrelationsfunktionen sind über dieselbe Skala,<br />

wie in den 3D Darstellungen in der Grauskala kodiert, wobei Weiß für hohe Werte steht.<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k) c)<br />

22<br />

G ~ (k)<br />

33<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 10.15: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen im Fourier Raum für ein System im NV T<br />

Ensemble mit offenen Randbedingungen am Beispiel einer Simulation eines harmonischen Dreiecksgitters<br />

mit N = 5822 Teilchen <strong>und</strong> Federkonstante βa 2 f = 200/ √ 3. In der unteren Zeile sind Projektionen auf<br />

die xy-Ebene der Funktionen abgebildet. Die Werte der Korrelationsfunktionen sind über dieselbe Skala,<br />

wie in den 3D Darstellungen in der Grauskala kodiert, wobei Weiß für hohe Werte steht.<br />

183


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

rungsweise reproduziert werden. Im Unterschied zu diesen erhält man nun aber wieder<br />

für ⃗ k = ⃗0 die elastischen Konstanten des Systems. Aus den Werten der Korrelationsfunktionen<br />

bei ⃗ k = ⃗0 liest man die elastischen Module a 1 = 108.2 , a 2 = 47.1 <strong>und</strong><br />

a 3 = 193.8 ab. Die aus Fits von ˜G 22 <strong>und</strong> ˜G 33 bestimmten Korrelationslängen sind:<br />

c 2 = 27.8, c ′ 2 = 0.8 <strong>und</strong> c 3 = 63.2, c ′ 3 = 3.4. Man erkennt, daß die Bestimmung der<br />

elastischen Module in diesem System möglich, aber mit einem größeren Fehler behaftet<br />

ist (ca. 8% Abweichung von den theoretisch erwarteten Werten). Des weiteren haben im<br />

System mit offenen Randbedingungen <strong>und</strong> daher einer freien Oberfläche die Korrelationen<br />

in den Fluktuationen der Verzerrungen eine kürzere Reichweite. Sie fallen über nur<br />

ca. 5−8 Gitterkonstanten ab. In diesen <strong>Simulationen</strong> hat die Systemgröße nun durchaus<br />

Einfluß auf die Korrelationsfunktionen, da in kleinen Systemen die Oberflächeneffekte<br />

stärker sind. In den Schnitten der Korrelationsfunktionen im Fourier Raum in Abbildung<br />

a)<br />

0.01<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

b)<br />

0.02<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

G 11<br />

(k)<br />

~ ~<br />

c)<br />

G 33<br />

(k)<br />

0.005<br />

0<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

-1 0 1<br />

k<br />

G 22<br />

(k)<br />

~<br />

d)<br />

G 2θ2θ<br />

(k)<br />

~<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

0.025<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

-1 0 1<br />

k<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

-1 0 1<br />

k<br />

Abbildung 10.16: Vergleich der in verschieden großen Systemen berechneten Korrelationsfunktionen.<br />

Es sind Schnitte der Korrelationsfunktionen im Fourier Raum dargestellt. a) ˜G 11( ⃗ k) entlang der Richtung<br />

k y = 2k x. b) ˜G 22( ⃗ k) entlang der Diagonalen. c) ˜G 11( ⃗ k) <strong>und</strong> d) ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) entlang der Koordinatenachsen.<br />

Durchgezogene Linien sind Fits mit einem verallgemeinerten Lorentzprofil. Die horizontal eingezeichnete,<br />

gebrochene Linie kennzeichnt die theoretisch erwarteten Werte der Korrelationsfunktionen für ⃗ k = ⃗0.<br />

184


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

a)<br />

0.01<br />

βa 2 f = 200/√3<br />

b)<br />

0.025<br />

βa 2 f = 200/√3<br />

βa 2 f = 1200/√3<br />

βa 2 f = 2000/√3<br />

0.02<br />

βa 2 f = 1200/√3<br />

βa 2 f = 2000/√3<br />

G 11<br />

(k)<br />

~<br />

c)<br />

G 33<br />

(k)<br />

~<br />

0.005<br />

0<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

-1 0 1<br />

k<br />

βa 2 f = 200/√3<br />

βa 2 f = 1200/√3<br />

βa 2 f = 2000/√3<br />

G 22<br />

(k)<br />

~ ~<br />

d)<br />

G 2θ2θ<br />

(k)<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

0.03<br />

0.02<br />

0.01<br />

-1 0 1<br />

k<br />

βa 2 f = 200/√3<br />

βa 2 f = 1200/√3<br />

βa 2 f = 2000/√3<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

Abbildung 10.17: Vergleich der Korrelationsfunktionen von Systemen mit unterschiedlicher Federkonstante<br />

f. Es sind Schnitte der Korrelationsfunktionen im Fourier Raum dargestellt. a) ˜G 11( ⃗ k) entlang<br />

der Richtung k y = 2k x. b) ˜G 22( ⃗ k) entlang der Diagonalen. c) ˜G 11( ⃗ k) <strong>und</strong> d) ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) entlang der Koordinatenachsen.<br />

Durchgezogene Linien sind Fits mit einem verallgemeinerten Lorentzprofil.<br />

10.16 erkennt man, daß das größte System mit N = 5822 Teilchen den theoretisch erwarteten<br />

Werten am nächsten kommt. Daß die Korrelationsfunktionen in Abbildung 10.16<br />

jedoch keinen systematischen Verlauf mit der Systemgröße zeigen, liegt daran, daß die<br />

Fläche, über die die Korrelationsfunktionen berechnet werden, etwas kleiner als ein Viertel<br />

der Fläche des Referenzgitters gewählt werden muß, um das Einführen zusätzlicher<br />

Artefakte zu vermeiden. Je näher die ausgewertete Fläche einem Viertel der Fläche des<br />

Referenzgitters kommt, desto besser sind die berechneten Ergebnisse.<br />

Die Oberflächeneffekte werden umso geringer, je größer die Federkonstante des simulierten<br />

Systems ist. Daher erkennt man in Abbildung 10.17, in der Schnitte der Korrelationsfunktionen<br />

im Fourier Raum für <strong>Simulationen</strong> mit verschieden starken Federkonstanten<br />

f zum Vergleich für eine System mit N = 5822 Teilchen abgebildet sind, daß die angepaßten<br />

verallgemeinerten Lorentzprofile umso genauer sind, je größer die Federkonstante<br />

ist.<br />

185


Ergebnisse der Korrelationsanalyse<br />

60<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

j = 2θ<br />

P(e j<br />

)<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-0.04 -0.02 0 0.02 0.04<br />

e j<br />

Abbildung 10.18: Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Verzerrungsfluktuationen in einem Subsystem,<br />

das ungefähr ein Fünftel der linearen Ausdehnung des gesamten Simulationsvolumens hat <strong>und</strong> im Zentrum<br />

der Simulationsbox positioniert ist. Die durchgezogenen Linien sind an die Histogramme gefittete<br />

Gaußverteilungen.<br />

Auch für die <strong>Simulationen</strong> mit offenen Randbedingungen wurden die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

der mittleren Verzerrungsfluktuationen P (e j ) ausgewertet. Die analysierte<br />

Subbox muß hierbei jedoch im Zentrum der Simulationsbox positioniert werden. In<br />

Abbildung 10.18 sind die so berechneten Wahrscheinlichkeitsverteilungen wiedergegeben.<br />

Die lineare Ausdehnung der Subbox ist L B ≈ L/5. Auch in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

machen sich die offenen Ränder bemerkbar. Der Datensatz ist viel stärker<br />

verrauscht, als in den <strong>Simulationen</strong> mit periodischen Randbedingungen, was zum Teil<br />

von einer geringeren Statistik herrührt, da nur die zentral positionierte Subbox analysiert<br />

wird. Die aus den Standardabweichungen berechneten elastischen Module des endlichen<br />

Systems weisen daher eine größere Abweichung von ca. 7% von den theoretisch erwarteten<br />

Werten auf: βa 2 a 1 = βa 2 (K +µ) = 142.8 <strong>und</strong> βa 2 a 2θ = βa 2 µ = 53.6. Dies entspricht<br />

der Genauigkeit, die auch in der Analyse der Korrelationsfunktionen in diesem System<br />

erreicht werden konnte.<br />

186


KAPITEL 11<br />

’Finite size’ Effekte<br />

<strong>Simulationen</strong> physikalischer Systeme sind immer <strong>Simulationen</strong> endlicher Systeme. Die<br />

aus <strong>Simulationen</strong> erhalten Ergebnisse sind zum einen mit numerischen Fehlern, aber<br />

auch je nach Simulation/Simulationstechnik mit systematischen Fehlern behaftet. Eine<br />

solche systematische Fehlerquelle liegt in der Endlichkeit des simulierten Systems. Man<br />

möchte aufgr<strong>und</strong> der <strong>Simulationen</strong> mit möglichst geringem numerischen Aufwand, Aussagen<br />

über das betrachtete System im thermodynamischen Limes machen können. Die in<br />

endlichen Simulationsvolumina erhaltenen Größen, weichen jedoch je nach der gegebenen<br />

Situation stärker oder schwächer von diesen Vorhersagen aufgr<strong>und</strong> der Endlichkeit des<br />

Simulationsvolumens ab. Diese Abweichungen sind die sogenannten ’finite size’ Effekte.<br />

Im allgemeinen unterscheidet man zwischen expliziten <strong>und</strong> impliziten Effekten.<br />

explizite Effekte:<br />

Die Wahl des Ensembles bestimmt die beobachteten größenabhängigen Effekte<br />

(siehe z.B. [108, 109]). So werden z.B. durch die Festlegung der Teilchenzahl im<br />

kanonischen oder auch im Mikrokanonischen Ensemble Dichtefluktuationen unterdrückt.<br />

implizite Effekte:<br />

Die Wahl der Randbedingungen bestimmt die beobachteten, größenabhängigen Effekte<br />

(siehe z.B. [110]). Bei der Wahl von periodischen Randbedingungen wird die<br />

Orientierungssymmetrie gebrochen. Das hat zwar den Vorteil, daß Oberflächeneffekte<br />

nicht mitsimuliert werden, zugleich werden aber auch zusätzliche Korrelationen<br />

in die Systeme eingeführt.<br />

Das genaue Ausmaß <strong>und</strong> die theoretische Modellierung solcher ’finite size’ Effekte wurde<br />

detailliert für Fluide von Lebowitz <strong>und</strong> Percus [111] für Systeme mit kurzreichweitigen<br />

187


’Finite size’ Effekte<br />

S jj<br />

(L B<br />

)<br />

0.03<br />

0.025<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

j = 1; N = 5822<br />

j = 2; N = 5822<br />

j = 3; N = 5822<br />

j = 2θ; N = 5822<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

L B<br />

/L<br />

Abbildung 11.1: Systemgrößenabhängige Effekte in der Bestimmung der Nachgiebigkeiten S (L B)<br />

ii im<br />

NpT Ensemble mit periodischen Randbedingungen. Die gebrochenen Linien dienen zur Orientierung,<br />

wohingegen die durchgezogenen Linien Fits sind (siehe Text).<br />

Potentialen beschrieben. Pratt <strong>und</strong> Haan [112] gelang es implizite ’finite size’ Effekte<br />

in Systemen mit periodischen Randbedingungen theoretisch zu beschreiben, indem sie<br />

das echte Teilchen <strong>und</strong> seine Bildteilchen als Supermolekül interpretierten <strong>und</strong> so die<br />

Methoden der Analyse von molekularen Fluiden direkt auf Systeme mit periodischen<br />

Randbedingungen anwenden konnten. Interessant ist auch der detaillierte Vergleich von<br />

’finite size’ Effekten <strong>und</strong> deren Ursprung von Roman, White <strong>und</strong> Velasco [113].<br />

In den hier vorgelegten Studien der Verzerrungskorrelationsfunktionen werden die Fluktuationen<br />

der Verzerrungsvariablen ausgewertet. Auch diese werden durch die Wahl<br />

des Ensembles <strong>und</strong> die Wahl der Randbedingungen beeinflußt. Für die Betrachtung<br />

des Skalierungsverhaltens wird Gebrauch von der in Kapitel 8 vorgestellten statischen<br />

Summenregel gemacht. Die Verzerrungskorrelationsfunktionen im Ortsraum werden über<br />

Subboxen der linearen Ausdehnung L B integriert. Aus der Integration erhält man die<br />

Nachgiebigkeiten, d.h. das Inverse des Elastizitätstensors im spannungsfreien Zustand,<br />

für die jeweilige Systemgröße L B . In den Abbildungen 11.1, 11.2 <strong>und</strong> 11.3 sind für drei<br />

verschiedene Situationen der Simulation die Nachgiebigkeiten S (L B)<br />

ii<br />

(i = 1, 2, 3, 2θ) als<br />

Funktion der Subboxgröße zur Größe des gesamten Simulationsvolumens L aufgetragen.<br />

Abbildung 11.1 zeigt die Ergebnisse einer Auswertung einer Simulation im NpT<br />

Ensemble mit periodischen Randbedingungen, Abbildung 11.2 die einer Simulation im<br />

NV T Ensemble mit periodischen Randbedingungen <strong>und</strong> Abbildung 11.3 die Resultate<br />

der Auswertung einer Simulation im NV T Ensemble mit offenen Randbedingungen.<br />

Man erkennt eine starke Abhängigkeit der Größen von der Wahl des Ensembles <strong>und</strong> der<br />

188


’Finite size’ Effekte<br />

Wahl der Randbedingungen.<br />

Betrachten wir zunächst das NpT -Ensemble mit periodischen Randbedingungen. In diesen<br />

<strong>Simulationen</strong> wird der Druck <strong>und</strong> somit der Spannungszustand im System konstant<br />

vorgegeben. Die Integration der Fluktuationen über das gesamte Simulationsvolumen<br />

gibt die Fluktuationen der Verzerrungen des Gesamtsystems an. Dies entspricht der<br />

Auswertung der Fluktuationen der Form der Simulationsbox, d.h. der Transformationsmatrix<br />

h nach Parinello <strong>und</strong> Rahman [101]. Für L B /L = 1 kann man daher direkt das<br />

Inverse der elastischen Konstanten aus Abbildung 11.1 ablesen:<br />

S (L)<br />

11 = 0.01025 → a 1 = 97.5<br />

S (L)<br />

22 = 0.02050 → a 2 = 48.7<br />

S (L)<br />

33 = 0.00512 → a 3 = 195.2<br />

Für L B /L ≠ 1 ist das ausgewertete Subvolumen immer in ein umgebendes Material<br />

eingebettet. Aus der Herleitung der Zusammenhänge für ein eingebettetes System in<br />

Kapitel 9.4 erwartet man:<br />

<strong>und</strong><br />

S (L B)<br />

2θ2θ<br />

= V B<br />

k B T 〈(2θ)2 〉 =<br />

S (L B)<br />

11 = V B<br />

k B T 〈e2 1〉 =<br />

1<br />

( ( )) (11.1)<br />

µ 1 − VB<br />

V<br />

1<br />

( ( )) (11.2)<br />

K + µ 1 − VB<br />

V<br />

Ein Fit mit Gleichung 11.2 ist in Abbildung 11.1 dargestellt (durchgezogene, schwarze<br />

Linie). Aus diesem Fit erhält man : a 1 = K = 93.4 <strong>und</strong> a 2 = µ = 45.8. Die etwas stärkere<br />

Abweichung der Zahlenwerte von den theoretisch erwarteten kommt dadurch zustande,<br />

daß das maximal ausgewertete Volumen V = L 2 etwas kleiner als das mittlere Volumen<br />

des Referenzgitters ist, dies führt zu einer Verschiebung der Module zu kleineren Werten.<br />

Das ausgewertete Volumen wurde in der Analyse so gewählt, daß es das größte Quadrat<br />

ist, welches in das Referenzgitter paßt (vergleiche auch die Diskussion zu Abbildung 10.3<br />

d) in Kapitel 10.1). Dies ist auch der Gr<strong>und</strong>, warum die direkt für L B /L = 1 abgelesenen<br />

Werte kleiner als die aus den Fluktuationen der Transformationsmatrix h in Kapitel 10.1<br />

erhaltenen Werte sind. Das Integral über die Fluktuationen in der Verzerrungsvariable<br />

2θ geht gegen Null, obwohl es nach Gleichung 11.1 divergieren sollte! Die Divergenz<br />

ist zu erwarten, da die Energie, die benötigt wird um eine <strong>und</strong>eformierte Scheibe des<br />

Materials bezüglich des sie umgebenden Materials zu drehen (siehe Kapitel 9.4 für die<br />

detaillierte Herleitung) für L B /L → 1 gegen Null geht. In diesem Fall geht das Material,<br />

welches die Scheibe umgibt, gegen Null. Die Drehung kostet keine Energie mehr. Die<br />

Fluktuationen könnten unendlich groß werden. In den <strong>Simulationen</strong> ist dies aber nicht<br />

der Fall. Die periodischen Randbedingungen täuschen eine Einbettung in ein unendlich<br />

ausgedehntes Medium vor. Daher rotiert das Simulationssystem als Ganzes nicht. Somit<br />

geht das Integral über die Fluktuationen in der Verzerrungsvariable 2θ gegen Null für<br />

L B /L → 1. Dies gilt in allen <strong>Simulationen</strong> mit periodischen Randbedingungen (also auch<br />

189


’Finite size’ Effekte<br />

0.02<br />

0.015<br />

j = 1; N=5822<br />

j = 2; N=5822<br />

j = 3; N=5822<br />

j = 2θ; N=5822<br />

S jj<br />

(L B<br />

)<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

L B<br />

/L<br />

Abbildung 11.2: Systemgrößenabhängige Effekte in der Bestimmung der Nachgiebigkeiten S (L B)<br />

ii im<br />

NV T Ensemble mit periodischen Randbedingungen. Die gebrochenen Linien dienen zur Orientierung,<br />

wohingegen die durchgezogenen Linien Fits sind (siehe Text).<br />

im NV T Ensemble) <strong>und</strong> ist daher ein impliziter Effekt. Die Abhängigkeit von S (L B)<br />

2θ2θ<br />

läßt sich gut durch einen Fit mit einem Polynom S (L B)<br />

2θ2θ = A 0 + A 1 (L B /L) + A 2 (L B /L) 2<br />

beschreiben (in Abbildung 11.1 durch eine durchgezogene, orangene Linie dargestellt).<br />

Aus dem Grenzfall maximaler Einbettung erhält man den Schermodul µ = 1/A 0 = 48.9.<br />

Betrachten wir nun das NV T Ensemble mit periodischen Randbedingungen in Abbildung<br />

11.2. <strong>Simulationen</strong> im NV T Ensemble sind <strong>Simulationen</strong> bei einem konstant vorgegebenen<br />

Verzerrungszustand. Die Spannungen können frei fluktuieren. Durch die Wahl<br />

des Simulationsvolumens, so daß ein unverzerrtes Dreiecksgitter in diesem Platz findet,<br />

ist der konstante Verzerrungszustand auf Null festgelegt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> gehen im<br />

NV T Ensemble auch die Integrale über die Verzerrungen e 1 , e 2 <strong>und</strong> e 3 bei einer Integration<br />

über das gesamte Simulationsvolumen gegen Null. Es handelt sich daher um einen<br />

expliziten Effekt. In diesen <strong>Simulationen</strong> lassen sich die elastischen Konstanten daher<br />

nicht aus dem Wert bei L B /L = 1 ablesen. Die Nachgiebigkeiten S (L B)<br />

11 <strong>und</strong> S (L B)<br />

2θ2θ<br />

lassen<br />

sich auch in diesem Ensemble durch Polynome der Form S (L B)<br />

ii<br />

= A 0 + A 1 (L B /L) +<br />

A 2 (L B /L) 2 fitten. Im Grenzfall maximaler Einbettung erhält man die elastischen Module<br />

aus 1/A 0 (siehe durchgezogene Linien in Abbildung 11.2). Aus S (L B)<br />

11 erhält man<br />

a 1 + a 2 = K + µ = 1/A 0 = 148.3 <strong>und</strong> aus S (L B)<br />

2θ2θ erhält man a 2 = µ = 1/A 0 = 51.5.<br />

Die Simulation mit offenen Randbedingungen wurde auch im NV T Ensemble durchgeführt.<br />

D.h. der Druck im System wurde nicht konstant gehalten <strong>und</strong> es wurden keine<br />

die Simulationsbox verändernden Monte Carlo Schritte ausgeführt. Durch die Simula-<br />

190


’Finite size’ Effekte<br />

S jj<br />

(L B<br />

)<br />

0.03<br />

0.025<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

j = 1; N = 5822<br />

j = 2; N = 5822<br />

j = 3; N = 5822<br />

j = 2θ; N = 5822<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

L B<br />

/L<br />

Abbildung 11.3: Systemgrößenabhängige Effekte in der Bestimmung der Nachgiebigkeiten S (L B)<br />

ii im<br />

NV T Ensemble mit offenen Randbedingungen. Die gebrochenen Linien zeigen zum Vergleich den Wert<br />

bei L B/L = 1 an.<br />

tion eines offenen Randes wird jedoch streng genommen das Volumen V nicht mehr<br />

konstant sein. Wie im NV T Ensemble mit periodischen Randbedingungen kann der<br />

Spannungszustand des Systems frei fluktuieren. Durch das Wegfallen der periodischen<br />

Randbedingungen kann nun aber auch der Verzerrungszustand des Systems fluktuieren.<br />

Wie in Kapitel 9.7 dargelegt, wird bei der Berechnung der Korrelationsfunktionen in diesem<br />

Fall ein Mittelwert über verschieden starke Einbettungen des Systems gebildet. Dies<br />

führt dazu, daß in Abbildung 11.3 keine systematische Abhängigkeit der Nachgiebigkeiten<br />

S jj von L B /L <strong>und</strong> damit dem Grad der Einbettung in ein umgebendes Material zu<br />

erkennen ist. Die Beiträge der freien Oberfläche mitteln für kleine L B /L die Kopplung<br />

durch das umgebende Material weg, so daß die Verzerrungen e 2 <strong>und</strong> e 3 zur direkten<br />

Bestimmung des Schermoduls herangezogen werden können. Es ist jedoch zu beachten,<br />

daß die freie Oberfläche die elastischen Eigenschaften des simulierten endlichen Systems<br />

selbst beeinflußt, so daß die für L B /L = 1 extrahierten elastischen Konstanten stärker<br />

von den theoretisch erwarteten Abweichen als dies z.B. im NpT Ensemble der Fall ist.<br />

Aus Abbildung 11.3 liest man für L B /L = 1 die folgenden Werte ab:<br />

S (L)<br />

11 = 0.00940 → a 1 = 106.9<br />

S (L)<br />

22 = 0.02100 → a 2 = 47.6<br />

S (L)<br />

33 = 0.00525 → a 3 = 190.4<br />

S (L)<br />

2θ2θ = 0.02160 → a 2 = 46.4<br />

191


’Finite size’ Effekte<br />

Den Einfluß dieser speziellen Mittelwertbildung erkennt man auch deutlich an der Tatsache,<br />

daß S (L)<br />

2θ2θ<br />

nicht mehr gegen Null geht, sondern gegen den Wert von S(L) 22 . Die<br />

laut Gleichung 11.1 erwartete Divergenz tritt nicht auf, da die Konfigurationen gegen<br />

Starrköperrotationen korrigiert wurden (siehe Kapitel 9.7 für die technischen Details der<br />

Auswertung).<br />

Abschließend bleibt anzumerken, daß die soeben diskutierte Darstellung der Nachgiebigkeiten<br />

so verstanden werden muß, daß L konstant <strong>und</strong> endlich ist. Es wurden die<br />

Besonderheiten <strong>und</strong> möglichen Fallstricke einer Auswertung eines endlichen Systems diskutiert.<br />

Eine Interpretation der Skalierung der Untersysteme eines simulierten Systems<br />

mit konstanter, linearer Ausdehnung L als Bildung des thermodynamischen Limes ist<br />

problematisch, da sich mit ihr das Maß der Einbettung der Untersysteme verändert <strong>und</strong><br />

damit die Bedeutung der einzelnen Verzerrungskorrelationen.<br />

192


KAPITEL 12<br />

Ein kolloidaler Kristall<br />

12.1. Das Experiment<br />

Das experimentelle System, welches zum Vergleich mit den Vorhersagen der analytischen<br />

Theorie <strong>und</strong> den Ergebnissen der <strong>Simulationen</strong> untersucht wurde, ist ein zweidimensionales<br />

System superparamagnetischer Kolloide. Dieses experimentelle System wurde<br />

erfolgreich zum Studium verschiedener Aspekte des KTHNY Schmelzszenarios in zwei<br />

Dimensionen eingesetzt [14, 15, 77, 114, 115]. Der in dieser Arbeit analysierte Datensatz<br />

stammt von Peter Keim, der sich im Rahmen seiner Dissertation am Lehrstuhl von Prof.<br />

Dr. Georg Maret (Universität Konstanz) ausführlich mit diesem System beschäftigte. Eine<br />

detaillierte Beschreibung des Aufbaus <strong>und</strong> der benötigten technischen Finessen findet<br />

man daher in [78]. Hier seien lediglich in Kürze, die für die Analyse der Verzerrungskorrelationen<br />

interessanten Details des Experiments aus dieser Arbeit zusammengefaßt.<br />

Es werden superparamagnetische Kolloide der Firma Dynal verwendet. Der Durchmesser<br />

ist d = 4.5µm <strong>und</strong> die Polydispersität liegt unterhalb von 4%. Superparamagnetische<br />

Kolloide bestehen aus Polystyrol, welches homogen mit nanometergroßen Magnetit-<br />

Partikel durchsetzt ist. Diese Magnetit-Partikel bestehen jeweils aus einer einzelnen magnetischen<br />

Domäne. Im feldfreien Fall sind die Momente der Magnetit-Partikel aufgr<strong>und</strong><br />

thermischer Fluktuationen isotrop orientiert. Im äußeren Feld jedoch richten sie sich im<br />

Feld aus, so daß im Kolloid ein magnetisches Moment induziert wird. Die Feldabhängigkeit<br />

des im Kolloid induzierten Moments wird durch die Langevinfunktion beschrieben.<br />

Die Kolloide sind in einer wässrigen Lösung dispergiert. Zur Realisierung eines idealen<br />

zweidimensionalen Systems wird die Lösung in eine Glaszelle eingebracht. Diese hat<br />

eine nach unten geöffnete zylindrische Bohrung. Hier bildet sich ein horizontaler Tropfen.<br />

Der Krümmungsradius der Wasser-Luft Grenzfläche wird durch das Tropfenvolumen<br />

193


Ein kolloidaler Kristall<br />

a) b)<br />

Abbildung 12.1: a) Schematische Darstellung des Aufbaus der Probenzelle <strong>und</strong> der möglichen Wechselwirkungen<br />

zwischen den Kolloiden [78]. b) Typische videomikroskopische Aufnahme des zweidimensionalen<br />

kolloidalen Systems in der geordneten Phase (Bildausschnitt einer Probe bei Γ = 300).<br />

bestimmt <strong>und</strong> kann so exakt reguliert werden, daß eine ebene Grenzfläche erreicht werden<br />

kann. Die Massendichte der Kolloide (1.5g/cm 3 ) ist größer als die von Wasser, so<br />

daß die Kolloide aufgr<strong>und</strong> der Gravitation an der Wasser-Luft Grenzfläche sedimentieren.<br />

Der Vorteil dieser Art ein zweidimensionales System zu realisieren, liegt darin,<br />

daß kein Substrat benötigt wird <strong>und</strong> daher die Wechselwirkungen der Teilchen nicht<br />

durch eine zusätzliche Wechselwirkung mit dem Substrat beeinflußt wird. Jedoch sind<br />

Fluktuationen in der dritten Dimension durch den Aufbau nicht komplett unterdrückt.<br />

Die Auslenkung h der Kolloide aus der Ebene aufgr<strong>und</strong> von thermischen Anregungen,<br />

läßt sich aber durch ∆ϱV gh = k B T auf ca. h = 20nm abschätzen. Dies ist bei einem<br />

Kolloiddurchmesser von d = 4.5µm vernachlässigbar klein. Die Proben werden einem<br />

vertikal zur Wasser-Luft Grenzfläche ausgerichtetem, äußeren Magnetfeld ⃗ H ausgesetzt.<br />

Dieses induziert ein magnetisches Moment ⃗m = χ eff<br />

⃗ H in den Kolloiden, so daß das System<br />

durch eine Dipol-Dipol Wechselwirkung beschrieben werden kann. In der so vorgegebenen<br />

Geometrie ist diese Wechselwirkung rein repulsiv. Die Wechselwirkungsenergie<br />

zweier Dipole beträgt:<br />

E magn = µ 0 m 2<br />

8π r 3 = µ 0<br />

χ 2 eff<br />

H ⃗ 2<br />

8π r 3<br />

Zur Beschreibung des Systems wird ein Wechselwirkungsparameter Γ eingeführt, der dem<br />

Verhältnis von Wechselwirkungsenergie zu thermischer Energie im System entspricht:<br />

Γ = E magn<br />

k B T = µ 0<br />

χ 2 eff<br />

H ⃗ 2 (πϱ) 3/2<br />

4π k B T<br />

Die Messung der magnetischen Suszeptibilität der Kolloide χ eff ist schwierig <strong>und</strong> liefert<br />

Werte mit einer Schwankung von ±10%. Da diese Ungenauigkeit quadratisch in<br />

die Berechnung des Wechselwirkungsparameters Γ eingeht, wird stattdessen innerhalb<br />

einer Meßreihe an einer Probe Γ auf den Schmelzpunkt des Systems Γ m geeicht. Dies<br />

194


Ein kolloidaler Kristall<br />

Abbildung 12.2: Überlagerung aller Teilchenpositionen (korrigiert gegen mögliche Translationen des<br />

Schwerpunkts) über den Zeitraum der Messung. Rot markiert das analysierte Volumen. Abstände sind<br />

in Einheiten des Gitterparameters a angegeben.<br />

war für den verwendeten Rohdatensatz leider nicht möglich, da keine Messungen in der<br />

fluiden Phase vorlagen. Der angegebene Wert für Γ dient in diesem Fall daher lediglich<br />

zur Identifizierung des Datensatzes <strong>und</strong> nicht zur exakten Angabe des Punktes im<br />

Phasendiagramm.<br />

12.2. Analyse des Experiments<br />

Nach einer sorgfältigen Äquilibrierung des Systems werden mittels videomikroskopischer<br />

Methoden die Teichenpositionen über 2-3 St<strong>und</strong>en bei festem Wechselwirkungsparameter<br />

Γ aufgenommen. Man erhält Bilder wie in Abbildung 12.1 b) zu sehen, aus denen<br />

mittels Bildverarbeitungstechniken die Kolloidpositionen errechnet werden. Das gesamte<br />

System hatte im Falle des analysierten Rohdatensatzes (Γ = 150) eine Ausdehnung von<br />

ca. 50mm 2 <strong>und</strong> enthielt ca. 3 · 10 5 Kolloide. Das Sichtfeld der Kamera betrug 835µm 2<br />

<strong>und</strong> enthielt ca. 2 · 10 3 Kolloide. Das analysierte Volumen umfaßte ca. 840 Kolloide.<br />

In Abbildung 12.2 ist eine Überlagerung aller Teilchenpositionen aus dem analysierten<br />

Bereich über den Zeitraum der Messung dargestellt (gegen mögliche Translationen des<br />

Schwerpunkts wurde korrigiert). Das analysierte Volumen ist durch die rot eingerahmte<br />

Box markiert. Wie man leicht erkennt, befinden wir uns tief in der geordneten Phase,<br />

so daß die Kolloide nur um ihre Gleichgewichtspositionen im Dreiecksgitter fluktuieren.<br />

Abbildung 12.3 zeigt die Verzerrungskorrelationsfunktionen des kolloidalen Kristalls im<br />

Ortsraum <strong>und</strong> Abbildung 12.4 die daraus berechneten Funktionen im Fourier Raum [96].<br />

Da im Experiment nur ein Subvolumen des gesamten Kristalls analysiert werden kann,<br />

195


Ein kolloidaler Kristall<br />

a) G 11<br />

(r) b) G 22<br />

(r)<br />

c) G 33<br />

(r)<br />

d) G2θ2θ<br />

(r)<br />

0.001<br />

0<br />

-0.001<br />

-5<br />

0<br />

5<br />

0.05<br />

0.025<br />

-0.025 0<br />

-0.05<br />

-5<br />

0<br />

5<br />

0.02<br />

0.01<br />

0<br />

-0.01<br />

-5<br />

0<br />

5<br />

0.04<br />

0.02<br />

0<br />

-0.02<br />

-5<br />

0<br />

5<br />

0<br />

5<br />

-5<br />

0<br />

5<br />

-5<br />

0<br />

5<br />

-5<br />

0<br />

5<br />

-5<br />

Abbildung 12.3: Verzerrungskorrelationsfunktionen im Ortsraum im kolloidalen Kristall bei Γ = 150.<br />

In der unteren Zeile sind Projektionen auf die xy-Ebene der Funktionen abgebildet. Die Werte der<br />

Korrelationsfunktionen sind über dieselbe Skala, wie in den 3D Darstellungen in der Grauskala kodiert,<br />

wobei Weiß für hohe Werte steht.<br />

entspricht die Situation einem eingebetteten System (siehe Kapitel 9.4). Die beobachtete<br />

räumliche Anisotropie der Korrelationsfunktionen ˜G 22 ( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 33 ( ⃗ k) entspricht der nach<br />

den analytischen Berechnungen erwarteten Anisotropie. Die erwartete 8-fache Rotationssymmetrie<br />

der Korrelationsfunktionen ˜G 11 ( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) kann jedoch, wie auch in den<br />

<strong>Simulationen</strong>, in der Auswertung des experimentellen Systems nicht aufgelöst werden.<br />

Die Korrelationsfunktionen sind zu einer räumlich isotrop abfallenden Funktion ausgeschmiert.<br />

Das diskontinuierliche Verhalten im langwelligen Grenzfall wird nur in den<br />

Korrelationsfunktionen ˜G 22 ( ⃗ k) (z.B. entlang der Koordinatenachsen) <strong>und</strong> ˜G 33 ( ⃗ k) (z.B.<br />

entlang der Diagonalen) sichtbar. Auch in dem betrachteten, experimentellen System<br />

können die Abweichungen von den analytischen Vorhersagen für das eingebettete System<br />

auf das Auftreten lokaler, nicht-affiner Verzerrungen, wie z.B. virtueller Dislokations-<br />

Antidislokations Paare, zurückgeführt werden. Solche nicht-affine Anregungen werden in<br />

Kapitel 13 genauer untersucht.<br />

Die elastischen Module können zum einen aus den Werten der Korrelationsfunktionen<br />

˜G 11 ( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) bei ⃗ k = ⃗0 oder aber auch durch das Anfitten eines verallgemeinerten<br />

Lorentzprofils an Schnitte im Fourier Raum bestimmt werden [96]. In Abbildung 12.5<br />

sind diese Schnitte für ˜G 11 ( ⃗ k) entlang der Richtung k y = 2k x , für ˜G 22 ( ⃗ k) entlang der<br />

Diagonalen <strong>und</strong> für ˜G 33 ( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) entlang der Koordinatenachsen abgebildet. Aus<br />

den ⃗ k = ⃗0 Werten der Korrelationsfunktionen ˜G 11 ( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) erhält man einen<br />

Schermodul von βa 2 µ = 60.2 einen Kompressionsmodul von βa 2 (K + µ) = 660.2 →<br />

βa 2 K = 600.0. Aus einem Fit an ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) erhält man βa 2 µ = 58.5. Im kolloidalen<br />

Kristall mit dem vorliegenden Wechselwirkungspotential gilt allgemein: µ = K/10 (siehe<br />

z.B. [78]). Diese Relation ist für die aus ⃗ k = ⃗0 bestimmten Werte perfekt erfüllt <strong>und</strong><br />

weicht im Fall des Fits um weniger als 2.5% ab.<br />

196


Ein kolloidaler Kristall<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k) c)<br />

22<br />

G ~ (k) d) G ~ 2θ2θ(k)<br />

33<br />

0.0015<br />

0.001<br />

0.0005<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

0.01<br />

0.0075<br />

0.005<br />

0.0025<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

Abbildung 12.4: Verzerrungskorrelationsfunktionen im Fourier Raum im kolloidalen Kristall bei Γ =<br />

150. In der unteren Zeile sind Projektionen auf die xy-Ebene der Funktionen abgebildet. Die Werte der<br />

Korrelationsfunktionen sind über dieselbe Skala, wie in den 3D Darstellungen in der Grauskala kodiert,<br />

wobei Weiß für hohe Werte steht.<br />

0.015<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

j = 2θ<br />

G jj<br />

(k)<br />

~<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-2 0 2<br />

k<br />

Abbildung 12.5: Schnitte der Korrelationsfunktionen des kolloidalen Kristalls im Fourier Raum. Für<br />

˜G 11( ⃗ k) entlang der Richtung k y = 2k x, für ˜G 22( ⃗ k) entlang der Diagonalen <strong>und</strong> für ˜G 33( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 2θ2θ ( ⃗ k)<br />

entlang der Koordinatenachsen. Datenpunkte sind durch Symbole gekennzeichnet, während die gefitteten<br />

Funktionen durch durchgezogene Linien dargestellt sind [96].<br />

197


Ein kolloidaler Kristall<br />

a)<br />

45<br />

30<br />

15<br />

P(j)<br />

j = e 1<br />

j = 2Θ<br />

b)<br />

(L B<br />

/L)[K+µ,µ] -1<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

aus P(e 1<br />

)<br />

aus P(2Θ)<br />

0<br />

-0.04 -0.02 0 0.02 0.04<br />

j<br />

0<br />

0.125 0.15 0.175<br />

L B<br />

/L<br />

Abbildung 12.6: Analyse der Wahrscheinlichkeitsverteilungen der mittleren Verzerrungen. a) Die<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilungen bei einer Mittelung über Subvolumina der linearen Ausdehnung L B =<br />

4.0a. b) ’Finite size’-Skalierung der aus den Standardabweichungen von P (e 1) <strong>und</strong> P (2θ) berechneten<br />

elastischen Module.<br />

Zum Vergleich wurden auch die Standardabweichungen der Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

der mittleren Verzerrungen P (e j ) ausgewertet [116]. Mit den aus dieser Analyse<br />

erhaltenen Werten wurden dann analog zu dem Vorgehen in [77] eine ’finite size’ Skalierung<br />

durchgeführt. Abbildung 12.6 a) zeigt exemplarisch die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

der Verzerrungen bei einer Mittelung der Verzerrungen über Blöcke der linearen<br />

Ausdehnung L B = 4.0a <strong>und</strong> die an die Daten gefitteten Gaußverteilungen, mit denen die<br />

Standardabweichungen bestimmt wurden. Die Skalierung dieser Werte ist in Abbildung<br />

12.6 b) gezeigt. Die Größe der ausgewerteten Subbox L B wird hierbei jeweils auf die<br />

Größe des im Rahmen der Analyse der Korrelationsfunktionen ausgewerteten Bereichs<br />

bezogen. Das gesamte System ist sehr viel größer. Daher kann das System als maximal<br />

eingebettet betrachtet werden <strong>und</strong> eine lineare Regression für das Skalierungsverfahren<br />

verwendet werden. Aus dieser erhält man die elastischen Module im thermodynamischen<br />

Limes: βa 2 µ = 58.7 <strong>und</strong> βa 2 (K + µ) = 674.4 → βa 2 K = 615.7. Die in diesem<br />

kolloidalen Kristall geltende Beziehung µ = K/10 ist zu 4.9% erfüllt. Die aus dem Skalierungsverfahren<br />

bestimmten elastischen Module stimmen mit den aus der Analyse der<br />

Korrelationsfunktionen erhaltenen Werten sehr gut überein. Die Abweichung beträgt<br />

maximal 2.6%. Somit liefern beide Methoden konsistente Ergebnisse.<br />

Das nächste Kapitel beleuchtet nun die in Simulation <strong>und</strong> Experiment zu Abweichungen<br />

von den analytischen Vorhersagen führenden, lokalen, nicht-affinen Verzerrungen<br />

genauer. Es wird insbesondere auf die Stärke der Nicht-Affinität <strong>und</strong> ihre Ursache eingegangen.<br />

198


KAPITEL 13<br />

Die Nicht-Affinität der Abbildung<br />

In der Berechnung des lokalen Verzerrungstensors nach der Methode von Falk <strong>und</strong> Langer<br />

[100] wird der Nicht-Affinitätsparameter D 2 (Definition siehe Kapitel 9.7) minimiert,<br />

um im Rahmen der linearen Elastizitätstheorie die affine Abbildungsmatrix zu bestimmen,<br />

die das Referenzgitter am genausten auf die aktuelle, lokale Teilchenkonfiguration<br />

abbildet. In diesem Sinne ist das Abweichen des Parameters D 2 von Null, ein Maß für die<br />

Nicht-Affinität der Abbildung bzgl. des Referenzgitters. Die vorliegende Teilchenkonfiguration<br />

kann für D 2 ≠ 0 nicht exakt durch eine affine Abbildung aus dem Referenzgitter<br />

erhalten werden. Was sind die Ursachen der Nicht-Affinität? Welche physikalischen Prozesse<br />

oder Mechanismen liegen ihr zugr<strong>und</strong>e?<br />

Betrachten wir zunächst die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Nicht-Affinität P (D 2 ).<br />

Diese ist in Abbildung 13.1 a)-c) für die verschiedenen <strong>Simulationen</strong> des harmonischen,<br />

Dreiecksgitters bei βa 2 f = 200/ √ 3 dargestellt. Abbildung 13.1 a) zeigt P (D 2 ) im NpT<br />

Ensemble für drei verschiedene Systemgrößen im druckfreien Fall <strong>und</strong> zum Vergleich für<br />

das System mit N = 3120 Teilchen bei einem isotropen Druck von βa 2 p = 20/ √ 3. Wie<br />

man erkennt hängt das Ausmaß der Nicht-Affinität nicht von der Größe des simulierten<br />

Systems ab. Im Falle des isotropen Drucks ist P (D 2 ) zu leicht höheren Werten verschoben.<br />

Auch im NV T Ensemble zeigt P (D 2 ) keine Abhängigkeit von der Systemgröße,<br />

weder im Fall mit periodischen Randbedingungen (Abbildung 13.1 b)) noch im Fall mit<br />

offenen Randbedingungen (Abbildung 13.1 c)). Abbildung 13.1 d) zeigt die Wahrscheinlichkeitsverteilungen<br />

der Nicht-Affinität im NV T Ensemble mit offenen Randbedingungen<br />

in einem System mit N = 3120 Teilchen bei verschiedenen Federkonstanten. Zum<br />

Vergleich ist zusätzlich die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Nicht-Affinität des kolloidalen<br />

Kristalls eingezeichnet. Das repulsiv wechselwirkende experimentelle System hat<br />

einen Kompressionsmodul von βa 2 K = 600 <strong>und</strong> einen Schermodul von ca. µ = K/10.<br />

Aufgr<strong>und</strong> seines Kompressionsmoduls würde man ihn mit einem harmonischen System<br />

199


Die Nicht-Affinität der Abbildung<br />

a) b)<br />

P(D 2 )<br />

10<br />

5<br />

N = 3120; βa 2 p = 0.0<br />

N = 4736; βa 2 p = 0.0<br />

N = 5822; βa 2 p = 0.0<br />

N = 3120; βa 2 p = 20/ 3<br />

P(D 2 )<br />

10<br />

5<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

D 2<br />

c) d)<br />

P(D 2 )<br />

10<br />

5<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

P(D 2 )<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

D 2<br />

100<br />

50<br />

βa 2 f = 200/√3<br />

βa 2 f = 1200/√3<br />

βa 2 f = 1400/√3<br />

βa 2 f = 2000/√3<br />

kolloidaler Kristall<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

D 2<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

D 2<br />

Abbildung 13.1: Die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Nicht-Affinität P (D 2 ) in verschiedenen Systemen.<br />

In a) - c) sind <strong>Simulationen</strong> des harmonischen, Dreiecksgitters mit βa 2 f = 200/ √ 3 für verschiedene<br />

Systemgrößen dargestellt. a) im NpT Ensemble mit periodischen Randbedingungen mit <strong>und</strong> ohne äußeren<br />

Druck, b) im NV T Ensemble mit periodischen Randbedingungen <strong>und</strong> c) im NV T Ensemble mit<br />

offenen Randbedingungen. d) zeigt ein System mit N = 3120 Teilchen im NV T Ensemble mit offenen<br />

Randbedingungen mit verschiedenen Federkonstanten <strong>und</strong> zum Vergleich in grün den kolloidalen<br />

Kristall.<br />

mit einer Federkonstante von βa 2 f = 1200/ √ 3 vergleichen. Aufgr<strong>und</strong> seines Schermoduls<br />

würde man ein harmonisches System mit einer Federkonstante von βa 2 f = 240/ √ 3 zum<br />

Vergleich heranziehen. Wie man in Abbildung 13.1 d) erkennt liegt der kolloidale Kristall<br />

in seiner Nicht-Affinität zwischen den harmonischen Systemen mit βa 2 f = 200/ √ 3 <strong>und</strong><br />

βa 2 f = 1200/ √ 3, was mit den Vorüberlegungen in Einklang ist. Des weiteren erkennt<br />

man in Abbildung 13.1 d), daß je stärker die Federkonstante bei gleicher Temperatur<br />

in der Simulation gewählt wurde, desto stärker ist die Wahrscheinlichkeitsverteilung<br />

P (D 2 ) in ihrem Maximum zur Null hin verschoben. D.h. die Nicht-Affinität nimmt<br />

mit steigender Federkonstante ab. Je härter der Kristall wird desto weniger Prozesse,<br />

die nicht-affine Beiträge liefern treten auf. Dies ist ein klares Anzeichen dafür, daß es<br />

sich bei diesen um Beiträge physikalischer Natur handelt, die temperaturabhängig sind.<br />

Letzterer Schluß ist möglich, da die <strong>Simulationen</strong> nur vom Verhältnis Federkonstante<br />

zu Temperatur abhängig sind. Eine Erhöhung der Federkonstante entspricht in diesem<br />

Sinne einem Absenken der Temperatur.<br />

200


Die Nicht-Affinität der Abbildung<br />

a)<br />

Experiment<br />

G D 2 D 2(r)<br />

b)<br />

Simulation<br />

G D 2 D 2(r)<br />

0.007<br />

0.006<br />

0.005<br />

0.004<br />

-5<br />

0<br />

5<br />

-5<br />

0<br />

5<br />

0.004815<br />

0.00481<br />

0.004805<br />

-10<br />

0<br />

10<br />

-10<br />

0<br />

10<br />

Abbildung 13.2: Die Autokorrelationsfunktion der Nicht-Affinität D 2 a) im kolloidalen Kristall bei<br />

γ = 150 <strong>und</strong> b) im harmonischen System im NV T Ensemble bei offenen Randbedingungen mit N = 5822<br />

<strong>und</strong> βa 2 f = 200/ √ 3.<br />

Im Folgenden wird das Parameterfeld D 2 (⃗r) analog den Ordnungsparameterfeldern e i (⃗r)<br />

(i = 1, 2, 3) auf einem Vergröberungsgitter analysiert. Abbildung 13.2 zeigt die Autokorrelationsfunktion<br />

der Nicht-Affinität G D 2 D2(⃗r) in Simulation <strong>und</strong> Experiment. In beiden<br />

Fällen sind die Korrelationsfunktionen isotrop. Die Korrelationen fallen über weniger als<br />

3a ab. Daraus läßt sich schließen, daß Prozesse, die auf dieser Längeskala auftreten, die<br />

Hauptursache der Nicht-Affinität sind. In Abbildung 13.2 b) ist auf der sehr feinen Skala<br />

eine Verkippung der Korrelationsfunktion sichtbar. Die Ursache dieser Verkippung liegt<br />

in der Simulation mit offenen Randbedingungen. Die Konfigurationen müssen jeweils<br />

gegen Translationen des Schwerpunkts <strong>und</strong> Rotationen des Gesamtsystems korrigiert<br />

werden. Dies führt zu einem gewissen numerischen, systematischen Fehler in der Bestimmung<br />

des Referenzgitters aus der Überlagerung aller Teilchenkonfigurationen. Die<br />

offenen Randbedingungen <strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>enen Oberflächeneffekte führen auch<br />

zu dem leichten Anstieg der Nicht-Affinität an den Rändern <strong>und</strong> insbesondere an den<br />

Ecken des Systems.<br />

Um die physikalischen Prozesse hinter den nicht-affinen Beiträgen zu identifizieren, betrachtet<br />

man die Nicht-Affinität in Kombination mit der aktuellen Teilchenkonfiguration,<br />

201


Die Nicht-Affinität der Abbildung<br />

a) Simulation: b) Experiment:<br />

Abbildung 13.3: Beispielkonfigurationen der Simulation des harmonischen Systems a) <strong>und</strong> des kolloidalen<br />

Kristalls b). Die Farbskala der Teilchen gibt die Stärke ihrer lokalen Nicht-Affinität D 2 an. Sie<br />

umfaßt das Intervall D 2 ∈ [0.01, 0.25], wobei von Grau nach Rot der Wert von D 2 ansteigt.<br />

auf der nicht vergröberten Ebene. Abbildung 13.3 zeigt für Simulation <strong>und</strong> Experiment<br />

Beispielkonfigurationen. Die Farbskala der Teilchen umfaßt das Intervall D 2 ∈ [0.01, 0.25]<br />

<strong>und</strong> gibt somit die Stärke der lokalen Nicht-Affinität D 2 an. Dabei steht Grau für niedrige<br />

Werte, während Rot hohe Nicht-Affinitätswerte repräsentiert. Der simulierte, harmonische<br />

Kristall in Abbildung 13.3 a) hat eine niedrigere Federkonstante als das experimentelle<br />

System <strong>und</strong> zeigt daher auch eine stärkere, lokale Nicht-Affinität als der in<br />

Abbildung 13.3 b) dargestellte kolloidale Kristall. Besonders auffällig sind lokale Konfigurationen,<br />

wie sie schematisch in Abbildung 13.4 dargestellt sind. Solche lokalen Anordnungen,<br />

sind nicht kollinear bezüglich einer Abbildung aus einem Dreiecksgitter, d.h. sie<br />

können nicht durch eine affine Abbildung aus einem Dreiecksgitter hervorgehen. Sie entsprechen<br />

thermischen Anregungen mit sehr großen Wellenvektoren ⃗ k. Solche Anregungen<br />

werden in der analytischen Herleitung durch die Berücksichtigung der nicht-lokalen Gradiententerme<br />

c ′ i (∇2 e i ) 2 unterdrückt. Die analytische Herleitung nimmt daher an, daß die<br />

Anregung solcher Phononen zuviel Energie kostet, als daß sie in einen nicht vernachlässigbaren<br />

Maße auftreten würden. Die Analyse der Nicht-Affinität zeigt jedoch, daß solche<br />

<strong>und</strong> weitere nicht affine Deformationen in weicher Materie nicht vernachlässigbar sind.<br />

Dies führt zu dem beobachteten Abweichen der aus den Datensätzen berechneten Korrelationsfunktionen<br />

<strong>und</strong> den analytisch vorhergesagten.<br />

Eine Voronoianalyse der Teilchenkonfigurationen zeigt, daß auch die Bildung von Dislokations-Antidislokations<br />

Paaren mit einer starken Nicht-Affinintät einhergeht. Als Beispiel<br />

ist eine, ein Defektpaar enthaltende Konfiguration aus dem Experiment in Abbil-<br />

202


Die Nicht-Affinität der Abbildung<br />

Referenzgitter<br />

Konfiguration<br />

nicht<br />

kollinear<br />

Abbildung 13.4: Schematische Darstellung einer nicht kollinearen Deformation des Dreiecksgitters,<br />

welche zwar die Anzahl der nächsten Nachbarn noch unverändert läßt, jedoch nicht durch eine affine<br />

Abbildung beschrieben werden kann.<br />

dung 13.5 dargestellt. Kolloide mit nur 5 nächsten Nachbarn sind hier durch einen blauen<br />

Ring um sie herum gekennzeichnet, solche mit 7 nächsten Nachbarn durch einen grünen<br />

Ring. Die Bildung solcher Dislokations-Antidislokations Paare kann inbesondere in weicher<br />

Materie thermisch angeregt werden. Sie haben aber nur eine kurze Lebensdauer <strong>und</strong><br />

anhillieren dann wieder. Die bereits diskutierten Teilchenanordnungen, welche die Kollinearität<br />

der Abbildung verletzten, können auch als Vorstufen eines solchen virtuellen<br />

Dislokations-Antidislokations Paares interpretiert werden, obwohl bei dieser Interpretation<br />

zu beachten ist, daß nicht alle dieser Konfigurationen tatsächlich zur Bildung eines<br />

Dislokations-Antidislokations Paares führen.<br />

Wieso sind die nicht-affinen Prozesse von Interesse für diese Arbeit? Wie in der Herleitung<br />

<strong>und</strong> Diskussion der Verzerrungskorrelationsfunktionen dargelegt, lassen sich deren<br />

Formen durch eine nicht-lokale Gitterfeldtheorie vorhersagen. Der direkte Vergleich mit<br />

den Auswertungen der <strong>Simulationen</strong> (Kapitel 10) <strong>und</strong> des Experiments (Kapitel 12),<br />

zeigte jedoch gewisse Abweichungen in der Form der Korrelationsfunktionen von diesen<br />

Vorhersagen. Besonders die Diskontinuitäten in den Korrelationsfunktionen konnten<br />

nicht aufgelöst werden. Diese Abweichungen lassen sich durch die in Systemen bei T ≠ 0<br />

vorhandene Nicht-Affinität erklären. In die numerische Berechnung der Korrelationsfunktionen<br />

aus den Datensätzen geht nur der affine Anteil der lokalen Deformationen<br />

ein. Ein gewisser Anteil der Energie im System geht jedoch auch in nicht-affine lokale<br />

Deformationen. Dieser ist in der numerischen Analyse nicht berücksichtigt. Die Herleitung<br />

im Rahmen der nicht-lokalen Gitterfeldtheorie geht jedoch davon aus, daß die<br />

gesamte Energie berücksichtigt wird. Der im nicht-affinen Anteil des Verschiebungsfeldes<br />

gespeicherte Anteil der Energie ist jedoch gering, da er ansonsten, wie in amorphen<br />

Systemen, dazu führen würde, daß die elastischen Module kleiner sind, als laut der rein<br />

auf affine Deformationen beruhenden klassischen Elastizitätstheorie erwartet.Die elastischen<br />

Module der simulierten Systeme (siehe Kapitel 10) sind jedoch nur geringfügig<br />

kleiner als die theoretisch erwarteten Werte. Somit ist der im nicht-affinen Anteil des<br />

Verschiebungsfeldes gespeicherte Anteil der Energie gering.<br />

Im Zusammenhang mit dem Auftreten von Nicht-Affinintäten wird in der Literatur<br />

oft die Frage nach dem Gültigkeitsbereich der klassischen Elastizitätstheorie diskutiert.<br />

203


Die Nicht-Affinität der Abbildung<br />

Experiment:<br />

Abbildung 13.5: Voronoianalyse einer Konfiguration des kolloidalen Kristalls. Kolloide mit 5 nächsten<br />

Nachbarn sind durch einen blauen Ring, solche mit 7 nächsten Nachbarn durch einen grünen Ring<br />

gekennzeichnet. Die Farbskala der Teilchen gibt die Stärke ihrer lokalen Nicht-Affinität D 2 mit von Grau<br />

nach Rot ansteigenden Werten an. Es gilt D 2 ∈ [0.01, 0.25].<br />

Diese geht davon aus, daß die Längenskala, auf welcher Deformationen auftreten sehr<br />

viel größer als die Längenskala der diskreten Natur der Systeme ist. In Festkörpern,<br />

wie z.B. kristallinen Metallen, ist dies der Fall. In der weichen, kondensierten Materie<br />

hingegen, ist diese Gr<strong>und</strong>annahme nicht mehr zwingend erfüllt, wie z.B. die kurzwelligen<br />

Anregungen in Abbildung 13.3 zeigen. In der weichen, kondensierten Materie sind nichtlokale<br />

Kopplungen von Bedeutung, weshalb die entwickelte nicht-lokale Gitterfeldtheorie<br />

erfolgreich angewendet werden kann. Die aus den Analysen der <strong>Simulationen</strong> <strong>und</strong> des<br />

Experiments bestimmten Korrelationslängen geben an, auf welchen Längenskalen nichtlokale<br />

Kopplungen der Verzerrungen <strong>und</strong> Spannungen von Bedeutung sind. Auf diesen<br />

Längenskalen ist die klassische Elastizitätstheorie, welche eine rein lokale Theorie ist,<br />

nicht mehr gültig.<br />

Allgemein werden in der Literatur verschiedene Ursachen diskutiert, die dazu führen,<br />

daß man den Gültigkeitsbereich der Elastizitätstheorie verläßt. Untersucht man statt eines<br />

unendlich ausgedehnten Kontinuums einen immer kleiner werdenden Festkörper, so<br />

läßt sich eine Längenskala bestimmen, unterhalb derer die Elastizitätstheorie ihre Gültigkeit<br />

verliert. Die Ursache dafür kann je nach Material zum einen in dem immer stärker<br />

werdenden Einfluß von Oberflächeneffekten liegen, zum anderen aber führt die diskrete<br />

204


Die Nicht-Affinität der Abbildung<br />

Natur der Materie, eventuell vorhandene langreichweitige Wechselwirkungen oder aber<br />

auch thermische Fluktuationen zum Auftreten nicht-lokaler Kopplungen. Wie Marangati<br />

<strong>und</strong> Sharma [117] zeigten, ist in dreidimensionalen Systemen die Komplexität der<br />

dem Material zugr<strong>und</strong>eliegenden Mikrostruktur ausschlaggebend dafür, ob Oberflächeneffekte,<br />

oder aber nicht-lokale Phänomene die Grenze der klassischen Elastizitätstheorie<br />

bestimmen. Marangati <strong>und</strong> Sharma [117] zeigten, daß die für die hier vorgelegte Arbeit<br />

interessanten nicht-lokalen Kopplungen zwischen Verzerrungen <strong>und</strong> Spannungen, in<br />

dreidimensionalen Systemen nur in amorphen Materialien stark genug sind, um nicht<br />

vernachlässigbare Effekte hervorzurufen. Diese starke Nichtlokalität in amorphen Strukturen<br />

wird in der Literatur [117, 118, 119, 120, 121] mit dem Auftreten nicht-affiner<br />

Deformationen in Verbindung gebracht. Marangati <strong>und</strong> Sharma [117] schließen daher<br />

aus der Vernachlässigbarkeit nicht-lokaler Effekte in den von ihnen untersuchten dreidimensionalen,<br />

kristallinen Strukturen, daß aufgr<strong>und</strong> der kristallinen Ordnung dieser<br />

Systeme nicht-affine Deformationen vernachlässigbar sind. Diese Aussage gilt, wie die<br />

in diesem Kapitel durchgeführte Analyse der Nicht-Affinität deutlich zeigt, so nicht in<br />

zweidimensionalen geordneten Systemen der weichen kondensierten Materie. Selbst ein<br />

klassischer, harmonischer Festkörper zeigt in zwei Dimensionen nicht vernachlässigbare<br />

nicht-lokale Kopplungen der Verzerrungen <strong>und</strong> Spannungen, welche gut durch die<br />

verwendete nicht-lokale Gitterfeldtheorie erfaßt werden. Abweichungen von den Vorhersagen<br />

haben ihren Ursprung in der Vernachlässigung thermisch angeregter nicht-affiner<br />

Deformationen, welche in der Berechnung der lokalen Verzerrungen nicht erfaßt werden<br />

kann.<br />

Auch im Bereich der amorphen Systeme wie z.B. Gläser wird der Gültigkeitsbereich<br />

der klassischen Elastizitätstheorie stark diskutiert. Tanguy et al. [120] konnten in systematischen<br />

’finite size’ Studien an einem zweidimensionalen, polidispersen Lennard-Jones<br />

System zeigen, daß der nicht-affine Anteil des Verschiebungsfeldes ⃗u n (⃗r) in solchen, amorphen<br />

Systemen über Längen von ca. 30 mittleren Teilchendurchmessern korreliert ist.<br />

Diese Längenskala kann als die Grenze, unterhalb derer die klassische Elastizitätstheorie<br />

ihre Gültigkeit verliert, interpretiert werden. Das System weist eine extreme Nicht-<br />

Lokalität auf. Für die Studien hier von Interesse ist die Tatsache, daß in den in diesem<br />

Umfeld entstandenen Arbeiten [120, 122, 123] gezeigt wir, daß die Korrelationsfunktionen<br />

des nicht-affinen Verschiebungsfeldes, aber auch des Gradientenfeldes eine starke, räumlich<br />

isotrope Antikorrelation aufweisen. Diese werden mit dem Auftreten ausgedehnter<br />

Vortex-Strukturen im nicht-affinen Verschiebungsfeld in Verbindung gebracht. In den in<br />

dieser Arbeit untersuchten Korrelationenfunktionen der geordneten Strukturen treten in<br />

den Korrelationsfunktionen der deviatorischen Verzerrungsfluktuationen <strong>und</strong> der Scherfluktuationen<br />

in bestimmten Richtungen auch solche Antikorrelationen auf. Diese findet<br />

man in den Richtungen, in denen der Übergang zu ⃗ k = ⃗0 diskontinuierlich verläuft.<br />

Das Verschiebungsfeld weist, jedoch keine Vortex-Strukturen auf. In Abbildung 13.6 ist<br />

die Korrelationsfunktion der deviatorischen Verzerrungsfluktuationen G 22 (r) entlang der<br />

x-Achse dargestellt. Deutlich zu erkennen ist der antikorrelierte Bereich.<br />

Die Analyse der Verzerrungskorrelationsfunktionen wird auch zur näheren Untersuchung<br />

der Gegebenheiten in einer Monolage mit Störstellen eingesetzt (siehe Kapitel 16). Diese<br />

205


Die Nicht-Affinität der Abbildung<br />

0.0015<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

G 22<br />

(r)<br />

0.001<br />

0.0005<br />

0<br />

-20 0 20<br />

r<br />

Abbildung 13.6: Die Korrelationsfunktion der deviatorischen Verzerrungsfluktuationen G 22(r) in einem<br />

harmonischen System mit Federkonstante βa 2 f = 200/ √ 3 im NpT Ensemble weist entlang der<br />

Koordinatenachsen eine deutliche Antikorrelation auf.<br />

wird durch ein System harter Scheiben mit punktförmigen Störstellen modelliert. Der<br />

unter anderem untersuchte Fall eingefrorener Störstellen entspricht einem System mit<br />

eingefrorener Unordnung, d.h. ein System, das von einer geordneten Mikrostruktur mit<br />

steigender Störstellenkonzentation in ein System mit immer komplexerer Mikrostruktur<br />

übergeht. Die hier geführte Diskussion <strong>und</strong> Analyse der Antikorrelation wird, daher in<br />

diesem Kapitel noch einmal aufgegriffen <strong>und</strong> neu beleuchtet werden.<br />

206


KAPITEL 14<br />

Topologische Defekte<br />

In einer periodisch geordneten Struktur sind topologische Defekte dadurch charakterisiert,<br />

daß in einem Kerngebiet die lokale Ordnung gestört ist, wohingegen im Fernfeld<br />

sich der Defekt durch eine langsame räumliche Änderung der elastischen Variablen bemerkbar<br />

macht.<br />

In einer zweidimensionalen, geordneten Struktur können sogenannte Dislokationen <strong>und</strong><br />

Disklinationen auftreten. Die Charakteristiken dieser Defekte kann man sich mittels der<br />

Volterra Konstruktion verdeutlichen (siehe Abbildung 14.1) [76]. Ein Zylinder des Materials<br />

wird entlang der z-Achse ausgerichtet <strong>und</strong> entlang der yz-Ebene aufgeschnitten.<br />

Beide Seiten entlang des Schnittes werden dem zu erzeugenden Defekt entsprechend manipuliert<br />

<strong>und</strong> danach wieder miteinander verb<strong>und</strong>en. Die dabei eventuell entstandenen<br />

Lücken werden mit Teilchen aufgefüllt. Diese dreidimensionale Konstruktion ermöglicht<br />

die Veranschaulichung aller topologischer Defekte. Für zweidimensionale Systeme kommen<br />

jedoch nur solche Manipulationen in Frage, welche die xy-Ebene nicht verlassen.<br />

Sie resultieren entweder in einer Kanten-Dislokation (Abbildung 14.1 a)) oder einr Keil-<br />

Disklination (Abbildung 14.1 b)).<br />

Dislokationen<br />

Die Manipulation des Materials entlang des Schnittes in der Volterra Konstruktion<br />

entspricht einer Translation um den Burger Vektor (in Abbildung 14.2 a) rot<br />

eingezeichnet). In zweidimensionalen Systemen ist nur die Bildung von sogenannten<br />

Kanten-Dislokationen möglich. In periodischen Strukturen ist dabei der Burger<br />

Vektor quantisiert. Die Volterra Konstruktion ist in Abbildung 14.1 a) dargestellt.<br />

Im Dreiecksgitter ist eine Dislokation durch die Kombination eines Teilchens mit 5<br />

<strong>und</strong> eines Teilchens mit 7 nächsten Nachbarn realisiert wie man in Abbildung 14.2<br />

a) sehen kann. Die Bildung von Dislokationen in Kristallen kostet zwar Energie,<br />

207


Topologische Defekte<br />

a)<br />

Zentrum der<br />

Dislokation<br />

b)<br />

Zentrum der<br />

Disklination<br />

Kanten−Dislokation<br />

Keil−Disklination<br />

Abbildung 14.1: Die Volterra Konstruktion für Defekte in zwei Dimensionen (nach [76]).<br />

kann jedoch thermisch angeregt werden. Dislokationen mit entgegengesetzt ausgerichteten<br />

Burger Vektoren heben sich in ihrer Wirkung im Fernfeld auf. Man spricht<br />

von einem Dislokations-Antidislokations Paar. Nähern sich zwei freie Dislokationen<br />

mit engegengesetztem Burger Vektor z.B. aufgr<strong>und</strong> von Diffusion so können<br />

sie sich gegenseitig vernichten. Die im Experiment in der kristallinen Phase beobachteten<br />

thermisch angeregten Defekte sind zumeist Dislokations-Antidislokations<br />

Paare, die nach kurzen Beobachtungszeiten wieder verschwinden. Sie werden daher<br />

auch gerne als virtuelle Dislokations-Antidislokations Paare bezeichnet. In der<br />

Theorie des Schmelzens in zwei Dimensionen nach KTHNY spricht man beim<br />

Übergang vom Festkörper in die hexatische Phase von einem die Dislokations-<br />

Antidislokations Paare aufbrechenden Phasenübergang.<br />

Disklinationen<br />

Eine Rotation des Materials innerhalb der xy Ebene in der Volterra Konstruktion<br />

entspricht der Bildung einer sogenannten Keil-Disklination (siehe Abbildung 14.1<br />

b)). Im Dreiecksgitter führt eine solche Rotation des Gitters um −π/3 zur Bildung<br />

eines Teilchens im Zentrum des Defekts mit 7 nächsten Nachbarn, während eine<br />

Rotation des Gitters um +π/3 zu einem Teilchen im Zentrum des Defekts mit<br />

5 nächsten Nachbarn führt. Dies ist schematisch in Abbildung 14.2 b) <strong>und</strong> c)<br />

dargestellt. In diesem Sinne entspricht daher eine Dislokation im Dreiecksgitter<br />

einem geb<strong>und</strong>enen Plus-Minus Disklinations Paar. Die Bildung von Disklinationen<br />

im Festkörper ist energetisch sehr ungünstig. Im Schmelzszenario nach KTHNY<br />

kennzeichnet das Auftreten freier Disklinationen den Übergang von der hexatischen<br />

Phase in die fluide Phase.<br />

Unsere Analysen konzentrieren sich auf den Festkörperbereich, d.h. die periodisch geordnete<br />

Struktur. Im Experiment treten in den Konfigurationen zum Teil eingefrorene<br />

Defekte auf. Deren Ursachen sind vielfältig <strong>und</strong> reichen von zerbrochenen Kolloiden mit<br />

einer daher anderen Wechselwirkung über kleine Aggregate zu eingefrorenen Dislokationen.<br />

208


Topologische Defekte<br />

a) b) a) b) c)<br />

Abbildung 14.2: a) Schematische Darstellung des Burger Vektors (rot eingezeichnet) einer Dislokation.<br />

b) Lokale Teilchenanordnung einer 5er Disklination <strong>und</strong> c) einer 7er Disklination.<br />

Solche eingefrorene Defekte führen bei der Berechnung des Referenzgitters aus der Überlagerung<br />

der Teilchenpositionen, zu einem den Defekt enthaltenden Referenzgitter. Abbildung<br />

14.3 zeigt das aus der Überlagerung aller Teilchenpositionen berechnete Referenzgitter<br />

im experimentellen System bei Γ = 200. Zwei Teilchenkonfigurationen des<br />

ausgewerteten Bereichs sind in Abbildung 14.4 dargestellt. Wie man sieht enthält der<br />

Bereich zwei Dislokationen, deren Burger Vektoren sich nicht aufheben. Die Teilchenkonfiguration<br />

in Abbildung 14.4 b) wurde ca. 14s nach der in Abbildung 14.4 a) gezeigten<br />

Konfiguration aufgenommen. In dieser Zeit hat sich die obere Dislokation um einen Gitterabstand<br />

verschoben. Die berechnete Nicht-Affinität der vorliegenden Teilchenkonfiguration<br />

bezüglich des Referenzgitters ist in der Farbe der Teilchen kodiert, wobei rot für<br />

eine hohe Nicht-Affinität D 2 steht <strong>und</strong> die Farbskala das Intervall D 2 ∈ [0.01, 0.25] um-<br />

30<br />

y/a<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 10 20 30 40<br />

x/a<br />

Abbildung 14.3: In schwarz dargestellt das aus der Überlagerung aller Teilchenpositionen berechnete<br />

Referenzgitter. Rot markiert ist der Bereich, der Defekte enthält <strong>und</strong> in dem die Auswertung vorgenommen<br />

wurde.<br />

209


Topologische Defekte<br />

a)<br />

b)<br />

Abbildung 14.4: Teilchenkonfigurationen aus einem defektbehafteten Bereich des kolloidalen Kristalls<br />

bei Γ = 200. Die in a) <strong>und</strong> b) gezeigten Konfigurationen wurden im Abstand von ca. 14s aufgenommen.<br />

In dieser Zeit hat sich die obere Dislokation um einen Gitterabstand verschoben, während die untere<br />

statisch ist. Die Nicht-Affinität bezüglich des Referenzgitters ist in der Farbe der Teilchen kodiert <strong>und</strong><br />

steigt von Grau nach Rot an. Die Farbskala umfaßt das Intervall D 2 ∈ [0.01, 0.25]. Teilchen mit 5<br />

nächsten Nachbarn sind durch einen grünen Ring gekennzeichnet, solche mit 7 nächsten Nachbarn durch<br />

einen blauen Ring.<br />

faßt. Verfolgt man die zeitliche Entwicklung der Konfigurationen weiter, so erkennt man,<br />

daß die untere Dislokation komplett eingefroren ist. Die obere diff<strong>und</strong>iert in einem engen<br />

Bereich. Diese Mobilität der Dislokation führt zu stärkeren, nicht affinen Beiträgen<br />

<strong>und</strong> ist auch die Ursache für die Asymmetrien in den Verzerrungskorrelationsfunktionen.<br />

Die resultierende starke Asymmetrie der Korrelationsfunktionen im Fourier Raum<br />

(Abbildung 14.5) ist vor allem in den mit dem Schermodul in Verbindung stehenden<br />

Korrelationsfunktionen sichtbar.<br />

Die genaue Struktur der Anisotropie der Korrelationsfunktionen ist, wie in Kapitel 9.1<br />

detailliert dargelegt, abhängig von den die einzelnen Verzerrungsvariablen verbindenden<br />

mathematischen Kernen ẽ i = ˜Q ij ẽ j . Ein Defekt stört diese Kopplung zwischen den verschiedenen<br />

Verzerrungsfluktuationen. Im Zentrum des Defekts werden die Verzerrungen<br />

bezüglich des Referenzgitters sehr groß, wenn dieser diff<strong>und</strong>ieren kann. Dies führt dazu,<br />

daß die einzelnen Verzerrungsvariablen nicht mehr durch die hergeleiteten mathematischen<br />

Kerne ineinander umgerechnet werden können <strong>und</strong> somit zu einer veränderten<br />

Struktur der Korrelationsfunktionen.<br />

Eine einzelne Dislokation, welche durch den Kristall wandert, wird so auch in dieser<br />

rein statischen Analyse der Verzerrungskorrelationen sichtbar. In Abbildung 14.6 ist ein<br />

Beispiel für eine solche Situation dargestellt. Das Referenzgitter eines kolloidalen Kristalls<br />

bei Γ = 151 ist in schwarz dargestellt. Der analysierte Bereich ist rot. Die aus<br />

einer Voronoi Konstruktion berechneten Teilchen mit 5 (grün) bzw. 7 (blau) nächsten<br />

210


Topologische Defekte<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k)<br />

22<br />

0.001<br />

0.0005<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

c) G ~ (k) d)<br />

33<br />

G ~ 2θ2θ(k)<br />

0.002<br />

0.0015<br />

0.001<br />

0.0005<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

Abbildung 14.5: Verzerrungskorrelationsfunktionen des kolloidalen Kristalls bei Γ = 200 im Fourier<br />

Raum berechnet in einem Gebiet mit zwei Dislokationen, deren Burger Vektoren sich nicht aufheben<br />

(vergleiche Abbidlung 14.4). Deutlich zu erkennen ist die starke Asymmetrie in den Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

˜G 22( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 2θ2θ ( ⃗ k).<br />

211


Topologische Defekte<br />

30<br />

y/a<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

x/a<br />

Abbildung 14.6: In schwarz dargestellt ist das aus der Überlagerung aller Teilchenpositionen berechnete<br />

Referenzgitter eines kolloidalen Kristalls bei Γ = 151. Rot markiert ist der Bereich, in dem die<br />

Auswertung vorgenommen wurde. Grün eingezeichnetet sind Disklinationen, die nur 5 nächste Nachbarn<br />

haben. Solche mit 7 nächsten Nachbarn sind in blau dargestellt. Die Positionen der Defekte wurden<br />

für jede fünfzigste Konfiguration berechnet.<br />

Nachbarn jeder fünfzigsten Konfiguration sind zustätzlich markiert. Wie man erkennt<br />

wandert im Laufe der Messzeit von links eine Dislokation in den ausgewerteten roten<br />

Bereich. Nimmt man nun eine Analyse der Verzerrungskorrelationsfunktionen in diesem<br />

Bereich vor, so erhält man die in Abbildung 14.7 wiedergegebenen Korrelationsfunktionen<br />

im Fourier Raum. In diesem Fall zeigt die Verzerrungskorrelationsfunktion ˜G 2θ2θ ( ⃗ k)<br />

die stärkste Asymmetrie.<br />

In der Analyse muß jedes Teilchen einem bestimmten Referenzgitterplatz zugewiesen<br />

werden, um den es fluktuiert. Wandert nun von außerhalb eine Dislokation in das analysierte<br />

Gebiet, so führt das dazu, daß sich lokal, entlang des Weges der Dislokation<br />

bei jedem Schritt genau 2 Teilchen um je einen Gitterabstand bewegen. Sie nehmen<br />

nach diesem Schritt wieder eine perfekte Gitterposition ein <strong>und</strong> fluktuieren im weiteren<br />

Verlauf um diesen neuen Platz. Einen solchen Prozeß kann die Analyse der Fluktuationen<br />

nicht korrekt auswerten, da sie die Fluktuationen um diese neue Gitterposition<br />

immer in Bezug auf die ursprüngliche Gitterposition auswertet. Das Teilchen ist dem ursprünglichen<br />

Referenzgitterpunkt zugeordnet. Dies führt in der Analyse dazu, daß dem<br />

Teilchen bei seinen Fluktuationen um die neue Gitterposition sehr große Verzerrungen<br />

zugeordnet werden, obwohl diese im Kristall selbst relaxiert sind. Diese ”künstlichen”,<br />

hohen Verzerrungen verändern die Struktur der Korrelationsfunktionen.<br />

212


Topologische Defekte<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k)<br />

22<br />

0.0015<br />

0.001<br />

0.0005<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

c) G ~ (k) d)<br />

33<br />

G ~ 2θ2θ(k)<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

0.02<br />

0.01<br />

0<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

-2<br />

0<br />

2<br />

Abbildung 14.7: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen eines kolloidalen Kristalls bei Γ = 151 im<br />

Fourier Raum berechnet in ein Gebiet mit Defekten. Eine einzelne Dislokation wandert im Laufe der<br />

Messzeit in den ausgewerteten Bereich (vergleiche Abbildung 14.6).In diesem Fall zeigt die Verzerrungskorrelationsfunktion<br />

˜G 2θ2θ ( ⃗ k) die stärkste Asymmetrie.<br />

213


Topologische Defekte<br />

a) b)<br />

~<br />

G 11(k)<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

c)<br />

-1<br />

~<br />

G 22(k)<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

d)<br />

-1<br />

~<br />

G 33(k)<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 14.8: a) Überlagerung der Teilchenpositionen einer Simulation mit einem Dislokations-<br />

Antidislokationspaar (grün: 5 nächste Nachbarn; blau: 7 nächste Nachbarn) im Zentrum. b)-d) Die<br />

Verzerrungskorrelationsfunktionen des Systems im Fourier Raum. Ihre Anisotropie wird durch die Anwesenheit<br />

des fixierten Dislokations-Antidislokationspaares nicht gestört.<br />

Daß die Änderung der Struktur der Korrelationsfunktionen aus dem dynamischen Verhalten<br />

der Defekte resultiert wird zusätzlich durch die Beobachtung gestützt, daß <strong>Simulationen</strong><br />

von Systemen mit eingefrorenen, d.h. bezüglich ihrer Gitterposition statischen<br />

Defekten keine Asymmetrien in den Verzerrungskorrelationen aufweisen. Dazu wurden<br />

3 verschiedene Situationen in einem System aus N = 3120 Teilchen bei offenen Randbedingungen<br />

simuliert. Die Wahl von offenen Randbedingungen hat zwar den Nachteil,<br />

daß durch den Defekt entstehende Spannungen in einem unendlich ausgedehnten Kristall<br />

so nicht erfaßt werden können, da die Spannungen über den offenen Rand relaxieren<br />

können. Eine Simulation mit periodischen Randbedingungen hätte aber den schlechter<br />

einschätzbaren Nachteil einer simulierten periodischen Anordnung eines solchen langreichweitigen<br />

Defekts. Die <strong>Simulationen</strong> sind in dem Sinne zu verstehen, daß sie als<br />

Testfall für die Frage ausgeführt wurden, ob Fehlverbindungen der Federn in einem harmonischen<br />

System (d.h. falsche Koordinationen einzelner Teilchen) schon ausreichen um<br />

Effekte in den Verzerrungskorrelationen zu erzeugen, wie sie im experimentellen System<br />

beobachtet werden.<br />

• Eine im Zentrum der Simulationsbox positioniertes Dislokations-Antidislokationspaar.<br />

Dieses wurde dadurch realisiert, daß die 2 der betroffenen Teilchen über nur<br />

5 bzw. 2 über 7 Federn mit ihren Nachbarn verb<strong>und</strong>en wurden. In Abbildung 14.8<br />

a) ist eine Überlagerung der Teilchenkonfigurationen dargestellt.<br />

Das fixierte Dislokations-Antidislokationspaar hat im System mit offenen Randbedingungen<br />

keine Auswirkung auf die Symmetrie der Korrelationsfunktionen wie<br />

man in den Darstellungen im Fourier Raum in Abbildung 14.8 b)-d) sieht.<br />

214


Topologische Defekte<br />

a) b)<br />

~<br />

G 11(k)<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

c)<br />

-1<br />

~<br />

G 22(k)<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

d)<br />

-1<br />

~<br />

G 33(k)<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 14.9: a) Überlagerung der Teilchenpositionen einer Simulation mit einer einzelnen Dislokation<br />

im Zentrum des Simulationsvolumens (grün: 5 nächste Nachbarn; blau: 7 nächste Nachbarn). Die<br />

dadurch auftretenden Spannungen in der Struktur werden im offenen System durch eine starke Deformation<br />

des Randes relaxiert. b)-d) Die Verzerrungskorrelationsfunktionen des Systems im Fourier Raum<br />

bleiben in ihrer Anisotropie davon unbeeinflußt.<br />

a) b)<br />

~<br />

G 11(k)<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

c)<br />

-1<br />

~<br />

G 22(k)<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

d)<br />

-1<br />

~<br />

G 33(k)<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 14.10: a) Überlagerung der Teilchenpositionen einer Simulation mit einer Dislokation <strong>und</strong><br />

einer, mehrere Gitterebenen entfernten, zugehörigen Antidislokation innerhalb des Simulationsvolumens<br />

(grün: 5 nächste Nachbarn; blau: 7 nächste Nachbarn). b)-d) Die Verzerrungskorrelationsfunktionen des<br />

Systems im Fourier Raum bleiben in ihrer Anisotropie durch die fixierten Dislokationen unbeeinflußt.<br />

215


Topologische Defekte<br />

• Eine im Zentrum der Simulationsbox positionierte einzelne Dislokation. Diese wurde<br />

dadurch realisiert, daß die betroffenen Teilchen über nur 5 bzw. über 7 Federn<br />

mit ihren Nachbarn verb<strong>und</strong>en wurden. Zusätzlich muß eine Gitterebene von der<br />

Dislokation bis zum Rand des Systems eingefügt werden. In Abbildung 14.9a)<br />

ist eine Überlagerung der Teilchenkonfigurationen dargestellt. Die Spannungen im<br />

System sind über den offenen Rand relaxiert, wie man am Verlauf des oberen Randes<br />

in der Überlagerung der Teilchenkonfigurationen sehen kann. Auch in dieser<br />

Situation beobachtet man keine Veränderung in der Anisotropie der Korrelationsfunktionen<br />

(Abbildung 14.9 b)-d)).<br />

• Ein Dislokations-Antidislokations Paar im Inneren des Simulationsvolumens, das<br />

einige Gitterabstände voneinander entfernt ist. Dies wurde dadurch realisiert, daß<br />

die Teilchen der Dislokationen über nur 5 bzw. über 7 Federn mit ihren Nachbarn<br />

a)<br />

G 11<br />

(k)<br />

~<br />

c)<br />

~<br />

G 33<br />

(k)<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

ohne Defekt<br />

geb<strong>und</strong>enes Dislokations- Antidislokations Paar<br />

einzelne Dislokation<br />

Dislokation <strong>und</strong> Antidislokation<br />

-1 0 1<br />

k<br />

ohne Defekt<br />

geb<strong>und</strong>enes Dislokations-Antidislokations Paar<br />

einzelne Dislokation<br />

Dislokation <strong>und</strong> Antidislokation<br />

b)<br />

~ G (k)<br />

~<br />

G (k)<br />

2θ2θ<br />

22<br />

d)<br />

0.03<br />

0.025<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0.03<br />

0.02<br />

0.01<br />

0<br />

ohne Defekt<br />

geb<strong>und</strong>enes Dislokations-Antidislokations Paar<br />

einzelne Dislokation<br />

Dislokation <strong>und</strong> Antidislokation<br />

-1 0 1<br />

k<br />

ohne Defekt<br />

geb<strong>und</strong>enes Dislokations-Antidislokations Paar<br />

einzelne Dislokation<br />

Dislokation <strong>und</strong> Antidislokation<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

Abbildung 14.11: Schnitte der Korrelationsfunktionen im Fourier Raum für die drei diskutierten<br />

Defekt-Situationen <strong>und</strong> zum Vergleich den defektfreien Fall. a) Schnitt entlang der k y = 2k x-Richtung<br />

für ˜G 11( ⃗ k), b) entlang der Diagonalen für ˜G 22( ⃗ k), c) Schnitt entlang der k x- Achse für ˜G 33( ⃗ k) <strong>und</strong> d)<br />

entlang der Koordinatenachsen für ˜G 2θ2θ ( ⃗ k).<br />

216


Topologische Defekte<br />

verb<strong>und</strong>en wurden <strong>und</strong> auf der Verbindungslinie eine zusätzliche Gitterebene eingefügt<br />

wurde. In Abbildung 14.10a) ist eine Überlagerung der Teilchenkonfigurationen<br />

dargestellt. Die Anisotropie der Verzerrungskorrelationsfunktionen bleiben<br />

auch in diesem Fall von der Anwesenheit der eingefrorenen Dislokationen unbeeinflußt<br />

(Abbildung 14.10b)-d)).<br />

Die Anwesenheit der eingefrorenen Defekte stört die räumliche Anisotropie der Korrelationsfunktionen<br />

nicht, wohl aber ändern sie ihren Absolutwert. In Abbildung 14.11 sind<br />

zum Vergleich der drei simulierten Defekt-Situationen mit dem defektfreien Fall Schnitte<br />

der Verzerrungskorrelationsfunktionen im Fourier Raum dargestellt. Die Schnitte fallen<br />

für das System mit dem geb<strong>und</strong>enen Dislokations-Antidislokations Paar mit denen<br />

des defektfreien Systems zusammen. Dies zeigt daß das ein eingefrorenes, geb<strong>und</strong>enes<br />

Dislokations-Antidislokations Paar die Verzerrungsfuktuationen nicht stört. Die Schnitte<br />

der beiden weiteren, simulierten Defekt-Situationen weichen jedoch für ⃗ k → ⃗0 vom<br />

defektfreien Fall ab.<br />

Aufgr<strong>und</strong> dieser Beobachtungen, läßt sich schließen, daß der physikalische Prozeß, welcher<br />

die Anisotropie der Korrelationsfunktionen zerstört die Diffusion der Defekte ist.<br />

217


218


KAPITEL 15<br />

Elastische Eigenschaften harter Scheiben<br />

Ein wichtiges Modellsystem der Statistischen Mechanik ist das System harter Kugeln<br />

bzw. Scheiben in den hier betrachteten, zweidimensionalen Systemen. Da dieses System<br />

für Untersuchungen zum Einfluß von Punktstörstellen auf das elastische Verhalten von<br />

Monolagen eingesetzt werden soll, werden nun zunächst die Besonderheiten des monodispersen<br />

Harte Scheiben Systems im Bezug auf die Bestimmung der elastischen Konstanten<br />

<strong>und</strong> auf die Verzerrungskorrelationsfunktionen vorgestellt. Es wurden zu diesem<br />

Zweck Metropolis Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> im NV T Ensemble bei einer dimensionslosen<br />

Dichte von ϱ ∗ = (N/V )a 2 = 1.0 für verschiedene Systemgrößen N = 3120, N = 4736<br />

<strong>und</strong> N = 5822 mit periodischen Randbedingungen durchgeführt. Längen werden in diesen<br />

<strong>Simulationen</strong> in Einheiten des Teilchendurchmessers a gemessen. Dieser ist in den<br />

<strong>Simulationen</strong> auf a = 1 gesetzt. Bei einer Dichte von ϱ ∗ = 1.0 liegt das System in der<br />

geordneten Phase, dem Dreiecksgitter, vor. Die Berechnung der elastischen Konstanten<br />

mittels der Fluktuationsformeln von Farago et al. [90] ergibt in einem System mit<br />

N = 4736 harten Scheiben einen Kompressionsmodul von βa 2 K = 106.1 <strong>und</strong> einen<br />

Schermodul von βa 2 µ = 37.5 (siehe Abbildung 15.1 a)). Dieses Verfahren ermöglicht<br />

auch die Berechnung des im System herrschenden Drucks aus den Elementen des Spannungstensors,<br />

wie in Abbildung 15.1 b) dargestellt. Der Druck ist hydrostatisch, da<br />

σ xy = σ yx = 0.0 <strong>und</strong> beläuft sich auf βa 2 p = 13.9. In den folgenden Auswertungen kann<br />

zum Teil nur die Summe βa 2 (µ + p) direkt bestimmt werden. Für diese erwartet man<br />

mit den gerade bestimmten Werten: βa 2 (µ + p) = 51.4.<br />

Aus den mittleren Teilchenpositionen wird nun das Referenzgitter berechnet, im Bezug<br />

zu welchem sowohl eine Auswertung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen der mittleren<br />

Verzerrungen P (e j ) als auch eine Analyse der Verzerrungskorrelationsfunktionen durchgeführt<br />

wird. Betrachten wir zunächst die Wahrscheinlichkeitsverteilungen der mittleren<br />

Verzerrungen P (e j ) in einem System mit N = 3120 Teilchen. Diese sind in Abbildung<br />

219


Elastische Eigenschaften harter Scheiben<br />

a) b) 0<br />

βa 2 µ = 0.5*(C xxxx<br />

- C xxyy<br />

)<br />

100<br />

βa 2 µ = 0.5*(C xxxx<br />

- C xxyy<br />

)<br />

75<br />

-5<br />

50<br />

-10<br />

25<br />

βa 2 [K,µ]<br />

σ j<br />

j = xx<br />

j = yy<br />

j = xy<br />

0<br />

0 0.02 0.04 0.06<br />

∆/a<br />

-15<br />

0 0.02 0.04 0.06<br />

∆/a<br />

Abbildung 15.1: a) Berechnung der elastischen Konstanten <strong>und</strong> b) der Elemente des Spannungstensors<br />

unter Verwendung der Fluktuationsformeln von Farago et al. [90]. Ein Fit mit einem Polynom dritter<br />

Ordnung erlaubt es einem, die elastischen Module bzw. die Komponenten des Spannungstensors aus dem<br />

Grenzfall ∆ → 0 abzulesen (siehe auch Kapitel 7).<br />

15.2 a) für eine Subbox des Simulationsvolumens mit einer linearen Ausdehnung von<br />

L B = 9.3a = L/6 wiedergegeben. Aus der Standardabweichung der angefitteten Gaußverteilungen<br />

erhält man die elastischen Konstanten des endlichen Systems. Wie im harmonischen<br />

System geht die Verteilung bei einer Mittelung über das gesamte System in<br />

Delta-Funktionen in Null über (siehe Abbildung 15.2 b)). Eine Besonderheit des Harte<br />

Scheiben Systems ist nun, daß im Gegensatz zum harmonischen System die Einbettung<br />

des analysierten Bereichs in den diesen umgebenden Kristall nicht den Charakter der<br />

Verzerrungen e 1 , e 2 <strong>und</strong> e 3 verändert. Statt dessen führt diese Kopplung an das einbettende<br />

Medium zu einer Halbierung der Varianz aller Wahrscheinlichkeitsverteilungen!<br />

Die elastischen Konstanten des Harte Scheiben Systems erhält man daher aus der doppelten<br />

Varianz der Wahrscheinlichkeitsverteilungen in Abbildung 15.2 a). Die Analyse<br />

ergibt: βa 2 K = 106.1, βa 2 (µ + p) = 57.9, 4βa 2 (µ + p) = 210.1 <strong>und</strong> aus P (e 2θ ) erhält<br />

man βa 2 µ = 36.9.<br />

Wie kann man diese Besonderheit des Harte Scheiben Systems verstehen? Die bisher<br />

diskutierten Eigenschaften der Fluktuationen der Verzerrungen waren unabhängig vom<br />

Wechselwirkungspotential der Teilchen im System. In den Betrachtungen in Kapitel 9.4,<br />

berechnet man in einem Gedankenexperiment die Energie, die es kostet eine Scheibe in<br />

einem elastischen Kontinuum isotrop zu expandieren oder zu drehen. Dabei wird davon<br />

ausgegangen, daß die Wechselwirkung der Teilchen, welche das elastische Kontinuum<br />

aufbauen, der Art ist, daß das die Scheibe umgebende Material nachgeben kann. Diese<br />

Verformung des einbettenden Kontinuums kostet Energie <strong>und</strong> führt zu der Kopplung der<br />

Fluktuationen. Die Besonderheit des Harte Scheiben Systems liegt nun darin, daß es per<br />

Definition nicht nachgeben kann. In dem Bild unseres Gedankenexperiment entspricht<br />

dies der Situation, daß das einbettende Kontinuum den gleichen Energiebetrag aufbringt,<br />

um die Expansion der Scheibe zu verhindern, wie wir in die Scheibe reinstecken, um sie<br />

zu expandieren. In sehr stark repulsiven Systemen ist daher die doppelte Energie nötig,<br />

um Verzerrungsfluktuationen anzuregen. Dies resultiert in der Halbierung der Varianz<br />

220


Elastische Eigenschaften harter Scheiben<br />

a) 80<br />

b)<br />

60<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

j = 2θ<br />

5000<br />

4000<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

j = 2θ<br />

P(e j<br />

)<br />

40<br />

20<br />

P(e j<br />

)<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

-0.04 -0.02 0 0.02 0.04<br />

e j<br />

0<br />

-0.005 0 0.005<br />

e j<br />

Abbildung 15.2: Wahrscheinlichkeitsverteilungen der mittleren Verzerrungen P (e j) eines Systems aus<br />

N = 3120 harten Scheiben. a) Auswertung eines Subvolumens der linearen Ausdehnung L B = 8.7a =<br />

L/6. b) Auswertung des gesamten Simulationsvolumens.<br />

der Wahrscheinlichkeitsverteilungen der Verzerrungsfluktuationen. In diesem Sinne fließt<br />

eine Kenntnis des Wechselwirkungspotentials in die Analyse der mikroskopischen Verzerrungsfluktuationen<br />

ein. Stark repulsive Systeme wie auch das in [98] betrachtete System<br />

weicher Scheiben, die über ein mit r −12 abfallendes Potential wechselwirken, verhalten<br />

sich in der Analyse wie harte Scheiben. Sie zeigen keine Kopplung der Fluktuationen<br />

in eingebetteten Systemen, aber den Faktor 2. Dagegen verhält sich der kolloidale Kristall<br />

im Bezug auf seine mikroskopischen Verzerrungsfluktuationen wie ein harmonisches<br />

System, obwohl die Kolloide über ein repulsives, mit r −3 abfallendes Potential wechselwirken.<br />

In Abbildung 15.3 sind die Verzerrungskorrelationsfunktionen eines Systems mit N =<br />

4736 harten Scheiben im Fourier Raum dargestellt. Die erwarteten räumlichen Anisotropien<br />

werden gut reproduziert bis auf die Tatsache, daß auch in diesem System die<br />

8-fachen Rotationssymmetrien der Korrelationsfunktionen ˜G 11 ( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 2θ2θ ( ⃗ k) nicht<br />

aufgelöst werden können. Sie erscheinen auch hier als räumlich isotrop abfallende Funktionen.<br />

Typisch für die <strong>Simulationen</strong> im NV T Ensemble gehen die Korrelationsfunktionen<br />

für ⃗ k = ⃗0 gegen Null, so daß die direkte Berechnung der elastischen Konstanten<br />

aus diesen Werten nicht möglich ist. Betrachtet man nun die Schnitte der Korrelationsfunktionen<br />

entlang der passenden Richtungen im Fourier Raum (siehe Abbildung 15.4),<br />

so erkennt man, daß die Absolutwerte der Korrelationsfunktionen auch um den Faktor<br />

2 verschoben sind. Es gilt ˜G ii ( ⃗ k = ⃗0) −1 = 2a i . Die Korrelationsfunktionen in diesem<br />

System sind auf den Durchmesser a der Teilchen bezogen <strong>und</strong> nicht auf die Gitterkonstante<br />

des Dreiecksgitters, wie dies in den <strong>Simulationen</strong> des harmonischen Systems der<br />

Fall war. Die Verzerrungskorrelationsfunktionen wurden entlang verschiedener Richtungen<br />

für ⃗ k ≠ ⃗0 mit einem verallgemeinerten Lorentzprofil gefittet. Für das System mit<br />

N = 4736 harten Scheiben erhält man daraus die folgenden elastischen Konstanten:<br />

βa 2 µ = βa 2 a 2 = 34.6, 4βa 2 µ = βa 2 a 3 = 137.1 <strong>und</strong> aus ˜G 2θ2θ βa 2 µ = βa 2 a 2 = 34.2.<br />

221


Elastische Eigenschaften harter Scheiben<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k) c)<br />

22<br />

G ~ (k)<br />

33<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

1<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

1<br />

ky<br />

Abbildung 15.3: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen eines Systems von N = 4736 harten Scheiben<br />

bei ϱ = 1.0 im Fourier Raum. Die Grauskala der Projektion der Funktionen auf die xy-Ebene läuft<br />

über den gleichen Wertebereich, wie die dreidimensionale Darstellung. Maxima sind in weiß, Mininima<br />

in schwarz dargestellt.<br />

Weiterhin erhält man aus den Fits der Korrelationsfunktionen die Parameter c 2 = 58.8,<br />

c ′ 2 = −1.2 <strong>und</strong> c 3 = 214.7, c ′ 3 = −35.6. Dies ermöglicht die Berechnung der mittleren<br />

elastischen Korrelationslängen ξ el ∼ √ c j des Systems. Die Korrelationen der deviatorischen<br />

Fluktuationen fallen über ca. 7 Gitterparameter ab, die der Scherfluktuationen<br />

über ca. 14 Gitterparameter.<br />

Das Ergebnis der Integration der Korrelationsfunktionen eines Systems mit N = 4736<br />

harten Scheiben über Subvolumina unterschiedlicher linearer Ausdehnung L B ist in Abbildung<br />

15.5 wiedergegeben. Wie bereits in Kapitel 11 diskutiert, können auch aus diesen<br />

Integrationen mit Hilfe der diskutierten statischen Summenregel die elastischen Konstanten<br />

des endlichen Systems abgelesen werden. Diese Art der Darstellung macht noch<br />

einmal den Unterschied zum harmonischen System sehr deutlich. Für kleine L B /L ist<br />

das Subvolumen stark eingebettet. Im Gegensatz zum harmonischen System (vergleiche<br />

Abbildung 11.2) führt diese Einbettung im System harter Scheiben nicht zu einer Kopplung<br />

der Volumen- <strong>und</strong> Scherfluktuationen. So gilt nun für kleine L B /L z.B. gemäß der<br />

statischen Summenregel (siehe Kapitel 9.3)<br />

∫<br />

S (L B)<br />

11 = lim ˜S11 ( ⃗ k) = ˜G 11 ( ⃗ k)| ⃗k= k→0<br />

⃗0 = d⃗r G 11 (⃗r) = [2a 1 ] −1<br />

V B<br />

anstatt wie im harmonischen System S (L B)<br />

11 = [a 1 +a 2 ] −1 . Die Kurven wurden mit einem<br />

Polynom gefittet. Aus den Werten für L B /L → 0 der Fits in Abbildung 15.5 lassen sich<br />

222


Elastische Eigenschaften harter Scheiben<br />

a)<br />

0.01<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

b)<br />

0.025<br />

0.02<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

G 11<br />

(k)<br />

~<br />

c)<br />

~<br />

G 33<br />

(k)<br />

0.005<br />

0<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

-1 0 1<br />

k<br />

G ~ (k)<br />

~<br />

G (k)<br />

2θ2θ<br />

22<br />

d)<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

-1 0 1<br />

k<br />

Abbildung 15.4: Schnitte der Verzerrungskorrelationsfunktionen für verschiedene Systemgrößen. a) Für<br />

˜G 11( ⃗ k) entlang der Richtung k y = 2k x, b) ˜G 22( ⃗ k) entlang der Diagonalen, c) ˜G 33( ⃗ k) <strong>und</strong> d) ˜G 2θ2θ ( ⃗ k)<br />

entlang der Koordinatenachsen.<br />

die folgenden Werte der Nachgiebigkeiten ablesen:<br />

S (L B)<br />

11 = [2 · K] −1 = [2 · 104.2] −1<br />

S (L B)<br />

22 = [2 · (µ + p)] −1 = [2 · 47.8] −1<br />

S (L B)<br />

33 = [2 · (µ + p)] −1 = [2 · 221.9] −1<br />

S (L B)<br />

2θ2θ<br />

= [2 · µ] −1 = [2 · 34.1] −1<br />

Da das Harte Scheiben System im NV T Ensemble simuliert wurde gehen die Integrale<br />

über Verzerungskorrelationsfunktionen im Ortsraum für L B → L gegen Null.<br />

Im Spezialfall einer Dreiecksgitterstruktur kann, wie bereits in Kapitel 9.6 ausführlich<br />

diskutiert, auch eine direkte Skalenanalyse nach Sengupta et al. [98] zur Bestimmung der<br />

elastischen Konstanten im thermodynamischen Limes herangezogen werden. Da dieses<br />

Verfahren die mikroskopischen Verzerrungen analysiert, ist in ihm auch der diskutierte<br />

Faktor 2 zu berücksichtigen. Abbildung 15.6 zeigt die gemäß der Skalierungsvorschrift<br />

223


Elastische Eigenschaften harter Scheiben<br />

Abbildung 15.5: Die Nachgiebigkeiten S (L B)<br />

jj berechnet aus der Integration der Verzerungskorrelationsfunktionen<br />

im Ortsraum über Subvolumina unterschiedlicher linearer Ausdehnung L B in einem Harte<br />

Scheiben System mit N = 4736 <strong>und</strong> ϱ ∗ = 1.0.<br />

aufgetragenen Daten aus einem System mit N = 4736 harten Scheiben. Wie bei der<br />

Analyse der Wahrscheinlichkeitsverteilungen der mittleren Verzerrungen ist der aus den<br />

deviatorischen <strong>und</strong> aus den Scherfluktuationen gewonnene Schermodul um den Druck<br />

verschoben. Aus der linearen Regression für kleine L B /L erhält man: βa 2 K = 95.7 ± 1.6<br />

(aus S 11 ), βa 2 (µ + p) = 50.7 ± 0.3 (aus S 22 ), βa 2 (µ + p) = 48.2 ± 0.7 (aus S 33 ) <strong>und</strong><br />

βa 2 µ = 33.2 ± 0.2 (aus S 2θ2θ ). Da die Fluktuationen der mittleren, lokalen Rotationen<br />

2θ vom Druck unbeeinflußt bleiben, kann man durch die zusätzliche Auswertung von<br />

S 2θ2θ nun auch den im System vorhandenen Druck bestimmen. Aus S 22 <strong>und</strong> S 33 ergibt<br />

sich im Mittel βa 2 (µ + p) = 49.5. Die Differenz zu dem aus den Rotationen bestimmten<br />

Schermodul ist der isotrope Druck. Er beträgt ca. βa 2 p = 16. Zum Vergleich: der<br />

mittels der Fluktuationsformeln von Farago et al. [90] berechnete Druck in der Simulation<br />

beträgt βa 2 p = 13.9 <strong>und</strong> man erwartet βa 2 (µ + p) = 51.4. Man muß bei diesem<br />

Vergleich berücksichtigen, daß beide berechneten Werte für den Druck fehlerbehaftete<br />

Größen sind. Besonders die eben gezeigten Berechnung aus den Ergebnissen der Skalenanalyse<br />

beruht auf der weiteren Auswertung zweier bereits fehlerbehafteter Größen. Des<br />

weiteren ergibt sich auch ein Unterschied in allen Werten von den zuvor mit Hilfe der<br />

übrigen Methoden ermittelten Werten dadurch, daß diese letzte Art der Auswertung als<br />

einzige der vorgestellten Methoden durch die Anwendung einer ’finite size’ Skalierung<br />

die elastischen Konstanten des Systems im thermodynamischen Limes extrahiert. Alle<br />

übrigen Analysen erlauben nur Aussagen über die elastischen Konstanten des ausgewerteten,<br />

endlichen Systems. D.h. um eine Aussage im thermodynamischen Limes treffen zu<br />

224


Elastische Eigenschaften harter Scheiben<br />

(L B<br />

/L)*S jj<br />

(L B<br />

)<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

j = 2θ<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

L B<br />

/L<br />

Abbildung 15.6: Skalenanalyse der Nachgiebigkeiten in einem System aus N = 4736 harten Scheiben<br />

bei ϱ ∗ = 1.0. Die Werte der Nachgiebigkeiten im thermodynamischen Limes können aus einer linearen<br />

Regression im Bereich kleiner L B/L bestimmt werden.<br />

können, müssen diese Analysen in verschieden großen Systemen vorgenommen werden.<br />

Danach muß separat eine ’finite size’ Skalierung der erhaltenen elastischen Konstanten<br />

durchgeführt werden.<br />

Ein Nachteil der direkten Skalenanalyse ist jedoch, daß sie nur für den Spezialfall des<br />

Dreiecksgitters eine gute Näherung ist. Nach dieser ausführlichen Darstellung der Gegebenheiten<br />

im monodispersen Harte Scheiben System wenden wir uns nun im nächsten<br />

Kapitel einem Modell einer Monolage mit Störstellen zu, dem Harte Scheiben System<br />

mit Punktstörstellen.<br />

225


226


KAPITEL 16<br />

Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

Was für Auswirkungen haben lokale Störungen der Verzerrungsfluktuationen auf die Korrelationsfunktionen<br />

G ii (⃗r) <strong>und</strong> damit auf die elastischen Eigenschaften eines Systems?<br />

Diese Fragestellung wird im Folgenden an einem minimalistischen Modell untersucht:<br />

einem System harter Scheiben mit zufällig verteilten Störstellen. Wie weit lassen sich in<br />

der Natur beobachtete Effekte durch ein solch einfaches Modell, welches ausschließlich<br />

geometrische Einschränkungen in der Positionierung der Teilchen berücksichtigt, reproduzieren?<br />

Die Analyse wird auf die Untersuchung von sogenannten Zwischengitteratomen<br />

beschränkt. D.h. die simulierten Störstellen werden zufällig auf die Zwischengitterplätze<br />

des Referenzgitters verteilt. Um zu untersuchen, welche minimale Störung der Fluktuationen<br />

schon ausreicht, merkliche Veränderungen im System zu erzeugen, werden die<br />

Störstellen durch harte Scheiben mit einem Durchmesser von σ st → 0 modelliert. Es<br />

sind sogenannte Punktstörstellen.<br />

16.1. Analytische Vorhersagen<br />

Das Modell kann zum einen als Modell eines Festkörpers mit Verunreinigungen aufgefaßt<br />

werden. Das wahrscheinlich bekannteste Beispiel dafür, wie stark Verunreinigungen das<br />

elastische Verhalten von Materialien beinflußen können, ist die Härtung von Eisen durch<br />

die Zugabe von Kohlenstoffatomen in der Stahlproduktion. Man kann prinzipiell zwei<br />

Situationen unterscheiden. In der einen können die Verunreinigungen im Kristallgitter<br />

frei diff<strong>und</strong>ieren (annealeded impurities), in der anderen sind die Verunreinigungen z.B.<br />

infolge eines schnellen, starken Abkühlens beim Entstehen des Festkörpers eingefroren<br />

(quenched impurities). In dieser Situation können sie ihren Zwischengitterplatz nicht<br />

verlassen.<br />

227


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

Allgemein können die durch solche Zwischengitteratome erzeugten Punktdefekte bezüglich<br />

ihrer mechanischen Eigenschaften im Rahmen einer Theorie der Dielastika charakterisiert<br />

werden. In Analogie zu den in der Beschreibung der magnetischen Eigenschaften<br />

von Festkörpern verwendeten Bezeichnungen der paramagnetischen <strong>und</strong> diamagnetischen<br />

Substanzen, werden Punktdefekte als parelastische oder dielastische Punktfehler<br />

bezeichnet. Die durch die Anwesenheit der Verunreinigung im Kristallgitter auftretende<br />

Kräfteanordnung wird durch ihre Momente beschrieben, wobei das niedrigste Moment<br />

ungleich Null das elastische Dipolmoment ist. Ein par<strong>elastischer</strong> Punktdefekt ist ein Defekt,<br />

welcher ein permanentes elastisches Dipolmoment aufweist. Dies ist z.B. der Fall,<br />

wenn das Fremdatom größer als der Zwischengitterplatz ist <strong>und</strong> seine Anwesenheit daher<br />

das Referenzgitter permanent verzerrt. Im Gegensatz dazu haben dielastische Punktdefekte<br />

kein permanentes elastisches Dipolmoment <strong>und</strong> erzeugen keine lokale Gitterverzerrung.<br />

Die in der Simulation verwendeten Punktstörstellen sind, sofern sie eingefroren<br />

sind, somit eine Realisierung eines rein dielastischen Punktfehlers. Diese werden erst<br />

unter Last sichtbar. Schreibt man dem System von außen einen bestimmten homogenen<br />

Verzerrungszustand ɛ vor, so erzeugt der Punktdefekt eine stark inhomogene Verzerrung,<br />

welche durch einen induzierten elastischen Dipol beschrieben werden kann. In<br />

der Natur auftretende Punktdefekte sind zumeist eine Superposition par<strong>elastischer</strong> <strong>und</strong><br />

di<strong>elastischer</strong> Defekte. Für die Charakterisierung unseres Modellsystems ist die Clausius-<br />

Mosottische Formel der Theorie der Dielastika, wie sie von E. Kröner [124] hergleitet<br />

wurde, geeignet. Für kleine Defektkonzentrationen x st = (N st /N)100% (N st : Anzahl der<br />

Punktstörstellen im System) gilt:<br />

C − C 0 = nα<br />

Hierbei bezeichnet C den Elastizitätstensor des Systems mit Defekten, C 0 den Elastizitätstensor<br />

des Systems ohne Defekte, n = x st ϱ die Anzahldichte der Defekte <strong>und</strong> α den<br />

Tensor der elastischen Polarisierbarkeit. Im Bereich kleiner Defektkonzentrationen gilt<br />

daher speziell in isotropen Medien:<br />

K − K 0 = nα K = x st ϱα K<br />

µ − µ 0 = nα µ = x st ϱα µ<br />

Diese Formeln gelten nur im Bereich kleiner Defektkonzentrationen, da nichtlineare Effekte,<br />

welche durch die Überlagerung benachbarter Punktdefekte auftreten können, in<br />

ihrer Herleitung nicht berücksichtigt sind. Die durch die Clausius-Mosottische Formel<br />

beschriebene Änderung der elastischen Konstanten mit der Defektkonzentration, sollte<br />

auch in dem Modellsystem der harten Scheiben mit eingefrorenen Punktstörstellen sichtbar<br />

sein, da diese Realisierungen rein di<strong>elastischer</strong> Punktfehler sind. Die Auswertung der<br />

<strong>Simulationen</strong> ermöglicht dann die Berechnung des Tensors der elastischen Polarisierbarkeit<br />

α.<br />

Läßt man jedoch die Punktstörstellen frei durch das System diff<strong>und</strong>ieren, so werden<br />

sie nicht mehr in der Lage sein ein elastisches Dipolmoment zu induzieren. Man erwartet<br />

daher keine Änderung in den elastischen Konstanten. Diese Vermutung läßt sich<br />

228


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

auch formal belegen, wenn man die Berechnung der Elemente des Elastizitätstensors<br />

aus den partiellen Ableitungen der Freien Energie des Systems genauer betrachtet.<br />

Das Konfigurationsintegral Z C entspricht dem einer binären Mischung (siehe Kapitel<br />

7). Im Fall von frei diff<strong>und</strong>ierenden Punkstörstellen als zweite Komponente (B) der<br />

Mischung läßt sich das Konfigrationsintegral direkt berechnen. Da σ st → 0 verhalten<br />

sich die Punktstörstellen bezüglich ihrer Wechselwirkung untereinander wie ein ideales<br />

Gas. Der Faktor e − P 〈αβ〉 φ B(r)/k B T im Konfigurationsintegral liefert daher lediglich<br />

einen Faktor 1. Betrachtet man den Anteil des Konfigurationsintegrals, der durch die<br />

V ({ɛ})<br />

Wechselwirkung<br />

∫ ∏<br />

zwischen den harten Scheiben <strong>und</strong> den Punktstörstellen bedingt ist,<br />

NB<br />

γ=1 d⃗rγ e − P 〈αβ〉 φ AB(r)/k B T , so erkennt man, daß für jede realisierbare Konfiguration<br />

der A-Teilchen einer Störstelle B das Volumen V ({ɛ}) − (N A π(σ A /2) 2 )) zur<br />

Verfügung steht. (Zur Erinnerung: V ({ɛ}) ist das Volumen, welches der Körper im Verzerrungszustand<br />

{ɛ} einnimmt). Somit gilt:<br />

∫<br />

N A ∏<br />

V ({ɛ}) γ=1<br />

=<br />

(<br />

V ({ɛ}) −<br />

d⃗r γ e − P ∫<br />

〈αβ〉 φ A(r)/k B T<br />

( ( σA<br />

N A π<br />

2<br />

) 2<br />

)) NB ∫<br />

N B ∏<br />

V ({ɛ}) γ=1<br />

V ({ɛ}) γ=1<br />

d⃗r γ e −(P 〈αβ〉 φ B(r)+ P 〈αβ〉 φ AB(r))/k B T<br />

N A ∏<br />

d⃗r γ e − P 〈αβ〉 φ A(r)/k B T<br />

Das verbleibende, zu lösende Konfigurationsintegral entspricht dem Konfigurationsintegral<br />

des monodispersen Harte Scheiben Systems. Die Berechnung der Fluktuationsformel<br />

kann somit wie im monodispersen Fall weitergeführt werden. Die Freie Energie unterscheidet<br />

sich nur um eine additive Konstante D B von einem System ohne Störstellen:<br />

F = −k B T ln Z<br />

[<br />

( ( ( σA<br />

= −k B T ln (Z T,A ) + ln (Z T,B ) + N B ln V ({ɛ}) − N A π<br />

2<br />

= −k B T [D B + ln (Z T,A ) + ln (Z C,A )]<br />

) ))<br />

]<br />

2<br />

+ ln (Z C,A )<br />

wobei Z T,A für den Anteil der Zustandssumme aus der Integration über die Impulse der<br />

A Teilchen steht (analog Z T,B für die B Komponente). Der Spannungstensor <strong>und</strong> der<br />

Elastizitätstensor bleiben unverändert. In <strong>Simulationen</strong> mit frei diff<strong>und</strong>ierenden Punktstörstellen<br />

erwartet man, keine Änderung des elastischen Verhaltens des Harte Scheiben<br />

Systems zu beobachten.<br />

Der Einfluß eingefrorener, zufällig verteilter Defekte auf die statischen <strong>und</strong> dynamischen<br />

Eigenschaften von Materialien wird auch stark im Bereich des sogenannten ’Pinnings’<br />

diskutiert. Unter Pinning im engeren Sinne versteht man die Einwirkung äußerer Kräfte<br />

auf ein elastische Medium, welche dazu führen, daß das elastische Medium an den Punkten<br />

der Krafteinwirkung räumlich fixiert ist. In solchen Studien liegt zumeist ein attraktives<br />

Pinning-Potential vor. Das System versucht seine Gesamtenergie zu minimieren,<br />

indem es die elastische Energie innerhalb des Mediums zu minimieren versucht, gleichzeitig<br />

aber auch eine optimale Anordnung seiner Komponenten bezüglich der meist zufällig<br />

verteilten Pinning-Zentren anstrebt. Dieser Wettstreit kann, wie z.B. in einer Studie von<br />

229


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

Carpentier <strong>und</strong> Le Doussal [125] dargelegt, zur Ausbildung einer Glas-Phase im zweidimensionalen<br />

Dreiecksgitter führen. Pinning-Studien an zweidimensionalen Systemen<br />

sind von großem Interesse, da sie als Modelle für recht unterschiedliche physikalische Systeme<br />

dienen können. Die offensichtlichste experimentelle Umsetzung sind Monolagen in<br />

Wechselwirkung mit ungeordneten Substraten (siehe z.B. [126] <strong>und</strong> Referenzen darin).<br />

Ein weiteres sehr interessantes Gebiet, in dem Pinning-Modelle zum Einsatz kommen, ist<br />

das Pinning des Abrikosov Gitters der magnetischen Flußlinien in Supraleitern des Typs<br />

II. In diesen Systemen bilden Defekte im Kristallgitter, welches das Abrikosov Gitter beherbergt,<br />

die Pinning-Zentren. Das Modellsystem der harten Scheiben mit eingefrorenen<br />

Punktstörstellen kann auch als ein Modell einer Wechselwirkung einer Monolage mit einem<br />

Substrat aufgefaßt werden. Die raumfesten Punktstörstellen gehören dann, wie z.B.<br />

im Falle des Pinnings des Abrikosovgitters, nicht zum Bezugssystem des zweidimensionalen<br />

Festkörpers. Das hier untersuchte Modellsystem harter Scheiben mit Punktstörstellen<br />

unterscheidet sich von den Pinning-Studien darin, daß das Pinning-Potential hier repulsiv<br />

ist. Zudem sind die Pinning-Zentren ausschließlich auf die verfügbaren Zwischengitterplätze<br />

des Dreiecksgitters zufällig verteilt. D.h. das ungeordnete Pinning-Potential ist<br />

kommensurabel mit dem Dreiecksgitter. Die Ausbildung einer Glas-Phase, wie in dem<br />

System von Carpentier <strong>und</strong> Le Doussal [125] ist in diesem Fall nicht möglich.<br />

Prinzipiell wirft die vorhandene eingefrorene Unordnung in den Systemen die Frage auf,<br />

wie diese im Rahmen einer Untersuchung mit den Methoden der Statistischen Physik<br />

korrekt berücksichtigt werden kann. Zur Mittelwertbildung bezüglich des Statistischen<br />

Ensembles, innerhalb dessen die Analyse vorgenommen wird, kommt nun zusätzlich eine<br />

Mittelwertbildung über die Realisierungsmöglichkeiten der Unordnung hinzu. Während<br />

im Falle einer getemperten Unordnung (annealed) die Freie Energie direkt berechnet<br />

werden kann (dies wurde bereits zur Berechnung der Fluktuationsformeln ausgenutzt)<br />

∫<br />

e −βF annealed<br />

=<br />

∏N st ∫<br />

dΓ N<br />

j=1<br />

d⃗r j e −βH(Γ,{⃗r j})<br />

gilt für eingefrorene Unordnung (quenched):<br />

∫<br />

e −βF quenched({⃗r j }) = dΓ N e −βH(Γ,{⃗r j})<br />

Ist das System groß genug, so daß bei einer Zerlegung in Untersysteme, diese als makroskopische<br />

Realisierungen verschiedener Anordnungen der eingefrorenen Unordnung<br />

angesehen werden können, so nennt man das System selbst-mittelnd (self-averaging).<br />

Die experimentelle Messung einer Observablen in einem solchen System kann hier als<br />

eine Mittelwertbildung über die Realisierungsmöglichkeiten der Unordnung interpretiert<br />

werden. Die experimentell in einem solchen System gemessene Freie Energie ist:<br />

F =<br />

∏N st ∫<br />

j=1<br />

P ({⃗r j })F quenched ({⃗r j })d⃗r j = − 1 β<br />

∏N st ∫<br />

j=1<br />

P ({⃗r j }) ln Z({⃗r j })d⃗r j<br />

230


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

P ({⃗r j }) ist hierbei die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Störstellen. Aufgr<strong>und</strong> des Logarithmus<br />

kann die Integration nicht in unabhängige Integrale über einzelne Komponenten<br />

⃗r j zerlegt werden. Um dieses technische Problem zu umgehen verwendet man den sogenannten<br />

Replica Trick:<br />

ln Z = lim<br />

n→0<br />

Z n − 1<br />

n<br />

Statt des Logarithmus wird nun die n-te Potenz der Zustandssumme berechnet:<br />

∏N st ∫<br />

j=1<br />

∏N st ∫<br />

P ({⃗r j }) (Z({⃗r j })) n d⃗r j =<br />

j=1<br />

∏<br />

∫<br />

N st<br />

=<br />

j=1<br />

∫<br />

=<br />

∫<br />

=<br />

P ({⃗r j })<br />

∫<br />

P ({⃗r j })<br />

∫<br />

dΓ N,1 · · ·<br />

∫<br />

dΓ N,1 · · ·<br />

n∏<br />

Z α ({⃗r j })d⃗r j<br />

α=1<br />

∫<br />

dΓ N,1 · · ·<br />

∏N st ∫<br />

dΓ N,n<br />

j=1<br />

dΓ N,n e −βHn(Γα)<br />

dΓ N,n e −β P n<br />

α=1 H(Γα,{⃗r j}) d⃗r j<br />

P ({⃗r j })e −β P n<br />

α=1 H(Γα,{⃗r j}) d⃗r j<br />

H n (Γ α ) wird als das effektive Hamilton Funktional des Replica-Systems bezeichnet <strong>und</strong><br />

ist unabhängig von der speziellen Realisierung der eingefrorenen Unordnung. Es ist wichtig<br />

zu bemerken, daß der Mittelwert über die Unordnung die einzelnen Replica-Systeme<br />

miteinander koppelt. Auch bei der Berechnung der Grenzwerts n → 0 muß mit Sorgfalt<br />

vorgegangen werden. Für weitere Details zur Replica-Methode siehe [127, 128, 93] <strong>und</strong><br />

Referenzen darin.<br />

Zunächst wird nun betrachtet wie in den Pinning-Studien das Hamilton Funktional zur<br />

Beschreibung der Wechselwirkung zwischen elastischem Medium <strong>und</strong> Pinning-Potential<br />

gewonnen wird. Es zeigt sich hierbei (z.B. [126, 129, 125]), daß die genaue Struktur der<br />

Wechselwirkung eines einzelnen Pinning-Zentrums nicht von Bedeutung ist. Wichtig ist,<br />

daß der Mittelwert der zufälligen Verteilung der Pinning-Zentren gleich Null ist V (⃗r) = 0<br />

<strong>und</strong> für die Standardabweichung der Verteilung gilt: V (⃗r)V (⃗r ′ ) = ∆(⃗r − ⃗r ′ ), wobei<br />

die einzelnen Pinning-Zentren auch völlig unkorreliert seien können, d.h. ∆(⃗r − ⃗r ′ ) =<br />

δ(⃗r − ⃗r ′ ). Diese Anforderungen erfüllt auch die zufällige Anordnung der Punktstörstellen<br />

im Harte Scheiben System. Die Verteilung der Pinning-Zentren koppelt an die<br />

Anzahldichte ϱ(⃗r) des elastischen Mediums. Dies führt zu folgendem Ansatz:<br />

∫<br />

H pin = d⃗r V (⃗r)ϱ(⃗r)<br />

Nach [129, 125] kann man mit Hilfe der Replica-Methode <strong>und</strong> unter Berücksichtigung<br />

der diskreten Natur der Anzahldichte ϱ(⃗r) diesen Ansatz auf folgende Form bringen:<br />

∫ (<br />

1<br />

βH pin = d⃗r<br />

2 σ ij(⃗r) (∂ i u j + ∂ j u i ) + 2 √ g ∑ ( ) )<br />

cos ⃗Gl ⃗u(⃗r) + φ l (⃗r)<br />

l<br />

231


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

Hierbei sind ⃗u das Verschiebungsfeld, Gl ⃗ die reziproken Gittervektoren des Dreiecksgitters<br />

<strong>und</strong> φ l (⃗r) eine vom Ort <strong>und</strong> vom jeweiligen reziproken Gittervektor abhängige<br />

Phasenverschiebung. Der Vorfaktor g ist u.a. proportional zur Reichweite des Pinning-<br />

Potentials, d.h. in dem hier betrachteten Fall ein halber Teilchendurchmesser. Der erste<br />

Summand beschreibt den Einfluß des langreichweitigen Anteils der Unordnung auf das<br />

Kristallgitter. Dieser Anteil entspricht in seiner Struktur einem durch eine zusätzliche<br />

Spannung σ ij hervorgerufenen Beitrag. Nelson [130] untersucht diesen Beitrag der Unordnung<br />

im Detail an einem System mit eingefrorenen Verunreinigungen. In der Studie wird<br />

der parelastische Fall einer permanenten lokalen Verzerrung der Gitterstruktur durch<br />

die Verunreinigungen untersucht. Der am Harte Scheiben System mit Punktstörstellen<br />

zu untersuchende dielastische Fall führt jedoch auch, wie H pin zeigt, auf einen solchen<br />

Beitrag, der als zusätzliche isotrope Spannung interpretiert werden kann. Der erste Summand<br />

kann daher durch eine homogene Dilatation des Kristallgitters ⃗u(⃗r) → ⃗u(⃗r) + A⃗r<br />

(A =konstant) formal zum Verschwinden gebracht werden. Dies entspricht einer Reskalierung<br />

der elastischen Konstanten. Aufgr<strong>und</strong> des repulsiven Pinning-Potentials im hier<br />

zu untersuchenden Harte Scheiben System mit Punktstörstellen, ist das Vorzeichen von<br />

H pin umgekehrt zu dem in [129, 125]. Man erwartet durch die eingefrorene Unordnung<br />

einen erhöhten Druck im System, so daß das Kristallgitter komprimiert werden muß. Dies<br />

führt dazu, daß sowohl der reskalierte Kompressionsmodul K s als auch der reskalierte<br />

Schermodul µ s größer als die ursprünglichen Module sind. Das Hamilton Funktional des<br />

Gesamtsystems schreibt sich nun als:<br />

H = H elast + H pin = H elast,s + H st<br />

Dabei bezeichnet H elast,s den reskalierten, elastischen Anteil <strong>und</strong> H st den verbleibenden<br />

zweiten Summanden in H pin . Welchen Einfluß hat nun H st auf das elastische Verhalten<br />

des Systems?<br />

Um diesen Beitrag quantitativ etwas genauer betrachten zu können, folgt man am besten<br />

dem Ansatz von Villain <strong>und</strong> Fernandez [131]. Die Autoren analysieren das Verhalten<br />

eines harmonischen, zweidimensionalen Systems in einem zufälligen Störfeld. Dieses System<br />

kann z.B. als Modell für Xenon-Monolagen auf Kupfer (110)-Oberflächen, die eingefrorene<br />

Verunreinigungen auf Zwischengitterplätzen aufweisen, dienen. Der Einfluß der<br />

zufällig auf Zwischengitterplätze verteilten Verunreinigungen wird hier durch einen Term<br />

proportional zu − ∑ i cos (x i − a i ) im Ansatz erfaßt. Hierbei ist x i ein skalares, kontinuierliches<br />

Feld <strong>und</strong> −π < a i ≤ π eine gleichverteilte Zufallsvariable (P (a i ) = 1/2π). Es<br />

ist daher sinnvoll für das System harter Scheiben mit zufällig auf Zwischengitterplätze<br />

verteilten Punktstörstellen einen analogen Ansatz für H st zu machen.<br />

H st<br />

= − A V<br />

= − A V<br />

= − A V<br />

∫<br />

∫<br />

∫<br />

∑N st ∑ ( )<br />

d⃗r cos ⃗G [⃗r − ⃗rj ] =− A V<br />

j=1<br />

⃗G<br />

∑ ( )<br />

d⃗rN st cos ⃗Gl [⃗r − ⃗u st ] =− A ∫<br />

V<br />

l<br />

∑ ( )<br />

d⃗rN st cos ⃗Gl [⃗u(⃗r) − ⃗u st ]<br />

l<br />

∫<br />

∑N st ∑ (<br />

d⃗r cos ⃗Gl<br />

[⃗r − R ⃗ ])<br />

j − ⃗u st<br />

j=1<br />

l<br />

d⃗rN st<br />

∑<br />

l<br />

( [ ])<br />

cos ⃗Gl ⃗R(⃗r) + ⃗u(⃗r) − ⃗ust<br />

232


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

Hierbei ist A eine Konstante, welche u.a. die Stärke des Pinning-Potentials beinhaltet.<br />

Bei den Umformungen wurde verwendet, daß die Positionen der N st Störstellen ⃗r j<br />

jeweils durch eine feste Verschiebung ⃗u st von einem benachbarten Gitterplatz R ⃗ j dargestellt<br />

werden können. Ebenso läßt sich jede Position durch einen Gittervektor <strong>und</strong> eine<br />

zusätzliche Verschiebung ausdrücken: ⃗r = R(⃗r) ⃗ + ⃗u(⃗r). Des weiteren ergibt das Skalarprodukt<br />

eines reziproken Gittervektors G ⃗ l mit einem Gittervektor R ⃗ per Definition ein<br />

Vielfaches von 2π. Im Festkörper, fern des Schmelzübergangs, kann davon ausgegangen<br />

werden, daß der Betrag des Verschiebungsvektors ⃗u klein ist. Es bietet sich daher an,<br />

eine Taylorentwicklung der Kosinusfunktion um ⃗u = ⃗0 vorzunehmen. Man erhält dann:<br />

∑<br />

l<br />

( )<br />

cos ⃗Gl [⃗u(⃗r) − ⃗u st ] ≈ ∑ l<br />

{<br />

1 − sin<br />

(− G ⃗ )<br />

l ⃗u ⃗Gl st ⃗u − 1 }<br />

(−<br />

2 cos G ⃗ l ⃗u st<br />

)| G ⃗ l | 2 |⃗u| 2<br />

Die Summe über alle reziproken Gittervektoren sorgt dafür, daß der in ⃗u lineare Summand<br />

weg fällt. Der konstante erste Term der Taylorentwicklung hat keine Auswirkung<br />

auf das elastische Verhalten des Systems <strong>und</strong> wird daher im Folgenden nicht mehr berücksichtigt.<br />

Es verbleibt:<br />

H st ≈ A 2<br />

N st<br />

V<br />

∫<br />

d⃗r ∑ l<br />

(<br />

cos ⃗Gl ⃗u st<br />

)| G ⃗ l | 2 |⃗u(⃗r)| 2 = A ∫<br />

2 x stϱ ∗<br />

d⃗r ∑ l<br />

( )<br />

cos ⃗Gl ⃗u st | G ⃗ l | 2 |⃗u(⃗r)| 2<br />

Für die weitere Auswertung diese Ausdrucks genügt es drei der kürzesten reziproken<br />

Gittervektoren des Dreiecksgitters in der Summe zu berücksichtigen. Sie lauten:<br />

⃗G 1 = 2π a<br />

⃗G 2 = 2π a<br />

⃗G 3 = 2π a<br />

(<br />

2/ √ )<br />

3, 0<br />

(<br />

−1/ √ )<br />

3, 1<br />

(<br />

−1/ √ )<br />

3, −1<br />

, |G 1 | = 2π a<br />

, |G 2 | = 2π a<br />

, |G 3 | = 2π a<br />

2<br />

√<br />

3<br />

2<br />

√<br />

3<br />

2<br />

√<br />

3<br />

wobei a die Gitterkonstante des Dreiecksgitters ist. Um die Phasenverschiebungen φ l =<br />

⃗G l ⃗u st berechnen zu können, muß man zunächst ⃗u st genauer betrachten. Im Dreiecksgitter<br />

gibt es zwei mögliche Zwischengitterplätze pro Einheitszelle, so daß ⃗u st,1 = a ( √ )<br />

2 1, 1/ 3<br />

oder ⃗u st,2 = a ( √ )<br />

2 1, −1/ 3 möglich ist. Beide Positionen werden in den <strong>Simulationen</strong><br />

mit gleicher Wahrscheinlichkeit besetzt. In dieser Näherung erhält man die folgenden<br />

möglichen Zahlenwerte für die Phasenverschiebung:<br />

φ 1 = G ⃗ 1 ⃗u st,1 = √ 2π <strong>und</strong> φ 1 = G ⃗ 1 ⃗u st,2 = √ 2π<br />

3 3<br />

φ 2 = G ⃗ 2 ⃗u st,1 = 0 oder φ 2 = G ⃗ 2 ⃗u st,2 = −√ 2π<br />

3<br />

φ 3 = G ⃗ 3 ⃗u st,1 = √ 2π oder φ 3 = G ⃗ 3 ⃗u st,2 = 0<br />

3<br />

233


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

Setzt man diese Zusammenhänge nun in das Hamilton Funktional ein <strong>und</strong> berücksichtigt<br />

dabei die Gleichwertigkeit der beiden möglichen Zwischengitterplätze, so erhält man<br />

folgenden Ausdruck:<br />

H st = A ∫ { ( ) 2π<br />

2 x stϱ ∗ d⃗r cos √ | G ⃗ 1 | 2 |⃗u(⃗r)| 2 + 1 [<br />

(<br />

cos (0) + cos − 2π )]<br />

√ | G 3 2<br />

⃗ 2 | 2 |⃗u(⃗r)| 2<br />

3<br />

+ 1 [ ( ) ]<br />

}<br />

2π<br />

cos √ + cos (0) | G<br />

2<br />

⃗ 3 | 2 |⃗u(⃗r)| 2<br />

3<br />

Da alle drei reziproken Gittervektoren den gleichen Betrag | G| ⃗ = 2π √2<br />

a 3<br />

haben, vereinfacht<br />

der Ausdruck sich weiter auf:<br />

H st = A ∫ [ ( ) ]<br />

∫<br />

2π<br />

2 x stϱ ∗ d⃗r 2 cos √ + 1 | G| ⃗ 2 |⃗u(⃗r)| 2 = A ′ x st d⃗r|⃗u(⃗r)| 2<br />

3<br />

[ ( ) ]<br />

wobei die Konstante A ′ = Aϱ∗<br />

2<br />

2 cos √ 2π<br />

3<br />

+ 1 | G| ⃗ 2 eingeführt wurde. Für die weiteren<br />

Berechnungen erweist es sich als günstig zu einer Darstellung im Fourier Raum zu<br />

wechseln.<br />

H st = A ′ x st<br />

∫<br />

= A ′ x st<br />

∫<br />

= A ′ x st<br />

∫<br />

∫<br />

d⃗r<br />

d ⃗ ∫<br />

k<br />

(2π) 2<br />

d ⃗ ∫<br />

k<br />

(2π) 2 ei⃗ k⃗r ⃗u( ⃗ k)<br />

d ⃗ k<br />

(2π) 2 ⃗u(⃗ k)⃗u(− ⃗ k)<br />

d ⃗ k ′<br />

(2π) 2 ei⃗ k ′ ⃗r ⃗u ∗ ( ⃗ k ′ )<br />

d ⃗ k ′ ⃗u( ⃗ k)⃗u ∗ ( ⃗ k ′ )δ( ⃗ k − ⃗ k ′ )<br />

Es ist üblich die Fourier Komponenten des Verschiebungsfeldes in ihren longitudinalen<br />

<strong>und</strong> transversalen Anteil bezüglich des betrachteten Wellenvektors ⃗ k zu zerlegen (siehe<br />

z.B. [76]). Diese sind wie folgt definiert: u L ( ⃗ k) = ˆk⃗u( ⃗ k) <strong>und</strong> damit ⃗u L ( ⃗ k) = ˆku L ( ⃗ k)<br />

<strong>und</strong> ⃗u T ( ⃗ k) = ⃗u( ⃗ k) − ˆku L ( ⃗ k). Hierbei ist ˆk = ⃗ k/| ⃗ k| der Einheitsvektor in Richtung des<br />

Wellenvektors. Das Hamilton Funktional des gesamten Systems in der Darstellung im<br />

Fourier Raum ist somit gegeben durch:<br />

∫<br />

H = 1 2<br />

= 1 ∫<br />

2<br />

d ⃗ k {[<br />

(Ks<br />

(2π) 2 + µ s ) k 2 u 2 L + µ s k 2 ]<br />

⃗u T ⃗u T + 2A ′ ( )}<br />

x st u<br />

2<br />

L + ⃗u T ⃗u T<br />

d ⃗ k {[<br />

(Ks<br />

(2π) 2 + µ s ) k 2 + 2A ′ ]<br />

x st u<br />

2<br />

L + [ µ s k 2 + 2A ′ ] }<br />

x st ⃗uT ⃗u T<br />

Mit Hilfe des Äquipartitionstheorems kann man aus dem langwelligen Grenzfall direkt<br />

die effektiven elastischen Konstanten des Systems ablesen. Es gilt:<br />

(<br />

kB T k 2 )<br />

µ s k 2 + 2A ′ x st<br />

k B T<br />

µ eff<br />

= lim<br />

⃗k→ ⃗0<br />

= lim<br />

⃗k→ ⃗0<br />

〈⃗u T ( ⃗ k)⃗u T (− ⃗ k)〉k 2 = lim<br />

⃗k→ ⃗0<br />

(<br />

k B T<br />

µ s + 2A′ x st<br />

k 2 )<br />

234


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

Man erkennt, daß der bereits durch die eingefrorene Unordnung reskalierte Schermodul<br />

µ s durch einen weiteren k abhängigen Anteil renormiert wird. Im endlichen System<br />

der linearen Ausdehnung L gilt für den Betrag des kleinsten, aufgelösten Wellenvektors<br />

k ∝ 2π L<br />

. Das bedeutet, daß der Schermodul systemgrößenabhängig wird!<br />

µ eff = µ eff (L) ∝ µ s + 2A′ x st L 2<br />

Aus dem longitudinalen Anteil erhält man:<br />

k B T<br />

(K + µ) eff<br />

= lim<br />

⃗k→ ⃗0<br />

= lim<br />

⃗k→ ⃗0<br />

2π<br />

〈⃗u L ( ⃗ k)⃗u L (− ⃗ k)〉k 2 = lim<br />

( )<br />

kB T<br />

K s + µ eff<br />

⃗k→ ⃗0<br />

(<br />

k B T k 2 )<br />

(K s + µ s ) k 2 + 2A ′ x st<br />

Aus diesem Zusammenhang liest man ab, daß (K + µ) eff = K s + µ eff . Der durch die<br />

Unordnung bereits reskalierte Kompressionsmodul K s wird durch diesen Beitrag der<br />

Unordnung nicht weiter beeinflußt!<br />

Aufgr<strong>und</strong> der soeben vorgestellten theoretischen Überlegungen, die das Modellsystem<br />

der harten Scheiben mit Punktstörstellen im Umfeld des Pinnings interpretieren, erwartet<br />

man in <strong>Simulationen</strong> mit eingefrorener Unordnung die folgenden Beobachtungen zu<br />

machen:<br />

→ Kompressionsmodul <strong>und</strong> Schermodul steigen aufgr<strong>und</strong> der Unordnung mit der<br />

Konzentration x st der Störstellen im System an. Diese Erwartung ist durch den<br />

als zusätzlichen, isotropen Druck zu interpretierenden Anteil des Einflusses der<br />

Unordnung begründet.<br />

→ Der Schermodul steigt mit der Größe des simulierten Systems systematisch an,<br />

wohingegen der Kompressionsmodul keine derartige Abhängigkeit von der Systemgröße<br />

aufweist. Die Ursache dieses Anstiegs liegt im ⃗ G ≠ 0 Anteil der Unordnung.<br />

→ Der isotrope Druck im System steigt mit der Anzahl der Störstellen N st an. Dieser<br />

Erwartung liegt die Überlegung zugr<strong>und</strong>e, daß jede einzelne Störstelle einem sogenannten<br />

’excluded Volume’ von π(a/2) 2 entspricht. Eine effektive Verkleinerung des<br />

dem System zur Verfügung stehenden Volumens entspricht einer Druckerhöhung.<br />

16.2. Die Simulation<br />

Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> eines Systems von N harten Scheiben mit Durchmesser σ = 1<br />

im kanonischen Ensemble wurden durchgeführt. Bei allen <strong>Simulationen</strong> wurden periodische<br />

Randbedingungen verwendet. Die Startkonfiguration ist jeweils ein aufgesetztes,<br />

perfektes Dreiecksgitter. N st Punktstörstellen wurden zufällig auf die Zwischengitterplätze<br />

dieses Dreiecksgitters verteilt. In Abbildung 16.1 a) ist eine solche Startkonfiguration<br />

beispielhaft dargestellt. Hier wurden die Störstellen, um sie sichtbar zu machen,<br />

235


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

a) b)<br />

Abbildung 16.1: a) Startkonfiguration einer Simulation mit einer Störstellenkonzentration von x st =<br />

0.32%. Störstellen sind in rot dargestellt. Der Durchmesser der Störstellen wurde in der Darstellung auf<br />

σ st = 0.4σ gesetzt, um die Punktstörstellen sichtbar zu machen. In den <strong>Simulationen</strong> ist σ st = 0. b) eine<br />

Beispielkonfiguration eines Simulationslaufs mit festen Störstellen nach 40 · 10 6 MCS.<br />

mit einem Durchmesser von σ st = 0.4σ dargestellt. Die Konzentration der Störstellen x st<br />

wird bezüglich des ungestörten Systems angegeben: x st = (N st /N) · 100%.<br />

16.3. Analyse der Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

Die Analyse der Verzerrungskorrelationsfunktionen erfolgt analog zu den an den harmonischen<br />

Systemen in Kapitel 10 durchgeführten Analysen. Das Referenzgitter wird aus<br />

den mittleren Teilchenpositionen bestimmt. Aus dem jeweiligen Verschiebungsfeld werden<br />

die benötigten vergöberten Verzerrungen berechnet. Die Anwesenheit von Punktstörstellen<br />

im System stört die räumliche Anisotropie der Verzerrungskorrelationen weder<br />

im Fall von frei diff<strong>und</strong>ierenden Störstellen (siehe Abbildung 16.2), noch im Fall von<br />

eingefrorenen Defekten (siehe Abbildung 16.3). Wie man sieht wird jedoch der Übergang<br />

nach ⃗ k = ⃗0 durchaus stark verändert, sofern die Defekte eingefroren sind. In den<br />

in Abbildung 16.4 links dargestellten Schnitten der Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

G ii (⃗r) im Ortsraum erkennt man, daß selbst bei einer Konzentration der Störstellen von<br />

x st = 6.41% die Form der Korrelationen unverändert bleibt, falls die Störstellen frei diff<strong>und</strong>ieren<br />

können. Die Schnitte für den Fall x st = 6.41% fallen mit denen des ungestörten<br />

Systems (schwarz dargestellt) zusammen. Daher fallen die Schnitte der Korrelationsfunktion<br />

dieser beiden Situationen auch im Fourier Raum aufeinander (siehe Abbildung 16.4<br />

rechts). Kleinere Schwankungen in diesem Fall sind auf numerische Ungenauigkeiten in<br />

der Fourier Transformation <strong>und</strong> auf die Tatsache, daß hier exemplarisch nur eine einzelne<br />

Simulation ausgewertet wurde zurückzuführen. Eine Verbesserung der Statistik durch<br />

236


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k) c)<br />

22<br />

G ~ (k)<br />

33<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 16.2: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen ˜G ii( ⃗ k) (i = 1, 2, 3) eines Harte Scheiben Systems<br />

mit x st = 6.41% diff<strong>und</strong>ierender Punktstörstellen im Fourier Raum.<br />

a) ~<br />

G 11(k)<br />

b) G ~ (k) c)<br />

22<br />

G ~ (k)<br />

33<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 16.3: Die Verzerrungskorrelationsfunktionen ˜G ii( ⃗ k) (i = 1, 2, 3) eines Harte Scheiben Systems<br />

mit x st = 6.41% eingefrorener Punktstörstellen im Fourier Raum.<br />

237


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

a)<br />

0.0004<br />

x st<br />

= 0.0 %<br />

x st = 6.41 %; diff<strong>und</strong>ierend<br />

x st<br />

= 6.41 %; eingefroren<br />

0.004<br />

G 11<br />

(r/a)<br />

0.0002<br />

G 11<br />

(k)<br />

~<br />

0.002<br />

0<br />

-20 0 20<br />

r/a<br />

0<br />

x st<br />

= 0.0%<br />

x st<br />

= 6.41%; diff<strong>und</strong>ierend<br />

x st<br />

= 6.41%; eingefroren<br />

-1 0 1<br />

k<br />

b)<br />

0.001<br />

x st<br />

= 0.0 %<br />

x st<br />

= 6.41 %; diff<strong>und</strong>ierend<br />

x st<br />

= 6.41 %; eingefroren<br />

0.015<br />

G 22<br />

(r/a)<br />

c)<br />

0.0005<br />

0<br />

0.0002<br />

-20 -10 0 10 20<br />

r/a<br />

x st<br />

= 0.0 %<br />

x st = 6.41 %; diff<strong>und</strong>ierend<br />

x st = 6.41 %; eingefroren<br />

G 22<br />

(k)<br />

~<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

0.004<br />

-1 0 1<br />

k<br />

x st = 0.0%<br />

x st = 6.41%; diff<strong>und</strong>ierend<br />

x st = 6.41%; eingefroren<br />

G 33<br />

(r/a)<br />

0.0001<br />

G 33<br />

(k)<br />

~<br />

0.002<br />

0<br />

-20 0 20<br />

r/a<br />

0<br />

x st = 0.0%<br />

x st = 6.41%; diff<strong>und</strong>ierend<br />

x st<br />

= 6.41%; eingefroren<br />

-1 0 1<br />

k<br />

Abbildung 16.4: Vergleich der Schnitte der Verzerrungskorrelationsfunktionen G ii(⃗r) eines Harte Scheiben<br />

Systems im Ortsraum (jeweils links dargestellt) <strong>und</strong> im Fourier Raum (jeweils rechts dargestellt). Es<br />

wird die Situation mit x st = 0% mit den zwei Fällen für x st = 6.41% verglichen. a) G 11(⃗r) entlang der<br />

Diagonalen bzw. ˜G 11( ⃗ k) entlang der Richtung k y = 2k x, b) G 22(⃗r) entlang der x-Achse bzw. ˜G 22( ⃗ k) entlang<br />

der Diagonalen <strong>und</strong> c) G 33(⃗r) entlang der Diagonalen bzw. ˜G 33( ⃗ k) entlang der Koordinatenachsen.<br />

das Bilden eines getemperten Mittelwerts würde die Übereinstimmung noch verbessern.<br />

Wie nach den theoretischen Vorüberlegungen erwartet, kann man aus den Korrelationsfunktionen<br />

des Systems mit frei diff<strong>und</strong>ierenden Störstellen ablesen, daß diese die<br />

elastischen Eigenschaften des Systems unbeeinflußt lassen.<br />

238


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

a)<br />

st = 0<br />

N st = 1<br />

N = 10<br />

st<br />

N = 100<br />

st<br />

N = 200<br />

st<br />

G 11<br />

(r)<br />

5·10 -6 0<br />

-5·10 -6<br />

-0.00001<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

5·10 -6 0<br />

-5·10 -6<br />

-0.00001<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

5·10 -6 0<br />

-5·10 -6<br />

-0.00001<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

5·10 -6 0<br />

-5·10 -6<br />

-0.00001<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

5·10 -6 0<br />

-5·10 -6<br />

-0.00001<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

b)<br />

N st = 0<br />

N N st = 1<br />

N = 10<br />

st<br />

N = 100<br />

st<br />

N = 200<br />

st<br />

G (r)<br />

22<br />

0.00004<br />

0.00002<br />

-0.00002 0<br />

-0.00004<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

0.00004<br />

0.00002<br />

-0.00002 0<br />

-0.00004<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

0.00004<br />

0.00002<br />

-0.00002 0<br />

-0.00004<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

0.00004<br />

0.00002<br />

-0.00002 0<br />

-0.00004<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

0.00004<br />

0.00002<br />

-0.00002 0<br />

-0.00004<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

c)<br />

N st = 0<br />

N st = 1<br />

N = 10<br />

st<br />

N = 100<br />

st<br />

N = 200<br />

st<br />

G (r)<br />

33<br />

0.00001<br />

5·10 -6<br />

-5·10 -60<br />

-0.00001<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

0.00001<br />

5·10 -6<br />

-5·10 -60<br />

-0.00001<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

0.00001<br />

5·10 -6<br />

-5·10 -60<br />

-0.00001<br />

-20<br />

0<br />

y<br />

20<br />

0.00001<br />

5·10 -6<br />

-5·10 -60<br />

-0.00001<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

0.00001<br />

5·10 -6<br />

-5·10 -60<br />

-0.00001<br />

-20<br />

20<br />

0 y<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

0<br />

x<br />

-20<br />

20<br />

x = 0 %<br />

st<br />

x = 6.41 %<br />

st<br />

Abbildung 16.5: a) Von links nach rechts ist die Verzerrungskorrelationsfunktion G 11(⃗r) in Abhängigkeit<br />

von der steigenden Konzentration der eingefrorenen Störstellen x st dargestellt (N st: Anzahl der<br />

Störstellen). Die Skala der Projektion der dreidimensionalen Kurven auf die xy-Ebene ist jeweils identisch<br />

zu der in der dreidimensionalen Darstellung. b) <strong>und</strong> c) analoge Darstellung der Korrelationsfunktionen<br />

G 22(⃗r) <strong>und</strong> G 33(⃗r) respektive.<br />

239


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

P(D 2 )<br />

20<br />

10<br />

x st<br />

= 0.000%<br />

x st<br />

= 0.032%<br />

x st<br />

= 0.320%<br />

x st<br />

= 3.205%<br />

x st<br />

= 6.410%<br />

0<br />

0 0.1 0.2<br />

D 2<br />

Abbildung 16.6: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Stärke der Nicht-Affinität P (D 2 ) für verschiedene<br />

Konzentrationen der eingefrorenen Störstellen.<br />

Die Situation ist anders, sofern die Störstellen eingefroren sind. Abbildungen 16.4 a) <strong>und</strong><br />

16.5 a) zeigen, daß die Korrelationsfunktion der Fluktuationen der Volumenverzerrungen<br />

G 11 (⃗r) einen antikorrelierten Bereich entwickelt. Die antikorrelierten Bereiche der<br />

deviatorischen <strong>und</strong> Scherfluktuationen werden ausgeprägter, verlieren jedoch an Reichweite.<br />

Im Fourier Raum (siehe Abbildung 16.4 rechte Spalte) führt dies zu niedrigeren<br />

Werten im Bereich kleiner Wellenvektoren.<br />

Zur weiteren Veranschaulichung der Auswirkungen, die diese eingefrorene Unordnung<br />

auf das geordnete Dreiecksgitter der harten Scheiben hat, sind in Abbildung 16.5 die<br />

Korrelationsfunktionen G ii (⃗r), i = 1, 2, 3 für verschiedene Störstellenkonzentrationen x st<br />

im Ortsraum exemplarisch für einzelne <strong>Simulationen</strong>, d.h. für einzelne zufällige Anordnungen<br />

der Punktstörstellen auf Zwischengitterplätzen, dargestellt. Wie bereits in der<br />

Diskussion der Nicht-Affinitäten in geordneten Strukturen dargelegt werden Antikorrelationen<br />

auch in den Korrelationsfunktionen des nicht-affinen Verschiebungsfeldes in amorphen<br />

Systemen beobachtet [120, 122, 123]. Sie werden in diesem Umfeld mit dem Auftreten<br />

ausgedehnter Vortexstrukturen im nicht-affinen Verschiebungsfeld in Verbindung<br />

gebracht. Die hier vorgelegte Analyse der Verzerrungskorrelationen des Harte Scheiben<br />

Systems wertet im Gegensatz dazu ausschließlich den affinen Anteil des Verschiebungsfeldes<br />

aus. Wie man aus Abbildung 16.6 ablesen kann bleibt das Maß der Nicht-Affinität<br />

D 2 (Definition siehe Kapitel 9.7) von den eingefrorenen Störstellen praktisch unbeeinflußt.<br />

Die Wahrscheinlichkeitsverteilung P (D 2 ) weist kaum eine Abhängigkeit von der<br />

Konzentration der eingefrorenen Störstellen auf. Die Antikorrelation wird somit in dem<br />

hier betrachteten System nicht durch nicht-affine Deformationen hervogerufen, sondern<br />

240


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

a)<br />

st = 0<br />

N st = 1<br />

N = 10<br />

st<br />

N = 100<br />

st<br />

N = 200<br />

st<br />

~<br />

G 11<br />

(k)<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

b)<br />

N st = 0<br />

N N st = 1<br />

N = 10<br />

st<br />

N = 100<br />

st<br />

N = 200<br />

st<br />

~<br />

G 22<br />

(k)<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

c)<br />

N st = 0<br />

N st = 1<br />

N = 10<br />

st<br />

N = 100<br />

st<br />

N = 200<br />

st<br />

~<br />

G 33<br />

(k)<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1<br />

0<br />

1<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

x = 0 %<br />

st<br />

x = 6.41 %<br />

st<br />

Abbildung 16.7: a) Von links nach rechts ist die Verzerrungskorrelationsfunktion ˜G 11( ⃗ k) in Abhängigkeit<br />

von der steigenden Konzentration der eingefrorenen Störstellen x st dargestellt (N st: Anzahl der<br />

Störstellen). Die Skala der Projektion der dreidimensionalen Kurven auf die xy-Ebene ist jeweils identisch<br />

zu der in der dreidimensionalen Darstellung. b) <strong>und</strong> c) analoge Darstellung der Korrelationsfunktionen<br />

˜G 22( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 33( ⃗ k) respektive.<br />

241


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

a) 0.005<br />

0.004<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

G<br />

~<br />

11<br />

(k)<br />

N st<br />

= 0<br />

N st<br />

= 1<br />

N st = 10<br />

N st<br />

= 100<br />

N st<br />

= 200<br />

-1 0 1<br />

k<br />

b)<br />

~<br />

G 22<br />

(k)<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

N st<br />

= 0<br />

N st<br />

= 1<br />

N st<br />

= 10<br />

N st = 100<br />

N st<br />

= 200<br />

c)<br />

~<br />

G 33<br />

(k)<br />

0.003<br />

0.002<br />

0.001<br />

0<br />

-1 0 1<br />

k<br />

N st<br />

= 0<br />

N st<br />

= 1<br />

N st<br />

= 10<br />

N st<br />

= 100<br />

N st = 200<br />

Abbildung 16.8: Schnitte der Korrelationsfunktionen<br />

˜G ii( ⃗ k) in Abhängigkeit von der Anzahl der<br />

Punktstörstellen in einem System von N = 3120 harten Scheiben bei ϱ ∗ = 1.0. a) ˜G ii( ⃗ k) entlang der<br />

Richtung k y = 2k x, b) ˜G 22( ⃗ k) entlang der Diagonalen <strong>und</strong> c) ˜G 33( ⃗ k) entlang der Koordinatenachsen.<br />

durch die eingefrorene Unordnung im System bewirkt. Diese ändert somit sowohl den<br />

Charakter als auch die Reichweite der nicht-lokalen Kopplungen zwischen den Fluktuationen<br />

der Verzerrungen <strong>und</strong> Spannungen. Wenn man sich in Erinnerung ruft, daß über<br />

die statische Summenregel das Integral über die Korrelationsfunktionen mit den Elementen<br />

des Nachgiebigkeitstensors verknüpft sind, so erkennt man, daß das Auftreten<br />

<strong>und</strong> die Verstärkung der Antikorrelationen zu kleineren Werten in den Elementen des<br />

Nachgiebigkeitstensors führt. Da diese das Inverse des Tensors der elastischen Konstanten<br />

sind, kann man daraus schließen, daß die Antikorrelationen zu einer Erhöhung der<br />

elastischen Module führt. Das Material wird härter.<br />

Wie sich der Anstieg der Störstellenkonzentration im Fourier Raum auswirkt ist in Abbildung<br />

16.7 gezeigt. Neben dem durch das NV T Ensemble bedingten diskontinuierlichen<br />

Sprung der Korrelationsfunktionen auf gegen Null gehende Werte für ⃗ k = ⃗0, entwickeln<br />

alle Korrelationsfunktionen nun mit steigender Konzentration der Störstellen einen immer<br />

stärker abfallenden Bereich für ⃗ k → ⃗0. Dies ist ein weiterer Hinweis darauf, daß die<br />

elastischen Konstanten des Systems im Falle fester Störstellen durch diese verändert<br />

werden. Für einen genaueren Vergleich werden in Abbildung 16.8 Schnitte der Korrelationsfunktionen<br />

im Fourier Raum entlang der Richtung k y = 2k x für ˜G 11 ( ⃗ k), entlang der<br />

Diagonalen für ˜G 22 ( ⃗ k) <strong>und</strong> entlang der Koordinatenachsen für ˜G 33 ( ⃗ k) in Abhängigkeit<br />

von der Störstellenkonzentration gezeigt. Da ˜G 11 ( ⃗ k) keinen kontinuierlichen Übergang<br />

nach ⃗ k = ⃗0 aufweist, kann nicht direkt auf das Verhalten des Kompressionsmoduls<br />

geschlossen werden. Die beiden anderen Korrelationsfunktionen sind in den gezeigten<br />

Richtungen jedoch kontinuierlich im langwelligen Grenzfall. Der starke Abfall der Korrelationsfunktion<br />

für diesen Grenzfall kann daher direkt als ein Ansteigen der zugehörigen<br />

elastischen Konstanten, d.h. des Schermoduls, interpretiert werden.<br />

Dieses so unterschiedliche Verhalten des Systems in den zwei betrachteten Fällen ist auch<br />

in den Wahrscheinlichkeitsverteilungen der mittleren Verzerrungsfluktuationen P (e j )<br />

deutlich zu erkennen. Diese wurden über Subboxen der Größe L B berechnet. Die Betrachtungen<br />

dieser Wahrscheinlichkeitsverteilungen dient nur der weiteren Illustration,<br />

da im Falle der eingefrorenen Störstellen je nach zufälliger Verteilung der Störstellen die<br />

242


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

80<br />

60<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

j = 2θ<br />

P(e j<br />

)<br />

40<br />

20<br />

0<br />

-0.04 -0.02 0 0.02 0.04<br />

e j<br />

Abbildung 16.9: Wahrscheinlichkeitsverteilungen der mittleren Verzerrungsfluktuationen in einer Subbox<br />

der linearen Ausdehnung L B = L/6 in einem System harter Scheiben mit x st = 1.0% diff<strong>und</strong>ierender<br />

Punktstörstellen.<br />

Konzentration der Störstellen x st innerhalb der Subbox schwanken wird. In Abbildung<br />

16.9 sind die Verteilungen des Systems mit frei diff<strong>und</strong>ierenden Störstellen abgebildet.<br />

Die Störstellen verändern weder die Form noch die Position oder Breite der Verteilungen<br />

(zum Vergleich: der Fall x st = 0% ist in Kapitel 15 Abbildung 15.2 a) zu sehen).<br />

Die aus den Verteilungen berechneten elastischen Konstanten sind βσ 2 K = 106.3,<br />

βσ 2 (µ + p) = 57.0, 4βσ 2 (µ + p) = 209.8 <strong>und</strong> aus P (e 2θ ) βσ 2 µ = 36.8. Dies entspricht<br />

den Werten für das störstellenfreie Harte Scheiben System <strong>und</strong> bestätigt die Erwartung<br />

aus den analytischen Vorüberlegungen, daß frei diff<strong>und</strong>ierende Punktstörstellen die<br />

elastischen Konstanten des Systems nicht beeinflußen.<br />

Im Gegensatz dazu sind die Auswirkungen der eingefrorenen Punktstörstellen in den<br />

Wahrscheinlichkeitsverteilungen der mittleren Verzerrungsfluktuationen P (e j ) gut zu erkennen.<br />

In Abbildung 16.10 ist dies für die Volumenfluktuationen e 1 <strong>und</strong> die Scherfluktuationen<br />

e 2θ gezeigt. Je mehr Punktstörstellen im System sind desto schmaler werden<br />

die Verteilungen, was einem Anstieg der entsprechenden elastischen Konstanten entspricht.<br />

Dies gilt insbesondere auch für die Volumenfluktuationen. Auch der Kompressionsmodul<br />

des Systems wird daher durch die Anwesenheit unbeweglicher Punktstörstellen<br />

erhöht.<br />

Um den gef<strong>und</strong>enen Effekt der Härtung des Materials, den die Punktstörstellen auf die<br />

elastischen Eigenschaften des Harte Scheiben Systems haben, systematischer zu Untersuchen,<br />

soll eine Skalenanalyse durchgeführt werden. Da die Skalenanalyse nach der<br />

Methode von Sengupta et al. [98] nur im Spezialfall des Dreiecksgitters <strong>und</strong> unter der<br />

nähernden Annahme isotroper Korrelationsfunktionen gültig ist, wird zunächst kontrol-<br />

243


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

a)<br />

P(e 1<br />

)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

x st = 0.03205 %<br />

x st = 0.3205 %<br />

x st = 0.9936 %<br />

x st = 3.205 %<br />

x st = 6.41 %<br />

b)<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

P(θ)<br />

x st = 0.03205 %<br />

x st<br />

= 0.3205 %<br />

x st = 0.9936 %<br />

x st<br />

= 3.205 %<br />

x st = 6.41 %<br />

20<br />

20<br />

0<br />

-0.01 0 0.01<br />

e 1<br />

0<br />

-0.01 0 0.01<br />

θ<br />

Abbildung 16.10: Wahrscheinlichkeitsverteilung der mittleren Verzerrungsfluktuationen in Abhängigkeit<br />

der Konzentration der Störstellen in einer Subbox der linearen Ausdehnung L B = L/4.<br />

liert, ob die gewichtete Überlagerung der deviatorischen <strong>und</strong> der Scherkorrelationsfunktionen<br />

auch noch in einem System mit Störstellen eine isotrope Korrelationsfunktion<br />

ergeben. Im isotropen, zweidimensionalen Festkörper gilt a 3 = 4a 2 . In Abbildung 16.11<br />

b) ist der gewichtete Mittelwert der Korrelationsfunktionen ˜G 22 ( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 33 ( ⃗ k):<br />

˜G av ( ⃗ k) = 1 (<br />

˜G22 (<br />

2 ⃗ k) + 4 ˜G 33 ( ⃗ )<br />

k)<br />

dargestellt. Die ausschließlich auf Zwischengitterplätzen des Dreiecksgitters positionierten<br />

Punktstörstellen sind kommensurabel mit diesem, daher ist ˜G av ( ⃗ k) wie im Fall<br />

x st = 0% eine isotrope Funktion von ⃗ k. Zur systematischen Untersuchung der Systeme<br />

im thermodynamischen Limes kann somit das im Kapitel 9.6 diskutierte Skalierungsverfahren<br />

zur Bestimmung der elastischen Konstanten angewendet werden.<br />

a)<br />

~<br />

G 11<br />

(k)<br />

~<br />

b) G (k)<br />

av<br />

0.01<br />

0.008<br />

0.006<br />

0.004<br />

0.002<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

ky<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

0<br />

kx<br />

-1<br />

1<br />

Abbildung 16.11: Die Korrelationsfunktionen ˜G 11( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G av( ⃗ k) im Fourier Raum in einem System<br />

aus N = 3120 harten Scheiben bei ϱ ∗ = 1.0 mit x st = 6.41% festen Störstellen.<br />

244


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

16.4. ’Finite size’ Skalierung des Nachgiebigkeits-Tensors<br />

Pro Störstellenkonzentration x st wurden jeweils 30 zufällige, feste Störstellenverteilungen<br />

simuliert <strong>und</strong> über diese Realisierungen gemittelt. In Abbildung 16.12 ist das Produkt der<br />

aus den Datensätzen berechneten gemittelten Nachgiebigkeiten im Subvolumen mit dem<br />

Größenverhältnis des Subvolumens zum Simulationsvolumen L B /L als Funktion dessen<br />

für die Störstellenkonzentrationen x st = 3.0% (Abbildung 16.12 a)) <strong>und</strong> x st = 10.0%<br />

(Abbildung 16.12 b)) aufgetragen. Die elastischen Konstanten wurden aus den Steigungen<br />

einer linearen Regression an die Daten für kleine L B /L bestimmt. In Abbildung<br />

16.13 a) ist die so berechnete Konzentrationsabhängigkeit des Kompressionsmoduls im<br />

thermodynamischen Limes bei einer Dichte ϱ ∗ = 1.0 dargestellt. Abbildung 16.13 b)<br />

zeigt das Verhalten des Schermoduls im thermodynamischen Limes [132]. Wie man sieht<br />

führt eine Konzentration von 3% zu einem Anstieg des Kompressionsmoduls um ca.<br />

5%. Der Anstieg des Schermoduls liegt bei der gleichen Störstellenkonzentration sogar<br />

bei ca. 25% . Daraus läßt sich schließen, daß selbst geringe Konzentrationen von festen<br />

Störstellen auf einem Substrat zu einer beachtlichen Härtung einer Monolage auf diesem<br />

Substrat führen.<br />

Die Änderung des isotropen Drucks im System durch das Zufügen von eingefrorenen<br />

Punktstörstellen wurde durch die Analyse jeweils einer einzelnen Realisierung der Unordnung<br />

für verschiedene Störstellenkonzentrationen x st in einem System der Größe<br />

N = 3120 abgeschätzt. Dazu wurde wie in Kapitel 15 ausführlich dargelegt vorgegangen.<br />

Abbildung 16.14 zeigt, daß der Druck mit x st leicht ansteigt. Dies ist zu erwarten, da<br />

jede eingefrorene Störstelle, das effektive Volumen des Systems um π(σ/2) 2 reduziert.<br />

Aus einer linearen Regression an den Datensatz erhält man die folgende Konzentrations-<br />

a)<br />

(L B<br />

/L)*S jj<br />

(L B<br />

)<br />

0.0025<br />

0.002<br />

0.0015<br />

0.001<br />

0.0005<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

b)<br />

(L B<br />

/L)*S jj<br />

(L B<br />

)<br />

0.0015<br />

0.001<br />

0.0005<br />

j = 1<br />

j = 2<br />

j = 3<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

L B<br />

/L<br />

0<br />

0 0.2 0.4 0.6 0.8 1<br />

L B<br />

/L<br />

Abbildung 16.12: Das Produkt der gemittelten Nachgiebigkeiten im Subvolumen mit dem Größenverhältnis<br />

des Subvolumens zum Simulationsvolumen L B/L als Funktion dessen. Die elastischen Konstanten<br />

im thermodynamischen Limes können aus der Steigung von linearen Regressionsgeraden im<br />

Bereich kleiner L B/L berechnet werden. a) Ein System mit x st = 3.0%, b) ein System mit x st = 10.0%<br />

Störstellen.<br />

245


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

a) 130<br />

b)<br />

βK<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

∆βK [%]<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

x st [%]<br />

100<br />

0 2 4 6 8 10<br />

x<br />

st [%]<br />

βµ<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

∆ βµ [%]<br />

50<br />

25<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

x st [%]<br />

30<br />

0 2 4 6 8 10<br />

x st<br />

[%]<br />

Abbildung 16.13: Abhängigkeit der elastischen Konstanten im thermodynamischen Limes von der<br />

Konzentration von festen Punktstörstellen im System: a) der Kompressionsmodul <strong>und</strong> b) der Schermodul.<br />

Die zusätzlich eingeblendeten Graphen zeigen jeweils den prozentualen Anstieg.<br />

abhängigkeit des Drucks:<br />

βσ 2 p(x st ) = 16.7 + 0.5x st<br />

Für eine Interpretation der <strong>Simulationen</strong> im Rahmen der Theorie der Dielastika berechnet<br />

man zur Charakterisierung der Defekte aus den erhaltenen Datensätzen den<br />

Tensor der elastischen Polarisierbarkeit α. Wie in den theoretischen Vorüberlegungen<br />

bereits dargelegt, sind im Falle eines isotropen Festkörpers nur zwei seiner Komponenten<br />

α K = (K −K 0 )/(x st ϱ ∗ ) <strong>und</strong> α µ = (µ−µ 0 )/(x st ϱ ∗ ) ungleich Null. Abbildung 16.15 a)<br />

zeigt die aus dem Datensatz in Abbildung 16.13 berechneten elastischen Polarisierbarkeiten<br />

in Abhängigkeit von der Konzentration der Störstellen. Wie man erkennt ist die<br />

elastische Polarisierbarkeit α K der Punktstörstellen im gesamten betrachteten Konzentrationsbereich<br />

innerhalb der Fehlerbalken nahezu konstant. Im Gegensatz dazu reagiert<br />

der Schermodul des Systems sehr viel stärker auf eine Konzentrationserhöhung. Die<br />

elastische Polarisierbarkeit α µ der Punktstörstellen kann nur im Bereich x st < 5% innerhalb<br />

der Fehlerbalken als konstant angesehen werden. D.h. die Clausius-Mosottische<br />

Formel zur Beschreibung der Änderung der elastischen Konstanten in Abhängigkeit von<br />

der Defektkonzentration kann in dem hier untersuchten Modellsystem nur im Bereich<br />

x st < 5% angewandt werden. Für höhere Defektkonzentrationen werden nichtlineare<br />

Effekte wichtig. Aus den Definitionen der elastischen Polarisierbarkeiten kann man ablesen,<br />

daß diese Energien entsprechen. Sie werden hier in Einheiten von k B T angegeben.<br />

Um die für das Modellsystem erhaltenen Zahlenwerte besser einschätzen zu können,<br />

sei zum Vergleich angemerkt, daß Kupfer mit Nickel als Fremdatomen auf Zwischengitterplätzen<br />

eine elastische Polarisierbarkeit α µ = 2.6eV bei 77 ◦ C aufweist [124]. Dies<br />

entspricht βα µ ≈ 86.2. Das untersuchte Modellsystem weist eine sehr viel kleinere elastische<br />

Polarisierbarkeit auf. Diese steigt jedoch mit der Größe der Störstellen an. Es<br />

ist viel mehr erstaunlich, daß selbst Störstellen mit σ st = 0 elastische Polarisierbarkeiten<br />

ungleich Null aufweisen! Abbildung 16.15 b) zeigt die Abhängigkeit der elastischen<br />

246


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

20<br />

βσ 2 p<br />

15<br />

0 1 2 3 4 5 6 7<br />

x<br />

st<br />

Abbildung 16.14: Der Druckanstieg im System harter Scheiben in Abhängigkeit von der Konzentration<br />

von festen Punktstörstellen im System.<br />

Polarisierbarkeiten vom Durchmesser der Störstellen σ st bei einer festen Konzentration<br />

von x st = 3.205%. Für diesen Vergleich wurden je fünf unterschiedliche Realisierungen<br />

der eingefrorenen Unordnung in einem System mit N = 3120 harten Scheiben simuliert.<br />

In ein perfektes Dreiecksgitter können Störstellen von bis zu einem maximalen Radius<br />

von σ st /2 = (1/ √ 3)(2/( √ 3ϱ ∗ )) 1/2 − 1/2 (die Gitterkonstante des Dreiecksgitters berechnet<br />

sich aus der Anzahldichte gemäß (2/( √ 3ϱ ∗ )) 1/2 ) untergebracht werden, ohne das<br />

Dreiecksgitter permanent zu verzerren. Die <strong>Simulationen</strong> wurden bei einer Dichte von<br />

ϱ ∗ = 1.0 durchgeführt. Für alle Durchmesser der Störstellen σ st < 0.24 befindet man<br />

sich im Bereich rein di<strong>elastischer</strong> Defekte. Es wurde ein System mit σ st = 0.1 <strong>und</strong> ein<br />

weiteres mit σ st = 0.2 simuliert. Ein Anstieg in der Größe der Störstellen führt zu einer<br />

a) b)<br />

2.5<br />

j = K<br />

j = µ<br />

6<br />

j = K<br />

j = µ<br />

α j<br />

2<br />

1.5<br />

α j<br />

4<br />

2<br />

1<br />

0 2 4 6 8 10<br />

x<br />

st<br />

0<br />

0 0.05 0.1 0.15 0.2<br />

σ st<br />

Abbildung 16.15: Die elastischen Polarisierbarkeiten α K <strong>und</strong> α µ eines isotropen Festkörpers aus<br />

N = 3120 harten Scheiben mit eingefrorenen Störstellen. a) Die Abhängigkeit der elastischen Polarisierbarkeiten<br />

von der Konzentration der Punktstörstellen (σ st = 0). b) Die Abhängigkeit der elastischen<br />

Polarisierbarkeiten vom Durchmesser der Störstellen σ st bei einer festen Konzentration von x st = 3.205%.<br />

247


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

a)<br />

b)<br />

0.004<br />

0.01<br />

~<br />

G 11<br />

(k)<br />

0.002<br />

0<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

N = 12480<br />

N = 17466<br />

N = 28080<br />

N = 38220<br />

-1 0 1<br />

k<br />

~<br />

G 22<br />

(k)<br />

0.005<br />

0<br />

N = 3120<br />

N = 4736<br />

N = 5822<br />

N = 12480<br />

N = 17466<br />

N = 28080<br />

N = 38220<br />

-1 0 1<br />

k<br />

Abbildung 16.16: Schnitte der Korrelationsfunktionen im Fourier Raum bei einer festen Konzentration<br />

der Störstellen von x st = 3.205% vergleichend für verschiedene Simulationsgrößen N. a) ˜G 11( ⃗ k) entlang<br />

der Richtung k y = 2k x <strong>und</strong> b) ˜G 22( ⃗ k) entlang der Diagonalen.<br />

Druckerhöhung im System. Wie man in Abbildung 16.15 b) erkennt steigen der Kompressionsmodul<br />

<strong>und</strong> damit die elastische Polarisierbarkeit α K der Störstellen stark an,<br />

wohingegen der Schermodul im Bereich der rein dielastischen Defekte vergleichsweise<br />

unempfindlich bezüglich Größenänderungen ist. Man erkennt, daß nur im Bereich sehr<br />

kleiner Störstellen, die elastische Polarisierbarkeit des Schermoduls größer ist als die des<br />

Kompressionsmoduls.<br />

Welche Bedeutung hat das Vorzeichen der elastischen Polarisierbarkeiten? Wie Kröner<br />

[124] darlegt, kann mit Hilfe der elastischen Polarisierbarkeiten die Energie einer Störstelle<br />

in einem Dehnungsfeld berechnet werden: E = − 1 2 ⃗p ind ɛ = − 1 2 αɛɛ (⃗p ind ist der induzierte<br />

Dipol). Wie man sieht, geht der das Dehnungsfeld beschreibende Verzerrungztensor<br />

ɛ quadratisch in die Energie ein. D.h. das Vorzeichen der elastischen Polarisierbarkeiten,<br />

bestimmt die Richtung der Kraftwirkung auf die Störstellen. Die positiven<br />

Polarisierbarkeiten der eingefrorenen Punktstörstellen im betrachteten Harte Scheiben<br />

System führen daher dazu, daß lokal auftretende Dehnungsfelder (z.B. durch thermisch<br />

angeregte Defekte) zu den Punktstörstellen hin wandern werden, um die Gesamtenergie<br />

des Systems zu minimieren.<br />

Bisher wurden ausschließlich Systeme mit N = 3120 harten Scheiben untersucht. Wurden<br />

mit der ’finite size’ Skalierung bereits alle Systemgrößenabhängigkeiten erfaßt? Die<br />

theoretischen Vorüberlegungen im Rahmen des ’Pinnings’ legen nahe, daß der Anstieg<br />

des Schermoduls nicht nur von der Konzentration der Störstellen, sondern auch von der<br />

absoluten Größe des Systems abhängt. Um diesen Aspekt genauer zu beleuchten werden<br />

nun im Folgenden <strong>Simulationen</strong> bei fester Störstellenkonzentration mit unterschiedlicher<br />

Systemgröße verglichen. Da der Rechenzeitaufwand mit der Systemgröße stark ansteigt,<br />

wird je nach Systemgröße über 5 bis 10 Replika des Systems, d.h. <strong>Simulationen</strong> mit<br />

verschieden, zufälligen Anordnungen der Störstellen, gemittelt. In Abbildung 16.16 sind<br />

Schnitte der Korrelationsfunktionen ˜G 11 ( ⃗ k) <strong>und</strong> ˜G 22 ( ⃗ k) im Fourier Raum bei einer festen<br />

248


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

100 βσ 2 K<br />

75<br />

50<br />

25<br />

βσ 2 (µ+p)<br />

βσ 2 µ<br />

βσ 2 p<br />

0<br />

0 10000 20000 30000 40000<br />

N<br />

Abbildung 16.17: Die Ergebnisse der Skalenanalyse eines Systems harter Scheiben mit x st = 3.205%<br />

Punktstörstellen in Abhängigkeit von der Systemgröße N.Die Daten wurden aus einer Mittelung über<br />

5 − 10 Realisierungen der eingefrorenen Unordnung berechnet.<br />

Konzentration der Störstellen von x st = 3.205% vergleichend für verschiedene Simulationsgrößen<br />

N abgebildet. Der Abfall der Korrelationsfunktionen wird, wie man in 16.16<br />

erkennt mit steigender Simulationsgröße N immer genauer aufgelöst. Die Korrelationsfunktion<br />

˜G 33 ( ⃗ k) zeigt ein analoges Verhalten.<br />

Es wurde auch eine ’finite size’ Analyse an diesen <strong>Simulationen</strong> durchgeführt. Die Form<br />

aller Skalierungsfunktionen (L B /L)S ii verändert sich im Bereich mittlerer Werte von<br />

L B /L stark mit N. Die Information über das elastische Verhalten des Systems gewinnt<br />

man jedoch aus dem linearen Bereich der Funktionen für L B /L → 0. In Abbildung<br />

16.17 sind die aus der Skalenanalyse erhaltenen Werte von Systemen mit x st = 3.205%<br />

in Abhängigkeit von der Systemgröße N aufgetragen. Man erkennt einen klaren Anstieg<br />

des Schermoduls mit der Systemgröße. Der Kompressionsmodul hingegen zeigt keine<br />

systematische Abhängigkeit von der Systemgröße N <strong>und</strong> schwankt um einen konstanten<br />

Wert. Auch der Druck im System zeigt, wie zu erwarten, keine Abhängigkeit von<br />

der Systemgröße. Die ’finite size’ Analyse der <strong>Simulationen</strong> bestätigt damit die Erwartungen<br />

aus den theoretischen Vorüberlegungen im Rahmen des Pinning-Szenarios. Der<br />

systematische Anstieg des Schermoduls mit der Systemgröße hat ihre Ursache, wie in der<br />

249


Punktstörstellen in einem Harte Scheiben System<br />

theoretischen Herleitung dargelegt, im langwelligen (aber ⃗ G ≠ ⃗0) Anteil der eingefrorenen<br />

Unordnung. Wie die in diesem Kapitel vorgestellten Studien eines Harte Scheiben<br />

Systems mit zufällig verteilten Störstellen zeigen, haben lokale Störungen der Verzerrungsfluktuationen<br />

auf die Korrelationsfunktionen G ii (⃗r) <strong>und</strong> damit auf die elastischen<br />

Eigenschaften eines Systems einen sehr starkten Einfluß. Sie führen zu einer Härtung<br />

der Monolage, die sich auf den ersten Blick durch die Clausius-Mosottische Formel der<br />

Theorie der Dielastika beschreiben läßt. Um alle durch die Punktstörstellen auftretenden<br />

Phänomene beschreiben zu können, muß das Sytem jedoch im Umfeld des Pinnings<br />

diskutiert werden. Diese Tatsache wird besonders in der Systemgrößenabhängigkeit der<br />

Schermoduls deutlich. Mit den heute zur Verfügung stehenden experimentellen Methoden<br />

der Oberflächenstrukturierung ist eine experimentelle Realisierung dieses Modellsystems,<br />

wenn auch nicht mit repulsiven Punktstörstellen so doch mit repulsiven Störstellen<br />

kleinen Durchmessers, machbar. Die dielastischen Polarisierbarkeiten in Kolloidkristallen<br />

<strong>und</strong> auch die durch die Unordnung hervorgerufene Systemgrößenabhängigkeit des<br />

Schermoduls könnten in Experimenten mit Kolloiden analog den Analysen hier direkt<br />

aus den Fluktuationen des Verzerrungsfeldes bestimmt werden.<br />

250


KAPITEL 17<br />

Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Oberflächen bzw. adsorbierte Monolagen auf Substraten werden in der Theoretischen<br />

Physik zumeist durch zweidimensionale Systeme modelliert. Die vorliegende Arbeit beschäftigte<br />

sich mit monodispersen <strong>und</strong> bidispersen, zweidimensionalen Systemen aufgr<strong>und</strong><br />

der großen Bedeutung solcher Systeme zum einen im Hinblick auf die gezielte<br />

Oberflächenstrukturierung in technologischen Fragestellungen aber auch im Hinblick<br />

auf gr<strong>und</strong>legende Fragen der Statistischen Physik bezüglich des Phasenverhaltens dieser<br />

Systeme. Es wurden zwei etablierte Modellsysteme der Statistischen Physik für die<br />

Analysen herangezogen. Die Untersuchungen zu den strukturellen Eigenschaften solcher<br />

Systeme wurden an Mischungen harter Scheiben, die den athermischen Grenzfall<br />

sphärisch symmetrischer Teilchen endlicher Ausdehnung darstellen, durchgeführt. Die<br />

Fragestellungen zu den elastischen Eigenschaften wurden am Modell eines harmonischen<br />

Kristalls überprüft.<br />

Wie die Studien von Likos <strong>und</strong> Henley [57] zeigen existieren eine Vielzahl möglicher, geordneter<br />

Strukturen, mit denen es möglich ist, den zweidimensionalen Raum zu füllen.<br />

Die in dieser Arbeit vorgelegten <strong>Simulationen</strong> verschiedener, vorgeschlagener Gitterstrukturen<br />

im NpT Ensemble zeigen jedoch, daß diese nur bei hohen hydrostatischen<br />

Drücken thermodynamisch stabile Phasen sind. Hohe äußere Drücke können nur schlecht<br />

bei der Oberflächenstrukturierung eingesetzt werden, da mit steigendem Druck die Wahrscheinlichkeit<br />

steigt, daß die Monolage in die dritte Dimension ausweicht, d. h. Falten<br />

wirft. Externe Lichtfelder bieten eine attraktive Alternative, um in solchen zweidimensionalen<br />

Systemen kontrolliert Ordnung zu induzieren. Studien an monodispersen Systemen<br />

([26, 27, 65, 66, 67]) zeigten, daß schon so einfache äußere Felder wie periodische, eindimensionale<br />

Potentiale, die Bildung der verschiedensten, interessanten Phasen induziert.<br />

In der hier vorliegenden Arbeit wurde erstmals gezeigt, welchen Einfluß solche externen<br />

Lichtfelder auf binäre Mischungen haben. An einem Modellsystem, einer binären<br />

251


Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Mischung harter Scheiben, wurde untersucht, wie sich das Einführen einer weiteren relevanten<br />

Längenskala, nämlich der Wellenlänge des externen, periodischen Potentials, auf<br />

die Ordnung im System <strong>und</strong> die Strukturbildung auswirkt.<br />

Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> von äquimolaren, binären Mischungen harter Scheiben mit<br />

einem Verhältnis der Durchmesser von σ B /σ A = 0.414 unter dem Einfluß eines externen,<br />

eindimensional, periodisch modulierten Feldes, führten zur Vorhersage neuer laserinduzierter<br />

Phänomene: der Laser Induzierten Entmischung (LID), der Rissbildung <strong>und</strong><br />

der Laser Induzierten Koexistenz eines Quadratgitters mit der fluiden Phase [33]. Im<br />

einzelnen wurden die folgenden Phasen in diesen Systemen gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> analysiert:<br />

Im Bereich niedriger Packungsdichten bzw. niedriger Potentialstärken liegt eine Modulierte<br />

Flüssigkeit vor. Die Kopplung an das externe Potential bewirkt in der binären<br />

Mischung einen strukturellen Übergang. Während im feldfreien Fall die Periodizität der<br />

Oszillationen im asymptotischen Verhalten der Paarkorrelationsfunktionen in den simulierten<br />

Mischungen durch den Radius der großen Komponente der Mischung vorgegeben<br />

ist, wird diese in der Modulierten Flüssigkeit durch die Wellenlänge des periodischen,<br />

äußeren Potentials bestimmt [33]. Im Vergleich der möglichen Ankopplungen der Teilchensorten<br />

an das äußere Feld zeigte sich, daß die kleinere Komponente der Mischung bei<br />

einer ausschließlichen Ankopplung an das äußere Feld, durchaus in der Lage ist, die ihr<br />

vorgegebene Ordnung auch auf die größere Komponente der Mischung zu übertragen.<br />

Umgekehrt gelingt dies der größeren Komponente jedoch nicht. Im Bereich mittlerer<br />

Potentialstärken wurde die Laser Induzierte Entmischung (LID) in eine monodisperse,<br />

geordnete Struktur der größeren Komponente der Mischung <strong>und</strong> eine binäre Flüssigkeit<br />

gef<strong>und</strong>en. Die Analyse der verschiedenen simulierten Systeme, zeigte, daß zwei verschiedene<br />

Ordnung induzierende Mechanismen auftreten können. Bei einer ausschließlichen<br />

Wechselwirkung der kleineren Komponente mit dem modulierten Potential treibt die<br />

Kettenbildung der kleinen Teilchen entlang der Minima des externen Potentials die Bildung<br />

von Kristalliten monodisperser Dreiecksgitterstrukturen der großen Teilchen indirekt.<br />

Sobald jedoch auch, oder ausschließlich die größere Komponente mit dem externen<br />

Feld wechselwirkt, führt die Energieminimierung durch eine optimale Anordnung der<br />

großen Komponente bezüglich der Minima des externen Feldes direkt zur Bildung monodisperser,<br />

rhombischer Kristallite [116, 133]. Im Bereich hoher Stärken des externen,<br />

periodischen Potentials zeigten die <strong>Simulationen</strong>, daß der geordnete ’locked floating solid’<br />

(LFS), das Quadratgitter im kommensurablen Fall, bei sinkender Packungsdichte<br />

im System durch eine Rissbildung senkrecht zu den Minima des externen Feldes destabilisiert<br />

wird [33]. In diesem Regime ist das Subgitter der großen Komponente noch<br />

stabil, wohingegen die kleinere Komponente entlang der Risse frei diff<strong>und</strong>ieren kann.<br />

Diese Phase steht im Kontrast zum Laser Induzierten Schmelzen (LIM) in monodispersen<br />

Systemen, in dem der ’locked floating solid’ (das Dreiecksgitter) entlang der<br />

Minima des äußeren Feldes schmilzt, da die Fluktuationen der Teilchen senkrecht zu den<br />

Minima so stark eingeschränkt ist, daß diese entkoppeln. Eine derartige Entkopplung<br />

benachbarter Potentialminima ist im Quadratgitter geometrisch blockiert. Das Laser Induzierte<br />

Frieren (LIF) gestaltet sich, je nach Ankopplungsszenario der Teilchensorten<br />

der Mischung an das externe Feld recht unterschiedlich. Bei einer ausschließlichen Wech-<br />

252


Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

selwirkung der kleineren Komponente der Mischung mit dem modulierten Feld, tritt<br />

ein breiter Bereich der Koexistenz des kommensurablen S 1 (AB) Quadratgitters mit der<br />

Modulierten Flüssigkeit im Phasendiagramm auf [33]. Das Quadratgitter entwickelt sich<br />

hierbei defektfrei. Der Vergleich von <strong>Simulationen</strong> mit unterschiedlich starker Ankopplung<br />

auch der großen Komponente der Mischung an das äußere Feld zeigt, daß diese<br />

Koexistenz nur in Systemen, in denen die Stärke der Ankopplung der großen Teilchen<br />

weniger als ein Viertel der Ankopplung der kleinen Teilchen an das modulierte Feld<br />

beträgt, zu erwarten ist. Bei stärkeren Ankopplungen der großen Komponente, insbesondere<br />

auch bei einer gleichstarken Ankopplung dieser an das externe Potential, bildet<br />

sich beim LIF -Übergang stattdessen direkt ein defektbehaftetes S 1 (AB) Quadratgitter<br />

aus. <strong>Simulationen</strong> von Systemen, in denen ausschließlich die größere Komponente der<br />

Mischung mit dem modulierten, äußeren Feld wechselwirkt, zeigen keinen Übergang in<br />

die kommensurable Quadratgitterstruktur. Die große Komponente der Mischung bildet<br />

ein rhombisches, bezüglich der Minima des äußeren Feldes orientiertes Gitter, welches<br />

durchzogen ist von unstrukturierten Ansammlungen der kleineren Komponente. Des weiteren<br />

konnte gezeigt werden, daß die neuen laser-induzierten Phänomene robust gegen<br />

leichte Variationen der Systemparameter sind. In Systemen mit ausschließlicher Wechselwirkung<br />

der kleinen Komponente der Mischung mit dem externen Potential treten das<br />

Laser Induzierte Entmischen (LID), die Rissbildung <strong>und</strong> die Koexistenz des LFS mit der<br />

Modulierten Flüssigkeit, auch bei einer zum S 1 (AB) Quadratgitter inkommensurablen<br />

Periodizität des externen Feldes auf. Mischungen mit einem Verhältnis der Druchmesser<br />

ungleich σ B /σ A = 0.414 oder auch Mischungen mit einer Konzentration der großen Komponente<br />

ungleich 50%, zeigen die neuen laser-induzierten Phänomene auch, sofern ihre<br />

Packungsdichte im für diese Phänomene relevanten Bereich liegt. Nach diesen systematischen<br />

Untersuchungen zur kontrollierten Strukturbildung in binären Mischungen unter<br />

Einfluß eines modulierten, externen Feldes mittels Monte Carlo <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong>,<br />

konzentrierte sich der zweite Teil der vorliegenden Arbeit auf die Untersuchung <strong>elastischer</strong><br />

Eigenschaften zweidimensionaler Systeme.<br />

Informationen über die elastischen Eigenschaften von Systemen der weichen Materie<br />

lassen sich, wie z.B. die in dieser Arbeit aufgestellte nicht-lokale Landau Gitterfeldtheorie<br />

zeigt, direkt aus den mikroskopischen Trajektorien der Teilchen des Systems<br />

im Ortsraum ermitteln. In der hier entwickelten Gitterfeldtheorie werden die auf einem<br />

Vergröberungsnetz berechneten mikroskopischen Verzerrungen im Sinne einer Landau<br />

Theorie als vergröbertes Ordnungsparameterfeld aufgefaßt. Unter Berücksichtigung<br />

der St. Venant Kompatibilitätsbedingungen, welche garantieren, daß das Verschiebungsfeld<br />

eindeutig aus einem vorliegenden Verzerrungsfeld berechnet werden kann, kann das<br />

Landau Funktional eines zweidimensionalen Festkörpers komplett in Abhängigkeit einer<br />

einzigen, unabhängigen Verzerrungsvariable formuliert werden. Aus diesem Funktional<br />

lassen sich im Fourier Raum analytisch die Korrelationsfunktionen der Verzerrungen herleiten<br />

[96]. Die Kenntnis dieser Korrelationsfunktionen, ermöglicht die Berechnung der<br />

elastischen Module im System. Diese können entweder direkt aus dem ⃗ k = ⃗0 Wert der<br />

Korrelationsfunktionen, oder aber auch im Falle des Schermoduls durch die Betrachtung<br />

des langwelligen Grenzfalls entlang spezieller Richtungen im Fourier Raum, bestimmt<br />

253


Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

werden. Durch die Analyse dieser Korrelationsfunktionen ist es möglich, Aussagen über<br />

die Korrelationslängen der elastischen Verzerrungen zu machen. Diese zeigen auf welchen<br />

Längenskalen nicht-lokale Kopplungen in der weichen Materie von Bedeutung sind.<br />

Monte Carlo <strong>Simulationen</strong> eines harmonischen Dreiecksgitters wurden zu einem systematischen<br />

Test dieser nicht-lokalen Landau Gitterfeldtheorie eingesetzt. In den <strong>Simulationen</strong><br />

wurde deutlich, welchen Einfluß z.B. die Wahl des statistischen Ensembles, der<br />

Randbedingungen, die Einführung eines äußeren, isotropen Drucks oder aber auch das<br />

Maß der Einbettung des ausgewerteten Volumens in ein dieses umgebendes elastisches<br />

Kontinuum auf die Verzerrungskorrelationsfunktionen hat. Insbesondere die Studien zur<br />

Einbettung des ausgewerteten Volumens in ein dieses umgebendes elastisches Kontinuum<br />

führten zu der Erkenntnis, daß in dieser Situation auch die Verzerrungskorrelationen<br />

der mikroskopischen, lokalen Rotationen ausgewertet werden müssen. Die aus den Studien<br />

des Modellsystems gewonnenen Erkenntnisse konnten in der Folge bei der Analyse<br />

eines experimentellen Systems, einem kolloidalen Kristall, erfolgreich eingesetzt werden<br />

[96, 116]. Der Vergleich der in Simulation <strong>und</strong> Experiment berechneten Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

mit den analytischen Vorhersagen, zeigt, daß die Gitterfeldtheorie<br />

nicht alle Anregungen im System erfaßt. Die Theorie sagt eine starke Diskontinuität<br />

in der Korrelationsfunktion der Volumenfluktuationen vorraus. Diese wird nur in <strong>Simulationen</strong><br />

des harmonischen Dreiecksgitters im NpT Ensemble in abgeschwächter Form<br />

sichtbar. Auch die achtfache Rotationssymmetrie dieser Korrelationsfunktion, aber auch<br />

der Korrelationsfunktion der mikroskopischen Rotationen konnte weder in den <strong>Simulationen</strong>,<br />

noch im Experiment aufgelöst werden. Die Korrelationsfunktionen im Fourier<br />

Raum nehmen in der Auswertung des Experiments <strong>und</strong> der <strong>Simulationen</strong> somit etwas<br />

zu hohe Werte an. Dies ist gleichbedeutend damit, daß das Landau Funktional in seiner<br />

Formulierung mit den lokalen, affinen Verzerrungen nicht die gesamte Energie des<br />

Systems erfaßt. Ein Teil der Energie geht in die Anregung lokaler, nicht-affiner Verzerrungen,<br />

wie z.B. virtueller Dislokations-Antidislokations Paare. Diese werden in der<br />

analytischen Theorie vernachläßigt. Die Analyse des Ausmaßes der Nicht-Affinitäten der<br />

lokalen Fluktuationen zeigt jedoch, daß diese sowohl in den <strong>Simulationen</strong> als auch im Experiment<br />

vorhanden sind. Die Auswertung experimenteller Daten zeigte, daß vor allem<br />

die Verzerrungskorrelationsfunktion der Scherfluktuationen durch topologische Defekte<br />

in der geordneten Struktur stark in ihrer räumlichen Anisotropie gestört wird. <strong>Simulationen</strong><br />

von Systemen mit eingefrorenen, topologischen Defekten legen es nahe, daß diese<br />

Störung der Verzerrungskorrelationsfunktionen v. a. durch diff<strong>und</strong>ierende Defekte hervorgerufen<br />

wird.<br />

Die Auswirkung lokaler Störungen der Verzerrungsfluktuationen auf das elastische Verhalten<br />

von Monolagen wurde abschließend an einem Modellsystem, einem System harter<br />

Scheiben mit Punktstörstellen, untersucht. Eine Interpretation dieses Modells mit eingefrorenen<br />

Störstellen als Festkörper mit lokalen Verunreinigungen auf Zwischengitterplätzen<br />

im Rahmen der Theorie der Dielastika, läßt eine Härtung der Monolage erwarten.<br />

Eine Skalenanalyse der Verzerrungsfluktuationen im simulierten Modellsystem bestätigt<br />

diese Erwartung [132]. Eine Konzentration von nur 3% Punktstörstellen führt zu einem<br />

Anstieg des Kompressionsmoduls der Monolage um 5% <strong>und</strong> einem Anstieg um 25%<br />

254


Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

im Schermodul. Theoretische Überlegungen im Rahmen der, im Umfeld von Pinning-<br />

Studien üblichen Mittelwertbildung über die Unordnung im System, deuten darauf hin,<br />

daß in einer solchen gepinnten Monolage der Schermodul systemgrößenabhängig wird.<br />

Auch diese Vorhersage konnte durch eine Skalenanalyse der Verzerrungsfluktuationen,<br />

aber auch durch die direkte Auswertung der Verzerrungskorrelationsfunktionen bestätigt<br />

werden.<br />

Mit den <strong>Simulationen</strong> zur Strukturbildung unter Einfluß eines periodischen, äußeren Feldes<br />

wurde die Tür in einen weiteren spannenden Bereich der Physik der weichen Materie<br />

aufgestoßen. Die Vielzahl der Systemparameter, die variiert werden können weckt die<br />

Neugierde darauf, ob auf diesem Wege die Bildung weiterer komplexerer Gitterstrukturen<br />

mit einfachen Mitteln induziert werden kann. Da die neu gef<strong>und</strong>enen laser-induzierten<br />

Phänomene in der vorliegenden Arbeit in einem Modellsystem, dem athermischen Harte<br />

Scheiben System, untersucht wurden, stellt sich auch die Frage, welche Rolle das Wechselwirkungspotential<br />

zwischen den Teilchen spielt. Werden Phänomene wie z.B. das Laser<br />

Induzierte Entmischen oder aber auch die Rissbildung in weniger stark repulsiven Systemen<br />

unterdrückt oder verstärkt? Die Analyse der Verzerrungskorrelationsfunktionen ihm<br />

Rahmen der nicht-lokalen Landau Gitterfeldtheorie gewährt neue Einblicke in die elastischen<br />

Eigenschaften der Systeme. An ihnen sollte bei Phasenübergängen in die ungeordnete<br />

Struktur, direkt der Verlust räumlich anisotroper Korrelationen sichtbar gemacht<br />

werden können. So wäre es sehr interessant, an den Verzerrungskorrelationsfunktionen<br />

den Übergang von der hergeleiteten, anisotropen Form in die isotrope Ornstein-Zernike<br />

Form zu verfolgen. Um weitere Einblicke in die Auswirkung nicht-affiner Anregungen auf<br />

die Form der Verzerrungskorrelationsfunktionen zu erlangen, wäre die Bestimmung der<br />

Korrelationsfunktionen in amorphen Systemen ein weiterer Schritt. In diesem Zusammenhang<br />

stellt sich auch die Frage, ob die nicht-lokale Landau Gitterfeldtheorie nicht auf<br />

elegante Weise um die bisher nicht erfaßten nicht-affinen Beiträge erweitert werden kann.<br />

Von der Seite der theoretischen Betrachtungen gibt es somit im Umfeld der vorliegenden<br />

Arbeit noch weitere spannende Fragen zu untersuchen, aber auch die experimentelle Realisierung<br />

der untersuchten Modellsysteme ist mit den heutigen Techniken durchführbar<br />

<strong>und</strong> wird uns zu neuen Erkenntnissen über die physikalischen Eigenschaften der weichen<br />

Materie verhelfen.<br />

255


256


ANHANG A<br />

Herleitung der Fluktuationsformel<br />

In diesem Appendix wird die Herleitung der Formeln zur direkten Berechnung des Spannungstensors<br />

für ein System harter Scheiben im Detail beschrieben. Sie orientiert sich<br />

an dem in [90] skizzierten Weg.<br />

Der Abstand zweier Punkte im deformierten Körper, die im nichtdeformierten Körper<br />

den Abstand ⃗ R haben, kann aus diesem wie folgt berechnet werden:<br />

r = √ ⃗r = [R i R j (δ ij + 2ɛ ij )] 1/2<br />

(A.1)<br />

ɛ ij sind hierbei die Komponenten des Lagrang’schen Verzerrungstensors.<br />

Ausgangspunkt ist der die Elastizität bestimmende Anteil der Freien Energie F :<br />

F = −kT ln Z C<br />

Das Konfigurationsintegral der klassischen, kanonischen Zustandssumme Z C läßt sich<br />

sowohl bzgl. des deformierten Zustands als auch bzgl. des <strong>und</strong>eformierten Gleichgewichtszustands<br />

formulieren. Die beiden Zustände sind gemäß der Annahmen der linearen<br />

Elastizitätstheorie über eine affine Abbildung miteinander verknüpft: r i = M ij R j . Die<br />

Transformationsmatrix M ij kann in Verbindung mit dem Lagrange’schen Verzerrungstensor<br />

gebracht werden, wenn man Gleichung (A.1) beachtet. Der direkte Vergleich liefert:<br />

[MM T ] ij = 2ɛ ij + δ ij . Bzgl. des deformierten Zustands lautet das Konfigurationsintegral<br />

Z C =<br />

∫<br />

n∏<br />

V {ɛ} γ=1<br />

d ⃗ r αβγ e − P 〈αβ〉 φ(r)/k BT<br />

257


Anhang A<br />

Für die Transformation von den Koordinaten im deformierten Zustand zu den Koordinaten<br />

im <strong>und</strong>eformierten Gleichgewichtszustand benötigt man die Jacobi-Matrix der<br />

Transformation:<br />

{<br />

J = [det(M)] N = [det(M)] 2} N/2<br />

= {det (2[ɛ] + [I])}<br />

N/2<br />

Damit lautet das Konfigurationsintegral bzgl. des <strong>und</strong>eformierten Zustands:<br />

∫<br />

Z C = e −F/kT = Π N γ=1dR ⃗ γ J({ɛ})e − P φ([Rαβ i<br />

V ({0})<br />

Der Spannungstensor<br />

R αβ<br />

j (δ ij +2ɛ ij )] 1/2 )/kT<br />

Die einfache partielle Ableitung der Freien Energie nach den Verzerrungen wird nun zur<br />

Berechnung des Spannungstensors benötigt.<br />

σ ij = 1 V<br />

= − kT<br />

V<br />

∣<br />

∂F ∣∣∣∣{ɛ}={0}<br />

∂ɛ ij<br />

( )∣<br />

∂ ∣∣∣∣{ɛ}={0}<br />

ln Z C<br />

∂ɛ ij<br />

( ∫ [(<br />

= − kT 1<br />

Π N<br />

V Z<br />

γ=1dR ⃗ γ ∂J<br />

e − P φ([Rαβ i<br />

C ∂ɛ ij<br />

(<br />

+J({ɛ}) − 1 ∑<br />

e − P φ([Rαβ i<br />

kT<br />

∂ɛ ij<br />

<br />

∂φ ∂r αβ<br />

∂r αβ<br />

)<br />

R αβ<br />

j (δ ij +2ɛ ij )] 1/2 )/kT<br />

)]∣ ) ∣∣∣∣{ɛ}={0}<br />

R αβ<br />

j (δ ij +2ɛ ij )] 1/2 )/kT<br />

Betrachten wir zunächst den zweiten Summanden dieser Gleichung. Die partielle Ableitung<br />

des Abstands nach der Verzerrung kann direkt berechnet werden:<br />

∂r αβ<br />

∂ɛ ij<br />

= 1 2<br />

2R αβ<br />

i<br />

R αβ<br />

j<br />

[R αβ<br />

i<br />

R αβ<br />

j<br />

(δ ij + 2ɛ ij )] 1/2<br />

Da die partiellen Ableitungen bzgl. {ɛ} = {0} ausgewertet werden, kann der Ausdruck<br />

durch folgenden ersetzt werden:<br />

∂φ<br />

∂r αβ ∂r αβ<br />

∂ɛ ij<br />

∂φ 1<br />

∂R αβ 2<br />

[R αβ<br />

i<br />

2R αβ<br />

i<br />

R αβ<br />

j<br />

(δ ij + 2ɛ ij )] = 1/2 φ′ (R αβ ) Rαβ i<br />

R αβ<br />

j<br />

Hierbei ist R αβ der Abstand der Teilchen α <strong>und</strong> β im <strong>und</strong>eformierten Zustand. Da das<br />

gesamte Konfigurationsintegral Z C bzgl. des <strong>und</strong>eformierten Zustands ausgewertet wird,<br />

kann auch in den Exponenten φ([R i R j (δ ij + 2ɛ ij )] 1/2 durch φ(R αβ ) ersetzt werden. Des<br />

R αβ<br />

R αβ<br />

j<br />

258


Anhang A<br />

weiteren gilt J({ɛ} = {0}) = 1. Einsetzen vereinfacht den Ausdruck für den Spannungstensor<br />

zu:<br />

( ∫ [( ∣ )<br />

σ ij = − kT 1<br />

Π N<br />

V Z<br />

γ=1dR ⃗ γ ∂J ∣∣∣∣{ɛ=0}<br />

e − P φ(Rαβ )/kT<br />

+<br />

C ∂ɛ ij<br />

( ∑ −φ ′ (R αβ ) R αβ<br />

i<br />

R αβ<br />

)])<br />

j<br />

+<br />

e − P φ(Rαβ )/kT<br />

(A.2)<br />

kT<br />

<br />

R αβ<br />

Liegt ein differenzierbares Wechselwirkungspotential vor, so ist man nun schon fast fertig.<br />

Es fehlt nur noch die Berechnung des ersten Summanden, des sogenannten kinetischen<br />

Anteils. Dazu muß die partielle Ableitung der Jacobi-Matrix bezüglich der Verzerrungen<br />

bestimmt werden:<br />

∂J<br />

= N ∂(det(2[ɛ] + [1]))<br />

(det(2[ɛ] + [1]))(N/2)−1<br />

∂ɛ ij 2 ∂ɛ ij<br />

∣<br />

∂J ∣∣{ɛ}={0}<br />

Ausgewertet an der Stelle {ɛ} = {0} ergibt das:<br />

∂ɛ ij<br />

= Nδ ij . Einsetzen ergibt für<br />

den kinetischen Anteil des Spannungstensors:<br />

σij kinet = − kT ∫<br />

1<br />

Π N<br />

V Z<br />

γ=1dR ⃗ γ Nδ ij e − P φ(Rγδ )/kT<br />

C<br />

= − kT ∫<br />

Nδ ij<br />

Π N<br />

V Z<br />

γ=1dR ⃗ γ e − P φ(Rγδ )/kT<br />

C<br />

= −NkT δ ij /V<br />

Insgesamt erhält man für die Berechnung des Spannungstensors in einem System mit<br />

differenzierbaren Wechselwirkungspotential die folgenden Formel:<br />

σ ij = 1 V<br />

∂F<br />

∂ɛ ij<br />

∣<br />

∣∣{ɛ}={0}<br />

= 1 V<br />

〈 ∑<br />

<br />

φ ′ (R αβ ) Rαβ i<br />

R αβ 〉<br />

j<br />

R αβ − Nk BT δ ij<br />

V<br />

Im Falle eines nicht-differenzierbaren Potentials muß eine passende Grenzfallbetrachtung<br />

für den zweiten Summanden in Gleichung (A.2) vorgenommen werden. Das Produkt<br />

Π N γ=1 liefert N gleiche Integrationsterme. Die Summe ∑ <br />

ist eine Summe über<br />

eindeutige Paare < αβ > <strong>und</strong> liefert daher N(N − 1)/2 Terme. Jeder einzelne dieser<br />

N(N − 1)/2 Terme der Summe läßt sich wie folgt umschreiben (das Paar < αβ > wird<br />

aus der Summe gezogen):<br />

∫<br />

d ⃗ R α d ⃗ R β [<br />

−φ ′ (R αβ ∫<br />

)<br />

e −φ(Rαβ )/kT<br />

kT<br />

Π N γ=1,γ≠α,β d ⃗ R γ (e − P ≠<br />

φ(R γδ )<br />

kT<br />

)<br />

R<br />

αβ<br />

i<br />

R αβ ]<br />

j<br />

R αβ<br />

259


Anhang A<br />

Man verwendet den allgemeinen Zusammenhang:<br />

[<br />

]<br />

d e −φ(Rαβ )/kT<br />

dR αβ = − φ′ (R αβ )<br />

kT<br />

e −φ(Rαβ )/kT<br />

um diese Formel weiter umzuschreiben <strong>und</strong> erhält:<br />

∫<br />

[ ∫ (<br />

)]<br />

dR ⃗ α dR ⃗ β d[e(−φ(Rαβ )/kT ]<br />

dR αβ Π N γ≠α,β d R ⃗ γ e − P ≠ φ(Rγδ )/kT R<br />

αβ<br />

i<br />

R αβ<br />

j<br />

R αβ<br />

(A.3)<br />

Die bisherige Rechnung gilt für ein allgemeines Wechselwirkungspotential φ. Jetzt wird<br />

der Spezialfall eines Harte Scheiben Systems betrachtet. Dies entspricht dem ’athermischen<br />

Limes’, in dem der Boltzmannfaktor e −φ(Rαβ )/kT in eine Stufenfunktion übergeht,<br />

mit Stufen bei R αβ = a (von 0 auf 1) <strong>und</strong> R αβ = b (von 1 auf 0) im geb<strong>und</strong>enen Paar.<br />

Für eine Stufenfunktion gilt:<br />

[<br />

]<br />

d e −φ(Rαβ )/kT<br />

→ [δ(R αβ − a) − ν αβ δ(R αβ − b)] = ∆ αβ<br />

dR αβ<br />

Der Faktor ν αβ gibt an, ob das Paar geb<strong>und</strong>en ist ν αβ = 1 oder nicht ν αβ = 0. Letzteres<br />

entspricht dem reinen Harte Scheiben System.<br />

Nach einsetzten dieser Dirac’schen Deltafunktionen wird Gleichung (A.3) zu:<br />

∫<br />

[ ∫ (<br />

)]<br />

dR ⃗ α dR ⃗ β ∆ αβ Π N γ≠α,β d R ⃗ γ e − P ≠ φ(Rγδ )/kT R<br />

αβ<br />

i<br />

R αβ<br />

j<br />

R αβ<br />

Der hintere Teil des Integranden ist eine stetige Funktion, die nur in R αβ = a (für<br />

ν αβ = 0) <strong>und</strong> falls ν αβ = 1 in R αβ = b ausgewertet wird.<br />

Der Idee von Farago et al. [90] folgend ersetzt man nun diesen funktionalen Zusammenhang<br />

durch einen beliebigen anderen, der leichter zu handhaben sein sollte, aber genau<br />

an der Stelle ( R ⃗ α , R ⃗ β ) den gleichen Wert aufweist. Sei<br />

[ ∫ (<br />

)]<br />

˜p( R ⃗ α , R ⃗ β ) = 1 Π N γ≠α,β<br />

Z d R ⃗ γ e − P ≠ φ(Rγδ )/kT<br />

C<br />

Die neue Funktion p( R ⃗ α , R ⃗ β ), die ˜p( R ⃗ α , R ⃗ β ) ersetzen soll <strong>und</strong> welche die Wahrscheinlichkeit<br />

angibt ein Atom α am Ort R ⃗ α <strong>und</strong> ein Atom β am Ort R ⃗ β zu finden, ist:<br />

p( R ⃗ α , R ⃗ β ) = 1<br />

∫<br />

e −φ(Rαβ )/kT<br />

Π N γ≠α,β<br />

Z d R ⃗ γ e − P ≠ φ(Rγδ )/kT<br />

C<br />

Für a < R αβ < b liefert p( R ⃗ α , R ⃗ β ) die gleichen Werte wie die Orginalfunktion ˜p( R ⃗ α , R ⃗ β ),<br />

da in diesem Bereich φ(R αβ ) = 0 gilt! Einsetzen in Gleichung (A.3) liefert:<br />

∫ (<br />

R<br />

αβ<br />

dR ⃗ α dR ⃗ β i<br />

R αβ<br />

) 〈<br />

j<br />

R<br />

αβ<br />

R αβ ∆ αβ p( R ⃗ α , R ⃗ β i<br />

R αβ 〉<br />

j<br />

) =<br />

R αβ ∆ αβ<br />

260


Anhang A<br />

Die Interpretation des Integrals als Ensemblemittelwert ist möglich aufgr<strong>und</strong> der Wahl<br />

von p( ⃗ R α , ⃗ R β )!<br />

Die Summation der N(N − 1)/2 Terme dieser Art liefert den Konfigurations-Anteil des<br />

Spannungstensors:<br />

( 〈<br />

σij<br />

konf = − kT ∑ R<br />

αβ<br />

i<br />

R αβ 〉)<br />

j<br />

V<br />

R αβ ∆ αβ<br />

<br />

Für ein nicht differenzierbares Wechselwirkungspotential ist zur Bestimmung des Spannungstensors<br />

daher folgender Ausdruck auszuwerten:<br />

σ ij = σ konf<br />

ij<br />

+ σ kinet<br />

ij<br />

= − kT<br />

V<br />

( ∑<br />

<br />

〈<br />

R<br />

αβ<br />

i<br />

R αβ 〉 )<br />

j<br />

R αβ ∆ αβ + Nδ ij<br />

Die Herleitung der Formel zur Berechnung des Elastizitätstensors verläuft analog. Ist<br />

aber noch aufwendiger, da die zweite partielle Ableitung der Freien Energie nach den<br />

Verzerrungen benötigt wird. Die Berechnung ist in Farago et al. [90] in einem Appendix<br />

skizziert. Es ist jedoch zu beachten, daß dort ein Vorzeichenfehler auftritt. In Gleichung<br />

(15) bzw. im Appendix (A27) muß der zweite Summand innerhalb der geschweiften<br />

Klammer addiert, statt subtrahiert werden. Die korrekte Fluktuationsformel ist in Kapitel<br />

7 der hier vorliegenden Arbeit angegeben.<br />

261


262


ANHANG B<br />

Herleitung der Verzerrungskorrelationsfunktionen mit finiten<br />

Differenzen<br />

Die dargelegte Herleitung der Verzerrungskorrelationsfunktionen ist in ihrer Berücksichtigung<br />

der diskreten Natur des Systems noch nicht ganz konsistent, da die Variablen<br />

bezüglich ihrer Ableitungen noch als kontinuierlich betrachtet wurden. Dies vereinfacht<br />

<strong>und</strong> verkürzt die Darstellung erheblich, so daß der Blick auf das Ziel, der Herleitung der<br />

Korrelationsfunktionen, nicht unnötig verschleiert wurde. Im Folgenden werden nun auch<br />

die Ableitungen als finite Differenzen genähert. Zudem wird auch der Wellenvektor ⃗ k als<br />

diskret behandelt. Die Definitionen der Diskreten Fourier Transformationen schreiben<br />

sich dann:<br />

e (n,m) = 1 V<br />

∑<br />

e i 2π L (pn+qm)a ẽ (p,q)<br />

p,q<br />

ẽ (p,q) = V ∑<br />

e −i 2π L (pn+qm)a e<br />

N<br />

(n,m)<br />

n,m<br />

δ (p,q),(p ′ ,q ′ ) = 1 ∑<br />

N<br />

δ (n,m),(n ′ ,m ′ ) = 1 N<br />

n,m<br />

∑<br />

p,q<br />

e i 2π L ((p−p′ )n+(q−q ′ )m)a<br />

e −i 2π L (p(n−n′ )+q(m−m ′ ))a<br />

Die benötigten Ableitungen der Verzerrungen (hier steht ausnahmsweise e für e i ,(i =<br />

1 − 3), um das Anhäufen von Indizes zu vermeiden) sind nun im Einzelnen:<br />

∂e<br />

∂x ≈ e (n+1,m) − e (n−1,m)<br />

2a<br />

263


Anhang B<br />

= 1 V<br />

= 1 V<br />

= 1 V<br />

1<br />

2a<br />

1<br />

2a<br />

i<br />

a<br />

∑<br />

p,q<br />

∑<br />

p,q<br />

ẽ (p,q)<br />

[<br />

e i 2π L (p(n+1)+qm)a − [e i 2π L (p(n−1)+qm)a]<br />

ẽ (p,q)<br />

[<br />

e i 2π L (pn+qm)a ( e i 2π L pa − [e −i 2π L pa)]<br />

∑<br />

( )<br />

ẽ (p,q) e i 2π 2π<br />

L (pn+qm)a sin<br />

L pa<br />

p,q<br />

∂e<br />

∂y<br />

≈<br />

e (n,m+1) − e (n,m−1)<br />

2a<br />

= 1 1 ∑ [<br />

ẽ<br />

V 2a (p,q) e i 2π L (pn+q(m+1))a − [e i 2π (pn+q(m−1))a]<br />

L<br />

p,q<br />

= 1 1 ∑ [<br />

(<br />

ẽ<br />

V 2a (p,q) e i 2π L (pn+qm)a e i 2π L qa − [e −i 2π qa)] L<br />

p,q<br />

= 1 i ∑<br />

( )<br />

ẽ<br />

V a (p,q) e i 2π 2π<br />

L (pn+qm)a sin<br />

L qa<br />

p,q<br />

∂ 2 e<br />

∂x 2 ≈ 1 (<br />

e(n+2,m) − e (n,m)<br />

2a 2a<br />

= 1 1 ∑<br />

V 4a 2<br />

= 1 V<br />

p,q<br />

1 ∑<br />

2a 2<br />

p,q<br />

∂ 2 e<br />

∂y 2 ≈ 1 (<br />

e(n,m+2) − e (n,m)<br />

2a 2a<br />

= 1 1 ∑<br />

V 4a 2<br />

= 1 V<br />

p,q<br />

1 ∑<br />

2a 2<br />

p,q<br />

− e )<br />

(n,m) − e (n−2,m)<br />

2a<br />

ẽ (p,q) e i 2π L (pn+qm)a [ e i 2π L 2pa − 1 − 1 + e −i 2π L 2pa]<br />

( ) ]<br />

ẽ (p,q) e i 2π 4π<br />

L<br />

[cos<br />

(pn+qm)a L pa − 1<br />

− e )<br />

(n,m) − e (n,m−2)<br />

2a<br />

ẽ (p,q) e i 2π L (pn+qm)a [ e i 2π L 2qa − 1 − 1 + e −i 2π L 2qa]<br />

( ) ]<br />

ẽ (p,q) e i 2π 4π<br />

L<br />

[cos<br />

(pn+qm)a L qa − 1<br />

∂ 2 e<br />

∂x∂y<br />

≈ 1 (<br />

e(n+1,m+1) − e (n−1,m+1)<br />

2a<br />

2a<br />

= 1 1 ∑<br />

V 4a 2<br />

p,q<br />

− e )<br />

(n+1,m−1) − e (n−1,m−1)<br />

2a<br />

ẽ (p,q) e i 2π L (pn+qm)a[ e i 2π L (pa+qa) − e i 2π L (−pa+qa)<br />

−e i 2π L (pa−qa) + e i 2π L (−pa−qa)]<br />

264


= 1 V<br />

= 1 V<br />

1 ∑<br />

4a 2 ẽ (p,q) e i 2π (pn+qm)a[ ( L e i 2π L pa e i 2π L qa − e −i 2π qa) L<br />

p,q<br />

−e −i 2π L pa ( e i 2π L qa − e −i 2π L qa) ]<br />

i ∑<br />

2a 2 ẽ (p,q) e i 2π L<br />

[sin<br />

(pn+qm)a<br />

p,q<br />

( ) ( )]<br />

2π 2π<br />

L qa 2i sin<br />

L pa<br />

( ) ( )<br />

ẽ (p,q) e i 2π 2π 2π<br />

L (pn+qm)a sin<br />

L qa sin<br />

L pa<br />

= − 1 1 ∑<br />

V a 2 p,q<br />

= 1 (<br />

e(n+1,m+1) − e (n+1,m−1)<br />

2a<br />

2a<br />

≈<br />

∂2 e<br />

∂y∂x<br />

− e )<br />

(n−1,m+1) − e (n−1,m−1)<br />

2a<br />

Die Kompatibilitätsbedingung von St. Venant schreibt sich nun als:<br />

⃗∆ 2 e 1 − (∆ 2 x − ∆ 2 y)e 2 − 4∆ x ∆ y e 3 = 0<br />

Einsetzen der Definitionen der diskreten Fourier Transformationen ergibt:<br />

1 1 ∑<br />

( ) ( ) ]<br />

V 2a 2 ẽ 1,(p,q) e i 2π 4π 4π<br />

L<br />

[cos<br />

(pn+qm)a L pa − 1 + cos<br />

L qa − 1<br />

p,q<br />

− 1 1 ∑<br />

( ) ( ) ]<br />

V 2a 2 ẽ 2,(p,q) e i 2π 4π 4π<br />

L<br />

[cos<br />

(pn+qm)a L pa − 1 − cos<br />

L qa + 1<br />

p,q<br />

− 4 −1 ∑<br />

( ) ( )]<br />

V a 2 ẽ 3,(p,q) e i 2π 2π 2π<br />

L<br />

[sin<br />

(pn+qm)a L pa sin<br />

L qa = 0<br />

p,q<br />

Anhang B<br />

bzw.<br />

∑<br />

p,q<br />

− cos<br />

(<br />

1<br />

2ẽ1,(p,q)<br />

[ ( ) ( ) ]<br />

4π 4π<br />

cos<br />

L pa + cos<br />

L qa − 2 − 1 [ ( ) 4π<br />

cos<br />

2ẽ2,(p,q) L pa<br />

( ) 4π ] [ ( ) ( )] ) 2π 2π<br />

L qa + 4ẽ 3,(p,q) sin<br />

L pa sin<br />

L qa e i 2π L (pn+qm)a = 0<br />

Der gesamte Ausdruck wird nun in den Fourier Raum transformiert.<br />

(<br />

∑ ∑ 1<br />

V<br />

N<br />

n,m<br />

− cos<br />

p,q<br />

2ẽ1,(p,q)<br />

[ ( ) ( ) ]<br />

4π 4π<br />

cos<br />

L pa + cos<br />

L qa − 2 − 1 [ ( ) 4π<br />

cos<br />

2ẽ2,(p,q) L pa<br />

( ) 4π ] [ ( ) ( )] ) 2π 2π<br />

L qa + 4ẽ 3,(p,q) sin<br />

L pa sin<br />

L qa e i 2π L (pn+qm)a e −i 2π L (p′ n+q ′ m)a<br />

265


Anhang B<br />

= V N<br />

(<br />

∑ ∑ 1<br />

n,m<br />

− cos<br />

= V ∑ p,q<br />

p,q<br />

2ẽ1,(p,q)<br />

[ ( ) ( ) ]<br />

4π 4π<br />

cos<br />

L pa + cos<br />

L qa − 2 − 1 [ ( ) 4π<br />

cos<br />

2ẽ2,(p,q) L pa<br />

( ) 4π ] [ ( ) ( )] ) 2π 2π<br />

L qa + 4ẽ 3,(p,q) sin<br />

L pa sin<br />

L qa e i 2π L ((p−p′ )na+(q−q ′ )ma<br />

(<br />

1<br />

2ẽ1,(p,q)<br />

[ ( ) ( ) ]<br />

4π 4π<br />

cos<br />

L pa + cos<br />

L qa − 2 − 1 [ ( ) 4π<br />

cos<br />

2ẽ2,(p,q) L pa<br />

( ) 4π ] [ ( ) ( )] ) 2π 2π<br />

− cos<br />

L qa + 4ẽ 3,(p,q) sin<br />

L pa sin<br />

L qa 1<br />

N<br />

= V ∑ p,q<br />

(<br />

1<br />

2ẽ1,(p,q)<br />

∑<br />

[ ( ) ( ) ]<br />

4π 4π<br />

cos<br />

L pa + cos<br />

L qa − 2 − 1 2ẽ2,(p,q)<br />

n,m<br />

[<br />

e i 2π L ((p−p′ )na+(q−q ′ )ma<br />

( ) 4π<br />

cos<br />

L pa<br />

( ) 4π ] [ ( ) ( )] ) 2π 2π<br />

− cos<br />

L qa + 4ẽ 3,(p,q) sin<br />

L pa sin<br />

L qa δ (p,p ′ ),(q,q ′ ) = 0<br />

Wie man sieht, muß jeder Summand für sich bereits gleich Null sein, so daß<br />

[ ( ) ( ) ]<br />

1<br />

4π 4π<br />

cos<br />

2ẽ1,(p,q) L pa + cos<br />

L qa − 2 − 1 [ ( ) 4π<br />

cos<br />

2ẽ2,(p,q) L pa ( ) 4π ] [ ( ) ( )]<br />

2π 2π<br />

− cos<br />

L qa + 4ẽ 3,(p,q) sin<br />

L pa sin<br />

L qa = 0<br />

Diese Bedingung kann unter Zuhilfenahme trigonometrischer Relationen, wie cos(2a) =<br />

cos 2 (a) − sin 2 (a) <strong>und</strong> cos 2 (a) = 1 − sin 2 (a) weiter vereinfacht werden:<br />

[ ( ) ( ) ]<br />

1 4π 4π<br />

cos<br />

2 L pa + cos<br />

L qa − 2<br />

= 1 ( ) ( ( ) ( ) ]<br />

2π 2π 2π 2π<br />

[cos 2<br />

2 L pa − sin<br />

)) 2<br />

L pa + cos 2 L qa − sin 2 L qa − 2<br />

= 1 ( ) ( ( ) ( ) ]<br />

2π 2π 2π 2π<br />

[1 − sin 2<br />

2<br />

L pa − sin<br />

)) 2<br />

L pa + 1 − sin 2 L qa − sin 2 L qa − 2<br />

= 1 ( ) ( )]<br />

2π 2π<br />

[−2 sin 2<br />

2<br />

L pa − 2 sin 2 L qa ( ) ( )]<br />

2π 2π<br />

= −<br />

[sin 2 L pa + sin 2 L qa<br />

Analog gilt:<br />

− 1 [ ( ) ( )]<br />

4π 4π<br />

cos<br />

2 L pa − cos<br />

L qa<br />

= − 1 ( ) ( ( ) ( )]<br />

2π 2π 2π 2π<br />

[1 − sin 2<br />

2<br />

L pa − sin<br />

)) 2<br />

L pa − 1 + sin 2 L qa + sin 2 L qa<br />

266


Anhang B<br />

=<br />

[sin 2 ( 2π<br />

L pa )<br />

− sin 2 ( 2π<br />

L qa )]<br />

Damit vereinfacht sich die St. Venant Kompatibilitätsbedingung zu:<br />

ẽ 1,(p,q)<br />

[<br />

sin 2 ( 2π<br />

L pa )<br />

+ sin 2 ( 2π<br />

L qa )]<br />

+ ẽ 2,(p,q)<br />

[<br />

sin 2 ( 2π<br />

L pa )<br />

− sin 2 ( 2π<br />

L qa ) ]<br />

+ 4ẽ 3,(p,q)<br />

[sin<br />

( ) ( )]<br />

2π 2π<br />

L pa sin<br />

L qa<br />

Diese Gleichung hat dieselbe Struktur, wie die in der ’halbdiskreten’ Herleitung verwendete.<br />

Auch die Gleichgewichtsbedingungen lassen sich im Fourier Raum wieder durch<br />

Gleichungen analoger Struktur darstellen:<br />

( ) ( )<br />

2π 2π<br />

(a 1 ẽ 1 + a 2 ẽ 2 ) sin<br />

L pa + a 3 ẽ 3 sin<br />

L qa = 0<br />

( ) ( )<br />

2π 2π<br />

(a 1 ẽ 1 − a 2 ẽ 2 ) sin<br />

L qa + a 3 ẽ 3 sin<br />

L pa = 0<br />

= 0<br />

Man kann daher direkt auf die Form der einzelnen, mathematischen Kerne ˜Q ij schließen:<br />

( ) ( 2a3 − 4a 2 sin ( 2π<br />

L<br />

ẽ 1 = −<br />

pa) sin ( 2π<br />

L qa)<br />

)<br />

a 1 + a 2 sin 2 ( 2π<br />

L pa) + sin 2 ( 2π<br />

L qa) ẽ 3<br />

( ) ( 4a1 + 2a 3 sin ( 2π<br />

L<br />

ẽ 2 = −<br />

pa) sin ( 2π<br />

L qa)<br />

)<br />

a 1 + a 2 sin 2 ( 2π<br />

L pa) − sin 2 ( 2π<br />

L qa) ẽ 3<br />

( ) (<br />

a3 − 2a 2 sin 2 ( 2π<br />

L<br />

ẽ 1 =<br />

pa) − sin 2 ( 2π<br />

L qa)<br />

)<br />

2a 1 + a 3 sin 2 ( 2π<br />

L pa) + sin 2 ( 2π<br />

L qa) ẽ 3<br />

Die mathematische Struktur der Korrelationsfunktionen im Fourier Raum bleibt daher<br />

auch erhalten:<br />

˜G ii ( ⃗ k ≠ ⃗0) −1 = a i + k 2 c i + k 4 c ′ i +<br />

3∑<br />

j=1,j≠i<br />

(a j + c j k 2 + c ′ jk 4 )( ˜Q ji ( ⃗ k)) 2<br />

˜G ii ( ⃗ k = ⃗0) −1 = a i<br />

267


268


ANHANG C<br />

Hydrostatischer Druck im binären Fluid<br />

Analog der Herleitung des Zusammenhangs zwischen dem hydrostatischen Druck in<br />

einem monodispersen harte Kugel Fluid <strong>und</strong> der Paarkorrelationsfunktion bzw. ihres<br />

Kontaktwerts (siehe z.B. [134]) läßt sich ein solcher Zusammenhang auch für eine binäre<br />

Harte Scheiben Mischung herleiten. Betrachtet man für ein klassisches Gas das Äquipartitionsprinzip<br />

<strong>und</strong> den Virialsatz, so sieht man, daß man den hydrostatischen Druck<br />

im Fluid mit Hilfe der Virialgleichung berechnen kann. In zweidimensionalen Systemen<br />

lautet diese:<br />

∫<br />

p<br />

ϱk B T = 1 − 1 1<br />

2Nk B T Z N (V, T )<br />

d⃗r N e −βV ( ⃗ r N )<br />

Das Paarpotential für die Mischung läßt sich wie folgt darstellen:<br />

V (⃗r N ) = 1 2<br />

N A ∑<br />

i,j≠i<br />

v AA (r ij ) + 1 2<br />

N B ∑<br />

i,j≠i<br />

N A<br />

i<br />

N∑<br />

⃗r i ∇ i V (⃗r N )<br />

i<br />

N B<br />

∑ ∑<br />

v BB (r ij ) + v AB (r ij )<br />

Man berechnet zunächst das Integral in der Virialgleichung:<br />

∫<br />

∫<br />

∫<br />

d⃗r N e −βV (⃗rN )<br />

d⃗r N e −βV (⃗rN )<br />

d⃗r N e −βV (⃗rN ) 1 2<br />

N∑<br />

⃗r i ∇ i V (⃗r N ) =<br />

i<br />

N∑<br />

i<br />

( NA<br />

1<br />

( ∑N A<br />

⃗r i ∇ i<br />

2<br />

k,l≠k<br />

∑<br />

i<br />

⎡<br />

∑N A<br />

⃗r i<br />

⎣<br />

k,l≠k<br />

v AA (r kl ) +<br />

∂v AA (r kl )<br />

∂⃗r i<br />

+<br />

N B ∑<br />

k,l≠k<br />

N B ∑<br />

k,l≠k<br />

∑ ∑<br />

v BB (r kl ) + 2<br />

j<br />

N A<br />

k<br />

N B<br />

∂v BB (r kl ) ∑N A ∑N B<br />

+ 2<br />

∂⃗r i<br />

k<br />

l<br />

)<br />

v AB (r kl ) =<br />

l<br />

⎤<br />

∂v AB (r kl )<br />

⎦ +<br />

∂⃗r i<br />

269


Anhang C<br />

=<br />

N B<br />

∑<br />

+<br />

∫<br />

i<br />

⎡<br />

∑N A<br />

⃗r i<br />

⎣<br />

k,l≠k<br />

d⃗r N e −βV (⃗rN ) 1 2<br />

N B<br />

∑ ∑<br />

+<br />

i<br />

N B<br />

l≠i<br />

∂v AA (r kl )<br />

∂⃗r i<br />

+<br />

( NA<br />

∑ ∑<br />

i<br />

N A<br />

l≠i<br />

∂v BB (r il ) ∑N B<br />

⃗r i + 2<br />

∂⃗r i<br />

N B ∑<br />

k,l≠k<br />

∂v BB (r kl ) ∑N A ∑N B<br />

+ 2<br />

∂⃗r i<br />

∂v AA (r il ) ∑N A<br />

⃗r i + 2<br />

∂⃗r i<br />

i<br />

N A<br />

∑<br />

l<br />

)<br />

∂v AB (r il )<br />

⃗r i<br />

∂⃗r i<br />

i<br />

N B<br />

∑<br />

l<br />

k<br />

l<br />

⃗r i<br />

∂v AB (r il )<br />

∂⃗r i<br />

∂v AB (r kl )<br />

∂⃗r i<br />

⎤ )<br />

⎦<br />

Die Doppelsummen über gleiche Teilchensorten enthalten jeweils N A (N A − 1) bzw.<br />

N B (N B − 1) Paare vom Typ: P 12 = ⃗r 1 (∂v(r 12 )/∂ ⃗r 1 ) + ⃗r 2 (∂v(r 21 )/∂ ⃗r 2 ). Für das Paarpotential<br />

gilt v(r 12 ) = v(r 21 ). Man kann daher den Term in Abhängigkeit von r 12<br />

darstellen: P 12 = ⃗r 1 (∂v(r 12 )/∂r 12 ) (∂r 12 /∂ ⃗r 1 ) + ⃗r 2 (∂v(r 12 )/∂r 12 ) (∂r 12 /∂ ⃗r 2 ). Mit r 12 =<br />

(r1 2 + r2 2 − 2⃗r 1 ⃗r 2 ) 1/2 folgt ∂r 12<br />

∂ ⃗r 1<br />

= 1<br />

r 12<br />

(⃗r 1 − ⃗r 2 ) <strong>und</strong> ∂r 12<br />

∂ ⃗r 2<br />

= 1<br />

r 12<br />

(⃗r 2 − ⃗r 1 ). Setzt man dies ein<br />

so erhält man<br />

P 12 = ∂v(r 12)<br />

∂r 12<br />

1<br />

r 12<br />

(<br />

r<br />

2<br />

1 + r 2 2 − 2⃗r 1 ⃗r 2<br />

)<br />

= r12<br />

∂v(r 12 )<br />

∂r 12<br />

Die beiden gemischten Doppelsummen enthalten N A N B Paare<br />

∂v AB (r 1A2B ) ∂v AB (r 2B1A ) ∂v AB (r 1A2B )<br />

Q 12 = r⃗<br />

1A + r⃗<br />

2B = r 1A2B<br />

∂ ⃗<br />

∂r⃗<br />

2B<br />

r 1A<br />

Einsetzen in das Integral liefert:<br />

[ ( ∫ ∫<br />

1<br />

N A (N A − 1) d⃗r 1<br />

2<br />

(<br />

∫ ∫<br />

+ N B (N B − 1) d⃗r 1<br />

∫<br />

+<br />

(2N A N B<br />

d⃗r 1<br />

∫<br />

∫<br />

∂v AA (r 12 )<br />

d⃗r 2 r 12<br />

∂r 12<br />

∫<br />

∂v BB (r 12 )<br />

d⃗r 2 r 12<br />

∂r 12<br />

d⃗r 2 r 12<br />

∂v AB (r 12 )<br />

∂r 12<br />

∫<br />

∫<br />

d⃗r N A−2<br />

d⃗r N A<br />

∫<br />

d⃗r N A−1<br />

∫<br />

∂r 1A2B<br />

)<br />

d⃗r N B<br />

e −βV (⃗rN )<br />

)<br />

d⃗r NB−2 e −βV (⃗rN )<br />

) ]<br />

d⃗r NB−1 e −βV (⃗rN )<br />

Dies kann man nun auf die reduzierten Verteilungsfunktionen umschreiben <strong>und</strong> dann im<br />

Falle eines homogenen, isotropen Systems durch die jeweiligen radialen Paarverteilungsfunktionen<br />

ausdrücken. Die Verteilungsfunktionen für die Mischung lauten:<br />

f (n)A<br />

N<br />

( r ⃗N<br />

) =<br />

f (n)B<br />

N<br />

( r ⃗N<br />

) =<br />

f (n+m)AB<br />

N<br />

( r ⃗N<br />

) =<br />

∫<br />

∫<br />

∫<br />

d<br />

⃗<br />

r N A−n<br />

d ⃗ r N A<br />

d<br />

⃗<br />

∫<br />

r N A−n<br />

∫<br />

d ⃗ r N B fN (⃗r)<br />

dr N ⃗ B−n f N (⃗r)<br />

∫<br />

dr NB−m ⃗ f N (⃗r)<br />

270


Anhang C<br />

Daraus erhält man die reduzierten Verteilungsfunktionen für die Mischung:<br />

∫ ∫<br />

ϱ (n)A<br />

N ( ⃗r n N A ! 1<br />

) =<br />

dr ⃗<br />

(N A − n)! Z N (V, T )<br />

N A−n dr N⃗<br />

B e<br />

−βV ( r ⃗N<br />

)<br />

∫ ∫<br />

ϱ (n)B<br />

N ( ⃗r n N B ! 1<br />

) =<br />

dr ⃗<br />

(N B − n)! Z N (V, T )<br />

N A dr N ⃗ B−n e −βV ( r ⃗N<br />

)<br />

∫ ∫<br />

ϱ (n+m)AB<br />

N<br />

( ⃗r n N A ! N B ! 1<br />

) =<br />

dr ⃗<br />

(N A − n)! (N B − m)! Z N (V, T )<br />

N A−n dr NB−m ⃗ e −βV ( ⃗<br />

Mit diesen Definitionen schreibt sich das Integral wie folgt:<br />

[ (∫ ∫<br />

) (∫ ∫<br />

1<br />

∂v AA (r 12 )<br />

d⃗r 1 d⃗r 2 r 12 ϱ (2)A<br />

N<br />

2<br />

∂r (⃗r 1, ⃗r 2 ) + d⃗r 1<br />

12<br />

( ∫<br />

+ 2<br />

d⃗r 1<br />

∫<br />

∂v AB (r 12 )<br />

d⃗r 2 r 12 ϱ (1+1)AB<br />

N<br />

(⃗r 1 , ⃗r 2 )<br />

∂r 12<br />

) ]<br />

r N )<br />

∂v BB (r 12 )<br />

d⃗r 2 r 12 ϱ (2)B<br />

N<br />

∂r (⃗r 1, ⃗r 2 )<br />

12<br />

In homogenen, isotropen Systemen kann man die hier verwendeten, reduzierten Zweiteilchen-Verteilungsfunktionen<br />

auf radiale Paarverteilungsfunktionen umschreiben. Dazu<br />

stellt man zunächst fest, daß im homogenen System kein Ort ausgezeichnet ist, daher<br />

also die Einteilchen-Verteilungsfunktionen ϱ (1)A<br />

N<br />

aufgr<strong>und</strong> der Normierung von f N ( ⃗<br />

ϱ (1)A<br />

N<br />

ϱ (1)B<br />

N<br />

∫<br />

∫<br />

<strong>und</strong> ϱ (1)B<br />

N<br />

konstant sind. Sie lassen sich<br />

r N ) mit den partiellen Teilchendichten identifizieren:<br />

d⃗r 1 = ϱ (1)A<br />

N<br />

V = N A → ϱ A = N A<br />

V<br />

d⃗r 1 = ϱ (1)B<br />

N<br />

V = N B → ϱ B = N B<br />

V<br />

= ϱ(1)A N<br />

= ϱ(1)B N<br />

Im unkorrelierten System zerfällt die Verteilungsfunktion in ein Produkt aus Einteilchen-<br />

Verteilungsfunktionen ϱ (n)<br />

N ( r ⃗N<br />

) = Π n i ϱ(i) N (⃗r i). Indem man die Verteilungsfunktionen<br />

g (n)<br />

N ( r ⃗N<br />

) definiert, dividiert man diesen, für uns uninteressanten, unkorrellierten Anteil<br />

aus den Verteilungsfunktionen raus: g (n)<br />

N<br />

= ϱ(n) N /(Πn i ϱ(i) N (⃗r i)). Im Mischsystem erhält man<br />

für die Zweiteilchen-Verteilungsfunktionen somit:<br />

g (2)A<br />

N (⃗r 1, ⃗r 2 ) =<br />

g (2)B<br />

N (⃗r 1, ⃗r 2 ) =<br />

g (2)AB<br />

N<br />

(⃗r 1 , ⃗r 2 ) =<br />

ϱ (2)A<br />

N<br />

ϱ (1)A<br />

N<br />

(⃗r 1)ϱ (1)A<br />

ϱ (2)B<br />

N<br />

ϱ (1)B<br />

N<br />

(⃗r 1)ϱ (1)B<br />

ϱ (1+1)AB<br />

N<br />

ϱ (1)A<br />

N<br />

(⃗r 1)ϱ (1)B<br />

ϱ 2 A<br />

N (⃗r 2) = 1<br />

ϱ 2 B<br />

N (⃗r 2) = 1<br />

ϱ (2)A<br />

N (⃗r 1, ⃗r 2 )<br />

ϱ (2)B<br />

N (⃗r 1, ⃗r 2 )<br />

N (⃗r 2) = 1 ϱ (1+1)AB<br />

N<br />

(⃗r 1 , ⃗r 2 )<br />

ϱ A ϱ B<br />

Im homogenen System ergibt dann das auszuwertende Integral:<br />

[ ( ∫ ∫<br />

)<br />

1<br />

ϱ 2 ∂v AA (r 12 )<br />

A d⃗r 1 d⃗r 2 r 12 g (2)A<br />

N<br />

2<br />

∂r (⃗r 1, ⃗r 2 ) +<br />

12<br />

)<br />

271


Anhang C<br />

( ∫<br />

+ ϱ 2 B<br />

d⃗r 1<br />

∫<br />

∫<br />

+<br />

(2ϱ A ϱ B<br />

d⃗r 1<br />

∫<br />

d⃗r 2 r 12<br />

∂v BB (r 12 )<br />

∂r 12<br />

d⃗r 2 r 12<br />

∂v AB (r 12 )<br />

∂r 12<br />

)<br />

g (2)B<br />

N (⃗r 1, ⃗r 2 )<br />

) ]<br />

g (1+1)AB<br />

N<br />

(⃗r 1 , ⃗r 2 )<br />

Im isotropen System lassen sich die Integrale ∫ ∫<br />

d⃗r 1 d⃗r2 → ∫ ∫<br />

dr⃗<br />

12 d⃗r2 in Integrale der<br />

Form (zweidimensionales System) V ∫ dr⃗<br />

12 = V ∫ 2π<br />

0<br />

dϕ ∫ ∞<br />

0<br />

rdr = 2πV ∫ ∞<br />

0<br />

rdr umschreiben.<br />

Somit gilt im isotropen System für das Integral:<br />

[ ( ∫<br />

) ( ∫<br />

)<br />

1<br />

2 2πV ϱ 2 A dr 12 r12<br />

2 ∂v AA (r 12 )<br />

g (2)A<br />

N<br />

∂r (r 12) + ϱ 2 B dr 12 r12<br />

2 ∂v BB (r 12 )<br />

g (2)B<br />

N 12<br />

∂r (r 12)<br />

12<br />

∫<br />

)<br />

+<br />

(2ϱ ]<br />

A ϱ B dr 12 r12<br />

2 ∂v AB (r 12 )<br />

g (1+1)AB<br />

N<br />

(r 12 )<br />

∂r 12<br />

Für den Spezialfall harter Scheiben lautet das zu lösende Integral:<br />

∫<br />

∫<br />

dr 12 r12<br />

2 ∂v(r 12 )<br />

g (2)<br />

N<br />

∂r (r 12) = dr 12 r 2 ∂v(r 12 )<br />

12 e −βv(r12) e βv(r12) g (2)<br />

N 12 ∂r (r 12)<br />

∫<br />

∫ 12<br />

(<br />

= dr 12 r12<br />

2 ∂v(r 12 )<br />

e −βv(r12) y(r 12 ) = dr 12 r12<br />

2 − 1 ) [ ]<br />

d<br />

e −βv(r 12)<br />

y(r 12 )<br />

∂r 12 β dr 12<br />

Beachtet man nun, daß y(r 12 ) = e βv(r12) g (2)<br />

N (r 12) eine in r 12 = σ stetige Funktion ist <strong>und</strong><br />

die Ableitung der Stufenfunktion Θ(r 12 −σ) = e −βv(r12) die Deltafunktion ist ( d<br />

dr 12<br />

Θ(r 12 −<br />

σ) = δ(r − σ)), so sieht man, daß gilt:<br />

∫<br />

∫ (<br />

dr 12 r12<br />

2 ∂v(r 12 )<br />

g (2)<br />

N<br />

∂r (r 12) = dr 12 r12<br />

2 − 1 ) [ ]<br />

d<br />

Θ(r 12 − σ)) y(r 12 )<br />

12 β dr 12<br />

= − 1 ∫<br />

dr 12 r 2<br />

β<br />

12δ(r 12 − σ)y(r 12 ) = − 1 β σ2 g (2)<br />

N (σ+)<br />

Wobei σ+ andeutet, daß der Kontaktwert der Paarkorrelationsfunktion von Abständen<br />

größer als dem Teilchendurchmesser σ herkommend berechnet werden muß. Das gesamte<br />

Integral ergibt für harte Scheiben damit:<br />

πV<br />

[<br />

ϱ 2 A<br />

(<br />

− 1 β<br />

)<br />

σAg 2 (2)A<br />

N<br />

(σ A+) + ϱ 2 B<br />

(<br />

− 1 )<br />

β<br />

σBg 2 (2)B<br />

N<br />

(σ B+)<br />

(<br />

+2ϱ A ϱ B − 1 ) [ ] 1 2 ]<br />

β 2 (σ A + σ B ) g (2)AB 1<br />

N<br />

([<br />

2 (σ A + σ B ) +)<br />

Diesen Ausdruck setzt man nun wieder in die Virialgleichung ein. In Einheiten von k B T<br />

kann daher der Druck im zweidimensionalen, homogenen <strong>und</strong> isotropen, binären Harte<br />

Scheiben Fluid aus den Kontaktwerten der Paarkorrelationsfunktionen mit Hilfe der<br />

folgenden Formel berechnet werden:<br />

p<br />

k B T = ϱ + π 2<br />

(<br />

ϱ 2 Aσ 2 Ag (2)A<br />

N<br />

(σ A+) + ϱ 2 Bσ 2 Bg (2)B<br />

N<br />

)<br />

(σ B+) + 2ϱ A ϱ B σABg 2 (1+1)AB<br />

N<br />

(σ AB +)<br />

]<br />

272


ANHANG D<br />

Veröffentlichungen <strong>und</strong> Vorträge<br />

Teile der hier vorliegenden Arbeit wurden bereits in Fachjournalen veröffentlicht:<br />

• Field induced ordering phenomena and non-local elastic compliance in two dimensional<br />

colloidal crystals<br />

K. Franzrahe, P. Nielaba, A. Ricci, K. Binder, S. Sengupta, P. Keim, G. Maret<br />

J. Phys.: Condens. Matter, 20, 40, 404218, (2008)<br />

• Non-local elastic compliance for soft solids: Theory, simulations and experiments<br />

K. Franzrahe, P. Keim, G. Maret, P. Nielaba and S. Sengupta<br />

Phys. Rev. E, 78, 026106 (2008)<br />

• Entropy versus energy: The phase behavior of a hard-disk mixture in a periodic<br />

external potential<br />

K. Franzrahe and P. Nielaba<br />

Phys. Rev. E, 76, 061503 (2007)<br />

• Two-dimensional model colloids and nano-wires: phase transitions, effects of external<br />

potentials and quantum effects<br />

K. Franzrahe, P. Henseler, A. Ricci, W. Strepp, S.Sengupta, M.Dreher, Chr. Kircher,<br />

M. Lohrer, W. Quester, K. Binder and P. Nielaba<br />

Comp. Phys. Commun., 169, 197 (2005)<br />

• Elastic properties, structures and phase transitions in model colloids<br />

P. Nielaba, K. Binder, D. Chaudhuri, K. Franzrahe, P. Henseler M. Lohrer A. Ricci,<br />

S. Sengupta and W. Strepp<br />

J. Phys.: Condens. Matter, 16, 38, S4115-S4136 (2004)<br />

273


Anhang D<br />

Weitere Veröffentlichungen findet man in den Proceedings des Hochleistungsrechenzentrums<br />

in Stuttgart (HLRS) <strong>und</strong> des ”John von Neuman-Institute for Computing” (NIC)<br />

am Forschungszentrum Jülich:<br />

• <strong>Computer</strong> Simulations of Soft Matter- and Nano-Systems<br />

K. Franzrahe, J. Neder, M. Dreher, P. Henseler, W. Quester, C. Schieback,<br />

F. Bürzle, D. Mutter, M. Schach, T. Sorg and P. Nielaba<br />

High Performance Computing in Science and Engineering 07, 83 (2008)<br />

Editors E. Nagel, W. Jäger and M. Resch, Springer Verlag<br />

• Nano-systems in External Fields and Reduced Geometry: Numerical Investigations<br />

P. Henseler, C. Schieback, K. Franzrahe, F. Bürzle, M. Dreher, J. Neder,<br />

W. Quester, M. Kläui, U. Rüdiger and P. Nielaba<br />

High Performance Computing in Science and Engineering 06, 97 (2007)<br />

Editors E. Nagel, W. Jäger and M. Resch, Springer Verlag<br />

• Numerical Investigations of Nano-Systems in Reduced Geometry<br />

W. Quester, S.H.L. Klapp, M. Dreher, P. Henseler, Chr. Kircher, K. Franzrahe<br />

and P. Nielaba<br />

High Performance Computing in Science and Engineering 05, 85 (2006)<br />

Editors E. Nagel, W. Jäger and M. Resch, Springer Verlag<br />

• Numerical Studies of Model Colloids and Nano-Wires<br />

K. Franzrahe, P. Henseler, M. Dreher, W. Strepp and P. Nielaba<br />

High Performance Computing in Science and Engineering 04, 83 (2005)<br />

Editors E. Krause, W. Jäger and M. Resch, Springer Verlag<br />

• Numerical studies of collective effects in nano-systems<br />

M. Dreher, D. Fischer, K. Franzrahe, G. Günther, P. Henseler, J. Hoffmann,<br />

W. Strepp and P. Nielaba<br />

High Performance Computing in Science and Engineering 03, 139 (2004)<br />

Editors E. Krause, W. Jäger and M. Resch, Springer Verlag<br />

• Phase Transitions, Structures and Quantum Effects in Nanosystems<br />

M. Dreher, D. Fischer, K. Franzrahe, P. Henseler, J. Hoffmann, W. Strepp<br />

and P. Nielaba<br />

High Performance Computing in Science and Engineering 02, 168 (2003)<br />

Editors E. Krause and W. Jäger, Springer Verlag<br />

• Soft Matter- and Nano-Systems: <strong>Computer</strong> Simulations<br />

F. Bürzle, K. Franzrahe, P. Henseler, Ch. Schieback, M. Dreher, J. Neder,<br />

W. Quester, D. Mutter, M. Schach and P. Nielaba<br />

NIC Symposium 2008, 245 (2008)<br />

Editors D. Wolf, G. Münster and M. Kremer, NIC, FZ Jülich<br />

• Numerical Investigations of Complex Nano-Systems<br />

M. Dreher, D. Fischer, K. Franzrahe, G. Guenther, P. Henseler, J. Hoffmann,<br />

274


Anhang D<br />

W. Strepp and P. Nielaba<br />

NIC Symposium 2004, 291 (2004)<br />

Editors D. Wolf, G. Münster and M. Kremer, NIC, FZ Jülich<br />

Eingeladene Vorträge<br />

• Field Induced Ordering Phenomena and Elastic Properties in Colloidal Crystals<br />

CODEF II: Colloidal Dispersions in External Fields, Bad Godesberg, 2008<br />

• Two Dimensional Model Colloids in External Potentials<br />

SimBioMa Workshop: Colloidal Systems, Polymers and Liquid Crystals, Universität<br />

Konstanz, 2007<br />

• Properties of Colloidal Crystals in Confinement and External Fields<br />

SFB-TR6 Workshop, Bad Godesberg, 2006<br />

Weitere Vorträge<br />

• Colloidal Crystals in 2D: structure and phase transitions<br />

SFB-TR6 Young Researcher Workshop, Universität Düsseldorf, 2005<br />

• Monte Carlo Simulations of Hard-Disk Systems: Structural and Elastic Properties<br />

SFB-TR6 Young Researcher Workshop, FZ Jülich, 2004<br />

• Numerical Studies of Model Colloids and Nano Wires<br />

HLRS Stuttgart, 2004<br />

• Elastic Constants in Modell Colloidal Crystals from Microscopic Strain<br />

Fluctuations<br />

SFB-TR6 Young Researcher Workshop, MPIP-Mainz, 2003<br />

• Elastic Constants in Model Colloidal Crystals from Microscopic Strain<br />

Fluctuations<br />

DPT, Universität Augsburg, 2003<br />

275


276


Literaturverzeichnis<br />

[1] G. Gompper, J. K. G. Dhont, and D. Richter, Phys. Unserer Zeit 34, 12 (2003).<br />

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[125] D. Carpentier and P. Le Doussal, Phys. Rev. B 55, 12128 (1997).<br />

282


Literaturverzeichnis<br />

[126] C. Carraro and D. R. Nelson, Phys. Rev. E 56, 797 (1997).<br />

[127] S. F. Edwards and P. W. Anderson, J. Phys. F: Metal Physics 5, 965 (1975).<br />

[128] J. L. van Hemmen and R. G. Palmer, J. Phys. A: Mathematical and General 12,<br />

563 (1979).<br />

[129] T. Giamarchi and P. Le Doussal, Phys. Rev. B 52, 1242 (1995).<br />

[130] D. R. Nelson, Phys. Rev. B 27, 2902 (1983).<br />

[131] J. Villain and J. F. Fernandez, Z. Phys. B.: Condensed Matter 54, 139 (1984).<br />

[132] K. Franzrahe, P. Henseler, A. Ricci, W. Strepp, S. Sengupta, M. Dreher, C. Kircher,<br />

M. Lohrer, W. Quester, K. Binder, and P. Nielaba, Comp. Phys. Commun. 169,<br />

197 (2005).<br />

[133] K. Franzrahe, J. Neder, M. Dreher, P. Henseler, W. Quester, C. Schieback, F.<br />

Bürzle, D. Mutter, M. Schach, T. Sorg, and P. Nielaba, High Performance Computing<br />

in Science and Engineering ’07 83 (2008).<br />

[134] R. Klein, Statistische Mechanik (Vorlesungsskript, Universität Konstanz, Fakultät<br />

für Physik, 1997).<br />

[135] R. P. Feynmann, R. B. Leighton, and M. Sands, The Feynman Lectures on Physics,<br />

2 (Addison-Wesley Publishing Company, Reading, Massachusetts, 2006).<br />

[136] T. L. Hill, Statistical Mechanics (McGraw-Hill Book Company, Inc., New York,<br />

USA, 1956).<br />

[137] D. R. Nelson, Defects and Geometry in Condensed Matter Physics (Cambridge<br />

University Press, Cambridge,UK, 2002).<br />

[138] S. Wolfram, The Mathematica Book, 5th ed. (Wolfram Media, Champaign,USA,<br />

2003).<br />

[139] xmgrace (Grace Development Team, http://plasma-gate.weizmann.ac.il/Grace/,<br />

Copyright (c) 1996-2007).<br />

[140] Persistence of Vision Ray Tracer (POV-Ray), http://www.povray.org/.<br />

283


284


Danksagung<br />

Mein Dank gilt ...<br />

... Prof. Dr. Peter Nielaba, der den Anstoß zu den im Rahmen dieser Arbeit erforschten<br />

Fragestellungen gegeben hat. Vielen Dank für die gute Betreuung <strong>und</strong> Diskussionsbereitschaft.<br />

Prof. Dr. Peter Nielaba hat mir zudem die Teilnahme an zahlreichen<br />

internationalen Konferenzen ermöglicht <strong>und</strong> mir dadurch die Möglichkeit<br />

gegeben, meine eigenen Arbeiten einem breiten Publikum zu präsentieren. Die<br />

Sommerschulen ’<strong>Computer</strong> Simulations in Condensed Matter’ (Erice, 2005) <strong>und</strong><br />

’Colloids in external Fields’ (Cargèse, 2006) waren eine tolle Chance wissenschaftlich<br />

auch über das eigene Gebiet hinaus zu sehen <strong>und</strong> werden mir immer in guter<br />

Erinnerung bleiben.<br />

... Prof. Dr. Surajit Sengupta für die gute Kooperation im Bereich der Gitterfeldtheorie<br />

der Verzerrungskorrelationen. Vielen Dank für die interessanten <strong>und</strong> hilfreichen<br />

Diskussionen hinsichtlich der wissenschaftlichen Arbeit, aber auch für die Einblicke<br />

in die Kultur <strong>und</strong> Gesellschaft Indiens.<br />

... Prof. Dr. Kurt Binder für den wissenschaftlichen Austausch im Rahmen des SFB-<br />

TR6 Teilprojekts C4. Die gemeinsamen Kooperationstreffen waren hilfreich <strong>und</strong><br />

gaben mir oft interessante Impulse für die weitere Forschung.<br />

... Prof. Dr. Georg Maret <strong>und</strong> Dr. Peter Keim für die Bereitstellung der Datensätze des<br />

kolloidalen Kristalls, die mir eine vergleichende Auswertung eines experimentellen<br />

Systems mit der analytischen Gitterfeldtheorie <strong>und</strong> den <strong>Computer</strong>-<strong>Simulationen</strong><br />

ermöglichten. Vielen Dank vor allem an Dr. Peter Keim für den Einsatz am Experiment,<br />

um einen immer perfekteren Kristall für meine Studie zu erzeugen.<br />

... dem SFB-Tr6 für das vielseitige, diskussionsfreudige <strong>und</strong> sehr dynamische Forschungsumfeld,<br />

das er mir geboten hat. Es hat Spaß gemacht ein Teil davon zu<br />

sein.<br />

... den Institutionen, die mir Rechenzeit an Großrechner zur Verfügung gestellt haben:<br />

dem Hochleistungsrechenzentrum Stuttgart (HLRS) <strong>und</strong> dem ”John von Neumann<br />

Institute for Computing” (NIC) am Forschungszentrum Jülich.<br />

285


Danksagung<br />

... Allen am Lehrstuhl, die zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre beitgetragen<br />

haben.<br />

... All denen, die sich während meiner Promotion in der Administration des <strong>Computer</strong><br />

Clusters engagiert haben. Insbesondere Stefan Gerlach, der die Systeme zur Zeit<br />

betreut.<br />

... Christine Schieback, Florian Bürzle <strong>und</strong> Jörg Neder für viele gute Diskussionen<br />

im Bereich der Physik, aber auch über die Welt im Allgemeinen. Ob Kaffee, Sushi<br />

oder Kino, es wurde nie langweilig mit Euch!<br />

... Virginia Oehmichen, Carmen Schmitt <strong>und</strong> Claudia Goldmann, die das Physik-<br />

Kleeblatt vervollständigen, für Euer Interesse an meiner Forschung <strong>und</strong> viele lustige,<br />

gemeinsame Ausflüge/Feste.<br />

... Meiner Familie, insbesondere meinem Vater, für die Unterstützung <strong>und</strong> das<br />

Interesse, das Ihr mir immer entgegengebracht habt.<br />

286

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