NEUE BAUTEN VON PAUL WOLF-DRESDEN
NEUE BAUTEN VON PAUL WOLF-DRESDEN
NEUE BAUTEN VON PAUL WOLF-DRESDEN
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Abb. i I Stadt krankenhaus fokannstadi in Dresden / Architekt; Paul Wolf, Dresden / bingang ^ur Schwesternschuh<br />
<strong>NEUE</strong> <strong>BAUTEN</strong> <strong>VON</strong> <strong>PAUL</strong> <strong>WOLF</strong>-<strong>DRESDEN</strong><br />
Am fünfzigsten Geburtstagdes Dresdener Stadtbaurates Paul Wolf beglückwünschen „ Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau"<br />
ihn um so Heber %u der gediegenen Vornehmheit und sachlichen Einfachheit vieler seiner neuesten Bauten, als der Herausgeber der<br />
„Monatshefte" bei einer früheren Gelegenheit einmal eine Meinungsverschiedenheit über die Zieh der modernen Baukunst mit ihm gehabt hat.<br />
In den deutschen Städten vollziehen sich zurzeit Stadterweiterungen,<br />
wie sie wohl in diesem Umfange für längere<br />
Zeit sich nicht mehr wiederholen werden: Auf der einen<br />
Seite ermöglicht die Lösung der Wohnungsnot und der<br />
Umstand, daß der Wohnungsbau heute im wesentlichen auf<br />
die Mitwirkung der öffentlichen Hand angewiesen ist, besonders<br />
an der Peripherie der Großstädte die Schaffung<br />
großer neuer städtebaulicher Zusammenhänge, und zum<br />
W.M.B. XIV. i
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ir~ll FHRRRnRRRRRRRRnRRRRRRHRFfRfflq'RRnl II II II—lUl—II—II—II—I<br />
RRRRRRRRRRlRRHRRRRRfRRRRRRRRlRRRRRRHRfflRRRRRRRRR<br />
RRRRRRRRRR1RRRRRRRR1RRRRRRRRIRRRRRRRR1RRRRRRRRRR<br />
BRRRR RRRRRRRRRRIRRRRRRRRIRRF RffiRRRRRRRlRRRRRRRRRR<br />
RRRRRRlRRBHBRRRRRlRBHHI<br />
Abb. 2 I Stadtkrankenhaus Johannstadi in Dresden / Architekt: Paul Wolf Dresden / Kinderklinik / Südfront 1:600<br />
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Abb. ß I Siadtkrankenhaus fohannstadt in Dresden / Architekt: Paul Wolf Dresden / Schwesternschule / Westfront 1:600<br />
/ Stadtkrankenhaus Johannstadt in Dresden / Architekt: Paul Wolf Dresden f Kinderklinik / Erdgeschoß 1: 6QO<br />
Links (1-—2j) Beobachtutigsboxen für Säuglinge. An den Südterrassen Schneeabwurf (46)<br />
Abb. r I Stadtkrankenhaus Johannstadt in Dresden / Architekt: Paul Wolf, Dresden / Schwesternschule / Erdgeschoß j: 600<br />
Vor dem Speisesaal der „Sßeisehof"; vgl. Abb. 10 und xi
Abb. 6 I Stadtkrankenhaus Johannstadt in Dresden / Architekt: Paul Wolf t Dresden / Gesamtansicht<br />
Oben links die Kinderklinik, rechts die Schwesternschule; unten links das Zentralgebäude, rechts Mütter- und Säuglingsheim<br />
anderen hat nach jahrelangem Darniederliegen der Bautätigkeit<br />
der Städte selbst in den letzten Jahren eine lebhafte<br />
Neubautätigkeit der Stadtverwaltungen eingesetzt. Wo es<br />
sich um Erweiterung bestehender Anlagen oder um Neubauten<br />
öffentlicher Gebäude im Gebiete bereits ausgebauter<br />
Stadtteile handelt, wird es nur in beschränktem Maße möglich<br />
sein, diese auch als Dominanten der umgebenden Stadtteile<br />
zu gestalten; wo aber — besonders an der Peripherie<br />
der Städte — neue Stadtteile in kurzer Zeit sich entwickelt<br />
haben, ergab sich die Möglichkeit, die neu erbauten städtischen<br />
Gebäude so zu gestalten, daß sie gleichzeitig als<br />
wirkungsvolle städtebauliche Dominanten in Erscheinung<br />
treten. Diese rege städtebauliche Entwicklung wird allerdings<br />
nur eine vorübergehende sein, denn wenn nicht alle<br />
statistischen Berechnungen trügen, so wird in den deutschen<br />
Städten voraussichtlich vom Jahre 1935 ab eine rückläufige<br />
Bevölkerungsbewegung eintreten. Aber auch die jetzige Neubautätigkeit<br />
der Stadtverwaltungen wird schon angesichts<br />
der Verschlechterung der Wirtschaftslage in kurzer Zeit<br />
einem wesentlichen Rückgang Platz machen müssen.<br />
Die Stadt Dresden hat nur in sehr geringem Umfange<br />
eigenen Wohnungsbau betrieben, diesen vielmehr im wesentlichen<br />
der privaten und genossenschaftlichen Tätigkeit überlassen,<br />
ihn aber so intensiv gefördert, daß die Wohnungsnot<br />
in Dresden voraussichtlich Ende 1931 behoben sein wird.<br />
Nach Eintritt gefestigter Währungsverhältnisse hat die Stadt<br />
aber in den letzten fünf Jahren eine große Zahl städtischer<br />
Neubauten errichtet. Diese Neubautätigkeit erstreckte sich<br />
auf Bauaufgaben sozialer und wirtschaftlicher Natur: auf<br />
den Bau von Alters-, Erholungs- und Kinderheimen, von<br />
Bäderanlagenj Schulen und Krankenanstalten sowie von<br />
Gebäudeanlagen für städtische Betriebe.<br />
Abb. 7 / Stadtkrankenhaus Johannstadt in Dresden / Architekt: Paul Wolf, Dresden / Zentralgebäude mit Kinder-Poliklinik und Fürsorgeyentrale für<br />
Mütter- und Säuglingsberatung / Erdgeschoß i: 600
Abb. 8 j' Stadt krankenlausJohannstcdtin Dresden /Architekt: PaulWolj] Dresden /' Eingangyum ZentralgebäwU<br />
Der vor dem Kriege schwebende Plan der Errichtung<br />
eines neuen städtischen Krankenhauses mußte nach dem<br />
Kriege aufgegeben werden. An dessen Stelle wurden für<br />
die beiden größten städtischen Krankenanstalten, für das<br />
Stadtkrankenhaus Johannstadt und für das Stadtkrankenhaus<br />
Friedrichstadt, Erweiterungspläne auf lange Sicht aufgestellt.<br />
Im Stadtkrankenhaus Johannstadt wurde eine umfangreiche<br />
Neubaugruppe mit einem Kostenaufwand von<br />
Abb. 9<br />
Stadtkranksnham Johannstadt in<br />
Dresden<br />
Architekt: Paul Wolf, Dresden<br />
Schwesternschule t im Hintergrund<br />
das Kinderheim
Abb. 10 I Stadtkrankmhaus Johannstadt in Dresden / Architekt: Paul Wolf, Dresden / Schwesternschule / Intienhof mit Pergola als „Speisebof<br />
rd. 7 Millionen Reichsmark neu errichtet: Eine Schwesternschule,<br />
eine Kinderklinik sowie ein Zentralgebäude mit<br />
Kinderpoliklinik und Fürsorgezentrale für Mütter- und<br />
Säuglingsberatung, Die Schwesternschule (Abb. 1,3,5,9^8 11)<br />
dient zur Aufnahme von 300 Schülerinnen im Internat.<br />
In der Kinderklinik (Abb, 2,4,12 und 13) liegen alle Krankenräume<br />
nach Süden. Zur Vermeidung einer Beschattung der<br />
Krankenräume durch die Liegeterrassen treten die einzelnen<br />
Abb. 11<br />
Stadtkrankmhaus Johannstadt in Dresden<br />
Architekt: Paul Wolf, Dresden<br />
Schwesternschule / Ittnenhof
Abb. iz I Stadtkrankenhaus Johannstadt in Dresden /Architekt:<br />
Paul Wolf, Dresden / Kinderklinik / Südfront<br />
Abb. JJ / Stadtkranktnhaus<br />
Johannstadi in Dresden<br />
Architekt; Paul Wolf, Dresden<br />
Kinderklinik / Südfront /Links
Abb. 14 I 4f. Volksschule in Dresden-Reich / Architekt; Paul Wolf, Dresden / Gesamtansicht mit Sportplatz<br />
45. VOLKSSCHULE DRESDEM-REICK<br />
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:JIDI2<br />
Abb. IJ I 4j. Volksschule in Dresden-Reick / Architekt: Paul Wolf, Dresden / Grundriß des Erdgeschosses 1: 600<br />
Links unten Kindergarten, oben %p'ei Klasse fi mit verschiedenen Tischstellungen
Abb. 16 / 4J. Volksschule in Dresden-Rehk / Architekt: Paul Wolf, Dresden / Ansicht von Westen<br />
Geschosse von unten nach oben terrassenförmig zurück.<br />
Aus diesem System ergab sich folgerichtig die äußere Form<br />
des Hauses durch straff horizontalgegliederte Baumassen,<br />
Im obersten Geschoß über einem horizontalen Dach befindet<br />
sich eine besondere Abteilung für lungenkranke<br />
Kinder mit Freiluftbehandlung. Im Erdgeschoß liegen die<br />
Beobachtungsstation und die Abteilung für größere Kinder,<br />
im 2. und 3. Obergeschoß die Räume für Säuglinge, Kriechlinge<br />
und Kleinkinder, im Untergeschoß Milch- und Diätküchen,<br />
Sammlungs- und andere Nebenräume. Das Zentralgebäude<br />
(Abb. 7 und 8) enthält im Erdgeschoß die Zentralaufnahme<br />
für kranke Kinder, Mütterberatungsstelle und<br />
Poliklinik, Isolierzellen für infektionskranke Kinder, einen<br />
großen Hörsaal für Ärztefortbildungskurse und Räume für<br />
den dirigierenden Arzt und die Verwaltung des Hauses, in<br />
den Obergeschossen Wohnungen und Speisesäle für Ärzte,<br />
Schwestern und für das Krankenpflege-Personal.<br />
Die heutigen Änderungen der schulischen Arbeitsweisen<br />
und eine stärkere Berücksichtigung der Schulhygiene veranlaßten<br />
die Stadt Dresden zur Aufstellung eines Schulbau-<br />
1*4. *<br />
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Abb. jy / 4J. Volksschule in Dresden-Rehk [Architekt; Paul Wolf, Dresden<br />
Untergeschoß 1:1200 / Rechts Kinder Speisung und Brausebad<br />
Abb. 18 / 4J, Volksschule in Dresden-Reick / Architekt: Paul Wolf, Dresden<br />
2, Obergeschoß 1:1200 und Filmsaal tm Dachboden
Abb. 7? / 4J. Volksschule in Dresden-Reick / Architekt: Paul Wolf, Dresden / Eine der Loggien für den Freiluft-Unlerricbt<br />
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Abb. 20<br />
4J. Volksschule in Dresden-Reick<br />
Architekt: Paul Wolf Dresden<br />
Blick aus dem Haupttreppenhaus
Abb. 21 / Erweiterungsbau des städtischen Westkraftwerks in Dresden / Architekt.<br />
Paul Wolf Dresden / Kesselhaus<br />
programms auf weite Sicht, das nach und nach die vorhandenen<br />
zahlreichen Schulgebäude verbessern und erweitern<br />
soll und den Bau neuer Schulgebäude vorsieht. An<br />
der Durchführung dieses Schulbauprogramms wird bereits<br />
seit einigen Jahren gearbeitet, eine Reihe vorhandener Schulgebäude<br />
haben zum Teil wesentliche Um- und Erweiterungsbauten<br />
erhalten und eine Reihe von Neubauten sind fertiggestellt<br />
oder noch in der Ausführung begriffen.<br />
Abb. 22 /<br />
Erweiterungsbau des städtischen Westkraftwerks in Dresden.<br />
Architekt: Paul Wolf Dresden /Schalthaus<br />
Abb. 23 I<br />
Erweiterungsbau des städtischen WesikrafWerks in Dresden.<br />
Architekt: Paul Wolf Dresden / Kesselhaus<br />
10
Abb. 24 I Gas- und Wasserwerk in Dresden / Architekt: Paul Wolf, Dresden<br />
Wohngebäude für den Bereitschaftsdienst<br />
Der Neubau der 45. Volksschule im Stadtteil Reick<br />
(Abb. 14 bis 20) bildet den Mittelpunkt eines neuen Stadtteiles.<br />
Mit der Schule sind gleichzeitig Sportplatz, Turnhof,<br />
Arbeitsschulgärten und Freiluft-Unterrichtsgärten verbunden.<br />
Die Schule enthält 32 Klassenzimmer;<br />
an Sonderräumen außerdem:<br />
Physikzimmer, zwei Nadelarbeitszimmer,<br />
einen Zeichensaal, einen Singsaal,<br />
ein Kombinationszimmerj vier Werkräume,<br />
einen Vortragssaal sowie zwei<br />
Turnhallen, von denen die eine gleichzeitig<br />
den Festraum der Schule bildet.<br />
An Verwaltungsräumen sind vorhanden<br />
: ein Lehrerzimmer mit Lehrerbücherei<br />
, ein Lehrerinnenzimmer,<br />
Zimmer für den Schulleiter, Kanzlei,<br />
Sprechzimmer und Arztzimmer. Der<br />
sozialen Fürsorge der Schule dienen<br />
das Schulbad, ein Kinderspeisesaal mit Wärm- und Spülküche<br />
sowie die Milchausgabe. Für den Freiluft-Unterricht<br />
sind sechs Loggien errichtet worden von Klassenzimmergröße<br />
(Abb. 14, 16 und 19). Das flache Dach dient zum Teil<br />
dem Unterricht für Heimatkunde und<br />
für Sternkunde. Mit der Schule ist<br />
auch ein Montessori-Kindergarten mit<br />
besonderem Spielplatz verbunden.<br />
Einer Stiftung eines Dresdener Bürgers<br />
verdankt die neue städtische Waldschule<br />
am Fischhaus ihre Entstehung<br />
(Abb. 26 bis 29). Die Waldschule wird<br />
das ganze Jahr hindurch betrieben und<br />
dient der Unterbringung erholungsbedürftiger<br />
Schüler für Tag- und<br />
Nacht-, Sommer- und Winterbetrieb.<br />
Die Unterrichtszimmer sind so eingerichtet,<br />
daß sie gleichzeitig als Tages-<br />
Abb. 2} I Gas- und Wasserwerk in Dresden<br />
Architekt: Paul Wolf, Dresden<br />
Verwaliungsgebäude des Bereitscbaftsbauses,<br />
Hof ansieht<br />
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und Spielzimmer und als Speisezimmer<br />
für die Schüler dienen. Wirtschaftsräume<br />
und Schlafsäle befinden<br />
sich in besonderen Gebäudetrakten.<br />
Die zahlreichen Neu-, Um- und<br />
Erweiterungsbauten der städtischen<br />
Betriebe, insbesondere der Gas-,<br />
Wasser- und Elektrizitätswerke, der<br />
Straßenbahn und der Verwaltung der<br />
städtischen Speicheranlagen bedingten<br />
auch die Ausführung zahlreicher hochbaulicher<br />
Anlagen, von denen besonders<br />
die Neu- und Erweiterungs-<br />
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bauten des städtischen Westkraftwerkes<br />
Zu nennen sind (Abb. 21<br />
bis 23, auch 24 und 25).<br />
Als Mitarbeiter haben bei den angeführten<br />
Bauten mitgewirkt: Amtsbaurat<br />
Rühle bei den Neubauten auf<br />
dem Erweiterungsgelände des Stadtkrankenhauses<br />
Johannstadt und des<br />
Westkraftwerkes und Regierungsbaumeister<br />
Dr.Vischer beim Neubau<br />
der 45. Volksschule sowie der Gebäude<br />
für den Bereitschaftsdienst.<br />
Stadtbaurat Dr. -ing. Paul Wolf, Dresden<br />
Abb, 26bis z$ /Städtische Waldschule am Fischhaus<br />
in Dresden /Architekt': Paul Wolf, Dresden<br />
Oben: Ansicht von Süden / Mitte: Grundriß 1:60 0<br />
Unten: Innenhof und Gesamtansicht<br />
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111<br />
n-,
Abb. i und z / Erweiterungsbau der Technischen Hochschule München /Architekt:<br />
German Bestelmeyer t München j Der große Hörsaal<br />
GERMAN BESTELMEYER UND WERNER MARCH<br />
Viel mehr als die Erweiterungsbauten der Münchener<br />
Universität, die BesteJmeyer's Ruf begründeten, erforderte<br />
die Erweiterung der Münchener Technischen Hochschule<br />
ein Abweichen von den Formen des alten Teiles. Das alte<br />
Polytechnikum war in den vertrockneten Formen der<br />
sechziger Jahre gehalten. Es war aber kurz vor dem Kriege<br />
schon durch Bestelmeyer's Lehrer Thiersch in neuerem Geiste<br />
erweitert worden. So fiel bald nach<br />
dem Tode Thiersch's die Aufgabe an<br />
Bestelmeyer, eine Reinigung, Neugestaltung<br />
und vor allem die Erweiterung<br />
der Bauteile aus den sechziger<br />
Jahrenj und dann auch ein Zusammenklingen<br />
mit dem jüngeren Werke<br />
seines eigenen Lehrers zu versuchen.<br />
Die Anregung, an der Arcis-Straße<br />
zwei mächtige Flügel vorzuschieben,<br />
hatte schon Theodor Fischer gegeben,<br />
der diese Art der Erweiterung gegen<br />
viele Widersprüche erfolgreich verfocht. Unerfreulich war<br />
immer die mangelhafte Beziehung zwischen der Technischen<br />
Plochschule und der Alten Pinakothek, die wie der senkrechte<br />
Balken eines T in die Mitte des quergelagerten Polytechnikums<br />
hineinstößt, Bestelmeyer überwindet diesen<br />
Mißklang, soweit es möglich ist. Beim Schrägblick von der<br />
Arcis-Straße aus (Abb. 7) bilden die beiden Flügel eine ein-<br />
,. heitlich wirkende Vorderfront. Wenn<br />
einmal die vordere Terrasse zwischen<br />
den beiden Flügeln mit den Gruppen<br />
der ehernen Rossebändiger von<br />
Bleecker und von Hahn fertig ist,<br />
wird der Gedanke der einheitlichen<br />
Bauflucht noch stärker in Erscheinung<br />
treten. Vielleicht kann aber gerade<br />
das Vorziehen der neuen Flügel als<br />
Lösung einer fast unlösbaren Schwierigkeit<br />
gelten. Das Vorziehen der Flügel<br />
gibt gleichsam die Andeutung eines
mtwm<br />
Abb. $ I Erweiterungsbau der Technische» Hochschule München / Architekt: German Bestelmeyer t München<br />
Querschnitt durch den Südflügel mit dem großen Hörsaal 1:300<br />
Abb. 4. und / / Erweiterungsbau der Technischen Hochschule München / Architekt: German Bestelmeyer, München<br />
Obergeschoß und Erdgeschoß i:ißoo
Abb. 61 Erweiterungsbau der Technischen Hochschule München / Architekt: German Besidmeyer, München / Fassadenteil<br />
großen Hofes, in dessen Mitte die Pinakothek steht. So erinnert<br />
ihre Stellung entfernt an die eines „Zentralgebäudes",<br />
die der großen Überlieferung seit Brämante besonders teuer<br />
war. Abbildung 6 und 7 zeigen die neuen Flügelbauten<br />
gegenüber der Alten Pinakothek. Künstlerisch sind sie ihren<br />
Vorgängerinnen von 1865 sehr überlegen. Obgleich sie von<br />
manchen Kritikern zu reich und schwer genannt werden,<br />
wahren sie doch genug Einfachheit, um den Geist der besten<br />
architektonischen Nachbarschaft, besonders des Karolinen-<br />
Platzes und der auch nicht allzu fernen Theatinerkirche, nicht<br />
zu verletzen. Das Wesen der ,,Kunststadt" München ist<br />
vielfältig.<br />
Im Nordflügel der neuen Bauteile Hegen ein kleiner Hörsaal<br />
(Abb. 8), ein Wasserbau-Laboratorium und Übungssäle.<br />
Im Südflügel liegt in Verbindung mit dem physikalischen<br />
Institut der große amphitheatralische Hörsaal (mit<br />
etwa 1000 Sitzplätzen), über dessen Akustik geklagt wird.<br />
Die Bilder des Inneren dieser Bestelmeyer'schen Neubauten<br />
zeigen neuartige Straffheit, die über die überlieferten Formen<br />
des italienischen Palazzo der Fassade glücklich hinausgeht<br />
und namentlich im großen Hörsaal wie wahrhaft moderne<br />
Klassizität anmutet, d. h. also einer im Geiste unserer eigenen<br />
Zeit künstlerisch gemeisterten Sachlichkeit nahekommt.<br />
Von Werner Match, dem erfolgreichsten Meisterschüler<br />
Bestelmeyer's, wurde hier bereits das ausgezeichnete Berliner<br />
Sport-Forum veröffentlicht (W. M. B. 1928, Heft 5, S. 187).<br />
March's Reichsbank-Siedlung in Schmargendorf ist eine der<br />
schönsten Wohnhausgruppen Groß-Berlins. Das heute ab-
Abb. 7 /' Erweiterungsbau der Technischen Hochschule München JArchitekt: German BestelmeyerJ'Die Front gegenüber der Pinakothek<br />
Abb. 81Erweiterungsbau der Technischen Hochschuk München /Architekt:<br />
German Bestelmeyer / Oberlicht-Hörsaal im Nordflügel<br />
16
W.M.B. XIV. t<br />
Abb. ? I Erweiterungsbau der technischen Hochschule München / Architekt; Germern Bestelmeyer, München / Blick in den großen Hörsaal
Abb. io f Das „Annakeim" auf dem Deutschen Sportforum in Berlin / Architekt: Werner Marcb, Berlin /Ansicht<br />
von Süden<br />
gebildete,, Anna-Heim" (Abb.<br />
io bis 15) ist ein Heim für<br />
Studentinnen des Berliner<br />
Sport-Forums. Es wurde aus £ $ß\%<br />
einer Stiftung der Stadt Berlin<br />
erbaut und bietet 50 Sportstudentinnen<br />
Aufenthalt für<br />
die Dauer ihres sechssemestrigen<br />
Studiums auf der Deutschen<br />
Hochschule für Leibesübungen. Außer den Wohn- und<br />
Schlafräumen für je zwei Studentinnen und zwei Leherinnenzimmern<br />
enthält es eine große Wohnhalle, eine Bücherei mit<br />
Lesezimmer und ein Musikzimmer.<br />
Gegen Südwesten<br />
lagert sich mit dem Ausblick<br />
in die Waldgründe eine gedeckte<br />
Veranda, darüber ein<br />
offener Balkon für Sonnenbäder.<br />
Das Sockelgeschoß<br />
enthält gegen den steil abfallenden<br />
Westhang ein voll<br />
ausgebautes Wohngeschoß mit einer Hausmeister- und einer<br />
Gärtner wohnung sowie einen Raum für Fahr- und Motorräder.<br />
Das Freiluft-Auditorium dicht beim Anna-Heim (Abb. 18<br />
Abb. 14 I Das „Annaheim" auf dem Deutschen Sportforum in Berlin /Architekt: Werner March<br />
Plat^ vor der Veranda<br />
Abb. IJ I Das „Annaheim" auf dem Deutschen Sportforum in Berlin / Architekt:<br />
Die Veranda als Speisezimmer<br />
Werner March 3 Berlin
ü-h<br />
Abb, 16 I Montagehalle der Rohrbachwerke, Berlin / .Architekt: Werner Aiarcb > Berlin / Schnitt durch die neue und die alte Malle I:JOO<br />
und 19) ist vorläufig noch Zukunftsmusik. Zur Zeit liegt<br />
ein offener Hörsaal äußerst ungünstig, nach Plänen aus der<br />
Zeit vor dem Wirken March's, am Westrande des Forums,<br />
wo March später mit dem Frauen-Turnhaus einen wirkungsvolleren<br />
Abschluß schaffen soll. In der von March vorgeschlagenen<br />
Lage wird sich das Freiluft-Auditorium natürlich<br />
in den Hang schmiegen und schönen Ausblick über die<br />
Waldgründe genießen. Gleichzeitig wird es dann auch so<br />
abgeschieden und der großen freien Fläche des Forum entrückt<br />
liegen, daß sich die Tanzübungen<br />
der jungen Mädchen dort frei entfalten<br />
können.<br />
Die Montagehalle der Rohrbachwerke<br />
(Abb. 16 und 20) wurde<br />
1928 für die Fertigmontage der<br />
drei ersten großen Ozeanflugboote<br />
Typ „Romar" errichtet. Sie bildet<br />
gleichzeitig die Ergänzung eines<br />
älteren niedrigeren Hallenbaues<br />
für die Teilfabrikation und ist<br />
mit diesem durch große Schiebetore<br />
verbunden. Weitere Schiebetore<br />
öffnen die Halle nach der<br />
Sprengelstraße und nach dem<br />
Fabrikhof. So können die Trans-<br />
portautos unmittelbar in die Halle einfahren und mittels<br />
der vier Laufkräne beladen werden. Die Halle ist 60 m<br />
lang, 30 m breit und außen 12,60 m, innen bis Unterkante-<br />
Konstruktion 8,10 mi. L. hoch. Außer dem hohen Seitenlicht<br />
aus einem dreiseitig umlaufenden Fensterkranz geben<br />
vier Oberlichte von je 30 qm das erforderliche Licht.<br />
Da nur geringe Anforderungen an die Wärmehaltung gestellt<br />
werden, genügt außen eine dünne Ziegelhaut, Gelegentlich<br />
der großen Fertigmontagen wird durch Heißluftventilatoren<br />
geheizt. Das teure dunkelrote<br />
Verblendermaterial wurde<br />
flachseitig verarbeitet; nur jede<br />
achte Schicht bindet einen halben<br />
Stein stark in die Hintermauerung<br />
ein und liefert so die äußere<br />
Flächenmusterung. Diese Wand<br />
aus Hochkantverblendern hat ihr<br />
eigenes dünnes Eisengerüst und<br />
ist zusammen mit dem darüber<br />
liegenden Fensterkranz als Schale<br />
um die Konstruktion der Halle<br />
gelegt und an ihr Gerüst nur angelehnt.<br />
Der dünne, um den Bau<br />
gezogene Handschuh gibt ihm eine<br />
unübertreffliche Eleganz. W. H.<br />
Abb. 17-ip I Das „Annaheim" auf<br />
dem Deutschen Sportforum in Berlin<br />
Architekt: Werner March, Berlin<br />
Tennishäuschen, Lageplan des Sportforums<br />
etwa i;i2oo und Modell
Abb. 20 I Montagehalle der Robrbacbwerke, Berlin / Architekt: Werner March, Berlin / Ansicht von der Straße
Abb. i /,, The Merchandise<br />
Mart l \ Chicago j Architekten;<br />
Graham^ Anderson,<br />
Probst und White, Chicago<br />
Gesamtansicht des Gebäudes(i)<br />
nach dem Prospekt<br />
des Hauses. .Links unten<br />
werden die Geleise sichtbar,<br />
über denen das Gebäude<br />
errichtet ist.<br />
AMERIKANISCHE GESCHÄFTS<strong>BAUTEN</strong> UND WOHNHÄUSER<br />
<strong>VON</strong> ERNST GERSON, HAMBURG<br />
Im Novemberhefi des „Städtebau" (1929) schilderte der Verfasser,, einer der Architekten-Brüder Gerson y in einem reichbebilderten<br />
Aufsätze seine „Reise-Eindrücke in Nordamerika". Ergebnisse seiner baulichen Studien sind in den folgenden Zeilen niedergelegt. Die<br />
Grundrisse der Geschäftshäuser sind einheitlich im Maßstab 1:1200 wiedergegeben. Die Ansichten (Abb. j t 8 und 12) sind selbstverständlich<br />
nicht der Schönheit der Turmspitzen •%uliebe abgebildet, Die Grundrisse der Wohnungen haben einheitlich den Maßstab 1:ßoo.<br />
Der Neubau von „The Merchandise Mart" in Chicago<br />
wurde nach den Plänen und unter der Leitung der Architekten<br />
Graham, Anderson, Probst und White, Chicago, errichtet<br />
(Abb. 1 und 2). Das Gebäude steht über den Gütergeleisen<br />
der „Chicago and Martwestern Railway'* und gehört<br />
der Firma Marshall, Field & Cie. Diese hat aber nur ein<br />
„air-right", keinen Grund und Boden erworben. Der Bau<br />
hat rund 440 000 qm Nutzfläche, pro Geschoß ungefähr<br />
21 000 qm (zum Vergleich sei gesagt, daß der Sprinkenhof I.<br />
ungefähr 21 000 qm Nutzfläche in 9 Geschossen enthält).<br />
WEST KINZIE STPEET<br />
F]f g |l|^^<br />
Abb, 2<br />
„The Merchandise<br />
Mart", Chicago<br />
Architekten: Graham, ^ *"<br />
Anderson, Probst und<br />
White, Chicago<br />
Grundriß i: 1200<br />
NORTH HIVER DRIVE
HOCHHÄUSER<br />
Nach eher Aufnahme von Dr. Kurt Richier-Arosa
Im Prospekt wird das Gebäude auch<br />
stolz „The World largest building"<br />
genannt. Es soll außer Büros eine<br />
Art Grossisten-Warenausstellung enthalten,<br />
ähnlich wie dies für das Messehaus<br />
in Hamburg geplant war. Es ist<br />
ein bezeichnendes Beispiel für die fast<br />
volle Bebauung der Grundfläche. Zunächst<br />
sind nur zwei ganz kleine<br />
Lichthöfe vorgesehen, aus den Bauplänen<br />
ist jedoch ersichtlich, daß die<br />
Konstruktion das spätere Herausnehmen<br />
weiterer Deckenfelder ermöglicht.<br />
Das Gebäude hat 18 Stockwerke<br />
und wird von einem Turmbau<br />
um 6 Geschosse überragt. In dem<br />
glänzend ausgestatteten Prospekt,<br />
dem auch die Abbildungen entnommen<br />
sind } ist besonders auf den<br />
Vorteil der großen Grundfläche und<br />
geringen Höhe hingewiesen. Es wird<br />
gesagt, daß der gleiche Nutzraum auf<br />
einer als normal bezeichneten Grundfläche<br />
von 30 x 50 m nur in einem<br />
Geschäftshaus von 200 Geschossen zu<br />
erzielen gewesen wäre.<br />
Die eisernen Säulen des Gebäudes<br />
mußten über den Geleisen teilweise<br />
abgefangen werden, wobei gewaltige<br />
Träger zur Anwendung gelangten.<br />
Auffallend ist hierbei, daß nur die<br />
einfachstenKonstruktionen gebraucht<br />
werden — Heber mehr Eisen als mehr<br />
Arbeit. Der tragfähige Grund liegt erst<br />
etwa 20 m unter den Geleisen, die<br />
Lasten erreichen ihn auf Brunnen-<br />
fundamenten. Die Straße am Chicago-<br />
River ist zweigeschossig und wird<br />
vom Bauherrn mit errichtet.<br />
Die Architekten müssen zu den<br />
bestbeschäftigten in 11 S. A. gehören.<br />
Einer von ihnen, Herr Probst,<br />
deutscher Abstammung, opferte mir<br />
einige Stunden seiner gewiß kostbaren<br />
Zeit, um mir den Betrieb in<br />
seinem schönen Büro mit etwa 250<br />
Angestellten in der Michigan-Avenue<br />
zu zeigen. Ich bekam auch interessante<br />
Pläne bei ihm zu sehen, so die<br />
der neuen Chicago - Oper in Verbindung<br />
mit einem Geschäftshaus<br />
(ein Gitterträger über dem Zuschauerraum<br />
trägt eine Ecke der darüberliegenden<br />
etwa 20 Bürogeschosse und<br />
des Aquariums). Die Gefälligkeit des<br />
Herrn Probst ging jedoch noch weiter.<br />
Auf der „Reliance" fand ich bei<br />
meiner Abfahrt ein großes Paket mit<br />
den Plänen des Merchandise Mart sowie<br />
dem umfangreichen Handbuch<br />
für Architekten und Bauunternehmer<br />
vor und darin ein Telegramm mit<br />
guten Wünschen für die Heimkehr.<br />
Das New York Central Building<br />
liegt über den zweigeschossigen<br />
Bahnsteigender Grand Central Station<br />
in der Achse der Park Avenue, der<br />
feinsten und schönsten Straße der<br />
Stadt, zwischen 45. und 46. Straße<br />
(Abb. 3 bis 7). Es gehört der<br />
Eisenbahngesellschaft, der Entwurf<br />
stammt von den Architekten Warren<br />
Abb. i bis 7 I New York Central Building<br />
Architekten: Warren und Westmore, New-York<br />
Ansichten und Grundrisse 1; 1200 / Die kleinen<br />
Bilder feigen die Führung der Park Avenue durch<br />
das Haus und die Uherbrückung der 4}. Straße<br />
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&Westmore. 35 Stockwerke,<br />
Mietfläche im Normalgeschoß<br />
etwa 4500 qm, 32 Personenaufzüge,<br />
8 Lastenaufzüge, direkte<br />
Verbindung mit Eisenbahn<br />
und Untergrundbahn.<br />
Besonders bemerkenswert ist<br />
die Durchführung der beiden<br />
Fahrbahnen der Avenue durch<br />
das Erdgeschoß des Gebäudes.<br />
Sie werden im Bogen<br />
auseinandergeführt und steigen<br />
zugleich so an, daß sie<br />
die 45. Straße auf Brücken<br />
überqueren (Abb. 5), Sie<br />
führen zu beiden Seiten des<br />
Bahnhofs entlang und senken<br />
sich jenseits der 42. Straße.<br />
Es ist so an dieser wichtigsten<br />
Stelle am Bahnhof ein<br />
kreuzungsfreier Verkehr erreicht.<br />
Das Gebäude zeichnet<br />
sich durch besondere Eleganz<br />
aus, ist auch künstlerisch<br />
gewiß nicht schlecht, wenn<br />
uns auch manches reiche Stildetail stört.<br />
Im Gegensatz zum Merchandise Mart ist<br />
der Baukörper hier durch zwei seitliche<br />
Schlitze aufgelockert, die dem Tageslicht<br />
Zutritt verschaffen, doch<br />
ist der eine dieser Schlitze<br />
so schmal, daß er unseren<br />
Ansprüchen nicht genügen<br />
würde.<br />
Dieses Schlitzsystem ist<br />
überhaupt in Amerika altbeliebt.<br />
Es ist bei hohen<br />
Bauten das richtige, denn<br />
der Innenhof versagt dort,<br />
während dieser Außenhof<br />
durch seinen Zusammenhang<br />
mit der Freifläche wirksam<br />
bleibt. Wir haben die<br />
wendung dieses Verfahrens<br />
Abb. 8 / Das Fisher-Building tn Detroit / Gesamtansicht<br />
schon vor Jahren im „Städtebau"<br />
vorgeschlagen. Am<br />
besten ausgebildet sah ich<br />
es am Verwaltungsgebäude<br />
der „General Motors" in<br />
Detroit.<br />
In Deutschland wird es<br />
jetzt für I. G. Farben in<br />
Frankfurt angewandt, bei<br />
dem freistehenden Gebäude<br />
durch die leichte Krümmung<br />
noch verbessert (vgl.<br />
W. M. B. 1929, Heft 7,<br />
Seite 269). Die an den<br />
kompakten Knotenpunkten<br />
entstehenden tiefen Räume<br />
bringen bei uns leicht eine<br />
Verschwendung mit sich. In<br />
Amerika, wo man in bezug<br />
auf natürliches Licht in Büroräumen<br />
weniger anspruchsvoll<br />
ist, fällt dieser Nachteil<br />
fort.<br />
Sicher einer der imposan-<br />
* J . ' testen Geschäftshausbauten<br />
in Amerika ist das Fisher-Building in<br />
Detroit (Abb. 8 bis 11). Es hat, im Gegensatz<br />
zu den bisher gezeigten, Raumtiefen,<br />
wie sie auch bei uns üblich sind. Dieser<br />
ziemlich neue Bau<br />
zeigt noch stark romantische<br />
Anklänge; doch sind die<br />
innere Halle sowie die Flure das Großzügigste,<br />
das ich je in dieser Art sah.<br />
Die Halle ist durch einen unterirdischen<br />
Gang mit beiderseitigen Läden mit dem<br />
auf der anderen Seite der Straße gelegenen<br />
General-Motors-Gebäude verbunden.<br />
Eine Sehenswürdigkeit ist noch<br />
die Fisher-Building-Garage, 11 geschossig<br />
für 1100 Autos, ohne jede Unterteilung,<br />
mit zwei verschachtelten Rampen<br />
für Auf- und Abfahrt und Spannweiten<br />
von i6m.<br />
L.<br />
Abb. 9 -11 /Das Fisher-Building in Detroit / Grundrisse 1:1200 /Links Erdgeschoß, rechts Obergeschoß, oben eine Turm-Etage/Das Haus zeichnet sich vor den üblichen<br />
amerikanischen Bürohäusern durch die gute Belichtung seiner Arbeitsräume aus. Vgl r auch das „State-Tower"-Gebäude in Syracuse (W, M. B. 1929, Heß 12, S. 49 9 ff.)
Der Etagenhaus-Hochbau ist im wesentlichen ein Manhattan-Gewächs.<br />
Dort allerdings hat man den Eindruck,<br />
als verdränge er allmählich alles andere. Im folgenden<br />
seinen Etagenhaus-Grundrisse mit Mietpreisen und<br />
einigen Erläuterungen gegeben.<br />
Woodstock Tower, ein Teil der „Tudor City",<br />
320 East 42, Straße, an der II. Avenue, Architekten<br />
und Bauherren „The Fred. F. French Comp." (Abb.12<br />
bis 14). Lage in einer bisher sehr mäßigen Wohngegend,<br />
die jedoch in günstiger Entwicklung begriffen ist. Das<br />
Gebäude, ein ApartmentHotel, enthält im Erdgeschoß<br />
ein Restaurant, im 2. bis 18. Geschoß nur Einzimmerwohnungen,<br />
darüber bis 2um 32. Geschoß Ein-, Zweiund<br />
Dreizimmerwohnungen gemischt.<br />
Die Einzimmerwohnung besteht aus: Vorplatz, Bad<br />
mit Waschtisch und W.-C, gekachelt, 2 bis 4 Wandschi<br />
änken, dem Kuchens ehrank mit Aufwasch, elektrischem Kühlschrank, Borten<br />
und Steckkontakt für den elektrischen Kocher, dem Zimmer mit Bettschrank,<br />
darin 1 bis 2 Klappbetten mit Matratze. Die Wohnfläche der kleinsten derartigen<br />
Wohnung im Woodstock Tower, N. 2, beträgt etwa 30 qm, die Miete im<br />
2. Stock jährlich 850 $, im 22. Geschoß<br />
jährlich 1150$, d. h. Miete in<br />
Mark pro Quadratmeter Wohnfläche<br />
jährlich im 2, Stock: M. 119.—, im<br />
22. Stock M. 161.—.<br />
Für die größte Einzimmerwohnung<br />
(Nr. 1, links unten) sind die entsprechenden<br />
Zahlen: Wohnfläche etwa<br />
50 qm, Miete im 2. Stock 1250 $, im<br />
22. Stock 1700 $, Miete in Mark pro<br />
Quadratmeter Wohnfläche und Jahr im<br />
2. Stock M. 105.—, im 22. Stock<br />
M. 142.80. Wohnung 1 und entsprechende<br />
haben statt des Küchenschrankes<br />
eine kleine begehbare Küche.<br />
Die Zweizimmerwohnungen enthalten<br />
teilweise einen „dining alcove, in dem<br />
auch die Schrankküche ist, ferner ein<br />
Bad und Schränke. Die Dreizimmerwohnung<br />
ist ebenso ausgestattet und<br />
hat 2 Bäder. Bemerkenswert ist, daß<br />
der Zugang zu allen anderen Räumen<br />
durch den Wohnraum führt, eine Anordnung,<br />
die auch noch in besseren,<br />
größeren und teureren Wohnungen<br />
häufig vorkommt.<br />
Bei dem Gesamtgrundriß ist zu<br />
beachten, daß ausnahmsweise beide<br />
Nottreppen im Innern des Gebäudes<br />
liegen. Alle Bäder mit den Toiletten<br />
Hegen an Dunstschächten, die Rohrleitungen<br />
in kleinen besteigbaren besonderen<br />
Schächten. Müllschütte ist<br />
vorhanden. Die Fenster sind einfache<br />
Metallschiebefenster, die Türen in den<br />
oberen Geschossen auf Grund behördlicher<br />
Vorschriften gleichfalls aus Eisen.<br />
Fußböden in den Zimmern Eichenstabboden<br />
von sehr mäßiger Qualität.<br />
Die Wandschränke enthalten, von Bettund<br />
Küchenschrank abgesehen, keine<br />
Einrichtung. Klempnerarbeiten wie<br />
dort üblich aus Kupfer (luxuriöse Bauten<br />
haben Blei; Zink wird scheinbar<br />
kaum verwandt). Elektrischer Kühlschrank<br />
ist ein selbstverständlicher<br />
Bestandteil jeder modernen Wohnung,<br />
Abb. 12 bis 14 / Woodstock Tower > New York<br />
Architekten: „The Fred F, Frencb Comp."<br />
Gesamtansicht des Hauses und Grundrisse 1:300<br />
Unten z. bis 18. Stock mit liin^mmerwohnungm^<br />
darüber 20. bis jo t Stock mit Ein- bis Drei'<br />
ytmmerwohnungen<br />
36.
BAUZELLEN AM BROADWAY<br />
Nach einer Aufnahme von Dr. Kurt<br />
Richter-Arosa<br />
2 7
Abb. IJ und 16 / V. Avenue Ecke JJ Straße / Architekten: Warren und<br />
Westmore, sowie Rosario Candela / Etagengrundriß. Unten Erdgeschoß mit<br />
den Gesellschaftsräumen. i:ßoo<br />
960. V. Avenue Ecke 77. Straße (Abb. 15 und 16). Beispiel<br />
eines eleganten Hauses in bevorzugter Lage am Centralpark.<br />
Architekten: Warren u. Westmore, sowie Rosari Candela.<br />
Die Wohnungen nach dem Park zu sind nicht mietbar,<br />
sondern nur käuflich. Die billigste, etwa 6 Zimmer, kostet<br />
75 000 $, die teuerste, etwa 12 Zimmer, im obersten Geschoß<br />
mit Dachgarten 300000 $. Die Eigentümer haben jährlich<br />
für Unkosten noch 5 % der Kaufsumme zu zahlen. Die Ausstattung<br />
ist sehr anständig, aber nicht luxuriös (z, B. kein<br />
Tafelparkett, kein Marmorbad). DieMietwohnungen haben<br />
ihre Fenster nur nach der 77. Straße und den Höfen.<br />
Zu den abgebildeten Grundrissen einige Erläuterungen:<br />
Wohnung D (Abb. 1/) 2 Zimmer, kleine Küche» Bad mit<br />
W.-C, Vorraum, 3 Wandschränke» Wohnfläche etwa 77 qm.<br />
Miete im 6. Geschoß 3100 $, im 15. Geschoß 4000 $, d, h.<br />
pro Quadratmeter Wohnfläche in Mark jährlich M. 170.—,<br />
bzw. M. 218.—. Die Dreizimmerwohnung ist entsprechend,<br />
enthält nur ein Zimmer mit Bad mehr. Die Vierzimmerwohnung<br />
A kostet 7500 $ jährlich. Auch in diesen teuren<br />
Wohnungen geht der Weg zu den Badetoiletten durch<br />
Wohn- und Schlafzimmer. Es entspricht dies der geringen<br />
häuslichen Geselligkeit, die in Nordamerika üblich zu sein<br />
scheint. Dafür enthält das Haus im Erdgeschoß (Abb. 16)<br />
sehr schöne Gesellschaftsräume von hoher Eleganz, verbunden<br />
mit einer fabelhaft eingerichteten Küche. Dienstbotenkammern<br />
zu den Mietwohnungen liegen in einem<br />
besonderen Flügel und kosten pro Jahr 450 bis 600 $ extra.<br />
Die Geschoßhöhen sind in neueren Wohnbauten wie bei<br />
uns im allgemeinen etwa 3,30 m. Aus den Grundrissen ist<br />
zu ersehen, daß eine Fahrstuhlgruppe mit zwei Nottreppen<br />
im allgemeinen pro Geschoß mindestens vier Wohnungen<br />
bedient. Soweit es sich um einfache Reihenhäuser handelt,<br />
ergibt sich hieraus ohne weiteres schlechtes Licht und mangelhafte<br />
Durchlüftung für viele Räume. Am schlechtesten<br />
kommen immer die Küchen und Kammern weg, die derart<br />
bei uns für ganz unmöglich gelten würden.<br />
Es findet ein intensiver Kampf um die Ausnutzung des<br />
allzu teuren Bodens statt, bei dem, wie mir ein angesehener<br />
Architekt in New York sagte, die Architekten ihre halbe<br />
Zeit gebrauchen, um die Behörden zu bemogeln.
KRANE<br />
Nach einer Aufnahme von<br />
Dr. Kurt Richter - Arosa
no West 86. Straße / Architekt: Emery Roth<br />
Grundriß 1:300<br />
Abb. 18 / Haddon Hotel / Architekten: „The Fred. F, French Comp,' (<br />
Grundriß J:JOO<br />
110. West 86. Straße (Abb. 17). Architekt: Emery Roth.<br />
5 Wohnungen pro Geschoß. Preis pro room etwa 50 $ monatlich.<br />
Wohnung A kostet also jährlich etwa 3000 $, Charakteristisch<br />
die Anordnung der „kitchen" mit dem anschließenden<br />
„dining alcove". Beide sind durchaus nur ein Raum,<br />
getrennt durch zwei etwa 1,20 m hohe Schränke mit mittlerem<br />
Durchgang, also mehr eine ideelle Trennung, eingerichtet<br />
zum Selbstbewirtschaften durch die Hausfrau. Es<br />
ist also angenommen, daß die Familie, die 3000$ Miete zahlt,<br />
kein Dienstmädchen hat und kaum Gäste ins Haus ladet.<br />
Haddon Hotel. Zur Tudor-City gehörig. 327 East<br />
41. Straße (Abb. 18). Architekten: „The Fred. F. French<br />
Comp." 4 Wohnungen pro Geschoß. Mittlere Monatsmiete<br />
pro „room" etwa 50 $. Mädchenzimmer können getrennt gemietet<br />
werden, desgleichen das Aufräumen der Wohnung,<br />
Die Zugänglichkeit einer Toilette mit Dusche vom „dining<br />
room" in Wohnung 1 deutet darauf hin, daß in vielen<br />
Fällen dieser Raum auch als Schlafzimmer benutzt wird, so<br />
daß dann gar kein Eßzimmer vorhanden ist. Wohnung 2<br />
enthält eine besondere Toilette unmittelbar an der Küche,<br />
The Cloister. Zur Tudor<br />
City gehörig. 3 21 East<br />
43. Straße (Abb. 19). Architekten:<br />
,,The Fred. F. French<br />
Comp." Doppelhaus, 11 Geschosse.<br />
An jeder Fahrstuhlgruppe<br />
7 Wohnungen von<br />
ein bis drei Zimmern. Die drei<br />
Einzimmerwohnungen mit<br />
Licht nur von den schlechten<br />
Höfen. Die schlechteste und<br />
kleinste Wohnung Nr. 11, etwa<br />
2.0 qm Wohnfläche, mit<br />
einem schmalen Klappbett<br />
kostet je nach Höhenlage<br />
715 bis 895 $ im Jahr, d. h,<br />
pro qm jährlich M. 200.'—-.<br />
Abb. 19 I The Cloister /Architekten:<br />
„The Fred. F. French Camp."<br />
Grundriß 1 :joo
DIE VERTIKALE<br />
Nach einer Aufnahme von<br />
Dr. Kurt Richter-Arosa
Abb. 20 / 201 West 8j. Straße / Architekt: J. M. Fehon / i:ßoo<br />
Abb. 2i I ißo Eastenä Avenue / Zwei Wohnungen pro Geschoß / 1:300<br />
Dieser Manhattan-Wohnungshochbau ist keineswegs für<br />
U. S. A. charakteristisch. Er ist wie vieles andere eine New<br />
Yorker Spezialität, bezeichnend für das ungeheure Wachstum<br />
und die Lebensenergie dieser Stadt, aber er stellt als Folge<br />
und Merkmal dieser beiden sicher einen furchtbaren Nachteil<br />
dar. Wie wird Manhattan aussehen, wenn New York<br />
Abb. 22 I 784 Park Avenue j Architekt:<br />
Bmery Roth / 3 Wobnungen pro Geschoß.<br />
2 Nottreppen bei den Dienstauf^ßgen / 1:ßoo<br />
statt jetzt 8% in 25 Jahren 20 Millionen Einwohner hat?<br />
Seine Anziehungskraft als wirtschaftliches Zentrum wächst<br />
ständig. Aus allen Ländern kommen die Einwanderer, einen<br />
noch viel stärkeren Strom aber bilden die Farmer, die von<br />
ihrem ertragarmen Boden in die Stadt ziehen, wo sie gutbezahlte<br />
Arbeit und Vergnügen finden.<br />
Ich fragte viele Leute, auch Architekten,<br />
was nun für das Wohnungsbedürfnis<br />
der ganz armen Bevölkerung<br />
geschehe, begierig, Kleinwohnungsbauten<br />
im Sinne unserer hiesigen zu<br />
sehen. Alle sagten, so etwas gibt es<br />
in U. S. A. nicht. Die Ärmsten bewohnen<br />
die j eweils schlechtesten<br />
Wohnungen in den schlechtesten<br />
Gegenden, den Slums, und da dies<br />
meist die aus minder zivilisierten<br />
Ländern zuletzt Eingewanderten sind,<br />
oft Farbige, so wollen sie es gar nicht<br />
anders. Ob das wahr ist, entzieht<br />
sich meinem Urteil; doch die ganze,<br />
sozusagen wirtschaftlich natürliche<br />
Selbsterledigung der Frage, die jedem<br />
die Sorge für sich und seine Familie<br />
allein überläßt, ist echt amerikanisch.<br />
Außerhalb Manhattan und viel -<br />
leicht kleiner Teile von Long<br />
Island, Jersey City und Chicago<br />
liegen die Wohnverhältnisse genau
;•_ \<br />
BBLLBUILDING<br />
Ü^ einer Aufrahme von Dr. Kurt<br />
Richter-Arosa<br />
W. M.B,XIV. i
umgekehrt. Besonders weitläufige<br />
Wohnstadtteile mit niedrigen Etagenhäusern,<br />
Einzel- und Doppelhäusern<br />
sind typisch. Daher auch<br />
die riesige Ausdehnung der Städte.<br />
Hinzu kommen die weiten Flächen,<br />
die neuerdings von den Städten für<br />
Park- und Spielplatzanlagen reserviert<br />
werden. Es geschieht j etzt<br />
sehr viel in dieser Hinsicht. Nur in<br />
Manhattan läßt sich natürlich nichts<br />
mehr erreichen.<br />
Außerhalb New Yorks kann<br />
sich in U. S. A. jeder gelernte<br />
Fabrikarbeiter mit geringer Anzahlung<br />
ein eigenes Haus kaufen. Ich hatte in Reading,<br />
Pennsylvania, Gelegenheit, einen kurzen Einblick in diese<br />
Verhältnisse zu tun, Die Besitzer der dortigen „Textile<br />
Machine Works", Deutsche von Geburt, beschäftigen etwa<br />
8000 Leute» davon 10% Angestellte. Sie waren von einer<br />
ganz ungewöhnlichen Gastfreundlichkeit und widmeten<br />
meiner Neugierde viel Zeit.<br />
Ich sah die Metallgießerei, die Wirkmaschinenfabrik und<br />
die Strumpfwirkerei. In der Fabrik ist alles sorgfältig durchdacht.<br />
Besonderen Eindruck machten mir die sozialen und<br />
hygienischen Einrichtungen. Offenbar verdienen die Arbeiter<br />
viel Geld; denn gegenüber hat sich eine Bank angesiedelt,<br />
deren Hauptgeschäft es ist, an den Lohntagen durch Boten<br />
von den Arbeitern die Beträge als Depositen einzukassieren,<br />
die die Arbeiter zurücklegen wollen. Viele arbeiten, wo es<br />
irgend angeht, in Handschuhen. Wenn sie die Fabrik verlassen,<br />
in den Baderäumen tadellos gesäubert, gut angezogen,<br />
mit sauberen Händen auf einem der Fabrikparkplätze in ihr<br />
Auto steigen, haben sie keinen Grund, Feindschaft gegen den<br />
„Bürger" zu fühlen. Von den Einrichtungen, die im wohlverstandenen<br />
Interesse des Werkes zugunsten der Arbeiter<br />
geschaffen wurden, seien kurz einige<br />
angeführt. Ständiger ärztlicher Dienst<br />
mit Krankenschwestern und Krankenräumen.<br />
Badeeinrichtungen. Großer<br />
Speisesaal mit billigen, ausgezeichneten<br />
Mahlzeiten. Die Mittagsruhe<br />
dauert dreiviertel Stunde. Viele essen<br />
eilig und gehen dann in einen benachbarten<br />
Saal, wo sie bei Radiomusik<br />
tanzen. Sicher eine herrliche<br />
Lockerung nach der oft einseitigen<br />
Arbeit.<br />
Wer fünf Jahre in der Fabrik gearbeitet<br />
hat, bekommt von da an mo-<br />
natlich auf seinen Verdienst, den er<br />
wöchentlich nach der Akkordabrechnung<br />
erhalten hat, einen Zuschlag<br />
von 5%. Nach 10 Jahren steigt<br />
dieser Zuschlag auf 10%, *und so<br />
fort bis 25%. Die Fabrik hat ein<br />
Interesse daran, daß die Arbeiter<br />
lange bleiben, da bei jahrelanger<br />
Beschäftigung die Qualität der Arbeit<br />
steig : t. Man erleichtert deswegen<br />
auch den Arbeitern den Kauf<br />
eines eigenen Hauses. Die Eigentümer<br />
der Fabrik haben gleichzeitig<br />
eine Terraingesellschaft, die<br />
„Wyomissing Development Company",<br />
der ein erheblicher Teil des Grund und Bodens<br />
des Ortes Wyomissing gehört, in dem die Fabriken liegen.<br />
Dies Gelände wird aufgeschlossen und allmählich auf<br />
Spekulation mit Einzel- und Doppelhäusern bebaut. Der<br />
Verkauf findet an jeden statt. Man hat mindestens 10% des<br />
Kaufpreises anzuzahlen. Eine erste Hypothek erhält man in<br />
Höhe von 60%. Den Arbeitern der Fabrik wird nun für eine<br />
zweite Hypothek bis zu 90% des Kaufpreises eine Garantie<br />
gewährt, die ihnen die Aufnahme gleichfalls zu 6% wie die<br />
erste ermöglicht. Außerdem müssen sie die zweite Hypothek<br />
in 11 Jahren amortisieren. Bei der Aufschließung durch<br />
die „Wyomissing Development Company" hat man immer<br />
städtebaulich Sorgfalt und Überlegung walten lassen. Früher<br />
hat Dr. Werner Hegemann bei der Planung dort mitgewirkt.<br />
Neuerdings erhielt Gartendirektor W. Singer aus Bad Kissingen<br />
den Auftrag, die Gestaltung eines Parkgeländes am<br />
Laufe des Flüßchens, der das Hügelgelände reizvoll durchzieht,<br />
zu bearbeiten.<br />
Unter den vielen Hotels, die ich in U. S. A. bewohnt habe,<br />
verdient als Bauwerk außer dem Pennsylvania-Hotel in<br />
New York besonders das „Wardman Park Hotel" in<br />
Washington Beachtung. Das Äußere<br />
dieses an der Connecticut Avenue<br />
außerhalb der Stadt in einem schönen<br />
hügeligen Villenvorort gelegenen<br />
Hauses ist wenig reizvoll und<br />
hätte gewiß besser gemacht werden<br />
können. Interessant ist der Grundriß,<br />
insbesondere der des neuen<br />
Erweiterungsbaues (Abb. 23 und 24).<br />
Absicht war natürlich, möglichst<br />
viel helle Außenfläche zu gewinnen,<br />
was die völlig freie Lage des Ger<br />
bäudes ermöglichte.<br />
Ernst Gerson> Hamburg<br />
Abb. 2ßund24 / Das Wardman Park Hotel in<br />
Washington. / Oben: Ansicht des älteren Teils.<br />
Unten: Grundriß des Erweiterungsbaus 7:1200<br />
34
Abb t i I Ennis House, Hollywood / Architekt: Frank Lloyd Wright<br />
BETON<br />
<strong>VON</strong> FRANK LLOYD WRIGHT<br />
Zu Frank Lloyd Wrighf s sechzigstem Geburtstage brachten Wasmuth's Monatshefte {August 192$) einen<br />
Aufsatz des Jubilars „Über das Blech in der Baukunst". Dr, Siegfried Scharfe* der als Lehrer an<br />
der Hochschule %u Wisconsin Gelegenheit hatte, Wright persönlich kennenzulernen und viele seiner<br />
Arbeiten genau %u studieren, leitete jenen Aufsaß mit Betrachtungen über „Theorie und Praxis bei<br />
Frank Lloyd Wright" ein und ergänzt hier diese Betrachtungen durch die folgende Vorbemerkung,<br />
WRIGHTS NATURALISMUS<br />
<strong>VON</strong> SIEGFRIED SCHARFE<br />
Meine in Wasmuth's Monatsheften ausgesprochene Kritik<br />
(W.M.B. 1929, Heft 8, Seite 331fr.) kann noch schärfer<br />
formuliert werden. Aus Wright's „organischer" Theorie<br />
läßt sich ein naturalistischer Kern herausschälen. Der Begriff<br />
organisch ist zu dehnbar > als daß man mit ihm, nach der einen<br />
oder anderen Seite hin, viel beweisen könnte. Naturalismus<br />
ist bestimmter; an ihm kann man weniger leicht<br />
herumdeuteln.<br />
Wright's Naturalismus sei mit seinen eigenen Worten<br />
umschrieben:<br />
1. Die Qualität des Lebens ist in Werken, die von Menschenhand<br />
geschaffen sind» dieselbe wie in Bäumen» Pflanzen<br />
und Tieren.<br />
2. Was ist Stil ? Jede Blume hat ihn; jedes Tier hat ihn;<br />
jedes Individuum, das diesen Namen verdient, hat ihn bis zu<br />
einem bestimmten Grade.<br />
3. Wenn Amerika geistig erwacht, wird Individualität<br />
in beinahe ebenso vielen Stilen erblühen, als es Stilindividuen<br />
{individuals of style) gibt. (Zitiert nach der<br />
Aufsatzreihe „In the Cause of Architecture" im „Architectural<br />
Record" 1927/28.)<br />
Und dann vergleiche man damit die Erläuterungen, die<br />
Wright zu der fabrikmäßigen Herstellung seines Glas- und<br />
Stahl-Hochhausentwurfs gibt (W. M. B. 1929, Seite 337^.).<br />
Der Gegensatz zwischen naturalistischem und maschinenmäßigem<br />
Bauen zeigt sich bei einer solchen Gegenüber-
Abb. 2 I Sonden Home, Hollywood / Architekt; Lloyd Wrigbt t Frank Lloyd Wrigbfs Sohn<br />
Stellung in seiner vollen Schärfe. Und die Ansicht, die ich in<br />
jenem Heft vertrat, kann nunmehr mit größerer Bestimmtheit<br />
wiederholt werden: Es fehlt dem künstlerischen Schaffen<br />
von Wright die innere Folgerichtigkeit, ein Mangel, der sich<br />
in seinen Schriften und in seinen Bauten gleich stark bemerkbar<br />
macht.<br />
Dr. Siegfried Scharfe<br />
BETON<br />
<strong>VON</strong> FRANK LLOYD WRIGHT<br />
Ich schreibe dies auf der Phönixebene in Arizona. Die rötlichen<br />
Granitbergmassen, die „alt" geworden sind, lösen sich<br />
auf und gleiten hinab, eine Schicht nach der anderen, um<br />
dann wieder den Boden der Ebene zu bilden. Granit in verschiedenen<br />
Stadien des Zerfalls: Sand, verwittertes Gestein<br />
und Kies bilden hier den Boden der Welt.<br />
Häuser könnten hier direkt aus der „Erde" wachsen,<br />
würde man den Boden, ehe er zu sehr verwittert, einzementieren<br />
und in Blöcke oder andere Formen bringen.<br />
Zement könnte hier wie anderwärts der geheime Urstoff<br />
des materiellen Körpers unserer neuen Welt sein.<br />
Und Stahl hat dem Zement (diesem alten, unschätzbaren<br />
Stoff) neues Leben und neue Wirkungsmöglichkeiten gegeben.<br />
Als es sich herausstellte, daß der Koeffizient der Ausdehnung<br />
und Zusammenziehung bei Stahl und Beton derselbe<br />
ist, eröffnete sich für den Architekten eine neue Welt.<br />
Die Maschine machte dem Beton, dadurch, daß sie ihm<br />
Stahlrippen gab, die Bahn frei.
Abb, 3 / Ennis House, Hollywood / Architekt: Frank Lloyd Wright<br />
Dennoch sind drei Viertel der hiesigen Wohnungen aus<br />
Holz und Ziegeln gebaut, Baustoffen, die beide aus großen<br />
Entfernungen herangeholt werden mußten. Man brachte sie<br />
in Formen und Muster, die vor 30 Jahren im Osten entstanden<br />
waren. Diesen „Häusern" fehlt also die Bodenständigkeit;<br />
außerdem geht die Hälfte aller Baukosten<br />
auf Fracht.<br />
Die Indianer waren bessere Baumeister, als sie Adobebehausungen<br />
(aus Ziegeln, die an der Sonne gebrannt sind)<br />
bauten, die sie von Mexiko übernahmen und in den Vorbergen<br />
anlegten. Selbst die wenigen neueren Betongebäude<br />
ahmen Stilformen nach t die dem Wesen des Betons fremd<br />
sind, obwohl das sachlichere Mexiko gerade jetzt dem Norden<br />
wenigstens in kleinen Dingen zu Hilfe kommt. Diese Häuser<br />
sind so komisch, daß sie nach zehn Jahren geradezu ein Witz<br />
der Architekturgeschichte sein werden.<br />
Aber es ist nur natürlich, wenn der Architekt es zunächst<br />
so macht, wie er es immer gemacht hat und mit dem neuen<br />
Material die Formen der alten Architektur (die oft genug<br />
selbst Reproduktionen und deshalb ebenso falsch sind !)<br />
schlecht reproduziert.<br />
Wir wollen offen zugeben, daß das menschliche Denken<br />
beim architektonischen Schaffen es mit der Gewohnheit hält<br />
und eher durch Mangel an Richtung gekennzeichnet ist<br />
als durch logische Notwendigkeit, Es hält an der einmal<br />
bestehenden Ordnung mit einer Hartnäckigkeit fest, die<br />
wohl einer besseren Sache wert wäre.<br />
Seinem Stande nach ist der Architekt der Konservativste<br />
unter den Konservativen. Sein Beruf besteht zunächst ^darin,<br />
eine bestehende Ordnung zu erfassen und sich ihr anzupassen,<br />
und erst zuletzt darin, diese Ordnung abzuändern.<br />
Immerhin, das Trägheitsgesetz geht schließlich selbst bei<br />
den Architekten seinen Lauf. Selbst bei einer so unbedeutenden<br />
Sache wie der Frage des Baustoffes führen natürliche
. ^ / Freeman House /Architekt: Frank Lloyd Wright<br />
, . . . . Gartenfront
Abb. ; I Freeman House / Architekt: Frank Lloyd Wright<br />
Straßenfront<br />
59
Abb. 6 / Hollßock House, Hollywood /Architekt:<br />
Frank Lloyd Wright<br />
Neigungen dem Architekten allmählich aber sicher die Hand<br />
und überwinden selbst die Vorurteile seines Standes.<br />
Bis dann der Kreislauf von neuem beginnt. Sobald nämlich<br />
eine neue Materialkonstellation auf den Plan tritt, gibt<br />
es zunächst wieder Schwierigkeiten, bis abermals das Gesetz<br />
der Trägheit den Widerstand der Profession überwindet.<br />
Die Literatur über Beton füllt heute ganze Büchereien.<br />
Seine physikalischen Eigenschaften sind wohlbekannt. Seine<br />
ästhetischen Qualitäten sind jedoch weder besungen noch<br />
beschrieben.<br />
Es ist auch nicht einfach, in diesem Stoff hohe ästhetische<br />
Qualitäten zu linden, da er seinem Wesen nach ein Gemisch<br />
ist. Und Zement, das Bindematerial, ist ebenfalls an sich<br />
charakterlos. Das Ergebnis ist im besten Fall ein künstlicher<br />
Stein, im schlimmsten ein versteinerter Haufen Sand.<br />
Wenn dieses Material Form, Textur oder Farbe haben soll,<br />
muß sie ihm die menschliche Phantasie erst geben. Es gehört<br />
also zu den Charakter- und seelenlosen Baustoffen, die man<br />
benutzt, um andere nachzuahmen.<br />
Es ist ein Unglück für diesen Baustoff, als hölzerner Balken<br />
hervorstehen zu müssen oder mühsam wie ein Gesims zurechtgestutzt<br />
zu sein. Dagegen hängt es zuverlässig in Plattenform,<br />
steht, sauber durchbohrt, wie ein persischer Fayenceschirm<br />
und liegt niedrig und schwer auf dem Boden. Es ist<br />
wieder sein Pech, wenn es aufstehen und die Form von hölzernen<br />
Pfosten annehmen soll.<br />
Beton kann jede beliebige Form annehmen und mit Stahlrippen<br />
Großes vollbringen. Wenn es alt ist, wird es so hart,<br />
daß es oft mehr kostet, das Gebäude zu entfernen, als der<br />
Boden, auf dem es steht, wert ist.<br />
Für den schöpferischen Geist liegt hier sicherlich eine Versuchung.<br />
Die Versuchung, ein so ehrbares Material vor Mißbrauch<br />
zu bewahren. Denn Beton ist ein plastisches Material,<br />
dem man bisher noch keine Gelegenheit gegeben hat, eine<br />
seinem Wesen entsprechende plastische Form anzunehmen.<br />
So wie es bisher verwandt wurde» hätte es ebensogut Talg,<br />
Gußeisen oder Gips sein können, die in Formen gegossen<br />
werden und auf deren Gnade und Ungnade angewiesen sind.<br />
Gewisse Wahrheiten liegen klar zutage. Erstens ist Beton<br />
ein Massenmaterial, zweitens läßt seine Oberfläche sich bedrucken,<br />
drittens ist es ein Stoff, der zusammenhängend und<br />
monolithisch ist, und zwar in bestimmten, sehr weiten<br />
Grenzen; viertens kann es chemisch behandelt, gefärbt oder<br />
wasserdicht gemacht und schließlich innerlich mit Farbe oder<br />
Mustern durchsetzt werden; fünftens ist es willig, solange<br />
es frisch, und zerbrechlich, solange es jung ist; es wird<br />
hart, wenn es alt ist und besitzt nur begrenzte Spannkraft.<br />
Was ist also die Ästhetik des Betons ?<br />
Ist Beton Stein ? Ja und nein.<br />
Ist es Gips ? Ja und nein.<br />
Ist es Ziegel oder Schiefer ? Ja und nein.<br />
Ist es Gußeisen? Ja und nein.
Abb. 7 / Hollyhock House, Hollywood / Architekt: Frank Lloyd Wright<br />
Armes Beton ! Noch immer auf der Suche nach seinem<br />
Recht aus der Hand des Menschen.<br />
Der Hauptunterschied zwischen Stein und Beton liegt in<br />
dem bindenden Medium, das bei Stein vom Stein selbst ist;<br />
bei Beton ist es eine fremde Substanz. Abgesehen von diesem<br />
Unterschiede, würde Beton tatsächlich echter, natürlicher<br />
Stein sein. So ist es also nur künstlicher Stein. Der Wesensunterschied<br />
zwischen Beton und Stein liegt in der Plastizität<br />
des Betons, im Unterschied zu natürlichem Stein, der überhaupt<br />
keine Plastizität besitzt.<br />
Ich möchte sagen, daß in dieser Plastizität des Betons sein<br />
besonderer ästhetischer Wert liegt, der bisher nur teilweise<br />
erkannt wurde. Als künstlicher Stein hat Beton keinen<br />
großen, auf keinen Fall einen eigenen<br />
ästhetischen Wert. Vielleicht könnte<br />
man eine Betonform entwerfen, die jene<br />
Flüssigkeit des Materials zu künstlerischer<br />
Geltung kommen läßt, wobei<br />
dann der Unterschied zwischen Stein<br />
und Beton ganz klar würde. Ich habe<br />
selten gesehen, daß diese Wirkung erzielt<br />
wurde, höchstens durch Zufall.<br />
Es gibt noch eine andere Möglich-<br />
keit, die Plastizität durch die Behandlung zur Geltung<br />
kommen zu lassen. Man kann die Betonmasse bedrucken,<br />
solange sie frisch und naß ist, genau so, wie der Drucker<br />
sein Papier bedruckt. Die erzielte Wirkung ist so ähnlich<br />
wie bei Steinen mit Fossilresten von Laub oder anderen<br />
organischen Formen, die sich entweder erhaben oder als<br />
Vertiefungen absetzen. Diese Art der Behandlung würde<br />
der Natur des Betons noch mehr gerecht werden als irgendeine<br />
Gießmethode.<br />
Die in Formen fertiggestellte Platte, die nur dünn, aber von<br />
großem Umfang ist, kommt bei allen Baustoffen vor, die erst<br />
flüssig sind und dann hart werden und Verstärkung benötigen.<br />
In dieser Behandlung unterscheiden sich Beton, Stahlblech<br />
und Gips nur wenig oder überhaupt nicht.<br />
, * Die Platte kann kleiner gemacht, mit<br />
Mustern, die zum Material passen, bedruckt<br />
und mit Stahl bewehrt werden;<br />
dabei braucht doch das Wesen des Materials<br />
nicht mehr zum Ausdruck zu<br />
kommen als es auch mit Terrakotta<br />
oder Glas oder Metall möglich wäre,<br />
wenn nicht der Rhythmus des Musters<br />
und der Masse dieses Wesen zeigten.<br />
Abb, 8 / Hollyhock House, Hollywood<br />
Architekt: Frank Lloyd Wright<br />
41
Abb. 9 I La Mwiatura, Pasadena / Architekt: Frank Lloyd Wrlght / Bibliothek<br />
Die Wände bestehen aus glatten, gemusterten und durchbrochenen Betonblöcken<br />
Natürlich bedarf auch die Zusammensetzung des Betons<br />
mannigfacher Bearbeitung; Block, Platte oder Masse müssen<br />
Textur und Farbe bekommen. Diese Verfahren sind jedoch<br />
2u bekannt, als daß sie noch erläutert werden müßten.<br />
Diese verschiedenen Wege und Mittel haben es sämtlich<br />
mit dem Wesen des Steins zu tun und bringen Beton dem<br />
Stein noch näher als es schon bei künstlichem Stein der Fall<br />
ist. Der Hauptvorzug des Betons ist der, daß es an Ort und<br />
Stelle in großen Blöcken hergestellt werden kann. Die Kosten<br />
sind gering, man kann die Teile bequem aneinander fügen.<br />
Dagegen muß Stein nacheinander freigelegt, unter großen<br />
Kosten gehauen, abtransportiert und in großen Stücken auf<br />
den Bauplatz gebracht werden.<br />
So wird also Beton zum idealen Notbehelf unseres ruhmredigen<br />
„Notbehelfzeitalters".<br />
Einige der Abbildungen zeigen, was eben dieser minderwertige<br />
Block mit ein bißchen Sympathie werden kann. Der<br />
bis dahin verachtete Gegenstand wird nunmehr wenigstens<br />
zu einem gediegenen und gesunden mechanischen Hilfsmittel,<br />
von dem der Architekt selten schönen Gebrauch<br />
machen kann, da der Block jetzt eine bloße mechanische<br />
Einheit in einem ruhigen, plastischen Ganzen wird. Und<br />
dieser mechanische Gebrauch des Betons hat eben erst begonnen.<br />
In ihm allein liegt der Weg zu einer Architektur —<br />
mag das Material auch unansehnlich sein, ehe die menschliche<br />
Phantasie auf den Plan tritt.<br />
Jene höheren Verwendungsmöglichkeiten, die nicht mechanisch<br />
sind, sondern die Plastizität des Materials zur Geltung<br />
kommen lassen, warten erst recht auf ihre Entwicklung<br />
in der Zukunft. Zusammen mit Farbe führen sie ebenfalls<br />
zu echter plastischer Schönheit.<br />
Anmerkung; Nachdem ich das 'Vorstehende schrieb\ fand ich Im<br />
Sotfden House in Los Angeles (Abb. 2), erbaut von meinem Sohn<br />
IJqyd Wright, eine Behandlungsweise des Blocks^ welche du plastischen<br />
Eigentümlichkeiten des Betons %ttr Geltung bringt.<br />
Frank Lloyd<br />
Wrlght,<br />
Übersetzt mit freundlicher Erlaubnis des „Architectural Record", Nerv York > von Dr. Siegfried Scharfe.<br />
4a.
KURANSTCT INTERNATIONAL GI0GWC2<br />
D r SZEKELY<br />
Abb. i / Kuranstalt in Pistjan, Tschechoslowakei /Architekt:<br />
Ariur $%.atatr.ai t L'repbttrg / liaupifront<br />
EIN TSCHECHOSLOWAKISCHES SANATORIUM<br />
Architekt Szalatnai ist der Schöpfer<br />
einer Reihe von Sanatorien in den berühmten<br />
böhmischen Bädern. Unter<br />
diesen Bauten zeichnet sich das hier<br />
wiedergegebene Haus durch seineRuhe<br />
und schlichte Form aus. Das flache Dach<br />
gehört, wie der Architekt schreibt, ,,in<br />
keine ästhetische Debatte", sondern<br />
stellt eine Terrasse dar mit Sonnenbad<br />
und Duscheräumen. H. /. Z.<br />
Abb. 2 bis 4 /Kuranstaltin Pistyan 3 Tschechosbwakei/Architekt.• Artur Szalatnai y Preßburg/Seitenfrontmit Haupteitigatig sowie Erdgeschoß und Obergeschoß i: j oo<br />
43
Abb. i und 2 / Garage Fresnel, Paris / Architekt: Michel Roux-Spit% / Zwei Geschosse für freie Aufstellung der Wagen<br />
Die Garage ist in das „Hotel du Prince Roland Bonaparte" eingebaut und befindet sich im Erdgeschoß und in 4 Kellergeschossen<br />
Der Bedarf an Kraft wagenräumen<br />
ist in einer Stadt "wie Paris natürlicherweise<br />
bedeutend; besonders<br />
groß ist die Nachfrage im Innern<br />
der Stadt und in den Wohnvierteln<br />
der wohlhabenden Bürger. Das<br />
Märzheft des „Städtebau" brachte<br />
einen Aufsatz von Dr.JürgenBrandt,<br />
Hamburg, über Pariser Garagen<br />
(1929, Seite 78 ff.). Hier werden eine<br />
Reihe von Bauten, welche 600 Wagen<br />
fassen, in ihren Plänen vorgeführt.<br />
Die Formen der Konstruktion sind<br />
hier beachtenswert die Ausstattung<br />
der Räume und besonders die Unterschiede,<br />
die sich gegen die in<br />
Deutschland üblichen Anlagen bemerkbar machen.<br />
Die hier zunächst wiedergegebene Anlage, die „Garage<br />
Fresnel" (Abb. 1 bis 6) erhält ihren eigenen Reiz dadurch,<br />
PARISER AUTOHALLEN<br />
Abb. ß I Das „Hotel du Prince Roland Bonaparte" in<br />
Paris I Die Front der neuen Garage<br />
daß sie in das „Hotel du Prince Roland<br />
Bonaparte" eingebaut ist. Die Betonkonstruktionen<br />
und der Charakter<br />
dieses Bauwerks, einer Schöpfung<br />
des Architekten Roux-Spitz, steht<br />
in amüsantem Gegensatz zu der<br />
Fassade und eigentlichen Bestimmung<br />
jenes „Palais". Die Wagenräume<br />
befinden sich zu ebener Erde<br />
und in vier untereinander Hegenden<br />
Kellergeschossen und enthalten<br />
Räume zur freien Aufstellung der<br />
Wagen sowie Einzelboxen; die<br />
einzelnen Geschosse sind lediglich<br />
durch Aufzüge miteinander verbunden.<br />
In der „Garage Marbeuf" gelangen die Wagen auf Rampen,<br />
welche an den beiden Giebelseiten des Gebäudes liegen, ins<br />
Kellergeschoß oder von Stockwerk zu Stockwerk, bis sie<br />
Abb. 4bis 6/Garage Fresnel,Paris/Architekt:Michel -Spitz I Waschraum, Rückfront und Einzelboxen<br />
44
Abb. 7 / Automobil-Verkaufshaus „Maison de Venie Marbeuf u , Paris / Architekten: A. Laprade und E. L, Bayin<br />
Die Wagen stehen im Erdgeschoß und auf fünf Gakrien ^um Verkauf / Im Hintergrund die „Garage Alfa-Romeo"; vgl. Abb. ij und 14<br />
45
das achte Geschoß erreicht haben (Abb. i o<br />
und 11). Über diesen neun Garagegeschossen<br />
Hegen noch Büroräume; das<br />
flache Dach darüber ist als Fahrschule<br />
eingerichtet. Ein besonderer Reiz dieser<br />
Anlage liegt nun darin, daß das Garagengebäude<br />
unmittelbar, und zwar in<br />
jedem Stockwerk, mit einem großzügig<br />
aufgeführten Verkaufshaus für Automobile<br />
verbunden ist (im Grundriß und<br />
Schnitt links; außerdem Abb. 7, 8, 9<br />
und 12). Hier wird in einer Halle und<br />
auf fünf Galerien den Kauflustigen eine<br />
so ungewöhnlich große Zahl von fahrbereiten<br />
Wagen vorgeführt, daß man den<br />
Irrtum einer Berliner illustrierten Zeitung<br />
wohl versteht. Sie zeigte ihren<br />
Lesern, die wohl alle die Sehnsucht<br />
nach dem „Wagen" im Herzen tragen,<br />
dieses Bild der Galerien als das Neueste<br />
auf dem Gebiete des Garagenbaus. Das<br />
große Schaufenster aber, das 19 Meter<br />
Abb. Sund9 (oben und Mitte) /Auto mobilmr kaufshaus<br />
„Maison de Vent? Marbeuf' 1 ', Paris<br />
Architekten: A. Laparde und E. L. Ba%in<br />
Blick von einer Galerie und von der Straße<br />
Abb. 10 und 11 (unten) /„Garage Marbeuf" t Paris<br />
Architekten: A, Laparde und 15'. L, Ba^in<br />
Grundriß und Schnitt 1:1000<br />
ZJnks die Ausstellungshalle, rechts die Garage<br />
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46
Abb, 12 I Automobil- Verkaufshaus „Maison de Vente Marbeuf'% Paris / Architekten: A. Laprade und E. L. Ba~in<br />
Der Verkaufsraum mit den Galerien<br />
Ein Berliner illustriertes Blatt geigte diesen Raum witziger- oder irrtümlicherweise als die neueste Form der<br />
47
eit ist und eine Höhe von 21 Meter hat, öffnet gar<br />
nicht den Blick auf parkende fremde Wagen, sondern auf<br />
das Auto, das jeder kaufen mag. Das Haus, nach einem Entwurf<br />
von A. Laparde und E. L, Bazin, liegt in der Rue<br />
Marbeuf, einer Querstraße der Avenue des Champs Elysees\<br />
die Zufahrt zur Garage erfolgt von einer Parallelstraße.<br />
Neben diesem Gebäude hat der Architekt Mallet-Stevens<br />
ein Automobilhaus errichtet, das auch Verkaufsräume und Garage<br />
vereint (Abb. 13 und 14). Diese „Garage Alfa-Romeo" : ist<br />
zeitlich vor der „Garage Marbeuf" errichtet und enthält Kraftwagenräume<br />
in vier Geschossen. Die einzelnen Stockwerke<br />
sind nur durch Aufzüge miteinander verbunden, H, /. Z.<br />
BÜCHERSCHAU<br />
Dettmann^ Gerd. Johann Joachim Busch, der Baumeister von<br />
Ludwigslust* Carl HinstorfTs Verlag, Rostock 1929, RM. 4,—.<br />
Ludwigslust;, die mecklenburgische Residenz des 18. Jahrhunderts,<br />
hat nun endlich in der vorliegenden Veröffentlichung<br />
seine Würdigung erhalten. Während in dem schon<br />
früher erschienenen Werk von Dobert nur die Zeit um 1800<br />
ausführlicher behandelt war, schildert Dettmann die vorhergehende<br />
Hauptperiode der Entwicklung. Als „Baumeister<br />
von Ludwigslust" erscheint J. J. Busch, der von den Anfängen<br />
um die Jahrhundertmitte bis in das letzte Jahrzehnt<br />
alle Bauten entwarf und ausführte. Neben der Schilderung<br />
der beiden Hauptbauten, Schloß und Kirche, ist besonders<br />
auf die Schilderung der Platzgruppe hinzuweisen, die sich<br />
in unvergleichlich schöner Raumfolge zwischen diesen<br />
beiden Bauten ausbreitet. Sie gehört zu den bedeutendsten<br />
städtebaulichen Schöpfungen des Jahrhunderts, das so viele<br />
großartige Platzanlagen geschaffen hat. Daneben interessieren<br />
die Ziegelrohbauten, die in der einheitlich geplanten doppelseitigen<br />
Bebauung der breiten Schloßstraßen heute ein fast unverfälscht<br />
erhaltenes Stadtbild darstellen. Dr.-Ing. P. Martins<br />
Abb. iß I »Garage Alfa-Romeo", Paris / Architekt: R. Malle/Stevens<br />
Straßenfront<br />
Im Hintergrund das Haus der „Garage Marbeuf"<br />
vor Erbauung der neuen Ausstellungshalle (Abb. j)<br />
Abb. 14 / „Garage Alfa-Romo"\ Paris / Architekt: R. Mallet-Stevens<br />
Die Ladenfront<br />
Darüber Büroräume, rechts und links Zu- und Abfahrt der Garage