Berliner Leben: Zeitschrift für Schönheit und Kunst
Berliner Leben: Zeitschrift für Schönheit und Kunst
Berliner Leben: Zeitschrift für Schönheit und Kunst
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Nachdruck <strong>und</strong> Vervielfältigung alls dem Inhalte dieses Heftes ist strengstens verboten.<br />
FREIER VERLAG G. M. B. H<br />
BERLIN SW., FRIEDRICHSTR. 218.<br />
PREIS 50 PFENNIG<br />
MONATLICH EIN HEFT<br />
HEFT IV * JAHRGANG VIII
@~»}»»»»>« «««««~@3<br />
W Kühlstein Wagenbau "<br />
Lieferantin Sr. Majestät, des Kaisers <strong>und</strong> Kö ni gs.<br />
[uxus=<br />
~<br />
Wag~n<br />
"-__ .... ' BERLIN NW., 11\<br />
~~:auerd.mm 23 ~<br />
Charlottenburg,<br />
Salz-Ufe r 4 . 11\<br />
»»»:-»»>«
Sanatorium Königgrätzerstrasse<br />
Berlin sW., Königgrätzerstr. 105<br />
nahe dem A nh alter Bahnhof.<br />
D as «Sanatorim Königgrätzerstrasse» in der Näh e<br />
des Anhalter <strong>und</strong> Potsdam er Bahnhofs ist im<br />
Jahre 1900 neu erbaut <strong>und</strong> mit den all ern euesten<br />
Einri chtungen auf hygienischem Gebiet versehen.<br />
Trotz di eser Lage im Centrum Berlin s wird der<br />
Kranke in kein er Weise vom Lärm <strong>und</strong> Treiben der<br />
Grossstadt beläs tigt, da das Sa nato rium fern von<br />
d e r S t ras se i m Ga rt e n i n g I' Ö S s t e r Ruh e<br />
geradezu ideal gelegen is t.<br />
Für die Aufnahm e von Kranken <strong>und</strong> deren Angehörigen<br />
sind 65 mit allen erdenklichen Bequemli<br />
chkeiten versehene, vornehm ausgestattete Zimmer<br />
vorhanden. Daneben enthält das Sanatorium<br />
elegante Gesellschaftsräum e, wie Conversationszimm<br />
er, Damensalon, Billardzimm er, Speisesaal <strong>und</strong><br />
die in allen Etagen geschmackvoll eingerichteten<br />
Tageräum e. Im ganzen Hause ist elektrische Beleuchtung<br />
<strong>und</strong> · Ccntralheizung angeordnet. Den<br />
I<br />
1_. ____ ___ ,<br />
Verkehr im Sanatorium vermittelt neben einem grösseren Fahrstuhl<br />
<strong>für</strong> Krankenbetten noch ein besonderer Personen-Fahrstuhl.<br />
Von medicinischen Einrichtungen stehen zur Verfügung:<br />
Zwei Operationssäle mit vollständigem chirurgischen I n-<br />
strumentarium, eine Badeabteilung <strong>für</strong> alle Formen der Wasser- <strong>und</strong><br />
Lichtbehandlung, ein Raum <strong>für</strong> Gymnastik UNd Elektrotherapie sowie<br />
ein voll ständig ausgestattetes Laboratorium.<br />
Es können somit im Sanatorium alle Untersuchungsmethoden<br />
sowie sämmtliche Massnahrnen der inneren <strong>und</strong> äusseren Medi cin<br />
zur Anwendung komm en.<br />
Die Behandlung der Kranken<br />
wird ganz r b esonders dadurch<br />
unterstützt, dass · der Diätfrage<br />
im Sanatorium eine ganz besondere<br />
Sorgfalt gewidmet wird.<br />
Nicht schablonenmässig sondern<br />
je nach Verordnung des Arztes<br />
wird <strong>für</strong> di e einzelnen Patienten<br />
besonders gekocht, so dass dementsprechend<br />
Diät-Kuren jeder<br />
Art in zweckmässigster Weise<br />
durchgeführt werden können.<br />
ohne ärztliche Verordnung-nicht verabfolgt werden.<br />
Auf Wunsch werden die einzelnen Bäder von den<br />
Anstaltsärzten geleitet <strong>und</strong> beaufsichtigt.<br />
Aufnahme in das Sanatorium find en Patienten<br />
aller Art ; ausgenommen von der Aufnahme sind<br />
solche Kranke, die mit einer Geistes- oder Infektionskrankheit<br />
behaftet sind.<br />
An dem Sanatorium sind drei Aerzte tätig, von<br />
denen ei n Arzt Tag <strong>und</strong> Nacht anwesend ist.<br />
Die ärztliche Leitung liegt in den Händen des<br />
Herrn Dr. med. Pritzel.<br />
Die Preise der Zimmer incl. Verpflegung,<br />
Beleuchtung, Heizung <strong>und</strong> hausärztlicher Behandlung<br />
schwanken je nach Lage <strong>und</strong> Grösse<br />
zwi schen 10 un d 25 .;~ M ar k pro Tag.<br />
Für die Badeabteilung sei besonders<br />
bemerkt, dass dieselbe<br />
auch Pati enten zur Verfügung<br />
steht, di e nicht im Sanatorium I<br />
wohn en; jedoch könn en Bäder L._--'-_____________ ,
e.-Sarab Bernbardt<br />
PARIS<br />
schrieb mir i<br />
Herr Leichner I Ich bin sehr glUcklicb,<br />
Ibnen fUr D"e bew<strong>und</strong>ernswerten<br />
Fabrikate (admirables produi ts) danken<br />
zu könoen.<br />
Ich werele mich niemals mehr anelerer<br />
Theaterparfumerien bedienen <strong>und</strong><br />
n men von Paris meine Atl fl räge Obermitteln.<br />
'arah Bernbarelt.<br />
Diese glänzende Anerkennu ng ist ein<br />
grosser 'ft-iumpf der Lelchner'scben<br />
Puder <strong>und</strong> Schminken. Besonders<br />
empfehle :<br />
Leichner's Fettpuder<br />
Leichner's Hermelinpuder<br />
Leichner's Aspasiapuder.<br />
Es sind vorzUgliche Gesichtspu der.<br />
Man sieht nicht, dass mall gepudert<br />
ist, vielmehr erh ält das Gesicht jene<br />
interessante <strong>Schönheit</strong>, die all e Welt<br />
bew<strong>und</strong>ert.<br />
Ueberall zu haben, aber nu r in verschl<br />
ossenen Dosen. Man verl ange stets:<br />
LEfCHNER.<br />
E. Langer<br />
Gegründet 1855. TIschlermeister Gegründet 1855.<br />
- (Zietenhaus) - Kochstrasse 62 (an der Friedrichstrasse)<br />
Vorteilhafter Einkauf. Beste 1,Ware. Weitgehendste Garantie.<br />
Auf Wunsch werden Kostenanschläge gern geliefert.<br />
\-<br />
cwm~~~~<br />
KURfÜRSTENDAMM 124 ~<br />
J nh' ßern hard Hnffmann<br />
Weingrosshandlung<br />
Franz August Müller<br />
Berlln S. 59, = No. 12 Hasenhalde No.<br />
vis-a-vis ,d er Neuen W elt <strong>und</strong> Jahnturnplatz.<br />
Gegrlindet 1890. fernsprecher Amt IV, 6695.<br />
Mit jedem modern en I(omfol·t behagli chst W -<br />
11 1I 1 11 . Ul n l Ul Ul u l li l l atlsgestattete 11 11 1 11 ' 11 ' 11 1 11 1 11 1 11 1 111 1 eins<br />
t<br />
u<br />
b<br />
en.<br />
All ererstklassige Weiue, ff. I(iiche, angenehm er Famili en-Aufenth alt.<br />
Oemiitli che Zimmer <strong>und</strong> kleinere Säle fiir Oesellschaften, Hochzeiten etc.<br />
"ORCHESTROPHON"<br />
Eine W ohlthat <strong>für</strong> Damen ist "Heureka".<br />
"Heul'eka" eInstIsche Hnnrunterlnl;e <strong>und</strong> frisur auf Hohlges!ell.<br />
Bestes Hilfsmittel zl\m schlcl
Unsere Bildern<br />
HervonagendePel'sönlichkeiten, welche der bl'eiten Öffentlichkeit<br />
angehören, hören im gewissen Sinne auf, ihre eigeneil<br />
H erren zu sein. Oft wenigel' aus Neugier als vielmehr in Folge<br />
eines jedem Menschen innewohnenden Begehrens, sein e bedeutenderenMitmenschen<br />
auch menschlich zu verstehen, dringt<br />
die Welt in die innersten Gemächer <strong>und</strong> lauscht <strong>und</strong> betrachtet<br />
<strong>und</strong> urteilt , .. Deun aus dem Mikrokosmos der Familie<br />
bildet sich das Makrokosmos des Lebeus , .. Iu diesem<br />
Sinne dörfte das Stimmungsbild "Oberbürgermeister<br />
Martin K irschner nebst Gatti n <strong>und</strong> T öchtern in<br />
seinem H eim" eiue willkommene~Gabe unserer Aprilnummer<br />
sein ; das Bild gewährt einen Blick in das ebenso traute<br />
als elegante I-leim des Oberbürgermeisters <strong>und</strong> man empfindet,<br />
dass ein Vater, der diese Stimmung eines milden, von <strong>für</strong>sorglicher<br />
Liebe gepaarten Ernstes um sich verbleitet, auch<br />
wohl die Eigeuschaften in sich vereinl, ein "Vater" der<br />
tadl zu seiu. - Sieben POl'träts bringen wir auf Seite 6<br />
VOn solchen Pel'sönlichkeiten, die auf den verschiedensten<br />
ebieten des <strong>Berliner</strong> <strong>Leben</strong>s in den letzten "Wochen hervorgetreten<br />
sind; als erstes das Bild des bisherigen zum Min i's t e r<br />
delnIl ern ernannten Oberpräsi denten von Brandenburg,<br />
Herrn v. Bethmann-Hollweg. Der Minister steht im<br />
4,9, <strong>Leben</strong>sjahre <strong>und</strong> hat seit Oktober 1899 die vVlirde<br />
cines Oberpräsidenten bekleidet ; v. Bethmann-Hollweg ist<br />
der :N'achfolger des kürzlich v ~ rstorbene ll "Fl'eiherrn<br />
von Hammerstein". - Haeckel ist ProfessOl' <strong>und</strong> gehört<br />
als solcher deI Universität Jena an, aber als Philosoph, als<br />
Geh~hrter ist er Eigentum der ganzen gebildeten <strong>und</strong><br />
besonders der denkenden W elt. Seine Studien über<br />
"monistische P hilosophie" , seine Glaubensbekenntnisse der<br />
"l'einell Vernunft" haben schon lange ihren siegreicheu<br />
Einzug in Berlin gehalten, wenn auch nicbt immer gedankenklärend,<br />
so doch stets gedankenanregend, <strong>und</strong> nun ist auch<br />
vor wenigen Tagen der greise Gelehrte mit seinel' kampfesfrohen<br />
Persönlichkeit 5elbst in die chranJeen getreten, um<br />
mit W affen der Naturwissenschaft die religiöse Offenbarung<br />
zu bekämpfen. Und ler hat Ruhm <strong>und</strong> Lorbeel' geerntet.<br />
Die drei nächsten Portraits gehören Männern der <strong>Kunst</strong><br />
an, die sich nicht auf dem transcendentalen Gebiete des<br />
Gedankens, der Phi.losophie, sondern des Tones, also del'<br />
Musik hervorgethan haben uud h ervortbun. In Al'lh ur<br />
N ickis ch begrüssen wir den neuen Direktor der Leipziger<br />
O per <strong>und</strong> zugleich den Dirigenten derPhilharmonis c he il<br />
Conc erte, Vor Engelberl Humperdinck machen w il.'<br />
unsere Referenz, dessen neue Oper "Heirat wider Willeil"<br />
im K gl. Opel'nhause roit Erfol g zur Auffllhrung gelangte<br />
<strong>und</strong>Al ex Z. B i r nbauDl beglückwünscheu wir Zll seillcm<br />
ruhmreichen Debiit am 6. ds. Mts. in del' P hilhar-Dlon i e,<br />
wo er das erste Concert französischel' Musik mit dem<br />
verstärkten philharmonischen Orchester dirigierte. Birnbaum,<br />
am 26. Febr nar 1877 in vVarschau geboren, ein Schiiler<br />
Jos ef Joachims <strong>und</strong> E ug /me Ysayes, hat seine elsten<br />
Erfolge als Geigel' enungen, AI5 oncertmeister gehiitle er<br />
dem Orch!,!ster der "Hamburger Musikfre<strong>und</strong>e" <strong>und</strong> dem<br />
"Boston , ymphony Ol'chestra" an ; er war ausserdelll auch<br />
zwei Jahl'e in Paris, besonders an den »Grands ('(,ncerts<br />
symphoniques" küustlerisch tätig, -<br />
Aus der erwähnten Bildergruppe fällt das Porll'ät einer<br />
Dame ins Auge, die zu den Grössen der Mimenwc:lt g'ehörl,<br />
welcher aber die Nachwelt Kränze flechten wir.!. Maria<br />
Pospischil! Eine Böhmin von Geburt, erst i~ ' späteren<br />
Jahren, nachdem sie sich der Bühnenlaufbahn zugewendet<br />
hatte, elie deutsche , prache sich aneignend, er warb sie siel!<br />
als Heroiue bei uns zu Lande einen ausserordrnllichen Ruf<br />
<strong>und</strong> mit Stolz nennen <strong>und</strong> nannten 'i e unsere crsten Thealer<br />
ihr eigen. Unter Direktion ,,.I)rasch" florier l.e sie vel' Jahren<br />
am »<strong>Berliner</strong> Theater", untel' Lindau f;'astierte sie am<br />
"Meininger Hoftheater" nnd seit einer Rei he VOll Jahren<br />
ist sie der Stern des S tadttheaters in Hamburg. Als<br />
Maria Pospischil vor wenigen Wochen wieder hier in Berlin<br />
als »Medea" <strong>und</strong>" Sappho" gastierte, verlieh das Publikum in<br />
lebhaftem Beifallklatschen sei:m.er Begeistcruug Ausdruck. -<br />
Dr. Jon Lehm an u, Veifasser des mit Erfolg aufgeführten<br />
Stückes "Augen rechts" ist der Herausgebel' del' Bres lauer<br />
Ze itung. - Karlshorst, ein Zauberwort fül' die Berliuer<br />
portwelt! Das Fr ühjahr ist da ' <strong>und</strong> die von Pferdeliebhabern,Buchmachcm,<br />
Jobbern, Spielern <strong>und</strong> W ettspekulanteIl<br />
herbeigesehnte Saison beginnt. Die Mittagszöge in Bedill<br />
~ind iiberflillt, Extraz üge werden eingestellt, <strong>und</strong> scharenweise,<br />
zur Linken mit dem Feldstecher ausgerö tet, ZU1'<br />
Rechten die kleine in schmucker Seide paradierende<br />
<strong>Berliner</strong>in, zieht die Lebewelt hinaus, Einen Tip - ein<br />
Königreich Hir einen Tip! W el' ist del' Favorit?<br />
Wer wird , ieger sein? Der schlanke, aber ausgreifende<br />
v. Tresküws ,,] nchhe"? oder von Tepper-Laskis »MumcJas"?<br />
Wir kehren wieder nach der Metropole zurück, um<br />
einer anderen Al't von Wettrennen uusel'e Aufmerksamkeit<br />
zu schc llkeJl , dem Wettrennen auf dem domenreichen TelTain<br />
der <strong>Berliner</strong> Bauwelt <strong>und</strong> der Berlinel' <strong>Kunst</strong>. Wenn Berlin<br />
bisher eine Kirchenstadt war, so hat es Aussicht, sich nach<br />
ulld nach zu einer <strong>Kunst</strong>stadt umzuwandeln. Was tut es<br />
im Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit? SaO'te doch<br />
schon der Sultan Abdul Medschid auf dem ' Throne hallS<br />
als mall bemerkte, <strong>für</strong> die Kosten des mit ungewöhnlichel<br />
l'mchl ge3chmückten Theaters könne Dlan zwei Moscheen<br />
barleid "Moscheen giebt es genug, wir haben nur ein<br />
'1'11I,aler! " Da die Konkuuenz das Geschäft hebt" wird aber<br />
allch hoffentlich vom gewel'blichen Standpunkt aus die<br />
nClle »Komische Oper" , welche im Herbst, am 15. Oktober<br />
1U05 unter Leitung Hans Gregors, dem bisherigen<br />
Direktor des Elberfelder Stadttheaters, ihre Pforten öffnet,<br />
Hur nach all en , eiten hin erfolgbdngend <strong>und</strong> willkommen<br />
sein . . Die Erbauer dieser 1270 Plätze fassenden <strong>Kunst</strong>stätte,<br />
die sowohl in der grotesk-phantastischen Ornamentik deI'<br />
F a ~ade, als auch des Innenraumes einen märchenartigen<br />
Eindruck macht, sind die als hervorragende Archikten bekanutenHerrenl<br />
arl Za Llbel' <strong>und</strong>Louis Lachmann.- "Le<br />
cabaret est mOl't, vive le cabaret I" so konnte man rufen,<br />
als die Vertl'eter der Brettlkunst vor zwei Jahren aus den<br />
Theatern vertrieben wurden, um in vornehmen R estaurants<br />
eine Stätte, eine bleibende Stätte zu finden. Die besuchtesten,<br />
bekanutesten <strong>und</strong> kl\nstlerisch obenan stehenden Cabarets<br />
sind: "Das Cabal'e l zum Roland von B edin", "He itere<br />
Nachmitt age ", "Pserhofer" <strong>und</strong> "Zum Klimperkasten".<br />
Um die Bedeutung des E nsembles auf dem ersten<br />
Bilde zu markieren, genügt es schon, wenn ich auf die kleine<br />
"König" mit ihrem lieblichen, durchgeistigten Gesicht hinweise,<br />
das Schosskind des Ensembles <strong>und</strong> der Liebling der<br />
Cabaretbesucher. Die "H eiteren Nachmittage" vel'danken<br />
ihre Existenz <strong>und</strong> ihre Erfolge der als Schrütstell erin<br />
bekannten Frau Neumann-I-IofeL ' Auf dem Bilde<br />
Psel'hofel' sehen wir den berühmten Wienel'<br />
Kor n a u aus der Schriftstellel'welt Pserhofer selbst' <strong>und</strong><br />
Rud olf S chanzer. Die Namen dieser beiden Dichter<br />
blirgen Hh' die literarische Bedeutun g des so überaus beliebten<br />
mitternächtigen Unternehmen. . Gros5e'r, besonders<br />
materieller Erfolge erfreut sich 1).uch das Cabaret "Z um<br />
K limp erkas te n." Herr K lihn e ist ein routinierter<br />
Vor tragskünstl er, wenn er bpispielsweise zu Leo Hellel's<br />
lustigem Gedicht "Abbe tmd Graf" die Hände faltet <strong>und</strong><br />
die Stirnfalten frömmelnd nach oben zieht, dann jubelt das<br />
Pl,blikum in sichtlichem Entzücken.<br />
Auf der folgenden Seite' des "<strong>Berliner</strong> <strong>Leben</strong>s" begrüssen<br />
wi!' die Natur des Tiergartens, soweit sie sich an der<br />
Strassenseite vor der Alles in Staub <strong>und</strong> Stein umwandelnden<br />
Gro stadtkultur <strong>und</strong> <strong>Kunst</strong> konserviert hat. Es ist<br />
F rühjahr, die Arp.me kommt ;,mit dem, gewiss zum<br />
erslen Mal ausfahrenden Sprössling, mit dessen Mutter <strong>und</strong> dem<br />
Kinderfräulein <strong>und</strong> dem H<strong>und</strong> <strong>und</strong> den übrigen drei Kindern<br />
aus dem Hause hervor, Soldaten lassen ihre militärische<br />
Würde ohne Charge 'in der Nähe der dienenden Hausgeisler<br />
prangen <strong>und</strong> leuchten <strong>und</strong> die Tiergartenarbeiter, wenn auch<br />
noch ZU!? Teil im Winterpaletot, sonnen sich beim Miltagsbrol.<br />
<strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> Natur, sei eine~ nur ; im Thiergartenviertel trifft<br />
das nicht immer zu, denn bald fehlt die <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> bald die<br />
Natur, an die Theorie jenes Lehl'satzes werden WU' schon<br />
mehr erinnert, wenn wir E man u e 1 Re ich er, unseren<br />
bedeutendsten Jbsenillterpreten im IÜ'eise seiner Familie aufsuchen.<br />
In diesem Heim ist die Kun~t zu Hause - hier<br />
erscheint jeder Gegenstand geheiligt <strong>und</strong> verklärt dUl'ch den<br />
Sü'ahl, deI von dem sinnigen Blick des !Ginsllers auf die<br />
Umgebung fällt, <strong>und</strong> das zahlreiche Kinderensemble - beweist<br />
es nicht durch lebendige Grössen, dass hier in dem<br />
,Reicher'schen Heim gleichzeitig neben der <strong>Kunst</strong> auch die<br />
ges<strong>und</strong>e Natur zu ihrem R echte gekommen ist? - In Reicher<br />
vereint sich zu einem seltenen <strong>Kunst</strong>ingenium Realismus<br />
<strong>und</strong> Idealismus der <strong>Kunst</strong> <strong>und</strong> des <strong>Leben</strong>s. - Auf . eite 14-<br />
bringen wir wieder eine Corona von Bühnengrössen aus<br />
Alt-Bedin. An der Spitze sehen wir den am 10. März 1823<br />
geb,ort!nen <strong>und</strong> nunmehr schon längst wieder VOn dem<br />
chauplatz der die W elt bedeutenden Bl'elter abgetretenen<br />
Theodor Wach tel. Theodor Wachtel, der Unvergessliche I<br />
Sein Postillion erklingt nicht mehr auf der Bühne,<br />
abel' wer Wachtel gehört, der wird auch noch<br />
inder Erinnerung seine Stimme geniessen nnd in dem Gcnusse<br />
ihres Klanges schwelgen.<br />
Gleich wm staud auf der höchsten Höhe der <strong>Kunst</strong><br />
Theodor Form es. Es folgt Adele Gran tzow, die<br />
einstige Prima Ballerina unserer Königlichen Oper, die<br />
durch Selbstmord aus dem <strong>Leben</strong> schied, das ihr so bittere<br />
Enttäuschungen bereitete, obgleich 5ie in ihrel' <strong>Kunst</strong> an<br />
Erfolgen so reich war. Wer kennt nicht die Namen Marie<br />
<strong>und</strong> Auguste Taglioni, diese Sterne am Bühnenhimmel?<br />
Und einige Decennien weiter - der jetzigen Generation<br />
noch in dankbarer Ed nnerung Franz Krolop, unser<br />
Buffo mit seinem köstlichen H umor, seine noch vor ihm<br />
dahingeschiedene Gattin Vilma von Voggenhuber <strong>und</strong><br />
Heinrich S a l 0 mO ll mit seines Basses Gr<strong>und</strong>gewalt. Alle<br />
nicht mehr unter den <strong>Leben</strong>den! H ingegen sind die drei<br />
andel'en Grössell der Sangeskunst, die wir hier im Bilde<br />
bringen, noch in voller Kraft <strong>und</strong> Frische tätig - allerdings<br />
nicht mehr auf den Brettern aber als hochgeschätzte Lehrer<br />
ihl'er Kun5t. Etelka Gerstel' in Berlin <strong>und</strong> das Ehepaar<br />
Desu'ee Art6 t <strong>und</strong> Mariano de Padilla in Paris.<br />
Vor etwa 14 Tagen fand im Berlinel' Theater, wo Kainz<br />
gastierte, die Erstaufführung der Ernst Welisch'schen<br />
Ko m ödie "Das Fes t von St. Matern" statt. Kainz, der<br />
wie immer wenn el' seine alten <strong>Berliner</strong> besucht, Ruhm einheimst<br />
UJl(i LOl'beeren erntet, wurde auch in diesem Stück<br />
Gegenstand eiuer intellsiven Ovation.<br />
Zum Schluss bringen wu' noch eine Zusammenstellung<br />
von Portraits, an denen das lernende <strong>und</strong> lehrende <strong>Kunst</strong>berlin<br />
seine besondere Freude finden dürfte. Wir stellen<br />
den F re<strong>und</strong>en des "<strong>Berliner</strong> <strong>Leben</strong>s" die Lehrerinnen,<br />
Lehl'er <strong>und</strong> di esjähl'igen Solisten der Opern5chul e<br />
des t ern's ch e n Konservatoriums vor. Welche<br />
illustel'en P ersönlichkeiten, welche klangvollen Namen! Die<br />
Musik der Kehle oder Instrumente hat sich verzaubernd auf<br />
die Namen gelegt <strong>und</strong> wenn wir die nackten Namen der<br />
Känstler vernehmen, klingt es wie Musik in unseren Ohren. , .<br />
B,,,,,slei,,,Saw.,'sh)!.<br />
1
S. NEUBERG<br />
Pferdehandlung<br />
BERLIN NW., Lahrtarstr. 12/13.<br />
Bestand fortwährend mehrere H<strong>und</strong>ert<br />
Wagenpferde, Arbeitspferde, Jucker, Ponies.<br />
Hotel u. Pension Hippodrom<br />
Berlin- Charlottenburg (nahe Bahnhof Zoologi&cher Garten).<br />
Direkt an der Station ,.K n i eH.<br />
Im Restaurant: T äg l ic h K o n ze r t .<br />
1------------------------------------------<br />
~ 'll t llllll'.ltlll.,.l l tlll llll '.,. ,IIII I" I ••,111111111""'1"'11111 1 1"'11111111111111"'1111""""11111111"""'1111"'111";<br />
: Ges<strong>und</strong>heits-Badering. :<br />
Doucb~ möglitb obn~ dl~<br />
'frisur zu bestbä"lg~n.<br />
Massage der Hals-, Nacken<strong>und</strong>'<br />
Rückenmuskeln.<br />
Preis mit 1 Schlauch Mk. 10,<br />
mit 2 Schläuchen <strong>für</strong> kalt<br />
<strong>und</strong> warm Mk. 12.<br />
Nur zu beziehen von<br />
Jobannes Saalfeld<br />
BERLIN<br />
Potsdamer-Strasse 10/11.<br />
G egen Nachnahm e ode,'<br />
Voreinsendung des Betrages.<br />
~'ll t l"ll t " " "tlllll"'III1t1I'I'''' ' '' 'I ''''II II '' 'lll ltt' 'l t ." ' 1""1'111111111" " '11111111111"'1""'1""11111'11111111"<br />
I 10 1.·<br />
G RAFF&C~<br />
Waaren-Haus<br />
Berlin W.Tauenzienstr.18~<br />
Ueber'raschend wirkt<br />
Saur's Haarpfleger<br />
Ges.gesch. Kein Haarfärbemhtel ! (chem. tiiitersuchtvoll D,·. Hans BraulI).<br />
VOll mir selbst erprobt! Beseltlg.t das Kopf j ucken . r einig t von Schup p en. verh<br />
inder t den Haa rausfall. lä sst e r graute s Haar In der n a tür lichen Farbe<br />
n achwa chsen. Do se Il i\ 1. 50 , 2.- , S.- M. exl. Porto. P ro sp ekt g r a t is.<br />
W. Saur, Ber Un 10, Marku.-Stra •• e 29111.<br />
Unser<br />
Nagelpolierstein<br />
M<br />
edizinische Lichtheilanstalt<br />
<strong>und</strong> Imbulatorium <strong>für</strong> Herzleidende.<br />
Allgern. <strong>und</strong> örtl. Llchtbeh. Eisen1!.cht.<br />
"Stein der Weisen"" 'R.önfgenlaboraforium, J-IochfreGJuenz <strong>und</strong><br />
ist das ideaJste Polier- <strong>und</strong> Pflegemittel <strong>für</strong> die Ei'ingernägeL<br />
In wenigen Sek<strong>und</strong>en wir d ein dauernder, emailleartiger Hochglanz<br />
erzielt. Die hervorragendsten KünstJ el' <strong>und</strong> K ünstlerinnen<br />
verwenden ausschJiesslich unseren Nagelpolierstein.<br />
Preis pro Sllick, fast ein Jahr ausreichend, franko überall '<br />
gegen Einsendung von Mk. 1,60, auch in Briefmarken.<br />
Parfümerie K 0 pp&. J 0 S e p h<br />
BERLIN W.<br />
Magnetotherapie, Wechselsfrombäder<br />
Bedarfsaü ikel beziehen Sie 3m<br />
pre iswertesten du rch das<br />
Hygie nis che Ve rsandha us<br />
Wiesbad e n E 3 . Bitte A ngabe wo r ii b r<br />
l( a talog gewünscht wird. Med iziniscbwi<br />
rtschaftliche Broschüre nur (Or: E hegatten<br />
50 Briefmarken.<br />
Elektrisches Vier=Zelleo=Bad.<br />
D as E lektrische Vier·Ze ll en-Bad benü tzt die vier gutleitenden Extremi täten, d ie in<br />
vier a bsolu t getrenn ten E jnzelwan ncn untergebracht werdeu, a.ls Zu- u nd A bl eitung <strong>und</strong><br />
zwingt somit den elek td schen .'trom znrn Durchzug durch den Rumpf. Die K ombination<br />
mit den " vier Ze ll en" ermöglicht fUr jede tromart fünfzig i n sich ve rschiedene, einheitli<br />
che Appl ikations"rten <strong>und</strong> bezweckt ausser der all gemein en , den Sto:fIwecbsel des Gesamtorganismus<br />
fördernden vVirku ng g leichzeitig die u esond ere Beeinflussung der inneren<br />
Organe (Lungen, Nie ren, Magen, Leber, D arm, Bl ase u. s. w.). - Die vom Erfin der des<br />
E leldriscllen Vier-Ze ll en-Bades, Dr- mcd. C. E . 'cbnee, Badearzt in Karlsbatl, mit seinem<br />
System gemachten zah lreichen E rfahrungen sin d vo n berufener Seite bereits vielfach nachgep<br />
riift worden. D ie bei den verschi ed nen Krankh eitsfonnen unter Auwendung des<br />
.,El ektrischen Vier-Ze ll en-Bades" erzielten Resultate waren dm'chgäng ig g üllsti&" VO ll au s<br />
gezeichnetem E rfolg begleitet bei : Podagra, Gicht, Veitstanz, Muskelrheumatlsmus, bei<br />
den verschied enart'gsten L ähmungen (besonders K inderl ähmung), bei Neura lg ien, K rämpfen,<br />
M' lsk elschwäche, ScJl lafl osigkeit, b ei H ysteri e, Neurasthenie. Hypochondrie, Basedow'scher<br />
Krankheit, Ischias, bei E rkrankung en der Organe des Pfortadersystems lIud der Sexualorgane,<br />
b ei IComplikationen des D iabe tes sowie bei Nachbehandlung VO ll IContusi oll cn,<br />
Fraktul'Cl1, Luxationen, Zellgewe bscntz Undungcn, Muske latrophjen <strong>und</strong> Gelenkversteifungen<br />
nach Jangdauernden G ipsve,bänden. - A u s l< u n ft <strong>und</strong> P [ 0 S P el< t L. k ostenlos :<br />
BerJi n w. 9, Schelli ng- 'trasse 9.<br />
6ustav J oachimsthal<br />
Berlin NW., Marienstr. 23.<br />
Ers[~lassige<br />
]luxus- Reif- u. Wa~enpferde.<br />
BfCku 11 ~Clmann<br />
BerUn. Jägerstras se 68.<br />
Konzert:<br />
S onnt a gs 2- 5 Uhr z um Dine r<br />
(Kuvert 2,50 M.)<br />
<strong>und</strong> t ägli c h Ab e nds vo n 8 Uhr a n. Tag <strong>und</strong> Nacht warme /(üche.<br />
falstaff 11<br />
Bltr · Rt$taurant<br />
R~II~r B~cktr 4' I{dmann<br />
B~rll"t 1ägu$tra$St 68.<br />
PlIsn~r Urqu~lI. W~ib~nst~Pban. Bötz~w.<br />
----- taa un4 nac!!t warme I(üc!!e. -----<br />
Gummi- waren.<br />
Illustr. Preisliste g ralis.<br />
I W . Kra hl, Be rlin N. "<br />
I<br />
f ried,·ichstr. 110 pt.<br />
. Gegriindet 1875. -<br />
_<br />
Im Geb ra uc h e _<br />
S r. Maj. d. Kaisers u. Königs<br />
f ra nz ,1osef J. von Oesterr. - Ullgarn.<br />
p rämiert mi t der<br />
hücbsten J\.uszeichn.<br />
i. d. Ausstell rlOg f.<br />
Gesunc1 beitspA . ge in<br />
H amburg 1898.<br />
Von m ·diz. Autorit.<br />
d. 1n- u. Ausland. be<br />
~ nützt <strong>und</strong> empfohlen.<br />
~ ,LONfiLIFE'<br />
bll<br />
(La nges <strong>Leben</strong>)<br />
t. erhiilt man sich durch<br />
$ A nbring. d. gleichz.<br />
~ als Zimmerscbmuck<br />
f cl iecenden i n allen<br />
:;; K ult11rstaat. patent.<br />
L 0 n g J j f e-Appal:ate<br />
c: da dieselb. selbsttiit.<br />
$ jede schlechte Lllft<br />
~ uezw. Geruch in<br />
f /(inder·, /(rnnken·,<br />
~ Schlaf·, Speise.<br />
zimmern \I. s. w . an <br />
.:t dauernd entfe rnen.<br />
.~ 1 Longlife-AllPa rat<br />
c: E. kom pI. M
2<br />
Gelbe Chrysanthemum.!<br />
Skizze aus dem ßiihll enleben von H. Oerald.<br />
(Nachdruck vel"bote ll).<br />
"Bitte mein fräulein, treten Sie nur näher! - Hier<br />
bitte, in mein Privatkontor - ich komme gleich nach.<br />
Sie entschuldigen einen Moment!" -<br />
Die Gestalt des Direktors verschwindet hinter der<br />
dicken braunen Ledertür. Diese Tür ist das erste, was<br />
der jungen Schauspielerin auffällt.<br />
Wie beim Zahnarzt - denkt sie - <strong>und</strong> macht ein<br />
etwas verdutztes Gesicht.<br />
Überhaupt - ihr Kopf ist noch ganz heiss von<br />
all den neuen Eindrücken.<br />
Heute früh die Anku nft. - Um zehn Vorstellung<br />
beim Direktor - dann nachmittags die kleine Scenenprobe<br />
auf der dunklen Bühne.<br />
Was hatte sie doch sprechen müssen? - Ja,<br />
richtig - die Brunnenscene aus dem Egmon! <strong>und</strong><br />
Gretchens Gebet.<br />
Schrecklich aufgeregt war sie gewesen -- es war<br />
auch sicher sehr schlecht - aber der Direktor schien<br />
trotzdem zufrieden - hatte so eigentümlich gelächelt.<br />
"Wird sich schon machen - hatte er gesagt -<br />
wird sich schon machen!" -<br />
Sie war halbtot, als sie wieder im Hotelzimmer<br />
sass, ganz verwirrt von all dem Neuen <strong>und</strong> dann noch<br />
die Angst, man könnte sie wieder fortschicken.<br />
Um halb zehn plötzlich hatte man sie dann noch<br />
rufen lassen. Der Herr Direktor wünsche sie zu<br />
sprechen.<br />
Herrgott - die Ei le, mit der sie sich hergerichtet<br />
hatte.<br />
Sie fand sich hübsch, als sie vor dem Spiegel<br />
stand - sehr hübsch <strong>und</strong> jung - wonnig jung! -<br />
Und nun stand sie hier im Privatkontor uud der<br />
Direktor sagte, er w.ürde gleich wiederkommen - sie<br />
solle nur warten.<br />
Während sie andächtig die Bilder ihrer berühmten<br />
Kolleginnen studiert, die überall hängen <strong>und</strong> stehen,<br />
tritt der Direktor wieder ein.<br />
"So, mein Kind - nun setzen Sie sich bitte -<br />
Martin Kettner<br />
der popllläl"e Ko miker des "Apollo-Theaters."<br />
hier - mir gegenüber - SO! - Und nun erzählen<br />
Sie mal. Sie möchten also bei mir engagiert sein?"<br />
"Ja, Herr Direktor, schrecklich gern!"<br />
"Na ja - was ich so von Ihn en gehört habe,<br />
klingt ja auch im allgemeinen sehr günstig. Die kleine<br />
Probe heut - er fährt mit der rechten liand glättend<br />
durch den krausen Bart - die haben Sie ja auch ganz<br />
gut bestanden. Also ich denke, wir machen den<br />
Kontrakt perfekt, ja?"<br />
Die kleine Schauspielerin bekommt vor freude <strong>und</strong><br />
Aufregung glutrote Wangen. Der Direktor sieht sie<br />
lächelnd an.<br />
Irgend etwas in seinem Blick zwingt sie die Augen<br />
niederzuschlagen. Sie weiss selbst nicht, was es ist,<br />
aber sie wird verlegen <strong>und</strong> hat ein beklemmendes<br />
Gefühl.<br />
Im Zimmer ist es ganz still, - so still, dass sie<br />
meint, er müsse ihr Herz klopfen hören.<br />
"Sie sind sehr ehrgeizig, kleines fräulein, nichtwahr?"<br />
Der Direktor nimmt ihre Hand <strong>und</strong> streicht langsam<br />
darüber hin.<br />
"Gewiss, Herr Direktor, ich möchte sehr viel<br />
erreichen. "<br />
Die Kleine fasst plötzlich Mut <strong>und</strong> sagt schnell <strong>und</strong><br />
bittend: "Und nicht wahr, Sie werden mir etwas dazu<br />
verhelfen, bitte!"<br />
"Aber gewiss, Kindchen, gewiss. Sehen Sie sich<br />
mal um - dorthin bitte nach der Wand - da hinter<br />
Ihnen. Sehen Sie das Bild, das da hängt <strong>und</strong> wissen<br />
Sie, wer das ist?"<br />
Die Augen der Kleinen leuchten warm auf <strong>und</strong> sie<br />
sieht andächtig auf das grosse Bild, das Portrait einer<br />
berühmten Kollegin.<br />
"Aber natürlich weiss ich, wer das ist", sagt sie<br />
fast ehrfurchtsvoll. "So möcht ich auch mal werden,<br />
Herr Direktor, genau so berühmt. Gott muss das<br />
schön sein!/l<br />
"Na ja, sehen Sie, das ist vernünftig gesprochen.<br />
So lass ich's mir gefallen." Sein Ton klingt fast<br />
väterlich <strong>und</strong> die Klein e sieht ihn dankbar an.<br />
"Und nun wollen wir mal ganz ruhig überlegen,<br />
wie wir am schnellsten dahin kommen. Was meinen<br />
Sie wohl, wenn ich Ihnen sage, das vor - na, sagen<br />
wir mal fünfzehn Jahren die Dame da - er zeigt<br />
wieder auf das Porträt - genau so vor mir gesessen<br />
hat wie Sie jetzt, kleines fräulein, <strong>und</strong> dass dann "ich'<br />
es war, der ihr die ersten Stufen zur Ruhmesleiter<br />
hinaufgeholfen hat! Aber natürlich - eine frau muss<br />
ihren Beruf sehr li eben <strong>und</strong> ihm viele Opfer bringen -<br />
sehr viele! Das sehen Sie doch ein, Kind, nicht?"
Dfterfeter.<br />
Dftern - .Ruferfte61I11gGfeft! 19immef fac6t ßera6 ;ur 4;rbe ;<br />
ßmße Se6t fic6 froß 110m (!teft, frei Ilon irbifc6er @efc6l\?erbe;<br />
~teigt mit füßem ~eßnfueßtGfaut vfeifgefc6l1linb ßinauf iM<br />
@faue,<br />
q;)aß rit bort bel' ~onnen6raut iM lletlHlirte .Rntfit; fe6aue,<br />
q;)ie rieß ßeute f06efam, ac6, naeß !Ilillterfallgem Ql'ciltCII,<br />
(!nit bem ßen;, bem @riiutigam, treu ;um @unbe , ,,,H'!'<br />
Ilereinell,<br />
maßet q;)anR <strong>für</strong> Ql>ort ullb allgclI,<br />
zagem ~inll ullb mii~em .§uß, ßufbigen~ lIIieß ;u emvfallgell.<br />
JII bel' ~tiibte (!tallc6 ullb ~uaflll fagt ißt reßlllcr;(lIb Illlb<br />
ßefabell,<br />
(!tllll 3u Ql>iere, Ql>afb unb .Rfm füßt' ie6 weß auf grüllm<br />
(pfaben!<br />
.Rßet lilie etfreu' ic6 q;) i c6, meillet .Rugell ftof;e ßaße 1<br />
~onllclIßtaut , lIlaG 6rillg ic6, rvdc6 , ßeute q;) i t 3ur 190c6-<br />
;eitogaßc 1"<br />
(!tc6en , bcrell I\)Ür;'gel' ~aft (hafell . fi '~bcd, ~e6l11er3m<br />
meirtett<br />
(!lnb bllG @fut lIIit . zaußerl\rllft Beiß bure6gfutd unb<br />
Begeirter/ 1<br />
Jebe ZUlIge, 1I0eß ro fein, ~lIbet ßier, lIlaG ißr Be6agc ;<br />
.Reß, 6ei rOllief ebfem Ql>ein rc6afft bie Ql>aßf oft 6ittere<br />
(pfllgc'<br />
Ql>&ßer allG ~er 6ulltell ~c6l1ar roff UII(l 6t1lt bllG §ert<br />
llerrc6önell 1<br />
4;illell nur, bao reßeint mir Rfar, barf bel' ~icgcofor6eer<br />
RTönen'<br />
ßerc6e, fhige lIic6t ;U fc6n erf , Ql>eß, ge6~ellbet<br />
(!tein, ric reßlIleßt!<br />
lIieb~r -<br />
rtür;t ric<br />
(!lnb re6metternb ßd'l' jauc6;t ric ißrt<br />
19oc6;eitGficbet!<br />
q;)TUIII, bel' miT am 6ertell rc6l11eeRt, bell ieB fießc flingrt im<br />
~tiffell:<br />
q;)u 1101' affelll , (!tßeingofb - ~el\t, roffft mir Beut ; UT<br />
19oeß3eit quiffen '"<br />
19öd'G, unb ßaftet cuc6 ßereit! (!taum auf @rüdiell unb<br />
auf Ql>tgen!<br />
JunRet §rüßfing ßat gefteit, ~onne cHt i6m 60fb cntgegen!<br />
~cßt , Cl' reßreitct ü6cr'n ~ttom! @)je bic §irc6fein munter<br />
rvdngen !<br />
Ql>ie ßeta6 110m ßeßren q;)om unric6t6ate ie bel' .Rngel' Reimt ullb rVdcßt, ,I\aum baß ißn rein<br />
§uß 6ettetell,<br />
(!lnb eill q;)uftßauc6 ric6 ergießt, lilie \)011 taufcnb Q?eifc6ell'<br />
6eelell !<br />
Crtern - .RllferrteSungGfcrt! cin, reillc IIlUllberBlI\'tI1 (!teßell 1<br />
JunRer §riiBfing liieRt Ullb fac6t ,! Ullb eT rvtieBt: .. Jn<br />
illRt ballll rein
3<br />
Die Kleine hört ihm strahlend zu. Alles in ihr ist<br />
Aufregung. Sie baut Luftschlösser <strong>und</strong> lässt in<br />
f li egender Hastalles an sich vorliberziehen : Berlihmtheit<br />
Geld - Lorbeer - die ganze Zukunft ist ein Rosenhauch<br />
<strong>und</strong> aus all edem heraus klingt's so begeistert<br />
<strong>und</strong> jubel voll, als sie sagt : "flir meinen Beruf könnt<br />
ich all es tun, Herr Direktor - alles!"<br />
Der Mann vor ihr lächelt wieder <strong>und</strong> seine grauen<br />
Augen flimmern, als er sie unter halbgeschlossenen<br />
Lid ern anstarrt.<br />
Aber sie merkt nichts von alledem, sie ist so glücklich.<br />
"Na <strong>und</strong> sagen Sie mal, Kindchen, wie steht es denn<br />
mit dem Herzchen da? Ist das noch frei, ganz frei?"<br />
Sie lacht auf - etwas gezwungen - aber sie lacht<br />
4<br />
Es war eines Abends im Hochsommer, als sich Schiller<br />
mit dem Mädchen allein im Garten erging; schweigsam<br />
<strong>und</strong> tief in Gedanken. Der Mond übergoss mit seiuem<br />
Glanze eine märchenhafte Landschaft von Bergen, 1'1üs5en<br />
<strong>und</strong> Thälern. Bäume <strong>und</strong> Blumen sangen im Säuseln der<br />
Lüfte die süssesten Serenaden, Die blaue lJnendlichkeit<br />
wogte <strong>und</strong> zilterte im ' l er~enmeere, Ulld beide schweigsam<br />
aber überwältigt von EmpGndungen. Da drällg'le es<br />
plötzlich chi1ler sich endgültig dem Mädchen zu 0 rfenb~rcn.<br />
Glaubte er doch nicht anders, dass auch ihr chw~igen als<br />
('in beredtes Zeichen ihrer Liebe zu ihm 'verrate. Toch<br />
hatte aber nicht sein Herzensgeheimnis den kurzen Weg<br />
bis zn dell Lippen zurückgelegt, als plötzlich Emilie das<br />
Wort ergritl: <strong>und</strong> nicht ohne Bedeutung fragte: "Nicht<br />
wahr, 'ie erfreut es auch, dass uns der Graf n1ln 'doch<br />
nicht jetzt verlassen wird 7"<br />
, ." Gewiss", antworte te el' <strong>und</strong> wad einen forschenden<br />
Blick auf ih.r von grossen Wim peru eigenartig heschattetes<br />
Auge. Diese Frage berührte chiller seitsa~ <strong>und</strong> ~ i e<br />
Frost legte es sich auf seinen KÖrper, eine Reihe weiteIer<br />
FI'agen rissen ihn aus allen I l immeln !<br />
Am Ende des Gespräches konnte Schille'r keineIl Augenblick<br />
mehr daran zweifeln, ' in Emilie die Zukünftige des<br />
Russell zu erblicken,<br />
Der gros5e Mann empfand diese Entwicklung der Dinge<br />
als' etwas unabänderliches, er wünschte von Herzen, dass<br />
das reizende Mädchen mit dem russischen Grafen glÜcklich<br />
werden möchte <strong>und</strong> sprach nie in sein ~m Lebel1 wiedcr<br />
VOll dell Geheimnissen 3einer Thiiringer L iebe,<br />
Als' man in 's Zimmer trat, sah man den jungeil Forsteleven:<br />
<strong>und</strong> den alten J'l'ofessor Ritter. Der Graf begrüsste<br />
Emilie äusserst herzlich, flüsterte ihr einige Worte in's Ohr,<br />
trat ' dann an ihrem Vater herall <strong>und</strong> bat um die Hand<br />
der Tochter. Raschel dem dic g'u teu Verhälltnisse d'es<br />
russischell Edelmal1ns bckannt waren, gab seinen egeu.<br />
Es wurde Verlobuug gefeiel't, das Braulpaar liess man<br />
leben <strong>und</strong> aus "Ihrem" Glase trank Schillcr auf das Wohl<br />
der GlUcklicheu." ..<br />
-Der ' Pfauer lässt in sciner Erzählung einc kurze Pause<br />
einh'eten <strong>und</strong> sinnend betraehtct er das Zimmer, iu dem<br />
das ' Fcst seinen Verlauf genommen hatte, dann fährt er<br />
fort: »Mein I lerr, ich bin nicht abergläubisch, immerhin<br />
gescheb'en im Lebeu D inge, die mit biossem Menschenverstand<br />
nicht zu begreifen sind. Als der Professor auf das<br />
,,y oll I des Brautpaares das Glas erhob, liess er es fallen<br />
<strong>und</strong> es brach in zwei Hälften, Die aufgeheiterte Weinstimmung<br />
liess momentan keine sentimentalen Gedanken<br />
aufkommen, ohne Mis5stimmung worden die 'cherben<br />
beseitigt. Einige Tage sräter aber Zllr selben St<strong>und</strong>e starb<br />
der Professor an einem Lungenschlage,<br />
Jetzt waren ' die Abende nicht mehr so lustig, wie fI üher;<br />
der liebenswürdige, alte Professor fehlle immer in der<br />
Mitte. Aber auch Schiller fand sich von dieser Zeit an<br />
nicht mehr so oft im Hause RascheIs ein - ob ihn just<br />
die Liebe zu I ~ milie fernhielt ?<br />
Emiliens Liebe zum Grafen wuchs mehr ' uJld ~ehr -<br />
seine Fehlel' verklärten sich im Lichte ihrer Zuneigung<br />
"<br />
<strong>und</strong> auf beidcn 'eitcll schien man den Tag herbeizuwünschen,<br />
der das Paar auf ewig verbinden sollte! \oVün5che sind<br />
Kinder unscrer Seele, der das Mass <strong>für</strong> elie innere I ~n twi cklu<br />
ng der Dinge abgeht, ' I ~ s kam anders, es trat plötzlich<br />
eine folgenschwere 'Wendung ein, Der Graf erhielt einen<br />
Brief seines Vilters, der ihn nach Rnssland rief. Al er<br />
Abschied nahm, versprach der Russe, bald ZLlrÜckzukommen,<br />
um seine Braut zu holen ; innerhalb viel' 'Wochen sollte sie<br />
den CI'sten Brief bekommen. - "Vier Wochen," schaltete<br />
der Pfarrer sanft lächelnd eill, das \oVeinglas au seine<br />
Lippen führend - "ja zu uuseJ:es chillers gloneichen<br />
%eiten haben "ich die Dinge der Welt noch langsamer<br />
bewegt als heute, aber die Welt war doch tiefer bedeutender<br />
- heute I " Nach dieser Reflexion, die mir Ü'aglllentarisch<br />
zum Ausdruck kam, fährt der P farrer in seiuer<br />
Erzählung als9 fort: ,"Es war ein sehr herzlicl~er, abcr<br />
auch ebenso herber Abschied, Emilie weinte, als ginge<br />
ihr Bräutigam in den Tod.<br />
In den ersten sechs Wochen hörte das Mädchell nichts<br />
von dem Grafen, es vergingen weitere sechs Wocl.Jen <strong>und</strong><br />
es traf immer noch keine Nachricht ein, Es beGel nunmehJ;<br />
das Weib eine unsägliche Angst; Gedanken, SOl'gen, Hoffnungen,<br />
\oVlinsche, zermarterten Tag <strong>und</strong> Nacht ihr Gehirn<br />
<strong>und</strong> ihre Seele. Il1 dieser Zeit bewährte sich wieder<br />
Schillers MenschliC;,hkeit <strong>und</strong> strahlte im schönsten ,Lichte<br />
Hir das Mädchen, das ihm, . wenn auch unbewusst so viel<br />
We'h zugefügt, empfand er Mitleid <strong>und</strong> er tröstete sie. ' Und<br />
der Tros~ di~ses edlen JüngUngs, der sich ,die veränderten<br />
UmsWnde in kehlcr 'Weise zu Nutze machte, fachte die<br />
Hoffnung der Bl''!-ut an ,un,d ruhiger betete sie um die<br />
Rückkehr ihres Geliebten , ,<br />
Jammer nnd EI nd kommeil seIlen eiozeln, Hatte sie,<br />
ihren Bräutigam nic,hl mehr , an der eite, so sollte sie bald<br />
auch Schiller verlieren, der ihr die E in samkeit ertragen<br />
half. Es wal' inzwischen die Zeit gekommen, W,O er<br />
beschli essen konnte, die mgebung- Meiningens zu verlassen.<br />
Als Emilie keine Menschenseele halte, elem sie ihr Hel'Z<br />
erschliessen kOllnte, da fasste sie ein grosser Jammer. Sie<br />
nahm von 'keinem Mcnschen T.rost an, nicbt VOll ihl'em<br />
Vater, nicht von den chwestel'D, sie wurde unheimlich,<br />
krankhaft, still in ihrer Trauer - <strong>und</strong> eines Tages war sie<br />
I>lötz.1ic,h verschw<strong>und</strong>en, -<br />
Der Pfarrer glaubte nicht andel's, als habe sie sich das<br />
J,:-eben gCI1~Jvmen. ~r ran,g' die Hände wic eiDst Vater<br />
Jakob 1101 seinen Lieblingssohll <strong>und</strong> jammerte <strong>und</strong> weinte,<br />
<strong>und</strong> seine Haare ergrauten im Kummer. Die Töch.ter<br />
setzte,n sich leich tel' über elen Verlust der Sch wester hin weg<br />
~ n d g~ d ac hten sellen ihrer, :als sie heu'ateten.<br />
o wal' 'vielleicht ein halbes Jahr <strong>und</strong> mehr vergangen,<br />
als die Totgeglaubte iu Oreissigacker auftauchte. Auftauchte<br />
wie ein' G~s p ens t. Bleich <strong>und</strong> elend sah sie aus, ihre<br />
Kleider waren zerfetz t, ihre Haare wirr <strong>und</strong> sie glich einer<br />
Bettlerin. Und eine Bettlerin war sie in der Tat gewesen<br />
- ein weiblicher Handwerksbursche - bald mit Arbeit<br />
Brot verdienend, bald die Mildtätigkeit der Mitmenschen in<br />
Anspnlch nehmcnd, hatte Emilie zu F uss Deutschland<br />
durcnwalldert uud war bis nach Warschau gezogen, um<br />
ihren Bräutiga:n aufzusuchen. - Und ihr Stern, das Irrlicht<br />
ihrer Liebe hatte sie geführt - aber welche entsetzliche<br />
Enttäuschung erlebt sie, Der Graf hatte sich verheil'atet<br />
uud befand sich fcrn von Warschau auf seiner Hochzeitsl'eise,<br />
\oVal'um er seinen Schwur gebrochen halle, das halte<br />
die lJnglückliche nicht crfabl'en, aber sie - g,ebrochcn an<br />
Leib <strong>und</strong> Seele wanderte sie nach Deutschland zurück.<br />
Sie kam iu einem bejammernswerten Zustande, aber des<br />
Jammers wars noch nicht genug, Eines Tages bemerkte<br />
Emilie das \oVeinglas in ihrem Spinde, aus dem ihr Bräutigam<br />
einst <strong>und</strong> so oft getrunken. Eine unbändige, schrankenlose<br />
Verzweifluugswut fasste sie, <strong>und</strong> sie ergriff das Glas <strong>und</strong><br />
zerschmetterte es zu tausend tücken am Boden. N IIn<br />
wurde sie wieder ruhig - ,,0 ruhig, als hätte sie mit<br />
dem Glas Liebe <strong>und</strong> Hass verloren - sie lachte <strong>und</strong><br />
weinte nicht mehr - sie verfi 1 in eine seltsaI\le Apathie,<br />
Emiliens Natur hatten diese unsäglichen Leiden, überwältigt<br />
uud eines Tages hatte sich ihr Geist umnachtet. Da3<br />
Mädchen bildete sich wohl ein, jedes Papier auf der Strasse<br />
könne ein BI'ief ihres Bräutigams aus Warschan sein, <strong>und</strong><br />
so hob sie jedes Papicrschoitzel anf, das sie fand, um cs<br />
zu lesen, Als ihr Vater starb, kam, sie nach J\Ieiningen<br />
ins Al'menhaus,<br />
Noch in den zwanziger Jahren, erzählen ältere Leute,<br />
konnte man in Meiningen öfters auf der Strasse ein kl~ i nes,<br />
di,ckes, zusammengeschrumpftes Frauenzimmer in groteskcm<br />
Aufzug sehen, das nach jedem Hinften, sechsten Schrilte<br />
si~h blickte, Pa[lierschnitzel anflas, den [nhalt studierte'. ulld<br />
die Schnitzel in die Tasche steckte, \o,T urde sie dabei VOll<br />
älteren f ersouen ,beobacbtet <strong>und</strong> ausgelacht, so genierte sie<br />
das nicht, suchten sie aber K inder zu höhnen, "Schnitl.elemilie"<br />
Oder .1 apierraschel" ihr zurufend, dann schlng die<br />
Unglückliche um sich <strong>und</strong> murmelte unverständliche Worte.<br />
Das war das bildhiipsche Fräulein Emilie Rasche!. aus.<br />
Dreissigacker, das Schiller verehrte <strong>und</strong> in einigen Qeclichten<br />
verherrlicht hallc. - Freilich in seinen Wcrken sind sie<br />
ni9ht zu linden, - r iemand hat sie zu Gesicht bekommen -<br />
auch seine Gelieute nicht - er hat sie vernichtet, wie er<br />
seine Licbe vergraben, Und nUll ist schon lange das<br />
arme Weib gestorben <strong>und</strong> auch die ,chwestern sind lOt.<br />
Von jener ~chönen Zeit, da der Dichter im Hause des<br />
Pfarrers ein- <strong>und</strong> ausgiJlg, ist nichts anderes übrig geblieben,<br />
als dieses ,,\oVeinglas," .... ,<br />
DeI Pfarrer schweigt. Ich trete ans Fenster <strong>und</strong> ~c):ta ne<br />
sinnend hinab in die Meininger Schlucht, wo das Städtchen,<br />
vo;n der \oVerra umsthluugen, in seiner Windung wie eine<br />
Harfe liegt.' Die 'onne sinkt mehr <strong>und</strong> meh.r zur anderen<br />
Se!te ,derBerghligel herab <strong>und</strong> dehllt sicb in ihren erlöschenden<br />
<strong>und</strong> ewig ' wiederkehrenden Purpurg!rlten, Als ich mich<br />
wieder dem Zimmer zuwandte sitzt der Pfarrer, in ,tiefes<br />
Schweigen versunken, noch auf dcmselbeu Platze, Mutter<br />
<strong>und</strong> , Tochter wischen, sich Tränen aus elen A~gen <strong>und</strong> das<br />
Weinglas flimmcrL seltsam im Goldst r a hl ~ der untergehende n<br />
Abendsonne, . ,
Oberbürgern1eister Martin lCirschner<br />
nebst Gattin <strong>und</strong> Töcbtern in seinem H eim.<br />
SpL~ialallfl/(//lIl1e I/irs "Be/ ~/i n ~y Lelun<br />
V()II ZaJlder 8: Labisc/1.<br />
BERLIKER LEBEN
6<br />
[xc. D1'. Theobald vou Bethmann-Hollweg<br />
der neue Mini tel' des Innern.<br />
Prof. Dr. Ernst H äckel, J ena.<br />
Dr. Jon Leh1ll30o,<br />
Vel [asser von "Auge!1 ,'e' h ts".<br />
Arthur Nickisch,<br />
der neue Dirtktor der Leipziger Oper <strong>und</strong> Dirigent<br />
der Philharmonischen oncerte.<br />
BERLINER LEBEN<br />
Prof. Eng'elberl Humpercl inck.<br />
dessen neue Oper "Heirat wider "Villen" im<br />
Kgl. Opelnhause zur AufführtlO g gelangte.<br />
"<br />
Al ex, J. Birnbaum ,<br />
c1iJ ig ierte am 6. IV. das erste Concert fran zösischer<br />
Musik in der Philharmonie.<br />
.:IIaria Pospischil<br />
vom Hamburger Stadttheater gasti rle am<br />
Schiller-Theater als Medea <strong>und</strong> Sappho.
7<br />
r' - ,*---. ~,,;tJ>- r -<br />
, , .-:.""'; . c..... lIIro •<br />
rl. von Treskow 's " Juchhe"<br />
Zum S aison-B gInn In l
8<br />
Hans Gregor, bisher Direktor des<br />
EI berfelder Stadttheaters, vom<br />
nächsten Oktober ab Eigentümer<br />
<strong>und</strong> Direktor der neuen<br />
"Komischen Oper" in Berlin.<br />
e arl Zauber.<br />
Die Erbauer der "Komischen<br />
per".<br />
L ouis Lacllluann.<br />
Das Innere eier "Komisch en<br />
(1270 SitZt lätze).<br />
per".<br />
BERLINER LEI3E:.J
F acade der "I
10<br />
Mirjam Horwitz. The odor Franke. . Johanna Richter. r-rax Laurence. Rlldolf Nelso n.<br />
Hans Frcdy. Lucie König, Pa"l Schn idcr-Duukcr.<br />
== Cabar t "R oland von Berlin" . ==<br />
IIermann Ylink,<br />
Frau Professor CorelIi. Mlle. N egri. Mcla Szinta. Betty Thomas-Damhofer. Clement Geol'ge. Else Stieber.<br />
Annie Neumann-Hofer. Heinz Buda. Dora Ballel'- achse.<br />
BERLINER LEBE J _ Cabaret "Heitere N achmiltage" . -<br />
Paul Nelva. Bona Ronta. Speciatau/,llalt.,IIe1f, f/;rs "Bel'lint,· I~<br />
'VOll Zauder &: La!Ji~'clt
11<br />
Ecluard KOrnall. Emil Justiz. Johanlles Cotta. ESlhi von tc' in. Dr. Arlhur Pserhorer. Rudolf challZer. Nelly [rmen.<br />
abarct Pscrbofcr.<br />
Alfred Ackermann<br />
t 2 3 4 5 Cl 7 8 9 10 1t 12 13<br />
A. Albclts. 2 Max Reicharclt. 3 F rl. B. Fox. 4. William Schüff. 5 C. Lenlschow. 6 Fd. Pepi Weiss. 7 Frl. Griseldis. 8~W illi am~Latoun~ .<br />
10 Joser Falkner. 11 Olto Wiemer. 12 Fritz Hoberg. 13 Frl. Angele Latow·e. 14:=Willy:Kunkel.<br />
- Cabaret "Zum Klimperkasten". _<br />
j4<br />
!fFrau Therese Schüff-Delina.<br />
Spezt"alau.fl/altme1/ fii,ys "Berli'J/ty LebuJ,M<br />
VP" Zaudcr 3< Labisc"<br />
BERLINER LEBEN
12<br />
F rühlingsbilder aus de tTI Thieraarten<br />
b .<br />
Spe::ia.lau.{uakmell <strong>für</strong>s "Be1/i'J/,cr Ltbcu·<br />
vo" der ßcr/. illustrations-Gesellschaft.<br />
BERLINER LEBEN
13<br />
Emanuel Reicher (Lessing Theater) 1m Kreise seiner Fal11ilie.<br />
Spe:dala·ltl"ahme jttrs , <strong>Berliner</strong> Leb .. ,·<br />
vo" Zander 8< Labisch<br />
BERLINER LEBEN
14<br />
Thc:odor \VacLl cl. Theodor Formes. Theodor For mes. Adele Grantzo\\".<br />
Marie Taglioni. August e Taglioll i. Desiree Artot-Padilla. Mariallo Padill a lIud Frau Artot-Padilla.<br />
Fl-aoz Krolol'. \ ' ilma von Voggeohuber·. H eim'ich Salomon. E telka Gerster.<br />
Bühn ng-röss n a us .L\.ll-B din.<br />
BERLINER LEBEN
15<br />
EIsa Bütlicher.<br />
losef Kainz.<br />
Gastspiel J osef Kainz In1 "<strong>Berliner</strong> Theater".<br />
E r s t~\LlrführLlng von "Da · Pest von St. ~Iatern", Komiic1ie von Ern t "\V lisch.<br />
Leo Connard.<br />
Spe::ialaltj llaIJ.1/1,t! <strong>für</strong>s #<strong>Berliner</strong> <strong>Leben</strong>"<br />
vo" Zallder Ik Labisch<br />
BERLINER LEBEN
16<br />
Die Lehrerinnen, Lehrer <strong>und</strong> diesjährigen Solisten der Opernschule<br />
de" Stern'schen I(onservatoriu111 zu Berlin.<br />
BERLINER LEBEN
Sttrn'stbts Ronstruatorium<br />
zUlrlelch Theatarschule <strong>für</strong> Oper <strong>und</strong> Schauspiel.<br />
Direktor: Professor Gusta v Hollaender.<br />
Berlln .sW. Ge,rUndet 1850. Bernburgerstr.22a.<br />
Efementar-Klavier- <strong>und</strong> Violinschule <strong>für</strong> I' inder vom 6. J ahre an.<br />
.. P.r.ois .eik.te.".nid ,Taih.rei".he.r.i t.h'.P .k.ositein.f'.' e l.·rl.".r c.h~dia.s iseik.r eitiar ia.t .. S .prie cihi7. e i .t l.l.-.ll~<br />
1---------------------------<br />
MODE'SALON<br />
UND<br />
elegantei' <strong>und</strong> einfacher Zimmer· Einrichtungen.<br />
J. Groschkus,<br />
Hoftischlel'meister Sr. Majestat des Kaisers <strong>und</strong> Königs<br />
<strong>und</strong> Ihrer Majestät der Kaiserin <strong>und</strong> Königin.<br />
BERLIN NO.<br />
'färb~r~1<br />
u. Rtlnlgung<br />
von Damen· u. Herren-Kleidern,<br />
sowie von Möbelstoften jeder Art.<br />
Wasehanstalt tUr Oardlnen aller<br />
Art, eehte Spitzen ete.<br />
Reinig ungs·Anstalt <strong>für</strong> Oobellns,<br />
Smyrna-, Velours· <strong>und</strong> Brüsseler<br />
TeppIche ete.<br />
f ärberei <strong>und</strong> Wäscherei <strong>für</strong><br />
Pedern <strong>und</strong> Handschuhe.<br />
Tapeten a<br />
Gebrüder<br />
t..,i< .. **.>i<<br />
.. >i< .. ***®
Lelpzlge.<br />
Platz<br />
Vornehmes ruhiges<br />
Gegeniiber dem Potsdamer <strong>und</strong><br />
Mässlge Prel.e. ======= nahe beim Anhalter Bahnhof.<br />
Alle Abend .<br />
mit seinem weltberühmten<br />
-<br />
Ho A<br />
Riga<br />
Zigeuner-Orchester Pege Karoi,<br />
Im ,<br />
t IR· hshof Wilhelme<br />
eie J stra •• e 70a.<br />
An Sonn- u, Pesttagen Beginn 6 Ub.r an Wochentagen 7'/2 Uhr,<br />
Berlin NW., Unter den Linden<br />
neben d er Passage<br />
Inhaber: Paul Boermel.<br />
Diners 1 Mk, <strong>und</strong> 1,50 Mk. von ' 12- 5 Uhr,<br />
Reichhaltige Abe~dkarte. Abends I(ünstler-Concert,<br />
Berlin .<br />
Unter den linden32 Ecke Charlottenstr.<br />
Dir: fra nz .fritsch<br />