Letöltés egy fájlban (30,9 MB - PDF) - EPA
Letöltés egy fájlban (30,9 MB - PDF) - EPA
Letöltés egy fájlban (30,9 MB - PDF) - EPA
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
34<br />
ANTON RADVANSZKY<br />
Wie bereits erwähnt, ist es höchst wahrscheinlich, daß der Reichspalatin<br />
im Jahr 1703 persönlich die Krone nach Wien brachte. Die nachträgliche<br />
Sanktionierung einer wichtigen Handlung von öffentlich rechtlichem<br />
Belange, wie in diesem Falle, ist eine Eigenart der ungarischen Historischen<br />
Verfassung und trug verschiedentlich zu ihrer Weiterbildung bei.<br />
Die diesbezüglichen Worte des CA. XXXVIII v.J. 1715 lauten: »Sacram<br />
Coronam cum suis accessoribus in Regno Hungáriáé loco legaliter destinato<br />
Posoniensi observandum, eamque non alio — quam ingruentis periculi<br />
aut necessitatis casu-cum praescito Domini Palatini — abinde transferendam,<br />
annuente Sua Maiestate, — decretum est«.<br />
Dadurch bekam der Reichspalatin das Recht, ein entscheidendes Wort<br />
im Notfall über die Kronhut mitzureden. Gleichzeitig war dieses Mitspracherecht<br />
eine Begrenzung eine Einschränkung der Handlungsfreiheit<br />
der Kronhüter. Diese Regelung blieb sehr lange gültiges Recht und die<br />
Befugnisse des Reichspalatins hätten, seitdem dieses Amt durch einen<br />
parlamentarischen Beschluß 1867 als vakant erklärt wurde, »per analogiam<br />
constitutionalem« auf den Ministerpräsidenten übergehen sollen,<br />
was meines Erachtens auch rechtlich tatsächlich geschah. Eine neue gesetzliche<br />
Regelung über die Kronhut gab es jedoch nicht bis zum G. A. XXV<br />
v. J. 1928, der dann die im Notfall gültigen Rechte des Palatins ausdrücklich<br />
auf den Ministerpräsidenten übertrug (siehe darüber den Abschnitt<br />
»Die Zeit des Reichsverwesers«).<br />
Bevor wir zur dritten Periode der Entwicklung des Kronhüteramtes<br />
übergehen, möchten wir noch die Inkompatibilitätsgrundsätze wie sie sich<br />
seit 1498 bis 1780 ausgebildet haben, der Reihe nach untersuchen und<br />
anschließend die öffentlich-rechtliche Natur des Amtes klarstellen.<br />
D. Das erste Inkompatibilitätsgesetz<br />
Das erste Inkompatibilitätsgesetz über die Kronhut ist der G. A. XXV<br />
v. J. 1498 aus der Regierungszeit von König Wladislaw II. (1491—1516).<br />
In diesem Gesetz wurde das Kronhüteramt mit kirchlichen Ämtern für<br />
unvereinbar erklärt. G. A. XXXVIII v. J. 1715 stellt auch die Unvereinbarkeit<br />
des Kronhüteramtes mit dem Reichspalatinat fest ; im gleichen wird<br />
aber das Amt des Präsidenten der Ungarischen Hofkammer trotz einer<br />
dieser Regelung widersprechenden Bestimmung des G. A. XXXV v. J.<br />
1681 mit dem Kronhüteramt als vereinbar erklärt. Nur müßte der Präsident<br />
der Hof kämm er, falls er sich zum Kronhüter wählen lassen wollte,<br />
ein gebürtiger Ungar sein. »Et quia officium praesidis camerae Hungaricae,<br />
nullám cum officio conservatoratus sacrae regni coronae habere<br />
videtur incompatibilitatem ; et aliunde articulus 35 anni 1681 eatenus in<br />
realem usum haud venisset; hinc quatenus praesides quoque camerae<br />
Hungaricae, axtamen Hungari, ad praefatum conservatoratus officium,<br />
non obstante tenoré praenotati articuli 35. praevia, per Maiestatem Regiam<br />
legali candidatione, per status et ordines eligi possint.«<br />
Dies war auch die klare Folgerung aus dem G. A. IV. v. J. 1608 (ante<br />
coronationem), der nichtgebürtige Ungarn vom Kronhüteramt ausschloß.