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KRONHÜTER<br />
19<br />
Kaum waren acht Monate seit der Krönung von Ferdinand II. verstrichen,<br />
da starb im Jahre 1619 König Matthias II. Ein schweres Leiden<br />
.trübte seine letzten Jahre und hinderte ihn, die Regierungsgesehäfte ordnungsgemäß<br />
zu erledigen. Als er starb, befand sich Böhmen schon im<br />
Aufstand, der den Auftakt zum dreißigjährigen Krieg bildete. Die Glaubensstreitigkeiten<br />
und die Beschwerden der ungarischen Stände nahmen<br />
ebenfalls einen ernsteren Charakter an und der reformierte Fürst Gabriel<br />
Bethlen von Siebenbürgen traf seine Vorbereitungen zum Angriff auf<br />
das königliche Ungarn, um einerseits die im Wiener Frieden verankerten<br />
Freiheiten der Protestanten bzw. die nationalen Rechte zu verteidigen und<br />
um andererseits die Bewegung der Protestanten Böhmens zu stützen 42 .<br />
Gabriel Bethlen war schon unterwegs und die Mehrheit der Herren<br />
Oberungarns hatten sich ihm bereits angeschlossen, als König Ferdinand<br />
und die »papistischen« Herren, wie manche die katholischen Magnaten<br />
nannten, noch versuchten, ungarischen Hilfstruppen gegen die Tschechen<br />
aufzubieten. Eben das wollte der protestantische Fürst Siebenbürgens<br />
vereiteln.<br />
Er erschien blitzschnell mit einer kleinen, jedoch gut ausgerüsteten<br />
Armee in Oberungarn. Er befand sich noch am 12. September 1619 in<br />
Debrecen. Von hier sandte er an die Komitate, die Städte und an die<br />
größeren Herren Oberuingatrins verschiedene Schreiben, in denen er sie<br />
aufforderte, sich ihm anzuschließen. Der an Petrus de Rewa gerichtete,<br />
in ungarischer Sprache verfaßte Brief befindet sich im Familienarchiv<br />
Révay, das zurzeit im Slowakischen Landesarchiv Bratislava (Preßburg)<br />
aufbewahrt wird. Die Photokopie des Originals veröffentlichen wir im<br />
Anhang. Am 3. Oktober besetzte er schon Tyrnau (Nagyszombat) mit<br />
seinen Truppen. Dort empfing Gabriel Bethlen die Gesandten der böhmisch-mährischen<br />
Stände, die von der ausgezeichneten Ausrüstung und<br />
Verfassung seiner Truppen tief beeindruckt waren 43 .<br />
Gabriel Bethlen setzte dann seinen Vormarsch in Richtung Preßburg,<br />
den Aufbewahrungsort der Heiligen Krone, fort. Die bisherige und die<br />
anschließende Skizzierung der politischen und militärischen Lage soll<br />
die Tätigkeit der Kronhüter in den schweren Jahren von 1619 bis 1622<br />
erläutern und ihre Bedeutung erklären. Die Kronhüter Petrus de Rewa<br />
und Stephan Pálffy hielten sich in der Nähe der Krone auf, König Ferdinand<br />
mußte weiterhin wegen der Unruhen in Böhmen in Deutschland<br />
bleiben. Er hatte für seine Abwesenheit die Leitung der ungarischen Angelegenheiten<br />
seinem Bruder, dem Erzherzog Leopold, Bischof von Augsburg<br />
und Passau, anvertraut. In dieser trostlosen Lage, als Gabriel Bethlen<br />
42 Siebenbürgen gehörte damals nur de iure zur ungarischen Krone; de facto<br />
war es ein halb souveräner Vasallen-Staat des türkischen Sultans, dem es<br />
einen jährlichen Tribut zahlte. Der Sultan mischte sich auch in die siebenbürgische<br />
Außenpolitik ein. Gabriel Bethlen bedurfte der Genehmigung des<br />
Sultans, um das königliche Ungarn angreifen zu können.<br />
43 Zur Schilderung des Feldzuges von Gabriel Bethlen und dessen Folgen auf<br />
die Krone und das Kronhüterarmt dient uns als Quelle das ausgezeichnet<br />
dokumentierte Büchlein von Sándor Szilágyi: Révay Péter és a Szent Korona.<br />
Budapest 1875. 95 S.<br />
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