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ANTON RADVANSZKY<br />
zögerte nicht und übergab auf dem Felde von Mohács die Krone und<br />
die Krönungsinsignien seinem Günstling Johann Zápolya, zu dem auch<br />
Kronhüter Perényi überging. Nach dem Tode Zápolyas im Jahr 1541<br />
behielt die Königswitwe Isabella die Krone in ihrem Gewahrsam, da<br />
inzwischen Kronhüter Perényi sich wieder auf die Seite Ferdinands geschlagen<br />
hatte. Seine Rechnung ging jedoch nicht auf: Denn König Ferdinand,<br />
seines wiederholten Parteiwechsels überdrüssig, ließ ihn in 1542<br />
verhaften, vielleicht auch nicht ganz unbegründet, da es Indizien gab,<br />
wonach Perényi mit türkischer Hilfe nach dem Thron strebte. Peter<br />
Perényi starb 1548 in Gefangenschaft. Mit seinem Tode geriet dann in<br />
den Wirren des Jahrhunderts das Kronhüteramt in Vergessenheit. Denn<br />
als Königswitwe Isabella, auch im Namen ihres elfjährigen Sohnes, auf<br />
die Krone und die Krönungsinsignien, aufgrund eines mit dem Habsburger<br />
König Ferdinand 1551 abgeschlossenen Paktes, verzichtete, wurde<br />
die feierliche Übergabe derselben, ohne Zutun von irgendwelchen Kronhütern<br />
auf dem Felde von Alvinc in Siebenbürgen durch die Königswitwe<br />
höchstpersönlich vollzogen. Im Auftrage des Königs Ferdinand, handelten<br />
die Legaten General Castaldo, der Iudex Curiae Graf Thomas Nádasdy<br />
und der Tavernicus (Schatzmeister) Andreas Báthori; sie brachten die<br />
Krone und die Krönungsinsignien dann bis nach Tokaj, wo dieselben<br />
der königliche Sonderemissär Markgraf Sforza-Pallavicini übernahm und<br />
nach Wien brachte.<br />
Hier empfing König Ferdinand am 5. September 1551 unter großen<br />
Feierlichkeiten, mit einer Ehrengarde die Krone 16 . Die Übergabe bzw.<br />
Übernahme der Krone ist im Werke von Petrus de Rewa »De Monarchie<br />
et Sacra Corona Regni Hungáriáé Centuriae Septem« (Ed.: Comes Franciscus<br />
de Nádasd, Frankfurt 1659) ausführlich beschrieben. Der Autor<br />
Petrus de Rewa erwähnt dabei auch die Zäsur im Kronhüteramte in der<br />
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts: »nee a reditu ex Transylvania contmuam<br />
habuit in Hungária sedem, sed interpolatam, sub nullis conservatoribus<br />
ordinariis« ... »agebat enim corona ex terris patria, inter pénates<br />
Austriacos« (S. 126).<br />
Die Krone blieb nun in Wien unter der persönlichen Obhut des<br />
Königs, bis sie anfangs des 17. Jahrhunderts durch Kaiser und König<br />
Rudolf nach Prag gebracht wurde. — Niemand sprach mehr öffentlich<br />
über das Kronhüteramt. — Was jedoch in der Seele einer Nation tief<br />
verwurzelt ist, kann in einigen Dezennien nicht vollständig ausgemerzt<br />
werden. Die führenden Geister der Nation dachten weiteiihin im stillen<br />
sehnsüchtig an die Krone und die Kronhut. — Nur wenn wir in diesem<br />
Sinne den Seelenzustand von den Besseren der Nation uns vergegenwärtigen,<br />
wird uns die plötzliche Wiedergeburt und neue Blüte des Kronhüteramtes<br />
am Anfang des 17. Jahrhunderts verständlich.<br />
Siehe Veress, Endre; Izabella Királyné: Magyar Történeti Életrajzok. Budapest<br />
1901, S. 310—331. Bezüglich der Übergabe der Krone in Alvinc und Tokaj<br />
beruft sich der Autor auf den Bericht von General Castaldo an Ferdinand<br />
und bei der Übergabe der Krone in Wien an Ferdinand stützt er sich auf<br />
den Bericht des Gesandten von Venedig.