TiHo Bibliothek elib - Tierärztliche Hochschule Hannover
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STAND DER FORSCHUNG<br />
2.6.3 Bekannte Pgp-Inhibitoren<br />
Eine erhöhte Funktionalität bzw. Expression des MDT Pgp ist ein Phänomen,<br />
das bei vielen Erkrankungen auftritt. Erstmals wurde dies mit therapieresistenten<br />
Tumoren in Verbindung gebracht (JULIANO & LING 1976). Deshalb wurden in der<br />
Tumorforschung bereits Inhibitoren auf ihr Vermögen Pharmakoresistenzen<br />
aufzuheben in klinischen Studien getestet (THOMAS & COLEY 2003; ILLMER et al.<br />
2004; ROBEY et al. 2008b; LAGAS et al. 2009). Bei gleichzeitiger Verabreichung<br />
eines Pgp-Substrats und eines Pgp-Inhibitors wurde die Bioverfügbarkeit des<br />
Substrats erhöht (YU 1999). Der Nachweis, dass die Inhibition von Pgp in der BHS<br />
durch lokale Applikation des Inhibitors zu einer erhöhten Konzentration<br />
verschiedener Substanzen wie z.B. Antiepileptika im Gehirn führt, wurde bereits<br />
erbracht (SAWCHUK & ELMQUIST 2000; LÖSCHER & POTSCHKA 2002).<br />
Noch werden Inhibitoren für MDT nicht regulär in der Epilepsietherapie<br />
eingesetzt. Dies ist u.a. darin begründet, dass Pgp nicht nur in der BHS exprimiert<br />
wird, sondern auch in anderen Organen und Geweben lokalisiert ist (Abbildung 2.4)<br />
und die Inhibition zum einen Auswirkungen auf die Bioverfügbarkeit und<br />
Pharmakodynamik anderer Substanzen, zum anderen toxische Nebenwirkungen auf<br />
gesunde Organe haben kann (DOYLE & ROSS 2003). Aus diesem Grund sollte die<br />
Applikation des jeweiligen Inhibitors möglichst lokal erfolgen, um Nebenwirkungen zu<br />
vermeiden. Dennoch könnte die zumindest transiente Inhibition von Pgp und weiterer<br />
MDT durch kurzzeitige Administration der Inhibitoren nützlich sein, um<br />
Pharmakoresistenzen aufgrund gesteigerter MDT-Funktionen aufzuheben oder gar<br />
zu vermeiden (LÖSCHER & POTSCHKA 2005a).<br />
Zu den Pgp-Inhibitoren zählt eine Reihe an Arzneimitteln (siehe Tabelle 2.1)<br />
mit unterschiedlichen Einsatzgebieten sowie eigens zu diesem Zweck entwickelte<br />
Substanzen. Auch Hilfsstoffe der jeweiligen Formulierung eines Medikaments,<br />
beispielsweise Emulgatoren, können hemmend auf Pgp wirken (MARTIN-FACKLAM<br />
et al. 2002; LÖSCHER & POTSCHKA 2005c).<br />
Für Cyclosporin A, einem Immunsuppressivum und Pgp-Inhibitor der ersten<br />
Generation, wurde dessen inhibierende Wirkung auf Pgp sowohl in Zelllinien (NOBILI<br />
et al. 2006) als auch in Tiermodellen (SLATER et al. 1986; SIKIC et al. 1997; EYAL<br />
et al. 2009) nachgewiesen. Allerdings wird es aufgrund seiner immunsuppressiven<br />
Wirkung eher bei Organtransplantationen eingesetzt und nicht zur Behandlung<br />
pharmakoresistenter Epilepsien (LIU et al. 2007).<br />
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