TiHo Bibliothek elib - Tierärztliche Hochschule Hannover
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STAND DER FORSCHUNG WOLBURG et al. 1994; CECCHELLI et al. 1999) und die Expression von MDT zu haben (GAILLARD et al. 2000; HAWKINS et al. 2002; WILLIS et al. 2007). Perizyten lagern sich nur teilweise um die Endothelzellen in der BHS, teilen sich aber die gleiche Basalmembran mit den Endothelzellen. Sie tragen zur Struktur der BHS bei und sind in der Lage, den Durchmesser der Blutgefäße als Reaktion auf verschiedene Stimuli anzupassen (THOMAS 1999; HASELOFF et al. 2005; PEPPIATT et al. 2006). Zudem scheinen auch sie an der Ausbildung der Tight junctions beteiligt zu sein (DOHGU et al. 2005). Die Tight junctions zwischen den Endothelzellen unterdrücken die parazelluläre Diffusion nahezu vollständig, was in einem Widerstand (transendothelial resistance) der Gefäßwand resultiert, der bei etwa 5-10 Ω*cm 2 liegt. Tight junctions sind zwischen allen Endothelzellen zu finden, aber nur an den Kapillargefäßen der BHS in vivo führt dies zu einem hohen Widerstand von bis zu 2000 Ω*cm 2 (LATERRA & GOLDSTEIN 2000). In vitro liegen die Widerstände humaner Hirnkapillarendothelien je nach Präparation zwischen 20 und 1400 Ω*cm 2 (GRANT et al. 1998). Es bleibt also festzuhalten, dass diese Barriere aus der Selektivität durch: 1) Tight junctions zwischen den Endothelzellen der Gehirnkapillaren, 2) Transporterproteine für den kontrollierten transzellulären Eintritt der Moleküle ins Gehirn und 3) Enzyme, die Substanzen vor ihrem Durchtritt verändern oder degradieren (PETERSON 2012), resultiert. Ob auch Neurone eine Rolle bei der Modulation der BHS spielen, ist unklar und wird noch diskutiert (ROUX & COURAUD, 2005; LIM et al. 2007). LIM et al. (2007) fanden aber heraus, dass neuronale Vorläuferzellen die Pgp-Expression in vitro beeinflussen können. 2.3.2 Selektivität und Substanztransport über die Bluthirnschranke Es existieren zwei grundsätzliche Wege, über die Substanzen die Barriere überwinden und ins Gehirn gelangen können (ABBOTT et al. 2006), erstens direkt durch die Zellen (transzellulär) oder zweitens zwischen den Zellen hindurch (parazellulär). Der parazelluläre Weg kommt v.a. für wasserlösliche Stoffe in Betracht. Da aber die anatomischen Gegebenheiten wie Tight junctions den parazellulären Weg weitestgehend versperren, spielt dieser für die BHS kaum eine 16
STAND DER FORSCHUNG Rolle. Aus diesem Grund müssen viele Stoffe, die für die Funktion notwendig sind, aktiv ins Gehirn transportiert werden. Zum Beispiel gelangen hydrophile Substanzen, die nicht von Trägermolekülen transportiert werden, über rezeptorvermittelte Transzytose (z.B. Insulin) ins Gehirn (Abbott et al. 2006). Weitere Wege stellen der konzentrationsabhängige Transport, z.B. für Glukose mittels GLUT1 (TSUJI & TAMAI 1999), und der Transport über spezifische Proteine dar. Dieser aktive Transport steht allerdings v.a. körpereigenen Stoffen, Nährstoffen und Abbauprodukten zur Verfügung (KANDEL et al. 2000; ABBOTT et al. 2006). Körperfremde Stoffe (Xenobiotika) werden nur in geringem Maß auf diese Weise transportiert. Allerdings gelangen so auch Arzneimittel, die aufgrund ihres hydrophilen Charakters die BHS nicht passieren würden, wie z.B. einige Chemotherapeutika, Immunsuppressiva (z.B. Cyclosporin A) und L-DOPA ins Gehirn (TSUJI & TAMAI 1999). Demnach müssten lipophile Stoffe, zu denen auch toxische Substanzen gehören, relativ einfach ins Gehirn gelangen. Allerdings wird die Passage dieser Stoffe durch spezifische Efflux-Transporter eingeschränkt. Aufgrund der Polarität der Hirnendothelzellen sind Transporter entweder an der luminalen Seite (dem Blut zugewandt) oder an der abluminalen Seite (dem Gehirn zugewandt) der Zellen exprimiert (Abbildung 2.3). Die Expression auf der luminalen Seite ermöglicht den Transportern, lipophile Substanzen zurück ins Blut zu befördern (PARDRIDGE 2003). Es können also kleine (< 500 Da), lipidlösliche, ungeladene Stoffe (z. B. Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid, Hormone) die BHS gut passieren, vorzugsweise über transzelluläre Diffusion (PARDRIDGE 2003). Auf diese Weise erreichen die meisten zentralwirksamen Medikamente das Gehirn. Antiepileptika sind hoch permeable Substanzen, weshalb die Diffusion dieser Substanzen über die BHS eine wichtige Rolle spielt. 2.4 Multidrug-Transporter Bei MDT handelt es sich um Membranproteine, die u.a. in Leber, Darm und Niere lokalisiert sind. Dort haben sie Einfluss auf die Kumulation und den Ausstrom von Substanzen. Des Weiteren werden diese Proteine in der BHS, in den Hoden und in der Plazentaschranke exprimiert, wo sie den Einstrom vieler Substanzen limitieren (SCHINKEL & JONKER 2003) und demzufolge eine Schutzfunktion einnehmen (SCHERRMANN 2005; GEDEON et al. 2006; ENOKIZONO et al. 2008). 17
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Rolle. Aus diesem Grund müssen viele Stoffe, die für die Funktion notwendig sind,<br />
aktiv ins Gehirn transportiert werden. Zum Beispiel gelangen hydrophile Substanzen,<br />
die nicht von Trägermolekülen transportiert werden, über rezeptorvermittelte<br />
Transzytose (z.B. Insulin) ins Gehirn (Abbott et al. 2006). Weitere Wege stellen der<br />
konzentrationsabhängige Transport, z.B. für Glukose mittels GLUT1 (TSUJI & TAMAI<br />
1999), und der Transport über spezifische Proteine dar. Dieser aktive Transport steht<br />
allerdings v.a. körpereigenen Stoffen, Nährstoffen und Abbauprodukten zur<br />
Verfügung (KANDEL et al. 2000; ABBOTT et al. 2006). Körperfremde Stoffe<br />
(Xenobiotika) werden nur in geringem Maß auf diese Weise transportiert. Allerdings<br />
gelangen so auch Arzneimittel, die aufgrund ihres hydrophilen Charakters die BHS<br />
nicht passieren würden, wie z.B. einige Chemotherapeutika, Immunsuppressiva (z.B.<br />
Cyclosporin A) und L-DOPA ins Gehirn (TSUJI & TAMAI 1999).<br />
Demnach müssten lipophile Stoffe, zu denen auch toxische Substanzen<br />
gehören, relativ einfach ins Gehirn gelangen. Allerdings wird die Passage dieser<br />
Stoffe durch spezifische Efflux-Transporter eingeschränkt. Aufgrund der Polarität der<br />
Hirnendothelzellen sind Transporter entweder an der luminalen Seite (dem Blut<br />
zugewandt) oder an der abluminalen Seite (dem Gehirn zugewandt) der Zellen<br />
exprimiert (Abbildung 2.3). Die Expression auf der luminalen Seite ermöglicht den<br />
Transportern, lipophile Substanzen zurück ins Blut zu befördern (PARDRIDGE<br />
2003).<br />
Es können also kleine (< 500 Da), lipidlösliche, ungeladene Stoffe (z. B.<br />
Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid, Hormone) die BHS gut passieren, vorzugsweise über<br />
transzelluläre Diffusion (PARDRIDGE 2003). Auf diese Weise erreichen die meisten<br />
zentralwirksamen Medikamente das Gehirn. Antiepileptika sind hoch permeable<br />
Substanzen, weshalb die Diffusion dieser Substanzen über die BHS eine wichtige<br />
Rolle spielt.<br />
2.4 Multidrug-Transporter<br />
Bei MDT handelt es sich um Membranproteine, die u.a. in Leber, Darm und<br />
Niere lokalisiert sind. Dort haben sie Einfluss auf die Kumulation und den Ausstrom<br />
von Substanzen. Des Weiteren werden diese Proteine in der BHS, in den Hoden und<br />
in der Plazentaschranke exprimiert, wo sie den Einstrom vieler Substanzen limitieren<br />
(SCHINKEL & JONKER 2003) und demzufolge eine Schutzfunktion einnehmen<br />
(SCHERRMANN 2005; GEDEON et al. 2006; ENOKIZONO et al. 2008).<br />
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