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28.02.2014 Aufrufe

Entzündungsgeschehen, Infektionen, Autoimmunität und Neoplasien wahrnehmen (Ehrchen 2009). Die Rolle des Calprotectin bei Neoplasien wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Während einerseits die Expression von S100A8/ A9 durch kultivierte neoplastische Zellen (CFPAC-1) selbst beschrieben wird (Fanjul 1995), muss andererseits vor allem bei Neoplasien mit entzündlicher Infiltration des Stromas von einer „Kontamination“ mit Calprotectin durch Granulozyten und Makrophagen ausgegangen werden, welches dann an TLR4 Rezeptoren der neoplastische Zellen binden könnte. Die Expression von TLR4 durch Neoplasien ist beschrieben (Voelcker 2008). Die Induktion der Apoptose neoplastischer Zellen in vitro vermittelt durch S100A8/A9 ist ebenfalls beschrieben (Ghavami 2004). Es sei noch erwähnt, dass S100A8-defiziente Mäuse (S100A8-/- knockout Mäuse) nicht lebensfähig sind, es kommt zur Resorption des Embryos an Tag 9 der Trächtigkeit (Passey 1999). Die lebensfähigen S100A9 defizienten Mäuse weisen bei normalen mRNA Konzentrationen von S100A8 eine stark reduzierte Proteinexpression von S100A8 Protein und eine reduzierte Expression von CD11b auf (Manitz 2003). Sekretion von S100A8/A9 Ob und wie S100A8/A9 Proteine über einen aktiven Mechanismus aus der Zelle gelangen ist bislang nicht eindeutig geklärt. Während bei neutrophilen Granulozyten, die im entzündeten Gewebe sehr schnell nekrotisch werden und ihren Zellinhalt ins Stroma abgeben, ein rein passives Freiwerden des S100A8/A9 Proteinkomplexes denkbar erscheint, sind bei chronischentzündlichen Erkrankungen vorwiegend Makrophagen anzutreffen, welche weniger schnell degenerieren und daher über einen Mechanismus der S100A8/A9 Proteinsekretion verfügen müssten. Hinweise deuten darauf hin, dass der Sekretionsmechanismus nicht klassisch Golgivermittelt exozytotisch abläuft, aber dennoch über das passive Freiwerden von Proteinen bei der Zellnekrose hinaus einer Organisation unterliegt wie es bei einigen Interleukinen bereits beschrieben wurde (Prudovsky 2008). Regulation von S100A8/A9 Obwohl den S100A8/A9 Proteinen eine große Bandbreite an Funktionen zugeschreiben werden, die einer Regulation bedürfen, sind nur wenige Regulationsmechanismen nachgewiesen worden. Wird S100A9 an einem Threoninrest durch eine MAP-Kinase phosphoryliert wird die durch S100A8/9 induzierte Polymerisation von Tubulin gehemmt (Vogl 2004). Die Phosphorylierung von S100A9 tritt nur in Gegenwart von Kalzium auf, weswegen eine kalziumabhängige Signaltransduktion angenommen wird. Die Bindung von S100A8/A9 an TLR4 Rezeptoren auf Makophagen stellt einen autokrinen Verstärkungs- und Aktivierungsmechanismus der Sekretion von TNFα, Interleukin-1 dar (Ehrchen 2009). Der S100A8/A9 Proteinkomplex ist zentraler Inhalt dieser Arbeit, weil er einerseits ein dem CRP vergleichbares Potential als Entzündungsindikator hat, wobei sich seine Funktion im Gegensatz zu CRP nicht nur auf das akute Entzündungsgeschehen beschränkt, sondern eine mögliche Expression durch neoplastische Zellen selbst diskutiert wird. 12

1.3.4 Das Reg3A Protein Reg3A - Lektin oder Zytokin Reg3A, regenerating islet-derived 3 alpha, ist ein 16 kDa schweres, sekretorisches Protein, dessen Homolog erstmals im Bauchspeichel von Ratten mit Pankreatitis detektiert wurde (Keim 1984). Synonym wird es auch als PAP (pancreatitis-associated protein) oder HIP (hepatocarcinoma-intestine-pancreas) bezeichnet. Reg3A wird als 19 kDa schweres Prä- Protein synthetisiert, prozessiert als 16 kDa schwere Pro-Form sekretiert von welcher wiederum durch Trypsin ein kurzes Segment abgeschnitten wird, so dass eine 14 kDa schwere aktive Form entsteht (Mukherjee 2009). Die Aminosäuresequenz von Reg3A weist Homologie zur Kohlenhydrat-Bindungsstelle der kalziumabhängigen C-Typ-Lektine auf (CTLD = C-type lectin-like domain). An diese Domäne ist N-terminal eine sehr kurze Peptidsequenz angehängt. Reg3A ist mit Abstand kleiner als andere C-Typ-Lektine, welche meist neben der CTLD-Bindungsstelle über mehrere für die spezifische Funktion der Lektine determinierende Proteindomänen verfügen (Iovanna 1991). Bislang ist es durch Erythrozyten-Agglutination und Adsorption an diverse kohlenhydratbeschichtete Chromatographie-Säulen nicht gelungen, eine spezifische kohlenhydratbindende Aktivität des Proteins nachzuweisen (Iovanna 1991). Im Unterschied zu C-Typ-Lektinen, deren CTLD über zwei Disulfidbrücken verfügt, hat Reg3A eine dritte Disulfidbrücke nahe dem N-Terminus, die das Molekül in 2 Bestandteile teilt: die konservierte CTLD und ein kurzes Signalpeptid (Laurine 2005). In Lektinen weisen CTLD zwei Kalziumbindungsstellen auf. Für PAP IB, ein dem Reg3A zu 97% homologes humanes Protein konnte gezeigt werden, dass dort kein Kalzium gebunden wird, was vermutlich durch den Austausch von sauren Aminosäureresten des Asparagins durch aromatische Aminosäurereste verhindert wird (Bertrand 1996; Laurine 2005). Diese Aminosäuren sind auch bei Reg3A ausgetauscht. Die Tertiärstruktur des Reg3A beinhaltet zwei α-Helices sowie acht β-Strängen die durch drei Disulfidbrücken verlinkt werden (Ho 2006). Lokalisation von Reg3A Erstmals wurde Reg3A als PAP, pancreatitis-associated protein, im Western Blot von Ratten mit induzierter akuter Pankreatitis entdeckt. Genauer konnte das Protein nach Ultrazentrifugation von Pankreashomogenaten in der Zymogengranulafraktion nachgewiesen werden, fehlte aber bei gesunden Kontrolltieren (Keim 1991). Die Reg3A Konzentration in Ratten-Pankreashomogenaten und parallel dazu in der Zymogengranulafraktion steigt ca. 12 Stunden nach Induktion der Pankreatitis an und fällt ab Tag 3 nach Induktion wieder ab, bis nach Tag 7 keine erhöhten Gewebekonzentrationen mehr nachweisbar sind (Keim 1991). Auf subzellulärer Ebene konnte Reg3 im Rattenpankreas am Golgi-Apparat, im endoplasmatischen Retikulum sowie in kleinen, länglichen Zymogengranula lokalisiert werden (Morisset 1997). Es ist eine starke Bindung von Reg3A an die extrazellulären 13

Entzündungsgeschehen, Infektionen, Autoimmunität und Neoplasien wahrnehmen (Ehrchen<br />

2009). Die Rolle des Calprotectin bei Neoplasien wird in der Literatur kontrovers diskutiert.<br />

Während einerseits die Expression von S100A8/ A9 durch kultivierte neoplastische Zellen<br />

(CFPAC-1) selbst beschrieben wird (Fanjul 1995), muss andererseits vor allem bei<br />

Neoplasien mit entzündlicher Infiltration des Stromas von einer „Kontamination“ mit<br />

Calprotectin durch Granulozyten und Makrophagen ausgegangen werden, welches dann an<br />

TLR4 Rezeptoren der neoplastische Zellen binden könnte. Die Expression von TLR4 durch<br />

Neoplasien ist beschrieben (Voelcker 2008). Die Induktion der Apoptose neoplastischer<br />

Zellen in vitro vermittelt durch S100A8/A9 ist ebenfalls beschrieben (Ghavami 2004).<br />

Es sei noch erwähnt, dass S100A8-defiziente Mäuse (S100A8-/- knockout Mäuse) nicht<br />

lebensfähig sind, es kommt zur Resorption des Embryos an Tag 9 der Trächtigkeit (Passey<br />

1999). Die lebensfähigen S100A9 defizienten Mäuse weisen bei normalen mRNA<br />

Konzentrationen von S100A8 eine stark reduzierte Proteinexpression von S100A8 Protein<br />

und eine reduzierte Expression von CD11b auf (Manitz 2003).<br />

Sekretion von S100A8/A9<br />

Ob und wie S100A8/A9 Proteine über einen aktiven Mechanismus aus der Zelle gelangen ist<br />

bislang nicht eindeutig geklärt. Während bei neutrophilen Granulozyten, die im entzündeten<br />

Gewebe sehr schnell nekrotisch werden und ihren Zellinhalt ins Stroma abgeben, ein rein<br />

passives Freiwerden des S100A8/A9 Proteinkomplexes denkbar erscheint, sind bei chronischentzündlichen<br />

Erkrankungen vorwiegend Makrophagen anzutreffen, welche weniger schnell<br />

degenerieren und daher über einen Mechanismus der S100A8/A9 Proteinsekretion verfügen<br />

müssten. Hinweise deuten darauf hin, dass der Sekretionsmechanismus nicht klassisch Golgivermittelt<br />

exozytotisch abläuft, aber dennoch über das passive Freiwerden von Proteinen bei<br />

der Zellnekrose hinaus einer Organisation unterliegt wie es bei einigen Interleukinen bereits<br />

beschrieben wurde (Prudovsky 2008).<br />

Regulation von S100A8/A9<br />

Obwohl den S100A8/A9 Proteinen eine große Bandbreite an Funktionen zugeschreiben<br />

werden, die einer Regulation bedürfen, sind nur wenige Regulationsmechanismen<br />

nachgewiesen worden. Wird S100A9 an einem Threoninrest durch eine MAP-Kinase<br />

phosphoryliert wird die durch S100A8/9 induzierte Polymerisation von Tubulin gehemmt<br />

(Vogl 2004). Die Phosphorylierung von S100A9 tritt nur in Gegenwart von Kalzium auf,<br />

weswegen eine kalziumabhängige Signaltransduktion angenommen wird. Die Bindung von<br />

S100A8/A9 an TLR4 Rezeptoren auf Makophagen stellt einen autokrinen Verstärkungs- und<br />

Aktivierungsmechanismus der Sekretion von TNFα, Interleukin-1 dar (Ehrchen 2009). Der<br />

S100A8/A9 Proteinkomplex ist zentraler Inhalt dieser Arbeit, weil er einerseits ein dem CRP<br />

vergleichbares Potential als Entzündungsindikator hat, wobei sich seine Funktion im<br />

Gegensatz zu CRP nicht nur auf das akute Entzündungsgeschehen beschränkt, sondern eine<br />

mögliche Expression durch neoplastische Zellen selbst diskutiert wird.<br />

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