Tierärztliche Hochschule Hannover - TiHo Bibliothek elib
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1.3 Proteine als Indikator für Pankreaserkrankungen<br />
Aus klinischer Sicht wird gefordert, Pankreaserkrankungen durch Blutanalyse anhand<br />
weniger Parameter eindeutig diagnostizieren zu können. Die Differenzierung zwischen<br />
chronisch-entzündlichen und neoplastischen Pankreaserkrankungen ist vorrangig in der<br />
Humanmedizin eine wichtige und schwierige Aufgabe. Nicht selten geht die neoplastische<br />
Erkrankung mit einer chronisch-entzündlichen Genese einher, so dass sich sowohl klinische<br />
Blutchemie als auch die Histopathologie beider Krankheitsbilder überschneiden (Hamilton<br />
2006). Für die Diagnose von Pankreaserkrankungen anhand von Blutanalysen gibt es drei<br />
Gruppen von Indikatoren: erstens Produkte der physiologischen Proteinsynthese, zweitens<br />
unspezifische Entzündungsindikatoren und drittens Produkte von neoplastischen Zellen.<br />
Produkte der physiologischen pankreatischen Proteinsynthese, wie Amylase und Lipase,<br />
können bei Gewebeschäden entzündlichen sowie neoplastischen Ursprungs ins Blut gelangen<br />
und dort gemessen werden (Mossner, Keim 2003a; Mossner, Keim 2003b; Riemann 2008).<br />
Weiterhin können erhöhte Konzentrationen unspezifischer Entzündungsindikatoren wie das<br />
C-reaktive Protein oder die Leukozytenzahl detektiert werden (Mossner, Keim 2003a;<br />
Mossner, Keim 2003b). Neoplastische Zellen können Proteine synthetisieren und auf ihrer<br />
Zelloberfläche exprimieren, die sich qualitativ und/ oder quantitativ von physiologischem<br />
Gewebe unterscheiden (Tizard 2010). Einige Neoplasien sind durch eine Zunahme der<br />
Muzin-Sekretion gekennzeichnet und können möglicherweise anhand dieser erkannt werden<br />
(Hamilton 2006). Im Gegensatz zur Humanmedizin spielt die Frühdiagnostik von<br />
Pankreaserkrankungen und vor allem von Pankreasneoplasien mittels Blutanalyse in der<br />
Veterinärmedizin wegen der ausbleibenden therapeutischen Konsequenzen keine Rolle<br />
(Nelson 2010).<br />
Derzeit werden zur Diagnose von entzündlichen und neoplastischen Pankreaserkrankungen an<br />
verschiedenen Instituten unterschiedliche Proteinmarkerkombinationen eingesetzt. Das<br />
karbohydrat-Antigen 19-9 sowie das karzinoembryonale Antigen gehören zu den häufig<br />
detektierten Markerproteinen und werden daher in dieser Arbeit thematisiert und mit neuen<br />
Markerproteinen verglichen. Diesen konventionellen Markerproteinen ist gemein, dass sie<br />
sich nicht als Screening-Parameter für Pankreaserkrankungen eignen. Gründe dafür sind zum<br />
Beispiel eine unregelmäßige Expression der Proteine in der Bevölkerung, stark schwankende<br />
physiologische Blutplasmakonzentrationen der Proteine in der gesunden Bevölkerung, und<br />
Beeinflussung der Blutplasmaspiegel durch Begleiterkrankungen (Cholestase, chronischentzündliche<br />
Darmerkrankungen). Das C-reaktive Protein, ein Entzündungsindikator, wird<br />
nicht speziell zur Diagnostik von Pankreaserkrankungen eingesetzt. Dieses Protein stellt aber<br />
einen interessanten Vergleichsparameter zum S100A8/A9 Proteinkomplex dar und wird daher<br />
in dieser Arbeit thematisiert.<br />
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