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Adenokarzinom meistens im Pankreaskopf auftritt, wo Gallen- und Pankreasgang gemeinsam oder getrennt voneinander in den Dünndarm münden, ist eine Cholestase bei dieser Erkrankung nicht selten (Hamilton 2006). Ob erhöhte Blutplasmakonzentrationen von CA19- 9 bei duktalem Adenokarzinom tatsächlich immer auf einen vermehrte Expression und Sekretion der neoplastischen Zellen zurückzuführen ist, ist demnach fraglich. Vermutlich rührt daher die Empfehlung der Testhersteller, CA19-9 nur zur Verlaufskontrolle zu benutzen. Die in unserem Patientenkollektiv ermittelte Sensitivität und Spezifität von CA19-9 deckt sich im Wesentlichen mit den von Steinberg 1986 ermittelten Ergebnissen. Die Kombination des sensitiven S100A8/A9 mit dem spezifischen CA19-9 könnte also eine wertvolle Hilfe zur Detektion des Adenokarzinoms darstellen. Da S100A8/A9 Proteine nicht mit den Sekreten der Bauchspeicheldrüse ausgeschieden werden, scheinen sie nicht durch eine Cholestase beeinflusst zu werden, wie es bei CA19-9 der Fall ist. Die sensitive Trennung von Gesunden und Adenokarzinompatienten durch S100A8/A9 spiegelt sich bei der ROC-Analyse in einer großen Fläche unter der Kurve (AUC) wieder. Je größer die Fläche unter der Kurve, desto mehr Probanden lassen sich anhand eines Merkmals einer Gruppe zuordnen. Die ROC-Analyse ergab, dass 92,7% der Patienten mit Adenokarzinom auch einen erhöhten Blutplasmaspiegel des S100A8/A9 Proteins aufweisen. Bei diesem Parameter wurde die größte Fläche unter der Kurve aller in dieser Arbeit detektierten Proteine gemessen. Eine Fläche unter der Kurve von 92,7% ist ein Beleg für die gute Trennung dieser Gruppen durch S100A8/A9 (Reg3A 91,3%; CA19-9 88,6% ; CEA 83,7% ; CRP 71,8%). Einschränkend muss allerdings bedacht werden, dass S100A8/A9 Proteine nicht spezifisch für Pankreaserkrankungen sind. In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass sich ein humanes entdifferenziertes duktales Adenokarzinom bei der Immunomarkierung S100A9-positiv darstellte und das S100A8/A9 Proteine in verschiedenen Pankreaskarzinomzelllinien nachgewiesen werden konnten. Entdifferenzierte duktale Adenokarzinome zeigen häufig eine hochgradige entzündliche Infiltration im Tumorstroma (Hamilton 2006). Insgesamt sind entdifferenzierte Adenokarzinome aber seltene Neoplasien des menschlichen Pankreas. Häufig kommen gut bis mäßig differenzierte duktale Adenokarzinome vor, die mäßig bis wenig entzündliche Infiltration aufweisen (Hamilton 2006). Ob die S100A8/A9 Blutplasmakonzentration überhaupt mit dem Ausmaß der entzündlichen Infiltration korreliert und inwieweit die Expression und Sekretion des Proteins durch neoplastische Zellen selbst die Blutplasmakonzentration beeinflusst, bleibt ungeklärt. In dieser Arbeit wurde die CRP-Konzentration detektiert um sie mit S100A8/A9 als Entzündungsmarker vergleichen zu können. Die Patienten mit chronischer Pankreatitis unterschieden sich in dieser Arbeit in der CRP Konzentration nicht signifikant von den Gesunden. Die Plasmahalbwertszeit von CRP ist sehr kurz. Nach 12 bis 24 Stunden erreicht die Plasmakonzentration ihr Maximum und fällt dann schnell wieder ab (Pepys, Baltz 1983). Die Blutprobenentnahme fand in einer auf Pankreaserkrankungen spezialisierten Einrichtung 104

statt. Es ist davon auszugehen, dass viele der Patienten bereits hausärztlich versorgt wurden, bevor sie zur weiteren Abklärung in einer Spezialklinik vorstellig wurden. Der akute Schub einer chronischen Pankreatitis könnte also bereits überwunden und der CRP-Plasmaspiegel wieder rückläufig sein. Andere chronisch-entzündliche Erkrankungen wie beispielsweise rheumatoide Arthritis zeigten korrelierende CRP und S100A8/A9 Plasmaspiegel (Madland 2002). Möglicherweise zeigt die rheumatoide Arthritis eher einen kontinuierlichentzündlichen Charakter, während die chronische Pankreatitis als rezidivierende, akute Entzündung verlaufen kann (Riemann 2008). CRP erwies sich in dieser Arbeit nicht als nützlicher Parameter zur Detektion von Pankreaserkrankungen. Die bei allen Tests und allen Proteinen detektierten, teils erheblichen maximalen Proteinkonzentrationen (sog. Ausreißer) sind darauf zurückzuführen, dass die im ELISA gemessene Extinktionen trotz Probenverdünnung in Einzelfällen weit außerhalb der Extinktionen der Standardverdünnungsreihe liegen. Die Funktion der Standardgeraden kann dann nicht mehr die lineare Beziehung zwischen Extinktion und Proteinkonzentration wiederspiegeln. Der Messfehler nimmt mit dem Abstand zur minimalen und maximalen Standardverdünnung exponentiell zu. Daher wird für jeden Test ein Messbereich angegeben, in dem die Beziehung zwischen Extinktion der gemessenen Probe und Proteinkonzentration annähernd linear ist. 6.2 Rolle und Funktion von Reg3A bei entzündlichen und neoplastischen Erkrankungen des Pankreas 6.2.1 Expression und Sekretion von Reg3A Protein in humanen Pankreasgewebeproben Im Gegensatz zu S100A8/A9 ist Reg3A ein pankreasspezifisches Protein. Bei Ratten mit induzierter Pankreatitis konnte es nach Fraktionierung des Gewebes im Western-Blot in der Zymogengranulafraktion nachgewiesen werden. 12 Stunden nach Induktion der Pankreatitis erreichen die Gewebekonzentrationen Maximalwerte. Nach 3 Tagen beginnt die Reg3A Konzentration im Pankreas wieder abzufallen und erreicht nach 7 Tage wieder physiologische, basale Konzentrationen (Keim 1991). Reg3A wird über den Golgi-Weg in den primären Bauchspeichel abgegeben (Morisset 1997). Obwohl das Protein strukturell den Lektinen (CTLD-Domäne) sehr ähnlich ist, konnte bislang trotz intensiver Bemühungen keine kohlenhydratbindende Aktiviät nachgewiesen werden (Iovanna 1991; Laurine 2005). Dem Protein werden eine Vielzahl unterschiedlicher Funktionen zugeschrieben. Nach Abspaltung der N-terminalen Signalpeptidsequenz von der CTLD-Domäne durch Trypsin, bindet Reg3A bakterielle Zellwandbestandteile. Daher wird ein antibakterieller Effekt postuliert (Iovanna 1991; Mukherjee 2009). Bemerkenswert daran ist, dass bakterielle Hüllen mit repetitiven Kohlenhydratketten glykosiliert sind (Tizard 2010) und dass eben diese Lektin-Domäne des 105

Adenokarzinom meistens im Pankreaskopf auftritt, wo Gallen- und Pankreasgang gemeinsam<br />

oder getrennt voneinander in den Dünndarm münden, ist eine Cholestase bei dieser<br />

Erkrankung nicht selten (Hamilton 2006). Ob erhöhte Blutplasmakonzentrationen von CA19-<br />

9 bei duktalem Adenokarzinom tatsächlich immer auf einen vermehrte Expression und<br />

Sekretion der neoplastischen Zellen zurückzuführen ist, ist demnach fraglich. Vermutlich<br />

rührt daher die Empfehlung der Testhersteller, CA19-9 nur zur Verlaufskontrolle zu benutzen.<br />

Die in unserem Patientenkollektiv ermittelte Sensitivität und Spezifität von CA19-9 deckt<br />

sich im Wesentlichen mit den von Steinberg 1986 ermittelten Ergebnissen. Die Kombination<br />

des sensitiven S100A8/A9 mit dem spezifischen CA19-9 könnte also eine wertvolle Hilfe zur<br />

Detektion des Adenokarzinoms darstellen. Da S100A8/A9 Proteine nicht mit den Sekreten<br />

der Bauchspeicheldrüse ausgeschieden werden, scheinen sie nicht durch eine Cholestase<br />

beeinflusst zu werden, wie es bei CA19-9 der Fall ist.<br />

Die sensitive Trennung von Gesunden und Adenokarzinompatienten durch S100A8/A9<br />

spiegelt sich bei der ROC-Analyse in einer großen Fläche unter der Kurve (AUC) wieder. Je<br />

größer die Fläche unter der Kurve, desto mehr Probanden lassen sich anhand eines Merkmals<br />

einer Gruppe zuordnen. Die ROC-Analyse ergab, dass 92,7% der Patienten mit<br />

Adenokarzinom auch einen erhöhten Blutplasmaspiegel des S100A8/A9 Proteins aufweisen.<br />

Bei diesem Parameter wurde die größte Fläche unter der Kurve aller in dieser Arbeit<br />

detektierten Proteine gemessen. Eine Fläche unter der Kurve von 92,7% ist ein Beleg für die<br />

gute Trennung dieser Gruppen durch S100A8/A9 (Reg3A 91,3%; CA19-9 88,6% ; CEA<br />

83,7% ; CRP 71,8%). Einschränkend muss allerdings bedacht werden, dass S100A8/A9<br />

Proteine nicht spezifisch für Pankreaserkrankungen sind.<br />

In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass sich ein humanes entdifferenziertes duktales<br />

Adenokarzinom bei der Immunomarkierung S100A9-positiv darstellte und das S100A8/A9<br />

Proteine in verschiedenen Pankreaskarzinomzelllinien nachgewiesen werden konnten.<br />

Entdifferenzierte duktale Adenokarzinome zeigen häufig eine hochgradige entzündliche<br />

Infiltration im Tumorstroma (Hamilton 2006). Insgesamt sind entdifferenzierte<br />

Adenokarzinome aber seltene Neoplasien des menschlichen Pankreas. Häufig kommen gut<br />

bis mäßig differenzierte duktale Adenokarzinome vor, die mäßig bis wenig entzündliche<br />

Infiltration aufweisen (Hamilton 2006). Ob die S100A8/A9 Blutplasmakonzentration<br />

überhaupt mit dem Ausmaß der entzündlichen Infiltration korreliert und inwieweit die<br />

Expression und Sekretion des Proteins durch neoplastische Zellen selbst die<br />

Blutplasmakonzentration beeinflusst, bleibt ungeklärt.<br />

In dieser Arbeit wurde die CRP-Konzentration detektiert um sie mit S100A8/A9 als<br />

Entzündungsmarker vergleichen zu können. Die Patienten mit chronischer Pankreatitis<br />

unterschieden sich in dieser Arbeit in der CRP Konzentration nicht signifikant von den<br />

Gesunden. Die Plasmahalbwertszeit von CRP ist sehr kurz. Nach 12 bis 24 Stunden erreicht<br />

die Plasmakonzentration ihr Maximum und fällt dann schnell wieder ab (Pepys, Baltz 1983).<br />

Die Blutprobenentnahme fand in einer auf Pankreaserkrankungen spezialisierten Einrichtung<br />

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