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28.02.2014 Aufrufe

Literaturübersicht den Lipiddoppelschichten von Zellmembranen verantwortlich (GADELLA u. HARRISON 2000). Eine direkte Folge der Bikarbonat-induzierten Umverteilung der Phospholipide ist ein Efflux von Cholesterol aus der Spermienmembran (GADELLA u. HARRISON 2002, FLESH et al. 2001). Dieser findet in zwei Phasen statt. Zunächst kommt es zu einer Cholesterolkonzentration im Bereich der apikalen Kopfmembran, im zweiten Schritt wird das Cholesterol in Anwesenheit von Akzeptoren -wie Albumin- aus der Membran ausgeschleust (HARRISON u. GADELLA 2005, VAN GESTEL et al. 2005). Infolge des Cholesteroleffluxes nimmt die Membranfluidität zu, was eine Aggregation von sog. „lipid rafts“ im Bereich der apikalen Plasmamembran, dem Bereich der initialen Erkennung und Bindung an die Zona pellucida der Eizelle (VAN GESTEL et al. 2005, CROSS 2004), bewirkt. Lipid rafts sind funktionelle Mikrodomänen der Spermienmembran, die neben Cholesterol, Glykosphingolipiden und Sphingomyelin auch Proteine wie Glykosylphosphatidylinositol (GPI)-verankerte Proteine, Calveolin und Flotillin enthalten (VADNAIS et al. 2007). Darüberhinaus reichern sich im Zuge der Kapazitation diverse Zona-bindende Proteine in den lipid rafts an (VAN GESTEL et al. 2005, 2007). Wie unlängst gezeigt wurde, kommt es ebenfalls zu einer Umverteilung von an der Akrosomreaktion beteiligten SNARE-Proteinen (MAYORGA et al. 2007, TOMES 2007) im Bereich der raft-Aggregation (TSAI et al. 2007, 2010). Weiterhin wird vermutet, dass Phospholipidumverteilung und Cholesterolefflux im Rahmen der Umorganisation und –verteilung der lipid rafts, die Bindungsstärke diverser protektiver Membranproteine herabsetzen. Dabei kommt es zum Verlust von Dekapazitationsfaktoren, was an der Plasmamembran eine erhöhte Fusionsbereitschaft auslöst und zur Freilegung von Rezeptorproteinen führt, die an der Zonaerkennung und –bindung sowie der Akrosomreaktion beteiligt sind (HARRISON und GADELLA 2005). In diesem Zusammenhang ist auch ein spermienspezifisches Glycolipid, das Seminolipid, zu erwähnen. Bei unkapazitierten Spermien befindet es sich im äußeren Blatt der apikalen Plasmamembran (VOS et al. 1994) zur Stabilisierung, um dadurch eine Akrosomreaktion in Gegenwart niedriger Bikarbonatkonzentrationen zu verhindern (GADELLA et al. 1995). Unter dem Einfluss von Bikarbonat wandert es jedoch aus diesem Bereich in die Äquatorialregion des Spermienkopfes (GADELLA 8

Literaturübersicht et al. 1994, 1995) und ein Zusammenspiel aus der verminderten protektiven Wirkung im apikalen Bereich mit lokalen Destabilisierungsprozessen führt zu einer erhöhten Fusionsbereitschaft (GADELLA et al. 1995). Eine weitere mögliche Folge der veränderten Lipidarchitektur der Spermienmembran und des Cholesterolefflux´ ist eine Änderung der intrazellulären Ionenkonzentrationen, entweder durch Leckströme über die permeabler werdende Membran oder durch die Aktivierung spezifischer Ionenkanäle (HARRISON u. GADELLA 2005, LITVIN et al. 2003). Die Ionenkonzentration steht in engem Zusammenhang mit dem Plasmamembranpotential, welches wiederum die Aktivität von spannungs-abhängigen Ionenkanälen beeinflussen kann (VISCONTI et al. 2002). So wird ein Anstieg des intrazellulären Calciumgehaltes u. a. auf eine Aktivierung niedrigspannungsaktivierter Ca 2+ -Kanäle durch eine Hyperpolarisation der Plasmamembran zurückgeführt (VISCONTI et al. 2002, ARNOULT et al. 1999). Darüber hinaus werden jedoch auch die Inaktivierung der Ca 2+ -ATPase, die Calcium aktiv aus den Zellen transportiert, sowie die Beteiligung der Na + /Ca 2+ -Pumpe ursächlich diskutiert (FLORMAN et al. 1992, JAGANNATHAN et al. 2002). Ein weiteres spätes Ereignis im Rahmen der Kapazitation ist die Tyrosinphosphorylierung von Proteinen, welche durch die Aktivierung von Tyrosinkinasen zu Stande kommt (VISCONTI et al. 1999a, b, FICARRO et al. 2003) und an einer Reihe von Proteinen beobachtet werden kann. Im Gegensatz zur Umorganisation von Lipiden sind diese Veränderungen im Bereich des Spermienschwanzes am deutlichsten (CARR et al. 2001, FICARRO et al. 2003, DE VRIES et al. 2003). In diesem Zusammenhang wird eine Phosphorylierung von Scheidenproteinen vermutet (GADELLA u. VAN GESTEL 2004), die bekanntermaßen an der Induktion der Hypermotilität beteiligt ist (TURNER et al. 1999). Für den Ablauf der Kapazitation bestehen innerhalb der Spezies Schwein inter- und intraindividuelle Unterschiede hinsichtlich des Anteils an Spermien, welche die beschriebenen Veränderungen durchführen können (HARRISON u. GADELLA 2005, HARRISON et al. 1996, HOLT u. HARRISON 2002, GADELLA u. HARRISON 2002, FLESCH et al. 2001). Selbst innerhalb eines Ejakulates reagiert nur ein Teil der Spermien auf Kontakt mit Bikarbonat, eine andere Population des Ejakulates zeigt 9

Literaturübersicht<br />

den Lipiddoppelschichten von Zellmembranen verantwortlich (GADELLA u.<br />

HARRISON 2000).<br />

Eine direkte Folge der Bikarbonat-induzierten Umverteilung der Phospholipide ist ein<br />

Efflux von Cholesterol aus der Spermienmembran (GADELLA u. HARRISON 2002,<br />

FLESH et al. 2001). Dieser findet in zwei Phasen statt. Zunächst kommt es zu einer<br />

Cholesterolkonzentration im Bereich der apikalen Kopfmembran, im zweiten Schritt<br />

wird das Cholesterol in Anwesenheit von Akzeptoren -wie Albumin- aus der<br />

Membran ausgeschleust (HARRISON u. GADELLA 2005, VAN GESTEL et al. 2005).<br />

Infolge des Cholesteroleffluxes nimmt die Membranfluidität zu, was eine Aggregation<br />

von sog. „lipid rafts“ im Bereich der apikalen Plasmamembran, dem Bereich der<br />

initialen Erkennung und Bindung an die Zona pellucida der Eizelle (VAN GESTEL et<br />

al. 2005, CROSS 2004), bewirkt. Lipid rafts sind funktionelle Mikrodomänen der<br />

Spermienmembran, die neben Cholesterol, Glykosphingolipiden und Sphingomyelin<br />

auch Proteine wie Glykosylphosphatidylinositol (GPI)-verankerte Proteine, Calveolin<br />

und Flotillin enthalten (VADNAIS et al. 2007). Darüberhinaus reichern sich im Zuge<br />

der Kapazitation diverse Zona-bindende Proteine in den lipid rafts an (VAN GESTEL<br />

et al. 2005, 2007). Wie unlängst gezeigt wurde, kommt es ebenfalls zu einer<br />

Umverteilung von an der Akrosomreaktion beteiligten SNARE-Proteinen (MAYORGA<br />

et al. 2007, TOMES 2007) im Bereich der raft-Aggregation (TSAI et al. 2007, 2010).<br />

Weiterhin wird vermutet, dass Phospholipidumverteilung und Cholesterolefflux im<br />

Rahmen der Umorganisation und –verteilung der lipid rafts, die Bindungsstärke<br />

diverser protektiver Membranproteine herabsetzen. Dabei kommt es zum Verlust von<br />

Dekapazitationsfaktoren, was an der Plasmamembran eine erhöhte<br />

Fusionsbereitschaft auslöst und zur Freilegung von Rezeptorproteinen führt, die an<br />

der Zonaerkennung und –bindung sowie der Akrosomreaktion beteiligt sind<br />

(HARRISON und GADELLA 2005).<br />

In diesem Zusammenhang ist auch ein spermienspezifisches Glycolipid, das<br />

Seminolipid, zu erwähnen. Bei unkapazitierten Spermien befindet es sich im äußeren<br />

Blatt der apikalen Plasmamembran (VOS et al. 1994) zur Stabilisierung, um dadurch<br />

eine Akrosomreaktion in Gegenwart niedriger Bikarbonatkonzentrationen zu<br />

verhindern (GADELLA et al. 1995). Unter dem Einfluss von Bikarbonat wandert es<br />

jedoch aus diesem Bereich in die Äquatorialregion des Spermienkopfes (GADELLA<br />

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