1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...

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gegessen u. 7-8 Stunden waren wir am gleichen Tag zu Fuss gegangen,
bergauf u. bergab. An andern morgen war es mir unmöglich ohne Hilfe die
Stiege hinunter zu kommen, so waren meine Beine übermüdet u. es ging
einige Tage bis sie wieder ihren Dienst taten, wie vorher. Meine damals
noch jungen Brüder aber lachten mich weidlich aus u. spotteten, ich werde
wohl nicht so bald wieder wallfahrten gehen u. so dumme Streiche machen.
Mir aber macht diese Wallfahrt heute noch Freude u. noch sehe ich
Seite 166: die erstaunten u. verwunderten Gesichter einiger Bewohner des
ausschliesslich protestantischen Prättigauer-Dorfes Seewis. Zu leide getan
hat man uns nicht das Geringste, im Gegenteil, jeder der uns begegnete
zeigte sich hübsch höflich.
Als ich die Geschichte der lb. sl. Mutter Theresia erzählte, lachte sie u.
sagte: "das ist gut für einmal, ein zweites mal aber machen sie keine solchen
Sprünge mehr?
Seite 167: Zu Seite 83, Heft II.
Die ersten Wochen meines Aufenthaltes in Gurmels fielen mir recht schwer.
Offenbar hatte ich Heimweh u. fühlte mich verlassen. u. fremd au. allein in
dem alten, halbzerfallenen Hause. Manches bisher Gewohnte musste ich
entbehren. Bald schrieb ich an die liebe Mutter Theresia u. erzählte u. klagte
ihr meine Kreuze u. Kreuzchen. Umgehend antwortete sie mir mit wenigen
Zeilen, die mir bis heute im Gedächnis geblieben sind. Sie schrieb: "Haben
Sie stets Hochachtung vor der Armut u. vor den Armen. Das gefällt dem
lieben Gott u. gern knüpft er hieran die Gnade zu fleissiger Uebung dieser
Tugend u. zu treuer Befolgung des Gelübdes der hl. Armut. Ueben Sie
täglich die Geduld u. denken Sie oft an das hl. Haus Nazareth. - Auf dem
ärmlichen Anfang eines Werkes liegt gewöhnlich Segen für seine Zukunft."
Diese wenigen Zeilen trösteten mich.
Die Erfahrung hat bewiesen, dass der letzte Satz bei manchen Anstalten
zutrifft, die heute so gut gedeihen.
Seite 168: leer
Seite 169: Die liebe selige Mutter legte es uns bei jeder Gelegenheit ans Herz die hl.
Armut hochzuschätzen u. die Gelegenheit zur Uebung derselben im rechten
Geiste zu benützen. Es gebe ja solche in den verschiedensten Formen. Aber