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1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...

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Auch die schönste Lebenszeit verläuft nicht ohne grössere od. kleinere<br />

Leiden u. Widerwärtigkeiten. Solches erfuhr auch ich während der mir so<br />

lieben Schulzeit. Das Lernen ging mir leicht u. machte mir Freude. Manches<br />

lernte ich mühelos u. gleichsam spielend, so das Rechnen u. das<br />

Auswendiglernen. Ich erhielt oft Lob vom Lehrer. Das erweckte in den<br />

obern Klassen manchmal<br />

Seite 8:<br />

Neid, besonders bei zwei Klassenmitschüler, Nachbarskinder. Sie lernten<br />

ungern, begriffen schwer, benahmen sich aber anmassend, grob u. stolz. Sie<br />

waren auch gross u. stark gewachsen u. ihrer Kraft wohl bewusst. Ihre<br />

Mutter hatten sie ganz früh verloren u. der Vater, sonst ein braver Mann, war<br />

über den Tod seiner heissgeliebten Frau etwas menschenscheu geworden u.<br />

so lebten diese Kinder allein mit ihrem Vater, der sie wohl nie zurechtwies.<br />

Es ärgerte sie, wenn ich gelobt wurde. Wenn gar der Lehrer hie u. da die<br />

Unklugheit beging meine Antworten ihnen als Beispiel vorzustellen, um sie<br />

zu beschämen, dann weh mir auf dem Heimwege., wenn ich nicht zu<br />

entwischen kam. Sie riefen mir Schimpfnamen, rissen mich an den Zöpfen u.<br />

schlugen hie u. da tapfer auf mich los mit den Worten: wenn du es dem<br />

Lehrer sagst, bekommst du das nächste mal mehr. Ich merkte mir das. Nie<br />

habe ich sie beim Lehrer verklagt, ja nicht einmal bei meiner Mutter, um sie<br />

nicht zu betrüben und meine <strong>Schwester</strong>, die es hie u. da gesehen, bat ich<br />

hierüber zu schweigen. Ja oft verschwieg ich beim Kopfrechnen u. auch<br />

andern Fächern dem Lehrer die richtige Antwort, um die bösen Kinder nicht<br />

zu reizen. Geweint aber habe ich deswegen nie mehr, denn ich war schon zu<br />

stolz dazu u. mochte es denen meinen Feinden nicht zu liebe tun.<br />

Seite 9: In der obersten Klasse waren wir die zwei letzten Schuljahre nur 8 Schüler, 3<br />

Mädchen und 5 Knaben. Ich hatte meinen Platz stets neben Marie Krättli,<br />

der spätern Mutter der beiden Kapuziner Pater Vitus u. P. Leonhard Gadient.<br />

Wir waren stets gut freund und wetteiferten im Lernen. Unser Pensum hatten<br />

wir stets leicht u. schnell gelöst u. so mussten wir warten bis die langsamen<br />

Knaben fertig hatten. Hie u. da hatten wir Mitleid mit ihnen u. gaben ihnen<br />

unsere Arbeit zum Abschreiben. Der Lehrer konnte nicht überall<br />

nachkommen, er hatte zu viele Klassen, u. so drückte er denn wohl<br />

manchmal die Augen zu. Ach wie viel Zeit haben wir 2 Mädchen auf der<br />

Schulbank tot geschlagen, weil wir keine richtige Beschäftigung hatten. Der

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