1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
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meinem Leben jemanden auf sinnliche Weise liebe u. dass ich nie <strong>von</strong><br />
jemanden auf sinnliche Weise geliebt werde. Ich meine, der liebe Heiland<br />
hat mich erhört. Nun begriff ich leichter, dass er sich nie im geringsten<br />
kränkte, wenn er Widersacher hatte. Möchte nur alles zum Heile der Seelen<br />
geschehen, war dann seine Rede. Einst kamen wir auf die katolischen<br />
Ordensgenossenschaften zu sprechen. Ich liebe u. hochschätze alle<br />
Ordensleute, als bevorzugte Kinder der Kirche, sagte er. Am liebsten aber<br />
habe ich die Kapuziner u. alle Franziskuskinder der 3 Orden. Sie sind<br />
diejenigen, <strong>von</strong> welchen unser Volk u. wir Priester am meisten Hilfe haben".<br />
Er war den Kapuzinern<br />
Seite 98:<br />
ein grosser Wohltäter u. kranken u. alten Patres liess er oft etwas Stärkendes<br />
zukommen. Er trat auch dem 3.ten Orden bei u. war u. blieb ein eifriges<br />
Mitglied bis zu seinem Tode. Seine Köchin erzählte uns: "Sobald er<br />
Ordensmitglied war, entäusserte er sich alles Ueberflüssigen. Seither besitzt<br />
er stets nur noch 2 Paar Schuhe (gröbere Lederschuhe) Wird ein Paar<br />
schadhaft, lässt er sie ausbessern u. schenkt sie einem Armen. Aehnlich<br />
macht er es mit seinen andern Kleidungsstücken. Seine schönen, leinenen<br />
Hemden, die ich selbst gesponnen (sie beschäftigte sich im Winter auch mit<br />
spinnen), hat er f bis auf 6 St. alle den Armen gegeben. Seine grosse<br />
Wohltätigkeit kam erst nach seinem Tode so recht an die Oeffentlichkeit. Er<br />
bemühte sich nämlich stets seine guten Werke geheim zu halten u.<br />
bevorzugte stets die verschämten Hausarmen. In spätern Jahren, als er u.<br />
seine Köchin wegen Gicht in den Fingern nicht mehr wohl konnten, musste<br />
ich monatlich seine Geldrollen machen, d. h. viele Paketchen mit 3-5-10-15<br />
frcs. Inhalt. Diese übergab er heimlich an Hausarme u.s.w.<br />
Einfachheit, gerades, gerechtes Wesen u. wahre Herzensdemut waren<br />
Grundzüge seines schönen, goldlauteren, edlen Charakters.<br />
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Seite 99:<br />
<strong>Erinnerungen</strong> <strong>von</strong> Schw. <strong>Cassilda</strong> <strong>Joos</strong>. III. Heft.<br />
Auch eine andere grosse Wohltäterin gab uns die göttliche Vorsehung in der<br />
Person der Mademoiselle Marie de Fégely de Vivis. Diese ausgezeichnete<br />
Dame gehörte einem der vornehmsten Patriziergeschlechter Freiburgs an,<br />
war aber die letzte ihres Namens. Ihr Vater war französischer Marechal