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1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...

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sprach er auch über grosse körperliche Strengheiten vieler Heiligen, die wir<br />

nicht nachahmen können. Um uns aber doch zu christlicher<br />

Selbstüberwindung u. Abtötung zu ermuntern, sagte er, obschon er sonst<br />

selten <strong>von</strong> sich selbst redete, folgendes: "An den gewöhnlichen Tagen des<br />

Jahres mache ich es mit dein Fasten so: Am Sonntag faste ich nicht, am<br />

Montag faste ich den Wein, am Dienstag den Zucker, am Mittwoch u.<br />

Samstag das Fleisch, am Donnerstag den Käse u. am Freitag den Caffee.<br />

Nun ratet, rief er lachend, was mich am meisten kostet? Den Caffee zu<br />

fasten, ja, den Caffee, das kostet mich viel, alles andere wenig". Er ass<br />

nämlich nur dreimal<br />

Seite 96:<br />

im Tage. Am morgen Kaffee mit Brot u. Käse, um halb 12 Uhr Mittagessen<br />

u. abends 6 Uhr Kaffee mit Zubehör. An den gebotenen Fasttagen und<br />

während der 40-tägigen Fasten fastete er streng nach kirchlicher Vorschrift,<br />

bis ins Alter. Wir konnten beobachten, dass er, wenn Ostern nahe war, aus<br />

Schwäche ohne Stütze fast nicht mehr gehen konnte. Sobald aber die<br />

Fastenzeit vorbei war erholte er sich auffallend schnell. Von uns <strong>Schwester</strong>n<br />

jedoch verlangte er an den Fasttagen nur sehr wenig,<br />

Dass er sich stets in strenger Selbstzucht hielt geht auch aus folgendem<br />

hervor: Als 80 jähriger Greis erzählte er mir einst bei heiterer Laune: Als ich<br />

noch bei den Jesuiten in Freiburg 14 jähriger Student war, führte uns einst<br />

der Spaziergang durch einen Wald, worin reife Heidelbeeren waren. Ich<br />

suchte recht viele zu pflücken u. zu essen, denn ich liebte sie sehr. Abends 5<br />

Uhr war eine Unterrichtsstunde. Bevor die Lektion begann schaute uns der<br />

gestrenge Hr. Professor scharf an u. sagte dann zu mir: "Peter, geh an den<br />

Brunnen u. wasche deinen Mund". Ich gehorchte stillschweigend, schwur<br />

aber in meinem Zorn schon auf dem Wege, niemals mehr in meinem Leben<br />

Heidelbeeren zu essen u. ich habe es pünktlich gehalten bis heute. Obschon<br />

er die Heidelbeeren so sehr liebte, benützte er diese Gelegenheit zur<br />

Abtötung.<br />

Weiter erzählte er: Während den Exerzitien vor dem Empfang der undern<br />

Weihen, fasste ich den Vorsatz nie mehr zu rauchen. Ich habe ihn niemals<br />

gebrochen, sondern getreulich gehalten bis heute. Ein andermal erzählte er<br />

mir: Beim Empfang der höhern Weihen durften wir drei besondere Wünsche<br />

tun. Einer <strong>von</strong> den meinigen war: ich bat den lieben Heiland, dass ich nie in

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