1933-Erinnerungen von Schwester Cassilda Joos - Burgenverein ...
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Mangel an Intelligenz schliessen lässt. In spätern Jahren konnte ich<br />
ähnlichen Vergleich ziehen zwischen Oberiberg u. Muotathal, so dass es mir<br />
schwer erklärlich schien, wie dort in so geringer Entfernung der<br />
Volkscharakter so verschieden sein kann.<br />
Seite 87:<br />
Seite 88:<br />
Gegen Ende November erhielt ich ein Schreiben vom Oberamt in Murten,<br />
worin mir mitgeteilt wurde, es werde nächste Tage eine <strong>Schwester</strong> <strong>von</strong><br />
Ingenbohl eintreffen um die Arbeitsschulen der zur Pfarrei Gurmels<br />
gehörenden Gemeinden Liebistorf, Cordast, Wallenried, sowie auch der<br />
Gemeinden Bärfischen u. Grissach zu übernehmen. Die <strong>Schwester</strong> werde bei<br />
mir in Gurmels wohnen. Dies geschehe im Auftrag der Erziehungs-Direktion<br />
Freiburg. Für ein Bett werde die Gemeinde Cordast sorgen. Ich war ganz<br />
erstaunt u. höchst überrascht über diese Mitteilung, denn ich hatte vorher<br />
nicht das Geringste hie<strong>von</strong> gehört. oder vernommen. Die ganze Sache kam<br />
mir sonderbar, ja fast bedenklich vor. Bald kam mir der Gedanke: vielleicht<br />
will dich der liebe Gott auf diese Weise erhören, lasse du allem freien Lauf. -<br />
Ich begab mich sogleich zum Hr. Pfarrer u. zeigte ihm das Schreiben. Auch<br />
er war erstaunt, denn auch er hatte keinerlei Kenntnis <strong>von</strong> der Sache. Im<br />
übrigen teilte er genau meine Ansicht. Nun begrüsste ich noch den<br />
Gemeindeammann. Auch er sagte, es sei ihm <strong>von</strong><br />
keiner Seite eine Mitteilung über diese Sache zugekommen, er habe auch<br />
nichts da<strong>von</strong> gehört. Er selbst habe nichts gegen diese Einrichtung u. er<br />
glaube, auch niemand in der Gemeinde habe etwas dagegen, die Leute seien<br />
gut gesinnt gegen <strong>Schwester</strong>n. Er beobachtete auch mein Erstaunen u. sagte<br />
lächelnd: "Wissen sie, die Gemeinde steht seit einiger Zeit unter Couratel,<br />
wegen früherer Misswirtschaft. Ich bin nur so ein Strohkönig, befohlen wird<br />
in Freiburg." Ich war vorläufig beruhigt. Was es heisst, unter Couratel<br />
stehen, erfuhr ich erst nach u. nach. - Am folgenden Tage brachte die<br />
Gemeinde Cordast ein vollständiges neues Bett. Ich liess es in mein Zimmer<br />
stellen. Und am 3.ten Tag, gegen 9 Uhr abends, es war ganz finster, klopfte<br />
es an der Haustüre. Und wirklich, eine <strong>Schwester</strong> stand da. mit schwerer<br />
Reistasche in der Hand. Es war die Novizin Schw. Agapita Eisengrein. Sie<br />
war totmüde u. erzählte, sie komme <strong>von</strong> der Eisenbahn-Station Düdingen zu<br />
Fuss u. sei wohl 2 - 2 1/2 Std. auf dem Weg gewesen. Bei Klein-Gurmels<br />
habe sie die Richtung gegen Laupen einge-